Leidende der Leidenschaft von Pythagoras (wenn Lust und Verlangen zum Verhängnis wird) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Wohnzimmer auf dem Landanwesen der Langtons war in einen schummerigen Kerzenschein getaucht und im Kamin knisterte ein Feuer vor sich hin und verbreitete Wärme in dem recht viktorianische eingerichteten Raum. Lady Melanie K. Langton wartete bereits schon seit Stunden auf die Rückkehr ihres Mannes ,welcher versprochen hatte schon gegen 22 Uhr zurück zu sein, doch nun war es bereits 0 Uhr und Malanie wusste nicht recht ob sie sich über ihren Gatten sorgen oder ärgern sollte. Die kleine Sarah Lynn, ihre jüngste Tochter von 14 Jahren, hatte sie von der Gouvernante, welche sich auch schon immer um Angel gekümmert hatte, bereits zu Bett bringen lassen, da es sich für eine solch junge Lady nicht gehörte zu solch später Stunde noch auf zu sein. Mit bei Lady Langton saß auch deren Tochter die bildhübsche Lady Angel Chelsey Langton, welche noch mit Handarbeiten beschäftigt war. Leise stickte sie vor sich hin, da sie darauf bestanden hatte auf die Ankunft ihres Vaters zu warten. Völlig verstört und auch ein wenig verwirrt trat Lord Langton in die gemütliche Wohnstube ein. Mit schuldbewussten und hektischen Blicken sah er zu seiner Frau, dann zu seiner wunderschönen Tochter und von da wieder zu seiner Frau. Er wusste einfach nicht wie er seine pikiere Lage nur darstellen sollte, so dass sein Weib das auch verstehen würde. Als er nun wieder zu seiner Tochter blickte, zerriss es ihm beinahe das Herz, da er gar nicht daran denken wollte was er ihr wohl oder übel noch sagen musste. "Schatz? Was ist denn passiert?", erkundigte sich Melanie sofort und stürmte zu ihrem Mann, fasste liebevoll nach seinen Wangen und suchte seinen Blick, welcher ihren warmen und sorgenden Augen immer wieder versuchte auszuweichen. Er konnte es einfach nicht ertragen. Auch Angel sah nun auf und bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. So eine verwirrende Szenerie hatte sie in ihrem Elternhaus noch nie miterlebt, aber vor allem die Art und Weise wie ihr Vater sie andauernd anschaute, machten ihr erhebliche Angst. Gesittet stand sie auf, nickte ihren Eltern zu, nahm ihre Handarbeitssachen und verließ dann leise das Zimmer. "Ich habe einen sehr, sehr großen Fehler gemacht...!", murmelte der beinahe wie in Trance und schaute dabei wie durch sie hindurch, denn er war nicht mehr fähig seiner Frau in die Augen zu sehen. "Aber Darling...was ist denn so fürchterliches passiert, dass du derartig von Sinnen bist?", fragte sie wiederholt mit sanfter Stimme und nahm ihren Mann, welchen sie auch sehr liebte, leicht in die Arme, strich behutsam über seinen kräftigen Rücken. Lord Langton trat einen großen Schritt von seiner Frau zurück und wandte sich dann dem lodernden Kamin zu, auf dessen mit gold verziertem Marmorsims eine große und prachtvolle Kristallflasche stand, welche mit dem teuersten und besten Brandy weit und breit gefüllt war. Er ging darauf zu und griff nach der Karaffe, ging danach zu der Glasvitrine und nahm ein Cognacglas heraus, welches er dann auffüllte. Voller Empörung über sein eigenartiges Verhalten ging Melanie auf ihren Mann zu, riss ihm die Flasche aus den Händen und verpasste ihm eine deftige, schallende Ohrfeige, wie er sie vermutlich noch nie verspürt hatte. "Was zum Teufel -Gott vergebe mir diesen Ausdruck- hast du zur Hölle angestellt!", schrie sie ihn mehr tadelnd als fragend an. Er zuckte unter ihrem Schlag und ihrem herrischen Ton zusammen, da er seine Frau noch nie so wütend und erzürnt erlebt hatte. Nicht einmal als sie erfahren hatte, dass er sich einmal eine Hure geleistet hatte war sie so durchgedreht... und ja er hatte diese Ohrfeige mehr als nur verdient und dies wusste er auch nur zu genüge. "Ich habe...", doch er hielt kurz inne um sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren, da diese ganz ausgetrocknet waren, "...unseren gesamten Besitzt verspielt... unser Stadthaus und unsere Landanwesen..", murmelte er dann seinen angefangen Satz zu Ende, zuckte aus Angst vor einer weiteren Ohrfeige ein klein wenig zusammen. Innerhalb von wenigen Sekunden weiteten sich ihre Augen so weit wie nie zuvor in ihrem Leben. Tief ein- und ausatmend stellte sie die Flasche beiseite, da sie in jenem Moment für nichts mehr