Der Jadejunge von Puh-Schell (Die Erzählungen, Teil 1 - Shounen-Ai) ================================================================================ Kapitel 13: Schockschwere Not ----------------------------- A/N: Dieses Kapitel kann ein wenig verwirrend sein, aber so ist es angelegt. Es wird sich alles aufklären, keine Sorge! Außerdem gibt es einige neue Infos über Dakkas, Beauron und das Ziel, dass Dakas ansteuert. Am Ende des Kaps ist noch der voraussichtliche Termin fürs nächste Update. 13 - Schockschwere Not Es war Nacht, eine sternenklare, wunderschöne Nacht. Das Wetter war angenehm: Milde Temperaturen, nachts zumindest, hin und wieder ein kühles Lüftchen, die Luft noch frisch gewaschen vom Regen von vor zwei Tagen. Der Boden war stellenweise noch feucht. Von all diesen Dingen bekam man natürlich nur wenig mit, wenn man durch die unteren ‚Etagen’ der Burg Ludgenstein schlich. Offiziell besaß Baron Ludgenstein natürlich keinen Kerker auf seiner persönlichen Burg. Offiziell war er einer der größten Spendengeber und Gönner des Ordens der Kindergöttin – und somit ein ‚harter Gegner’ von Folter und roher Gewalt. Inoffiziell war er einer der besten Versorger der Dogen, wenn es um ‚Versuchsobjekte’ und Sklaven ging. Dan wusste das natürlich, wie viele andere Leute. Im Gegensatz zu den meisten dieser anderen wagte er es jedoch, in die geheimen Kerker der Burg Ludgenstein einzubrechen. Natürlich hatte er dafür auch einen guten Grund. Einen sehr guten Grund. Die steinernen Gänge waren mit feuchter, modriger Luft angefüllt. Einige der Wände mussten leicht undicht sein und das absickernde Wasser von den Regenfällen hinein laufen lassen. Dan kannte die Risiken, die damit verbunden waren. Atemprobleme. Krankheiten. Fieber. Kein angenehmer Ort, weder für Gefangene noch für Wärter. Kein Wunder also, dass der Baron nicht selbst herunter kam. Es brannten keine Fackeln in diesen Gängen, nur die Wachen liefen mit einigen Laternen ihre Runden. Für Dan war das nur recht, er brauchte das Licht nicht unbedingt. Seine magische Flamme zeigte ihm alles, was er sehen brauchte, und den Rest erledigte er über seine anderen Sinne. Sein Gehör und Geruchssinn waren weitaus besser, als man auf den ersten Blick annahm. Im Schein seiner magischen Flamme schlich er durch die modrigen Gänge und passierte dabei eine kleine Pfütze auf dem Boden des Ganges. Eine der undichten Stellen hatte er also gefunden. Er blickte kurz nach unten und sah sein Gesicht. Schwarzes Haar. Kristallklare, eisblaue Augen – Saphire, sagten einige. Blaue Edelsteine. Ein hübsches, sanftes Gesicht. Etwas zart, delikat. Fast ein Hauch feminin. Er setzte seinen Weg fort durch die dunklen Gänge, auch wenn ihn etwas an diesem in der Pfütze wiedergegebenem Bild störte. Aber was störte ihn? Die Augen, sagte Dakkas sich. Die Augen waren blau. Aber seine Augen waren grün. Jade, grün wie Jade. Nicht blau wie Saphire. Sein Körper lief weiter, zielstrebig, als wenn er genau wusste, wo er hinging. Aber er war doch vorher nie hier gewesen. Er hatte diese Gänge nie gesehen – oder? Plötzlich duckte er sich nah an eine Wand und löschte seine magische Flamme. Dann spürte er, wie ein Schleier sich über ihn zu legen schien. Die Dunkelheit, die ihm im Gang plötzlich entgegen starrte, schien einen gräulichen Schimmer zu kriegen. Dann veränderte sich alles, was er sah, auf erschreckend und zugleich interessante Art und Weise. Seine Umgebung schien zu schimmern und zu flimmern. Es gab keine feste Farbe für dieses komische Leuchten, es war eher so, als wenn das Glühen sich nach und nach von der Farbe her verändern würde. Wo gerade noch schemenhaft erkennbare Wände gewesen waren zogen sich jetzt sanft schimmernde Linien und graue Flecken durch sein Sichtfeld. Wo der Gang war, leuchtete es in einer anderen Farbmischung. Und hinten in der Ferne erkannte er eine rötlich glühende, näherkommende Gestalt. Aber halt, war da nicht gerade eine Wand gewesen, wo er diesen rötlichen Schemen sah? Was machte er überhaupt hier? Die rötliche Figur kam näher, aber Dakkas war verwirrt und verängstigt. Vor wenigen Minuten war er doch noch woanders gewesen, woanders… eine Hütte… Drachen… Nostradamus… Die rötliche Figur drehte eine Pirouette und kam direkt auf Dakkas zu, aber sein Körper bewegte sich nicht. Sein