Die Schwester... von Legion (aus alter Zeit) ================================================================================ The Hunt Begins and Caine, The First. ------------------------------------- Die Schwester Teil 3 So, jetzt wussten die Freunde also bescheid. Über den Geist des Puzzles, was damals geschehen war und was auf sie zu kommen würde. Das bedeutete, dass sie jetzt trainieren würden. Sie würden auf keinen Fall zu lassen, dass die Welt vernichtet würde. Doch letztendlich hing alles an diesem kleinen Schüler mit Namen Yugi. Würde er seinem Schicksal gerecht werden? Oder würde er daran zerbrechen? Das... wird die Zeit zeigen. Die Zeit wird es Zeigen... Mai stand in der Nacht in ihrem leichten Schlafanzug, sprich: fast nackt, am Balkonfenster und sah in die Nacht. " Meine Eltern waren reich und ich war alleine, nun bis auf April. Wir sind viel umgezogen. Deshalb hatte ich keine Freunde. Ich war immer alleine. Nur April war da. Selbst als ich erwachsen war, hatte ich niemanden. Niemanden zum Reden. Niemanden, dem ich meine Gefühle oder meine Sorgen anvertrauen konnte. April war weggezogen. Später entdeckte ich Duel Monsters. Die Harpyien wurden zu meinen Freunden. Obwohl sie nur Figuren auf Spielkarten waren. Dann traf ich diese beiden Typen. Den Zwerg und das aufgeblasene Großmaul." " Und dein Leben veränderte sich mit einem Schlag gewaltig." Sally trat hinter sie und schlang ihre Arme um Mais Hüfte. " Du bist nicht mehr alleine. Es gibt Leute, die dich um deiner Selbstwillen mögen. Leute, die dich lieben. Du hast gute Freunde, die alles für dich tun würden." " Klingt gut." " Ist es auch." " Yugi!" Am nächsten Morgen in der Schule. Die Freunde unterhielten sich gerade, da stand Sally in der Tür und rief. " Los!" Sie hatte ein ziemlich dickes Deck in der Hand. Yugi lächelte. " Dann ist es Zeit für ein Duell!" Beide saßen an Yugis Tisch. " Okay, die Regeln: 8000LP. Für Monster mit Stufe 5 oder 6 muss ein Monster vom Spielfeld geopfert werden, bei Level 7 sind es zwei und bei Göttermonstern 3. Fusionsmonster können nicht im selben Zug angreifen, in dem sie erschaffen wurden." " Kapiert. Du fängst an." Yami-Yugi war ja richtig nett. " Dann spiele ich den Herrn der Drachen im Angriffsmodus. Und diese Karte verdeckt in zweiter Reihe." Sehr schön. Der Auserwählte musste nachdenken. Letztendlich aber spielte er ein Monster verdeckt und eine Karte für später. " Dann spiele ich jetzt auch ein verdecktes Monster und habe hier das hier." War ja klar. Schon konnte sie zwei Drachen aus der Hand aufs Feld holen. Oh, verdammt. Ein Fluch des Drachen und ein Rotauge. " Ich nehme den Überläufer und opfere dein Rotauge um ein Monster verdeckt zu rufen." Beide waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie den Menschenauflauf gar nicht bemerkten, der sich wie eine Traube um sie gebildet hatte. Dann kam es dicke. " Ich spiele das hier und dann Fusion!" Yugi holte den Totenkopfritter aufs Feld. " Niedlich, Yugi. Aber ich hab' auch noch so was in der Tasche. Fusion!" Sally beschwor die heilige Johanna. " Und solange diese Karte aktiv ist, kannst du mir bei Fee-Monstern keinen Schaden zufügen!" Schließlich und endlich stand es fünfzig: fünfzig. Yugi war dran. " Ich rufe den schwarzen Magier!" Wie konnte es auch anders sein? Er hatte fertig. The Hunt Begins and Caine, The First. " Nicht schlecht, Yugi. Wirklich nicht schlecht." Sally sah zu Joey rüber. Der bekam grade eine Gänsehaut, so wie sie es tat. " Keine Sorge, Joey. Wir beide spielen heute auch noch mal. Ich hoffe, du hast..." Das Klingeln unterbrach sie mitten im Satz. Pause. Die Freunde saßen zusammen. " Kaum zu glauben. Wir Pfeifen sollen die Welt retten. Na, das kann ja heiter werden.", meinte Tristan. " Besonders, wenn man wie du, schlechter spielt als Joeys kleine Schwester.", lachte Sally. " Serenity?", war Joey gleich alarmiert. " Was hat meine kleine Schwester damit zu tun?" " Ganz einfach. Mai und ich statten ihr regelmäßig Krankenhausbesuche ab. Außerdem haben wir ihr beigebracht, wie man Duel Monsters spielt." " Jetzt echt?" " Dann sollten wir Tristan vielleicht rausschmeißen und stattdessen Serenity holen.", kommentierte Thea. " Hey! Das ist unfair!", heulte Tristan fast los. " Hey, besuchen wir doch heute mal alle zusammen Joeys Schwester. Sie wird sich freuen.", schlug Yugi vor. " Außerdem kann sie duelltechnisch Tristan in den Hintern treten.", lachte Thea. Okay. Nur Joey fühlte sich dabei nicht so gut. " Was hast du denn, Joey?", fragte Yugi besorgt. " Es ist nichts." " Falsch, Joey. Wenn man mit so einem Gesicht " Es ist nichts." sagt, dann ist definitiv etwas. Also?", bohrte Thea weiter. Joey seufzte tief. " Okay. Weißt ihr, ich habe Angst, dass meine Mutter da sein könnte. Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit unsere Eltern Serenity und mich getrennt haben." Oh. " Keine Sorge, Joey. Sie ist deine Mutter. Das bedeutet, dass sie dich liebt. Du bist ihr Sohn. Sie kann dich gar nicht hassen." Jetzt seufzte Sally. " Du kannst wenigstens froh sein, deine Mutter sehen zu können." Plötzlich blieben sie stehen. Schon alleine wegen der plötzlichen Reaktion von Sally, Joey und Yugi. " Ein Spiel der Schatten!", zischte Caine. " Serenity!", rief Joey noch und preschte los. Bei Isis! Vor Serenitys Zimmer standen einige Leute erschrocken herum. " Was ist hier los?", rief Sally. " Da... da...", stotterte eine Krankenschwester und zeigte mit zitteriger Hand auf die schwarze Wolke, die etwas zur Tür heraus quoll. Bevor irgendjemand noch was sagen konnte, verschwand Joey schon in dem Wabern. " Hinterher." Yami-Yugi. Er und Sally folgten ihrem Freund. Tatsache. Ein Spiel der Schatten. " Ah, Pharao. Nett, dass Ihr vorbei seht." Das war Linoge! Er duellierte sich mit... " Mai!", rief Joey. Mai gegen Linoge. Vor dem jeweiligen Duellanten schwebten einige Karten über dem Boden. Fast so wie bei den Duel-Disks. Nur hier war es Magie. Auf beiden Seiten der Duellanten standen große Tonstatuen, die ihnen ähnelten. Noch insgesamt 6 bei Linoge, bei Mai dagegen nur 4. " Ushebtis.", zischte Sally. Eigentlich waren Ushebtis ja so was wie Sündenböcke für die Toten, wenn sie vor Osiris antanzen mussten um sich dem Totengericht zu stellen. " Joey!" Fassungslos sah Joey, wie dort Serentiy in ihrem Bett kauerte. Gehalten von der Mutter. " Was hast du mit ihnen gemacht!?", schrie der neue Medjai wütend. Er hatte jetzt das Schwert des Horus in den Händen. " Das heilige Zauberschwert des Horus?", zischte Linoge. " Aber egal. Wenn du es unbedingt wissen willst, Medjai. Dieses dumme Frauenzimmer hat anscheinend etwas dagegen, dass ich deine Schwester..." Eine Energieexplosion beendete den Satz. Joey war auf ihn zu gerannt um ihn anzugreifen. Jetzt lag er bewusstlos auf dem Boden. " Joey!" " Hier geblieben, Weibsbild.", warnte Linoge Mai. " Solltest du jetzt abbrechen, gehört deine Seele MIR." " Sally, was geht hier vor?", rief Serenity tränenblind. Sie kauerte jetzt bei Joey. " Du wirst meiner... Familie und meinen... Freunden nichts tun,... Arschloch. Nicht solange ich lebe." Joey war langsam aufgestanden. Etwas wackelig hielt er das Schwert des Horus fest in seinen Händen. " Chaoszauberer, erscheine.", gab Linoge etwas genervt-gelangweilt von sich. Tatsache. Aus einem Wabern entstand der Chaoszauberer. 2300/ 2000. " Vernichte diesen jämmerlichen Medjai." Sofort feuerte das Schattenmonster mit Energiebällen auf Joey. Doch der blieb standhaft. " Ich habe Mai gesagt, sie sei es." Hielt das Schwert vor sich und blockte die Angriffe. Hm? Das Puzzle begann hell zu leuchten. Sally hielt Yami-Yugis Hand. Thea die andere. Auf seiner Stirn leuchtete hell das Horusauge. Jetzt würde sich... " Ich rufe dich, schwarzer Magier!" Der schwarze Magier gehorchte dem Ruf des Pharaos. Wie er es schon damals getan hatte. Fünftausend Jahre zuvor. Während der schwarze Magier den Chaoszauberer zerbröselte, stürmte Joey auf Linoge zu. Doch da schrie Mai. " Mai!" Sie war getroffen worden und fiel in Joeys Arme. Schwach sah sie ihn an und murmelte: " Da hab' ich's wohl vergeigt." " Ich hol' dich zurück, Mai. Ich versprech' es dir!" Aber das hörte Mai schon nicht mehr. Ihre Seele war im Reich der Schatten verschwunden. Während er Mai fest an sich drückte und schluchzte, erschien eine ziemliche Monsterhorde vor den anderen Freunden. Alles Drachen. " Okay, Arschloch.", knirschte Sally. " Entweder du rückst Mais Seele gleich wieder raus, oder dir geht's verdammt dreckig." Aus den vielen Monstern wurden drei ziemlich mächtige. " Was willst du sonst tun, Ankh-sun-Amun? Ra rufen?" Die restlichen Monster verschwanden und da oben leuchtete eine Kugel. Wieder knurrte Sally. " Genau." Linoge wurde etwas bleich. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Sally ballte die Hände zu Fäusten und überkreuzte sie bei gesenktem Kopf über ihrer Brust. " Große Bestie am Himmelszelt, höre den Ruf aus der Schattenwelt. Steig' aus der Kugel, ich brauche dich, schnell. Bring mir den Sieg in diesem Duell. Überzieh die Wüste mit deinem Glühn und lass deinen Zorn auf meinen Feind nieder gehn. Lass die Macht frei, die tief in dir steckt. Ich bin derjenige, der dich erweckt. Erscheine in diesem Schattenspiel. Mit dir zu siegen ist mein Ziel, geflügelter Drache des Ra!" Linoge wich merklich zurück. " So schnell gebe ich nicht auf, Priesterschlampe.", zischte er. Das letzte Wort hätte er sich verkneifen sollen. Sallys Augen wurden zu Schlitzen. Jetzt wurde Linoge kreidebleich. Sekunden bevor er und Sally plötzlich verschwanden und die anderen Freunde sich in Serenitys Krankenhauszimmer wieder fanden. " Was zum Geier..." Da sahen sie etwas. Ein Schemen. " Sally!", rief Yami-Yugi. Sie wurde von Sekundenbruchteil zu Sekundenbruchteil klarer und materieller und fiel aus etwa einem halben Meter nach hinten. Fast als ob sie gestoßen worden wäre, oder so. Bis schließlich Yugi und Tristan sie auffingen. " Sally!", rief Thea und stürzte zu der Freundin. Genau in diesem Moment fing Mai mit Stöhnen an. " Verdammt, dröhnt mir der Schädel." Nur Momente später schlug auch Sally wieder die Augen auf. " Was ist denn hier los?" " Sally, dir ist nichts passiert!" Thea fiel ihr praktisch um den Hals, grade als sie sich aufgerichtet hatte. Dann gleich Mai, die sich grade von Joey löste. " Mai, du bist wieder da!" " Lösche ihre Gedanken.", murmelte Sally. Aber laut genug, dass die Freunde es mitbekamen. Joeys Lippen formten ein: " Was soll das?" Oder ein: " Was hast du vor?" " Joseph?" Das war Wheelers Mutter. " Hallo, Mutter." Jetzt fiel Serenity ihrem großen Bruder stürmisch um den Hals. " Joey!" Endlich wurde man einander vorgestellt. Sally zog ihre Schultern hoch, als Yugi sie fragend ansah. Bedeutete: Keinen Schimmer. Die nächsten zwei Wochen verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Na, ja. Die Freunde mussten es ja auch erst mal richtig verdauen, dass der Geist des Puzzles, von ihnen freundschaftlich Yami genannt, in Wirklichkeit der legendäre Pharao Atemu war und sie zusammen die Welt retten würden. Glücklicherweise hatten die Cops ihnen zugesichert, nicht so viel über sie zu quatschen, wegen dem Japan-Express und so. Dennoch hatte sich etwas davon in der Stadt herum gesprochen. " Geh nach Domino. Frag nach Caine. Sie wird dir helfen." Deshalb wurde sie auch von jemandem erkannt, als sie diesen Laden durch den Hintereingang betrat. " Wer bist du?" Da war so ein entnervter Typ mit einer Kanone. Die Leute kauerten an den Wänden und hinter dem Schalter. Der Kerl stand da und zitterte. Sah ziemlich heruntergekommen aus. Stoppelbart und etwas... ungewaschen. " Das ist Caine.", entfuhr es einer jungen Frau. " Mein Name ist Caine. Ich bin hier um zu helfen.", gab Sally ruhig von sich. " Helfen? Du Gör willst mir helfen? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie verdammt Scheiße es mir geht?", schrie der Mann sie an. " Nein. Wieso erzählen Sie's mir nicht?" Sie lächelte ihn an. Auch, als er mit der Knarre auf sie zielte. " Und... wieso sollte ich das wohl tun?" Oh, gefährlich leise. " Es heißt doch: , Geteiltes Leid ist halbes Leid'." Tja, das sagt man doch wirklich. Ah, ha. Total abgezockt der Mann. " Und doch gibt es etwas, das Ihnen niemand nehmen kann." " Was sollte das sein!?" " Selbstachtung, Ehre, Seelenheil..." Schien zu wirken. Ging doch. " Und jetzt geben Sie mir die Waffe. Sonst tun Sie noch etwas, das Sie später bitter bereuen würden." Langsam aber sicher. Na also. Fachgerecht entfernte Sally das Magazin. " So. Damit wäre die Sache wohl gegessen." Eigentlich war Sally auf dem Heimweg. Das war Tage später. Doch sie wurde angesprochen. " Entschuldigen Sie bitte." " Ja?" Eine Frau. Sie sah besorgt aus. Richtig nervös. " Mir wurde gesagt, ich würde hier in der Gegend jemanden finden, der mir helfen könnte. Caine." " Cain, ja? Kommen Sie. Ich bringe Sie zu ihr." Sally lächelte und meinte es warm. Wie erleichtert die Frau gleich aussah. Sally brachte die Frau in ihre Wohnung. " Was wollen Sie Caine denn fragen?" Die Frau schien wieder etwas verwirrt. Dennoch nahm sie die Tasse Tee an, die Sally ihr reichte. " Mein Sohn ist schwer krank..." Aber Sally war kurz in einem anderen Zimmer. Mit einer Ledertasche an der Seite, an einem Ledergurt um über ihre andere Schulter tragend, kam sie zurück. " Ich bin Caine. Ich werde Ihnen helfen." Also brachte die Frau Sally ins Krankenhaus. Der Sohn. Auf der ICU. Im Koma mit künstlicher Beatmung. Richtig übel. " Wenn Sie bitte kurz den Raum verlassen würden.", bat Sally. " Es ist zu Ihrem besten. Machen Sie sich um Ihren Sohn keine Sorgen. Ihm wird es bald wieder besser gehen." Die Mutter zögerte. Dann verließ sie doch das Zimmer. Caine packte ihre Tasche auf einen freien Platz des Krankenbetts und holte einige Kräuter, eine kleine Schale und einen Stößel heraus. Erst mal Pulver. Das hielt sie zwischen ihren Händen. Aus dem Pulver wurde eine Paste. Sie öffnete das Oberteil des Jungen und begann die Paste auf seinem Körper zu verstreichen. Dabei murmelte sie einige Worte. Auf seiner Brust platzierte sie ein gemaltes Ankh. Es sollte das Zentrum ihrer Bemühungen werden. " Sehr schön." Das Ankh begann, leucht zu leuchten. Die Energien pulsierten. Die Linien zogen in den Körper des Jungen ein. Ganz deutlich war das Pochen seines Herzens zu hören. Seine Brust hob und senkte sich. Inzwischen packte Caine schone wieder zusammen. Sie öffnete die Tür. Da stand die Mutter. Aufgeregt zitternd. Sally deutete bloß mit dem Daumen über die Schulter. " Mama?", kam es schon von drinnen. Ah, war das herzerwärmend. Kurz überlegte Sally. < Wenn ich doch schon da bin, kann ich auch gleich Serenity besuchen.