Gefangen in der Unterwelt von Luthien12 (Nacktes Grauen) ================================================================================ Kapitel 8: Nacktes Grauen ------------------------- Ruhig drehte sich Seto Kaiba um. Ohne Weiteres erkannte er sein Hausmädchen. "Was ist passiert?" fragte sie ihn erschrocken. Der junge Mann schloss die Augen und sah auf den Boden. "Ich habe soeben die Feuerwehr angerufen, sie werden bald da sein.", antwortete er darauf nur in seiner alltäglichen gelassenen Stimme. Er richtete den Blick wieder auf und lief an Nami vorbei. Er wusste genau, wo er hin wollte, und er wusste auch genau, dass er nicht finden würde, was er suchte. Festen Schrittes stieg er die Stufen hinauf, doch mit jeder wurde ihm schwerer ums Herz. Er spürte es tief in sich. Nach außen ließ er sich nichts anmerken. Nein, er wollte nicht, dass jemand merkte, dass er schwach war. "Ich bin schwach...", dachte er und blieb, oben angekommen, stehen. Wie erstarrt, blickte er gebannt auf den Boden. Er lächelte kurz auf, doch es war kein normales Lächeln. Keines mit böser Absicht. Schlicht und einfach die Tatsache, dass er nicht verstand, was eben vor sich gefallen war, warum es vorgefallen war, ließ ihn lächeln. Leicht schüttelte er den Kopf und blickte wieder auf. Er atmete tief durch und lief durch den Gang, nur noch ein paar Schritte trennten ihn und dann stieß er leise die Tür auf. In dem Zimmer war es kalt. Der Wind ließ die Vorhänge tanzen, der Mond schimmerte blass hinein und der Regen warf sich auf die Fensterbank. Seto schaltete nicht das Licht ein, er schloss auch nicht das Fenster. Er ging hinüber zu dem Bett und setzte sich darauf. Fast nicht merkbar seufzte er, es war ihm einfach herausgerutscht. Hier drin spürte er eine Leere. Langsam stand er auf und schritt zu dem einzigsten Fenster hinüber. "Es ist so einsam, hier wird nie wieder Frohsinn herrschen.", dachte er. Er stützte die Arme auf die Fensterbank und sah hinaus. Die tiefhängenden Regenwolken verdeckten den Großteil des Mondes, nur einzelne Strahlen schimmerten hindurch. Er redete sich Falsches ein, sagte er sich. Wie konnte er überhaupt auf den Gedanken kommen, dass sein Bruder nie wieder kommen wird?! Leicht ballte er die Hände zu Fäusten und nahm sich vor, um jeden Preis seinen kleinen Bruder wiederzuholen. "Seto...",hörte er hinter sich jemanden sanft sagen. Dieser drehte sich nicht um. "Mokuba ist.." ,fuhr die Stimme leise fort. "Er ist weg. Sie haben ihn mitgenommen.", meinte der Firmenchef selbstbewusst und ohne jede Emotion. Es wurde ruhig, die Stimmen waren verblasst. Nur das Wetter säuselte ihnen Worte der Zukunft ein. Ein Seufzer unterbrach die Stille. "Wir sollen zur Polizei gehen." "Nein, keine Polizei!" abrupt drehte sich der Braunhaarige um. "Keine Polizei.", wiederholte er. Etwas betroffen schaute Nami weg. Er hatte seine Eltern verloren, Mokuba war der Einzige, den er noch hatte. Er wollte nicht auch noch ihn verlieren. Ein Klingeln. Es läutete unten an der Haustür und Nami rannte hinfort aus dem Raum. Die schwere Stimmung löste sich auf und bald konnte Seto laute Geräusche hören. Nur wenig später war wieder alles ruhig. Er verließ das Zimmer, schloss die Tür zu. Es war, als schloss er seinen Bruder aus seinem Leben. Auf dem Flur passte ihn Nami ab. "Die Feuerwehr war da. Ich hab alles geregelt.", sprach sie, doch Seto lief an ihr vorbei, starrte ins Nichts. "Geh schlafen. Es ist spät.", war der einfache Befehl von