Atem war gleichmäßig, kontrolliert. Der rote Schemen war eine Wache mit einer Laterne. Er konnte die Umrisse sehen, aber anders als alles, was er vorher je gesehen hatte. Der Oberkörper und die Laterne der Wache waren am besten zu sehen und am rötlichsten, der Rest verlor langsam an Intensität. Das rötliche Schimmern verlor sich in einer Art gelben Aura, welche die Wache mit sich führte. Das ganze… zerfloss in den immer noch farbenfroh hin und her schimmernden Hintergrund. Aber das war immer noch nicht richtig. Er war doch in der Hütte, wegen dem Unwetter. Er war in keinem Verließ. Er war am träumen. Traum-Dakkas sah der sich entfernenden Wache nach. Die drehte eine erneute Pirouette und, so langsam verstand das Dakkas, verschwand um die nächste Ecke. Doch der rötliche Schemen blieb irgendwie in Dakkas Sichtfeld, trotz der Wand dazwischen, bis er schließlich einfach verblasste und weg war. Zurück blieb nur die farbenfrohe Mischung seiner Umgebung. Was war hier los? Traum-Dakkas löste sich wieder von der Wand und sah sich einmal um. In seiner Nähe gab es keine anderen Wachen, dafür aber einige rötlich blinkende Ratten. Die waren unwichtig. Der gräuliche Schimmer ging zurück, die roten Schemen verschwanden und das Farbenspiel hörte wieder auf. Plötzlich war es wieder dunkel und die magische Flamme erschien wieder in seiner Hand. Verdutzt beobachte Dakkas mit einer gewissen Distanz, was sein Traum-Ich machte. War das wirklich er selbst? Es schien so. Alles in seinem Inneren sagte ihm, dass er das war. Dan. Er hatte sich selbst am Anfang des Traumes Dan genannt. Das war sein Name. Dan. Dakkas fühlte einen Schwall von Freude in sich aufsteigen. Er hieß Dan. Das war sein Name, er konnte es mit jedem Nerv in seinem Körper fühlen. Aber nein… es war eine Abkürzung seines Namens. Dennoch… Name war Name. Dakkas war Dan. Sein Traum-Ich bahnte sich weiter den Weg durch das Verließ der Burg Ludgenstein und erreichte schließlich sein Ziel. Ein Gang wie jeder andere auch, mit der Ausnahme, dass eine der abzweigenden, morschen Holztüren offen stand und schwaches Licht in den Gang fiel. Die magische Flamme erlosch und Dakkas fühlte den Schleier über sich kommen. Seine Sicht änderte sich jedoch nicht. Das notierte der Träumer sich geistig. Er konnte diese Veränderung seiner Sicht also irgendwie steuern. Und es war kein Zauber, bemerkte er plötzlich. Denn er hatte weder etwas gesagt noch eine Geste gemacht. Aber das würde bedeuten, dass er damit geboren worden sein würde. Während Dakkas noch über diese Neuheit sinnierte, bewegte Traum-Dakkas sich schon weiter. Der von einigen Fackeln erhellte Raum war eine Art Vorkammer zu mehreren Gefängniszellen und besetzt von zwei müden und mürrischen Wachen, die miteinander Karten spielten. In dieser Umgebung hätte Dakkas sich auch nicht wohl gefühlt. Traum-Dakkas beobachtete die beiden Wachen eine kurze Zeit lang, wie sie Karten spielten und sich in leisen, schläfrigen Stimmen über ihre Familien unterhielten. Sie bemerkten ihn nicht. Selbst dann nicht, als er an ihren Tisch trat und jedem eine Hand auf die Schulter legte. Dann hörte er plötzlich ein gemurmeltes Wort und sah, wie beide Wachen mit dem Kopf auf den Tisch fielen und scheinbar schliefen. Sein Traum-Ich lief bereits den Zellengang entlang, als er verstand, dass er die beiden Schlafen geschickt hatte. Er konnte also tatsächlich zaubern. Beim überfall auf ihr Lager kurz hinter Halmsdorf hatte er das Eis gezaubert, nicht Beauron. Und allem Anschein nach war er ein verdammt guter Zauberer. Vielleicht konnte er Nostradamus ja doch beschützen. Sein Traum-Ich kam ganz am Ende des Zellengangs an, an der letzten feuchten, schimmeligen Zelle. Dakkas wartete gespannt darauf, was sein Traum-Ich hier zu suchen hatte. Er hatte längst begriffen, dass das hier eine Erinnerung war. Die Zellentür öffnete sich nach zwei, drei Handgriffen mit einem Dietrich und schwang quietschend auf. Anscheinend war er ein Mann mit vielen Talenten. Das innere der Zelle im fahlen Schein der magischen Flamme war… abstoßend. Schimmelig, modrig, dreckig… und war das da hinten in der Ecke eine halb verweste Leiche?! Dakkas beschloss, dass er das lieber nicht genau wissen wollte. Sein Traum-Ich hielt sich auch nicht lange an diesen Dingen auf, sondern widmete sich sofort