> Gedacht, getan. " Hallo, Serenity." " Ah, hallo Sally!", freute sich Joeys kleine Schwester gleich über den Besuch. Und wer war sonst noch da? Tristan. Interessant. Deshalb lächelte sie ihn auch etwas hinterhältig an. Leise schluckte Tristand. " Weißt du, Serenity. Mir ist das was eingefallen. Könnte deinen Augen etwas helfen.", wandte sie sich aber dann warm an das Mädchen. Sie setzte sich am Bettende auf die Matratze und holte die Schale heraus. " Weißt du, die Familie Caine ist seit über eintausendfünfhundert Jahren eine der führenden Familien der Shaolin. Mein Urahne Kwai Chang Caine war der erste, dem von Bodhidharma das Kung Fu gelehrt wurde. Das war im sechsten Jahrhundert nach Christus. In unserer Familie gab es immer große Heiler und Priester. Was glaubst du, was das für Möglichkeiten eröffnet, wenn man es mit alten ägyptischen Techniken kombiniert." So. Wieder eine Paste fertig. " Tristan, raus." " Was? Wieso denn?", sprang der Junge auf. " Ganz einfach. Bei dem kleinen Zauber können wir keinen Spanner gebrauchen.", erklärte Sally leise. Sie packte ihn am Kragen und beförderte ihn nach draußen. " Okay." Als sie wieder an Serenitys Bett ankam, knackte sie kurz mit den Fingern. " Würdest du dich oben rum frei machen?" Prompt wurde Serenity rot im Gesicht. " Keine Sorge. Ich tu' dir doch nichts. Joey würde mich umbringen.", meinte Sally beruhigend und knöpfte Serenity den ersten Knopf ihres Schlafanzugs auf. Natürlich bekam sie mit, wie das Serenity beunruhigte. " Keine Sorge. Ich verspreche dir, dass du keine Schmerzen haben wirst." Sally streifte das Oberteil ab. " So. Schließ bitte die Augen und entspann dich. Bleib einfach so." Zuerst malte sie Serenity mit dieser goldgelben Paste zwei befußte Horusaugen um die eigenen. Der Punkt genau auf die Augenlieder. Ein weiteres auf den Punkt des Stirn-Chakra. Wo's auch bei den anderen war. Von dort zog sie zärtlich sanft seitlich Linien an Serenitys Wangen herunter, ihren Hals entlang bis oben an ihre Brüste. Außen herum. Dort zweigte es ab. Zuerst malte Sally die Formeln auf Serenitys Bauch und Rücken. So. Jetzt führte sie die zwei anderen Linien an ihren Brüsten weiter. Ganz deutlich wurde die Aufregung des jüngeren Mädchens durch die Fingerspitzen fühlbar, als Sallys Finger spiralförmig auf ihre Nippel zu glitten. " Ganz ruhig. Und den Mund und die Augen schön geschlossen halten." Vom Stirn-Chakra-Auge führte Sally jetzt noch jeweils eine Linie an Serenitys Nase entlang, über ihre Lippen und den Hals herunter. Am oberen Ansatz der Rippen trennten sich die Linien auf und wanderten weiter zu Serenitys Nippeln. Jetzt noch ein schönes, großes Ankh, das mittig zwischen den Brüsten platziert wurde. Etwas oberhalb, dass die Arme des Ankh perfekt zu den Nippeln laufen konnten und der Fuß beim Bauchnabel endete. Eine Gegend, die von Sternen übersäht war. Noch eine Formel und die Paste zog in Serenitys Haut ein, bis man so gut wie nichts mehr erkennen konnte. Mit einem ziemlichem Leuchten um die Augen herum. Nur bei genauer Betrachtung aus der Nähe würde noch der leicht abgehobene Schimmer auffallen. Wenn überhaupt. " Fertig. Du kannst die Augen wieder auf machen." Inzwischen legte Sally Serenity wieder das Oberteil über die Schultern und knöpfte es zu. Während Joeys Schwester sich noch wunderte und ihre Gedanken ordnen musste. " So. Das sollte deinen Augen etwas helfen." Sallys Stimme klang dabei warm und freundlich. " Was..." Jetzt stand Caine auf. " Leg' dich wieder hin. Du solltest vielleicht etwas drüber schlafen." Was es war? " Nur ein kleiner 3.Klasse Zauber." Draußen stand Tristan. Wie er aussah, hatte er sich richtig , Sorgen' gemacht. " Wie sieht's aus?", fragte er gleich, als Sally die Tür geschlossen hatte. " Die Ärzte werden sich wundern, was da plötzlich passiert ist. Sie werden auch genügend Tests machen. Aber letztendlich werden sie überhaupt nichts finden. Denk' ich zumindest. Den Zauber hab' ich eine Ewigkeit nicht benutzt. Und ich bin immerhin knapp fünftausend Jahre alt. Ich hab' ihr gesagt, sie soll sich hinlegen und etwas schlafen. Damit sie das Geschehen erst mal verdauen kann. Vom Zauber ganz zu schweigen. Du solltest dir lieber Sorgen machen, was Joey mit dir anstellt, wenn er herausfindet, dass du hier warst." Tristan schluckte. Er wusste genau, was Joey mit ihm machen würde. " Na, wenigstens kann er mich schlecht ins Reich der Schatten schicken.", atmete er aber dann doch aus. Ziemlich erleichtert klingend. " Da wär' ich mir nicht ganz so sicher, Tristan. Immerhin hat er das heilige Zauberschwert des Horus. Damit sind schon so manche Wunder abgegangen worden. Glaub's mir einfach." Leise lachend ging sie raus. Der nächste Schultag. Mittagspause. " Okay, Joey. Lass uns ein bisschen Spaß haben." " Immer doch." Sally und Joey begannen gerade, sich mal wieder zu duellieren. " Ich rufe den gefräßigen Angreifer! Und diese Karte verdeckt." " Nett. Aber aus dem großen Kerl wird gleich ein ganz kleiner! Schrumpfen! Jetzt kommt der Raketenkrieger." " Danke, Joey. Wirklich nett. Ich aktiviere meine Crush-Karte!" " WAS!? Ach, nöö!" " Ach, komm, Joey. Die Crush-Karte ist doch nicht so schlimm. Gibt genügend Möglichkeiten, das Blatt noch zu wenden." " Du musst es ja wissen.", lachte Joey jetzt. " Schließlich spielst du wirklich lang genug." " Aber ich hatte auch eine lange Sommerpause." " Stimmt." Das nennt man spielen. So, wie Sally und Joey sich duellierten hatten sie jede Menge Spaß. Hielt auch an. Doch nach einigen Zügen grinste Joey bis über beide Backen. " Sieh mal einer an. Das Herz der Karten scheint mich zu mögen." " Siehst du? Geht doch. Du musst nur vertrauen. Bist aber echt ein Blitzmerker." " Sehr komisch. Aber jetzt spiele ich Schild&Schwert!" Ups. Damit rasierte er Sally gleich mal richtig ab. " Na gut, Joey. Dann spiel' ich eben Force!" Noch ein bisschen weiter. Doch, grade als Sally wieder am Zug war, kam jemand angelaufen. " Sally! Sally!" Mokuba! Der kleine Kaiba kam da an. Sah total verstört aus. " Mokuba! Was ist denn los?", fragte Yugi schnell. Zuerst mal musste der Kleine Verschnaufen. " Da sind ein paar finstere Typen hinter mir her." " Wie sehen die aus?", fragte Sally gleich. " Die tragen allesamt dunkle Kutten..." Reichte schon. " Die knöpfen wir uns vor." Mit einem leicht düsteren Gesichtsausdruck packte Sally ihre Karten zusammen und stand auf. " Raritätenjäger. Klar, was die vorhaben." Sofort sahen die Freunde sie an. " Raritätenjäger?" " Was wollen die von Mukuba?" " Wahrscheinlich sind sie hinter Setos schönen weißen Drachen her. Oder meinem Slifer. Schließlich will Marik ja die drei Götterkarten unbedingt haben." Stimmt ja. " Keine Sorge, Leute. Ich übernehm' die paar Raritätenjäger. Für die hab' ich noch eine ganz besondere Karte." " Sally? Bist du dir wirklich sicher, dass du mit diesen Kerlen fertig wirst?" Mokuba hing praktisch an Sallys Rockzipfel. Als Antwort schob sie ihre beiden Ärmel etwas zurück. Auf den Innenseite der Arme war auf einer Seite eine Brandnarbe in Form eines Drache und auf der anderen Seite in Form eines Tigers zu sehen. " Keine Bange, mein Kleiner." Sie strich ihm liebevoll durch die Haare. " Da gibt es einiges, wo ich die Typen mit fertig machen kann." Kam ihr nicht ungelegen. In einer Seitengasse stellte sich ihnen dann einer von diesen Kuttentypen in den Weg. Rückwärts zwei. " Sieh einer an. Die Arschkriecher vom ollen Marik. Nett, dass ihr mal vorbei schaut." " Sally, ich hab' Angst." Mokuba verkroch sich praktisch hinter dem Mädchen. Spürte er vielleicht die dunklen Energien? Er war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. " Keine Sorge, Moki. Das dauert nicht lang. Dann gehen wir ein Eis essen." Schien zu helfen. " Rück' den Jungen raus, Tussi. Dann tun wir dir vielleicht nichts." Och, wie niedlich. " Wie? Ihr wagt es, mir hier zu drohen?" Sally klang etwas... angesäuert. " Hier, im Reich der Schatten? Seht euch doch mal um, ihr Pfeifen. Oh, ich mach' etwas Platz für euch." Die Gebäude auf beiden Seiten verschwanden und machten einer undurchdringlichen Finsternis Platz. Einer wabernden, bösartigen Finsternis. " Ich werde euren kleinen Verein auffliegen lassen und dafür sorgen, dass die Leute sicher vor euch Mistkerlen sind. Besonders die Menschen, die ich mag. Ich werde sie beschützen. Mit all meiner Kraft." Caine hatte die Hand zur Faust geballt und halb drohend erhoben. Zum Zeichen, dass sie es ernst meinte. Plötzlich kam da eine fremde, recht verzerrte Stimme. " So, du kleines Mädchen meinst also, meine Raritätenjäger und mich besiegen zu können? Nur, weil du was über uns weißt?" " Nein. Nicht deshalb, Marik." Die Stimme kam doch von diesem Kerl vor ihnen. Der hob den Kopf. Da leuchtete das Stirn-Chakra als Millenniums-Symbol. " Ah, du weißt ja auch etwas über mich. Und das Reich der Schatten. Kannst Leute sogar dahin befördern..." " Soll ich dir vielleicht auch sagen, was beim geflügelten Drachen des Ra auf der Karte steht?" " WAS!?..." " Oh, ich kann das sehr wohl lesen. Mal ganz abgesehen davon, dass es im alten Ägypten die Sprache der absoluten Elite war. Ich spreche es auch fließend." Sally lächelte hinterhältig-bösartig. " Fast, als ob es meine Muttersprache wäre." Jetzt hob sie die Hand, die Finger gespreizt. " Macht 'nen Abflug." Das Wabern des Schattenreichs verschwand und die Raritätenjäger lagen bewusstlos am Boden. " ... Was...", brachte Mokuba nur raus. " Keine Sorge, Moki. Die werden dich so schnell nicht wieder verfolgen. Und jetzt gehen wir ein großes Eis essen. Auf meine Kappe." " Eis? Super! Toll! Ich weiß auch, wo!" Dabei übersah er die drei Typen. Gut, dass man kleine Kinder so einfach von etwas ablenken konnte, das sie sowieso nicht so recht interessierte. Mokuba zog Sally praktisch durch die Straßen Bis zu einem Eiscafe das , Petit Rondo' hieß. " Guten Tag, was darf ich bringen?", fragte die Bedienung nach wenigen Minuten. Kurzer Blick zu Moki. < Dann wollen wir mal.