Leidende der Leidenschaft von Pythagoras (wenn Lust und Verlangen zum Verhängnis wird) ================================================================================ Prolog: -------- Es war ein Sommerabend wie jeder andere auch in London. In den Straßen stand noch immer die Hitze des heißen Tages und in den berühmten und verruchten Spielhäusern und Bordells, welche häufig von der vornehmen Gesellschaft aufgesucht wurden, ging es eben so heiß her. Das wohl bekannteste und für sein Glücksspiel berüchtigtste Vergnügungshaus war das "House of Desire", dessen Besitzer niemand anderes war als der skrupellose Mr. Anthony Hamfort, ein Bürger der oberen Schicht, welcher sich einen guten Namen in jener Branche gemacht hatte. Auch hatte es an jenem Abend den recht angesehenen Lord Brandon of Wilster in das "House of Desire" gezogen, da er eine gute Partie Karten und Brandy einem langweiligen Abend mit seiner Frau stets vorzog. Zusammen mit seinen guten Bekannten und langjährigen Freunden Lord Jason Langton of Eddinburough und Lord David Ashford, spielte er nun schon seit einigen Stunden am Rouletttisch und hatte seinen Einsatz bereits um ein drittel erhöht, was ihn sehr Stolz machte. Andere Männer jedoch waren schon längst aufgestanden und niedergeschlagen aus dem Salon gegangen, da sie ihr Gesamtes Geld an dem Tisch verloren hatten und leider konnte man dies von Lord Langton auch behaupten, denn er war auf dem besten Wege dorthin. Je mehr Geld er einsetzte umso höher wurden seine Schulden in der Bank . Zittrig und schweißgebadet saß er nun am Rouletttisch, besessen von der Idee seine gesamten verspielten Beträge wieder einzuholen. "Wenn ich du wäre", sagte einer seiner Freunde. "Dann würde ich besser aufhören mein alter Freund, sonst spielst du dich um Kopf und Kragen!", fügte Lord David Ashford nach einer kleinen Pause mit einem gekünstelten Lächeln hinzu. Nun schaute er Lord Jason leicht tadelnd an und nippte während dessen an seinem Drink. Lord Brandon konnte David darin nur tatkräftig bestätigen. "Ich würde an deiner Stelle auch lieber aufhören, ansonsten mein Freund, könntet Ihr euren gesamten Hausrat verlieren.", redete er ihm ins Gewissen und nahm einen weiteren Schluck seines teuren Brandys, während sich der Roulettkessel, welcher Jason nicht sympathisch sein wollte, unaufhörlich drehte. Gierig und auf den gesamten Besitz von Lord Langton aus, rieb sich Anthony Hamfort schon mal die Finger und beobachtete, ohne auch nur zu Blinzeln, das Spiel wie der Adler seine Beute, welche in diesem Fall Lord Jasons Habe war. "Was ich tue ist immerhin noch meine Angelegenheit!", murmelte Lord Langton beinahe wie in Trance, während seine Augen die kleine metallene Kugel verfolgten. Er konnte einfach nicht aufhören, die Tatsache mit nur einem richtigen Tipp sein gesamtes Geld zu vervielfachen war einfach zu verlockend. Und so spielte er den ganzen Abend, bis er einsehen musste, dass er bereits all sein Vermögen verspielt hatte und seine Schulden in der Bank so groß waren, dass diese keine weiteren aufnehmen wollte. "Jason... ich hatte dich gewarnt, nun hast du nichts mehr bis auf deine Familie und dein Stadthaus hier in London...selbst deine beiden Landanwesen hast du schon indirekt verspielt. Denn diese wirst du pfänden müssen um deine Schulden begleichen zu können. Ich würde aufhören, dann ansonsten verliert ihr auch noch eure Ehre ...und das vermutlich auch noch für immer. Jason...hör auf mich und belass es bei dem Schaden den du schon angerichtet hast.", redete Brandon erneut mit einem tadelnden Ton auf Langton ein und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. Mit einer wirschen und plötzlichen Bewegung zog er seine Schulter zurück und warf ihm einen drohenden Blick zu. "Mr. Hamfort, wie Lord Wilster schon erwähnte, habe ich ein wundervolles Stadthaus, nicht mal weit entfernt von hier. Ich werde es setzten um meinen andere Besitztümer zurück zu