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Ruf der Klinge

Pirates of Tokara
von

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Die Kinder des Drachen

Bem.: Der erwähnte Handelsfrachter ist ein Segelschiff westlicher Bauart (man stelle es sich grob so vor wie die "Dauntless" aus "Fluch der Karibik", nur nicht bis an die Zähne bewaffnet)
 

Pirates of Tokara
 

Die Kinder des Drachen
 

400 km südlich von Nagasaki / Japan
 

Das Wasser war ruhig in den Morgenstunden. Nur das leise Plätschern eisiger, scheinbar unendlich tiefer Wassermassen an den hölzernen Flanken eines bauchigen Transportschiffes war zu vernehmen. Jedes andere Geräusch, das der Späher im Krähennest von der Welt außerhalb des kleinen Frachters hätte hören können, wurde vom dichten Nebel gedämpft.

Unruhig starrte der Späher in die wabernde Wand und versuchte sie wie einen Vorhang mit seinen bloßen Augen zu teilen. Noch war es ein langer Weg nach Jileng (Taiwan), und vieles hatte man schon von dieser Handelsroute gehört. Entweder brachte die lange Fahrt dem Reisenden Gold - oder den Tod.

"Zan-lian!" Erschrocken wandte sich besagter Späher nach seinem Freund um, der langsam den Rand des Krähennestes erklomm.

"Erschreck mich doch nicht so!"

Der drahtige kleine Mann lachte, als er sich neben seinem verschreckten Kameraden auf das etwas feuchte Holz plumpsen ließ. Es machte ihm immer wieder Spaß, den unerfahrenen Jungen einen Schrecken einzujagen.

"Du sprichst wie ein altes Weib! Deine erste Fahrt, was?" Belustigt wühlte er in einer seiner Taschen herum.

"Ja, aber du kennst doch die Geschichten! Und dann dieser Nebel..."

"Das ist ganz normal. Wir haben Januar!"

Eine Weile sprachen beide Männer nicht mehr. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach - der Neuankömmling stopfte müde ein kleines Pfeifchen, das er aus einer der vielen Taschen seiner weiten Weste hervorgekramt hatte, und der angespannte Späher tat seinen Dienst.

"Im Januar ist das alles ganz normal..." -hob der Neuankömmling noch einmal zu Sprechen an. Nicht, um seinen Kameraden weiter beruhigen zu wollen, sondern um die drückende Stille ein wenig erträglicher zu machen.

"Sag, ist das dort vorne eigentlich auch normal? Dieser Schatten?" Gelangweilt drehte sich der Neuankömmling um und versuchte im weißlichen Nebel zu erkennen, was sein junger Freund meinte. "Ist das ein Drache?" -fragte dieser noch einmal nach, als er einige wenige Details ausmachen konnte.

Klappernd fiel das kleine Holzpfeifchen auf den Holzboden, doch bevor der Besitzer ein warnendes Signal an die Mannschaft auf und unter Deck geben konnte, ertönte ein beinahe schon melodisches Surren und ein schwarzweiß gefiederter Pfeil durchbohrte die Kehle des Neuankömmlings. Dem jungen Späher selbst blieb nicht viel Zeit, um seinen gefallenen Kameraden nachzutrauern, denn ein zweites Mal erklang das unheilvolle Surren und der Späher sank Sekundenbruchteile später neben seinem Freund zu Boden.

Kurz darauf erhob sich der dunkle Drachen und verschlang das schwer beladene Segelschiff. Lautlos wie er kam, so glitt er auch wieder davon, ließ jedoch keine lebende Seele auf dem Handelsschiff zurück.

Eines sei jedoch gewiss: Der Drachen hielt gen Norden.
 

Nagasaki / Japan
 

"Ich will nicht!!!"

"Ranmaaaaaaaaaaaa-san!! Kommt sofort zurück! Euer Vater, der Kommandant, will Euch mitnehmen!"

Schnelles, leichtes Getrappel von Kinderfüßen den mit teuren, indischen Teppichen ausgelegten Flur entlang wurde von dem heftigen Schnaufen eines betagten und gut genährten Kindermädchens gefolgt.

"Nein! Ich will nicht schon wieder zu diesem Samurai-Mann und seiner Puppentochter!!"

Keuchend blieb die alte Dame stehen und lehnte sich vornüber, stützte sich dabei auf ihre Oberschenkel.

"Dieser Bengel..." Warum nur hatte sie sich von Nodoka-sama dazu überreden lassen, diesen Wildfang zu hüten?! Müde wischte sich die Frau mit den langen, längst ergrauten Haaren über die Stirn und rückte die bei der wilden Jagd etwas verrutschte Augenklappe über dem rechten Auge zurecht.

Kaede war sich sicher, dass sie sich dieser Aufgabe nur aus ihrer tiefsten und ergebensten Loyalität ihrer Herrin gegenüber annahm. Wie waren noch gleich deren Worte? Sie, Kaede, sei wohl die einzige, die ihrem Sohn wenigstens ein paar Manieren beibringen könnte. Das Herz ihres Sohnes sei zu wild, und sein leicht erregbares Gemüt müsse ein wenig gezähmt werden. Kaede hatte schon Nodoka-sama als kleines Mädchen gehütet, und die Frau liebte ihre Herrin wie eine Tochter, sowie sie ihren jetzigen Schützling wie einen Enkel liebte.

Nur gab es da ein kleines Problem: Dieser Enkel dachte nicht im Traum daran, sein Verhalten seinem Status wenigstens ein bisschen anzupassen.

Wieder einmal stellte sie sich die Frage, ob der kleine Ranma wirklich der Sohn von Kommandant Genma Saotome war. Nicht, dass sie ihre geliebte Herrin der Untreue verdächtigte! Nein... Vielmehr war es der scheinbar unbändige Charakter des Kindes, der all diese Fragen aufwarf.

Seine Mutter, Nodoka-hime, von Geburt hohen Blutes, war von sanfter Natur. Sie war zwar von einem unglaublichen Stolz erfüllt, doch jener konnte nicht mit dem ihres Sohnes verglichen werden. Ranmas Vater, Genma Saotome, ein gerissener aber durchaus fähiger Mann des Militärs, schien sich hingegen nie der Bedeutung des Wortes "Stolz" bewusst.

Woher dann dieser feste Wille? Seine Eltern waren beileibe nicht so stur und dickköpfig wie ihr Sohn. Nodoka-sama, die einst auf dem Kontinent (Südkorea) lebte, gab ihren hohen Status für das Wohl ihres Volkes auf, indem sie Genma Saotome heiratete, dessen Nation Südkorea aus Handelsgründen mit allen Mitteln einzunehmen versuchte (Bitte die geschichtlichen Hintergründe einfach akzeptieren, ja?). Mit der Heirat eines einfachen Offiziers konnte sie großes Leid von ihren Menschen abwenden.

Genma Saotome wurde darauf zum Kommandant befördert und hatte seine Gemahlin mit sich auf Kyushu geführt und dort mit ihr eine kleine Familie gegründet. Er selbst besaß praktisch keinen festen Willen, da sich sein Wille immer nach guten Gelegenheiten und Vorteilen richtete.

Kaede schüttelte ein wenig verächtlich den Kopf und begab sich in die Richtung des Ortes innerhalb des luxuriösen Anwesens, welches Saotome-sama als Residenz beanspruchte, an dem sie den kleinen Ausreißer meistens finden konnte.

Einmal noch atmete sie tief durch, bevor sie die kunstvoll bemalten Schiebetüren aus Papier aufschob und in ein kleines Paradies eintrat. Dieses Paradies, der zweite Garten Eden, war das verträumte Werk von Nodoka-sama. "Der Garten der Herrin", durfte von kaum einem Menschen betreten werden. Diese vielen Wunder botanischer Kunst und sündhafter Farbenpracht blieben nur wenigen Menschen vorbehalten, zu denen sich Kaede stolz hinzuzählen durfte.

Hier verbrachte die Herrin einen großen Teil ihrer Zeit. Und wo man die Herrin finden konnte, dort konnte man meistens auch den jungen Herrn mit dem Zopf finden, falls dieser nicht in der Bucht mit seinen einzigen Freunden Ryoga Hibiki und Ukyo Kuonji spielte.

Ja, sie hatte richtig vermutet. Einen Augenblick lang zögerte sie jedoch. Unsicher betrachtete sie das Bild vor sich, und wusste nicht, ob sie Saotome-sama nicht einfach sagen sollte, sein Sohn sei unauffindbar. Fast schon gerührt betrachtete sie, wie Mutter und Sohn einträchtig vor dem kleinen Seerosenteich saßen und den großen Koi bei ihren anmutigen Bewegungen zusahen.

Kaede seufzte. Würde sie später als einzige eine Strafe erleiden müssen, würde sie den Herren vielleicht anlügen. Aber der junge Herr selbst würde einen saftigen Tadel von seinem Vater erhalten. Also räusperte sie sich leicht und machte so ihre Anwesenheit bemerkbar. Ranma, der zuvor friedlich auf dem Schoß seiner Mutter gesessen hatte, sprang wie vom Blitz getroffen auf und stellte sich schützend in Defensivhaltung vor seine Mutter, was Kaede leicht zum Schmunzeln brachte. Das Gesicht ihres kleinen Herren war einfach zu niedlich! Würde es nicht ihren Respekt für Ranma-san in Frage stellen, würde sie ihn direkt an sich knuddeln. Aber nunja... Nodoka-sama hingegen rührte sich nicht. Sie war nicht nur von adligem Blute, nein, sie stammte auch aus einer langen Linie ehrenwerter Samurai. Der Geist ihrer Familie lebte in ihr weiter, so wie er in ihrem Sohn einmal später weiterleben würde. Nodoka-sama hatte Kaedes Anwesenheit längst bemerkt - schon als sie die Türen zu dieser Pracht exotischer Farben öffnete, musste sie Kaedes Aura gespürt haben.

Ranma hingegen hatte es noch nicht gelernt, Menschen in einem bestimmten Radius wahrzunehmen. Daher verließ er sich auf seine Augen und Ohren. In der Umarmung seiner Mutter allerdings vergaß der kleine Junge alle Vorsicht.

"Verzeiht, dass ich Euch störe. Aber der Herr hat mich geschickt ihren Sohn einzufangen und für einen Besuch bei Gouverneur Tendo herzurichten."

Nodoka-sama nickte und ließ darauf ihre melodische Stimme hören, welche ihren Sohn sofort aus seiner Defensivhaltung herausbrachte. Ihre Stimme schien immer diese oder eine ähnliche Wirkung auf ihren Sohn zu haben - könnte Kaede doch nur ebenfalls auf dieses Geheimnis kommen...!

"Vielen Dank, Kaede. Ranma, gehe bitte mit ihr. Du weißt doch, wie ärgerlich dein Vater wird, wenn er alleine gehen muss."

Ranma zog eine Schnute und drehte störrisch den Kopf seitwärts.

"Ich will nicht. Der Alte kann machen, was er will. Der macht mir keine Angst!"

Dies brachte ein Lächeln auf die Züge seiner Mutter. Auch Kaede konnte sich ihr Schmunzeln nicht länger verkneifen.

"Ranma, du weißt doch, dass Kaede dann wegen dir bestraft wird, nicht wahr? Möchtest du das?"

Ranma senkte den Kopf und wandte sich wieder dem Teich zu, sodass weder Kaede, noch seine Mutter seine Gesichtszüge erkennen konnten. Mit leiser, kaum hörbarer Stimme antwortete er dann.

"Nein. Kaede-baba soll nicht bestraft werden."
 

Einige Zeit später allerdings bereute Ranma es schon wieder, der alten Dame ihre ach so schlimme Strafe (Sattelleder des Pferdes des Herren putzen) und schlimmste Qualen erspart zu haben. Denn er musste nun selbst welche erleiden.

