Der Jadejunge von Puh-Schell (Die Erzählungen, Teil 1 - Shounen-Ai) ================================================================================ Kapitel 12: Der Dabus --------------------- A/N: Das Drakonisch in diesem Kapitel wird NICHT übersetzt. Da würde zu viel Spannung flöten gehen *fg*. Außerdem danke ich wieder dem lieben Suran, der wohl alle neuen Kapitel betan wird (und sich eigentlich nur freut, sie als erster lesen zu dürfen *zwinker suran*). 12 - Der Dabus Der Weg aus dem zerstörten Sellentin hinaus war weitaus einfacher als der Weg hinein, auch wenn sie diesmal einen geistig abwesenden Nostradamus hinter sich her ziehen mussten. Der Seher schien jeglichen Kommunikations- oder Handlungswillen verloren zu haben, als die Dämonen verschwanden. In seinen Augen war – zum ersten Mal, seit Dakkas ihn kannte – ein vollkommen leerer Ausdruck. Es sah nicht nur so aus, als wenn er geistig woanders wäre, es schien, als wäre gar kein Geist in ihm vorhanden. Wenn er ehrlich zu sich war, erschreckte Dakkas das etwas. Als sie endlich durch die Überreste des Stadttors traten, wurden sie auch schon von einem tobendem Molokosh in Empfang genommen. Der schwarzhaarige Drache lief unweit des Tores auf und ab, hinter ihm ein Aufgebot von neugierig und ängstlich zugleich dreinblickenden Engelssoldaten und ein stoisch dastehender Sar’Shan. Als der Drache die kleine, mitgenommene Gruppe erblickte, marschierte er sofort mit eng zusammen gepressten Lippen auf sie zu und packte Daniel am Kragen. Gleich darauf hagelte auch ein Wortschwall aus Drakonisch auf den Heiler ein – von dem Dakkas natürlich kein Wort verstand. „Xantas losavakop?! Mataler gicehs sti…“ Dakkas ignorierte das Gebrüll des Drachen, so gut es ging. Jared wurde lächelnd von Sar’Shan in Empfang genommen und mit einer kurzen Inspektion begrüßt. Scheinbar zufrieden damit, dass sein Freund unverletzt war, zog der Drache ihn dann an seine Seite und schlang einen Arm um ihn. Daniel versuchte inzwischen verzweifelt, sich gegenüber Molokosh zu rechtfertigen und den Drachen gleichzeitig zu beruhigen. So viel war von seinem defensiven Ton und seinen beschwichtigen Handbewegungen klar erkennbar. Nostradamus war wie angewurzelt da stehen geblieben, wo Dakkas ihn hin gezerrt hatte. Die Hand des Seher fiel sogar leblos gegen seinen Körper, als der Grünäugige sie losließ. Das bereitete ihm jetzt wirklich Sorgen. „Molokosh – vielleicht kannst du kurz aufhören, den armen Daniel anzuschreien? Dein Bruder benimmt sich noch seltsamer als sonst.“, durchbrach der Kleinere daher die Tirade des Drachen. Dieser stockte, blickte zu seinem Bruder und ließ ab von Daniel. Der Heiler wirkte sichtlich erleichtert. „Was ist passiert?“, wollte der adlige Drache wissen, als er bei Nostradamus und Dakkas angekommen war. „Keine Ahnung. Er hat uns durch die Stadt geführt um den Fokus zu finden und dann… war er plötzlich so.“ Molokosh wedelte mit seiner Hand vor den Augen seines Bruders herum und bekam keine Reaktion – nicht einmal ein Augenblinzeln. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn und fasste Nostradamus an seiner Schulter. Der Grauhaarige regte sich immer noch nicht und so begann Molokosh, sanft auf Drakonisch auf ihn einzureden. Dakkas überließ die beiden Brüder sich selbst und schritt zum nahe stehenden Offizier Ratken. Der Engelssoldat schaute den Grünäugigen fragend an. „Ihr wart doch nicht wirklich im Dorf, oder?“ Dakkas seufzte. „Doch, waren wir. Um den Fokus und die Dämonen braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen – der Fokus ist zerstört und die Dämonen weg.“ Ratken und die anderen Umherstehenden atmeten erleichtert aus. Ein erschöpftes, aber erleichtertes Gemurmel machte sich breit. „Wie habt Ihr das nur geschafft? Ihr hattet doch“ keinerlei Chance. „Du hast keinerlei Chance, das zu schaffen.“ Die Stimme klang sanft, aber auch sicher und bestimmt. „Woher willst du das wissen? Hast du es probiert?“ Seine eigene Stimme war ebenso sicher und bestimmt, aber nicht amüsiert, sondern gespickt mit verkniffenem Lachen. „Nein. Aber ich kann logisch Denken.“ Jetzt schwang Pikiertheit in der Stimme mit. „Logisches Denken ist nett – aber immer nur so gut wie derjenige, der denkt.“ Dakkas blinzelte und riss sich aus der Erinnerung. Offizier Ratken warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, doch der Grünäugige schüttelte nur den Kopf und murmelte: „Müde. Das war anstrengend.“ Das schien den Engel weitgehend zu beruhigen. Dakkas wandte sich von ihm ab und wanderte einige Schritte von der Ansammlung von Flüchtlingen weg. Erinnerung. Ein bedeutungsschweres Wort für Dakkas. Aber das gerade war eine der klarsten Erinnerungen gewesen, die er gehabt hatte seit dem Unglück. Die Erinnerung an eine Stimme. Sie war sanft, gleichmäßig, diese Stimme. Sie klang… vertraut und beruhigend. Ihr Eigentümer regte sich nicht oft auf – und wenn, dann nicht laut. Ihr Eigentümer. Eigentümerin. Es war eine Frau. Eigentümer. Es war doch ein Mann. --blondes, langes Haar, Locken-- Nein, eine Frau. --blondes, langes Haar, zusammengezogen zu einem Pferdeschwanz mit einem braunen Lederband-- Doch ein Mann. --blondes, lockiges, langes Haar und klare blaue Augen. Ein Schmollmund. „Vater, Margarete behauptet, dass-- Eine Frau. --blondes, langes Haar im Pferdeschwanz, blaue, trotzige Augen. Ein siegessicheres Grinsen. „Ich kann weiter schießen.“-- Ein Mann. --Blondes, langes Haar. Die sonst wilden Locken waren in einem Pferdeschwanz gebändigt. Ihre blauen Augen waren klar und konnten doch in einem Augenblick dunkel und widerspenstig werden. Ihr Gesicht war oval und nicht ganz so weiblich, wie ihr Vater es gerne gehabt hätte. Doch man musste ja nehmen, was man kriegte. Sie trug gerne trittfeste Stiefel, Hosen und Schnürhemden nach Art der Waldläufer. Ihre Hände, die immer fein gefeilt und bemalt waren, wenn ihr Vater in der Nähe war, umklammerten sicher einen Ebenholzbogen. Der Köcher war auf ihrem Rücken festgeschnallt. Sie war der beste Bogenschütze, den er je gesehen hatte. „Hallo Dan!