der einzigen lebenden Person im Raum. Es war ein kleiner Junge in zerschlissener, gräulicher Kleidung, der langsam auf seinen Fußsohlen hin und her wippte. Seine Haare waren kurz, struppig und größtenteils blond, obwohl an den Rändern graue Strähnen auftauchten. Sein eines Auge war gelb, das andere lilafarben. Der Ausdruck in den Augen des Jungen erinnerte Dakkas an Nostradamus – weggetreten, geistig abwesend. Nur, dass dieser Junge noch etwas weiteres in seinen Augen aufblitzen hatte: Wahnsinn. Es gab keine bessere Erklärung dafür. Ein Blick in diese Augen machte deutlich, dass diese scheinbar junge Person einige geistige Probleme hatte. Und gefährlich war. „Beauron?“ Das war Beauron? Der Todesgott? Eine der gefährlichsten und verschrieensten Gottheiten überhaupt? Dakkas traute der Stimme seines Traum-Ichs nicht. Der Junge blinzelte langsam, hörte mit dem Wippen auf und runzelte die Stirn, als er Dakkas Traum-Ich musterte. „Beauron?“, hörte Dakkas sich selbst erneut sagen. Der Junge schlang seine Arme um sich selbst und wippte weiter. „Beauron, für so etwas haben wir keine Zeit, bitte. Komm zurück. Ich bin hier, hörst du?“, hörte Dakkas sich selbst sagen. Er kannte den Wicht also gut. Gut genug um ihn aus einem Kerker zu befreien. Und warum war der Gott da überhaupt drin?! So eine Zellentür würde einen Todesgott doch nicht aufhalten. Aber dieser Gott sah momentan nicht so aus, als wenn er irgendwen, geschweige denn sich selbst retten oder befreien konnte. Er hatte seine Arme um sich geschlungen wie ein kleines Kind und summte eine Melodie zu sich selbst. Er sah… zerbrochen aus. „Ich bin’s Beauron, Dan. Hörst du? Dan ist da.“ Vorsichtig näherte Traum-Dakkas sich dem Todesgott und berührte ihn zaghaft am Arm. Das Wippen stoppte, ebenso das Summen. Blinzelnd sah der Gott wieder seinen ‚Retter’ an. „Dan?“ Die Stimme des Gottes klang jung, zerbrechlich und verwundert. Wie ein Kleinkind, das etwas zauberhaftes sah. „Ja, ich bin es. Sch. Komm wieder zurück, ja?“ Beauron runzelte seine Stirn. Langsam kehrte Verständnis in sie zurück, obwohl der Wahnsinn blieb. „Dan…“ Die Unterlippe des Gottes fing an zu zittern und eine Träne kullerte ihm über die Wange. „Sch…“, hörte Dakkas sich selbst sagen, während er den plötzlich schluchzenden Jungen in seine Arme nam. Innerlich war Dakkas entsetzt. Das sollte einer der mächtigsten Götter überhaupt sein…? Plötzlich sah die Zukunft für ihn nicht mehr so rosig aus, wenn dieser zerbrechliche Junge sein bisher größter Helfer war. Dieser Junge stand kurz vor dem totalen Zusammenbruch und Wahnsinn vielleicht, aber wie sollte dieses arme Kind ihm helfen können? Dann erinnerte er sich an die Buchseite, die er in Halmsdorf im Geheimfach gefunden hatte. ‚Erlangte seine göttliche Macht durch tragische Umstände, die ihn wahnsinnig und im Körper eines Vierzehnjährigen gefangen zurückließen.’ Gott. Kein Wunder, dass dieser Junge kurz vor dem Zusammenbruch stand. Er war erst vierzehn, als ihn irgendein Unfall zum Gott des Todes machte. Einer Position, die mit großen, gefährlichen Mächten verbunden war und jeden normalen, erwachsenen Mann in den Wahnsinn treiben konnte. Und jetzt hatte sie ein halb-erwachsener Junge inne. „Sch. Alles wird gut, Beauron. Ich bin ja jetzt hier. Beruhig dich…“ Mit einem Ohr lauschte Dakkas den Beruhigungen und Besänftigungen, die sein Traum-Ich dem Todesgott zuflüsterte. Doch dieser schluchzte nur weiter und schien ansonsten nicht ansprechbar zu sein. Konnte dieser Junge überhaupt alleine funktionieren und seine göttlichen Tätigkeiten ausführen…? Dakkas wagte das zu bezweifeln. Der Gott war nicht zu beruhigen. Irgendwann versiegten die Tränen und Schluchzer, doch dann fing das abwesende Summen wieder an. Auch sein Traum-Ich wurde langsam nervös und ungeduldig und Dakkas wusste plötzlich – sie hatten nicht mehr viel Zeit! „Also gut, Beauron… Hoffentlich klappt das jetzt.“, murmelte sein Traum-Ich. „Als ich des Nachts nach hause kam Und nicht wie sonst mein Weib vernahm Kein Zetern drang mir an das Ohr, kein Nudelholz schlug mir davor Nur aus der Grube hinterm Haus Da lugten ein paar Füße raus. Potzblitz, nach einem Schönheitsbad sah das nicht gerade aus!