> " Die größte Portion Eis, die Sie auf der Karte haben. Für meinen kleinen Freund und mich." Ungläubig sah die Bedienung sie an. Dass jemand DAS bestellte kam ungefähr so oft vor, wie dass bei Duel Monsters Exodia gespielt wurde. " Ooookay.", erwiderte sie leicht unsicher und verschwand schnell zum Tresen. Eine Augenbraue wanderte in Sallys Gesicht leicht nach oben, als sie dort dieses Mädchen mit der Grünlichen Schuluniform bemerkte. Kinnlange, dunkle Haare. Genoss das Eis. Neben ihr saß ein großer gräulich-weißer Hund. Von beiden ging eine gewisse Energie aus. " Weißt du, Moki, manchmal denke ich, dass es schön wäre, einen Bruder oder eine Schwester zu haben." Hm? Mokuba sah sie interessiert und erstaunt an. " Ich war lange einsam. Viel zu lange." Schien ihn zu berühren. Er war doch auch einsam. Wenn sein Bruder so viel zu tun und so wenig Zeit für ihn hatte. " Als meine Zieheltern starben, war ich praktisch gebrochen. Ich ging auf die Suche nach Antworten. Ich fand eine auf eine Frage, die viele suchen. Wieso darf man nicht töten?" Das Mädchen dort drüben, mit dem Hund, schien es zu interessieren. Sie lauschte. " Weil es immer jemanden gibt, der traurig ist, wenn jemand anders stirbt. Das gibt es bei den Tieren, als auch bei den Menschen. Sogar bei Pflanzen ist es bewiesen. Wenn ein Wolf eine Hasenmutter reißt, wollen die Kinder keine Rache. Sie wissen, dass der Wolf nur Hunger hat und sich um seine Familie kümmern muss. Die Hasenmutter selbst will keine Klauen oder Reißzähne um sich zu wehren. Auch sie weiß es. Rache und Hass sind etwas, das immer nur noch mehr Probleme heraufbeschwört. Aus beidem kann nie etwas Dauerhaftes geschaffen werden. Und beide machen nur schwach, auch wenn es anders aussehen mag. Aber um auf den Punkt zurück zu kommen. Wenn jemand stirbt, sei es Tier, Pflanze oder Mensch, gibt es seine Träume und Wünsche an die Lebenden weiter. Meine Ziehelter, als auch meine richtigen Eltern, wie auch die von dir und deinem Bruder. Alle haben ihre Träume und Wünsche an die Lebenden weiter gegeben. Eure Eltern größtenteils an euch und meine größtenteils an mich. Deshalb tragen wir alle etwas von unseren Vorfahren in uns. Wir sind also nie alleine. Wir sind immer verbunden. Wir sind mit allen verbunden. Ganz besonders mit denen, die wir mögen und schätzen. Jene, die uns am herzen liegen." " Hier, bitte schön. Ihr Eis." Heilige... das war ein Berg von Eiscreme. Mussten die wohl die Hälfte des Vorrats aufgebraucht haben. " Okay, Moki. Wettessen." Mokuba grinste bloß noch und schob sich schon den ersten Löffel rein. Okay, Wettessen. Musste Rekordzeit sein, wie die das Teil runter schlangen. Könnte man fast meinen, man sähe zwei ausgehungerte Saiyajins. Schließlich war nur noch die Kirsche von der Spitze übrig. " Okay, Moki...", stöhnte Sally. " Die kannst du haben." Nö. Er war noch voller als Sally. Die musste einen Rülpser unterdrücken. Als sie dann endlich draußen waren, meinte Sally: " So. Und jetzt bringst du mich zu deinem Bruder." " Wieso das denn?", fragte Mokuba. Er schien etwas betrübt, dass der Tag schon wieder zu Ende sein sollte. " Damit ich ihm ordentlich die Leviten lesen kann. Seinen kleinen Bruder so zu vernachlässigen, dass er fast entführt wird." Dabei hatte das Mädchen eine Hand ziemlich verkrampft. U-Bahn. Das erste Mal für Mokuba. Höchst wahrscheinlich. Wie interessiert er um sich guckte. Die ganzen Leute. Das ganze Ambiente. Das rege Treiben. Ha! Endlich mal eine Erfahrung, wie sie ein normaler Junge hatte. Wenn man bedachte, dass die Kaiba-Corp. Für ihren Firmensitz praktisch eine eigene Haltestelle benannt hatte. Nur über die Straße und schon war man da. " So, Moki. Du setzte dich ganz einfach hin und passt schön auf, dass du mich nicht aus den Augen verlierst." " Ja, Sally!", lachte der kleine Schatz. Schon an der nächsten Haltestelle war sie abgenervt. Da stand so ein bescheuerte Raucher und qualmte den ganzen Waggon zu. Erinnerte irgendwie an Keith. Genau über ihm hing auch noch so ein Schild mit rotem Kreis auf weißer Fläche und einer durchgestrichenen Zigarette. < Na, dem werd' ich mal zeigen, wieso es heißt, Rauchen sei schädlich für die Gesundheit.> " Entschuldigen Sie bitte.", stand Sally deshalb auf und quatschte den Typen an. " Was is'?", knurrte der Typ bloß und paffte sie an. " In der U-Bahn ist Rauchen verboten. Sehen Sie das Schild?" " Quatsch' mich nich' voll, Schnecke." Schon wieder bekam Sally etwas von dem Rauch ins Gesicht geblasen. " Ich muss Sie bitten, Ihre Zigarette auszumachen. Mit ihrem Qualm stören Sie die anderen Passagiere." " Ach...... nö." Den Typen schien es gar nicht zu jucken. Oder begriff er es nicht? Wohl eher ersteres. " Das sollte man schnell aufschreiben und dem Gesundheitsministerium bescheid geben. Rauchen verursacht nicht nur Lungenkrebs sonder macht auch blind und dämlich." Jetzt wichen die Leute zurück. Das würde Ärger geben. " Was hast du gerade gesagt, Tusse?", gab der Typ beunruhigend leise von sich. " Dass Rauchen anscheinend nicht nur Lungenkrebs verursacht sondern auch blind und dämlich macht." Wieder blies der Kerl ihr eine Qualmwolke ins Gesicht. Aber diesmal hatte er die Kippe in Daumen und Zeigefinger und näherte sie Sallys Gesicht an. " Das würde ich nicht tun. Könnte sehr unschön für Sie werden." Tat er trotzdem. Er drückte die Kippe auf Sallys Wange aus. Es zischte hörbar, aber sie verzog keine Miene. Eine knappe Sekunde später schrie der Typ vor Schmerzen auf. Sie hatte sein Handgelenk gepackt und drückte zu. Außerdem zog sie ihm mit dem Fuß das eine Bein weg, dass er hart auf dem Arsch landete und auf dem Rücken liegen blieb. Bevor er sie schlagen konnte, hatte sie schon ihren Fuß auf seinem Brustkorb und holte eine Kippenschachtel samt Feuerzeug raus. " So. Jetzt werden wir mal sehen, wieso es heißt, Rauchen schade der Gesundheit. Die erste Kippe. Sally packte seine Zunge, zog sie raus, drückte darauf die Kippe aus und verwendete seine große Klappe als Aschenbecher. " Ich glaube, Sie sollten lieber mit dem Rauchen aufhören. Bevor sich noch jemand entscheidet, Ihnen einen Schirm in den Hintern zu stecken und aufzuspannen." Die nächste Haltestelle. Der Typ rannte raus und kotzte draußen fast seine Eingeweide raus. Seufzend setzte Sally sich wieder neben Mokuba. " So etwas macht mich einfach ganz kirre. Da flipp' ich einfach aus. So einen Ausraster solltest du dir wirklich nicht als Beispiel nehmen. Die Zivilcourage, so einen Typen auf seinen Fehler aufmerksam zu machen. Das könnte nämlich ziemlich ins Auge gehen. Und ich meine nicht das von dem Typen. Bei so etwas kann man ziemlich Ärger bekommen, wenn man sich einmischt. Im Sinne von körperlichen Schmerzen." " Aber du hast ihm eine Lektion erteilt. Das war toll." " War's nicht. Wie schon gesagt, ich bin ausgetickt. Normalerweise hätte ich ihn so lange zugeschwallt, bis er endlich seine Kippe ausgemacht hätte. Hätte das nichts genützt, hätte ich ihm die Kippe ausgemacht und mich gegen einen sicher folgenden Angriff verteidigt. Aber jemanden aggressiv anzugehen und zu verletzen ist keine gute Sache. Gewalt sollte, wenn überhaupt, nur zur Verteidigung eingesetzt werden. Und wenn, dann auch nur um das körperliche Wohlergehen von jemandem zu beschützen." " Hast du das bei den Shaolin gelernt?", wollte Moki jetzt wissen. " Yup." Da war jetzt ihre Station. " Komm. Wir müssen hier raus." Auf dem Weg die Treppen rauf wischte Sally sich die Brandwunde einfach von der Wange. Schon betraten sie das Hauptquartier der KC. Alles so protzig und technisch und luxuriös. Ziemlich auffällig unauffällig glotzte man sie an. Weil sie nicht hier rein passte oder wegen dem Knirps an ihrer Seite? Auf jeden Fall zog Mokuba sie zu einem Aufzug. Quer durch die Eingangshalle. " So, Mokuba. Du bleibst am besten im Vorraum bei Setos Sekretärin, wenn ich in sein Büro gehe und mit ihm spreche." " Wieso denn, Sally?" Eigentlich wollte Moki gleich seinen Bruder sehen. " Weil ich nicht will, dass du neue Schimpfwörter lernst, mein Kleiner. Und ich werde garantiert ein paar benutzen." " Aber Seto sagt mir immer, man soll keine Schimpfwörter benutzen." " Soll man auch nicht. Aber manchmal kann man das nicht vermeiden." Sally seufzte und schüttelte den Kopf. " Da wird mein Fluchglas wieder ein paar hundert Yen zu futtern bekommen." Die Türen des Aufzugs glitten auseinander. Aha. Da war die Tür zu Setos Büro. Wie's aussah war er auch drin. Caine knackte kurz mit den Fingern, stapfte auf die Tür zu und öffnete sie mit einer etwas brutalen Art. " SETO KAIBA!" In dem Büro saß Seto hinter seinem Schreibtisch, direkt vor dieser Scheibenfront. Auf dem Schreibtisch saß eine Assistentin, die Seto grade wohl mit dem Modus Mega-Schaufler anbaggerte. Jetzt sprang der große Kaiba wütend auf. " WAS HAST DU HIER VERLOREN!? WIE KOMMST DU HIER REIN!?" " Durch die Tür.", knurrte Sally. Inzwischen hämmerte sie so mit beiden Handflächen auf den Schreibtisch, dass der bedrohlich knirschte. Sie beugte sich nah an Kaiba runter. " Pass man auf, du * altägyptische Beleidigung*, dein kleiner Bruder wäre vorhin fast entführt worden und es ist sein Glück, dass ich zur Stelle war um ihm zu helfen. Also, entweder du passt besser auf deinen geliebten kleinen Bruder auf und verbringst mehr Zeit mit ihm, oder du verlierst ihn irgendwann mal an jemanden, der euch beiden garantiert nichts Gutes tun will. Dir Raritätenjäger sind schon schlimm genug, aber vielleicht gibt es da jemanden, der Mokuba wirklich wehtun will. Und das werde ich auf keinen Fall zulassen, kapiert? Ich mag den Kleinen nämlich. Im Gegensatz zu so einem * noch eine ägyptische Beleidigung* wie dir. Du gebrauchst ihn doch bloß wie eine Marionette, die du dann und wann mal in die Hand nimmst, du * die dritte Beleidigung*. Irgendwann wird Moki das mal kapieren. Also wird es wohl besser sein, du behandelst ihn mal wie einen kleinen Bruder oder er wird sich noch von dir abwenden. Da kann schneller passieren, als du es dir vielleicht vorstellen kannst. Ich rate dir, mal ein Beispiel an Joey zu nehmen, der kümmert sich liebevoll und aufopfernd um seine kleine Schwester. Er mag zwar nicht so gut im Duellieren sein wie du, aber dafür hat er drei Sachen, die du * die nächste* nie haben wirst. Freunde, ein Geschwisterchen, das dich aufrichtig und innig liebt und eine Freundin, die alles für dich tun würde. Überleg's dir mal, , Wunderkind'." Damit wandte sie sich um und verließ das Büro. Das , Wunderkind' hatte sie ziemlich verächtlich von sich gegeben. Fast war sie an der Tür angelangt, da tat sie einen Schritt zur Seite. Vor ihr knallte der Palm der Assistentin an die Tür. " DU WAGST ES, SO MIT MIR ZU SPRECHEN!? ICH BIN SETO KAIBA!!" Ganz cool zeigte Sally ihm den Mittelfinger. " Merkt man allein an deinen miesen Manieren." Draußen wartete Mokuba. Das Geschrei und die Stille hatte sogar er mitbekommen. " Vielleicht solltest du noch ein bisschen warten, bis du rein gehst. Seto ist ziemlich , aufgedreht'. Also, wir sehen uns wieder. Ruf mich einfach an. Aber so alleine solltest du dich nicht mehr auf der Straße rum treiben. Das ist zu gefährlich, mein Kleiner." Liebevoll streichelte sie ihm über den Kopf. " Also, bis bald." Schnell raus. Sie nahm weder den Aufzug noch einen anderen Weg nach unten. Nach oben wollte sie. Von oben würden garantiert keine Sicherheitskräfte kommen und man würde sie dort nie vermuten. Zwei Tage später am frühen Abend. Sally trat gerade aus der Dusche und wickelte sich ein Badetuch um die Hüfte. Mai war noch bei Serenity. Na, ja. Joey war auch da. Brachte Sally zum Schmunzeln. Konnte ihr doch niemand erzählen, dass Mai Joey nicht auch mochte. Grade kam sie aus dem Bad, trocknete sich noch die Haare, als die Tür eingetreten wurde. " CAINE!!" Fast blitzschnell war Kaiba vor ihr und rückte sie an die Wand. Die Arme hoch gedrückt. " WO IST MEIN KLEINER BRUDER?", verlangte ein äußerst wütender Seto Kaiba zu wissen. Inzwischen rutschte das Badetuch von ihrem Körper. " WO IST MEIN KLEINER BRUDER?", brüllte er sie noch mal, ein ganzes Stück lauter an. " Ich weiß nicht, wo Mokuba ist.", erwiderte Sally lässig. Wenn man auch merkte, dass es etwas erzwungen war. Schließlich würde man nur ziemlich selten jemand freiwillig so nah an sich ran lassen. " Und jetzt..." Jetzt drückte sie ihn weg. Schnell zog sie das Badetuch wieder hoch. " Was fällt dir eigentlich ein, meine Tür einzutreten und mich so gewalttätig anzugehen? Pass bloß auf, dass ich dich nicht verklage." " Was hast du mit meinem kleinen Bruder gemacht? WO IST MOKUBA?" Diesmal hielt Caine Kaiba auf Distanz. " Ich weiß wirklich nicht, wo dein kleiner Bruder ist.", versuchte sie es noch mal auf die halbwegs freundliche Tour. " Oder siehst du ihn hier irgendwo? Würde ich vielleicht so in meiner Wohnung rumlaufen, wenn Mokuba hier wäre? Wohl kaum." Kaiba wollte ihr noch eine scheuern. Aber das fing sie schnell ab. " Nichts da. Du fliegst raus!" Hätte er das nicht getan, hätte sie ihm gleich gesagt, dass sie ihm helfen würde und könnte. Aber so... Nö, danke. Kaum hatte sie Kaiba hochkant rausgeschmissen, zog Sally eine Karte von Domino und Umgebung hervor. Würde ein kleiner Lokalisierungszauber werden. So, jetzt noch einen Pin auf die Karte gelegt und mit dem Spruch begonnen. Sie hob die Hände erst mal zu Schalen geformt neben den Pin auf die Karte. Der Pin glühte leicht und erhob sich vom Tisch. Mit der Spitze nach unten kreiste er über der Domino-Karte. " Nichts?" Konnte Moki schlecht in der Gegend sein. " In Ordnung. Wo ist meine Weltkarte?" Irgendwo musste er ja sein. Bingo. Jetzt bohrte sich der Pin beim Pazifik in die Karte. Er schimmerte stärker und nahm die Form von Mokuba an. Ein kurzer Spruch später und Sally wusste, wo er hingebracht werden sollte. Jedenfalls die nächste Station. Kalifornien. Wieso auch immer. " Zeit zum Packen." Okay. Mega-Deck-Gürtel-Komplex, damit sie alle ihre Karten griffbereit hatte. " Was ist denn hier los?", fragte Mai etwas beunruhigt, als sie rein kam. " Kaiba.", war die Antwort. " Wieso packst du?" " Ich muss Mokuba retten. Er ist entführt worden. Da es länger dauern wird, hätte ich doch gerne auch Klamotten zum Wechseln." " Mokuba ist entführt worden?" " Yup. Und Kaiba ist hier ziemlich sauer reingeplatzt." " Hab' ich gemerkt. Wo willst du den Kleinen suchen?" " Amerika. Pass bitte auf, solang ich weg bin. Immerhin treiben sich Raritätenjäger in der Gegend rum. Und wer weiß, was noch." Linoge vielleicht? " Grüß die Freunde von mir, mein Flieger geht gleich." " Dann bring' ich dich zum Flughafen." Flughafen. " Pass bitte auch auf dich auf." Mai drückte Sally fest. " Auch, wenn du eine fünftausend Jahre alte Hohepriesterin bist." " Keine Sorge. Ich will nicht schon wieder so jung sterben. Diesmal soll es Alterschwäche sein. Trotzdem danke." Sehr schön, der Flieger. Eine 747-400, wie ein kleiner Junge seinem Vater aufgeregt erzählte. Lief ja alles ziemlich lässig. Doch plötzlich fiel Sally etwas ein. " Da ist doch auch..." Das Grab ihres Vaters. Sie würde durch den Ort kommen, wo ihr Vater begraben lag. < ... Ich hab' noch nie...