Dragon Love von Listle (Wenn Drachen lieben lernen...) ================================================================================ Kapitel 1: *+~Truly Home~+* --------------------------- Dunkelheit... tiefe Dunkelheit... und nichts was sie vertreiben könnte... doch ein kleiner Lichtstrahl... kaum zu sehen... kämpft sich durch die Dunkelheit hindurch... und wer weiß... vielleicht vermag dieser Lichtstrahl die tiefe Dunkelheit in seinem Herzen zu vertreiben... Ein lauter Knall ließ Seto zusammenzucken. Er war mitten in einer wichtigen Diskussion und einer der Anwesenden hatte gerade wütend mit seiner Faust auf die Tischplatte geschlagen. Müde und Erschöpft griff Seto sich an die Stirn. Sie fühlte sich etwas warm an, oder bildete er sich das nur ein? Ein entkräfteter Seufzer entrang seiner Kehle und als er sich erhob zog er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. "Meine Herren", seine Stimme klang kratzig und rau während er sprach, "wie es scheint kommen wir heute zu keinem vernünftigen Ergebnis mehr. Am besten wir verschieben die Besprechung auf ein andermal." Ein zustimmendes Murmeln ging durch die Runde, begleitet von eifrigem Sesselrücken und rascheln von Papier. Nur Seto ließ sich wieder in den Sessel sinken und schloss die Augen. Müdigkeit... Erschöpfung... jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. "Seto Kaiba... ihre Limousine wartet bereits..." Langsam erhob sich der junge Firmenchef, nahm seinen Aktenkoffer und machte sich auf den Weg nach unten. Vom Fahrstuhl aus hatte er eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Die Sonne ging bereits unter. Es war wieder mal ziemlich spät geworden. Früher hatte Mokuba immer gesagt, Seto solle nicht so spät nach Hause kommen. Aber diese Zeiten waren schon lange vorbei. Inzwischen beschäftigte sich der junge Kaiba mehr mit seinen Freunden als mit seinem großen Bruder und das verletzte Seto sehr. War doch Mokuba der einzige, der ihm Trost und ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Als Seto unten ankam wurde er bereits von seinem Fahrer empfangen. Die Fahrt dauerte nicht lange. Bei der großen Kaiba-Villa angekommen verließ der Junge das Auto und deutete dem Fahrer, dass er nach Hause fahren sollte. Seto wartete bis das Fahrzeug um die Ecke gefahren war ehe seine steinerne Miene einem traurigen und verlassenem Gesichtsausdruck wich. Erneut fühlte Seto etwas in seinem Körper, ein Gefühl, das sich seit geraumer Zeit immer häufiger einschlich. Dann verschwand seine Konzentration und er wusste nicht mehr, was er tat. Vor einigen Tagen war dies während eines Simulationsduell geschehen und ohne es wirklich zu wollen überlastete Seto das System und brachte es zur Explosion. Er selbst hatte nicht mehr als eine tiefe Schnittwunde am Arm und ein paar kleinen Kratzern an seinem Körper abbekommen, doch das Labor war in Schutt und Asche gelegt. Damals war sich Seto diesem Gefühl das erste mal richtig bewusst geworden. Schweren Herzens öffnete er das große Tor und durchquerte den dunklen Garten. Er dachte an Mokubas wütendes Gesicht, wenn er wieder so spät nach Hause kommen würde. Und an seine strafende Worte, die immer das gleiche vermittelten: Arbeite nicht soviel. Seto atmete noch mal tief durch ehe er die Tür zu seinem Heim öffnete. Dunkelheit... und kein Lichtschimmer, der sie Durchbrach. Seto fühlte sich schwach. Seine Knie drohten nachzugeben und er wäre beinahe auf den Boden gestürzt. Mokuba hatte seinen Bruder nicht empfangen. Seto hätte es wissen müssen. Diese Zeiten waren schon zu lange vorbei. Das Gefühl in Setos Herzen wurde immer stärker und stärker. Er sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Also wagte er es endlich das Auszusprechen, was ihn schon seit vielen Tagen belastete: "...ich fühle mich so einsam..." Müde schleppte er sich auf sein Zimmer. Gleichzeitig dachte er über seine Gefühle nach. Er sehnte sich nach jemanden. Nach jemandem, der ihm ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit gab. Nach jemanden, der ihn in die Arme schließen würde, wenn es ihm schlecht ging, oder der ihn trösten würde, wenn er mal traurig war. Der mit ihm schimpfen würde, wenn er wieder mal zuviel arbeitete oder der sich um ihn kümmerte, wenn er Fieber hatte oder Verletzt war. Zwar war da noch Mokuba, aber der entfernte sich immer weiter von Seto. Als er in seinem Zimmer angekommen war ließ er seinen Koffer einfach neben der Tür stehen. Er würde die Notizen ein andermal durchgehen. Heute war er einfach zu erschöpft. Mit letzter Kraft ließ Seto sich ins Bett fallen. Den Mantel und die Arbeitsklamotten wollte er sich nicht ausziehen. Er wollte einfach nur schlafen... nur schlafen... Doch etwas störte Setos Schlaf. Es war hart und eckig und grub sich unangenehm in seine Hüfte. Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Seine Kartenbox. Mit einer Hand löste er sie vom Gürtel und zog sein Deck aus der Box, die daraufhin auf den Boden fiel. Mühsam suchte Seto sein Deck durch bis er sie schließlich gefunden hatte... seine drei weißen Drachen mit eiskaltem Blick... Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen. Wie schön es doch wäre, wenn sie bei ihm wären... dann wäre er nicht so einsam... Setos Augenlieder wurden schwerer und schwerer und ehe er sich versah war er auch schon eingeschlafen. Seine Karten glitten ihm aus der Hand und verteilten sich wirr auf dem Boden. Die letzten Strahlen der Sonne beleuchteten Setos Gesicht ehe sie gänzlich hinter der Dunkelheit der Nacht verschwand. Seto schlief tief. Tief genug um nichts von alldem mitzubekommen, was sich in dieser Nacht noch ereignen würde. Er sah nicht, wie seine drei weißen Drachen auf dem Boden plötzlich zu leuchten begannen und etwas aus ihnen heraustrat. Aus dem unförmigen Gas bildeten sich drei eisblaue Kugeln - die Seelen der Drachen. Sie tanzten in der Luft, fast so wie kleine Elfen. Neckisch schwirrten sie um Seto herum, als wollten sie sich verabschieden, ehe sie nacheinander durch den kleinen Spalt im Fenster hinaus in die Finsternis flogen. Die drei Kugeln stiegen so hoch in die Luft, dass sie die gesamte Stadt sehen konnte. Seto Kaiba hatte die Drei immer gut behandelt, hatte sie sogar Obilisk dem Peiniger bevorzugt. Und er hatte sie immer mit, bei jedem Duell. Die drei weißen Drachen mit eiskaltem Blick konnten einfach nicht anders als ihrem Meister zu helfen. Jetzt war die Zeit gekommen ihr wahres Zuhause aufzusuchen und es zu Seto zu bringen. Vielleicht würde so seine Einsamkeit verschwinden... doch die drei mussten sich beeilen. Sie mussten alles erledigt haben, ehe Seto am nächsten Tag von der Schule nach Hause kommen würde. Sonst wäre alles umsonst gewesen. So schnell sie konnten rasten die Drachen über die Stadt hinweg Richtung weites, blaues Meer. Als Seto am nächsten Morgen erwachte viel sein Blick als erstes auf die Karten, die noch immer auf dem Boden verstreut waren. Er schloss noch mal kurz die Augen ehe er sich aus dem Bett mühte. Er war zu früh aufgewacht, sein Wecker hatte noch nicht geklingelt. Schlaftrunken schnappte Seto seine Karten, stapelte sie und legte sie dann auf seinen Schreibtisch. Nachdem er sich noch ein paar Mal gestreckt hatte, ging er ins Bad. Eine kalte Dusche würde ihm sicher helfen. Als er sich seinen Mantel und das Hemd ausgezogen hatte fiel sein Blick auf den Verband, der an seinem linken Oberarm befand. Eine tiefe Schnittwunde die von der Explosion im Labor herrührte. Langsam wickelte er den Verband ab und betrachtete die Wunde. Sie sah wirklich schrecklich aus. Seto kamen Zweifel ob es eine gute Idee gewesen war die Wunde nicht behandeln zu lassen. Er hatte einfach zuviel zu tun gehabt und war deshalb nicht ins Krankenhaus gefahren. Ist doch nur ein Kratzer, hatte er damals zu seinen Angestellten und Mokuba gesagt. Doch vielleicht hatten sie recht gehabt. Vielleicht hatte Seto sich geirrt. Nun ja, jetzt ließe sich sowieso nichts mehr daran ändern. Seto zog sich fertig aus und ging dann endlich duschen. Das kalte Wasser auf seiner Haut machte ihn wieder wach. Doch das Gefühl würde wieder verschwinden sobald er die Dusche verließ. Angestrengt dachte Seto nach. Was konnte er machen um zu verhindern, in der Schule einzuschlafen. Es war in letzter Zeit bereits öfter vorgekommen, dass er während des Unterrichts einnickte. Er hatte sogar schon mal ne halbe Stunde verschlafen. Doch das durfte nicht noch mal passieren. Seto musste sich zusammenreißen, koste es was es wolle. Als er mit duschen fertig war zog Seto sich seine Schuluniform an. Er knöpfte sie fertig zu während er in sein Zimmer zurück ging. Seto achtete nicht auf den Weg und wäre beinahe über seinen Aktenkoffer gestolpert. Erst jetzt viel ihm die Arbeit ein, die nach der Schule noch auf ihn wartete. Ein kalter Schauder lief ihm den Rücken runter. Es war eindeutig schon zu lange her, dass er sich einen Nachmittag freigenommen hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet Seto, dass er noch ungefähr eine Stunde Zeit hatte, ehe er los musste. Diese Gelegenheit nutzte er, schnappte sich seinen Koffer und begann damit seine Notizen Detail für Detail durchzugehen. In seine Arbeit vertieft vergaß Seto die Zeit. Erst als der Staubsauger im Zimmer unter ihm anging warf er wieder einen Blick auf die Uhr. >Verdammt, schon so spät?!