Gelangweilt saß er in einem hohen Kirschbaum (xD...) und versuchte die provozierend beruhigende Präsenz unter sich zu ignorieren.

Mädchen! Bäh!!

Dort saß sie unter ihm, mit einer großen Stoffpuppe im Arm und blickte mit großen Augen zu ihm auf. Den Worten ihres Vaters zufolge war sie ungefähr eine Jahreszeit jünger als er, doch das konnte er nicht wirklich glauben. Sie war viel schwächer als er, konnte ja noch nicht einmal eine morsche Holzplanke brechen, ohne sich gleich weh zu tun. Außerdem ... Sie war halt ein Mädchen! Man sah sie immer mit dieser einen Stoffpuppe, die ihr auf so merkwürdige Art und Weise ähnelte, umhergehen. Sie raufte nicht, spuckte nicht, biss nicht, und tat alles, was ihr Vater und der Rest von ihr wollte. Wie eine willenlose Puppe, Marionette, ließ sie sich anziehen, anmalen und herrichten - ließ alles mit sich geschehen ohne ein Wort des Protests von sich hören zu lassen. Ihr Zimmer war der reinste Alptraum! Neben dieser einen Puppe waren dort noch schätzungsweise hundert weitere. Alle fein bemalt, mit kunstvoll gefertigten Gliedern, aber sie wurden nie angerührt. Die einzige Puppe in 'Gebrauch' war wie gesagt diese weiche Stoffpuppe, die er ihr noch nicht einmal klauen durfte. Dann weinte sie. Und das mochte er nicht.

Rundum: Sie hieß Akane und war ein Mädchen!

Furchtbar. Und mit ihr musste er immer "spielen", während sein Vater und Tendo-san irgendwas über "Verbobung" oder "Verglobung" redeten. Was das sein sollte, begriff er nicht, aber es war ihm auch egal.

Was ihm allerdings nicht egal war, war, dass sie ihn die ganze Zeit ansah. Wenn ihm das Ignorieren solcher Blicke zu mühsam wurde, versuchte er so gemein wie möglich zurückzugaffen, aber das nützte irgendwie nichts. Sie wich weder zurück noch entschuldigte sie sich, wie es die Diener immer taten. Das einzige was sie tat, war ihm entwaffnend lächelnd wie die Morgensonne fröhlich entgegen zu strahlen, wenn er sie denn mal "bemerkte". Nie antwortete sie ihm, oder sprach ihn an. Sie lächelte nur. Spielen konnte man mit ihr schon einmal gar nicht. Sie wusste nicht, wie man "Pirat und Kommandant" spielte. Das Mädchen wusste ja noch nicht mal, wie man "Verkloppen und Beißen" spielte! (Spürt man da die Entrüstung?) Was konnte man da anderes tun, als sich zu langweilen?! Nunja, langweilen war vielleicht übertrieben. Natürlich blieb ja noch die Möglichkeit, den Garten zu betrachten.

"Du siehst hübsch aus." Perplex starrte er nach unten und fand Akane unverändert vor: Die Puppe an ihren schmalen Körper gepresst und lächelnd, während der Wind einige ihrer mitternachtsschwarzen, langen Strähnen aus der kunstvollen Frisur entführte und mit ihnen und hunderten von Kirschblütenblättern spielte. Aber da war etwas in ihren Augen - so ein merkwürdiger Glanz, den er nicht einzuordnen vermochte.

"Was?" - War nun das einzige, was ihm in dem Moment einfiel. Hatte er sich verhört oder wie? Hatte sie da gesprochen??

"Im Kirschblütenwind... siehst du hübsch aus!"

Fast wäre er von seinem Ast gefallen. Sie hatte gesprochen! Ein Wunder. Aber er und hübsch? Das klang so furchtbar feminin! Trotzdem färbten sich seine Wangen leicht rötlich. Nicht, dass er sich jetzt geschmeichelt fühlte oder so...

Aber er musste ja seine Fassung waren!

"Du nicht." Sie weinte nicht, lächelte aber auch nicht mehr. Fragend legte sie ihren Kopf schief und sah ihn eine Weile an, bevor sie wieder sprach.

"Magst du mich nicht?"

"Nein!"

"Warum?"

"Weil du ein Mädchen bist!" Traurig senkte sie ihren Kopf.

"Weißt du, ich habe keine Freunde. Möchtest du nicht mein Freund sein?" Hoffnungsvoll blickte sie wieder auf und fing seinen leicht verwunderten Blick auf. Fast wäre er der Versuchung erlegen und hätte 'ja' gesagt, aber rein aus Gewohnheit blieb er stur.
 

"Nein. Ich hab dir doch gesagt: Du bist ein Mädchen!"

"Du spielst doch auch mit Mädchen! Ich habe doch eines bei dir und dem anderen Jungen gesehen..."

"Ukyo ist-"

"Wer spricht denn da von mir?"

Aus heiterem Himmel 'fielen' zwei weitere Kinder von der hohen Mauer, die den Kirschgarten begrenzte, in den Garten.

Mit einem Freudengeheul begrüßte Ranma seine zwei Freunde, welche ihn ebenso herzlich begrüßten.

Akane sah ihnen nur neugierig zu.

"Wir kamen, um dich zu retten Ranma!"

"Das ist echt nett von euch!"

"Gut, dass du es zu schätzen weißt. Wir konnten dich doch nicht alleine lassen!"

"A-aber... er ist doch gar nicht alleine....."

Verwundert drehten sich die zwei neu hinzugekommenen Kinder nach der leisen und schüchternen Stimme um.

"Aha! Dann bist du also das Mädchen!"

"Ryoga, nicht so frech!"

"Aber Ukyo..." Ranma sah dem Ganzen teilnahmslos zu, bis Ukyo sich an ihn wandte.

"Ranma, zeig Ryoga doch mal den ganz großen Kirschbaum, von dem du uns erzählt hast, ja?"

"Wolltest du den nicht auch sehen, Ukyo?"

"Ich komm später nach, geht schon vor!"

"Na gut, wie du willst!"

Schon waren beide Jungen in den Kronen und hüpften von Baum zu Baum weiter. Dies hieß, dass Ukyo und Akane alleine zurückblieben.

"Nimm Ryoga bitte nicht ernst, er ist nun einmal ein Blödmann! Du bist also Akane, ja?"

Die Angesprochene nickte schüchtern, wagte es jedoch nicht, Ukyo in die Augen zu sehen. Verwundert zog Ukyo fragend die Augenbrauen hoch. Die Gouverneurstochter zeigte sich so schüchtern vor einer einfachen Fischertochter? Das hätte sie nicht vermutet.

"Ukyo... Du bist doch ein Mädchen, oder?" Für einige Sekunden verkrampfte sich Ukyos kleiner Körper, entspannte sich dann aber wieder. Woher hätte Akane es denn wissen sollen...?

"Ja."

"Und warum spielt Ranma dann mit dir, und mit mir nicht?" Erschrocken bemerkte Ukyo die Tränen in Akanes Augen. Da war doch echt guter Rat teuer... Damit Akane nicht weinte, musste sie sich wohl oder übel dazu herablassen, sich mädchenhaft aufzuführen und Akane auf diese Weise zu trösten.....

"Du magst Ranma, nicht wahr?" Akane nickte und presste die Stoffpuppe trostsuchend noch enger an sich. "Und du willst ein Freund von ihm werden, ja?"

Daraufhin nickte Akane nur. Ukyo seufzte in Gedanken und versuchte es auf eine andere Art.

"Versuch ein Junge zu werden."

Tränen waren auf einmal vergessen. Akanes Augen wurden plötzlich irgendwie rund... und etwas größer.

"Ein Junge? Aber ich bin ein Mädchen!"

"Sieh mich an: Ich bin ein Junge, obwohl ich ein Mädchen bin! Es liegt einfach und allein an deinem Verhalten! Mmh. Du magst Ranma, hast du gesagt... Dann werd ein Junge! Ich kann dir zeigen, wie das geht! Du musst nur aufhören zu weinen und mit Puppen zu spielen! Lass dir nichts mehr gefallen, und du bist einer von uns!"

"Wirklich?" Zweifelnd, aber auch ein wenig traurig, sah Akane ihre Puppe an, als ob diese ihr eine Antwort geben könnte.

"Wirklich wirklich! Ich helf' dir auch dabei!"

An diesem Abend wurde die Puppe, die Akane doch so ähnlich sah, zum letzten Mal für lange Zeit zärtlich umarmt und dann zu der großen Sammlung hinzugetan.

Am nächsten Morgen begann das Training, ein Junge zu werden.
 

Früh wurde Akane von Ukyo geweckt, die sie zum Strand führen wollte. Dass Ukyo später jeden Morgen unbefugt das Anwesen des Gouverneurs betrat, sollte bald niemanden mehr stören. Zuerst brachen sie zum Strand auf, wo sie die beiden anderen Jungen treffen sollten, welche nichts von ihrem Glück als "Jungenausbilder" ahnten.

Die Überraschung war auch recht groß. Aber irgendwie gelang es Ukyo, beide Jungen zu überreden, indem sie ihnen mit einem Kuss auf die Wange drohte.

Das wirkte. Zuerst wollte man in der Bucht schwimmen gehen und gegen die Wellen 'kämpfen' - echtes Männertraining halt- was letztendlich mit einer Rettungsaktion endete. Akane wurde ihr kurzes Leben lang von ihrem Vater wie einen Schatz behütet und dieser ließ nicht zu, dass seine Tochter sich so etwas Gefährlichem wie dem Meer näherte. Warum dies so war wusste Akane nicht, aber es war ihr und den anderen auch recht egal.

Dass Akane aber nicht schwimmen konnte, störte Ukyos Pläne jedoch empfindlich. Die frisch überredeten Jungen waren nach diesem Erlebnis nicht unbedingt hochmotiviert...

Also beschloss man, Akanes Mut zu testen, in dem man sie in den Wald führte, und ihr sagte, sie müsse dort eine halbe Stunde alleine ausharren und sei dann ein Junge. Das konnte nur ein Junge. Mädchen waren ja nicht mutig.

Hierzu muss man sagen, dass in dem Wald neben Käfern keine wirklich gefährlichen Wesen umhergeisterten und die Lebenden ängstigten, sodass diese von Ukyo ausgewählte Mutprobe einfach bestanden werden konnte.

Jedoch rechnete Ukyo nicht mit Akanes weit ausgeprägter Arachnophobie...

Als Akane also einem Vertreter jener achtbeinigen Rasse begegnete, tat sie das einzige, was sie für richtig ersann: Schreien und Laufen.

Zur Sicherheit hatten die drei anderen vereinbart, in der Nähe zu bleiben, falls Akane etwas passieren sollte. Das war ja immerhin Akanes erster Tag als Junge. Da konnte ja schließlich noch was passieren...

Dabei teilten sie sich in zwei Gruppen: Ranma und Ryoga + Ukyo, da Ryoga einen bemerkenswert schlechten Orientierungssinn besaß, und ohne Ukyo sicherlich in Okayama gelandet wäre.

Ranma war als schnellster bei Akane. Er sah sie rennen, und dann... verschwand sie einfach. Erschrocken machte er einen Satz zu der Stelle, an der Akane verschwunden war, und wäre beinahe einen Abhang hinuntergekullert. Dort also war Akane verschwunden! Der kleine Abhang war nicht tief - was Ranma aber Sorgen bereitete, war, wo Akane sich befand... denn direkt unter dem Abhang war eine recht tief aussehende Quelle... Wo diese mitten im Wald herkam, interessierte ihn recht wenig.

Er beachtete nicht weiter das Schild "Vorsicht! Auch wenn sie ein Mädchen retten wollen, das hier abgestürzt, in die Quelle gefallen ist und wie eine Bleiente schwimmt: Nicht Nachspringen und Retten!!", welches neben der Quelle stand, und hechtete Akane nach.