gewinnen." Nun schien er endgültig den Verstand verloren zu haben da es so gut wie aussichtslos war jetzt mit einem letzten Spiel alles wieder zurück zu gewinnen. "Das können sie nicht machen! Denken sie doch an die Folgen!!", meinte David Ashford, jedoch ohne Erfolg. Brandon wich einen kleinen Schritt zurück und zog leicht verächtlich eine Augenbraue hoch. "Nun denn mein Freund...", murrte er unverständlich, nahm seinen Brandy und schaute dann seinen Schwiegersohn David fragend an, welcher ihm mit einem ebenso unerklärlichen, fragenden Blick antwortete. Langsam ging er zum Skattisch, da er die Nase gestrichen voll hatte, sich mit anzusehen wie sich einer seiner Freunde um seine Ehre und die Ehre seiner Familie spielte. Anthony lehnte sich mit einem Grinsen vor und klopfte Lord Langton aufmunternd auf die Schulter. "Sie werden es nicht bereuen diese Entscheidung getroffen zu haben, mein Bester...ich habe nämlich das Gefühl, dass sie jetzt gewinnen werden.", heuchelte er und lächelte zuversichtlich in der Hoffnung er würde seine Aussage wahr machen und wirklich nochmals spielen, denn er sah es zu gerne wenn Menschen alles verloren was sie hatten. "Wenn Sie mir bitte sagen würden worauf sie setzen wollen...", fragte Anthony, da alle bereits ihre Wette abgegeben hatte, nur die von ihm heiß ersehnte Lord Langtons fehlte noch. Er saß wie auch glühenden Kohlen an dem Tisch und überlegte, stierte dabei Hilfe suchend in den Kessel, ganz so als könne er hellsehen welche Zahl kommen würde. Was sollte er nur wählen, ging ihm andauernd durch den Kopf, doch dann hatte er sich entschlossen. "Ich werde alles auf die 23 setzen...", sagte er schließlich mit zittriger Stimme, während sein Pulsschlag ins unendliche schoss. Kopfschüttelnd stand Lord Ashford auf. Er konnte dieses erbärmliche Schauspiel nicht länger beiwohnen. Brandon ließ sich während dessen am Kartentisch nieder und schaute ebenfalls den Kopf schüttelnd rüber zu seinem guten Freund. Danach schaute er David an. "Wie kann man seine Familie nur so in den Ruin stürzen?", fragte er mehr sich selbst als irgendwen anderes. Anthony setzte somit das letzte bisschen was Lord Langton noch blieb auf die 23, welche entweder Lord Jasons Glückszahl werden sollte oder aber die schlimmste Erinnerung seines Lebens. Mit einer recht geschickten Handbewegung warf er die kleine Metallkugel in den sich bereits drehenden Kessel. Begannt schaute er zu, wie auch all die anderen Spieler, doch vermutlich war unter ihnen Jason der nervöseste. Während sein Herz raste und er betete das Fortuna ihm wenigstens nun einmal hold war, rappelte die Kugel durch den Kessel und lief immer weiter hinab, find an die ersten Karos zu streichen und zu springen. Das er dabei auch alles verlieren könnte war ihm in diesem Moment nicht bewusst, aber wie den auch, er war voll und ganz versessen darauf dieses Spiel für sich zu gewinnen. Er hatte nur die kleine immer wieder aufblitzende Kugel im Auge, die sich stetig drehte, wild umhersprang, genau so wie sein Herz einen schnellen ungleichmäßigen Rhythmus schlug. Nie im Leben hätte er gedacht, dass sein Leben mal von einer kleinen Kugel abhängen würde. Brandon beobachtete das Spektakel so weit er es von seinem neuen Platz aus verfolgen konnte und noch immer konnte er einfach nicht fassen wie ein Mann seiner Klasse nur so dumm sein konnte. Der Kessel drehte sich stets langsamer und langsamer und die Kugel fing an von Fach zu Fach zu springen, ein richtig wildes hin und her tobte, wobei sie sich auch einmal kurz in der 23 verirrte und dort für den Bruchteil einer Sekunde liegen blieb, dann jedoch weiter sprang und endgültig ihre Ruhe auf der grünen Null fand. Das war sein Ende, sein Ruin. Mit einem irren Grinsen sah er die Kugel an, welche friedlich auf der Null ruhte. "Nein...", murmelte er hitzig, während er das Gefühl nicht loswurde, dass ihn die Kugel so wie sie da lag verhöhnen würde. "Ich hätte es wissen