“ Dakkas wollte blinzeln, doch sein Traum-Ich tat es natürlich nicht. Nein, sein Traum-Ich sang. Ein altes Tavernenlied sogar. Dakkas Verwunderung stieg, als Beauron sein Summen abbrach und plötzlich den Refrain des Liedes mitmurmelte. „Schockschwere Not, mein Eheweib ist tot Wer flickt mir jetzt die Socken und wer kocht mein Abendbrot? Schockschwere Not, mein Eheweib ist tot Wer flickt mir jetzt die Socken und wer kocht mein Abendbrot?“ Sein Traum-Ich lächelte und sang weiter. „Sie war so gut, sie war so lieb, auch wenn sie´s oft mit andern trieb der Priester und der Bäckersmann, die klopften öfters bei ihr an derweil ich draußen durch die Welt mit Gauklern zog für´n Taschengeld als Vater von sechs Kindern für den mich nur keiner hält!“ Und je weiter er sang, desto kräftiger und klarer sang auch Beauron mit. Als die dritte Strophe anfing, sang der junge Gott schon fast so klar und deutlich wie Traum-Dakkas. „Sie war nicht schön, sie war nicht schlank, sie war so groß wie´n Küchenschrank Das Bett war grad so breit wie sie, drum schlief ich meist beim lieben Vieh. Nur manchmal fiel ihr nächtens ein, das ich ihr soll zu willen sein. Da flehte ich: Du lieber Gott, laß mich jetzt nicht allein!“ Gemeinsam sangen sie den Refrain vor der vierten Strophe und dann spürte Dakkas die Veränderung. Beauron war plötzlich da. Nicht nur körperlich, auch geistig. Sein Traum-Ich begann die vierte Strophe alleine. „Doch Trübsal scheint mir ohne Sinn, denn tot ist tot und hin ist hin.“ Überhaupt, das Lied hatte gar keine vierte Strophe. Dakkas löchrige Erinnerung versorgte ihn nur mit drei Strophen. Wo bei den drei Teufeln kam die vierte her? „Den Branntwein hol ich mir hervor, da klopft es auch schon an mein Tor.“ Sein Traum-Ich schien sehr davon überzeugt, dass es eine vierte Strophe gab. Doch dann hörte er plötzlich auf zu singen und Beauron stimmte wieder an: „Draußen steht der Sensenmann, der sieht mich ziemlich traurig an und meint: Hey, wenn Du sie willst, kannst Du sie wirklich wieder haben...“ Traum-Dakkas zog eine gespielte Grimasse und brachte Beauron zum Grinsen, bevor er zum Refrain ansetzte. Einen etwas anderen Refrain. „Schockschwere Not, mein Eheweib ist tot! Beauron, ach, behalt sie nur; das kommt schon noch ins Lot! Schockschwere Not, mein Eheweib bleibt tot, ich koch mir meine Socken selbst… zur Not zum Abendbrot!“ Dakkas musste innerlich schmunzeln. Das hörte sich ganz so an, als wenn Beauron und er das Lied etwas weiter gedichtet hatten, gar nicht mal schlecht sogar. Kein Wunder, dass er sich an das Lied so schnell erinnert hatte. Auch Beauron schmunzelte. „Dan… du bist gekommen.“ „Hab ich dir doch versprochen, oder?“ Sein Traum-Ich grinste. „Und jetzt raus hier, bevor die uns hier unten finden und beide wegsperren. Na komm schon.“ Beauron nickte. „Was immer du sagst, Dan.“ Der Traum verschwamm und verschwand in einem wirren Farben- und Formenspiel. Dakkas schien schwindlig zu werden, obwohl er doch genau wusste, dass er schlief und sich nicht wirklich bewegte. Seine Umgebung setzte sich zusammen aus verschiedenen, ineinander überfließenden Szenen. Ein antik eingerichtetes, großes Arbeitszimmer. Er stand vor dem Schreibtisch, dahinter saß ein ältlicher, grauhaariger Mann. Der Mann hatte einen Ausdruck puren Hasses auf seinem Gesicht und schien etwas zu erzählen, aber Dakkas verstand kein Wort. Das Arbeitszimmer verwandelte sich fließend in ein anderes, spärlicher und praktischer eingerichtetes Arbeitszimmer. Der Mann, der hinter dem Tisch saß, war auch jetzt ältlich, aber sein Gesicht war freundlich. Er erzählte ebenfalls etwas, aber auch diesmal verstand Dakkas kein Wort. Sein Blick schien dafür fast wie von selbst zum großen Fenster hinter dem Mann und dem Schreibtisch zu wandern. Draußen war ein geräumiger Innenhof, auf dem einige junge Leute umher liefen. Auch diesmal verschwand der Raum und wandelte sich Stück für Stück in eine andere Szene um. Diesmal stand er auf einer Straßenkreuzung und es war Nacht. Es regnete, nein; stürmte. Blitze zuckten über den Himmel und er konnte die prasselnden Tropfen fast spüren. Er stand mitten auf der Kreuzung und blickte die eine Straße hinab. Er schien auf irgendetwas zu warten und die rapide näher kommende Gestalt in der Ferne bestätigte diese Vermutung. Es war eine Frau, die weitaus schneller rannte als es eigentlich möglich gewesen wäre. Ihr rotes Haar war zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre Kleidung schien eine selbst zusammen geflickte Lederrüstung zu sein. Auf ihrem Gesicht lag ein Grinsen und als sie Dakkas sah hob sie die Hand zum Gruße und zeigte grinsend wölfische Reißzähne. Wie alles andere vorher verschwamm auch diese Szene. Diesmal war seine Umgebung jedoch hell, fast zu grell und gespickt mit vielen bunten Farben. Er blickte nach unten und sah Sand unter seinen Füßen. Er sah auf und starrte einer Fassade von hellen, sonnengebrannten Häusern mit bunten Bändern, Fähnchen und Verzierungen entgegen. Die Sonne brannte erbarmungslos auf alles nieder und die Passanten in der Straße waren alle gut und gerne zwei bis drei Köpfe größer als er. In der Ferne hörte er, schwach und wie aus Erinnerung, wie Hörner geblasen wurden. Kampfeshörner, fiel es ihm ein. Kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, verwandelte die Szene sich schon wieder. Er hatte immer noch Sand unter seinen Füßen und vor ihm war noch immer die Fassade von hellen, sonnengebrannten Häusern. Aber die Fähnchen und Bänder fehlten oder lagen verschmutzt auf dem Boden, Die bunten Verzierungen an den Häusern waren unter den Blutflecken und dem Schmutz fast nicht mehr zu erkennen. Die Kampfeshörner waren verstummt. Die Passanten waren verschwunden. Wieder verschwand und verwandelte sich eine Szene vor seinen Augen. So langsam wurde das Ganze nicht nur ermüdend, sondern auch nervig. Er könnte doch wenigstens gleichmäßig träumen. Jetzt stand er in einem gepflegtem, fast schon zu ordentlich aussehendem Garten. Es war Tag und ein angenehmer Lufthauch fegte durch die Blätter der Bäume und Büsche. Der Garten war groß und als er sich drehte konnte er vage im Hintergrund ein großes Herrenhaus ausmachen. Es sollte wohl imposant wirken, aber der einzige Eindruck, den es bei ihm erweckte war ‚protzig’. Die reich verzierte Fassade war überladen mit Schmuck und erinnerte vage an Gesellschaft Wellert. Über den Rasen des Gartens kam eine lächelnde junge Frau in einem sonnengelben Kleid auf ihn zu. Blondes, lockiges Haar umwehte ein Gesicht, dass er wieder erkannte. „Amalie.“ „Dan!“ Zusammen mit Amalies Lächeln verschwand auch die Umgebung wieder. Diesmal war sein neues Umfeld eine triste, gräulich erscheinende Landschaft, lediglich von dem ein oder anderem Busch oder Baum gespickt. Es gab weit und breit keine Straße oder überhaupt ein Anzeichen von Leben, nicht einmal einen Lufthauch. Das einzig auffällige war ein Sockel, grob aus einem großen Stein heraus geschlagen. Auf dem Sockel ruhte ein Podest, dass an die Halterung des Dämonen-Fokus aus Sellentin erinnerte. Aber auf diesem Podest ruhte kein Edelstein oder andere Art von magischem Fokus. Plötzlich fing die Luft um das Podest herum an zu Flimmern und zu Glühen, ein lilafarbenes Leuchten erfüllte die Luft. Es schien, als würde ein Riss in die triste Landschaft gerissen werden, der immer größer und größer wurde und schließlich mehr einer Tür ähnelte, durch die auch Molokosh bequem hindurch gepasst hätte. Der lilafarbene Tür-Riss war nicht durchsichtig, aber als eine Gestalt durch ihn hindurch kam wurde Dakkas klar, was das sein sollte. Bevor er jedoch die ankommende Gestalt erkennen konnte, verschwand die Umgebung mit dem Portal wieder vor seinen Augen. Nach dieser Verwandlung spürte Dakkas sofort die Veränderung in seinem Traum. Seine neue Umgebung erschien dunkel, trist und leblos, aber das war es nicht, was ihn störte. Bei allen vorherigen Szenen, Erinnerungen oder Traumfetzen – was auch immer sie waren – war immer eine gewisse Schummrigkeit dabei gewesen, als wenn er nicht ganz da wäre. Diesmal aber konnte er den dunklen Raum, in dem er stand, genau erkennen. Es schien eine Art Lagerraum zu sein, in dem er jetzt war. Oder eine Art von Schatzkammer, wenn er die schwere und verstärkte Eisentür bedachte, die den einzigen Ausweg aus dem Raum darstellte. Komisch war jedoch auch, dass sich nichts in dem Raum befand, mit der Ausnahme eines großen, bläulich-lila schimmerndem Kristall, der vom Boden bis kurz unter die Decke reichte. Stirnrunzelnd trat Dakkas näher an den Kristall und sah hinein in die schimmernde Fläche. Er konnte nichts erkennen, aber etwas sagte ihm, dass er etwas erkennen sollte. Das Leuchten des Kristalls wurde stärker und nahm eine satte dunkel-lila Farbe an. Von innen heraus schien der Kristall klarer zu werden, bis er mehr wie ein großer Glaskasten als ein massiver Kristall aussah. Zwei Händen pressten sich an den Glaskasten und ein zweifarbiges Augenpaar starrte Dakkas durch die dünne Barriere hin an. „Beauron?!