Mutig sprang er in das eiskalte Wasser und zögerte nicht, nach Akane zu tauchen, selbst, als er so ein merkwürdiges Ziehen und Reißen an seinem Körper spürte.

Schnell hatte er sie ergriffen und war mit ihr zur Oberfläche zurückgeschwommen, als er sich bewusst wurde, dass etwas nicht stimmen konnte. Er fühlte sich so seltsam... Zuerst gedachte er, dieses komische Gefühl zu ignorieren, als er allerdings mit Akane im Arm auftauchte, erlebte er eine furchtbare Überraschung. Dort stand Ukyo und bedrohte ihn mit einem heftig beißenden, schwarzen Ferkel und mit den Worten "Lass sofort deine Finger von Akane, Mädchen, oder du bist des Todes!!"

"Ukyo was soll der-" Aber mehr bekam er nicht mehr heraus. Seine Stimme war schrill, sie war hoch und... die Stimme eines Mädchens.

So endete Akanes erster Tag als Junge.
 

Am nächsten Morgen besuchten Ukyo, Ryoga und Akane Ranma in seinem Zuhause, da er nicht an ihrem Treffpunkt erschienen war. Von der alten Kaede erfuhren sie, dass er sich erkältet hatte und mit Fieber das Bett hüten müsse. Auf ihre Frage, warum Ranma völlig durchnässt heimkam, und sich bei Kontakt mit kaltem Wasser in ein Mädchen verwandelte, darauf gingen die Kinder nicht ein.

"Ranma ist sicher am Boden zerstört, weil er jetzt ein Mädchen ist! Dabei hasst er Mädchen doch so..."

"Sieh mich doch an! Ich bin jetzt ein Schwein!!"

"Das bist du selber Schuld! Wärst du nicht in die vollkommen falsche Richtung gelaufen und in diese andere Quelle gefallen, wärst du auch jetzt kein Ferkel!"

"Es tut mir so Leid... Das ist alles meine Schuld....."

Ukyo und Ryoga sahen Akane nur schweigend an. Akane machte sich große Vorwürfe, aber wie sollte man sie trösten? Was sollte man als Junge da nur sagen?? Kurz darauf stellten sie fest, dass sie sich darüber überhaupt keine Sorgen hätte machen brauchen.

"Quatsch nicht so wie ein Mädchen. Du kannst doch nix dafür, dass ich dir nachgesprungen bin!"

"Ranma!!" Bevor Ranma seinen Satz vollständig beenden konnte, hatte sich Akane schon um seinen Hals geworfen und weinte heiße Tränen - teils der Erleichterung, aber teilweise auch der schieren Freude, ihn wiederzusehen.

Ukyo schüttelte verblüfft ihren Kopf. Dieses Mädchen war wirklich 'anhänglich', im wahrsten Sinne des Wortes, hatte es erst einmal seine Scheu überwunden.

"Meine Güte, du bist ja echt ein Mädchen!" Nachdem Ranma das gemurmelt hatte, schoss Akane die Schamesröte ins Gesicht, und Akane zog sich zögernd zurück. War Ranma nun böse...? Enttäuscht....?

Seufzend beobachtete Ranma, wie Akane wieder in den "stillen Modus" verfiel und beschämt die Maserung des Holzfußbodens musterte.

"Aber daran kann man wohl nichts ändern. Du bist ein Mädchen, total hilflos und kannst nicht kämpfen." Einen Moment lang war Stille, und Ryoga wusste nicht, was er tun sollte: Akane wegen der harschen Worte auf irgendeine Art zu trösten, oder Ukyo daran zu hindern, Ranmas Leben auf recht schmerzhafte Weise zu beenden. Zu Ranmas Glück jedoch fuhr er mit seiner 'folgenschweren' Rede fort, bevor Ukyo ihn für diese 'beleidigenden' Worte erwürgen konnte. "Da du aber jetzt unser Freund bist, müssen wir dann wohl halt für dich kämpfen. Ab heute beschützen wir dich, geht das klar Leute?"

Diese 'Leute' waren begeistert. Nicht, dass solch extreme Stimmungsschwankungen oder eine gewisse Schizophrenie für diese Kinder normal seien - sie waren einfach nicht nachtragend und hatten alles wieder vergessen. Ukyo umarmte Akane, Akane heulte vor Freude, Ryoga sah sich selbst schon als Bodyguard, als strahlender Held und Ranma nieste.

Ja, Kinderfreundschaften werden schnell geschlossen. Das Gemüt von Kindern ist unbesorgt, leicht und fröhlich. Innerhalb von zwei Tagen ist man plötzlich unzertrennlich und möchte jede freie Minute, die man nicht beispielsweise mit der Mutter verbringt, mit diesen Freunden und allerlei Albernheiten 'verschwenden'.

Doch kann man denn auch wirklich sagen

dass Freundschaften aus Kindertagen

ewig halten

stetig währen

ein Leben lang?
 

Eine Antwort auf diese Frage ist schwer zu finden. Dazu muss man hundert Leben leben. Ich selbst bin nur ein Mensch, ein Beispiel des perfekten Fehlers im System. Auf eine solche Frage vermag ich keine Antwort zu finden, denn es liegt im Auge des Betrachters selbst. Aber was soll man hier betrachten? Bitte keine Ungeduld! Betrachte das Leben eines jungen Mädchens, höre die Geschichte, die ich zu erzählen habe. Finde eine Antwort auf eine Frage, die hundert Leben fordert und doch vielleicht mit der Hilfe von hundert Worten von Dir gefunden werden kann. Stellst du dich der Herausforderung der hundert Leben?

So lausche.
 

Von diesem Tag an sah man die 4 Kinder fast ständig beisammen. Die niedliche Gouverneurstochter hatte Freunde gefunden, so erzählte man sich im Haushalt des Statthalters und bald auch in der ganzen umliegenden Umgebung. Die junge Herrin sei lieblich und anmutig, und ständig beschützt von drei mutigen kleinen Jungen (dem Gärtner, der stets versuchte, den Kirschgarten in Ordnung zu halten, auch bekannt als bärbeißige Leibwächter, die den Kirschgarten als das wahre Schloss der Herrin ansahen).

Man dachte, dieses Bild einer unschuldigen Freundschaft, so rein, wie die frischen Farben der Kirschbäume, die der Frühling in die jungen Knospen trieb, würde... Man dachte, dieses Bild würde ewig währen.

Ein orientierungsloser Junge, der sich die ganze Zeit mit einem sehr burschikosen Mädchen mit Pferdeschwanz stritt, und letztendlich ... Ja, selbst die Dienstmädchen im Haushalt des Gouverneurs wussten bald nicht mehr, wie sie die letzten zwei des unzertrennlichen Quartetts hätten den Dorfbewohnern beschreiben sollen. Ihre kümmerlichen Ansätze begannen alle mit einer märchengleichen Zuneigung zweier unschuldiger Kinder zueinander.

Der kleine Sohn des Kommandanten in der Rolle des strahlenden Helden, der mutig alles tat, um seine Prinzessin zu schützen. Dass er sich bei Berührung mit kaltem Wasser in ein Mädchen verwandelte, trübte sein Ansehen nicht im Mindesten. Im Gegenteil! Dadurch bekam er in jenen Märchen den Ritterschlag! Kühn opferte er einen Teil seiner männlichen Stärke, um seiner Herrin das Leben zu retten.

Die kleine Herrin hingegen war das Abbild der hilflosen Prinzessin, die auf ihren Helden vertraute. Ein kleines Kind, welches schon beim bloßen Anblick die Phantasien der Menschen dazu anregte, in ihr die reinsten Formen der Weiblichkeit zu sehen. Anmut, und eine gewisse Schwäche, die durch den Schutz des Helden ausgeglichen wurde.

Zuneigung - so unschuldig wie die reinste aller Kirschblüten.

Das alles mag reichlich übertrieben klingen, was es aber keinesfalls ist. Zu jener Zeit ruhten die Familienfehden in nächster Umgebung, kein neuer Gesprächsstoff also, und das einfache Volk fand großen Gefallen an der niedlichen Geschichte.

Man mag es nicht glauben, aber aus dem einsamen Mädchen, das darauf hoffte, Kaede-'baba' würde 'Ran-chan' zu den viel zu seltenen Besuchen einfangen können, wurde innerhalb von 5 Tagen das Gesprächsthema No.1.

Aber nach 5 Tagen schon schien das traumgleiche Märchen ein plötzliches Ende zu finden, denn die vereinigten Winde des Pazifischen Ozeans und des Chinesischen Meeres wehen kräftig und trieben den dunklen Drachen schnell voran.

Am Abend des fünften Tages sollte die bezaubernde Geschichte des Mädchens also eine Wende erfahren.

In der Nacht, als in Nagasaki jeder Mensch schlief, zog dichter Nebel vom Meer herauf; der Drache erreichte sein Ziel und faltete seine Flügel zusammen. Kurz darauf glommen im Nebel hunderte Lichter auf, welche sich rasch auf das Dorf zu bewegten.

Die Alarmglocke, auf einem Turm innerhalb des Dorfes, wurde geläutet - man hatte die Eindringlinge entdeckt, was nicht mehr sonderlich schwer war. Daraufhin gaben die Schatten ihre Lautlosigkeit auf und machten einen Lärm, als ob die Wesen der Hölle aus den Schlünden der Mutter Knochen kriechen würden. (Anm.: Gemeint sind Vulkanausbrüche. Lava wird hier mit 'Teufeln aus dem Feuer' assoziiert)

Wer sich aus der Sicherheit seiner Behausung wagte, war dem Tod als Opfer der Drachenkinder geweiht.

Aber das Dorf war nicht das Ziel des plötzlichen Angriffs. "das Ziel" bestand aus zwei Hälften: Der Kommandant, und der Gouverneur. So huschten einige Drachenkinder zum Anwesen des Gouverneurs, und andere zu jenem des Kommandanten.

Einige Zeit später versammelte man sich jedoch in der großen Empfangshalle des Kommandanten. Der Angriff auf das Dorf war nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Das Schlachtfeld der Kinder des dunklen Drachen war die See, nicht das Land. An Land nahmen sie eher die Form eines Meuchelmörders an.

Enttäuschend war dann aber zu sehen, dass die eigentlichen Opfer den Nebel frühzeitig gesehen und die Gefahr gespürt hatten, sodass sie schleunigst das Weite suchten.

Von den Familien des Gouverneurs und des Kommandanten fehlte ebenfalls jede Spur. Nicht, dass man vorgehabt hätte, beide Männer mit ihren Angehörigen zu Erpressen und aus den Verstecken zu locken. Nein, nicht doch.

"Verdammt! Es ist zum aus der Haut fahren!"

"Stimmt, dann machen wir einmal eine Plünderung, und alles umsonst..."

"Seid still."

"Aber Inu-" Der groß gewachsene Mann gebot seinen Gefährten mit einer Handbewegung zu schweigen. Seine erstaunlichen Hundeohren drehten sich einmal in diese Richtung, dann wieder in jene, als ob sie ein bestimmtes Geräusch zu Erfassen versuchten.

"Ich rieche etwas...-" Dies hatte er nur leise seinen Gefährten mitgeteilt, fuhr dann aber in lauterer Stimme fort. Einige seiner Freunde mussten wohl im ersten Moment ernsthaft aufgrund des plötzlichen Themenwechsels an seinem Verstand zweifeln, andere jedoch sprangen direkt auf die indirekte Aufforderung an. Jene mit solch schneller Auffassungsgabe hatten bemerkt, dass beide Hundeohren ihres Anführers nun unbeweglich nach hinten gerichtet waren und er die Geräuschquelle geortet hatte.