müssen. Solch eine Schande!", flüsterte er leise und recht verzweifelt. Lord Brandon schaute weg und murrte unverständlich etwas vor sich hin. "Jetzt ist es aus... er hat alles verspielt was er hatte", sagte er leise zu David und leere seinen Brandy in einem Schluck, während er sich Karten geben ließ. Anthony grinste triumphierend und schaute Jason Langton nun recht lange und nachdenklich an, versuchte aber einen mitfühlenden Ausdruck auf sein Gesicht zu bringen, was ihm natürlich, da er recht Geldgierig war und er eigentlich kein Mitleid empfinden konnte, nicht so richtig gelang. "Nun Lord Langton... ich denke Sie haben Schulden bei mir, erhebliche Schulden.", sagte er mit einem süffisanten Grinsen, welches seine wahren Absichten verriet. Mit großen nach Hilfe suchenden Augen sah er zu erst Lord Wilster, dann zu Lord David Ashford, doch keiner der beiden erwiderte seinen Blick. "Aber... ich...ich kann nicht bezahlen!!", sagte er letztendlich und schaute dabei Anthony an. Er war kreidebleich geworden. Was hatte er da nur wieder Dummes angestellt? Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er dafür gesorgt, dass seine Familie auf der Straße stand ohne jeglichen Besitz. Brandon drehte Langton nur den Rücken zu und widmete sich voll und ganz seinem Skatspiel. Damit mein Freund, musst du nun alleine klar kommen, du bist ja immerhin ein erwachsener Mann in den besten Jahren, dachte er sich nur und spielte sein hervorragendes Blatt aus, was die anderen Mitspieler zum Stöhnen brachte da er nun bereits zum zweiten Mal gewonnen hatte. "Möchten Sie nicht mit in mein Büro kommen... Lord Langton?", fragte Anthony und lehnte sich zu Jason herab um ihm besser in die Augen zu schauen, welche noch immer recht verzweifelt wirkten. Mit bebender Unterlippe nickte er ihm zu, nahm seinen Hut vom Tisch und erhob sich dann und verließ die andern nach einer kleinen entschuldigenden Verneigung. Ich habe alles verloren! Was wird meine Familie...was werden sie bloß sagen, fragte er sich und hoffte, dass sie ihn trotzdem weiterhin lieben würden. Naserümpfend sah ihm der Lord David Ashford hinterher. Wie konnte man nur so dumm sein, schoss es ihm durch den Kopf, während seine eisblauen Augen Langton fixierten wie der in die Höhle des Löwen wanderte. Hamfort führte Langton ohne große Umwege in sein Büro und nahm hinter seinem Schreibtisch in einem großen Ledersessel platz, während er Langton einen nicht so bequemen Stuhl davor anbot. Nervös nahm Jason auf diesen Platz. "Wie gedenken Sie wie ich die... die Schulden begleichen kann?", fragte er ihn recht unsicher und schien sich gar nicht wohl dabei zu fühlen. "Nun ja...das ist eigentlich Ihre Angelegenheit, aber da ich Sie gut leiden kann Lord Langton, werde ich mich bei Ihnen gnädig erweisen.", sagte er gespielt freundlich mit einem heuchlerischen Lächeln. "Fällt Ihnen vielleicht etwas ein wie sie mich bereichern können... um zumindest ihren Besitz wiedererlangen können und die Schulden zu begleichen?" Jason überlegte kurz und fand keine so rechte Antwort. "Der Schmuck meiner Tochter vielleicht, der würde eine erhebliche Summe einbringen", quetschte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, wobei er mehr zu sich als zu Mr. Hamfort sprach. Dass er nun schon so weit war den Schmuck seiner Tochter zu verhökern, empfand er als sehr beschämend. Schande über mich, dachte er immer zu. Als Anthony jedoch das Wort Tochter aus Jasons Mund hörte wurde er spitzhörig. "Sagten sie etwa Tochter?", fragte er recht interessiert, wobei seine Augen einen unheilvollen Glanz bekamen, welcher nur das schlimmste vermuten ließ. "Ja... ich habe eine Tochter. Lady Angel Chelsey. Warum fragen Sie?", erkundigte sich Lord Langton unwissend, doch nach einigen Sekunden verstand er was Anthony damit gemeint hatte. "Nein..", sagte er hastig mit einem leichten Anflug von Zorn in der Stimme. "Nein....", wiederholte Anthony fragend und recht