“ Ihr Vater würde ihn umbringen, wenn er wüsste, dass er sie besuchte. Ihr Vater würde sie umbringen, wenn er wüsste, dass sie vorhatte, sich an den Kämpfen zu beteiligen.-- Eine Hand fiel auf seine Schulter und schreckte ihn auf. Das Bild verschwamm, verblasste und hinterließ fürchterliche Kopfschmerzen. „Seid Ihr in Ordnung?“ Es war Ratken, der Offizier. „Ja – Ja!. Nur… nur Kopfschmerzen. Vom… vom Rauch vielleicht, ich weiß nicht.“ Ratken nickte besorgt. „Ich hole Euren Heiler.“ „Nein, das-“ Sein Einwand kam zu spät, der Engel marschierte bereits zu Daniel. --Blondes, langes Haar. Locken. Blaue Augen. Kleiner, aber gut durchtrainierter Körper. Bogen, Köcher. Jagdmesser. Pferdeschwanz. Ein helles, freundliches Lachen. „Ich kann immer noch schneller schießen als du, Dan.“-- Amalie. Ihr Name war Amalie. ~*~ Daniel konnte keine Erklärung für die Kopfschmerzen finden, aber da sie bald darauf wieder verschwanden kümmerte das Dakkas nicht sonderlich. Vielleicht waren sie auch einfach nur durch Stress und Aufregung verursacht worden – davon hatte er in den vergangenen Tagen genug gehabt. Nachdem Molokosh mit seiner Standpauke fertig und die Geschehnisse in der Stadt erzählt worden waren, verabschiedete Dakkas sich für die Nacht – oder was davon noch übrig war – und legte sich in ihrem Lager aufs Ohr. In seinem Kopf drehte sich noch alles – das Feuer, die Dämonen, der komische Mann mit dem Fokus und jetzt auch noch diese komische Erinnerung an eine junge Frau namens Amalie. Und das mulmige Gefühl, wenn ihm ihr Vater einfiel. Hoffentlich war Amalie nicht so etwas wie seine heimliche Geliebte gewesen. Der nächste Morgen kam viel zu langsam für Dakkas Geschmack. Er hatte unruhig geschlafen und war mehrmals aufgewacht. Kein Wunder, wenn man bedachte, wo er gerade schlafen sollte. Als die anderen ihrer kleinen Reisegruppe bereits aufstanden und sich im Überlebendenlager umsahen oder sich ums Frühstück kümmerten, blieb Dakkas erschöpft liegen. Hin und wieder öffnete er seine Augen einen Spalt breit und besah sich das Treiben um ihn herum. Irgendwann verfiel er in ein halbwegs entspanntes, angenehmes Dösen. Bis jemand sich neben ihn kniete und die Sonne verdunkelte. Müde blinzelte er mit einem Auge und sah Daniel, der kurz lächelte und ihn dann einmal kurz untersuchte. „Noch Kopfschmerzen?“ Der Heiler hatte den Grund für das Pochen in Dakkas Schädel gestern nicht finden können und wirkte auch jetzt noch ratlos. Doch der Grünäugige lächelte schläfrig. „Nein, gar nichts. Muss der Stress gewesen sein.“ Daniel schien nicht überzeugt davon, seufzte aber nur. Als Molokosh neben den Heiler trat, begann dieser ein Gespräch auf Drakonisch. Das allein lies Dakkas schon aufmerksam zugucken – Daniel schien in seiner Gegenwart die Handelssprache zu bevorzugen. „Thadakam achron eth tradeton-dyalos, lanar.“ Wenigstens das letzte Wort machte Sinn für Dakkas. Der Rest war jedoch nicht mehr als komische Laute. Sar’Shan schien jedoch etwas Interessantes zu hören, denn sein Kopf schnellte hoch und er blickte kalkulierend vom de’Sahr zum Heiler und wieder zurück. „Tradet-dyalos?“, hakte er nach. Doch Molokosh sandte ihm nur einen bitterbösen Blick, der den Krieger erstarren und schweigen lies. „Pak?“, fragte der Schwarzhaarige dann nur an Daniel gewand. Der Heiler trat nervös von einem Bein auf das andere. Seine Antwort klang sehr zögerlich und… vorsichtig, als wenn er sich den Wortlaut sehr genau überlegen würde. „Shoga itkihs lakres. Hamitahs ben skhoren ath eth.“ Sar’Shan verschränkte seine Arme und sah den beiden aufmerksam zu. Hin und wieder warf er einen verwirrten Blick auf Dakkas, der den Grünäugigen glauben lies, dass man gerade über ihn sprach. Molokosh war jedoch von den Worten des Heilers alles andere als beeindruckt. Er zischte ihn regelrecht an: „Doneg mallax tanihs ath. Sti makrog rage ben. Bronekh?!“ Beim letzten Worte zuckte Daniel sichtbar zusammen und senkte schnell seinen Blick zu Boden. Seine Schulterblätter sackten ab, als wenn er so ungefährlich wie möglich wirken wollte. „Pa, lanar.“ Der Kopf des Schwarzhaarigen wirbelte zu Sar’Shan. „Und für dich gilt das Gleiche.“ Doch der Krieger zückte nur eine Augenbraue. „Mir war nicht bewusst, dass ich mich den Diensten Molokosh de’Sahrs verschrieben hatte.“ Sein Halbgrinsen machte deutlich, dass er sich von Molokosh nicht im Geringsten bedroht fühlte. Molokoshs Lächeln war eiskalt und seine nächsten Worte klangen gezwungen. „Nein. Aber wir wissen beide, wie dein Meister reagiert, wenn jemand Nostradamus aufregt.“ Das hatte dann doch Wirkung auf den Krieger und sein Halbgrinsen erstarb. Dakkas runzelte verwirrt die Stirn. Ging das Gespräch doch um den grauhaarigen Seher und hatte gar nichts mit ihm zu tun? „Wie geht es Nostradamus?“, wollte er wissen und unterbrach so den Streit der Drachen. Die Frage, was dieser ominöse Meister von Sar’Shan und Jared damit zu tun hatte, verkniff er sich für ein andermal. Bisher hatte man ihm Fragen über diese mysteriöse Person eh nicht beantwortet. Daniel sah Dakkas zögerlich an. „So wie immer. Körperlich ist er in wunderbares Verfassung, ansonsten… so wie immer.“ Also besser als gestern Abend schlussfolgerte Dakkas. „Und warum schreist du den armen Daniel schon wieder zusammen?“, wollte der Grünäugige dann von Molokosh wissen, während er langsam aufstand. Daniel verzog sein Gesicht kurz so, als ob er Schmerzen hätte und Sar’Shan beugte sich interessiert vor, um Molokoshs Antwort abzuwarten. Der schwarzhaarige Drache blinzelte einmal und presste dann seine Lippen zusammen. „Nichts wichtiges… eine kleine Meinungsverschiedenheit, was die Art einer ärztlichen Behandlung angeht.“ Das brachte Sar’Shan nur zum Stirnrunzeln und Dakkas zum Kopfschütteln. „Sollte Daniel da nicht die Entscheidungen fällen? Schließlich ist er doch der Arzt.“ Molokosh brummte etwas unverständliches zu sich selbst und sagte dann laut: „Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, Dakkas. Möchtest du nicht lieber etwas frühstücken, bevor wir wieder aufbrechen?“ Das Thema war offensichtlich beendet für den Adligen. Dakkas schnaubte. „Da ist aber jemand sehr daran gewöhnt, seinen eigenen Willen zu kriegen.