Nun hieß es nur noch mitspielen. "-Tse. War das nicht klar? Dass dieser feige Bastard von Saotome fliehen würde?" Er horchte genau hin und lächelte dann, als die unruhigen Geräusche hinter der hohlen Wand keine 5 Meter hinter ihm auf ein gewisses Maß anschwollen - noch immer unhörbar für menschliche Ohren, für das feine Gehör eines Hundes aber leicht zu bemerken. Zufrieden nickte er seinen Gefolgsleuten zu. Diese Nacht würde nicht vollkommen erfolglos bleiben.

"Ja! Beim ersten Windwechsel sucht er das Weite!"

"Womöglich hat er auch noch sein schwaches Weib mitgenommen, das ihr Volk verraten hat!"

Inu Yashas Lächeln weitete sich, sodass man im Mondlicht seine rasiermesserscharfen Fangzähne weiß aufleuchten sah.

"Das reicht ihr Schweine!!"

Ein Teil der Wand hinter Inu Yasha wurde kraftvoll 'aufgestoßen', und man sah ein verängstigtes, kleines Mädchen im Morgenmantel und einen mittlerweile kochenden, bezopften Jungen.

Wortlos musterten die erstaunten 'Drachenkinder' die zwei eigentlichen Kinder. Inu Yasha allerdings drehte sich nicht einmal um. Das einzige, was er in diesem Moment tat, war einer schlanken Frau mit langen, in einem hohen Pferdeschwanz zurecht gemachten Haaren zuzunicken, welche daraufhin beruhigend lächelnd auf das kleine Mädchen hintrat.

"Keinen Schritt weiter, ihr Piraten! Meinen Vater zu beleidigen ist eine Sache... ich weiß auch nicht, über welches ,Volk' ihr redet, aber meine Mutter ist NICHT schwach!! Hast du mich gehört, Mister?!-" Damit adressierte er zweifelsfrei Inu Yasha, der sich daraufhin scheinbar gelangweilt den Kindern zuwandte. Aber innerlich lachte er! Wie oft sah man einen jungen Menschen, der sich furchtlos einer gemischten Piratenbande aus Menschen und Dämonen gleichermaßen entgegenstellte?

"Soso, du bist also der junge Prinz..." Als Antwort bekam er nur einen verständnislosen und irritierten Gesichtsausdruck. "... Ich habe bereits viel über dich gehört, Ranma Saotome."

"Es ist mir egal, ob du mich kennst oder nicht, Mister! Aber ich rate dir bloß schnell abzuhauen! Und Lady-" Womit er sich mit einem todbringend giftigen Blick an die immer noch lächelnde Sango wandte "-ich hab doch gesagt 'Keinen Schritt näher!'. Sind sie taub oder was?!"

Länger konnte sich der 'brutale Mister' nicht mehr zusammenreißen und lachte laut los. Ein angenehmes Lachen... Ranma bemerkte erstaunt, dass der Mister überhaupt nicht mehr so brutal wirkte, wenn er es sich selbst erlaubte, eine Emotion in seinem Gesicht Ausdruck finden zu lassen. Außerdem war es irgendwie beruhigend, endlich wieder nach all dieser Zeit in der hohlen Wand ein Geräusch zu hören...

Was dachte er denn da? Das dort vor ihm war ein Pirat, ein Dieb, ein Mörder!! Er musste Akane beschützen!! Moment mal... Akane?!!

Jene hatte sich jedoch in die Arme der freundlichen Dame geflüchtet, als ihr all die finsteren Gestalten zu viel wurden.

Wütend stürzte er sich todesmutig auf die Dame und entriss ihr mit einem Kampfschrei seine Freundin. Die Dame allerdings, zu sehr damit beschäftigt, beruhigende Nichtigkeiten in Akanes Ohren zu wispern, erschrak furchtbar und reagierte dementsprechend in Defensivhaltung. Eine Handlung, die sie noch im selben Moment bereute, jedoch nicht ungeschehen machen konnte.

Jahrelanges, hartes Training hatte nicht nur ihren Körper gestählt, sondern auch ihre Reflexe sensibilisiert. Sie wollte es nicht, aber nachdem Ranma sich völlig überraschend auf sie stürzte, hatte sie sich vollkommen unbedacht von ihren Instinkten leiten lassen, welche sie in dem Moment, in dem ihr Akane entrissen wurde, dazu brachte, ihr Katana aus der Schwertscheide zu ziehen und den Gegner so zu verletzen, dass er auf Distanz gehalten wurde, bis sie bereit war, einen weiteren Angriff zu parieren.

Als sie jedoch das warme Blut auf ihrem Gesicht spürte und den schlecht unterdrückten Schmerzensschrei hörte, schrie sie selber gequält auf. Sie hatte... Sie hatte den Jungen verletzt!

Inu Yasha rührte sich wieder nicht, er hatte dem ganzen nur schweigend zugesehen. Nun beobachtete er weiter, wie der kleine, heftig blutende Junge seine Freundin schützend sanft hinter sich drückte und mit ihr so weit an die Wand zurückwich, bis er höchstens frontal einen Angriff zu befürchten hatte.

"Warte, komm hier her mein Kleiner! Lass mich nach deiner Verletzung sehen! Ich wollte dir nicht weh-"

"Lass gut sein, Sango." Die erschütterte junge Frau namens Sango sah von dem verletzten Jungen und vollkommen verschreckten Mädchen zu ihrem Anführer, der jedoch ihren Blick nicht erwiderte. Gebannt musterte er den jungen Ranma Saotome und wartete auf dessen nächsten Schritt.

Das kleine Mädchen schien langsam aber sicher aus ihrer Trance zu erwachen.

"Ranma! Ranma, du blutest ja! Tut es sehr weh?" Besorgt versuchte die junge Akane, sich hinter Ranmas Rücken hervorzuschieben, um sich dessen Wunde, die quer über seine rechte Schulter und über einen Teil seiner Brust zog, näher anzusehen. Das teure Oberteil war an dieser Stelle glatt durchtrennt, und die im Tageslicht wohl himmelblaue Seide von Blut durchtränkt.

"Nein, das tut nicht schlimm weh." Anerkennend nickte Inu Yasha leicht, ohne bemerkt zu werden. Lügen, um das Mädchen nicht weiter zu beunruhigen... Edle Züge wies der junge Herr auf. "Aber das ist der Grund, warum man Piraten nicht trauen darf! Sie hintergehen dich! Traue nie einem Piraten Akane!" Bei diesen Worten schluchzte die junge Sango leise auf. Das hatte sie doch gar nicht beabsichtigt! Nie hätte sie ihn verletzen wollen! Er war ja noch ein Kind!

Aber ihr Anführer schien ihr Bedürfnis nach Trost zu spüren, denn auf gewisse Weise nahm er ihr einen Teil ihrer Schuldgefühle mit den nächsten Worten.

"Nein junger Herr. Man darf uns nicht trauen. Aber es war dein eigener Fehler, deine eigene Unvorsichtigkeit und deine eigene Schwäche, die dich dieses Blut kosten." Diese harschen Worte ließen Ranma aufblicken. Sein schmerzverzerrtes Gesicht verzog sich noch ein wenig mehr. "Es war dein Fehler, Sango anzugreifen. Erwarte stets einen Gegenangriff, wenn du deinen Zorn und deine Kraft gegen jemanden erhebst. Es war auch deine Unvorsichtigkeit, und gleichzeitig deine Schwäche. Du hast ihren Schwerthieb nicht erwartet, warst somit nicht in der Lage, ihm auszuweichen."

Inu Yasha erhielt darauf keine Antwort. Ranma war viel zu sehr damit beschäftigt, Akane hinter sich irgendwie festzuhalten, den Schmerz und die vielen, schweigenden Piraten zu ignorieren und die Worte des merkwürdigen Mannes zu verstehen.

Das alles kostete nicht nur Kraft, sondern auch Nerven und Geduld.

"Mister! Ich fordere dich heraus! Wenn ich gewinne, und das werde ich, verlasst ihr alle Kyushu und kommt nicht wieder zurück!"

Inu Yasha löste seine Arme aus der scheinbar ewigen Verschränkung vor seiner Brust und entblößte klauenartige Hände, die noch vor wenigen Momenten in den weiten Ärmeln seines Gewandes verborgen waren.

Aber die furchteinflößende Gestalt des großen Mannes ließ Ranma ziemlich kalt. Was hatte er zu verlieren? Nichts. Und was zu gewinnen? Alles! Das Leben von Akane, Ukyo, Ryoga und all den anderen!

"Gut."

"Ich werde dich nicht schonen Mister!"

Die Drachenkinder wichen zurück und verbargen sich in den Schatten der nur von Mondlicht erhellten Eingangshalle, und Akane, die sich verängstigt an die Wand drückte, konnte aus der Dunkelheit die leuchtenden Augen einiger Dämonen glimmen sehen. Irgendwas stimmte da nicht! Was waren das für Wesen? Und warum hatte der große Mann silbernes Haar und Klauen?

"Das habe ich auch nicht erwartet, Junge."

Ranma begab sich in Kampfhaltung. Das heimliche Training seiner Mutter sollte sich nun also auszahlen! Er würde Akane retten... Leise zischte er seiner kleinen Freundin noch einige Worte zu, bevor er den Kampf mit einem recht gewagten Sprung in Richtung Gegner begann und versuchte, diesen mit allen ihm verbliebenen Mitteln außer Gefecht zu setzen. Der Junge wusste, dass er keine große Chance hatte, diesen Kampf lebend zu überstehen; sollte er es denn wirklich in seinem Zustand schaffen, den Anführer unschädlich zu machen, so waren die Piraten immer noch in der Überzahl. Letztendlich konnte er nur hoffen, dass Akane seinen Worten folgte.

Drei Meter, zwei Meter, Kontakt! Verzweifelt versuchte der Kleine aus seinem Schwung heraus einige Treffer zu landen. Das junge Kämpferherz war stark, der Körper jedoch geschwächt. Viel Zeit würde ihm nicht bleiben, bis er mit seiner Kraft am Ende war. Also konzentrierte er seine Angriffe auf Schnelligkeit und möglichst niedrigen Energieaufwand.

Leicht wich der Pirat mit den Hundeohren jedem schwungvollen Tritt und jedem Impulsschlag aus, fast wie in einem Tanz, dessen Bewegungen und Formen von bloßem Menschenauge kaum noch zu betrachten waren. Die Ausdauer seines Gegners brauchte er nicht in seine Rechnung mit einzubeziehen. Der Kleine war trotz seiner Verletzung verhältnismäßig schnell, aber mit der Geschwindigkeit eines Halbdämons, noch dazu eines so mächtigen, konnte er nicht mithalten. In diesem Kind lag einiges Potential ungenutzt verborgen. Sogar erstaunlich hohes Potential. Doch was hätte man anderes erwarten mögen? Aus einer so mächtigen Blutlinie konnte nur ein Krieger hervorgehen. Das schmutzige Blut des Vaters schien nicht durchzuschlagen. Der Halbdämon selbst wusste nur allzu gut, dass man aus unreinem Blut auch einige unvorhergesehene Stärken herausentwickeln konnte.

Keuchend schlitterte Ranma wieder in seine Ausgangsposition, in der er schützend vor Akane stand. 'Stehen' war wohl der falsche Ausdruck. Krampfhaft versuchte er, sich auf den Beinen zu halten, und hing leicht nach vorn gebeugt und mit angewinkelten Knien über seiner Körpermitte. Seine linke Hand, die nun den Stofffetzen über der langen Wunde zusammenkrallte, war blutverschmiert, und die Fingerknöchel nahmen eine neben dem Blut unwirklich blass anmutende Farbe an.

"Ranma, alles in Ordnung mit dir? Sag schon!" Ranma beachtete Akanes verängstigte und verzweifelte Stimme nicht. Unbeweglich fixierte er seinen Gegner, welcher ihn mit unabänderlich ausdruckslosem Gesicht entgegenblickte.