amüsiert über Jasons schneidigen Tonfall, da dieser sich den nun wirklich nicht erlauben konnte. "Nun ja... ich meine nicht, dass sie hier arbeiten soll, aber sie kennen ja meine Auktionen ... oder etwa nicht?", fragte er nun und stand auf nur um sich neben den Schreibtisch zu stellen und daran anzulehnen. Geschäftsmännisch verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte Lord Langton mit interessierten Blicken. Verunsichert sah dieser nun Mr. Hamfort an und konnte nichts anderes tun als zu nickend. Ja natürlich kannte er diese Auktionen, wer kannte sie nicht und zumal waren sie in ganz London berühmt und berüchtigt. Er konnte sich auch gut daran erinnern wie oft er schon daran gedacht hatte sich bei ihm eine Mätresse zu ersteigen. "Ja ich kenne ihre Auktionen", sagte er zittrig. Ein recht siegerisches und grausames Grinsen bildete sich auf Anthonys Mundwinkeln. Er lehnte sich nun ein wenig zurück und schaute Lord Langton lange und prüfend an, doch dann begann er zu sprechen. "Nun ja wie soll ich Ihnen das erklären... ich würde das Startgebot so hoch setzen, dass Sie ihre Häuser wiederbekommen können und auch das Geld welches sie über ihr Vermögen hinaus verspielt haben beglichen ist... vorausgesetzt sie wollen ihre Familie nicht auf der Straße sehen...", fügte er noch hinzu, was alles zu seiner Taktik gehörte, welche immer aufging. Einem anderen Mann, dessen Tochter er nicht kannte hätte er dieses Angebot vermutlich nicht vorgeschlagen, doch da er schon recht oft gehört hatte, dass Langtons Tochter wohl mit eine der schönsten Englands sein sollte, machte er eine Ausnahme. Was sollte Jason jetzt nur tun? Einerseits wollte er nicht seine Tochter, auf welche er immer so aufgepasst hatte, wie einen Gegenstand verkaufen aber andererseits würde seine Familie, wenn er dies nicht übers Herz bringen würde, auf der Straße landen und vermutlich zum Gespött der ganzen adeligen Gesellschaft werden. "Natürlich will ich meine Familie nicht auf der Straße sehen...", murmelte er leise und noch verzweifelter als zuvor. "Ah...sehe ich also, dass wir ins Geschäft kommen... Lord?", fragte er gedehnt und rechnete sich im Hinterkopf schon aus wie viel er mit dem jungen und vermutlich bildhübschen Mädchen verdienen könnte. "Natürlich werde ich auch nicht bekannt geben lassen, dass sie Ihre Tochter ist... ich möchte Ihre Familie ja nicht noch mehr schaden.", sagte er und schien dies auch wirklich ehrlich zu meinen. "Hm..." begann er recht überlegend und legte seine Stirn in Falten. Er wollte seine Tochter nicht hergeben, doch anscheinend blieb ihm wirklich nichts anderes übrig als sich auf dieses miserable Geschäft einzulassen. Er war am Boden zerstört. "Ja... mir bleibt nichts anders übrig!", sagte er letztendlich, ganz zu Anthonys Freude. Lord Langton hatte seinen vornehmen Hut bereits völlig mit seinen schweißnassen Händen zerknittert. Schande über mich, dachte er erneut und zwar zu recht. Anthony stand gutgelaunt auf und warf sein etwas längeres, dunkelbraunes Haar in den Nacken, während seine braunen Augen strahlten. "Ich werde dann einen Vertrag aufsetzen. Wann gedenken Sie denn mit ihrer Tochter wieder bei mir einzutreffen? Morgen, Übermorgen?", fragte er recht gierig. Zittrig antwortete Jason nach einer etwas längeren Pause, da ihm ein wenig übel von all dem ganzen geworden ist. "So bald wie möglich...ich denke Morgen.", murmelte er leise. Wie sollte er dies nur alles erklären? Was würden die anderen nur über seinen fatalen Fehltritt sagen? Ihm ging es sehr schlecht, so schlecht wie schon lange nicht mehr. Am liebsten hätte er sich von der nächsten Brücke hinab gestoßen, doch er war sich natürlich im Klaren darüber, dass das auch nicht das Problem lösen würde, nein, es würde es nur noch schlimmer für seine geliebte Frau und seine Kinder machen. Anthony schaute zu der Tür herüber, welche wieder in den Spielsalon führte. "Wenn sie wünschen mein Lieber, dann