> Es noch nie besucht. Und ausgerechnet Mokubas Entführung brachte sie an diesen Ort. Das beschäftigte sie sogar in ihren Träumen. Doch dann stand sie vor dem Grab ihres Vaters. , Peter Caine' Momentan war sie in einen langen Trenchcoat gehüllt. Darunter trug sie ihre Ledertasche, einen Gürtel der mit zahllosen Decktaschen zugepflastert war, und einen Riemen quer über den Körper, ebenfalls mit Decktaschen. Schließlich noch eine einfache Bluse. Bequeme königsblaue Jeans und Karatestiefel. < Papa...> Tränen stiegen ihr in die Augen. Zitternd hob sie eine Hand. Streckte sie nach dem Grabstein aus. Fast konnte sie es nicht mehr verhindern, dass ihre Knie wegsacken würden. < Papa...> Wie ein Fluch... In beiden Leben hatte sie niemals ihren Vater gesehen. Nur kurz ihre Mutter. In beiden Leben hatte sie lange nicht gewusst, wer sie eigentlich war. Vielleicht wusste sie es auch immer noch nicht. Es war mitten in der Nacht, als Sally durch die Straßen wanderte. Sie war noch traurig. Kein Wunder. Das hier war die Stadt ihres zweiten Vaters. Da vorne gingen drei Leute, offenbar befreundet. Hinter ihnen kam ein Wagen angefahren. Bei der Beifahrertür hin einer halb raus und hielt eine Flasche hoch in der Hand. Die zog er dieser Frau über und rief: " Geht zurück nach Afrika!" Lachte grausam. Okay, das konnte Sally nicht ab. Sie spurtete los und sprang. Das würde man nicht glauben, wenn man's nicht selber sah. Praktisch durchtrat sie die Scheibe des Autos und verpasste dem Fahrer einen schmerzhaften Tritt an die Schulter. Dann hatte sie sich auch schon wieder aus dem Auto gezogen und sich davor postiert. " So, ihr miesen Kerle. Raus aus dem Auto und auf die Polizei gewartet." Anstatt sich friedlich zu verhalten, stürmten die Kerle aus der Karre und auf Sally zu. < Wie konnte es auch anders sein?> Dem ersten verpasste Sally einen Multi-Flugtritt auf den Brustkorb, landete auf den Händen und stieß sich ab, direkt auf den nächsten Kerl zu, vor dem sie dicht landete und einen Doppelhandkantenschlag an die Halsschlagader verpasste. Noch zwei. Einer von denen preschte auf sie zu, doch Sally lief krass die Straßenlampe da hoch und kam hinter ihm wieder auf, ihn die Nase an der Lampe platt drücken lassend. " Hey, du. Warst du das nicht grade mit der Flasche?", meinte sie jetzt zu dem letzten von diesen Kranken. Jetzt wollte er flitzen. Sein Pech, dass er genau den anderen Leuten in die Arme lief. " So, ihr dürftet bedient sein, ihr Mistkerle." Gegen Morgen erreichte Sally Chinatown. " Geh nach Chinatown. Frag' nach Caine. Er wird dir helfen.", fiel ihr der alte Spruch ein. Langsam ging sie durch die krass aufgemachten Straßen. Das war Chinatown. Vielleicht fand sie hier sogar... Deshalb fragte Sally die erste Person, die ihr hier begegnete. Eigentlich war es eher eine verrückte Hoffung, als eine wirkliche Vorstellung. Na, wenigstens konnte sie auf Mandarin fragen, dem am weitesten verbreiteten Dialekt des Chinesischen. " Entschuldigen Sie bitte." Dabei verbeugte sie sich tief. Schließlicht war das eine ältere Frau. " Ja? Kann ich Ihnen helfen, junge Dame?" Die ältere Dame kehrte weiter den Gehweg. " Ich suche jemanden. Soviel ich weiß, soll man ihn hier in der Gegend finden können." " Ja? Wie heißt er denn?" " Kwai Chang Caine." Man sah es der alten Frau direkt an. Offenbar erinnerte sie sich noch gut an ihn. Aber etwas musste geschehen sein. " Kwai Chang Caine lebt schon lange nicht mehr hier." Sally seufzte. " Natürlich. Danke." Ein paar Schritte weiter. Dort war ein Dojo. " Caine.", fiel es ihr auf. Hier war noch etwas von ihm zu spüren. Von beiden. Da! Eine Explosion zerriss die morgendliche Stille. Ein Wohnhaus stand in Flammen! Sofort preschte Sally los, in das Haus hinein. < Da ist doch jemand!> Hoch, in den ersten Stock. Hinter ihr brach die Treppe brennend zusammen. Der Rückweg war versperrt. Vorläufig egal. Unter einem Balken fand sie einen älteren Mann. " Keine Sorge, ich hole Sie hier raus." Wahrscheinlich hörte er das gar nicht. Da war noch ein Fenster, das frei von Feuer war. Es führte auf die Straße raus. Schnell wickelte sie den Oberkörper des alten Manns in ihren Trenchcoat und hob ihn auf die Arme. " Okay. Das wird klappen." Hoffte sie zumindest. Anlauf, Sprung, gleich danach den Kopf und die Beine einziehen. Dann kam der Boden auch schon schnell näher. Abrollen und Aufstehen. Den Alten legte sie schnell auf den Boden. Oh, nein. Einige Meter weiter hatte eine Frau ihr verletztes Kind in den Armen. Einen kleinen Jungen. Ein großer Splitter hatte ihm den Bauch aufgerissen. Kurz holte Sally ihren Mantel und verschwand dann um sich , umzuziehen'. Ihr war ein kleiner Gag in den Sinn gekommen. Eine knappe Minute später kam... Ankh-sun-Amun die Straße rauf. Vor der Mutter mit dem Kind hielt sie an. Unter einem Arm hatte sie ein dickes, metallisches oder steinernen, schwarzes Buch. Das legte sie kurz auf den Boden und hob beide Hände über den Jungen. Die Frau, als auch so ziemlich jeder andere in der Nähe glotzten sie an. Klar, solche Klamotten und eine solche Maske sah man nicht oft. Besonders nicht in Kombi. Aus dem Körper des toten Jungen lösten sich die Splitter und schwebten etwas empor, wo sie mit einem leichten Schimmer verschwanden. Nun hob Ankh-sun-Amun das Buch wieder auf. Sie schlug den schweren Deckel auf und blätterte die Seiten durch, bis sie die gesuchte Formel gefunden hatte. Die Stimme mit der Zauberformel hallte wahrscheinlich durch ganz Chinatown. Ankh-sun-Amun schloss das Buch, als der Junge wieder anfing zu atmen. Seine Wunden hatten sich zusehends geschlossen. Jetzt öffnete er die Augen. Die Hohepriesterin des Ra ging. Auf einem freien Platz stand Sally gegen Mittag. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Jadestein. " Oh, magischer Stein. Weise mir den Weg zu dem Jungen Mokuba." Ein leuchtender Punkt erschien im Inneren des Steins. Dort entlang. < Wenn ich Mokuba gerettet habe, komme ich zurück. Dann werde ich mir etwas über meinen Vater erzählen lassen.> Dallas, Texas. Die Spur von Mokuba hatte Sally schließlich hier hingeführt. < Eine merkwürdige Atmosphäre. Etwas sehr seltsames liegt hier in der Luft.> Dennoch besorgte sie sich zuerst ein Zimmer in einem Motel. " So." Erst mal duschen. Schließlich war sie jetzt schon vier ganze Tage in Amerika. Wenn es so weiter ging, würde sie bald wieder in New York sein. Ihrem Geburtsort. Nach der Dusche begab sie sich nach draußen. Der Stein zeigte an, dass Mokuba irgendwo hier in der Gegend sein musste. Also begab Sally sich in die Stadt. Dallas war recht nett. Zumindest dort, wo Sally sich aufhielt. Plötzlich fielen Schüsse. Ein Geländewagen preschte über die Straße. Dort vorne um die Ecke und direkt auf Sally zu. Hinter dem Wagen kam ein Polizeiauto. Komplett mit Licht und Sirene. Caine sprang hoch, genau im richtigen Moment, lief über die Motorhaube des Autos, machte einen Sprung, packte die Scheinwerferschiene am Ende des Dachs, drehte sich in der Bewegung kopfüber um und trat volle Kanne durch die Heckscheibe. Sofort wurde der Wagen herum gerissen. Sally hatte sich wieder raus gezogen und sprang hinter dem Fluchtauto auf die Straße zurück. Die Polizisten rasten noch vorbei, dem verfolgten Auto hinterher, das da grade die nächste Kurve nicht kriegte. Kurz zuckte Sally mit der Schulter. " Zu blöde um Autofahren." Das reichte ihr. Weiter mit der Suche nach Mokuba. Ein grölender Donner ließ sie zusammen zucken. Mit einem Schlag war der Himmel mit schwarzen Wolken verhangen, dass man meinte, es wäre spät am Abend, so wenig Licht kam noch durch. Ein beunruhigendes Zwielicht. Begleitet von einer ziemlich... dunklen Aura. Der Stein in Sallys Hand wurde von einem Moment auf den anderen pechschwarz. " So. Da will mir also jemand dazwischenfunken. Aber ihr legt euch hier mit dem falschen Mädel an." Sie hätte mit ihren Zähnen in dem Moment Stahl zermahlen können. < Ich finde Mokuba. Und wenn ich dafür die ganze Welt auf den Kopf stellen muss.> Vielleicht würde Obelisk ja gerne den Part übernehmen und mit der Erde bowlen. Oder der olle Atlas aus Griechenland? Nur Minuten später fand Sally Caine jedoch etwas, das ihr Probleme bereiten würde. Genauer jemanden. Einen Texas Ranger. Im Park und mit einem Messer im Rücken. Er war tot. < Wer hat ihn bloß getötet? Wer ist dazu fähig, einen Texas Ranger zu töten? Zu erstechen? Im Rücken?> " Keine Bewegung!", kam ein geschriener Befehl in bösartiger Modulation. Sally wurde heftig gepackt und mit dem Gesicht auf den Boden gedrückt. Ein schwerer Stiefel trat ihr in den Rücken. " Okay, du miese, kleine Schlampe. Du bist tot." Ein Schlag auf den Hinterkopf. < Verda...> Noch genügend Zeit, ihre wichtigsten Besitztümer unzugänglich zu verstecken. Nur bösartiges Lachen drang zu Sallys Bewusstsein vor. In diese Finsternis. Was ging da vor sich? Sie wollte nach draußen, wieder die Kontrolle über ihren Körper übernehmen. Doch die Tür war verschlossen. Mit einem Schlag jedoch ging sie auf. Das nächste, was Sally mitbekam war eine schmutzige graue Steinmauer, die ihr schnell entgegenkam. " So, du Stück Scheiße. Du wirst das Hotel nicht lange genießen können. Du wanderst auf den Stuhl.", hörte sie eine wütende Männerstimme keifen. < Das is' jetzt nich' war.> Sally Caine saß auf dem Boden einer Gefängniszelle. In ihrem Kopf raste es. < Moment... Stuhl?... Nicht lange?... ... ... ... Nö, ne.> Doch. Doch. Sally Caine. Schuldig des Mordes an einem Texas Ranger. Sie trug also diese ekelhafte orangene Gefängnismode. Saß auf einem Metallgestellbett. Da in der Ecke stank eine Kloschüssel vor sich hin. Eigentlich hätte sie sich ja relativ einfach befreien können. Aber erstens ging das gegen ihre Prinzipien, zweitens wollte sie nicht ewig wegen eines nicht begangenen Mordes gejagt werden und drittens hatte sie sowieso schon genug Probleme. Diese dunkle Aura war stärker geworden. Ganz deutlich war es zu fühlen, wie es ihre Kräfte behinderte. Wenigstens konnte sie noch ausmachen, dass man sie nicht missbraucht hatte. Nur halb tot geprügelt. Und das hatte sie, Ra sei Dank, nicht mitbekommen. Wahrscheinlich eine kleine Hilfe ihres Unterbewusstseins. < Klar, einen Texas Ranger umbringen. Da bekommt man ein Schnellverfahren mit einem jungen Pflichtverteidiger der noch nicht mal trocken hinter den Ohren ist. Wir kennen das doch alle aus diesen Filmen.> Nur war sie es nicht gewesen. < Verdammt.> Sie stand auf. < Ich muss hier raus und Mokuba retten. Wir sind schließlich Freunde.> Also setzte sie sich auf den Boden und verknotete die Beine. < So. Fangen wir mal an, die Energien zu kanalisieren und zu sammeln. Und zu den großen Göttern zu beten.> Das erste Mal raus. Zwei Tage nach ihrem unsanften Eintreffen. Das war was. Schon auf dem Zellengang hörte Sally deutlich das Gemurmel und Genuschel, das man wegen ihr veranstaltete. Die würden nicht oft jemand sehen, der einen Texas Ranger auf dem Gewissen hatte. Nicht hier im Frauengefängnis. Wenigstens konnte Sally wieder einigermaßen frische Luft um ihre Nase wehen lassen. Sie setzte sich an den Rand des Aufenthaltsfelds und verschränkte die Beine zur Meditation. Vielleicht zehn Minuten ließ man sie in Ruhe. " Es heißt, du hättest einen Texas Ranger abgestochen." Sally sah auf. Vor ihr stand eine Frau, die vielleicht gut bei den olympischen Gewichthebern mitmachen hätte können. " Heißt es. Doch das hat nichts zu bedeuten.", erwiderte Sally ruhig, die Augen wieder schließend. " Ich denke, du kleines Miststück bist ein Spitzel." " Denkst du.", blieb Sally ruhig. " Wenn du mich bitte zufrieden lassen würdest, ich habe keinen Streit mit dir." " Aber ich habe ein Problem mit dir, Schlampe.", zischte die andere Inhaftierte. Aber nur zwei Sekunden später riss sie die Augen auf. Sally hatte mit ihrer Hand die der anderen Frau gepackt, als die mit einem Messer auf Sallys Kopf einstechen hatte wollen. Nur ein knapper Zentimeter trennten die Spitze des Messers und Sallys Stirn. " Nettes Geschenk, danke." Mit der anderen Hand nahm Sally das Messer. " Genau richtig. Damit zieh ich jetzt ab." Ihre Kraft musste reichen. Ihr reichte es hier auch wirklich. Sally preschte auf den Zaun zu, der das Freigehege umgab. Mit einer Hand zog sie sich hoch und stand schon oben zwischen dem Stachedraht. Fünf Meter in weniger als einer Sekunde. Keine Sekunde später sprang sie runter und rannte die freie Fläche entlang, welche sie jetzt noch von der Außenmauer des Gefängnisses trennte. < Wie komm ich an der Mauer vorbei?> Der Ausgang war etwas weiter. < Okay, dann sehen wir mal, wie die alten Chinesen Spidey was vorgemacht haben.