"Warum hältst du dich so zurück, Mister?! Ich merk' doch, dass du nicht voll kämpfst!"

Beinahe hätte er schon wieder lächeln müssen... Bei diesem Kind musste er ja wirklich aufpassen! Doch stattdessen:

"Du bist kein Gegner für mich."

Akane entfuhr ein erschrockener Schrei, Ranmas Augen hingegen weiteten sich nur ungläubig, zogen sich dann aber zu flammenden Schlitzen zusammen. Wutentbrannt stürzte er wieder auf den übermächtigen Halbdämon zu und schlug blindlings auf ihn ein. Zorn hatte die Stelle des Verstandes eingenommen. Er sollte ein Schwächling sein?! Er?!!

"Mach endlich ernst!!"

Vielleicht hätte er das nicht unbedingt sagen sollen. Das war unvorsichtig. Und dumm.

Das ging ihm sekundenschnell durch den Kopf, als der Halbdämon ihn mit der flachen Handkante in der Bauchgegend traf und mit diesem einzigen Schlag gegen eine Wand schleuderte.

"Eines gebe ich zu: Du bist mutig. Aus dir wird einmal ein großer Krieger werden. Aber dazu musst du hart trainieren. Du willst doch deine kleine Freundin beschützen können, oder?" Ranma richtete schwankend auf und sah überrascht zu Akane hinüber, die geschockt und paralysiert mit tränenverschmiertem Gesicht auf den Boden gesunken war und ihn mit bebenden Lippen anstarrte. Wo war ihr Lächeln? E-er musste doch... er musste doch i-ihr Lächeln beschützen. Er musste Akane beschützen! Er war doch ihr Bodyguard! "Dazu musst du stark werden, Ranma. Finde deinen Meister."

Mit einer gewissen Ehrfurcht starrte der Junge dem Halbdämon einen Moment lang in seine leuchtenden gold-bernsteinfarbenen Augen. Was er dort erkannte, überzeugte ihn. Er kämpfte nicht nur mit einem Piraten - er kämpfte mit einem Krieger und mit einem Meister seiner Kunst.

Zitternd, beinahe wie ein trockenes Blatt im Wind, stützte des Kommandanten Sohn sich schwer atmend auf seine Oberschenkel, kam schwankend zum stehen und erlaubte seinem nachtschwarzen Pony, über die saphirfarbenen Augen zu fallen und vor den Blicken anderer Menschen zu verbergen.

|"Mein Kleiner, warum kämpft ein Krieger?"

"Um Essen?"

"Nein, mein Schatz..." Das überirdisch schöne Lachen seiner Mutter... "Um zu beschützen..."|

"Akane, tu bitte was ich dir eben gesagt habe."

Aufmerksam musterte der Halbdämon beide Kinder. Natürlich hatte er diese so 'geheimnisvollen' Worte mit seinem weit entwickelten Gehör vernommen, doch beabsichtigte er nicht, hier einzugreifen. Es wäre ein leichtes, die Tochter des Gouverneurs zu entführen und das Lösegeld zu erpressen, wovon ihr Vater genug besaß. Woher er wusste, dass die Kleine 'Akane' die Tochter des Gouverneurs war? Der Geruch, der ihren Eigengeruch leicht überlagerte, verriet sie. Ein Geruch, der sich in die Erinnerung des verhältnismäßig jungen Halbdämons ebenso eingebrannt hatte, wie das Bild einer gewissen Frau, der Akane Tendo so erstaunlich ähnlich sah.

Aber warum kein Lösegeld erpressen? Einerseits war sie nicht das Ziel. Selbst als Pirat, Halsabschneider und als was man ihn alles noch betitelte... hatte er ein unglaubliches Ehrgefühl, welchem er sich nicht entgegen stellen konnte. Ein kleines, unschuldiges Kind für die Fehler büßen lassen, die ein anderer dumm, ohne Umsicht, aber mit voller Absicht begangen hatte? Ihren Vater hasste er mit jeder Faser seines Körpers... Aber weder die Mutter, noch das Kind.

Doch das alles war unwichtig. Die Pläne für diese ereignisreiche Nacht waren kurzfristig geändert worden... Womit sein Blick wieder auf dem Jungen ruhte.

"Aber Ranma..." Akane konnte Bitten und Flehen - ihr Spielkamerad hatte seine Aufmerksamkeit längst wieder auf den Inu Hanyou fixiert.

"Ihr werdet sie nicht kriegen. Eher sterbe ich..." Damit trat er mühsam wankend einige Schritte vor und nahm wieder Kampfhaltung an.

"Junge, ergebe dich. Ich werde versprechen, deiner Freundin kein Leid zuzufügen. Dafür musst du aber-"

"Das Versprechen eines Piraten ist nichts wert! Man darf einem nie trauen!! Hör mir gut zu Akane, traue niemals einem Piraten! Hasse sie!"

Sie nickte.

Ihre Pupillen waren dermaßen geweitet, dass man ihre wunderschöne Augenfarbe nur noch an einem schmalen Ring um jene erkennen konnte. Sehen konnte sie nicht mehr. Für diesen einzigen Abend hatte sie zu viel gesehen. Ihr Freund opferte sich für sie, blutete wegen ihrer Dummheit, einem Piraten trauen zu wollen. Ranma hatte Recht.... traue... Piraten, nie... niemals traue.... traue niemals einem Piraten!

"Wie schade. Ich hatte gehofft, ich müsste dir nicht noch weiter Schaden zufügen müssen." Inu Yashas Ohren zuckten amüsiert, als er erkannte, welche Reaktion ein solches Maß an Arroganz dem Jungen entlockte. Einen interessanten Charakter besaß er, der Sohn des Kommandanten!

"Du glaubst wirklich, dass du es mit mir aufnehmen kannst?! Um mir Schaden zufügen zu können, musst du mich kriegen!!"

Nach außen hin hörte sich das alles sehr mutig an. Ja, vielleicht sogar überzeugt und selbstsicher... Seine Grenzen jedoch waren ihm gut bekannt, und sein letztes Aufbäumen und seine letzten Mühen sollten Zeit schinden.

Langsam, wie in Trance erhob sich Akane von ihrer knienden Position und ging auf das Portal zu, das nach draußen führte. Sie würde ihnen nicht trauen! Sie durfte nur Ranma trauen.... Ranma.... nur Ranma....

Inu Yasha wusste, worauf all dies hinauslaufen sollte. Die Hoffnungen des Jungen, seinem Gegner wenigstens in einem kleinen Schritt voraus zu sein, wollte er ihm aber nicht nehmen. Außerdem hatte er noch eine sich selbst auferlegte Aufgabe zu erfüllen.

Mit letzter Kraft aber eisernem Willen sprang Ranma auf seine sichere Niederlage zu. Nun war es gleich, ob er durch die Hand eines verdammten Piraten starb oder nicht. Nur eines zählte.

Das waren seine letzten Gedanken, bevor eine sanfte Welle der Ohnmacht über ihn hineinbrach und ihn in Dunkelheit hüllte.

Der Schlag, der Ranma leblos in die wartenden Arme seines Gegners fallen ließ, war allerdings das letzte, was Akane von jener Szene mitbekam, denn mit einem Male rannte sie ohne Bestimmung einfach los.

"'Yasha-sama, sollen wir sie wieder einfangen?"

"Nein." Beinahe schon sanft klang seine Stimme, als er den ohnmächtigen Jungen in seinen Armen betrachtete. Wirklich eine unglaubliche Ähnlichkeit... "Wir haben nun alles."

"Der Junge...? Aber wir wollten doch den Vat-"

"Willst du wirklich das Urteil eines Oberen in Frage stellen?" Jegliche Fürsorge war aus seiner Stimme gewichen; eine gewisse Drohung ging durch seine Körperhaltung und seinen Ton mit einem Male von ihm aus, was auch den zweifelnden Dämon ruhig stellte, welcher sich eingeschüchtert zurückzog. Trotz aller Kälte jedoch achtete er darauf, dass er den Jungen behutsam in Sangos Arme legte, welche immer noch in Tränen und am Boden zerstört dort saß. Sie hatte ein Kind verletzt... ein Kind...

"Sango, hörst du mich?"

Tränenblinde Augen, in denen sich das Mondlicht spiegelte, blickten zu dem hochgewachsenen Halbdämon auf.

"Sorge für ihn, ja?"

Mit einem schmerzvollen Lächeln blickte sie auf den leblosen Körper des verletzten Jungen und drückte ihn vorsichtig, trostsuchend und doch fest an sich. Genau das würde sie für ihn tun - sich um ihn kümmern und für ihn sorgen...
 

Diese Nacht barg viele Geheimnisse und brachte Trauer und Schmerz mit sich. Viele Opfer waren zu beklagen.

Ranmas Freunde und eigentlich das ganze, kleine Dorf Nagasaki (heute eine Stadt) trauerten ihrem Helden nach. Unerwartet waren allerdings die Reaktionen seiner Eltern. Der Vater kochte innerlich vor Wut; beinahe so, als habe man ihm sein Hab und Gut gestohlen, nicht seinen Sohn. Für die größte Verwunderung allerdings sorgte Ranmas Mutter. Es war allgemein bekannt, dass sie ihren Sohn abgöttisch liebte - auch wenn ihr Gatte noch so sehr gegen jegliche Zärtlichkeiten im Umgang mit seinem Sohn war, da das seinen Erben 'verweichlichen' würde. Doch von ihr sah man keine einzige Träne in der Öffentlichkeit. Man erzählte sich zwar, dass die sagengleichen Blüten im Garten der Herrin im Morgenlicht durch Salzkrusten auf den Blütenkelchen glitzerten, da die Mutter während der Nacht die Pflanzen in leidvoller Sehnsucht mit ihren Tränen benetzte. Aber um der Wahrheit Ehre zu geben: Man sah Nodoka-sama kaum mehr außerhalb ihres eigenen kleinen Paradieses, und wenn man es tat, dann hatte ihr Gesicht eine kränklich blasse Farbe.

Nie sah man jedoch eine Träne.

Was nun Akane anging...

Sie selbst trauerte, litt und grämte sich am meisten. Ihr Held war von ihr genommen worden, und sie gab sich selbst dafür die Schuld, so oft ihr auch jedermann versicherte, dem sei nicht so. Diese Art Zuneigung, die sie ihm gegenüber empfunden hatte, ging weit über Freundschaft hinaus. Natürlich darf man hier nichts falsches denken! Akane Tendo war zu diesem Zeitpunkt erst sieben Jahre alt! Mit dem Begriff der Liebe wusste sie nichts anzufangen. Vielmehr verspürte sie eine tiefe Verbindung zu dem Jungen, so, als seien beider Kinder Seelen einst eine gewesen. So stellte sie es sich auch oft vor: Ranmas und ihre Seele seien vor langer Zeit einmal eins gewesen, wie Yin und Yang. Doch dann fiel ein Stern vom Himmel, und teilte ihre Seele mit seinem feurigen Schweif in zwei Teile.

Nacht für Nacht träumte sie, Nacht für Nacht betete sie, hoffte auf seine Rückkehr. Diese Einsamkeit, diese unauffüllbare Leere, die sie scheinbar verschlingen wollte, machte aus ihrem einst fröhlichen Wesen ein verbittertes.

So veränderte sie sich. Aus dem lieblichen Mädchen mit den langen, samtenen Haaren wurde ein rebellischer Geist mit vom Schwert auf praktischer Länge kurz gehaltenen Haaren. Akane Tendo lernte, ein Junge zu sein. Hartes Training, eine Verbissenheit und ein derartiger Starrsinn, den man einst nur von dem jungen Ranma Saotome kannte, machten aus dem kleinen, schüchternen Mädchen einen selbstsicheren Schwertkämpfer mit einem Willen, den man weder brechen, noch unterdrücken konnte. Die langen, niedlichen Kleider westlicher Art, wie sie durch gute Handelsverbindungen Soun Tendos nach Kyushu gelangten, und die festlichen und edlen, traditionell japanischen Kimonos wurden sauber verwahrt - dort, wo kein Sonnenlicht die satten Farben je bleichen hätte können.