können sie jetzt gehen...", sagte er dabei und zeigte sein taffes Pokerface. Müde stand Jason auf, murmelte ein, "Guten Abend Sir" und verschwand dann so schnell wie es nur ging aus diesem unerträglichen Raum. Er wollte nur noch nach Hause. Brandon sah einen niedergeschlagenen Jason aus dem Büro kommen, stand auf und eilte sofort auf ihn zu, da er wissen wollte was sich in dem Raum zugetragen hatte. "Was habt ihr besprochen?", fragte er sofort, da er sah, dass etwas nicht stimmte und Jason recht verwirrt wirkte. Kopfschüttelnd sah er ihn an, ohne ihm eine vernünftige Antwort zugeben ging er langsam weiter. "Ich werde nun nach Hause gehen, der Abend hat mich sehr, sehr ermüdet mein Freund.", sagte er recht niedergeschmettert ohne dabei seinem Gesicht einen Ausdruck zu verleihen. Wie in Trance ging er an Brandon vorbei und verlies das Spielkasino. "Kutscher bring mich auf dem schnellsten Wege nach Hause!", keifte er missgelaunt, während er in die Kutsche einstieg. David stand neben seinem Schwiegervater und sah ihn fragen an. "Soll mich der Teufel holen wenn da nicht etwas faul an der Sache ist, denn so kenne ich Jason gar nicht!", meinte er nachdenklich und schaute zum Ausgang, durch den Jason vor wenigen Sekunden die Gesellschaft verlassen hatte. "Mich wundert das allerdings auch... wir sollten mit ihm lieber nie wieder ein solches haus wie das "House of Desire" betreten. Wer weiß, vielleicht verspielt er ja nächstes Mal seine Frau oder gar eines seiner Kinder.", sagte Brandon und meinte dies nur als Scherz... wenn er doch nur wüsste. David lachte ebenfalls da er das nun doch recht amüsant fand. "Obwohl, ich denke nicht, dass seine Frau irgendeinen erheblichen Wert hätte... sie sieht zwar ganz hübsch aus, aber sie kann eine ganz schöne Furie sein", grinste er. Brandon leerte während dessen schmunzelnd sein zweites Glas Brandy und sah sich noch einmal um. "Sollen wir gehen?", fragte er dann, zum Ausgang nickend, denn wenn er weiter spielen würde, hatte er das Gefühl alles wieder zu verlieren. "Gerne...aber ich fände es nett, wenn du mich übermorgen vielleicht wieder hierhin begleiten könntest, da ich vorhabe mir eine Mätresse zu ersteigern...", gab Brandon darüber hinaus kund und hatte dabei ein gekräuseltes Grinsen auf den Lippen. Nun ja, da David in zwei Tagen sowieso nichts weiter vor hatte nickte er ihm zu. "So?? Und was sagt Lady of Wilster dazu?", fragte er amüsiert und musste darauf unweigerlich grinsen, obwohl er sich sehr gut vorstellen konnte warum er sich eine Mätresse zulegen wollte. "Nun ja...was soll sie schon dazu sagen...sie wird es nie erfahren...", grinste er schlagfertig zurück und dachte an irgendein hübsches, junges Ding, am besten unerfahren, mit welchem er dann so lange seinen Spaß haben konnte, bis sie ihm überdrüssig wurde. Kapitel 1: ----------- Das Wohnzimmer auf dem Landanwesen der Langtons war in einen schummerigen Kerzenschein getaucht und im Kamin knisterte ein Feuer vor sich hin und verbreitete Wärme in dem recht viktorianische eingerichteten Raum. Lady Melanie K. Langton wartete bereits schon seit Stunden auf die Rückkehr ihres Mannes ,welcher versprochen hatte schon gegen 22 Uhr zurück zu sein, doch nun war es bereits 0 Uhr und Malanie wusste nicht recht ob sie sich über ihren Gatten sorgen oder ärgern sollte. Die kleine Sarah Lynn, ihre jüngste Tochter von 14 Jahren, hatte sie von der Gouvernante, welche sich auch schon immer um Angel gekümmert hatte, bereits zu Bett bringen lassen, da es sich für eine solch junge Lady nicht gehörte zu solch später Stunde noch auf zu sein. Mit bei Lady Langton saß auch deren Tochter die bildhübsche Lady Angel Chelsey Langton, welche noch mit Handarbeiten beschäftigt war. Leise stickte sie vor sich hin, da sie darauf bestanden hatte auf die Ankunft ihres Vaters zu warten. Völlig verstört und auch ein wenig verwirrt trat Lord Langton in die gemütliche Wohnstube ein. Mit schuldbewussten