“ Sar’Shan schmunzelte, aber Daniel schüttelte nur gedankenverloren den Kopf. „Lanars Bruder ist schlimmer.“ Das brachte Sar’Shan zum Grollen, welches Daniel mit einem entschuldigendem Blick quittierte, bevor er Dakkas Frühstück holen ging. Der Kleinere blieb jedoch noch verwunderter zurück als vorher. Er war zwar von der Beziehung zwischen den beiden Brüdern her davon ausgegangen, dass Molokosh sich um den Seher gut kümmerte – aber er hatte es nicht so eingeschätzt, dass Nostradamus alles bekam, was er wollte. Meistens schien der Seher zufrieden zu sein, solange man ihn in Ruhe lies. Letztendlich schüttelte der Grünäugige nur den Kopf und aß das Frühstück, das Daniel ihm anreichte. Drachen. Die zu verstehen war sowieso eine Kunst für sich. ~*~ Kurz nachdem Dakkas gefrühstückt hatte, lies Molokosh sie ihre Sachen packen und marschbereit machen. Laut seinen Worten wurde bald eintreffende Hilfe für die Überlebenden Sellentins erwartet und das würde viel Engelsmilitär bedeuten – etwas, auf das ihre kleine Gruppe momentan nicht sonderlich erpicht war. Während die Drachen ihre Habe aufsammelten, zog Dakkas Jared zur Seite. Der Halbwolf würde ihm vielleicht bei diesem rätselhaftem Gespräch vorhin helfen können. Tatsächlich war Jared genauso neugierig wie Dakkas. „Was haben sie denn gesagt?“ Dakkas seufzte. Das einzige, an das er sich erinnern konnte, war das, was Sar’Shan wiederholt hatte. „Irgendwas mit „tradet-dja“ irgendwas.“ Der Halbwolf schmunzelte. „Da kann man nicht gerade viel draus machen.“ Dakkas verschränkte seine Arme. „Ich spreche kein Drakonisch.“ „Ich auch nur Bruchstücke.“, erklärte Jared. „Aber „tradet“…“Tradetas“ heißt Zauberer, „tradet“ heißt Zauber… das andere Wort, wurde das ohne Pause danach gesprochen?“ „Es kam sogar direkt danach – als wenn es Teil des Wortes wäre.“, erinnerte sich Dakkas. Jared nickte stirnrunzelnd. „Kein Teil des Wortes. Nebenwort. Eine Ergänzung, sozusagen. Es gibt die Art von Zauber an. Aber solange du dich nicht an das zweite Wort erinnerst, kann ich dir da auch nicht weiterhelfen.“ Der Zauberer grinste wölfisch. „Aber du kannst dir sicher sein, dass ich Shan danach ausfragen werde.“ Molokosh und Ratken wechselten noch ein paar Worte und dann setzte die Gruppe ihren Weg nach Kleingaren auf ihren Pferden fort. Sie hatten dem Offizier so gut wie möglich die Geschehnisse im Dorf erklärt, doch war Dakkas nur noch verwirrter geworden. Verwirrung schien überhaupt sein derzeitiger Zustand zu sein – nicht nur, was seine eigene Identität anging. Warum zum Beispiel griff ein Dämonenkult ein rein strategisch gesehen unwichtiges Dorf an? Gut, Sellentin bildete einen Punkt für die Handelskarawanen auf der Hauptstraße, aber das war auch schon alles. Es gab keine besonderen militärischen Einrichtungen, keine bekannten Einwohner, nichts. Sellentin war absolut uninteressant. Aber war es nicht interessant zu wissen, dass ihm so etwas ein- und auffiel. Hinzu zu diesem unerklärlichem Angriff kamen die verstärkten Angriffe der Rebellen – in die seine Begleiter irgendwie verwickelt waren, das spürte Dakkas einfach – eine Agentin des Königs, die sie verfolgte – eigentlich Molokosh, aber momentan war das ein und das selbe – und das ständige Auftauchen von Beauron. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass irgendwas in Kvi’sta passierte. Etwas großes und sehr wahrscheinlich gefährliches. Und irgendwie hatten Dakkas und seine Begleiter damit zu tun. Die Frage war jetzt nur noch, was genau los war – und was er damit zu tun hatte. ~*~ Die Reise ging nur schleppend voran. Die Sonnenstrahlen brannten zwar nicht mehr so stark auf sie nieder wie in Kish-Laro, aber dafür lag eine gewisse Schwüle in der Luft. Sie schien fast schon mit Energie aufgeladen zu sein und täglich befürchtete Dakkas den Anfang eines Gewitters. Der Himmel war fast ständig bewölkt, wenn auch nicht mit dunklen Sturmwolken, doch solche Stürme konnten schnell aufziehen. Sie hatten Sellentin vor vier Tagen hinter sich gelassen und ritten auf einer der weniger benutzten Straßen des Reiches Kleingaren entgegen. Molokosh rechnete damit, dass sie schon innerhalb der nächsten zwei Tage den Wald erreichen würden, durch den die Straße nach Kleingaren verlief. Sar’Shan hatte sich nicht als Hilfe bewiesen, was das seltsame Gespräch von Molokosh und Daniel anging. Der Krieger hatte nur den Kopf geschüttelt und Jareds und Dakkas Neugier mit Stille quittiert. Der Halbwolf war seinem Freund böse deswegen gewesen, hatte das aber nicht lange durchhalten können. Seine Worte zu Dakkas waren gewesen: „Normalerweise hat Shan einen guten Grund dafür, dass er ein sturer Dickschädel ist. Auch wenn niemand sonst den Grund sieht – aber irgendwann sagt er mir schon, worum es hier geht, keine Sorge.“ Das ganze war ein wenig frustrierend. Nostradamus war endlich wieder der alte, schweigsame, abwesend wirkende Seher. Der vollkommen leere Blick in seinen Augen war am zweiten Tag unterwegs verschwunden. Dakkas fühlte sich erleichtert, was er nicht ganz verstand, da der Seher ihm immer noch komisch vorkam. Aber irgendwie war der Grauhaarige inzwischen doch ganz… erträglich geworden. Außerdem mussten sie ihn so nicht mehr am Sattel festbinden damit er nicht vom Pferd fiel, da er sich tatsächlich am Zaumzeug festhielt. Es war Mittag, als Dakkas all diese Gedanken durch den Kopf huschten. Sie ritten im ordentlichen, aber nicht hetzendem Tempo die Straße entlang. Molokosh wollte den Wald erreichen, bevor ein möglicher Sturm über sie hereinbrach. Der Schutz von einigen Blättern war schließlich immer noch besser als gar kein Schutz. Dakkas runzelte seine Stirn und sah nach oben. Die Wolken schienen mit jedem Tag dichter zu werden. Bald würde es wirklich ein Gewitter geben. Innerlich seufzend lies er sein Pferd bis an Molokoshs Seite traben und bat den Drachen, ein schnelleres Tempo einzulegen. ~*~ Ein einhalb Tage später erreichten sie die Ausläufer des Waldes – genau eine halbe Stunde, bevor das Gewitter über sie herein brach. Trotz der dichtstehenden Bäume waren sie nach einer halben Stunde Dauerregen komplett durchnässt. „Lanar, das hat keinen Sinn – wir brauchen einen Unterschlupf, wenigstens bis das Gewitter nachlässt.