ihm und Nami verstummte. Er merkte, wie sie dastand, unentschlossen, was sie tun sollte. Und er hörte, dass sie loslief, in ihr Zimmer. Jedoch er selbst, öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer und schloss sie hinter sich. Tief atmete er die Luft dort ein. Sie war so rein, im Gegensatz zu der verrauchten auf dem Flur. Auch hier ließ er das Licht aus, er wollte kein Licht sehen, nicht jetzt. Für ihn gab es kein Licht mehr. Erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen und blickte an die Decke. Wo sein kleiner Bruder wohl gerade war? Ging es ihm gut? Zu viele Fragen gingen ihm durch den Kopf und viel zu viele schreckliche Antworten. Er schloss die Augen, er wollte diese Gedanken verbannen. Unruhig wälzte er sich auf die Seite. Er hörte Stimmen. Namis, Mokubas, seine eigene. Sie wurden immer schwächer und schwächer... Seto blinzelte und schloss die Augen wieder. Es war hell, zu hell für seinen Geschmack. Wieder öffnete er die Augen, das Licht blendete ihn. Dann setzte er sich langsam auf und sah auf die Uhr. Es war schon spät, nach neun Uhr. Verschlafen blickte er an sich runter. Immer noch war er in seinen Büroklamotten; sie rochen stark nach Rauch. Unbeirrt stand er auf und blickte aus dem Fenster. Alles schien nass, doch die Sonne schien. Wahrscheinlich hatte es noch lang geregnet. Sich der Realität noch nicht so richtig bewusst, ging er zu der Tür und öffnete sie. In dem Flur war frische Luft, der Geruch des Feuers war immer noch da, doch er war nicht mehr so stark. Er stieg die Treppe hinunter, lief in Richtung Küche. Alles schien frisch und es schien, als sei er in einer unwirklichen Welt. Die Tür zur Küche stand offen. Nami stand am Kühlschrank. Als sie jedoch bemerkte, dass Seto den Raum betrat, drehte sie sich um und schloss die Tür. Er setzte sich und legte den Kopf in die Hände, stützte sich mit den Ellbogen auf. Träumte er? Doch das konnte nicht sein. Er war eben aufgewacht. Unruhig hatte er geschlafen. Zu viel hatte er geträumt und zu viel davon wieder vergessen. "Na?" fragte sie ihn. Seto blickte auf. "Wo ist mein Aktenkoffer?" Anscheinend verwirrt und erschüttert über diese Frage, stellte Nami eine Flasche geräuschvoll auf die Theke. "Wieso?" fragte sie scharf. "Ich muss doch arbeiten.", meinte er darauf. Langsam bekam er einen klareren Kopf. Er hatte zu lange geschlafen, und doch war er müde, als ob er die ganze Nacht wach gewesen wäre. "Ich denke nicht, dass du jetzt arbeiten solltest. Was ist mit deinem Bruder?!". Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. "Was soll auch schon sein?" Gleichgültig sah er sie an. Er merkte, dass sie nach Worten rang und er selbst hätte wahrscheinlich das Gleiche getan. Suchend stand er auf und lief in der Küche umher. "Seto Kaiba, bleib stehen!" befahl sie ihm. Aber er achtete nicht auf sie und wenig später hatte er seinen Koffer gefunden und schritt aus dem Zimmer hinaus. Nami folgte ihm. "Willst du ihn einfach so im Stich lassen?" fragte sie gereizt und laut. Abermals keine Antwort. Der Braunhaarige betrat das Wohnzimmer und klemmte sich seinen Laptop unter den Arm. Wütend schrie sie ihm Dinge hinterher. Seto achtete nicht darauf, er hörte weg. Er war in Gedanken versunken. In Gedanken über die letzte Nacht. "Seto! Bleib jetzt stehen!" predigte sie. "Ich weiß, dass du etwas tun willst, aber es ist garantiert das Falsche, wenn du jetzt in die Firma gehst! Damit machst du nur alles noch schlimmer!" Immer noch