Gloria Mundi von Lail (Der Ruhm der Welt) ================================================================================ Kapitel 3: Gescheiterte ----------------------- Gloria Mundi - der Ruhm der Welt III by Lail, April 2004 Ein heißer Wind strich über die zerklüftete Landschaft, wühlte Sand auf, sog ihn empor und trieb ihn über die steinigen Ebenen. Ksiel stand am Rand eines Vulkankraters, thronte wie ein Bergkreuz über einem Tal und blickte hinab. Rotbraunes Gestein, wohin er sah. Kein Baum. Kein Busch. Kein Grün. Kein Wasser. >>Trostlos...<< Der Wind zerrte an seinen weißen Flügeln, wollte ihn wohl zu einem Rundflug einladen. Doch dem Engel war ganz und gar nicht nach so einer Zerstreuung zu Mute. Ein kühlerer Windzug streifte ihn, riss Ksiel aus seiner Apathie. "Ah, hier bist du..." Dumah war hinter Ksiel gelandet und trat nun neben ihn. "Man verlangt nach dir..." Mit ernstem Gesichtsausdruck kreuzte er die Arme vor der Brust. "Lass mich allein", brummte Ksiel nur missbilligend. Dumah sah ihn mit einem Anflug von Eindringlichkeit an. "Du wirst doch nicht..." "Ich weiß, wer ich bin, Dumah", wandte der andere rasch ein. "Mach dir keine Sorgen", betonte Ksiel nachdrücklich und deutete dann ein knappes Lächeln an. Dumah schien ansatzweise zufrieden mit dieser Reaktion und nickte. Dann spreizte er die Flügel. "Ich werde dir nie einen Vorwurf machen..." Und als würde er nichts wiegen, stieß er sich vom Boden ab und wurde sogleich von den Winden emporgehoben, als wäre er nur eines der unzähligen Sandkörner. Ksiel wartete, verharrte. Lauschte. Erst, als er sich sicher war, wieder vollkommen allein zu sein, seufzte er. Langsam breitete er seine Schwingen aus, genoss es, wie der Wind durch das weiße Gefieder blies - stärker und intensiver, je weiter er sie öffnete. Bald drückten die Winde von unten gegen die Flügel, wollten ihn hochheben, in ihre Arme schließen. Ksiel schloss die Augen und ließ sich einfach fallen. Als er die Augen wieder öffnete, lag alles weit unter ihm, über ihm war nur noch der unwirkliche Himmel der Hölle - eine schwarzgraue Masse, die kein Ende hatte, so weit man auch emporstieg. Er übernahm die Kontrolle über seinen Flug, trat seine Reise an. Nach einer Weile teilten rote Feuerflüsse das Land. Und schwarze Seen. Das Gestein der Ebenen und Felsen wandelte sich, verblasste, bis es fast weiß war, und wurde dann wieder dunkler. Das Land wurde flacher. Bald war es eine einzige, graue Wüste. Wie ein Teppich. Da war nichts unter ihm, was einen Punkt hätte markieren können, doch Ksiel wusste genau, wo er landen musste. Plötzlich winkelte er die Flügel wieder an, stürzte hinab, riss die Flügel knapp über dem Boden wieder auf, beschrieb einen Bogen nach oben und landete sicher auf den Füßen. Der graue Teppich war durch sein Landemanöver hinfort geweht worden, er stand auf schwarzem Boden. Er sah sich um, ging dann ein paar Schritte, seine nackten Füße hinterließen gut sichtbare Spuren in dem grauen Belag - feinster Asche. Nach einer Weile blieb er wieder stehen. Sein Blick schweifte langsam umher. *** Wo bist du... Ksiel... *** Wie vom Blitz getroffen fuhr der Strafengel zusammen, sprang vor, drehte sich um. Er stand da. Aufrecht. Und doch gekrümmt. Vielleicht von der Last jener knochigen, schwarzen Flügel, die er zu tragen hatte. Sein Haar war fast schwarz, mit einem dunklen Blaustich. Seine Augen beißend hell in einem goldgelb - ein schauderhafter Anblick. Und nicht wirklich angenehm. Die schmale Gestalt wirkte hager, sah