Stattdessen setzte Akane auf Kleidung, die sie nicht behinderte oder in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkten: Weite Hosen westlicher Art und für Dorfbewohner seltsam anmutend geschneiderte Oberteile. Sie ähnelten den Hemden der westlichen Seefahrer, die nach einstimmiger Meinung der Dorfbewohner für eine junge Dame "viel zu weit und unförmig" seien. Auch Akanes Vater hegte arge Bedenken gegen den vollkommen 'unweiblichen' Kleidungsstil seiner Tochter. Er konnte sich nicht erklären, weshalb seine Tochter diese Wesenswandlung vollzog. Sagen tat er jedoch nach ersten, fehlgeschlagenen Anfängen nichts - dafür liebte er seine kleine Tochter zu sehr.

Die einzigen Menschen auf Kyushu, die keine Einwände gegen Akanes neuen Geschmack vorzubringen hatten, waren ihre engsten Freunde Ryoga und Ukyo. Ihnen war es vollkommen gleich, was Akane trug - obwohl sie jedoch ebenfalls darauf brannten zu erfahren, warum Akane eine solche Veränderung durchmachte.

Auch ihr Charakter an sich hatte sich merkwürdig gewandelt - aus dem sanften Mädchen war ein harter Soldat geworden. Ihr Training beinhaltete auch, sich mit den Soldaten der in Nagasaki stationierten Truppen zu duellieren und zu messen. Nach einigen Jahren harter und verbissener Übungskämpfe jedoch waren jene Soldaten keine Gegner mehr für die Tochter des Gouverneurs, die so schon nach kurzer Zeit trotz ihrem Geschlecht zu hohem, militärischem Rang aufstieg: Leftenant Colonel, unter direktem Befehl von Kommandant Saotome.

Bald schon verschaffte sich die scheinbar unbesiegbare Tochter des Gouverneurs einen Ruf als unerbittliche Piratenjägerin, die das Meer von jeglichem Abschaum bereinigte. Ihre Methoden waren hart aber gerecht - und wehe demjenigen Piraten, der ihr in die Fänge ging! Nicht, dass sie dessen Tod wollte. Nein, so blutrünstig war sie nicht. Man sagte ihr einen fast schon unverständlich fairen Gerechtigkeitssinn nach - welchen sie unabstreitbar auch besaß. Und doch war es wohl etwas anderes, das sie zur Jagd motivierte. Manche glaubten, es habe etwas mit der Entführung des längst tot geglaubten Jungen zu tun, und Akane wolle unbewusst während ihren abenteuerlichen Seegefechten ihren Freund aus Kindertagen suchen.

Das stimmte auch, aber nur teilweise. Obwohl in ihr noch das leise Gefühl der Hoffnung existierte, so zwang sie sich dazu, sich dem Glauben der Allgemeinheit anzuschließen. Sie sah sich selbst als bodenständig, und ein Junge, der im Alter von 7 Jahren von Piraten entführt worden und nach all dieser Zeit nicht zurück gekehrt war, konnte einfach nicht mehr leben. So redete sie sich ein, dass Suchen zwecklos sei.

Gerechtigkeitssinn und Sehnsucht waren eine Sache - Rache eine andere. Denn jedes Mal, wenn sie sich mit voller Absicht über Tag bis an den Rand der Erschöpfung überarbeitet und ihren Körper bis zur Ohnmacht strapaziert hatte, hallten immer noch Ranmas letzte Worte in ihren Gedanken wieder, bevor sie in einen erschöpften, unruhigen Schlaf glitt.

|"... wenn ich mit ihm kämpfe, läufst du ganz schnell nach draußen und versteckst dich in der Bucht, ja?...-"|

Sie lief.

|"Ihr werdet sie nicht kriegen! Eher sterbe ich..."|

Und er starb.

|"...- Wenn ich ihn besiegt habe, komme ich dich holen, und wir werden deinen Papa suchen, ja?"|

Aber er kam nicht.

|"Hör mir gut zu Akane, traue niemals einem Piraten! Hasse sie!"|

Und das tat sie.

Piraten jagen, Unrecht bekämpfen - das tat sie alles für ihn, für denjenigen, den sie verehrte und bewunderte. Sie eiferte ihm nach, versuchte seinen Mut, seine Kraft, seine Stärke und seine Männlichkeit zu kopieren... Sie wollte so perfekt werden, wie sie ihren Helden in Erinnerung behalten hatte. Das war sie ihm einfach schuldig. Immerhin... war sie der Grund, warum er nicht mehr am Leben war.

Nur weil sie ein Mädchen war, zu schwach, um sich selbst verteidigen zu können. Aus diesem Grunde hatte er sterben müssen, durch die Hände eines Piraten. Ihr altes Wesen streifte sie wie die große, schillernde Schlange ihre alte Haut ab und versuchte, ihrem toten Freund auf diese Art ein Stück näher zu kommen.

Sie konnte nicht mehr darauf hoffen, ihren Ranma finden zu können- dafür aber seinen Mörder.
 


 

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So... Dieser Teil ist eine reichlich misslungene, dafür aber offizielle Entschuldigung dafür, dass ich in letzter Zeit nicht in der Lage war, ENS bzw. E-mails zu beantworten und meine FF's fortzusetzen. Nicht, dass mich jemand vermisst hätte... Anywayzzz. Das hier wird wohl das letzte sein, was man zum. für 2 weitere Wochen von mir hört, da ich mich nach all dem Stress der letzten Wochen direkt in den Osterurlaub für eine Schlafkur verabschieden werde. Dummerweise gibt es dort allerdings kein I-net... So dürften Antworten noch ein wenig auf sich warten lassen.

So, jetzt zur FF... Wie bereits irgendwo schon erwähnt sind die Hintergründe meiner Geschichte vollkommen fiktiv, und alle Charaktere ziemlich OOC. "Pirates of Tokara" ist nur ein Produkt des akuten Wahnsinns... Wer eine Fortsetzung möchte, den bitte ich, einen Kommentar zurückzulassen. Das hat einerseits natürlich den Grund, dass mein Ego um ein gutes Stück gepuscht wird und ich einen ganzen Batzen Motivation dadurch bekomme, andererseits ist es auch notwendig. Ich habe nicht sehr viel Freizeit und möchte sie nicht mit dem Schreiben einer Geschichte verschwenden, an der dann doch kein Mensch Interesse finden kann. Ich schreib ja eigentlich nur für euch (ebenso wie für mein selbstgefälliges Ego*g*)

Also stempelt es ruhig als Comment-Hascherei ab;)

Schöne Ferien!

Einsames Herz

Nex_Caedes, Hamzo, Tine1906, primaBella, irrational, Lightbringer, Nikki19... *schnief* Ich weiß nicht, wie ich euch für die freundliche Unterstützung wirklich danken kann, aber ich hoffe, dass euch dieser Teil gefallen wird. Er ist recht... langweilig, aber notwendig, um den späteren Verlauf der Geschichte zu erklären. Also bitte nicht enttäuscht sein, ja? Für eventuelles Lesen: Danke!
 


 

Einsames Herz
 

Wider Willen blickte Akane auf und sah den wolkenlosen Himmel. Wie schnell konnte doch ein Sturm aufkommen, wie schnell sich über der feinen, blau schillernden Grenze, die über dem weiten Meer den Horizont bildete, wahre Wolkenberge auftürmen. Seltsamerweise fühlte sich Akane mit diesem Himmel verbunden. Oft zeigte sie ein Lächeln, konnte allerdings auch schnell aufbrausend und störrisch sein, manchen Menschen ihrer Umgebung das Leben wirklich zur Hölle machen. Und nachts... da träumte sie, wie der Mond, der sein milchiges Angesicht, sein fernes Leuchten der Erde von den meisten ungesehen nachts zeigte.

Sie seufzte, als sie sich einmal in ihrem Spiegel drehte. Ihr Spiegelbild wollte nicht recht zueinander passen. Begann man bei ihrem fast schon unwirklich schönen Gesicht und ließ den Blick nach unten wandern, so sah man die Kleider eines Mannes. Siebzehn Jahre hatten das kleine runde Gesicht zu dem einer jungen Frau geformt. Der Geist weiblichen Sanftmutes ruhte in ihren Augen, in ihrem Lächeln, doch wurde der Blick oft von den kurzen Haaren und dem Katana an ihrer linken Hüfte abgelenkt.

Auf den Tag genau siebzehn Jahre wandelte sie nun auf dieser Erde. Wie gerne hätte sie seinen Blick an diesem Tag gesehen. Seinen Blick, als er ihr ins Gesicht sah und das Mädchen suchte, das er damals zurückgelassen hatte.

Damals hatte er auch ihr Herz mitgenommen. Der kleine Junge, der so störrisch wie ein Maultier sein konnte und ihr für wenige Tage die glücklichste Zeit ihres kurzen Lebens beschert hatte. Die Erinnerung an ihn und an diese Zeit behielt sie tief in ihrem Herzen, an einem Ort, der für die sie bewundernden Soldaten unter ihrem Kommando nicht ersichtlich war.

Zu dieser bestimmten Zeit war sie noch so jung... und doch musste sie ihn geliebt haben. Für Akane Tendo gab es keine andere Möglichkeit, keine andere Erklärung für den Schmerz, den sein Verlust mit sich gebracht hatte und dafür, dass sie jeden Mann, der sich ihr näherte, erst mit ihm, mit Ranma Saotome, verglich. Kein Mann glich demjenigen, nach dem sich ihr Kinderherz sehnte, auch nur im Entferntesten. Wie denn auch? Ranma war einzigartig gewesen. Ein vergeblicher, törichter Versuch ihn zu ersetzen würde nur sein Andenken beschmutzen.

Noch einmal warf Akane einen prüfenden Blick in den Spiegel, bevor sie aus ihrem Zimmer trat und sich mental darauf gefasst machte, was ihr dieser Tag bringen würde. Erfolgreich versuchte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, um diejenigen Menschen nicht zu enttäuschen, die im Speisesaal auf sie warteten, um ihr eine Freude zu machen. Aber dieses Lächeln war von unreiner Natur. Akane wollte nicht lächeln, nicht glücklich sein. Sie wollte an diesem Tag allein sein, und sich ihrer Trauer einmal hingeben können. Wie lange war es nun schon her? Und doch erinnerte sie jeder Glückwunsch zu einem neuen Lebensjahr schmerzhaft daran, dass es auch wieder ein Jahr ohne ihn sein würde.

Sie wollte traurig sein. Um sein Schicksal und ihr eigenes stille Tränen vergießen, sich von niemandem trösten, aufheitern lassen. Kein Lachen sollte ihrer Kehle entspringen. Und doch würde sie heute lachen. Keine Träne sollte sie den Menschen zeigen, die sich um sie sorgten. Und doch würde sie weinen, in ihrem Inneren schreien, wenn sie alleine war. Warum musste er von ihr genommen worden sein? Warum konnte er seine Akane an diesem Tag nicht sehen?

Dieser Tag war ein Tag der gequälten Freude, der verborgenen Trauer, aber auch jedes Jahr ein Tag des Versprechens. Sie würde so lange ohne ihn ausharren, bis sie seinen Tod würdig gerächt hatte.