nicht antwortend legte er seine Sachen ab und zog sich Schuhe und Mantel an. Als er sich aufrichtete, hatte er wieder seinen Laptop und die Aktentasche in der Hand. Er blickte in ein aufgebrachtes und sorgenerfülltes Gesicht. "Verstehst du denn nicht? Du kannst nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre!" Doch zu diesem Zeitpunkt war die Tür schon zu. Wenig später fuhr man ihn in seine Firma und dann, endlich, saß er auf seinem Sessel. Seine Sekretärin kam herein und berichtete ihm alles, was neu angetroffen war. Sie überreichte ihm einen Stapel Papiere und verließ das Zimmer. Stirnrunzelnd betrachtete er die Blätter. Flüchtig überflog er sie. Auslandsprojekt, Kapitalverlust, Rückruf, Meeting. Es kam ihm so unbekannt vor, doch er wusste, dass er von diesen Dingen schon einmal gehört hatte. Genervt schob er die Blätter bei Seite und startete den Laptop. Nur wenige Minuten später saß er an dem Mailprogramm und las sich eine Nachricht nach der anderen durch. Als er auf einige jedoch antwortete, unterliefen ihm immer wieder Fehler. Der falsche Name, das falsche Thema. All das häufte sich an. Leicht schnaubend drehte er dem Laptop den Rücken zu und blickte aus dem Fenster. Er konnte nicht darüber nachdenken, es ging einfach nicht. Immer wieder schossen ihm Bilder durch den Kopf. "Wer waren sie?" sagte er leise vor sich hin. Er stand auf und lief zu dem großen Fenster. Eine gute halbe Stunde später stürmte er eilig aus dem Raum, in den Fahrstuhl, in die Limousine und zurück nach Hause. Klingeln musste er nicht, er schloss auf. Seine Gerätschaften hatte er im Büro gelassen. "Ich muss ihn finden.", dachte er sich und lief hastig in das Zimmer seines Bruders in der Hoffnung, er würde irgendetwas finden. Doch, es gab nichts. Also schloss er das Fenster, welches seit gestern offen war. Im Anschluss daran betrat er das Bad seines kleinen Bruders. Was er sah, ließ ihn einen Schritt zurückweichen. Erschrocken riss er die Augen auf und blickte nur auf den Spiegel. In schwarzen Lettern, wahrscheinlich mit Graffiti gesprüht, stand geschrieben: "Satan mein Meister. Ich schneide mir meine Pulsadern auf um mein Blut ausfließen zu lassen." Geschockt schweifte dein Blick ab, auf den nächsten Schriftzug, der sich über der Badewanne befand: "Satan mein Meister. Empfange das Opfer meines Blutes." Verstört blickte er auf den Boden und wich zurück: "Satan mein Meister. In mein verfaultes Fleisch ritze ich deine Zeichen." Ruckartig schluckte er und wollte die Tür wieder öffnen, doch auch sie hatte einen Blickfang auf sich: "Satan mein Meister. Nimm meine Hand, wenn das Armageddon nahe ist." "Nein...", flüsterte er vor sich hin und schüttelte den Kopf. "Das kann nicht sein. Das kann nicht sein.", langsam aber spürbar geriet er in Panik. Sein verschwundener Bruder, die Leute an der Haustür, der Brand, die Schriftzüge im Bad, dass er mit sich selbst redete. Wieder schüttelte er den Kopf. "Ich muss träumen.", dachte er sich widerwillig, aber leugnen konnte er die Wahrheit nicht. Fertig mit allem saß er nun auf den Knien in diesem schrecklichen Zimmer. Er kämpfte mit den Tränen, mit den Erinnerungen an seine Eltern, an das Waisenhaus... "Nein.", sagte er wieder vor sich hin. Und er sagte laut:"Das ist nicht real! Es ist nur eine Lüge!" --- also wenn es noch Schreib-, Zeichen- oder sonstige Fehler geben sollte: Bitte melden XD dann ist es mir nicht aufgefallen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)