“, erklärte Daniel und Dakkas stimmte ihm zu. „Ihr habt Recht… Jared, irgendeine Idee, wo wir hier Unterschlupf finden können?“ Der Halbwolf hielt seine Hand an seine Stirn, um die Regentropfen daran zu hindern, in seine Augen zu fallen. „Woher soll ich das wissen? Nur weil ich ein Halbwerwolf bin, kenne ich noch lange nicht jeden Wald in- und auswendig!“ Dakkas rollte mit den Augen. „Wieso haben wir eigentlich einen Seher dabei?!“ Die Frage war mehr an sich selbst gerichtet und so erwartete der Grünäugige keine Antwort. Stattdessen drehte er seinen Kopf um zu dem selbst im Regen stoisch dasitzendem Grauhaarigen. „Nostradamus. Nostradamus!“ Beim dritten Mal rufen blinzelte der Drache und blickte Dakkas fragend an. „Wo ist hier der nächstbeste Unterschlupf zu finden?“ Nostradamus runzelte seine Stirn und legte seinen Kopf einen Augenblick lang schief. Seine Augen huschten von links nach rechts, als wenn er etwas eilig betrachten – oder eine Karte lesen würde. Dann blinzelte er erneut und rückte seinen Kopf wieder gerade. „Eine Stunde in die Richtung.“ Er deutete mit seiner Hand tiefer in den Wald hinein, abseits von der Straße. Dakkas nickte. „Wunderbar. Danke.“ Der abwesende Ausdruck kehrte zurück in die Augen des Sehers und Dakkas antwortete auf die verwunderten Blicke der anderen mit einem Stirnrunzeln. „Was? Er ist doch ein Seher. Gerade für so etwas ist er doch gut, oder? Also los, Nostradamus sagte eine Stunde.“ Erst als der Schwarzhaarige sein Pferd zum Weitergehen anspornte taten es ihm die anderen gleich und folgten ihm ins Dickicht. Er schüttelte nur kaum merklich den Kopf. Wenn man so ein Problem und einen Seher dabei hatte, der allem Anschein nach jeder Zeit bestimmen konnte, was er sah, dann fragte man ihn doch, oder? Dakkas stieg vom Pferd, als das Unterholz zu dicht wurde, um sicher reiten zu können und führte das Tier dann weiter durch den schnell matschig und dunkel werdenden Wald. Es war zwar erst Nachmittag, aber das rasch aufgezogene Gewitter hinderte das Sonnenlicht daran, sie zu erreichen. Die Blätter der hohen Bäume verstärkten das Zwielicht im Wald nur noch. Aber halt. Ein Seher, der allem Anschein nach jeder Zeit bestimmen konnte, was er sah… Fast wäre Dakkas gänzlich stehen geblieben, mitten im Regen und Wald, aber er fing sich und strauchelte nur, bevor er geistesabwesend weiter marschierte. Ein Dabus. Nostradamus war ein verdammter Dabus. Kein einfacher Seher, Prophet oder Wahrsager, nein. Eine Person, deren Blick durchs Zeitgefüge selbst sehen konnte, jederzeit, wann die Person es wollte – überall hin. Ein allwissendes Auge. Ein Schicksalsseher. Ein Wahrheitsblicker. Ein… Dakkas rief sich zu geistiger Ordnung auf. Es gab so viele spezielle Namen für die Dabus, dass er mit einer Aufzählung wohl nie fertig geworden wäre. Trotz des Schocks machte diese Erkenntnis doch klar, warum der Sonnenkönig den Grauhaarigen lebendig wollte und selbst dieser komische Meister von Sar’Shan und Jared an ihm interessiert war. Das Wort ‚Geheimnis’ gab es für einen Dabus nicht – und ‚Überraschung’ ebenfalls nicht. Es war schwer, jemanden zu überraschen oder zu hintergehen, der nur einen Gedanken brauchte, um jeden Punkt der Welt zu jeder gewollten Zeit zu sehen. Umso mehr interessierte es Dakkas, was der Seher in ihm – über ihn gesehen hatte, dass er zuerst so feindlich reagiert hatte. Und warum sagte Nostradamus nicht einfach, wie Dakkas wirklich hieß und was er war?! Er musste es doch wissen. Natürlich wusste er es. Nostradamus konnte es gar nicht nicht wissen. Was bedeutete, dass er einfach nur nichts sagte; es also für besser hielt, Dakkas selbst alles herausfinden zu lassen. Wofür es einen Grund geben musste. Die Zukunft lag nicht hundertprozentig fest, so viel wusste Dakkas. Auch ein Seher – selbst ein Dabus – konnte nur mögliche Varianten sehen, die von vielen verschiedenen Dingen abhingen. Aber wer all diese Varianten und die verschiedenen Variablen kannte, konnte die Zukunft ändern – oder besser gesagt: lenken. Nostradamus sagte kein Wort, weil er die Zukunft in die Richtung pressen wollte, die er wollte und für am besten hielt. Und es gab eigentlich nichts, dass Dakkas dagegen unternehmen konnte. Das ganze war frustrierend, unheimlich- „Dakkas!“ Schmerz. Purer, pochender Schmerz an seiner vorderen Schädeldecke. Fluchend rieb Dakkas sich an der Schläfe und trat einige Schritte zurück von – der moosbewachsenen Holzwand, gegen die er gerade gelaufen war. Molokoshs Hand landete auf seiner Schulter. „Dakkas. Alles in Ordnung?“ Der Grünäugige schloss kurzzeitig die Augen und seufzte dann. „Ja. Ich war nur-“ „In Gedanken.“ Molokosh lächelte. „Das haben wir nach fünfzehn Minuten vergeblichem Rufens mitgekriegt.“ „Fünfzehn Minuten?“ Der Drache deutete auf die alte Jagdhütte, gegen die der Kleinere gerade gelaufen war. „Die Stunde ist rum. Wir haben vergeblich versucht, dich vor der Wand zu warnen oder mit dir zu reden.“ Ein amüsiertes Lächeln umspielte die Lippen des Drachen. Dakkas seufzte. Er war wohl wirklich tief in seinen Gedanken versunken gewesen. „Können wir jetzt endlich raus aus diesem Mistwetter?!“, forderte Jared die anderen mit ungeduldigen Gesten auf. Der Halbwolf war von Kopfs bis Fuß triefend nass und sah alles andere als fröhlich aus. Molokosh seufzte. „Ja. Die Hütte sieht noch erstaunlich gut erhalten aus, obwohl drum herum alles verwildert ist.“ Erst jetzt sah Dakkas den verwilderten Garten und halb abgebrochenen, halb verfaulten Zaun, der das ganze umgab. Sar’Shan ergriff die Initiative und öffnete die alte Holztür um einen vorsichtigen Blick in den Innenraum zu werfen. Mit einem erleichterten Blick trat der Krieger dann ein. „Keine Tiere, die hier Unterschlupf suchen.“, rief er hinaus. „Und noch erstaunlich gut erhalten. Die Einrichtung meine ich.