> Ganz einfach günstige Stellen in der Mauer finden, wo man kleinste Halteflächen hatte. Eigentlich hatte sie nicht geplant, was nach der Mauer geschah. Da war etwas wie ein schwarzer Strudel. Fast, als ob... Es war hier total finster. Bis auf dieses knisternde Lagerfeuer. In dessen Schein saß ein Mann. Nur mit Lendenschurz. Vollbart, muskulös. " Wer bist du?" Er fragte duzend, weil es Ankh-sun-Amun war, die auf der anderen Seite des Lagerfeuers auftauchte. " Du bist Walker.", meinte sie bloß. Caine hatte von diesem Mann gelesen. Der wahrscheinlich beste Texas Ranger dieser Zeit. Offenbar befand er sich in ritueller Trance. Schließlich war er ein Halbblut. " Das bin ich. Und wer bist du?" " Ankh-sun-Amun. Ich bin die Hohepriesterin des großen Gottes Ra." Sie setzte sich dem Ranger gegenüber. " Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche, Ranger Walker." " Ra? Doch nicht der oberste Gott des alten Ägypten...." " Doch. Ich habe die letzten fünftausend Jahre in Hamunaptra verbracht. Doch ich bin zurück. Damit die Welt gerettet werden kann. Dass das gelingen kann, brauche ich deine Hilfe, Cordell Walker." Walker blieb ruhig. " Jemand, der wichtig für das Überleben der Menschheit ist, wurde wegen eines Mordes in die Todeszelle von Texas gesteckt, den sie nicht begangen hat. Eine junge Frau. Sally Caine. Sie soll einen Texas Ranger umgebracht haben. In einem Schnellverfahren wurde sie verurteilt. Sie fand den Ranger in einem Park in Dallas und wurde niedergeschlagen. Erst in der Todeszelle wachte sie wieder auf. Das Verfahren wurde höchstwahrscheinlich mit einem jungen und unerfahrenen Pflichtverteidiger durchgeführt und sie nicht einmal angehört. Außerdem wurde im Gefängnis schon ein Attentat auf sie verübt. Wenn Caine getötet wird, könnte das Schicksal der Menschheit im großen letzten Kampf besiegelt sein, Cordell Walker." Ankh-sun-Amun stand auf. Sie tat einige Schritte zurück in die Finsternis. " Finde heraus, was wirklich geschehen ist. Rette Caine. Beeile dich. Und finde deinen Platz im großen letzten Kampf um das Ende der Welt." Dann war es auch schon wieder vorbei. " Ankh-sun-Amun." Die Hohepriesterin kannte die Stimme. Das war die Stimme der großen Göttin Isis. Es war auch ihr Licht, das sie jetzt einhüllte. " Oh, große Göttin.", entfuhr es Ankh-sun-Amun. " Ankh-sun-Amun, du wirst gebraucht." " Was soll ich tun, große Göttin?" " Du musst jemanden retten." Bilder zuckten durch Ankh-sun-Amuns Geist. Aha. Da versuchte jemand, in die Goldreserven von Texas einzubrechen. Dazu taten sie so, als würden sie einen Goldtransporter überfallen. Dabei versteckten sie nur einen kleinen Roboter, der ihnen später Zugang verschaffen sollte. Nur einen tag später entführten sie eine junge Braut, eine Polizistin. Der Bräutigam war ebenfalls Polizist. Genauer Texas Ranger. James Trivette. Es war so geplant, dass die Braut auf dem Weg zur Trauung entführt werden sollte. Alles ging von einem Beerdigungsinstitut aus. Caine brauchte ein Gegengift für Fugu-Gifr, mit dem die Braut in einen todesähnlichen Zustand befördert wurde. Sonst würde ein Gegengift niemals rechtzeitig eintreffen. " Ich werde tun, was du wünschst, oh große Göttin." Im nächsten Moment fand sich Sally Caine auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu dem Beerdigungsinstitut wieder. Sie trug wieder Bluse, Jeans, Karatestiefel, Trenchcoat und Ledertasche. " Okay, ihr miesen Kerle. Ihr werdet noch euer blaues Wunder erleben." Schnell lief sie durch den Eingang des Instituts. Hier waren links und rechts fein säuberlich Schaumodelle von Särgen aufgebahrt. An der Hinterwand stand ein Schreibtisch. Rechts führte eine Türe weiter. Eine Treppe hinunter. Kleine Leichenhalle. Da war eine Geheimtüre. Als Gefrierlager getarnt aber geöffnet. Dahinter eine Art Katakomben aus Stein. Mit lauter technischer Ausrüstung. Richtig professionell. " Wer sind Sie?" Eine Waffe wurde auf Sally gerichtet. Ein Cop. Oder? Nein... diese Frau... war das etwa eine Staatsanwältin? " Ich bin Caine. Ich werde helfen." Davon unbeeindruckt ging Sally zu dem offenen Sarg hier. Sie holte eine kleine Ampulle und eine Spritze aus der Ledertasche. " Was tun Sie da?!" Immer noch war die Waffe auf sie gerichtet. " Ich helfe.", war die einfache Antwort. Langsam wandte Sally sich jetzt um und hob die Hände. Die Ärmel des Trenchcoats rutschten bis zu den Ellbogen herunter. Man konnte ganz deutlich die beiden Brandnarben sehen, die jeden voll ausgebildeten Shaolin auszeichneten. " Eine Shaolin?" Offenbar wusste die Frau etwas über asiatische Geschichte. Jetzt setzte Sally sich Richtung Ausgang in Bewegung. " Oh, Nebu. Du ruhmreiche Göttin!", rief Ankh-sun-Amun noch an. Es war auf einem abgeernteten Feld etwas außerhalb der Stadt. " Ich höre dich, Hohepriesterin, und weiß von deiner Sorge um den Jungen Mokuba." Die Göttin erschien. " Bitte, oh Nebu! Hilf mir, Mokuba zu retten!" " Höre jetzt, was ich zu sagen habe." Natürlich. " Der Junge Mokuba soll geopfert werden. Bereite dich auf ein gefährliches Spiel der Schatten vor, das selbst dich an deine Grenzen bringen könnte. Ich werde dich an den Ort befördern. Danach hängt es nur an dir." " Ja, oh ruhmreiche Göttin." Wenn sie wenigstens die Gelegenheit bekam, Mokuba zu retten. Nur, wieso sollte er geopfert werden? Das glaubte Ankh-sun-Amun jetzt nicht. Ganz Dallas war ins Reich der Schatten versetzt worden. Wer könnte zu so etwas in der Lage sein? Eigentlich fielen der Hohepriesterin nur drei Personen ein, die das vollbringen könnten. Der Hohepriester des Seth: sprich Seto Kaiba. Oder der große Pharao Atemu. Übrig blieb dann nur noch sie selbst. Der Grabräuber wäre nicht mächtig genug. Marik auch nicht. " Oh, Seth! Du mächtigster aller Götter!" Nö, nä? Also das war jetzt wirklich... Aus dem Boden, mitten in der Stadt, wuchs ein voll ausgewachsener Tempel des Gottes Seth. Auch wenn Seth ein Enkel von Ra war, musste die Hohepriesterin das verhindern. Niemals würde der große Gott so ein Verhalten dulden. Kein Menschenopfer. Niemals. " Im Namen des großen Gottes Ra! Gebt den Jungen frei!", befahl Ankh-sun-Amun rufend, als sie vor dem Tempel eintraf. Das mussten die Priester im Inneren mitbekommen haben. " Wer wagt es, im Reich des Gottes Seth diesen Namen zu benutzen?" Blutrote Roben und fast schwarze Priestermasken. Dort oben standen sie. " Ich! Ankh-sun-Amun, die Hohepriesterin des großen Gottes Ra!" " Eine Frau!? Als Priester!? Frevelhaft!", gab der Anführer dieser Seth-Kultisten von sich. " So?" Ankh-sun-Amun war davon alles andere als begeistert. " Dann fordere ich euch zu einem Spiel der Schatten!" Waren diese Typen überrascht? Wussten die etwa nicht, was das Schattenspiel war? Interessant. " Was faselst du da, Weibsbild?" " Wenn ihr das Spiel der Schatten nicht kennt, aus welchem Grund habt ihr dann diese ganze Stadt ins Reich der Schatten versetzt?" Eine ähnlich dämliche Reaktion wie Kaiba. Null Ahnung. Waren das etwa solche Kleingeister von Hobby-Nekromanten? Die waren die Gefährlichsten. " Vor fünf Jahrtausenden spielte jeder in Ägypten das Spiel der Schatten. Dazu riefen wir Monster aus einer anderen Sphäre, dem Reich der Schatten. Einsatz bei einem Schattenspiel war die eigene Seele. Die Seele des Verlierers wurde für alle Ewigkeit ins Reich der Schatten verbannt. Eines Tages entglitten die Schattenmonster der Kontrolle der Duellanten und zerstörten fast die ganze Welt. Doch dem mächtigen Pharao Atemu gelang es, sie in magische Stelen zu sperren und zu versiegeln. Heute ist das Spiel der Schatten als Duel Monsters zurückgekehrt. ALSO!! Entweder ihr gebt den Jungen Mokuba Kaiba frei oder ich verbanne eure Seelen für alle Ewigkeit ins Reich der Schatten! Also hier her!" Unter Ankh-sun-Amun erhob sich eine mächtige Felsensäule, die sie gute fünf Meter in die Höhe schob. " Erscheine jetzt, schwarzer rotäugiger Drache!" Über ihr falteten sich die Flügel des Drachen auf. Er war beschworen. Jetzt war es definitiv. Diese Seth-Anbeter waren nur Hobby-Nekromanten. Sie flohen in den Tempel. Während Ankh-sun-Amun noch zwei andere, starke Monster rief. Zur etwaigen Verstärkung. Die ruhmreiche Göttin hatte sie sicher nicht umsonst gewarnt. Danach lief sie den Kerlen hinterher in den Tempel. Das Innere war dunkel und bedrohlich. Blutig rot. Dann kam der eigentliche Saal. Vor einer riesigen Seth-Satue stand ein Altar. Darauf festgeschnallt war Mokuba. Zwischen beidem brannte ein Feuer lichterloh. Die Flammen schlugen fast bis zu den Schultern der Statue. " Solltet ihr Hochstapler dem Jungen etwas angetan haben, werdet ihr den Zorn des großen Gottes Ra zu spüren bekommen!", drohte Ankh-sun-Amun diesen Heinis, die sich da am Fuß der großen Statue versteckten. Schnell näherte sich die Hohepriesterin dem Opferaltar, geschirmt von ihren drei gerufenen Drachen. Fast hatte sie Mokuba erreicht, da erschien in dem Feuer eine Gestalt. " Halt, Hohepriesterin!", kam es auf Altägyptisch. Die Gestalt trat aus dem Feuer. Das musste ein wahrer Priester des Seth sein. Im Gegensatz zu diesen Pfeifen. Erkannte man schon an dem langen Priesterstab. Zwei kurze, spitze Füße und ein länglicher, gebogener Kopf. Plus die alte ägyptische Sprache. " Du wirst nicht das Opfer für den großen Gott Seth stehlen!" " Ra verabscheut Menschenopfer! Ich bin hier auf seinen Willen! Gib den Jungen frei, Priester des Seth!" Leise lachte Ankh-sun-Amun. " Vielleicht solltest du wissen, dass dieser Junge ein guter Freund von Pharao Atemu ist. Ich denke, du kannst dir vorstellen, was der Pharao mit dir macht, wenn er hiervon erfährt." " Seth, mein Gott, wird mich vor dem Pharao beschützen! Er wird ihn zerquetschen wie einen Wurm." " Pharao Atemu zerquetschen? Er hat schon einmal Anubis besiegt, das solltest du wissen, Diener des bösen Gottes! Also gib den Jungen frei und geh dahin, woher du kommst! Seth wird nicht aus der Verbannung zurückkehren!" Wirklich? Da gab es nur ein Problem. Diese Fake-Priester standen auf. Alle hatten dieses rote Leuchten in ihren Augen. " Oh, nein.", entfuhr es Ankh-sun-Amun. Das bedeutete, dass diese Menschen von Dämonendienern Seths befallen waren. Was wiederum hieß, sie alle konnten jetzt das Spiel der Schatten spielen. Ankh-sun-Amun wurde heftig von ihrer Attacke getroffen und aus dem Tempel geschleudert. Hart landete sie auf der Straße und rutschte dort noch einige Meter weiter. Ihre drei Drachen waren vernichtet. Noch mehr Probleme. Hier war alles voll mit Menschen. Lauter Gaffer und Polizisten. " Was geht hier vor!?", verlangte einer von denen lautstark zu wissen. War das dort drüben... Ranger Walker mit dieser Frau? " Noch hast du Zeit, den Kampf zu beenden und abzuziehen, Hohepriesterin des Ra. Der Junge bleibt hier und wird dem großen Gott Seth geopfert." " Ihr wisst genau, dass ich nicht aufgeben kann! Ra hat verfügt, dass dieser Junge nicht sterben soll! Ich werde ihn beschützen! Und wenn es meine Seele kostet!" Ankh-sun-Amun schrie jetzt die Menschen an. Also kurzer Wechsel von Altägyptisch zu Englisch. " Verschwindet, Sterbliche! Versteckt euch in Kellern und Schutzräumen! Das hier ist zu gefährlich für euch!" Und wieder zurück zu Altägyptisch. " Nett. Du versuchst auch noch diese jämmerlichen Sterblichen zu beschützen. Aber das wird dich auch nicht gelingen! Diese Menschenwürmer werden zuerst ins nächste Leben geschickt, wenn unser großer Gott Seth aus der Verbannung zurückkehrt!" " Das werden wir sehen!" Ankh-sun-Amun ging in eine leicht geduckte Verteidigungsposition. Eine Karte in jeder Hand. " Angriff, Totenkopfdrache! Vernichte unseren Feind!", befahl der Anführer der Seth-Priester. Aus dem Innenbereich des Tempels schoss wirklich ein schwarzer Totenkopfdrache. Er feuerte aus allen Rohren auf die Hohepriesterin dort unten auf der Straße. Zerlegte gleich mal die umgebenden Gebäude. Hüllte sie in eine Wohnblockgroße Rauch- und Staubwolke. Etwas verzog sie sich und es erhob sich daraus ein Fluch des Drachen. Ankh-sun-Amun stand auf seinem Kopf, schon eine neue Karte gezückt. " Raigeki!" Dazu rief sie noch Gaia, den Drachenchampion und verstärkte ihn. Diesmal musste ein etwas weiter entferntes Hochhaus dran glauben. Wenigstens hatten die Leute es langsam mal kapiert, dass das hier kein Spiel war. Es hatte sie schwer getroffen und Ankh-sun-Amun krachte hart in dieses Gebäude. Überall hatte sie schon Wunden. Unter der Maske rann Blut. Ihre Haare hatte es erwischt. Von dem Priestergewand war auch nur noch mäßig übrig. Und dennoch stand sie wieder auf. Schreie? Bei allen Göttern! Dort drüben war ein Schulbus! Voll mit kleinen Kindern! Der Fahrer würde sie doch nicht... Doch. Bei der Flucht eingeschlossen. " Korribo!" Die Fellkugeln würden die Kinder vorläufig beschützen. Wieder stand sie einer Armee von Monstern gegenüber. Das würde hart. Auch wenn sie jetzt ihren Zug machte. Wenigstens hatte sie noch Jinzo und ein anderes Monster. Damit konnte sie jetzt ein ganz bestimmtes rufen... Okay, dazu musste sie zuerst eine Verbindung zum blauäugigen Ultradrachen schaffen... " Ich rufe den Schimmernden Blauaugendrachen!" Mit sagenhaften 7500 Angriffspunkten. Nun, fünfzehn andere Drachen auf dem Friedhof a 300 Extra-Angriffspunkte zu den 3000 Standart-ATK. " Angriff, schimmernder Blauaugendrache!" Das saß. Aber langsam wurde es wirklich kritisch für Ankh-sun-Amun. Sie würde sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können. Nur kurz darauf. Es schien hoffnungslos. Ankh-sun-Amun war schwerst verletzt. Ein normaler Mensch wäre schon lange tot. Ein Unterarm fehlte. In ihrer Brust klaffte ein großes Loch. Die Maske hatte Risse und ein Stück fehlte, zusammen mit einem Teil des Gesichts, das bis auf den Knochen weg war. In einem normalen Duell würden ihre Lebenspunkte sich so bei 50 bewegen. Wenn nicht drunter. Sie war auf den Knien. Die Stadt zu gut 35% zerstört... Dort drüben lag ein