“ Der Todesgott lächelte und presste seine Stirn gegen das Glas. „Dan.“ Der jüngste Gott Kvi’stas wirkte unendlich erleichtert. „Wie gut, dass du endlich hier bist. Ich war so besorgt, als ich dich nicht mehr spüren konnte – warum hast du mir nicht gesagt, dass du dich verstecken wolltest? Mein jetziger Aufenthaltsort ist relativ sicher, auch wenn ich natürlich immer noch in dieser defekten Billigversion eines Garay’schen Entkräftungskäfigs stecke, aber…“ Der Wichtgott brach ab, als er die Verwirrung sah, die Dakkas ins Gesicht geschrieben stand. „Dan?“ „Hätte… Hätte ich irgendetwas davon verstehen sollen? Verzeihung, mein Gedächtnis-“ „Hat’s nicht mitgemacht. Mist!“ Beauron schloss seine Augen und schien in sich zusammen sacken. Dakkas blinzelte. Dieser Gott wirkte so anders als der verängstigte, in sich selbst gekehrte Junge vom Anfang des Traumes. Doch halt… träumte er wirklich noch? „Träume ich noch?“ Beauron sah auf. „Träumen? …Deswegen brauchte ich solange, um dich herbei zu rufen… Du hattest Erinnerungsträume… Verdammt. Wenn ich gewusst hätte, dass das passiert…“ Der Gott runzelte seine Stirn und schüttelte dann seinen Kopf. „So früh hätte das gar nicht passieren dürfen.“ „Was hätte so früh nicht passieren dürfen? Die Träume?“, hakte Dakkas nach. Es war ihm vorläufig egal, wie der Gott ihn hierher geholt hatte, wo auch immer hier war. Hier war jemand, der seine Fragen beantworten konnte und anscheinend auch wollte. „Nein, nicht die Träume. Die Amnesie.“, erklärte Beauron und schüttelte daraufhin den Kopf. „Aber es gibt wichtigere Dinge im Moment.“ Beauron runzelte seine Stirn. „Wo bist du aufgewacht? Ich konnte dich erst irgendwo vor Halmsdorf wieder orten, sehr schwach noch dazu.“ Dakkas schluckte. „Irgendein Ausgrabungslager in den Ödlanden. Molokosh de’Sahr hat mich gefunden.“ Beauron sah ihn nachdenklich an. „Deswegen reist du mit ihm. Ich fragte mich schon, was du mit dem de’Sahr anfangen wolltest. Zuerst dachte ich ja, du wolltest mit Nostradamus reden…“ Der Stimme des Gottes verlor sich. Dakkas hob eine seiner Hände und presste sie gegen den Kristall, genau gegenüber von Beaurons Hand. Unter ihren Händen wurde der lila Schimmer zu einem Grünen und der Kristall wurde warm. Der Kopf des Gottes schnellte hoch und zwei verschiedenfarbige Augen blinzelten Dakkas an. Mit einem Mal schien jegliche Spannung von ihm abgefallen zu sein. Der Gott lächelte und Dakkas spürte ein antwortendes Lächeln auf seinem Gesicht. „Hey.“ Er wusste nicht ganz, woher es kam, aber plötzlich fühlte der Grünäugige Wärme und ein Glücksgefühl in sich aufsteigen. Die quälenden Fragen in seinem Kopf verschwanden in den Hintergrund und verloren an Wichtigkeit. Selbst die brennende Frage, was der Gott damit meinte, dass es noch nicht Zeit für die Amnesie gewesen wäre, verblasste. Beaurons Lächeln wurde breiter. „Du auch hey. Alles sehr verwirrend für dich, oder? Wo seid ihr momentan genau und wohin seid ihr unterwegs?“ Dakkas seufzte. „Wir sind in irgendeinem Wald zwischen Sellentin und Kleingaren, aber abseits der Haupthandelsroute. Molokosh wollte einen Umweg nehmen, wegen unserer Verfolgerin…“ Beauron stockte. „Verfolgerin?“ „Selena… Wind-irgendwas.“ „Windflügel?!“ Beaurons aufgerissene Augen brachten Dakkas zum Stocken. „Was ist bitteschön so gefährlich an dieser Elfe?!“, sprudelte es aus ihm heraus. Der Todesgott stöhnte und ließ seinen Kopf mit einem dumpfen Ton gegen die Kristallwand fallen. „Alles ist an Selena Windflügel gefährlich, selbst mit ihrem Ego kann sie jemandem erschlagen.“ Der Wicht sah Dakkas an und obwohl er aufblicken musste, wirkte er imposant. „Bitte versprech’ mir, nichts Dummes anzustellen. Ohne den Gedächtnisverlust wäre sie wahrscheinlich kein Problem für dich, aber so kannst du keine Chancen eingehen.“ Beauron stockte und stöhnte dann noch einmal. „Was rede ich da, du und keine Chancen ist genau das gleiche wie der Sonnenkönig und Bescheidenheit…“ Der Gott murmelte einige Sachen vor sich hin und schüttelte dann seinen Kopf, bevor er wieder zu Dakkas sah. „Wohin seid ihr unterwegs?