“ Schnell folgten die anderen ihm, nachdem die Pferde an einem relativ sicher stehendem Stück Zaun festgemacht wurden. Dakkas hätte die Tiere ja gerne raus aus dem Regen geholt, aber die Hüte kam leider nicht mit Stall. Der Innenraum der Hütte war tatsächlich frei von Unterschlupf suchenden Dachsen, Füchsen, oder sonstigem. Überhaupt wirkte alles sehr ordentlich und gut in Stand. In der Mitte des Raumes lag ein flauschiger Teppich auf dem Boden, der sogar fleckenfrei war. In einer Ecke befand sich eine Art Kochnische, zusammen mit einigen Schränken und Regalen, die mit Geschirr gefüllt waren. In einer anderen Ecke stand ein großes Sofa und ein paar Holzstühle sowie ein Tisch. Eine Tür führte in ein zweites, separates Zimmer. Dort befand sich ein Kleiderschrank sowie ein ebenfalls fleckenfreies und recht sauberes Bett. „Erstaunlich sauber.“, kommentierte auch Daniel, während er den Inhalt der Schränke kritisch begutachtete. „Die Töpfe und alles andere auch.“ Sar’Shan sah aus einem der Glasfenster der Hütte. „Da hinten verläuft glaube ich ein Bach, man kann ihn teils sehen.“ Molokosh lächelte. „Das heißt wir haben einen trockenen, sauberen Unterschlupf und frisches Wasser in der Nähe.“ Der Drache lächelte Dakkas an. „Ich weiß zwar nicht, wie du Nostradamus dazu gebracht hast, auf dich zu hören, aber danke.“ Der Grünäugige lächelte. „Tut Nostradamus das nicht immer? Ich meine, er lässt zu, dass du ihn überall hin führst und isst, was du ihm vorsetzt…“ Der Schwarzhaarige zog eine Grimasse und über Sar’Shans Gesicht huschte ein kaum merkliches Grinsen. „Nein.“, erklärte der de’Sahr dann, „mein Bruder hört leider nicht immer auf mich. Vor allem, was seine Seherkräfte angeht.“ Dakkas blickte zu dem Seher, der sich seelenruhig auf das Sofa gesetzt hatte und dieses mit seiner Kleidung langsam durchnässte. Der Grünäugige runzelte seine Stirn. „Sollten wir uns nicht was Trockenes anziehen?“ Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und wenige Minuten später hang und lag eine Ansammlung von Kleidungsstücken am und auf dem Tisch. In der trockenen Kleidung fühlte Dakkas sich schon um einiges wohler und Molokosh zu beobachten, wie dieser unter großer Anstrengung versuchte seinen Bruder aus den nassen Sachen zu bekommen, war auch sehr belustigend. Irgendwann dann saßen sie alle auf dem Sofa oder einem Stuhl und starrten aus dem – oder besser gesagt an das verregnete Fenster. „Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass unsere Reise ständig unterbrochen wird.“, kommentierte Jared plötzlich. Die anderen wandten ihre Köpfe zu ihm, bis auf Dakkas. Der hörte zwar mit einem Ohr zu, war aber schon längst zu dieser Erkenntnis gekommen. „Erst werden wir angegriffen, dann hält eine Krankheit und Verletzung uns auf, dann müssen wir umdrehen, weil ein Dorf angegriffen wird und jetzt sitzen wir hier während des Unwetters praktisch fest.“ „Wir könnten weiter, sobald es etwas weniger regnet.“, schlug Molokosh vor, doch Sar’Shan und Jared schüttelten beide nur ihre Köpfe. Der Drachenkrieger setzte zu einer Erklärung an: „Im Moment regnet es schon zu heftig und so wie es draußen aussah, wird das noch einige Zeit lang so bleiben. Und dann werden die Straßen so morastig sein, dass wir Ewigkeiten zum Vorankommen brauchen werden.“ Molokosh seufzte. Dummerweise hatte der Krieger recht. „Gut, dann legen wir hier halt eben eine Pause ein. Zumindest, bis das Unwetter soweit nachlässt, dass man ohne Gefahr weiter kann.“ ~*~ Nostradamus breitete sich auf dem Sofa aus und Jared beanspruchte mit einem Grinsen das Schlafzimmer für sich und Sar’Shan, obwohl die Nacht noch ein paar Stunden entfernt war. Molokosh warnte die beiden grummelnd davor, ihn nachts aufzuwecken – die Konsequenzen würden ihnen nicht gefallen. Dakkas und Daniel teilten lediglich einen Blick miteinander, der besagte, dass sie beide darüber nachdachten doch draußen zu schlafen. Sar’Shan aber grinste nur. „Beschwert euch nicht. Bis jetzt seid ihr doch noch nie aufgewacht, oder?“ „Bis jetzt?!“, sprudelte es aus Molokosh heraus, der vom Fenster wegsah, aus dem er gerade gestarrt hatte. Dakkas seufzte und schloss die Augen. „Shan, Jared, ich mag euch beide, aber ich brauche keine Beschreibung von dem, was ihr nachts unter euren Decken treibt.“ Daniel fing an zu lachen, brach aber ab und versteckte ein Grinsen hinter seiner Hand. Molokosh stöhnte und murmelte etwas auf Drakonisch. Der Schwarzhaarige schien wirklich etwas prüde zu sein. Gerade in diesem Augenblick krachte und donnerte es. Die Männer sahen aus dem kleinen, fast undurchsichtigem Fenster und sahen bald darauf einen Lichtblitz aufleuchten. Kurz danach kam erneut heftiger Donner. „Hoffentlich ist die Decke noch wirklich dicht.“, kommentierte Daniel. „Hoffentlich sind die Straßen und Wege nach dem Unwetter noch passierbar.“, fügte Jared trocken hinzu. Molokosh schüttelte seinen Kopf. „Da ist das Reisen bei uns zu Hause in der Wüste doch viel einfacher.“, grummelte der schwarzhaarige Drache. Dakkas schüttelte sich. „Bei der Hitze geht jeder, der kein Drache ist, ein.“ Es blitzte erneut und mit einem mehrstimmigen Seufzen richtete die Gruppe sich darauf ein, einige Zeit in der kleinen Hütte zu verbringen. ~*~ Es war mitten in der Nacht und Dakkas lag wach und mit offenen Augen auf seinem Bettenlager in der kleinen Hütte. Nostradamus schlief auf dem Sofa – oder bewegte sich nicht, was bei dem Drachen sehr vieles bedeuten konnte. Seit einiger Zeit fragte der Grünäugige sich immer wieder, ob Nostradamus wirklich Schlaf brauchte, oder ob er einfach nur seinen Körper abschaltete und sein Geist immer noch putzmunter durch den Zeitfluss blickte… Es war eine erschreckende Vorstellung. Molokosh und Daniel waren vor kurzem eingeschlafen. Die beiden hatten eine leise Unterhaltung auf Drakonisch fortgeführt, lange nachdem Dakkas sich unter seine Decken gekuschelt hatte. Ihre absterbenden Worte hatten ihr Einschlafen signalisiert. Jared und Sar’Shan waren wie angekündigt im Schlafzimmer verschwunden und Dakkas dachte angestrengt nicht an das, was die beiden in dem Zimmer wohl tun könnten. Jared als Zauberer sollte auch einige Stillezauber beherrschen und das… war ein Gedankengang, den er nicht weiter verfolgen würde. Der Regen prasselte auf das – bis jetzt – dichthaltende