toter Junge, noch dick in einen orangenen Wintermantel eingepackt... Es fehlte doch nur noch dieser eine Diener Seths... Nur hatte er viele starke Monster... Der Hohenpriesterin blieben nicht viele Möglichkeiten... Sie hatte nur einen heiligen Magier gesetzt. Würde das reichen? Musste es. Ein letztes Mal zwang sie sich noch auf die knie. " Überläufer.", gab sie schwach und leise von sich. Ein Schwall Blut klatschte auf den Boden. Also eines der starken feindlichen Monster auf ihre Seite. Effekt des heiligen Magiers, Theas Lieblingskarte. " Überläufer." Noch ein starkes Monster auf ihre Seite. Zusammen fast zehntausend Angriffspunkte. Jetzt oder nie. Die letzte Hoffnung. Sie spielte den geflügelten Drachen des Ra. Oben am finsteren Himmel erschien die goldene Kugel. " Große Bestie am Himmelszelt, höre den Ruf aus der Schattenwelt. Steig' aus der Kugel, ich brauche dich, schnell. Bring mir den Sieg in diesem Duell. Überzieh die Wüste mit deinem Glühn und lass deinen Zorn auf meinen Feind nieder gehn. Lass die Macht frei, die tief in dir steckt. Ich bin derjenige, der dich erweckt. Erscheine in diesem Schattenspiel. Mit dir zu siegen ist mein Ziel, Geflügelter Drache des Ra." Das war zu viel. Ankh-sun-Amun ging wieder in die Knie. Kurz bekam sie noch mit, wie der Tempel des Seth von Ra eingestampft wurde. Dann driftete sie auch schon ab... " Ankh-sun-Amun..." Rief da jemand ihren Namen? Was schaukelte das so? Irgendetwas stimmte nicht. Das bemerkte Ankh-sun-Amun als sie die Augen öffnete. Beide Augen. Spürte sie da zwei Hände? Und die Maske? Leicht zögernd überwand sie sich, die Maske abzunehmen. Völlig in Ordnung. Sowohl die Maske, als auch ihr Körper und ihr Gewand. Wo war sie? Das war eine Barke. Vier dünne Stützen trugen das quadratische Dach. Hinten lief der Kiel trichterförmig in einem Bogen zusammen, dass eine Sonnenscheibe in Fahrtrichtung wies. Vorne bildete der Kiel eine Art monolithische Form, auf beiden breiten Seiten ein Udjat-Auge, welche das Schiff beschützten. Der Unterstand befand sich in der Mitte. Mit einem Liegeplatz. Dort richtete die Hohepriesterin sich gerade auf. < Was ist geschehen? Ich erinnere mich noch, dass...> " Ankh-sun-Aun." Dort vorne stand in einem hellen Licht... die Göttin Isis. " Größe Göttin. Bitte sage mir... Was ist geschehen?" " Du wurdest gerettet. Doch den Mächten Seths gelang es, den Jungen Mokuba zu töten. Jetzt befindest du dich auf einer heiligen Barke." " Mokuba...", hauchte Ankh-sun-Amun leise. " Ich flehe dich an, große Göttin! Gibt es eine Möglichkeit, den Jungen zu retten?" Sie war zu geschwächt um jetzt mit den Büchern zu hantieren. Außerdem würde es schwierig werden, wenn die Mächte Seths im Spiel waren. " Nun, der Junge wurde durch Seth ins nächste Leben geschickt. Möglicherweise lässt sich mein Gemahl überzeugen, ihm wieder dieses Leben zurück zu geben. Allerdings sollte dafür der Bruder für ihn Fürbitte halten. Als Blutsverwandter." Seto Kaiba in göttliche Sphären bringen? Über den Fluss, dann den See des Feuers im Reich der Toten, vorbei an Thot und schließlich zum Tempel des Lebens, wo das Totengericht gehalten wurde? " Dann soll es so sein. Die heilige Barke wird euch führen." Damit verschwand die Göttin wieder. Erst jetzt sah Ankh-sun-Amun überhaupt über den Rand der Barke. Höhenangst durfte man hier nicht haben. Unter ihr glitten Wolken dahin. Die Barke begann abzusinken. Kurz schiffte sie durch die zerstörten Straßenschluchten von Dallas. Dann hielt die Barke vor einem Fenster. Gehörte zu einem großen Krankenhaus, das im Kampf nicht zerstört worden war. " Seto Kaiba.", gab Ankh-sun-Amun geradezu schicksalsschwanger von sich. Dort drüben, am Boden saß der Boss der KC und heulte sich die Augen aus. Jetzt sah er etwas nach oben. " Wenn du deinen Bruder retten willst, komm mit mir." Höchstwahrscheinlich registrierte Kaiba gar nicht, was er da sah. Ankh-sun-Amun seufzte unhörbar, sprang kurz durch das Fenster und packte Kaiba in die Barke. Sofort, als sie selbst wieder an Bord war, setzte die Barke sich wieder in Bewegung. Um Kaiba etwas zu Besinnung zu bekommen, scheuerte die Hohepriesterin ihm eine. " Was... Wo bin ich?" Er stand von dieser Liege auf. " Du bist an Bord einer heiligen Barke der Götter, Seto Kaiba." Ankh-sun-Amun hatte sich schon wieder zum Bug begeben und stand mit dem Rücken zu ihm. " CAINE!", fuhr Kaiba sie an und packte mit einer Hand hart ihre Schulter um sie herum zu drehen. Da erst bekam er das Priesteroutfit mit... und die heilige Maske. Er wich etwas zurück. " Wer bist du?", fragte er leicht erschrocken. " Erkennst du mich nicht wieder? Ich kam euch in der von dir geschaffenen Welt zu Hilfe, als ihr gegen den Fünfgötterdrachen antreten musstet." Es funkte. " Das ist unmöglich!", schrie Kaiba schon. " Nichts ist unmöglich. Ich bin die Hohepriesterin des Ra, Ankh-sun-Amun. Und du befindest dich hier an Bord einer heiligen Barke der Götter, Kaiba. Wir werden die Schwelle überqueren und den Fluss der Toten befahren. Wir werden dem großen Gott Thot begegnen, der Buch über alles Leben führt. Und wir werden bei Mokubas Totengericht für ihn vor dem großen Gott Osiris fürsprechen. Wenn du mir nicht glaubst, sie nach unten." " Das... das ist völlig unmöglich.", brachte der Ungläubige da nur noch heraus. Und jetzt hörte er auch noch Wasser plätschern! Kurz schloss er die Augen. Doch das reichte, um den Übergang zum Fluss der Toten zu verpassen. " Dies ist der Fluss der Toten, Seto Kaiba. Diesen Weg geht jeder einmal, wenn seine Zeit gekommen ist. Nur sind wir hier, um Fürbitte zu halten und nicht um selbst gerichtet zu werden." " Das ist doch alles nicht real! Es ist nur..." " Ein Traum?" Ankh-sun-Amun zwickte Kaiba schmerzhaft in den Arm. " Du träumst nicht, Seto Kaiba. Du solltest endlich deinen Geist für das öffnen, was ist." Zwei große, rechteckige Säulen mit einem Stein auf deren oberem Ende. Fast wie ein Dolmen der Kelten. Nur war das hier der Zugang zum Jenseits. Dort landeten sie an. " Und jetzt komm, Kaiba. Wir haben noch einen langen Weg vor uns." Lang, in der Tat. Über mindestens eine Million Treppenstufen, die sich diesen gewaltigen Berg entlang schlängelten. " Ich denke nicht daran. Ich bleibe hier.", wollte Kaiba seine Meinung durchsetzen. Wirklich? Auch, wenn die Barke begann zu verschwinden? Doch nicht. Oben auf dem Berg. Genauer war es ein Vulkan. Sie standen jetzt an seinem Schlot. " Dies ist das Meer des Feuers. Spring." War sie wahnsinnig? Nö. Aber sie gab Kaiba diesen Stoß und sprang ihm dann hinterher. Letztendlich fanden sie nur noch mehr Stufen. So ziemlich wie im Nichts. Bis sie zu einer großen Statue mit dem Kopf eines Ibis kamen. Sie begann zu leuchten und hob eine Hand. Ankh-sun-Amun hob beide Hände um die Gabe des Thot zu empfangen. Eine Schriftrolle. " Jetzt müssen wir nur noch vor Mokubas Totengericht treten.", meinte sie. " Mokuba!", rief Kaiba jedoch. Da war etwas wie eine schwebende Gestalt, die Mokuba zum Verwechseln ähnlich sah. Mal abgesehen davon, dass sie nur bläulich weiß war, schimmerte und anstatt zwei Beinen einen Schweif hatte. Dieser Geist schwebte davon. Kaiba lief ihm hinterher. Bis zu diesen vielen Säulen mit dem kleinen Torkonstrukt, endlich am Ende der Treppe, die hier ziemlich steil nach oben verlief. " Du hältst besser den Mund, Kaiba. Sonst beleidigst du noch den Totengott." Ankh-sun-Amun tat noch einige Schritte weiter nachdem sie Kaiba das zugezischt hatte. Dort oben standen nämlich Osiris und seine Gemahlin Isis. " Wie kommt es, dass zwei Lebende das Reich der Toten betreten und vor mich treten?", verlangte der Gott zu erfahren. Als ob er das nicht schon lange wüsste. " Du bist Ankh-sun-Amun, die Hohepriesterin unseres Ahnen Ra. Wir wissen auch, wer er ist. Was wollt ihr?" Mit einem Knie sank die Hohepriesterin demütig auf die Stufen und hob mit beiden Händen bei gesenktem Kopf die Schriftrolle des Thot in Richtung der beiden Götter. " Oh, großer Gott Osiris. Wir sind gekommen um für den Jungen Mokuba Kaiba Fürbitte zu halten. Im Buch des Lebens des Gottes Thot, der die Leben verwaltet, steht geschrieben, dass die Zeit für den Jungen Mokuba noch nicht gekommen ist. Er verlor sein Leben durch die üblen Mächte des bösen Gottes Seth." Auf eine Handbewegung des Totengottes schwebte die Schriftrolle in seine Hand. " So sei es!", gebat er, als er die Rolle gelesen hatte. " Mokuba Kaiba soll wieder leben! Und ihr kehrt wieder ins Reich der Lebenden zurück, bis eure Zeit gekommen sei!" Whamm. Schon im nächsten Augenblick fand Sally Caine sich wieder auf der Erde. Genauer in jener Stadt, in der ihr Vater lange Jahre gelebt hatte. Sollte das ein Zeichen sein? Musste es wohl. Die Götter taten nichts umsonst. Außer vielleicht Seth, der immer der Verlierer in seinen Bemühungen um die Weltherrschaft war. So stand sie also dort auf einem Dach von Chinatown. In demselben Outfit, wie sie hier schon einmal aufgetaucht war. Damit sah sie ihrem Großvater nicht unähnlich und auch dem Großvater ihres Großvaters. " Geh nach Chinatown. Frag' nach Caine. Er wird dir helfen." Vorerst begab sie sich aber auf die Straße. Kurz vorher gähnte sie ausgiebig. " Mann, bin ich ausgelaugt." Eine kleine Idee keimte bei ihr auf. Wenn sie schon in der Gegend war... Da drüben war ein nettes kleines, China-Hotel. Ein guter Ort, um sich für ein, zwei, vielleicht auch drei Tage, einzuquartieren. Hieß auch noch Jade-Herz. Was man mit reinem Herz gleichsetzen konnte. " Guten Tag.", grüßte sie den alten Chinesen am Empfang auf Chinesisch. Wirklich nett hier. Fast richtig traditionell. " Guten Tag. Was wünschen Sie?" " Ich suche ein Zimmer für etwa drei, vier Tage." Sally lächelte den Alten mit dem Spitzbart an. " Da sind Sie hier genau richtig. Sie sind Japanerin?" Hatte sie doch tatsächlich mit Akzent gesprochen. Absichtlich. " Eigentlich bin ich hier in Amerika geboren. Aber ich lebe in Japan." Sie lächelte weiter und schrieb ihren Namen in das schöne, kleine Gästebuch. Mit schöner, asiatischer Schrift. Der Mann lächelte auch. Offenbar mochte er Sally schon. " Oben, links, das letzte Zimmer. Mit einer schönen Aussicht auf die Straße." Sally verbeugte sich und dankte. Schnell ging sie hoch. Im Zimmer stand ein Bett, unter einem der Fenster ein Tisch für drei Personen, dann neben der Tür ein Schrank. Auch ein kleines Badezimmer mit Dusche fehlte nicht. Schnell entledigte Sally sich ihrer Klamotten und ließ das Duschwasser an. Tat das Wasser gut, wie es auf ihrer Haut prickelte. Etwa zehn Minuten ließ sie es über ihren Körper laufen, bevor sie sich einseifte und es abspülte. Sie gähnte herzhaft und zog sich eine knappe Schlaf-Shorts an und ein T-Shirt drüber. Die Tür verschlossen. Nun, immerhin war sie hundemüde. Also rollte sie sich auf dem Bett zusammen und schlief ein. Erst pünktlich zum Morgengrauen wachte sie wieder auf. Genüsslich reckte sie sich. < Was ein paar Stunden Schlaf nicht alles bringen können.> Als sie die Treppe runter kam, brachte man ihr erstaunte Blicke entgegen. " Guten Morgen, Miss Caine. Wie haben Sie geschlafen, wenn es gestattet ist, zu fragen.", wurde sie vom alten Mann begrüßt. " Ausgesprochen gut, danke. Ich werde wahrscheinlich den ganzen Tag unterwegs sein. Sie brauchen sich also nicht darum zu sorgen." Sally lächelte den Mann an und verließ das kleine Hotel. Etwa gegen elf kaufte sie an einem Stand einen Apfel. Doch leider wurde es da auch ziemlich laut. Eine ziemlich lästig aufgelegte Rocker-Bande kam die Straße runter. Die Leute schrieen und flüchteten. So etwas hatten sie schon länger nicht mehr erlebt. Auf ihrem Weg zerlegten diese Biker einige Stände, Ladenfronten und Schilder. Bis auf sie war hier kein motorisiertes Fahrzeug auf der Straße aktiv. Da lagen ein paar Eisenstangen, offenbar wollte man sie benutzen, um ein paar kürzere Schilder oder so aufzustellen. Auch egal. Sally nahm eine, etwa anderthalb Meter lang, und versteckte sie unter ihrem Trenchcoat. So stellte sie sich auf die Straße. Auge in Auge mit den ankommenden Bikern. " Hey, was is'n das für ne Puppe?" " Scharfe Braut." " Kommt, Leute! Die reißen wir auf!" Sie entschlossen sich dazu, die Puppe zu umkreisen wie Indianer einen Planwagen-Treck. Dabei grölten sie lauf, pfiffen und versuchten bei Sally zu landen. Landen würden sie. Nur leider nicht auf die Art, wie sie geplant hatten. Sally spielte nämlich mit denen Billard. Sie benutzte die Metallstange um die Typen von ihren Maschinen zu stoßen. Schnell genug, dass sie das nie mitbekommen würden. Was natürlich für die Bikes bedeutete, dass sie crashten. Erst langsam kamen die Rocker wieder zu sich. " Okay, Schnalle. Dafür kriegst du ein paar aufs Maul." Sally konnte bloß mit den Augen rollen. " Ich kann leider nicht zulassen, dass ihr diese braven Leute weiter belästigt. Da ihr für rationale Argumente nicht zugänglich seid, muss ich es euch wohl in einer Sprache verständlich machen, die ihr versteht." Sprich: Schläge. Einer wollte Sally eine schwere Eisenkette um den Hals schleudern. Aber die fing sie auf und zerrte derart heftig daran, dass der Arsch ihr mitten in die Faust stolperte. Danach rammte Caine die Stange in den Boden und lief schnell um sie herum, sie festhaltend. Dann sprang sie und trat allen