und hektischen Blicken sah er zu seiner Frau, dann zu seiner wunderschönen Tochter und von da wieder zu seiner Frau. Er wusste einfach nicht wie er seine pikiere Lage nur darstellen sollte, so dass sein Weib das auch verstehen würde. Als er nun wieder zu seiner Tochter blickte, zerriss es ihm beinahe das Herz, da er gar nicht daran denken wollte was er ihr wohl oder übel noch sagen musste. "Schatz? Was ist denn passiert?", erkundigte sich Melanie sofort und stürmte zu ihrem Mann, fasste liebevoll nach seinen Wangen und suchte seinen Blick, welcher ihren warmen und sorgenden Augen immer wieder versuchte auszuweichen. Er konnte es einfach nicht ertragen. Auch Angel sah nun auf und bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. So eine verwirrende Szenerie hatte sie in ihrem Elternhaus noch nie miterlebt, aber vor allem die Art und Weise wie ihr Vater sie andauernd anschaute, machten ihr erhebliche Angst. Gesittet stand sie auf, nickte ihren Eltern zu, nahm ihre Handarbeitssachen und verließ dann leise das Zimmer. "Ich habe einen sehr, sehr großen Fehler gemacht...!", murmelte der beinahe wie in Trance und schaute dabei wie durch sie hindurch, denn er war nicht mehr fähig seiner Frau in die Augen zu sehen. "Aber Darling...was ist denn so fürchterliches passiert, dass du derartig von Sinnen bist?", fragte sie wiederholt mit sanfter Stimme und nahm ihren Mann, welchen sie auch sehr liebte, leicht in die Arme, strich behutsam über seinen kräftigen Rücken. Lord Langton trat einen großen Schritt von seiner Frau zurück und wandte sich dann dem lodernden Kamin zu, auf dessen mit gold verziertem Marmorsims eine große und prachtvolle Kristallflasche stand, welche mit dem teuersten und besten Brandy weit und breit gefüllt war. Er ging darauf zu und griff nach der Karaffe, ging danach zu der Glasvitrine und nahm ein Cognacglas heraus, welches er dann auffüllte. Voller Empörung über sein eigenartiges Verhalten ging Melanie auf ihren Mann zu, riss ihm die Flasche aus den Händen und verpasste ihm eine deftige, schallende Ohrfeige, wie er sie vermutlich noch nie verspürt hatte. "Was zum Teufel -Gott vergebe mir diesen Ausdruck- hast du zur Hölle angestellt!", schrie sie ihn mehr tadelnd als fragend an. Er zuckte unter ihrem Schlag und ihrem herrischen Ton zusammen, da er seine Frau noch nie so wütend und erzürnt erlebt hatte. Nicht einmal als sie erfahren hatte, dass er sich einmal eine Hure geleistet hatte war sie so durchgedreht... und ja er hatte diese Ohrfeige mehr als nur verdient und dies wusste er auch nur zu genüge. "Ich habe...", doch er hielt kurz inne um sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren, da diese ganz ausgetrocknet waren, "...unseren gesamten Besitzt verspielt... unser Stadthaus und unsere Landanwesen..", murmelte er dann seinen angefangen Satz zu Ende, zuckte aus Angst vor einer weiteren Ohrfeige ein klein wenig zusammen. Innerhalb von wenigen Sekunden weiteten sich ihre Augen so weit wie nie zuvor in ihrem Leben. Tief ein- und ausatmend stellte sie die Flasche beiseite, da sie in jenem Moment für nichts mehr garantieren konnte. "Bist du denn verrückt geworden und von allen guten Geistern verlassen...und was sollen wir jetzt machen?! Sollen wir etwa auf der Straße leben ohne Essen und Geld?!", schrie sie hysterisch, da dieses mit einer ihrer größten Urängste war. Noch nie hatte sie arm leben müssen und dies wollte sie beim besten Willen auch jetzt nicht. Angel Chelsey war auf den ersten Stufen der Treppe stehen geblieben, als sie hörte wie ihre Mutter, vermutlich ganz außer sich, ihren Vater anschrie. Innerlich zuckte sie zusammen und wollte das alles nicht hören, hoch in ihr Schlafgemach gehen und sich hinlegen, doch auf der anderen Seite wollte sie auch wissen wie es nun mit ihnen weitergehen sollte, nachdem ihr Vater, so sehr sie ihn auch liebte, das ganze Familienvermögen verspielt hatte. "Weib sei still!", keifte