Hüttendach und peitschte gegen die drei kleinen Glasfenster. Warum die Holzhütte Glasfenster hatte verstand Dakkas auch nicht. Dumpf grollte ein weiterer Donnerschlag durch die Nacht und lies Dakkas innerlich seufzen. Das Blitzen und Donnern war weniger geworden, aber nicht vollkommen verschwunden. Mit etwas Glück würden sie morgen weiter reisen können. Mit einer großen Portion Glück würde der Waldweg auch nicht überschwemmt oder von zu vielen umgefallenen Bäumen oder ähnlichem versperrt sein. Solange die Pferde noch da waren. Als der Donner und die Blitze richtig anfingen, hatten die Tiere kurzzeitig gescheut. Molokosh war zwar in den Regen gestiefelt, um sie zu beruhigen und sicher zu vertauen, aber sie konnten sich jederzeit während der Nacht losreißen. Theoretisch zumindest. Der Regen legte noch einmal an Intensität zu und Dakkas rollte sich leise seufzend auf die Seite. Momentan sah es nicht so aus, als wenn er Schlaf finden würde. Dabei hatte er keine Angst vor dem Gewitter und es waren auch nicht die Geräusche, die ihn wach hielten. Er war einfach nicht müde. Seinen Kopf mit einer Hand abstützend starrte Dakkas aus einem der kleinen Fenster. Durch das Glas kam kaum Licht in die Hütte, dafür konnte man aber bei jedem Blitz ein erstaunliches Schattenspiel durch das Fenster in den Raum fallen sehen. Es faszinierte den Grünäugigen, und vertrieb ihm die Zeit, bis er hoffentlich müde wurde. Der nächste Blitz kam und lies den Raum kurz hell erleuchten. Jedwede Müdigkeit war damit jedoch aus Dakkas Knochen verflogen. Der Blitz hatte den Schatten einer Person ins Zimmer fallen lassen. Mit flachem, kaum hörbarem Atem war der Grünäugige erstarrt und blickte auf das nun wieder dunkel daliegende Fenster. Es dauerte einige scheinbar ewig andauernde Augenblicke, bis der nächste Blitz zuckte und erneut den Schatten der Person ins Zimmer fallen ließ. Dakkas schluckte. Schnell sah er zu den anderen im Zimmer, doch Molokosh und Daniel schliefen tief und fest und Nostradamus war… Nostradamus. Ein dritter Blitz zuckte und diesmal sah Dakkas genauer hin. Der Schatten war klein und schmächtig, ausgehend von dem, was er im Fenster erkennen konnte. Außerdem schien er starr dort stehen zu bleiben. Seine Atmung normalisierte sich wieder und seine Muskeln entspannten sich. Eine kleine, schmächtige, starr dastehende Gestalt, die in ungünstigen Momenten auftauchte… Das konnte ja nur einer sein. Leise und vorsichtig wühlte der Schwarzhaarige sich aus seinem Nachtlager und stand auf. Nach reiflicher Überlegung hob er die dicke Decke, die Molokosh ihm besorgt hatte, auf und wickelte sie einmal fest um sich. Das würde seinen zweiten Satz Kleidung hoffentlich ein wenig vor dem Regen draußen schützen. Vor der Tür der Holzhütte zögerte Dakkas kurz. Es bestand immer noch die Möglichkeit, das dort draußen nicht Beauron auf ihn warten würde. Vielleicht hatte die Agentin, die Molokosh auf den Fersen war, sie verfolgt… Doch das war eigentlich unmöglich. Selbst wenn Selena sie bis Sellentin verfolgt und von dort aus ihre Spur aufgenommen hatte… Sie waren im Wald vom Pfad abgegangen und hatten sich von Nostradamus leiten lassen. Und bei diesem Regen waren alle Spuren verwischt. So einfach würde diese Elfe sie hier nicht finden. Und in Anbetracht seiner früheren Erfahrungen war es gut möglich, dass Beauron ihm irgendetwas mitteilen wollte. Da es sich dabei scheinbar um schlechte Nachrichten handelte, sollte er vielleicht mit dem Wichtgott sprechen. Vielleicht war es eine lebenswichtige Nachricht. Entscheidung gefasst stieß Dakkas die Tür auf und trat schnell nach draußen. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und plötzlich schien eine eisige Kälte von ihm Besitz zu erfassen. Hastig schloss er die Tür wieder hinter sich und tastete sich im Dunkeln an der Hüttenwand entlang. Innerhalb weniger Augenblicke waren seine Haare und die Außenseite der Decke triefend nass, aber seine Kleidung glücklicherweise nicht. Im Dunkel des Waldes konnte er kaum seine Hand vor Augen sehen, so dicht waren die Blätter der Bäume. Das spärliche Licht vom Mond half auch nicht viel weiter, wo die silberne Scheibe doch fast andauernd von schweren Wolken verhangen war. Bald hatte er die andere Seite der Hütte erreicht und damit auch das Fenster, an dem er die Figur hatte stehen sehen. Das erste, was ihm auffiel, waren die Geräusche. Tiere. Es zirpte und raschelte im Unterlaub und der Schrei eines Kauzes hallte durch die Dunkelheit. Das war der Augenblick, in dem er erstarrte und einen Schritt zurück trat. Beauron war der Gott des Todes. Auch wenn andere Lebewesen ihn nicht sehen konnten – viele Tiere und empfindsame Wesen konnten ihn spüren. Vorher hatte er nie so viele Tiere gehört, als Beauron ihm erschienen war. Selbst damals, beim ersten Mal im Wald war es stiller, wenn auch nicht vollkommen still geworden. Jetzt war es definitiv zu laut. Diese Gestalt war nicht der Gott des Todes. Ein Blitz zuckte und zerriss die Dunkelheit für einen Augenblick. Es war nicht Beauron, der keine zwei Schritte von ihm entfernt im Dunkeln stand. Es war eine Frau. Eine Elfe. Der Blitz reichte nicht aus, um sie genauer betrachten zu können, doch Dakkas war trotzdem wie erstarrt. Er spürte, wie die Frau noch einen Schritt auf ihn zu tat und hörte Gemurmel. Dann flammte plötzlich eine kleine, weißliche Kugel in der Hand der Frau auf. Ihr Haar war blond und zu einem langen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie trug mit Laub und Ästen bestückte Lederkleidung. In ihrer einen Hand schwebte die magische Lichtkugel, in der anderen hielt sie einen Speer. Auf ihrem Haupt thronte eine Krone aus Ästen, Beeren und Blättern, in deren Mitte das Abbild eine Vogels mit ausgebreiteten Schwingen eingearbeitet war. Auf ihrer linken Wange war ein bläulicher Fleck in Form einer Träne zu sehen. Dakkas kannte diese Frau. „Cecilia.“ Die Elfe verzog ihren Mund langsam zu einem Lächeln. „Göttin der Jagd und des Überlebens.“, murmelte der Schwarzhaarige ehrfürchtig. Die Elfengöttin nickte bedächtig. „Ihr habt lange gebraucht, bis Ihr mich gesehen habt.