diesen Typen der Reihe nach ziemlich übel in die Fresse. Wieder auf dem Boden riss sie die Stange raus, schleuderte sie noch kurz herum und hielt sie schließlich hinter sich mit einer Hand senkrecht, die andere abwehrend ausgestreckt. " Okay, was geht hier vor?" Oh, ein Kerl im Anzug stieg aus einem Wagen. Leichte locken, grüne Sonnenbrille. Cop. Etwas grau schon, die dunklen Haare. Außerdem musste er schon viel erlebt haben. Merkte man am Gesicht und der Haltung. " Ach, die Typen hier haben nur aufgemuckt. Als ich ihnen erklärt hab', dass das so nicht geht, wollten sie mich zusammen schlagen.", erklärte Sally lässig. Jetzt stellte sich der Cop vor. " Inspektor Griffin." " Und mein Name ist Sally Caine." Sofort wurde es mucksmäuschenstill in dem gesamten Straßenzug. Der Inspektor schien sehr... bewegt... von der Erwähnung des Namens Caine. " Caine... Diesen Namen habe ich lange nicht mehr...", murmelte er leise. " Ich wuchs in einem Waisenhaus auf. Deshalb weiß ich wenig über meine Familie. Mein Vater hieß Peter, er soll hier in dieser Stadt gelebt haben." " Peter..." Wenn überhaupt schien der Inspektor noch bewegter als gerade eben. " Kannten Sie vielleicht meinen Vater, Inspektor?" Musste er wohl, wie er sich verhielt. " Ja. Steigen Sie doch bitte in den Wagen." Nur wenig später saß Sally mit diesem Mann in einem Cafe und unterhielt sich. " Sie kannten also meinen Vater, Inspektor." " Ja. Aber die Tochter von Peter kann mich Kermit nennen." Sally lachte leise. " In Ordnung, Kermit. Also, was können Sie mir über meinen Vater erzählen?" " Er war ein verdammt guter Cop und ein noch besserer Freund." Lange war es her. Kermit begann zu erzählen. Wie Peter Caine in die Stadt gekommen war als noch nicht mal pubertierender Teenager, dem grade der Shaolin-Tempel abgebrannt war. Außerdem erzählte er von den Abenteuern Peters als Polizist. Sogar von Sallys Großvater Kwai Chang Caine, der seinen Sohn bei dem Brand des Shaolin-Tempels verloren und erst nach fünfzehn Jahren in dieser Stadt wieder gefunden hatte. Aber alles war zu viel für einen Tag. " Treffen wir uns morgen wieder? Vielleicht zeigen Sie mir dann...", stand Sally gegen Abend auf. " Der Arbeitsplatz des Vaters. Natürlich." Kermit musste lächeln. Auf dem Weg zurück zu ihrem Hotel dachte Sally über die Geschichten nach, die Kermit ihr erzählt hatte. Ihr Vater ein Held. Klar, wer Caine hieß hatte ja auch so zirka mal keine andere Wahl als der Tradition des Namens nach zu kommen. Schon alleine, weil so ziemlich jeder Caine ein Shaolin gewesen war. Am Rand von Chinatown angekommen wurde sie von etwas aus ihren Gedanken geholt. < Eine ziemlich starke Energie. Aber irgendwie... passiv. Fast... als ob sie schläft.> Sollte sie der Energie folgen und die Quelle finden? Wenn die Energie wirklich so stark war und schlief, könnte sie in wachem Zustand noch um einiges mächtiger sein. Und eine verdammt starke Macht in den falschen Händen, nun, wir wissen doch alle, wie das ausgehen könnte. Also folgte sie dieser Energie in eine dunkle Gasse. Hier standen Kisten herum, Abfallsäcke und Karton. Dreck. Zwischen dem ganzen Shit lag fast unsichtbar... ein Mann. Seltsam daran war, dass er fast traditionelle chinesische Kleidung trug. Er war schwer verletzt. Sally kniete sich zu ihm und meinte: " Ich bin Caine. Ich werde dir helfen." Die Wunden sahen wirklich übel aus. Gerade wollte sie dem Mann die Jacke öffnen um nach den Verletzungen zu sehen, da packte er ihr Handgelenk. " Der Drache darf nicht wieder vereint werden, sonst..." Das war alles. Er hatte ihr noch etwas in die Hand gedrückt. Jetzt war er tot. Das war ein Rubin, in der typischen Form eines Diamanten. Ganz genau war es spürbar. Von diesem Rubin ging diese Macht aus. Aber was war hier überhaupt los? Wer hatte diesen Mann ermordet? Was war das mit diesem Drachen, der nicht wieder vereint werden dürfe? < Natürlich. Dunkle Zeiten dämmern. Kein Wunder, dass ausgerechnet jetzt das Spiel der Schatten und mit ihm der Pharao zurückkehrt.> Jetzt aber wollte sie zuerst zu ihrem Zimmer zurück, um sich diesen Stein genauer anzusehen. Leider, leider musste das wohl noch etwas warten. " Da ist er lang!"; kam es geschrieen. Vor ihr hastete ein junger Mann über die Kreuzung. Locker Hemd, Stoffhose und Rundglasbrille. Student? So was in der Art wohl. Er stolperte. " Jetzt haben wir ihn!" Etwas entfernt sah Sally, wie einige chinesische Schläger anstürmten. Währenddessen kümmerte sie sich um den Mann, der aus dem Mundwinkel blutete. " Ich bin Caine. Ich werde dir helfen." Er sah sie nur total verwundert an. Sie dagegen stand auf. War doch klar, was diese Schläger wollten. Den armen Kerl da aufmischen. So, wie die aussahen gehörten sie sicher zu den Triaden. Was Sally am Arsch vorbei ging. " Aus dem Weg, Tussi!", keifte einer dieser Schläger. " Sorry, aber das kann ich leider nicht zulassen.", erwiderte Sally cool. " Und ich will's auch nicht.", fügte sie beinahe hämisch grinsend hinzu. " Du wagst es, dich den goldenen Tong in den Weg zu stellen?", wurde sie dafür angeschrieen. " Wem? Keine Ahnung, wer ihr Lachnummern seid. Ist mir eigentlich auch scheiß-egal." Dafür wurde sie angegriffen. Dem ersten Gegner trat sie mit dem Knie einige Zähne aus, riss seinen Kopf Richtung Boden und machte einen Bocksprung über ihn um gleich dem nächsten Arsch ins Gesicht zu treten. Angreifer 3 verdrehte sie schon den Angriff, als er den Arm gehoben hatte. Damit schlug er sich selbst bewusstlos. Jetzt kamen sie von drei Seiten. Kein Problem. Sally lief kurzerhand diesen Laternenpfahl hoch, machte einen Salto rückwärts und trat den Kerlen, die das mit offenen Mäulern begafften, kräftig in den Arsch. Da jetzt die Angriffe kurz abbrachen, wich Caine zu ihrem neusten Schützling zurück. Während die goldenen Tong zu den Waffen griffen. Uh, hielten die sich für Ninjas? Wurfsterne, Nadelblasrohre und sogar Ninja-Messer. Okay, der Typ da hatte Kampfwürste, der daneben Ninja-Schwerter. " Jetzt wirst du sterben, Weibsbild.", wurde Sally gedroht. Wurfsterne und diese gemeinen, kleinen Nadeln schossen auf sie zu. Sie parierte, indem sie ihren Trenchcoat als Deckung benutzte. Diese Nadeln konnten außerordentlich gefährlich sein. Vor allem nervend, wenn auch nicht gerade tödlich. Momentan staunten die Tong, wo denn ihr Opfer abgeblieben war. " Hier oben, ihr Nieten.", kam es belustigt. Caine stand auf einem der vielen Neon-Schilder. Etwa in der Mitte der Straße. Gute drei Stockwerke darüber. Was sie nicht daran hinderte, einfach hinunter zu springen. " Vielleicht solltet ihr mal so höflich sein und nach dem Namen eures Gegners fragen. Braucht ihr aber nicht mehr. Ich sag's euch. Ich bin Caine." Saß. Nun kam das schockierende Finale. Sie hob die Hände zu einem Mudra, Handhaltung mit symbolischer Bedeutung, begann mit einem Mantra, dem Aussprechen magischer Silben. " On-ka-ka-ka bi-wan...." Beides war eine Spezialität der Shingon-Mönche vom heiligen Berg Koya. Ein Kugelblitz bildete sich zwischen ihren Händen, den sie auch gleich zu den goldenen Tong schickte. Schockierende Erfahrung für diese Typen. Sally hob ihren Mantel auf und wandte sich dem jungen Mann zu. Moment mal. Wo war der hin? So ein Doofmann. Na, ja. Man konnte es ja schließlich auch nicht immer allen richtig machen. Eigentlich überhaupt nie. Aber man konnte es versuchen. Er würde auch schon wieder auftauchen. Spätestens, wenn er wieder von diesen Tong-Schlägern verfolgt werden würde. Für den Besuch um Polizeirevier machte Sally sich extra fein. Schließlich musste man ja einen guten Eindruck bei den ehemaligen Kollegen des Vaters hinterlassen. Was wäre dazu besser geeignet als eine dezente Schuluniform? Langer grüner Rock, weißes Matrosen-Oberteil mit rotem Halstuch, die Haare ordentlich glatt gebürstet, weiße Strümpfe und leichte Sandalen. Fertig. Per Taxi begab Sally sich zu dem Revier 101, bei dem ihr Vater einst eingeteilt gewesen war. Nett, wenn auch etwas älter, das Gebäude. Die Eingangstreppe war breit genüg für ungefähr vier Leute. Schnell war Sally in den Räumlichkeiten und sah sich interessiert um. Mit einem leicht verträumten Blicht. < Hier hat also mein Vater gearbeitet.> Sie tat einige Schritte zu den Schreibtischen der Cops. " Keine Bewegung, oder die Kleine hier verliert ihren Kopf.", hörte Sally es wütend an ihrem Ohr vorbei. Jemand hatte sie hart gepackt und hielt ihr ein langes Kampfmesser an die Kehle. " Was soll das?" Sofort waren die Cops in dem Raum alarmiert. " Lass den Scheiß!", rief einer. " Du kommst hier nicht mehr raus!" " Lass das Mädchen zufrieden!" Jedoch schob Sally ihre Finger zusammen. " Sayonara, Mistkerl." Blitzschnell hob sie ihre beiden Hände an die Handgelenke des Angreifers und stieß sich gleichzeitig mit den Füßen nach hinten Richtung Wand ab. Sie machte es so, dass sie sein Gesicht mit der Wand kombinierte und ihm seine Arme hinter dem Rücken verdrehte. " Was hältst du von ein paar netten Handschellen?", zischte sie ihm ins Ohr. Ein junger Polizist kam angelaufen und übernahm den Kerl. " Danke.", meinte er leise zu Sally. " Keine Ursache.", gab sie ebenso leise und lächelnd zurück. Ein paar Meter ging sie durch den Raum. Da war eine Tür mit der Aufschrift , Inspektor Griffin'. " Er hat eine Knarre!" Schüsse. Jetzt führ Sally herum. Ihr Gefahrensinn schlug Großalarm. Schnell bekam sie die Projektile mit, die in ihre Richtung flogen. Die wenigsten würden sie, sicher jedoch andere treffen. Also kurz eine jahrtausende alte Kampftechnik eingesetzt. Mit der man auch per Hand Kastanien aus einem Lagerfeuer holen konnte. Ihre Arme und ihr Oberkörper verschwammen in einer abartig schnellen Bewegungsfolge. Hatte der Saftsack dem jungen Cop doch tatsächlich die Kanone geklaut und das Magazin leer geballert. Jetzt ließ Sally die Kugeln alle samt auf den Boden fallen. Heilige... " Irre." " Total..." Die Polizisten konnten das nicht fassen. Wie auch dieser schwere Bursche. " Was...", brachte einer der Cops nur heraus. Zur Erklärung schob Sally ihre Ärmel etwas nach oben. Bis zu den Ellbogen. " Bin eine Shaolin. Caine ist der Name." Gerade dem Cop von eben fiel der Kaffeepot aus der Hand. " Caine?" Sein Mund stand offen. Wie auch der meisten anderen Gesetzeshüter hier. Kam da etwa schon die Erinnerung hoch? " Ja, Caine." Da kam Kermit. " Blake, das ist Peters Tochter." Blake hieß der andere Inspektor also. " Peters... Tochter?", wiederholte er. " In der Tat. Vielleicht sollten wir uns an einen ruhigen Ort setzen und uns etwas unterhalten." Als die drei sich in ein ruhiges Zimmer gesetzt hatten, begann Sally gleich mal mit einer etwas delikaten Angelegenheit. " Was wissen Sie über den Großvater meines Großvaters?" " Den Großvater Ihres Großvaters?" Kurz nachdenken. Nichts. " Er hieß auch Kwai Chang Caine. Er brachte den chinesischen Prinzen um und floh nach Amerika. Bei mir ist es etwas anders. Ich kam nach Amerika zurück, um einen Freund zu retten. Nur leider fand ich in Dallas einen ermordeten Texas Ranger. Irgendjemand wollte, dass ich dafür auf den Stuhl wandere." Jetzt grinste Sally kurz fast diabolisch. " Man hat aber nicht damit gerechnet, dass ich bei einem, für ein Attentat inszenierten, Freigang ausbüchsen würde. Ein Shaolin weiß sich eben aus jeder Lage zu befreien." Aber darum ging's nicht. " Sondern hierum." Sally holte den Rubin hervor. " Dafür wurde in der letzten Nacht jemand ermordet. Er hat noch gesagt, der Drache dürfe nicht wieder vereint werden." Kurz sah das Mädchen beide Männer an. " Und ich dachte mir, da einer in diesem Raum mal Geheimagent war, könnte mir in dieser Sache geholfen werden." Wunderte man sich darüber? Eher nicht. Kermit sah sich den Stein genauer an. " Ich nehme an, das hat irgendetwas mit China zu tun. Dann werde ich mich gleich dran machen." " Ich gebe Ihnen meine Handy-Nummer. Inzwischen werde ich mich mal auf der Straße umhören. Vielleicht finde ich ja etwas heraus." Wo konnte man am besten etwas herausfinden? Dort, wo sich viele Leute befinden. Beispielsweise auch ein kleines Turnierplätzchen. Grade machten sich ein paar High-School-Ärsche über Grundschüler lustig, denen sie grade die Karten abgenommen hatten. 