“ „Nach Tirin. Ich habe Molokosh dazu überredet.“ Beauron entspannte sich wieder. „Tirin. Natürlich. Das ist gut. Hast du dich daran erinnert?“ Dakkas schüttelte den Kopf. „Nein, einen komischen Brief gefunden. Was genau soll ich Tirin? Und wer und was bin ich?“ Beauron öffnete seinen Mund und wollte antworten, als der ganze Raum plötzlich zu flimmern schien. „Verdammt.“ Der Gott nahm seine Hände vom Kristall weg und das sanfte grüne Leuchten, das gerade noch von ihren gemeinsamen Händen ausging, verschwand. Zusammen damit verschwand auch das Gefühl von Geborgenheit, dass Dakkas umgeben hatte. „Beauron?“ Das Flimmern wurde zu einem Flackern, bevor sich die vom Kristall ausgehende Beleuchtung wieder stabilisierte. „Tut mir Leid, Dan. Ich habe nicht genügend Energie, um dich lange hier zu behalten.“ Der Todesgott wirkte ernsthaft traurig und entschuldigend. „Ich würde dir gerne deine Fragen beantworten, alle… aber dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit.“ Beauron lächelte gezwungen. „Deine – unsere Vergangenheit ist eine sehr lange Geschichte. Jetzt geht es um etwas wichtigeres, um unsere Zukunft. Hör mir bitte gut zu und wenn du dann noch Fragen hast und ich dich noch hier halten kann, kümmern wir uns um die. Pass auf, dass du Selena nicht ins Netz läufst. Wenn möglich, halt sie auch von Nostradamus fern, jetzt wo du schon mal bei ihm bist… aber wichtiger ist, dass sie dich nicht in die Finger kriegt.“ Dakkas nickte und deutete dem Gott an, fortzufahren. „In Tirin wartet eine alte Bekannte auf dich, eine Werwölfin namens Rita-n-Yanka. Sie erfüllt momentan zwei Aufgaben für dich: Erstens hält sie für dich Kontakte zu den Rebellen aus der Grauen Zone, zweitens überwacht sie die Wiederbeschaffung eines alten Buches, dass in den Katakomben von Tirin begraben wurde.“ Dakkas öffnete seinen Mund und wollte eine Frage stellen, doch Beauron schüttelte seinen Kopf. „Das Buch beinhaltet einige sehr alte und wichtige Ritualzauber. Es ist wichtig für unser Überleben in der nahen Zukunft.“ Dakkas schluckte und deutete ein Nicken an. Was auch immer hier los war, es schien wirklich äußerst ernst zu sein. Beauron fuhr fort: „Wenn ihr in Kleingaren ankommt, such Olivier Jerome, er ist ein Zauberer und einer deiner Informanten innerhalb der Dogen-Gilde. Er kann dafür sorgen, dass du mit deinen Reisebegleitern mit dem Dogen-Teleporter nach Tirin kommst. Das ist schneller und sicherer, als die ganze Handelsroute entlang zu reisen.“ Dakkas blinzelte. Er hatte also Informanten und Gehilfen und sonst was. Das hörte sich immer mehr so an, als wenn er eine Vereinigung von Dieben und Kriminellen anführen würde. Hoffentlich war das nicht der Fall. Das musste ja unzählige Probleme und Feinde mit sich bringen. Und es würde immer noch nicht erklären, wie er den Todesgott als… Freund, oder wie man das nennen wollte, bekommen hatte. Beauron erzählte weiter: „Frag Rita in Tirin zuerst nach dem Buch. Es ist wichtig und die Engel dürfen nicht mitkriegen, dass du es dir besorgen willst, könntest oder es tatsächlich hast. Falls sie das Buch hat, nimm es persönlich mit. In deiner Nähe sollte es nicht so sehr auffallen… Falls Nostradamus mitmacht, lass ihn Schutzbarrieren um das Buch errichten, er ist ein äußerst guter Magier.“ Dakkas nickte. Das hatte er sich auch schon gedacht nach Nostradamus einfacher Anwendung von Magie am vergangenen Tag. Beauron holte einmal tief Luft und atmete langsam wieder aus. Der Raum flackerte kurz, wurde dann aber wieder klar. „Und jetzt dem Ende entgegen. Egal, ob Buch oder nicht, frag Rita dann nach Nachrichten von den Rebellen. Zwei deiner Reisebegleiter gehören glaube ich zu ihnen, das ist praktisch. Ich weiß, dass der weiße Meister mehrfach angegriffen hat, aber ich weiß nicht, wie viel geschehen ist. Meine möglichen Informationsquellen sind durch den Kristall hier begrenzt. Wenn es möglich und sicher ist, nimm das Buch und bring es in die Graue Zone, zum Todesmagier und Halb-Dämon Dalbo. Er ist einer meiner Hohepriester und wird dir weiter helfen können.“ Beauron lächelte. „Erstes weiß er sehr viel über dich und wird auch einige deiner Fragen beantworten können, zweitens ist er ein enger Freund vom weißen Meister und wird dich in der Grauen Zone sicher verstecken können, bis du dich wieder erinnerst.