“ Ihre Stimme war hart aber freundlich. Die Geräusche des Waldes und Unwetters schienen zu verblassen, als Dakkas sie hörte. „Hätte ich Euch eher bemerken sollen?“, entfuhr es dem verwirrten und erstauntem Grünäugigem. Die gottgewordene Elfe lächelte. „Ihr hattet noch nie Probleme, Beauron zu sehen – obwohl er vielleicht ein besonderer Fall ist.“ „Dann habe ich ihn also öfter schon getroffen.“ Cecilia schmunzelte. „Man könnte sagen regelmäßig.“ Die Elfe runzelte ihre Stirn. „Aber dafür ist keine Zeit – wenn wir zu lange hier verweilen, bemerkt jemand unser Treffen.“ Das hörte sich nicht gut an. „Und das ist schlecht?“ Die Göttin seufzte. „Euer Gedächtnisverlust kommt zu einer äußerst unpassenden Zeit. Ich habe leider keine Zeit, um Euch über alles aufzuklären – Ihr müsst nach Tirin.“ Dakkas entfuhr ein humorloses Lachen. „Soweit war ich auch schon.“ Dann schien ihm einzufallen, dass er mit einer Göttin sprach. „Nichts für ungut. Verzeiht.“ Doch Cecilia winkte nur ungeduldig ab. „Unnötige Bemerkungen habt Ihr noch nie tolerieren können. Aber hört mir zu – Ihr dürft auf keinen Fall zulassen, dass Selena Eure Gruppe einholt.“ Beim Namen der Agentin spannte Dakkas sich kaum merklich an. Jetzt warnte ihn schon eine Göttin vor dieser komischen Elfe. „Was ist so gefährlich an ihr?“, wollte er wissen, doch kurz nachdem er die Frage gestellt hatte, kam ihm ein anderer Gedanke. Es war Molokosh, der ihn gefunden hatte nach dem Unglück, Molokosh, der ihn mitgenommen hatte, Molokosh, der verfolgt wurde und Nostradamus, der den Weg durch Sellentin gefunden hatte… Er hatte die falsche Frage gestellt. „Wartet – Es geht nicht um Selena.“ Vielleicht ging es nicht einmal mehr um ihn, aber das verkniff er sich. „Was ist so wichtig an Molokosh und seinem Bruder?!“ Cecilia sah sich einmal um und trat näher an Dakkas heran. An ihr hang ein leichter, sanfter Holz- und Moosgeruch. „Alles zu erklären würde zu lange dauern. Ihr werdet alles wieder wissen und erfahren, es wird bloß dauern. Ihr müsst Euch gedulden – bitte.“ Der Grünäugige biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. „Wenn es so wichtig ist, dann könnt Ihr es mir auch jetzt sagen. Solltet Ihr das nicht sogar? Unwissenheit-“ „- bringt unbedachtes Verhalten mit sich.“, schloss Cecilia. Dakkas blinzelte. Das war genau das, was er hatte sagen wollen. Die Göttin seufzte. „Auch wenn Ihr euch nicht mehr erinnert, tief in Euch seid Ihr immer noch der Selbe. Es wird alles zu Euch zurück kommen, es wird nur Zeit brauchen.“ Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf schief. „Haben wir denn Zeit? Ihr scheint sehr besorgt – etwas bedroht uns.“ Die Jagdgöttin lächelte traurig. Es war ein Ausdruck, hinter dem sich mehr verbergen zu schien als Dakkas verstehen konnte. „Irgendetwas bedroht ständig irgendjemanden. Und Ihr – Ihr habt alle Zeit der Welt.“ Der Kommentar verwirrte Dakkas, aber diese Bedrohung beunruhigte ihn noch viel mehr. „Aber könnt Ihr denn gegen diese Bedrohung nichts ausrichten? Ihr seid schließlich eine Göttin.“ „Götter sind nicht allmächtig – und in der Regel auch nicht unsterblich.“, erklärte die Elfe geduldig. „Aber ihr habt mehr Macht als normale Personen. Für euch ist ein Sieg gegen eure Gegner doch etwas leichtes.“, konterte ihr Gegenüber. Erneut lächelte Cecilia traurig. „Manchmal geht es nicht darum, zu siegen, sondern zu überleben.“ Dakkas wollte zu einer Antwort ansetzen, doch etwas an diesem Satz störte ihn. Er runzelte seine Stirn und überlegte. Dann kam, wie ein widerspenstiges Tier, ein Satz in seinen Geist. Es war fast so, als wenn er durch einen dicken, schweren Vorhang hindurch etwas erspähen würde. „Meistens geht es im Leben nicht darum, die richtige Entscheidung zu treffen.“, sprach er laut vor sich hin. „Sondern darum, die falsche Entscheidung nicht zu treffen.“, schloss Cecilia für ihn und lächelte wieder. „Eine Eurer vielen ‚Taschenweisheiten’, wie Ihr sie nanntet.“ Das hatte er wirklich gesagt?, fragte Dakkas sich selbst. Doch dem schien so. Selbst sein eigenes, verwirrtes Gedächtnis nannte diesen Satz sein geistiges Eigentum. „Was bin ich?“, sprudelte es aus ihm heraus. Cecilia runzelte ihre Stirn. „Es wäre einfacher zu fragen: Was seid Ihr nicht?“ Auf Dakkas verwirrten Blick hin meinte sie: „Wir haben keine Zeit, Euch Eure Lebensgeschichte zu erzählen. Und selbst wenn, wüsste ich sie nicht komplett. Dafür bin ich der falsche Gott.“ Die Göttin blickte sich erneut einmal um und runzelte dann ihre Stirn. „Unsere Zeit ist fast herum. Geht nach Tirin, und passt auf Eure Begleiter auf. Eure Erinnerungen werden zu Euch zurück kehren. Wenn alles gut geht sogar noch, bevor der Umbruch tatsächlich beginnt.“ „Der Umbruch?“, hakte Dakkas nach, doch wurde seine Frage nicht beantwortet. Vor seinen Augen verwandelte Cecilia sich in eine große, gepunktete Raubkatze und verschwand im Dunkel der Nacht. Das magische Licht, das noch über dem Kopf der Katze leuchtete, verlöschte nach wenigen Sätzen des Raubtieres. Zurück blieb Dakkas, der plötzlich fröstelte und die durchnässte Decke enger um sich schlug. Der Donner des Unwetters hallte jetzt von weiter aus der Ferne herüber, und es durchzuckten nur noch sporadische Blitze die Nacht. Besorgt, verwirrt und endlich müde schleppte der Schwarzhaarige sich an der Hauswand entlang wieder zur Tür hin. Vor wenigen Minuten war er noch eine einfache Person mit verlorenem Gedächtnis gewesen – und jetzt sollte er eine Gruppe gut ausgebildeter Männer vor einer unbekannten Bedrohung schützen. Wobei er nicht einmal wusste wie, geschweige denn, womit. War er ein Zauberer, Bogenschütze, Kämpfer, Barde, Gelehrter oder vielleicht adliger Dartspieler mit besonders gutem Wurfarm und zu viel Freizeit? Verdammt, konnten diese kryptischen Gottheiten denn nicht wenigstens einmal etwas deutliches sagen?! Wenige Schritte von der Tür zur Hütte entfernt stoppte Dakkas. Die schweren Gewitterwolken waren etwas aufgelockert und ließen einige schwache Mondstrahlen durch das dichte Blätterdach fallen. Es war gerade genug Belichtung dafür, dass Dakkas den vor der Hütte knienden Nostradamus erkannte. Der Seher kniete in der aufgeweichten und schlammigen Erde, ohne Decke oder sonstigem Schutz, abgesehen von seiner dünnen Bekleidung. Seine linke Hand war in den Boden gestützt und seine rechte umklammerte ein im Mondlicht blitzendes Amulett. Seine grauen Haare klebten durchnässt in seinem Gesicht. Als Dakkas sich näherte, hob er seinen Blick und der Grünäugige stoppte. Im Regen konnte er sich nicht sicher sein, aber von den geschwollenen Augen her sah es fast so aus, als wenn Nostradamus weinen würde. „Mathro-ask.