< Seto stockte. Hastig packte er seine Notizen weg, schnappte sich seine Schultasche und lief nach unten. Sein Fahrer unterhielt sich gerade angeregt mit dem Gärtner, doch als er Setos wütenden Blick sah erstarb sein fröhliches Gesicht. Blitzschnell stand er wieder neben dem Wagen und hielt seinem Chef die Tür auf. Kurz darauf stieg auch er ein. "Sie wissen ganz genau, um welche Zeit sie mich zur Schule fahren sollen! Wieso haben sie nicht gehupt, als ich nicht gekommen bin?!" Er klang ziemlich sauer. Der Fahrer schluckte ängstlich. Er wollte jetzt nichts falsches sagen und Seto vielleicht noch wütender zu machen: "Ich... ich dachte, sie hätten noch etwas wichtiges zu erledigen. Ich wollte sie nicht stören..." Zur Erleichterung des Fahrers atmete Seto einmal tief durch und stöhnte dann: "Ich ersticke in Stress und Arbeit... wenn das so weitergeht verlier ich bald mein gesamtes Zeitgefühl..." Der Fahrer wollte zwar seine Meinung sagen, verkniff es sich jedoch. Er war sich nicht sicher ob die Laune seines Chefs sich tatsächlich so schnell gelegt hatte. Immerhin war dies sonst auch nicht der Fall. Die drei weißen Drachen waren endlich angekommen. Zwar hatte es die ganze Nacht gedauert, doch schließlich hatten sie es geschafft. Sie hatten das Land erreicht, aus dem sie kamen: Ägypten. Doch auch wenn sie im richtigen Land waren, ihre Heimat hatten sie noch immer nicht gefunden. Ihr wahrer Körper lag irgendwo versteckt zwischen den Menschen hier. Nachdenklich umkreisten die drei Kugeln die spitze einer alten Pyramide. Wo sollten sie anfangen zu suchen? Doch die drei Drachen wussten, wo ihr Körper sein musste. Ein Mensch ohne Seele lebte zwar, ist jedoch in einer Art Trancezustand gefangen. Also musste ihr Körper im Krankenhaus sein. Schnell rasten die drei eisblauen Kugeln zum größten und auch modernsten Gebäude in der Nähe... in der Hoffnung, das richtige Krankenhaus zu finden. Die kleinen Kugeln flitzten von einem Fenster zum nächsten. Irgendwo musste es doch zu finden sein. Plötzlich raste einer der Drei zu seinen Freunden und schwirrte wie irre um sie herum: er hatte das richtige Zimmer gefunden! Die drei Kugeln flogen zu einem Fenster im 5ten Stock. Es stand völlig offen und ermöglichte ihnen so ein leichtes eindringen. Das Zimmer, in dem sie waren, war ziemlich groß und es standen auch viele Betten darin, doch nur eines war belegt. Und zwar das, genau neben dem Fenster. Die drei Kugeln tanzten über dem Mädchen, dass in dem Bett lag. Ihre langen, eisblauen Haare breiteten sich um sie herum aus und ihre schneeweiße Haut glänzte im Schein der Morgensonne. Ihre Augen waren zwar zur Hälfte geöffnet, doch schienen sie leer und ohne Empfindungen zu sein. Glücklich, endlich ihren wahren Körper gefunden zu haben schwirrten die Kugeln immer näher und näher um das Mädchen herum, bis sie schließlich ihre Haut berührten. Als wäre durch die Berührung eine innerliche Blockade gefallen verwandelten sich die drei Kugeln in ihre Drachengestalt. Einer der Drachen legte seinen Kopf auf den Bauch des Mädchens, während die anderen Beiden sie an Armen und Beinen anstupsten. Doch das Mädchen reagierte nicht. Liebevoll lösten die drei Drachen sie von den Infusionen und Geräten und schlangen sich dann um ihre schlanke Taille. Sie würden sie mitnehmen und zu ihrem Meister bringen... dann würde er nicht länger einsam sein... Die drei weißen Drachen mit eiskaltem Blick brüllten so laut sie konnten, ehe sie sich mitsamt dem Mädchen in eine einzige, große, blaue Kugel verwandelten und durch das Fenster davonflogen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das war mal das erste Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Da gestern mein Internet nicht funkte hab die die ganze Zeit geschrieben und geschrieben. Manche Stellen sind echt gut geworden, andere find ich zum davonlaufen, aber ich hoffe sie ist halbwegs gut geworden. Über eure Kommis würde ich mich natürlich sehr freuen. Cya, Listle ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)