So gab sie sich der spielerischen Freude ihrer Freunde und dem stolzen Glück ihres Vaters hin. All diesen Menschen zuliebe würde sie an diesem Tag glücklich sein. Für niemand anderen sonst. Ranma hätte nicht von ihr verlangt, glücklich zu sein, wenn sie es nicht war. Ranma war perfekt. Auf einen Augenblick an diesem Tag jedoch freute sie sich schon. Auf den Augenblick, in dem sie Ranmas Mutter in ihrem "Garten der Tränen", wie er unter den Dorfbewohnern bekannt war, einige Momente in Frieden verbringen können. Nodoka-san und Akane sprachen in dieser Zeit nie besonders viel; sie genossen die Stille. Nicht oft gab es für beide Zeit, alleine einfach nur die Ruhe genießen zu können. Akanes Leben war beherrscht von dem Lärm ihrer Freunde, dem lauten Gelächter ihres Vaters und dem Marschrhythmus ihrer untergeordneten Truppen.
 

Entspannt atmete Akane aus, als sie den "Garten der Tränen" betrat. Unglaublich, wie dieser Ort der Seele wenigstens einen kleinen Teil des Himmels zugänglich machen konnte. Dieser Ort war ein Ort des Friedens, wie man ihn kaum sonst irgendwo finden konnte. Er strahlte eine Aura der Unendlichkeit aus, die Mystik von Tag und Nacht, Ebbe und Flut. Welcher Dichter auch immer einst vom Gedanken der Unendlichkeit verführt wurde, fand sicherlich in der Vergänglichkeit der verführerisch, verschwenderisch farbensatten Blütenkelche Inspiration und Leidenschaft. In diesem kleinen Stück des Paradieses herrschte nie Winter, jedoch auch nie Sommer. Ewiger Frühling, jedoch auch ewiger Herbst. Stets gediehen neue Pflanzen exotischster Art, starben, gebaren gleichzeitig wieder Leben. Ein steter Rhythmus, ewiges Gleichgewicht.

Von einem solchen Gleichgewicht konnte Akane nur träumen - in ihrem Leben gab es praktisch keines. Ständig erlebte sie eine Berg- und Talfahrt der verschiedensten Gefühle und Emotionen, wie als würde sie auf einer Welle bei stürmischer Nacht treiben.

Was diesen Traum der Vergänglichkeit und des darin flackernden Lebens so anziehend machte, war nicht etwa, dass die wahrhaft erstaunliche Farbenpracht sie so verzauberte und sie ständig erfreute.

An diesem Ort fand sie Frieden, da hier für sie weder Glück noch Trauer wirklich existierten. Hier weinte sie, da sie mit diesem Ort viele Erinnerungen an einen kleinen Jungen verband. Aber genau an diesem Ort lächelte sie auch, denn hier konnte sie somit die für sie schönsten Augenblicke ihrer Vergangenheit in Ruhe durchleben.

Lautlos waren ihre Schritte, wie die einer Katze, als sie über die geländerlose niedrige Brücke über einen kleinen, im unruhig flackernden Licht glitzernden Bachlauf schritt. Diese Lautlosigkeit verdankte sie dem harten Soldatentraining, welches sie mit verbittertem Eifer und Ehrgeiz absolviert hatte. Die beinahe schon unwirkliche Anmut jedoch, welche in jeder ihrer Bewegungen Ausdruck fand, war nicht eine Folge des harten Trainings. Scheinbar war es einfach ein Geschenk, das ihr eine freundlich gesinnte Göttin gegeben hatte. Trotz der weiten Kleider, die geschickt zumindest einen groben Teil der durchaus anziehenden Rundungen verbargen, strahlte sie somit einen Eindruck purer Weiblichkeit aus, dem sich selbst der hartgesottenste Offizier nicht entziehen konnte. Für Akane praktisch ein Fluch. Denn sie hatte seit einer ereignisreichen Nacht, im Nebel geboren, kein Interesse daran, die Gebete eines Mannes zu erhören und ihn zu erwählen.

Kein Mann war ihr Ranma genug.

"Ich habe dich erwartet, Akane."

Mit einem Lächeln trat Akane auf Nodoka-san zu, die Frau des Kommandanten, die mit dem Rücken zu ihr auf einer hölzernen Bank vor dem Seerosenteich saß.

"Nodoka-san... Ich freue mich sehr, heute zu ihnen kommen zu dürfen."

Akane verneigte sich leicht vor dem selbst durch Jahre des Leids nicht gebeugten Rücken der Frau, die Akane aus tiefstem Herzen bewunderte. Menschen, die Nodoka-san nicht kannten, hätten wohl über Akane gelacht. Warum sich vor einem Rücken beugen?! Aber Akane wusste, dass Nodoka-san sich durchaus jeder Bewegung bewusst war, die Akane tat.

Ein sanftes Lächeln spielte auf den Lippen der Frau, die Akane als die schönste unter dem Erdenhimmel ansah. Andere Menschen waren zwar der Ansicht, dass Akane mit ihren großen unschuldigen aber entschlossenen Augen der Herrin diese Position streitig machte. Akane hingegen sah das ganz anders. Schon allein dieses Lächeln, das Lächeln einer Mutter, fehlte ihr, was Akane ihrer persönlichen Meinung nach zu einem halben Mann machte.

Teilweise wandte sich Nodoka-san von dem bezaubernden Anblick, der vor ihr lag, ab und bedeutete Akane mit einer einladenden Geste, neben der Herrin auf der Bank Platz zu nehmen.

Nachdem Akane der Aufforderung nachgekommen war, sahen beide eine Weile schweigsam auf den Seerosenteich, bevor Nodoka-san die Unterhaltung begann.

Der Anblick der sich langsam in der nahenden Dämmerung öffnenden Seerosen war einfach überwältigend für jemanden wie Akane, die den Anblick von im Training verletzten und dreckbesudelten Soldaten gewöhnt war.

"Lange ist es her, dass mein geliebter Sohn uns verlassen hat. Und doch können unsere Herzen nicht ruhen. In uns beiden findet die Sehnsucht Stimme. Und wir beide sind wohl die einzigen, die noch an sein Leben glauben."

"Nodoka-san..."

Unsicher versuchte Akane, sich zu erklären. Sie wollte Nodoka-san erklären, dass sie nicht daran glaubte, dass ihr Sohn noch lebte. Sie wollte es dem letzten Menschen, der die bodenständige und realistische Akane nicht kennen wollte, klar machen, dass sie einen solchen Gedanken allein schon absurd fand.

Sich selbst wollte sie das ebenfalls verzweifelt klar machen.

"Du brauchst es nicht zu versuchen, Akane. Ich kenne dich und kann in deinen Augen lesen. Für mich bist du wie ein offenes Buch... Ich sehe die Trauer in deinem Blick, allerdings auch den tief in dir versteckten Funken der Hoffnung. Mir brauchst du nicht zu sagen, dass du glaubst, mein Sohn wäre tot. Von deinen Lippen kann ich jede Lüge hören, in deinen Augen aber die Wahrheit finden."

Darauf wusste Akane nichts zu erwidern. Darauf gab es einfach nichts zu erwidern.

"Heute, so wie in den Jahren davor, besuchtest du mich in meinem Garten. Heute, wie in den Jahren davor, möchte ich dir ein Geschenk machen."

Gespannt blickte Akane ihre Gesprächspartnerin an, welche sie sanft ansah. Beschämt sah Akane auf den Boden, als ihr bewusst wurde, in welchem Ausmaß sie der kindlichen Freude in sich erlaubte, eine solche Kontrolle über ihre Mimik finden zu lassen. Sicherlich musste ein unansehnlich breites Lächeln mittlerweile ihren Schädel spalten...

"Sieh her, Akane."

Das tat sie, nur um im nächsten Moment in verträumter Bewunderung zu ertrinken.

"Dieses Schwert soll ab heute dir gehören, Akane. Halte es in Ehren." Zitternd nahm Akane Schwert und Scheide an sich. Ihre Augen glänzten in Bewunderung, als sie den Schliff der Klinge musterte, als sie einzelne Lichtreflexe mit dem blanken Metall des Katanas auffing. Ein wahres Kunstwerk.

"Aber höre mir zu, Akane... Du bist nicht sein Meister. Du magst vielleicht die Schlangenhaut des Griffes mit deiner Hand umschließen, mit dem Metall nach deinen Feinden Hacken, aber du wirst niemals seine Klinge führen können."

Verwirrt und ein wenig enttäuscht wandte Akane ihren Blick von diesem Meisterwerk der Schmiedekunst auf das nun ernste Gesicht der Herrin.

"Wo besteht dann der Sinn in eurem Geschenk, wenn ich dieses Schwert nie werde führen können?"

"Akane, dieses Schwert soll für dich keine Waffe sein - für dich soll es ein Wegweiser sein. Denn das Schwert sehnt sich nach seinem Meister, ruft nach ihm, und wird ihn zu dir führen."

"Und dieser Meister? Wer ist das?"

"Du möchtest, dass jeder Mensch glaubt, er sei eine Erinnerung für dich. Ich weiß nicht genau, wie viel er dir bedeutet, wie weit deine Liebe für ihn geht. Aber ich weiß, dass mein Sohn auch für dich mehr als nur eine bloße Erinnerung ist."

"Nodoka-san...-"

"Akane... geh bitte nun. Es wird spät, und du möchtest doch nicht, dass dein Vater sich Sorgen um dich macht, nicht wahr? Und das gerade an deinem Geburtstag..."

Schweigend erhob sich Akane von ihrem Platz auf der Bank, schob das Schwert in seine Scheide und verneigte sich noch einmal vor der Herrin, bevor sie sich auf ihren Heimweg machte. Einmal jedoch hielt sie noch inne, als sie die Stimme der Herrin hörte.

"Schlafe gut, Akane. Träume von einem goldenen Morgen."

"Gute Nacht, Nodoka-san..."

Ohne sich noch einmal umzuwenden verließ sie die Gemahlin ihres Vorgesetzten und begab sich auf den Heimweg, immer noch voller Gedanken an das, was Nodoka-san ihr gesagt hatte. Würde dieses Schwert Ranma wirklich zu ihr führen können?

Der Soldat in ihr vertrat die nüchterne Ansicht, dass Tote nicht wieder aus dem Reich der Nacht zurückkehren konnten. Die junge Frau, das kleine Mädchen, die Prinzessin einer vergessenen Geschichte jedoch klammerte sich an diese Hoffnung und glaubte an die geheimnisvolle Macht des Schwertes.
 

Erschöpft schloss Akane die Augen, als sie auf dem Geländer des Balkons saß, der von ihrem Zimmer aus durch Glastüren betretbar war.

Warum mussten Geburtstage immer so anstrengend sein? So viele Menschen, die einem eine Freude machen wollten... Und doch war dieser eine Mensch nicht anwesend gewesen, mit dem sie diesen speziellen Tag gerne verbracht hätte.

Nachdenklich sah sie auf den länglichen Gegenstand, der in ihrem Schoß lag. Wie lange hatte sie es sich eingeredet, dass es vollkommen sinnlos sei auf ihn zu warten? Auf seine Rückkehr zu hoffen? Eine lange Zeit... Und eine lange Zeit konnte sie selbst sich davon überzeugen, dass sie eine vollkommen realitätsbewusste Sicht über das Leben besaß. Und nun? Nun hatte Frau Saotome mit nur wenigen Worten und einem Schwert ihre ganzen, sinnlosen Hoffnungen belebt und alle Rationalität aus ihren Gedanken verbannt.

Wahrscheinlich war ihr das nur gelungen, da Akane an ihren Geburtstagen im Allgemeinen recht ... emotional aufgewühlt war. Natürlich, das musste es sein. An diesem Tag schienen Jahr für Jahr die Geister der Vergangenheit sich einen Pfad in die Gegenwart zu erschleichen. War es dieses Gefühl, diese Leere, die ihr an diesem Tag immer wieder bewusst machte, dass sie schon wieder ein Jahr ohne ihn vor sich hatte? Ein Jahr ohne sein Lachen, ein Jahr ohne seine Umarmung, die Sicherheit versprach.