“ Dakkas nickte erneut. Es brannten einige Fragen auf seiner Zunge, aber das waren die konkretesten Antworten und Anweisungen, die er seit langem gekriegt hatte. Trotzdem musste er noch einige Dinge klären, bevor Beauron ihn zurückschickte – was auch immer das bedeuten sollte. „Sehe ich eigentlich viele Götter?“ „Wie bitte?“ Der Todesgott sah ehrlich verwirrt aus. „Rein theoretisch könntest du jeden Gott sehen, wobei zur Debatte steht, ob man wirklich alle angucken möchte – einige von denen sind ziemlich hässlich, weißt du…“ Der Gott schweifte wieder ab. Dakkas runzelte seine Stirn. „Dann ist es also nichts Bedenkliches, wenn ich Cecilia gesehen habe?“ Beauron riss seinen Kopf wieder zu ihm herum und gab eine sehr gute Imitation eines Drachen-Grollens von sich. „Was? Wen hast du noch gesehen?!“ „Nur Cecilia und dich.“, antwortete Dakkas zögerlich. „Verdammt. Vertrau ihr nicht. Glaub ihr kein Wort.“ Der Gott murmelte wieder unverständlich vor sich hin, bevor er seine Augen schloss und wieder öffnete. „Keine Ahnung, warum sie eher von deiner Amnesie wusste als ich. Sowieso keine Ahnung, warum du ausgerechnet jetzt eine bekommen hast. Das macht keinen Sinn… es sei denn, jemand hat nachgeholfen, aber dazu… nein, nein, nein… Alles durcheinander, muss ordnen… konzentrier dich…“ Dakkas wurde klar, warum er mit Nostradamus so gut klar kam. Beauron hatte die Angewohnheit, abzuschweifen und verlor sich in seinen Gedanken. Beim Seher war es ähnlich und beide schienen einen Fokus für ihre Gedanken zu brauchen. „Beauron, Fokus. Hör auf meine Stimme. Ich habe das Gefühl, dass einige Probleme auf uns zukommen.“ Der Gott blinzelte und nickte. „Natürlich. Ja, Probleme gibt es genügend… kümmere dich erst mal um das, wovon ich dir erzählt habe. Spätestens Dalbo wird dir helfen können, falls ich vorher nicht genügend Energie gesammelt habe, um dich holen zu können.“ Beauron seufzte. „Ich bin so müde, Dan.“ Schläfrig lehnte der Wicht seinen Kopf gegen den Kristall. Der Raum um Dakkas herum flackerte wieder und schien sich zu drehen. „Du musst dich sehr angestrengt haben, um mich herzukriegen.“, meinte er sanft. Beauron lächelte müde. „War besorgt. Aus den haarigsten Situationen kommst du gut raus, aber dafür findest du Ärger an den unmöglichsten Stellen.“ Dakkas schmunzelte. Irgendwie hatte er so das Gefühl, dass ein gewisser Halbdrache diese Meinung teilen würde. „Da war noch was.“, murmelte Beauron, während der Raum um sie herum immer mehr zu verschwinden schien. Dakkas war dabei, die Verbindung zu dem gefangenen Gott zu verlieren. Und die Erkenntnis, dass er gefangen war, brachte ein mulmiges Gefühl mit sich. „Was war da, Beauron?“ Der Gott schloss seine Augen. „Etwas mit dem Drachenkaiser. Sein Sohn ist vor einiger Zeit verschwunden. Da war etwas…“ Was auch immer es war, es würde wohl warten müssen. Dakkas spürte sich förmlich von dem Raum verschwinden und sah mit zu, wie der Kristall immer undurchsichtiger und dunkler wurde und dabei verschwamm. Beauron hatte nicht mehr genügend Energie. Urplötzlich war der Raum und der Kristall gänzlich verschwunden, stattdessen schlug er seine Augen auf und starrte einen sehr überraschten, über ihn gebeugten Jared an. Der Werwolf wich mit einem überraschten Aufschrei zurück, als Dakkas sich kerzengerade in der Hütte, wo sie vor dem Unwetter Zuflucht gesucht hatten, aufsetzte. Es war bereits heller Tag und das Unwetter war vorbei. Ein besorgter Daniel kniete neben ihm. „Endlich wachst du auf. Wir haben uns Sorgen gemacht. Geht es dir gut? Alles in Ordnung? Es schien nichts passiert zu sein mit dir, aber…“ Dakkas blinzelte und schüttelte langsam seinen Kopf. „Nein, alles in Ordnung, Daniel.“ Langsam atmete er aus. „Nur ein komischer Traum.“, erklärte er dann schließlich und schloss kurzzeitig seine Augen. Olivier Jerome in Kleingaren, Zauberer. Das war ihr nächstes Ziel. Jetzt musste er nur noch sehen, wie er das den anderen erklärte. A/N zum Lied Die vierte Strophe des Liedes ist echt. Man muss lediglich "Beauron" mit "Gevatter" austauschen, dann hat man wieder das original-Lied *hüstel*.... Voraussichtlicher Termin für nächstes Kap: Letztes Juli-Wochenende (28./29.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)