er ebenfalls zurück. Eine Ohrfeige war eine Sache, aber sich von seiner Frau anschreien zu lassen eine andere, welche er nicht duldete. "Ich habe dafür Sorge getragen, dass....", und wieder hielt er inne, doch diesmal nicht um seine Lippen zu befeuchten, sondern um tief Luft zu holen, "das wir nicht auf der Straße leben müssen...", fügte er etwas sicherer hinzu. "Und das wäre mein Liebster... ich bin höchst gespannt was du mir nun erzählst...", sagte sie vorwurfsvoll und nahm eine abwehrende Haltung ein, bei der sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. "Lass hören!" "Unser Tochter... und bei Gott, das habe ich nicht gerne getan, doch es war der einzige Ausweg Liebling... sie...sie soll ver-... versteig-" doch die Worte kamen nur so kläglich, dass ihr Blick immer finsterer wurde. "... versteigert werden", nuschelte er dann kaum hörbar. Innerlich machte er sich jetzt auf ein unbeschreibliches Donnerwetter gefasst, doch als sie im ersten Moment nichts sagte wurde seine Befürchtung nur noch schlimmer. Melanie wurde, nachdem sie die Worte vernommen hatte, so bleich vor Zorn, dass man hätte glauben können sie wäre eine lebende Tote. "Was hast du gemacht!?", schrie sie nun aufgebracht wie eine Furie und verpasste ihm eine weitere deftige Ohrfeige. "Du... du Rabenvater! Sie ist deine Tochter!! Ihr Ruf wird für immer verdorben sein!!! Du...du....", doch sie fand nicht die richtigen Worte, welche ihre Gefühle ihm gegenüber in jenem Augenblick hätten beschreiben können. Laut schnaubend ging sie also ans Fenster und starrte hinaus in die finstere Nacht. Als Angel dies nun hörte, ließ sie ihre Sachen abrupt fallen und pures Entsetzen stand in ihr ins Gesicht geschrieben. Wie konnte ihr Vater ihr so etwas nur antun? Wie konnte er es wagen solch eine Entscheidung einfach über ihren Kopf hinweg zu entscheiden? Lag ihm etwa so wenig an seiner geliebten Tochter. Weinend rannte sie die Treppe hoch in ihr Gemach, dessen Tür sie hinter sich ins Schloss fallen ließ. Die Arme auf den Rücken verschränkt stierte er die Decke an, da er hörte wie eine Tür geknallt hatte. "Meinst du etwas mir ist das leicht gefallen? Glaubst du das wirklich?", fragte er nun mehr verzweifelt als alles andere, denn es zerbrach ihm das Herz seine Tochter weggeben zu müssen, aber ihm blieb ja nichts anderes über. "Anscheinend hast du den Verstand verloren! Wie kannst du unsere Tochter nur versteigern lassen... als was denn überhaupt... als billige Hure? Und wo?", keifte sie und drehte sich zu ihrem Mann um, schaute ihn hasserfüllt an. Sie konnte das einfach noch immer nicht glauben und hoffte, dass er diesen schlechten Witz bald aufdecken würde. "Sie wird eine Mätresse werden und die Auktion findet im House of Desire statt... Schatz, ich bitte dich, oder willst du auf der Straße leben?", fragte, da er genau wusste damit ihren wunden Punkt zu treffen. "Natürlich will ich das nicht!", fauchte sie und machte wieder einige, jedoch sehr kleine Schritte auf ihn zu. "Aber dass unsere Tochter das Sexspielzeug irgend eines anderen wollüstigen Adligen wird ist mir genau so wenig recht! Du Schuft...und wag es dich ja nicht dich heute Nacht mit zu mir in unser gemeinsames Bett zu legen!", keifte sie giftig und stürmte dann, nun noch mehr erzürnt, aus dem Zimmer. Angel hielt ihr Kissen fest umschlungen und weinte leise in dieses hinein, als sie drei Türen weiter ihre Mutter fluchend in das eheliche Schlafzimmer gehen hörte. Kurz danach knallte laut eine Tür und sie konnte sich nur all zu gut ausmalen wie sehr ihre Mutter ihren Vater im Moment hassen musste, denn ihr ging es nicht viel anders. Während seine Tochter aus Verzweiflung und Angst weinte und seine Frau aus Zorn und hass, leerte er sein Glas und stellte dieses dann auf dem Kaminsims ab. "Was habe ich nur getan...", murmelte er immer wieder zu sich selbst. Leise stieg er dann die Treppenstufen hinauf und er hatte das Gefühl, dass jede