“ Es war mehr ein Flüstern als gesprochene Worte, aber Dakkas hörte sie trotzdem. Besorgt ging er neben Nostradamus in die Knie. Der Drache streckte seine Hand aus und hielt ihm das Amulett hin. „Gromares, mathro-ask.“ Gromares. Das Wort erkannte Dakkas bereits. Es bedeutete ‚Bruder’. Ging es hier wieder um Molokosh? „Mathro-ask.“, sprach Nostradamus erneut und diesmal klang es fast wie ein Flehen – ein an Dakkas gerichtetes Flehen. Zögernd streckte der Grünäugige seine Hand aus und nahm das Amulett in Empfang. Es war augenscheinlich ein schlichtes Silberamulett mit einem einfachen Anhänger. Eine schmale, silberne Kette an der ein moderat großer Kreis hin, in dem einige Linien verliefen. Dakkas erstarrte, als er das Muster der Linien im fahlen Mondlicht klar erkennen konnte. In dem Kreis war ein weiterer, kleinerer Kreis abgebildet. Den Kreis berührten drei Dreiecke, dessen Spitzen vom kleinen Kreis weg zum großen hin zeigten. Alles in allem kam der Anhänger der Zeichnung sehr nahe, die Dakkas bei einem der Briefumschläge aus der Gesellschaft Wellert gefunden hatte. Der Briefumschlag, in dem Beaurons Bild gelegen hatte. „Nostradamus… was bedeutet das? Woher hast du es?“ Der Seher schloss seine Augen und sah zu Boden. Er schwieg. „Nostradamus?“ Doch der Seher schüttelte nur seinen Kopf. „Mathro-ask.“, wiederholte er erneut in einem Flüsterton und neigte seinen Kopf zu Dakkas hin. Der Schwarzhaarige runzelte seine Stirn und begutachtete den Drachen, der ihm seinen Nacken darbot. Was auch immer der Seher wollte, er begriff es anscheinend nicht. Dann zupfte Nostradamus mit einer Hand an der Kette des Amuletts und plötzlich verstand der Kleinere. „Soll ich dir die Kette anlegen, Nostradamus?“ Ein kaum merkliches Nicken war die Antwort auf seine Frage. Innerlich achselzuckend seufzte Dakkas und öffnete den Verschluss der Silberkette. Behutsam legte er sie um Nostradamus Hals und schloss sie. Der Drache hob seinen Kopf wieder und sah an sich herab. Die Kette war lang genug, dass man den Anhänger nicht würde sehen können, wenn er ihn unter sein Hemd steckte. Ein blendendes Lächeln legte sich auf seine Züge. „Danke.“, sagte der Seher dann in einer warmen Stimme. Dakkas schüttelte nur seinen Kopf. „Nichts zu danken… Aber woher hast du die Kette, Nostradamus? Nostradamus?!“ Die Augen des Sehers waren wieder abwesend und als Dakkas ihn auf die Schulter tippe, stand der Grauhaarige nur mechanisch auf. Stöhnend erhob auch Dakkas sich wieder und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Nostradamus wusste offensichtlich etwas, nur schien er nicht gewillt darüber zu reden. „Draußen können wir nicht stehen bleiben, Nostradamus.“, kommentierte Dakkas schließlich, als wenn er mit sich selbst sprechen würde. Doch der Seher überraschte ihn. Er ging zur Tür und öffnete diese. Seine Bewegungen waren komisch, mechanisch und schienen erzwungen – aber er bewegte sich. Von alleine, ohne von jemanden geradezu gezwungen oder getrieben worden zu sein. Der Seher hielt die Tür offen und starrte ins Leere, bis Dakkas an ihm vorbei in die Hütte trat. Erst dann ging auch Nostradamus hinein und schloss die Türe wieder. „Danke Nostradamus.“, sprach der Schwarzhaarige dann zögerlich und sah sich um, ob einer der anderen aufgewacht war. Doch Molokosh und Daniel schliefen tief und fest und aus dem Schlafzimmer war absolut nichts zu hören. Nostradamus setzte sich plötzlich in Bewegung in die Richtung des Sofas. „Deine Sachen sind alle nass, Nostradamus.“, fuhr Dakkas leise dazwischen. Der Seher stoppte und blieb einige Augenblicke vollkommen starr stehen. Dann glühte seine Hand rötlich auf und kurz danach sein gesamter Körper. Als das Glühen erstarb war der Grauhaarige vollkommen trocken und frei von Schmutz oder Schlamm. Dakkas war nicht bewusst gewesen, dass Nostradamus auch ein guter Zauberer war. Nach einigen weiteren Sekunden von Starre drehte er sich um und legte seine glühende Hand auf Dakkas Stirn. Der Schwarzhaarige fühlte eine Wärme durch ihn pulsieren, und kurz darauf war er auch trocken und sauber. „Da… danke Nostradamus. Äußerst nett von dir.“ Während all dem hatte sich der Ausdruck in den Augen des Sehers nicht einmal verändert und seine Bewegungen erschienen noch immer mechanisch und starr. Er signalisierte auch auf keine Weise, dass er Dakkas Dank verstanden und mitbekommen hatte, sondern stecke lediglich das Amulett unter sein Hemd. Bevor er sich jedoch wieder aufs Sofa legte zog er Dakkas mit einer Hand und ohne den Kleineren anzusehen neben das Sofa. Diesmal begriff der Schwarzhaarige sofort, was der Seher wollte und schleppte sein Nachtlager an eben diesen Platz. Kurz darauf bekam Dakkas mit, wie Nostradamus Atmung eben und gleichmäßig wurde und der Seher tatsächlich einschlief. Bevor der Schwarzhaarige selbst in einen traumlosen Schlaf fiel, hatte er noch eine plötzliche Erkenntnis. Es war nicht wirklich Molokosh, den er beschützen sollte. Es war Nostradamus. Der einzige Dabus, den Kvi’sta momentan hatte. Die einzige Person, die wahrscheinlich alles über diese ‚Bedrohung’ wusste oder herausfinden konnte – mit nichts weiter als einem Gedanken und einem kurzen Blick seiner allsehenden Augen. Nostradamus Verhalten machte jetzt auch Sinn – warum er auf die Außenwelt nicht reagierte. Er versteckte sich. Solange jeder glaubte, er sei praktisch unfähig, mit der Außenwelt zu reden… solange würde auch niemand glauben, dass er gefährlich werden könnte. Und anscheinend hatte nicht mal sein eigener Bruder diese Täuschung durchschaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)