garantieren konnte. "Bist du denn verrückt geworden und von allen guten Geistern verlassen...und was sollen wir jetzt machen?! Sollen wir etwa auf der Straße leben ohne Essen und Geld?!", schrie sie hysterisch, da dieses mit einer ihrer größten Urängste war. Noch nie hatte sie arm leben müssen und dies wollte sie beim besten Willen auch jetzt nicht. Angel Chelsey war auf den ersten Stufen der Treppe stehen geblieben, als sie hörte wie ihre Mutter, vermutlich ganz außer sich, ihren Vater anschrie. Innerlich zuckte sie zusammen und wollte das alles nicht hören, hoch in ihr Schlafgemach gehen und sich hinlegen, doch auf der anderen Seite wollte sie auch wissen wie es nun mit ihnen weitergehen sollte, nachdem ihr Vater, so sehr sie ihn auch liebte, das ganze Familienvermögen verspielt hatte. "Weib sei still!", keifte er ebenfalls zurück. Eine Ohrfeige war eine Sache, aber sich von seiner Frau anschreien zu lassen eine andere, welche er nicht duldete. "Ich habe dafür Sorge getragen, dass....", und wieder hielt er inne, doch diesmal nicht um seine Lippen zu befeuchten, sondern um tief Luft zu holen, "das wir nicht auf der Straße leben müssen...", fügte er etwas sicherer hinzu. "Und das wäre mein Liebster... ich bin höchst gespannt was du mir nun erzählst...", sagte sie vorwurfsvoll und nahm eine abwehrende Haltung ein, bei der sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. "Lass hören!" "Unser Tochter... und bei Gott, das habe ich nicht gerne getan, doch es war der einzige Ausweg Liebling... sie...sie soll ver-... versteig-" doch die Worte kamen nur so kläglich, dass ihr Blick immer finsterer wurde. "... versteigert werden", nuschelte er dann kaum hörbar. Innerlich machte er sich jetzt auf ein unbeschreibliches Donnerwetter gefasst, doch als sie im ersten Moment nichts sagte wurde seine Befürchtung nur noch schlimmer. Melanie wurde, nachdem sie die Worte vernommen hatte, so bleich vor Zorn, dass man hätte glauben können sie wäre eine lebende Tote. "Was hast du gemacht!?", schrie sie nun aufgebracht wie eine Furie und verpasste ihm eine weitere deftige Ohrfeige. "Du... du Rabenvater! Sie ist deine Tochter!! Ihr Ruf wird für immer verdorben sein!!! Du...du....", doch sie fand nicht die richtigen Worte, welche ihre Gefühle ihm gegenüber in jenem Augenblick hätten beschreiben können. Laut schnaubend ging sie also ans Fenster und starrte hinaus in die finstere Nacht. Als Angel dies nun hörte, ließ sie ihre Sachen abrupt fallen und pures Entsetzen stand in ihr ins Gesicht geschrieben. Wie konnte ihr Vater ihr so etwas nur antun? Wie konnte er es wagen solch eine Entscheidung einfach über ihren Kopf hinweg zu entscheiden? Lag ihm etwa so wenig an seiner geliebten Tochter. Weinend rannte sie die Treppe hoch in ihr Gemach, dessen Tür sie hinter sich ins Schloss fallen ließ. Die Arme auf den Rücken verschränkt stierte er die Decke an, da er hörte wie eine Tür geknallt hatte. "Meinst du etwas mir ist das leicht gefallen? Glaubst du das wirklich?", fragte er nun mehr verzweifelt als alles andere, denn es zerbrach ihm das Herz seine Tochter weggeben zu müssen, aber ihm blieb ja nichts anderes über. "Anscheinend hast du den Verstand verloren! Wie kannst du unsere Tochter nur versteigern lassen... als was denn überhaupt... als billige Hure? Und wo?", keifte sie und drehte sich zu ihrem Mann um, schaute ihn hasserfüllt an. Sie konnte das einfach noch immer nicht glauben und hoffte, dass er diesen schlechten Witz bald aufdecken würde. "Sie wird eine Mätresse werden und die Auktion findet im House of Desire statt... Schatz, ich bitte dich, oder willst du auf der Straße leben?", fragte, da er genau wusste damit ihren wunden Punkt zu treffen. "Natürlich will ich das nicht!", fauchte sie und machte wieder einige, jedoch sehr kleine Schritte auf ihn zu. "Aber dass unsere Tochter das Sexspielzeug irgend eines anderen wollüstigen Adligen wird ist mir genau so wenig recht! Du Schuft...und wag es dich ja nicht dich heute Nacht mit zu mir in unser gemeinsames Bett zu legen!", keifte sie giftig und stürmte dann, nun noch mehr erzürnt, aus dem Zimmer. Angel hielt ihr Kissen fest umschlungen und weinte leise in dieses hinein, als sie drei Türen weiter ihre Mutter fluchend in das eheliche Schlafzimmer gehen hörte. Kurz danach knallte laut eine Tür und sie konnte sich nur all zu gut