man die Flügel. "Ksiel..." Plötzlich mit der knarzenden Stimme konfrontiert, schreckte der Engel aus seiner Betrachtung auf, riss sich von dem Bild los, zwang sich den Augen seines Gegenübers zu begegnen. "Yuki...", grüßte er die Gestalt mit einem Nicken. Seine Stimme ließ weder Begeisterung noch Abneigung verlauten. Er hüllte sich in Neutralität. Strickt. *** Sieh mich nicht so an... doch, du siehst mich an... wie sehe ich aus? Ich habe mich noch nicht gesehen... Bist du geschockt? Überrascht? Oder wusstest du, dass ich komme...? Ksiel... *** "Ksiel...", wiederholte das Wesen, streckte scheinbar unter Mühen die Arme nach dem Strafengel aus. "Ich liebe dich..." Ksiel trat zurück. Nicht aus Furcht, nein, er trat völlig bewusst und bestimmt zurück, stand kerzengerade da. "Tust du das?", fragte er gleichgültig. Der junge Dämon verharrte, es war als würde es dauern, bis er die gehörten Laute als Worte erkennen konnte. "... ja..." *** Ich... warum fühle ich mich so seltsam...? Ksiel... was passiert mit mir...? Ich... warum kann ich meinen Körper nicht kontrollieren? Wieso kann ich meine Arme nicht sinken lassen? Warum kann ich nicht weiter auf ihn zu gehen?? *** Ksiel senkte den Blick, schloss die Augen. Er lauschte. Irgendwo, hoch über ihnen rief der Wind nach ihm. "Lebe wohl, Yuki...", meinte er dann und wandte sich ab, kehrte dem Wesen, das wohl einst ein Mensch gewesen sein musste, den Rücken. "... Ksi... el...", kam es langsam aus dem Mund des Dämonen, als wäre dessen Mund eingerostet. *** Was... KSIEL! WARTE!... Ksiel... KSIEL!... Ich... Ich kann mich nicht bewegen... was passiert mit mir?? KSIEEEL! *** "...Ksi..." Der Engel hatte bereits einige Schritte getan, hatte den Abstand vergrößert. Nun blieb er nochmals stehen, richtete seinen Blick in den unwirklichen Himmel. Dann begann er zu lachen. "Kurios, nicht wahr?" Er drehte sich auf der Stelle zu dem Wesen um. "Wie hast du dir das vorgestellt? Das hier ist die Hölle..." Ein Funkeln spielte in seinen Augen. "Glaubst du, man würde dich für Feigheit belohnen?" Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Dummer Mensch..." Seinen Blick wieder nach oben wendend, breitete er seine Flügel aus. *** ... Ksiel... was soll das...?! WAS SOLL DAS ALLES?!! *** Er war nicht mehr fähig, sich zu bewegen, konnte nicht sprechen. Auch sein Augenlicht wurde schwächer. Ksiel schloss abermals die Augen. Wartete. *** Was passiert hier?? Ich fühle mich... als würde ich... als würde man mir die Seele aus dem Leib ziehen... was... was zur Hölle... Hilfe... ich... AAAAAAAAAAAAH!... ... *** Ein Fiepen. Der Dämon fiepte. Dann, plötzlich, krümmte sich die Gestalt, ging in die Hocke, zuckte, krümmte sich weiter, bis sie ausgestreckt auf dem Boden lag und sich hin und her wand. Dann rührte sie sich nicht mehr. Er tat noch zwölf Atemzüge. In aller Ruhe. Dann seufzte er. "Man lebt nur einmal, Yuki...", murmelte er leise. Seine Stimme verlor sich in einem aufkommenden Wind. Melancholie gab seinen Augen Tiefe. Wieder sah er empor, spreizte die Flügel weiter und flog dann empor, während sich am Boden, mitten in der Aschewüste, irgendwo im Niemandsland der Hölle, ein Dämon tiergleich und ohne Erinnerungen an irgendetwas, das vorher war, mühsam und knurrend wieder aufrichtete. *** ~Ende~ Nachwort: Kein Kommentar. Ich weiß nicht, was mich ritt. Sollte eigentlich nur ein simples Lemon werden... wenn meine Charaktere die Kontrolle übernehmen... *seufz* Vale! Lail Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)