5 gegen 3, nicht grade fair. " Kleine Kinder sollten nicht mit krassen Karten spielen. Das überlässt man den Großen.", lachte der Chef von denen. So eine Type, wie man sie aus Schlägertrupps von Oberschulen eben kennt. Aus der schlechteren Liga. Footballer vielleicht. " Komisch. Der König der Spiele ist auch nicht viel größer als die Kids." Sally lachte kurz. Stimmte doch. " Und wieso mischst du dich hier ein, Tusse?" " Nun, ich würde gern kurz mal gegen euch spielen. Oder habt ihr Angst vor einem schwachen Mädchen?" " Was kriegen wir, wenn wir dich fertig machen?" Bei dem Blick war die Andeutung klar. " Meine Sammlung von einzigartigen Karten. Davon hab' ich 'ne Menge." Ganz cool. " Und was noch?" Waren die etwa ungeduldig? " Ach, ja. Wenn ich euch besiege kriegen die Kleine hier all eure Karten. Und wenn, was überaus unwahrscheinlich ist, ihr mich besiegen sollte, könnte es sein, dass ich etwas , nett' zu euch bin." " Deal." Die hiesige Arena war nicht grade luxuriös. Eben das Standart-Modell. Hier spielte man auch noch nach den langweiligen 2000er und nicht opfern - Regeln. " Okay, Puppe! Gleich bist du fertig!", tönte der Chef von den Ärschen, als seine Plattform bereit gesetzt wurde. " Ja, und deine Lebenspunkte auf null.", parierte Sally und zog ihre fünf ersten Karten. Perfekt. Das würde wirklich schnell gehen. Zuerst mal einen Cyberkrug verdeckt in Verteidigung. Plus vier Karten in zweiter Reihe. Eine davon waren die Lichtschwerter, aktiv. " Na, warte. Du wirst dich noch wundern, Babe.", tönte der Depp auf der anderen Seite des Spielfelds groß. Nur ein Monster verdeckt und eine Karte. " Werden wir sehen. Ich aktiviere den Effekt von Cyberkrug!" Denen fielen doch tatsächlich jetzt schon die Kiefer auf. Fünf Monster auf Sallys Seite. " Wirklich exzellent." Würde nur noch maximal vier Runden dauern. Als sie wieder am Zug war, deckte sie drei Stachelraupen auf, einen schönen Krug und noch einen Cyberkrug. Dann kam Kartenzerstörung zum Einsatz. Grade gezogen. Oh, ja. Kurz ein Millenniumsschild verteidigend. Das würde sitzen. Nur noch eine Runde. " Ich rufe den König von Yamimakai!" Die griffen doch tatsächlich den Schild an. " Wisst ihr, ich sollte vielleicht so fair sein und euch sagen, dass ich im Königreich der Duellanten die Bronze gewonnen, da auch Bandit Keith voll abgezogen und Seto Kaiba schon mehr als einmal richtig nass gemacht habe. Ach, ja. Ihr habt keine Karten mehr in eurem Deck." Das Deckfeld war wirklich leer. " So. Und jetzt her mit euren Karten. Damit die Kleinen was zum spielen haben." Die waren mitgekommen und gafften jetzt mir offenen Mündern. Nie hätten die so was für möglich gehalten. Schon gar nicht, wie das Mädel den Typen ihre Karten abnahm als sie sich weigerten, sie freiwillig rauszurücken. " So. Hier habt ihr die Karten. Viel Spaß damit. Und lasst euch nicht unterkriegen." Danach packte sie die Typen und schleifte sie nach draußen. " Und wenn ich euch irgendwann noch mal erwische, wie ihr Schwächere auch nur bedroht, schieb' ich euch einen Schirm in den Arsch und spanne ihn auf. Kapiert?" Kaum war Sally ein paar Blocks weiter, fühlte sie etwas. Ein Siegel, das sie im Hotel platziert hatte, schlug Alarm. Oh, nein! Das Hotel stand in Flammen! Man konnte schon von weitem die schwarzen Rauchwolken sehen, die sich über Chinatown auszubreiten begannen. " Fürchte nicht, Ankh-sun-Amun. Die Sterblichen konnten das Gebäude rechtzeitig verlassen. Doch du musst acht geben. Der Drache darf nicht wieder vereinigt werden.", hörte Sally eine Stimme, als sie auf einem der Dächer hielt. Das war doch... Wer hatte das Gebäude angezündet? Vielleicht fand sie bei den Leuten einige Antworten. Gute Güte! Der Hotelier lag schwer verletzt dort zwischen den Leuten. Man kümmerte sich um ihn. " Wie steht es um ihn? Sonst noch jemand verletzt?", fragte sie gleich besorgt die Leute. " Caine! Bitte helft ihm!", flehte eine ältere Frau. Die Gattin des Hotelbesitzers. Sally hatte sie schon erkannt. " Ich werde tun, was ich kann.", versicherte sie. Der alte Mann war so nett zu ihr gewesen. < Ich werde ihn garantiert nicht sterben lassen!> Also setzte sie sich neben den Mann und hielt eine seiner Hände, während sie sich konzentrierte. Nur Sekunden später war ein leichter Schimmer um sie und den Alten herum erkennbar. Es schien, als würde das Leuchten sich etwas zu dem Mann hin wellen. War ja auch so, dass sie mit ihrer Lebenskraft dem Alten half, seine Wunden zu schließen, seinen Körper zu heilen, und seine Energien zu regenerieren. Schließlich stand sie wieder auf. < Verdammt. Das war eng. Ja, ja. Ich merk's immer wieder. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. So etwas sollte man nicht...> Das hatte sie etwas erschöpft. Kurz ausgedrückt. " Noch jemand verletzt?" Nein. Okay. " Wer ist dafür verantwortlich?" Ebenfalls Schweigen? Diese Menschen hatten also Angst vor denen, die das getan hatten. Aber sie hatte da schon so einen Verdacht. " Die goldenen Tong, oder?" Ding! Der Kandidat erhält hundert Punkte! Genau als die Leute anfingen rumzumurmeln, klingelte ihr Handy. " Caine." " Kermit. Ich habe etwas über den Stein. Er ist anscheinend , das Herz des Jadedrachen'. Ein uraltes, angeblich mit magischen Kräften ausgestattetes Artefakt, das von China nach Amerika gekommen ist. Der Jadedrache soll verflucht sein, seit er hier angekommen ist. Offenbar haben zwei Söhne des Tong-Clans einen Streit darüber, wer den Drachen haben soll. Damals trennte man ihn und sein Herz nämlich. Der alte Tong sagte, er dürfe nie wieder zusammengesetzt werden. Oder..." " Natürlich. Das weiß ich auch. Das mit dem , oder...'. Ich habe auch was Neues. Die goldenen Tong haben das Jade-Herz abgefackelt und fast den Besitzer umgebracht. Das wird jetzt ein für alle Mal geregelt." " Dann würde es dich sicher interessieren, wo die goldenen Tong sich anscheinend treffen." Eine große Lagerhalle mit Unterbau im Industriesektor von Chinatown. Caine trug jetzt wieder das Trenchcoat-Ensemble. Diesmal allerdings geschlossen. Für den Überraschungseffekt. Bestimmt öffnete Sally die großen Schiebetüren an einer Seite und betrat die Halle. Dunkel hier drin. Nur Kerzen? Ein netter kleiner Tong-Tempel. War schon klar, dass die sich hier versteckten und nur darauf warteten, dass sie ein paar Schritte weiter machte. Dennoch tat sie es. Hinter ihr krachte das Tor zu. " Du bist also Caine.", kam es aus der Finsternis ihr gegenüber. " In der Tat.", gab sie ruhig von sich. Ein Typ mit Glatze und kurzem, zweigeteiltem Schnauzer trat ins Zwielicht. Offenbar der Ober-Tong hier. " Du gibst mir jetzt das Herz des Drachen.", wollte er befehlend klingen. Aber bei Sally kam es überhaupt nicht so an. Ein anderer Kerl brachte etwas wie ein Tablett mit einem verdeckten Gegenstand darauf. " Eher..." Caine unterbrach mitten in ihrer Antwort. Der Schmerz! Das... Fast wäre sie zusammen gebrochen vor Schmerzen. Das Versteck des Drachenherzens war zerstört. <... unfassbar...!> Selbst für sie. In tausenden von Jahren war es noch nie geschehen, dass ein geistiges Lager oder Versteck derart von etwas aufgebrochen worden war. Schon gar nicht, wenn jemand so stark war wie sie. Das Herz schien vom Körper des Jadedrachen geradezu unaufhaltsam angezogen zu werden. Dort materialisierte es sich gerade. Das Tuch auf dem Tablett löste sich mit einem leichten Schimmer einfach so auf. Der Jadedrache saß dort. Erschrocken ließ der Tablettträger es fallen. Doch der Drache schwebte weiter auf derselben Höhe. Jetzt schoss der Herz-Rubin auf den Jadedrachen zu. Genau dorthin, wo das Loch in der Jade war. Sofort begann beides zu leuchten und der Tong-Anführer packte den Drachen mit beiden Händen fest. Das Glitzern in seinen Augen war direkt unheimlich. Richtig ausgetickt. " Endlich. Jetzt habe ich die ultimative Macht." Ein kalter Schauer lief Sally über den Rücken. Sie spürte ganz deutlich die Dämmerung einer ungeheuer machtvollen Finsternis. Der Jadedrache veränderte sich dramatisch. Er wurde pechschwarz, seine Augen rot wie Blut. Hörner und Stacheln bildeten sich. Einige davon drangen in die Hände des Tong ein. Eine schwarze Masse begann sich über die Hände des Tong und die Arme hinauf auszubreiten. " Jjjjaaaa! Ich kann es fühlen! Diese unglaubliche Macht! Damit werde ich zum Herrscher der Welt!" Der arme Kerl war definitiv verrückt. Sah man am Sabbern, dem irren Gesichtsausdruck und dem Gelächter als die Finsternis ihn verzehrte. Ein Schatten breitete sich schnell über den Boden aus. Der Anführer der goldenen Tong wurde praktisch davon verschluckt. Wie alles, unter was sich der Schatten ausbreitete. Inklusive der anderen Tong-Mitglieder. Doch Sally konnte dem Schatten rechtzeitig genug ausweichen. " Heilige..." Nur leider nicht der Attacke, woher auch immer sie kam. Mit voller Wucht schlug Sally in die Halle auf der anderen Straßenseite ein. Es dauerte einige Sekunden, biss sie langsam aufstand und etwas benommen den Kopf schüttelte. Mit einem ohrenbetäubenden Getöse brach ein gewaltiger schwarzer Schlangendrache aus dem Lagerhaus der goldenen Tongs. Von der Größe kam er gut und gerne an Slifer ran. Aber er wirkte so fürchterlich düster und bedrohlich wie der schwarze Rotaugendrache. Glücklicherweise verschwand er vorerst in der schwarzen Wolkendecke. Schnell das Handy raus. Das war jetzt dringend. " Kermit, hier Caine. Der Jadedrache ist erwacht. Ihr müsst die Stadt sofort evakuieren." Eine Großstadt evakuieren? Schnell? Sofort? " Der Drache wird garantiert nicht so freundlich mit der Stadt umspringen wie Godzilla mit Manhattan." Stille am anderen Ende. " Ich werde sehen, was ich tun kann.", antwortete Kermit dann endlich. " Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.", meinte Sally noch und legte auf. Oh, verdammt. Das hatte sie gründlich vergeigt. Der Jadedrache war wieder zusammen gekommen. < Was ist da nur passiert? Ich verstehe das nicht. Der Drache hat sich erst zu verändern begonnen, als der Tong ihn angefasst hat. Kann es vielleicht...?> Oh, Scheiße. Vor Sally explodierte der Boden. Sie konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen. Bei allen Göttern. Das war eine fliegende Armee von Ablegern des schwarzen Jadedrachen. Humanoide Drachlinge. Ausgerechnet hier, am Rand des eigentlichen Chinatown-Gebiets. Hier waren zu viele Leute! Schnell begann Caine mit einem Mudra und einem Mantra. " On-ka-ka-ka bi-wan..." Etwas hielt sie die Hände bei gespreizten und leicht geknickten Fingern auseinander. Zwischen den Fingerspitzen und den Handflächen zuckten kleine Energieblitze. Die Energie sorgte auch dafür, das es schien, als würde ein Wind um sie herum wehen. Spielte mit ihren Haaren und ihrem Mantel. Der Energieblitz riss ein riesiges Loch in die Woge der Drachlinge. Nur leider nicht genug. Momentan konnte Sally nichts weiter machen als es den Bewohnern von Chinatown gleich zu tun, die Beine in die Hand zu nehmen und um ihr Leben zu flitzen. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, erschien jetzt auch noch der schwarze Jadedrache. In einem Atemzug blies er mit einer Energieattacke einen ganzen Straßenzug in die Vergessenheit. Es reichte. Sally blieb stehen. < Okay, ich hab's verbockt, also bring' ich das hier auch zu Ende.> In der ganzen Stadt hörte man die Stimme. Ein Licht zog zum Himmel und verschwand zwischen den Wolken. " Der Himmel zwirnt und Donner grollt und kündigt das kommen dieses alten Wesens an und die Dämmerung wahrer Macht!" Darf ich vorstellen? Himmelsdrache Slifer, schwarzer Jadedrache. Schwarzer Jadedrache, Himmelsdrache Slifer. Beide Drachen griffen an und verhedderten sich schlimm. Sie krachten auf den Boden und plätteten ein ganzes Viertel. Kurz erschien der Kopf des Jadedrachens. Er spie einen Schwall Energie auf den Boden, wo sich Slifers Kopf befinden musste. Im Gegenzug kam eine Attacke von Slifer mit einer Klaue, die dem Jadedrachen tiefe Spuren zufügte. Damit zog der Schwarze sich zum Himmel zurück. Dort oben umkreisten sie sich und spien einander mit Energie an. Trefferquote: 10-20%. Schließlich biss der Jadedrache Slifer von unten in die Kehle, worauf Slifer ihm einen Flügel ausriss. Der Götterdrache packte den schwarzen und legte einen Bodyslam hin, dass man meinen könnte, hier wäre ein Meteorit eingeschlagen. Hm? Was war denn das da drüben? Ein alter Mann stand auf einem Dach, gerade als der schwarze Jadedrache sich wieder in die Lüfte erhob. Schulterlange, weiße Haare, Lederklamotten, Karate-Sandalen. " Großvater...", entfuhr es Sally. Sie stand auf dem Dach des Nebengebäudes. Der Mann sah sie kurz an. Wusste er, wer sie war? Er lächelte. Nur kurz und etwas traurig, aber auch mit einem gewissen Ausdruck an Glück. Dann warf er Sally einen konvex geschliffenen und von Gold umfassten Smaragd zu. In der Mitte stand in schwarzen Zeichen eingeritzt der Name Caine. Als Sally ihre Augen von dem Stein hob sah sie, wie Kwai Chang ein kleines Tonfläschchen vor sich auf den Boden stellte und einen Korken daneben legte. Er trat ein paar Schritte zurück. Und begann mit komplizierten Bewegungen. Entsetzt riss Sally die Augen auf... " Nnneeeeiiiinnnn!" Diese Momente erschienen ihr wie eine Ewigkeit. Sie bekam das alles nur verdammt in die Länge verzerrt mit. Wie ihr Großvater eine Kamikaze-Technik anwandte. Das Mafuba. Die Technik, einen Dämon einzusperren. Letztendlich fiel Kwai Chang Sally Caine leblos in die Arme. < Nein... das darf nicht sein... Das DARF einfach nicht sein! Das darf....> Völlig in ihrer Trauer versunken bekam sie nicht mit, was weiter geschah. Der Jadedrache fiel vom Himmel und gelangte zu etwas. Einer reinen, unschuldigen, unbefleckten, geradezu jadegleichen Seele. Dem, was gebraucht wurde. Es war das Ende der Drachenskulptur und die Geburt des wahren Jadedrachen. Sally riss den Kopf bis in den Nacken. Immer noch hielt sie ihren toten Großvater in den Armen. " Nnnneeeeiiiiinnnn!" Es regnete in Strömen. Sally stand an dem Grab ihres Großvaters. Etwas außerhalb der Stadt hatte sie ihn begraben. Mit einer kleinen Pyramide und einem Obelisken. , Hier ruht Kwai Chang Caine. Ehrwürdiger Shaolin, geliebter Ehemann, Vater und Großvater. Immer da, wenn man ihn brauchte. Ein Leben als Held. Im Tod ein Held. Gestorben um die Welt zu retten.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)