ausmalen wie sehr ihre Mutter ihren Vater im Moment hassen musste, denn ihr ging es nicht viel anders. Während seine Tochter aus Verzweiflung und Angst weinte und seine Frau aus Zorn und hass, leerte er sein Glas und stellte dieses dann auf dem Kaminsims ab. "Was habe ich nur getan...", murmelte er immer wieder zu sich selbst. Leise stieg er dann die Treppenstufen hinauf und er hatte das Gefühl, dass jede schwerer zu meistern war. Nachdem er oben angekommen war und nun vor dem Zimmer seiner ältesten Tochter stand, klopfte er an deren Schlafzimmertür an, was ihn all seinen Mut gekostet hatte. Sie legte, als sie das Klopfen vernahm, ihr Kissen beiseite und schaute zur Tür auf. Sie konnte sich denken wer davor stand und sagte nach längerem Überlegen doch noch recht freundlich "Herein". Mit gesenktem Kopf trat, wie erwartet, ihr Vater in das dunkle Zimmer ein und schloss leise hinter sich wieder die Tür. In ihrem Zimmer war es so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. "Würdest du bitte eine Kerze anzünden? Ich muss mit dir reden!", sprach er dann leise und setzte sich, nach einem etwas längerem Überlegen, auf die Bettkante ihres Bettes. Sie entzündete die beiden dicken roten Kerzen auf ihrem Nachttisch und schaute dann ihren Vater ungläubig an, da sie das noch immer nicht so recht glauben konnte. Da Jason sofort ihren entsetzten Gesichtsausdruck erkannte, wusste er auf der Stelle, dass sie wohl oder übel alles von der groben Unterredung mit angehört haben musste. "Es...tut mir leid...", sagte er mit zittriger Stimme, da er den Tränen nahe war. Angel jedoch versuchte weiterhin die Fassung zu bewahren und drehte ihren Kopf leicht weg, schaute auf die weißen Laken ihres Bettes. Sie wollte um keinen Preis, dass ihr Vater die Tränen in ihren Augen sah. "Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt unausstehlich hasst... bei Gott, ich hasse mich ja selbst dafür, aber ich brauche deine Hilfe...", er lehnte sich ein wenig näher zu ihr und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie mich doch nur anschauen würde, dachte er immer wieder, während er sie mit seinen traurigen, wehmütigen, braunen Augen anschaute. Nach einer längeren Schweigeminute warf sie ihr langes, leicht gelocktes Haar in den Nacken und schaute ihn aus traurigen, katzengrünen Augen an, welche unbeschreiblich mitleidig glänzten. "Und wie stellst Ihr Euch das vor Vater?", fragte sie leicht frech und patzig, da er sie ja so verletzt hatte. Ohne seine Tochter anzusehen nahm Jason Langton ihre Hand und erklärte ihr dann alles Stück für Stück. Es war wohl der schlimmste Tag in seinem ganzen Leben, denn noch nie schien er so gedemütigt gewesen zu sein, vor allem aber war es sein schlimmster Tag, weil er seiner Tochter etwas so grausames angetan hatte. "Ich habe ja anscheinend keine andere Wahl Vater...", sagte sie und klang sehr verbittert, während sich eine Träne über ihre Wange schlich. "...Ihr habt diesem Mann ja eh schon zugestimmt... aber damit Ihr eines wisst Vater... ich werde das ganz bestimmt nicht für Euch tun...ich mache das ausschließlich für Sarah Lynn, Alexander Jason und Mutter!", sagte sie ausdruckslos, monoton und mit solch einer verachtenden Kälte in der Stimme, dass sie glaubte ihren Vater erschaudern zu sehen. Angels Aussage hatte Jason wirklich erschüttert, denn das einzige was er dazu noch sagen konnte war ein fast geflüstertes "ja mein Kind!" An einem einzigen Tag schien er alles verloren zu haben was ihm lieb und teuer war. Seine Frau hasste ihn, seine Tochter verachtete ihn und wie er sich selbst fühlte machte ihn nur noch deprimierter. Langsam erhob er sich und verließ still und mit gesenktem Kopf das Gemach. Lady Angel Chelsey schaute ihm noch, lange nachdem er das Zimmer verlassen hatte, nach und streckte sich dann in voller Länge auf dem Bett aus, erlosch die Kerzen und dann schloss die Augen. Einer ihrer größten Träume war es immer gewesen als junge Lady auf einen Ball, ihren Debütantinnenball, zu gehen und dort vielleicht einen hübschen, ehrenhaften Lord kennen zu lernen, der sie vielleicht heiraten wollte. Doch nun war ihr diese Zukunft für immer untersagt. Zum ersten Male verbrachte Lord Langton die Nacht in der Küche seines Hauses und grübelte dort über sein unverzeihliches Vergehen nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)