schwerer zu meistern war. Nachdem er oben angekommen war und nun vor dem Zimmer seiner ältesten Tochter stand, klopfte er an deren Schlafzimmertür an, was ihn all seinen Mut gekostet hatte. Sie legte, als sie das Klopfen vernahm, ihr Kissen beiseite und schaute zur Tür auf. Sie konnte sich denken wer davor stand und sagte nach längerem Überlegen doch noch recht freundlich "Herein". Mit gesenktem Kopf trat, wie erwartet, ihr Vater in das dunkle Zimmer ein und schloss leise hinter sich wieder die Tür. In ihrem Zimmer war es so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. "Würdest du bitte eine Kerze anzünden? Ich muss mit dir reden!", sprach er dann leise und setzte sich, nach einem etwas längerem Überlegen, auf die Bettkante ihres Bettes. Sie entzündete die beiden dicken roten Kerzen auf ihrem Nachttisch und schaute dann ihren Vater ungläubig an, da sie das noch immer nicht so recht glauben konnte. Da Jason sofort ihren entsetzten Gesichtsausdruck erkannte, wusste er auf der Stelle, dass sie wohl oder übel alles von der groben Unterredung mit angehört haben musste. "Es...tut mir leid...", sagte er mit zittriger Stimme, da er den Tränen nahe war. Angel jedoch versuchte weiterhin die Fassung zu bewahren und drehte ihren Kopf leicht weg, schaute auf die weißen Laken ihres Bettes. Sie wollte um keinen Preis, dass ihr Vater die Tränen in ihren Augen sah. "Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt unausstehlich hasst... bei Gott, ich hasse mich ja selbst dafür, aber ich brauche deine Hilfe...", er lehnte sich ein wenig näher zu ihr und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie mich doch nur anschauen würde, dachte er immer wieder, während er sie mit seinen traurigen, wehmütigen, braunen Augen anschaute. Nach einer längeren Schweigeminute warf sie ihr langes, leicht gelocktes Haar in den Nacken und schaute ihn aus traurigen, katzengrünen Augen an, welche unbeschreiblich mitleidig glänzten. "Und wie stellst Ihr Euch das vor Vater?", fragte sie leicht frech und patzig, da er sie ja so verletzt hatte. Ohne seine Tochter anzusehen nahm Jason Langton ihre Hand und erklärte ihr dann alles Stück für Stück. Es war wohl der schlimmste Tag in seinem ganzen Leben, denn noch nie schien er so gedemütigt gewesen zu sein, vor allem aber war es sein schlimmster Tag, weil er seiner Tochter etwas so grausames angetan hatte. "Ich habe ja anscheinend keine andere Wahl Vater...", sagte sie und klang sehr verbittert, während sich eine Träne über ihre Wange schlich. "...Ihr habt diesem Mann ja eh schon zugestimmt... aber damit Ihr eines wisst Vater... ich werde das ganz bestimmt nicht für Euch tun...ich mache das ausschließlich für Sarah Lynn, Alexander Jason und Mutter!", sagte sie ausdruckslos, monoton und mit solch einer verachtenden Kälte in der Stimme, dass sie glaubte ihren Vater erschaudern zu sehen. Angels Aussage hatte Jason wirklich erschüttert, denn das einzige was er dazu noch sagen konnte war ein fast geflüstertes "ja mein Kind!" An einem einzigen Tag schien er alles verloren zu haben was ihm lieb und teuer war. Seine Frau hasste ihn, seine Tochter verachtete ihn und wie er sich selbst fühlte machte ihn nur noch deprimierter. Langsam erhob er sich und verließ still und mit gesenktem Kopf das Gemach. Lady Angel Chelsey schaute ihm noch, lange nachdem er das Zimmer verlassen hatte, nach und streckte sich dann in voller Länge auf dem Bett aus, erlosch die Kerzen und dann schloss die Augen. Einer ihrer größten Träume war es immer gewesen als junge Lady auf einen Ball, ihren Debütantinnenball, zu gehen und dort vielleicht einen hübschen, ehrenhaften Lord kennen zu lernen, der sie vielleicht heiraten wollte. Doch nun war ihr diese Zukunft für immer untersagt. Zum ersten Male verbrachte Lord Langton die Nacht in der Küche seines Hauses und grübelte dort über sein unverzeihliches Vergehen nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)