Warum sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag von diesen wehmütigen Gefühlen, die eigentlich kein Soldat hätte fühlen dürfen, heimgesucht wurde, lag an einer einzigen Tatsache: An ihrem Geburtstag durfte sie kein Soldat sein. Um ihrer Familie und ihren Freunden eine Freude zu machen, trainierte sie an diesem Tag nicht, erfüllte keine Missionen. An diesem Tag gab es für sie keine Möglichkeit, ihren Gedanken - ihren Gedanken an ihn - zu entfliehen. Tag auf Tag folgte, und den Sonnenuntergang konnte sie nie so sehen, wie sie es an diesem Abend tat. Nur an dem Abend ihres Geburtstages konnte sie den lauen Abendwind auf ihrem Gesicht spüren und dabei die verschwenderischen Farben des Himmels betrachten. Feuriges Rot, das über spielerische Übergänge in samtenes Blau zerfloss...

An allen anderen Tagen des Jahres trainierte sie bis tief in die Nacht, nur um dann vollkommen erschöpft in die Kissen zu fallen. Gestattete sie sich eine Atempause, so musste sie sich ihren Gefühlen und ihrer stillen Sehnsucht ergeben.

Mit beiden Händen balancierte sie das Katana in ihren Händen und wog es in ihnen. Sollte dieses Schwert sie zu Ranma führen? Oder war es nur die Hoffnung einer einsamen Mutter und eines kleinen Mädchens, das seinen Spielkameraden aus alter Zeit störrisch zurück verlangte?

Die Ungewissheit nagte an ihr. Wie sollte sie es herausfinden? Wie sollte sie herausfinden können, ob dieses Schwert etwas vollbringen konnte, was ihr Schreien, Flehen, Beten und ihre Tränen nicht vollbringen konnten? Konnte es ihr den kleinen Jungen zurückbringen, den Spielkameraden, den sie so schrecklich vermisste?

Natürlich war es ihr klar. Natürlich war sie sich ihrer eigenen Dummheit bewusst. Aber heute würde sie einfach der Hoffnung in ihrem Herzen vertrauen. Sollte er nicht mehr am Leben sein, so lebte er zumindest in diesem Moment in ihrer Erinnerung.

Dort sah sie einen kleinen Jungen mit rabenschwarzen Haaren, einem kurzen Zopf und den schönsten, saphirfarbenen Augen, die man sich vorstellen konnte. So blau wie das Meerwasser, welches die Sonne küsst, wenn sie über den Horizont bricht und Licht in die Dunkelheit trägt.

Dieser Junge hatte aus dem kleinen, schüchternen Mädchen einen jungen Soldaten gemacht, der mit dem Meer auf diese Art wie kaum ein zweiter verbunden war.

Schnell blickte sie auf, als sie den nahen Schrei einer Möwe vernahm. Ein verträumtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie das weiße Gefieder des Vogels im letzten Licht des Tages aufleuchten sah.

"Ja, bringe ihm Kunde. Sage ihm, dass ich hier auf ihn warte und sein Schwert in den Händen halte. Fliege zum Horizont und sage ihm, dass ich auf ihn warten werde. Fliege und trage meine Träume zum Sternenhimmel!"

Blutdurst

Hier der dritte Teil, geschrieben mit neuem Selbstbewusstsein, geschaffen von diesen unglaublich netten Leuten...

Nex_Caedes, shika_chan, primaBella, Dax, she-like-it, Chiyo_May, irrational... Ebenso Swetha, der ich an dieser Stelle noch einmal viel Glück für ihre Prüfungen wünsche und natürlich auch einem gewissen Herrn Deepdream, der es scheinbar immer noch nicht Leid ist, mit mir zu diskutieren und meinen wirren Gedanken zuzuhören, wofür ich ihn sehr bewundere.
 

Ruf der Klinge - Blutdurst
 

Dunst hing über gischtnassem, schwarzem Felsgestein. Selbst für scharfe Augen war es unmöglich, auch nur den undeutlichsten Schemen in dem dichten Nebel zu erspähen. Schreie gellten durch den Nebel, von verschiedener Zunge gesprochen, Zielstrebigkeit in jeder Stimme evident.

Doch die Geräusche heftiger Betriebsamkeit verklangen allmählich, als ein Ruderboot durch das schwarze Wasser glitt. Riemen wurden synchron eingetaucht, von kräftigen Händen geführt. Die Insassen an Bord schwiegen bis das Ziel der Fahrt erreicht war. Zwei gewandte Figuren, im Nebel Schatten gleich, sprangen aus dem Boot ins Wasser und zerrten mit geübten Bewegungen das Ruderboot auf den flachen, erst langsam steigenden Strand. Das Geräusch des knirschenden Sandes unter dem schweren, aus dunklem, widerstandsfähigem Holz gezimmertem Bug veranlasste zwei mit weichem, silberweißen Fell überzogene Hundeohren dazu, sich aufmerksam nach der Geräuschquelle auszurichten. Der Besitzer dieser Hundeohren, noch vor wenigen Momenten tief in Gedanken versunken, deutete zwei weiteren Schatten im Heck, ihm zu folgen. Wortlos gehorchten sie dem Befehl des Mannes, der nun ebenfalls das Boot verließ.

Worte wurden erst dann gesprochen, als sich einer der ersten beiden Figuren an die hoch aufgerichtete Person mit dem silbrig glänzenden, langen Haar wandte.

"Bleibt Ihr bis zur Flut?"

"Bei den ersten Wellen sind wir wieder an Deck. Eine halbe Stunde, höchstens."

Mit langen Schritten ging der Mann, halb Mensch, halb Hund, ein Hanyou edler Abstammung, den schmalen Strand hinauf und folgte einem Pfad zwischen den scharfkantigen Felsen aus schwarzem Vulkangestein. Seine zwei treuen Begleiter folgten ihm, während die beiden Ruderer das Boot ausrichteten und alles für eine erneute Fahrt vorbereiteten.

Der enge Pfad wand sich geschlungen um die erstarrten Reste einer einstigen Naturgewalt, welche an diesem Ort einst alles befindliche Leben ausgelöscht hatte. Wie man jedoch an den saftig grünen Ausläufern des tropischen Waldes, die hier und dort die scharfkantigen Gebilde überwucherten, erkennen konnte, suchte sich das Leben seinen Weg.

Auf dem Weg vor dem Halbdämon erhob sich mit einem Male ein hohes Felsplateau, welches durch das eigentliche "Leben" der Insel entstanden war. Beinahe schon gelangweilt erklomm er den hohen Absatz mit nur einem Sprung.

Schätzungsweise 20 Meter.

An der Leichtigkeit, mit der er diese Bewegung ausführte, zeichnete sich deutlich die enorme Kapazität seiner Sprunggelenke ab. Unmenschlich.

Die Geschicklichkeit seiner beiden Untergebenen war jedoch kaum weniger verwunderlich; mit exakt berechneten Sätzen sprangen beide auf zerklüftete Felsvorsprünge und wählten sich ihren eigenen Weg nach oben.

Auf dem Plateau angekommen verweilte das Trio einen Augenblick lang und sah auf die Bucht hinab, die sich mittlerweile einige hundert Meter unter ihnen befand. Unmerklich musste der Felsenpfad angestiegen sein. Nun tat sich unter ihnen die südliche Spitze der kleinen Insel, vor Urzeiten durch vulkanische Aktivitäten entstanden und auf keiner Karte verzeichnet, auf und man sah den auf den Meeren um Japan gefürchteten Drachen, dessen schlanker aber durchaus beeindruckender Leib fast von dem milchig weißen Nebel verschluckt wurde, der vom Meer heraufzog und über die Felsen leckte.

Der Halbdämon musterte seine Begleiter, welche mit Stolz ihre Heimat, ihren Vater, den dunklen Herrscher des Wasser, betrachteten.

Eine Taija, in der traditionellen Kleidung ihres Metiers gekleidet, einen gigantischen Bumerang aus Dämonenknochen gefertigt über den Rücken befestigt. Ihre langen, schwarzen Haare wurden in einem hohen Pferdeschwanz gehalten und von dem kräftigen Höhenwind umhergepeitscht. 1. Maat, Name: Sango. Keines der Kinder des Drachen besaß so etwas wie einen Nachnamen. Ein unnötiger Luxus, den sich kein Pirat leistete.

Der zweite Begleiter jedoch hielt den Blick des Hanyous ein wenig länger. Langes schwarzes Haar, in einem Zopf gebändigt, der dem Besitzer von der Länge her bis zur Taille reichte. Was bei anderen Männern etwas feminin gewirkt hätte, addierte sich zum äußerlichen Charme des jungen Mannes. In Verbindung mit den edlen Gesichtszügen und dem schlanken aber starken Körperbau war er für die meisten weiblichen Wesen, die je seinen Pfad gekreuzt hatten seitdem er das zarte Alter von 14 Jahren überschritten hatte, zu einer unwiderstehlichen Verführung geworden. In der Sprache des Halbdämons lautete der Namen des Jungen "Erbe des weißen Hundes", jedoch war dies für die meisten Menschen unaussprechlich. Daher hatte man beschlossen, ihm einen anderen, menschlichen Namen zu geben. Man nannte ihn Ryujian, in Anlehnung an das japanische Wort für ,Drache'.

"Kommt." Die Stimme des Befehlshabers klang fest, und ohne einen weiteren Blick zurück wandte er sich vom Anblick der Bucht ab und führte sie mit perfekten Ortskenntnissen schon bald an das Ziel des kurzweiligen Ausflugs.

In einer steilen Felswand klaffte ein dunkles Loch - ein Eingang, der in ein weitverzweigtes Höhlensystem der erkalteten Lavaschächte und -röhren führte. Nach kurzer Zeit schon waren sie an dem Ort ihrer Bestimmung angelangt. Dort wurden sie schon erwartet.

Von einem Diener Buddhas.

"Ihr seid spät." ,stellte jener trocken fest und adressierte damit den in dem feuerfesten, scharlachroten Haori gekleideten Hanyou.

"Und du bist früh, Miroku." Doch InuYasha hätte theoretisch auch gar nichts zu sagen brauchen, da er von seinem Gesprächspartner vollkommen ignoriert wurde, welcher sich lieber um die Rundungen einer gewissen "bezaubernden Sango" kümmerte. Der "liebreizende Inhalt nächtlicher Stunden der Einsamkeit" jedoch war nicht sehr erfreut, den lasterhaften Mönch wiederzusehen bzw. -fühlen, und drückte ihren Unmut auch gleich durch ein, zwei kräftige Schläge mit dem Mönchsstab, den sie dem Priester kurzerhand entwendet hatte, aus.

Während kurzer Momente der Ohnmacht wurde der Priester neugierig von Ryujian gemustert. Die traditionelle Kleidung eines buddhistischen Mönchs, eine gepflegte, äußere Erscheinung und gut geschnittene Gesichtszüge. Leichte Sandalen an den Füßen, schwarze Haare in einen kurzen Pferdeschwanz gebunden, blauviolette Regenbogenhaut, welche zu dem Zeitpunkt Mirokus momentaner Ohnmacht nicht ersichtlich war. Ein Lächeln schlich sich auf Ryujians Gesichtszüge. Das Endurteil: Zwar pervers, aber gut aussehend. Kein Wunder also, dass sich auf Sangos Wangen ein leichter Schimmer von Rosé zeigte...

InuYasha hingegen schüttelte nur seufzend das Haupt. Manche Menschen lernten es einfach nie. Lag es an dem schlechten Gedächtnis der menschlichen Rasse...?

Miroku hingegen war schon bald wieder munter und wandte sich letztendlich dem Grund zu, weswegen sich die kleine Gruppe an diesem Ort getroffen hatte, nachdem er Ryujian mit den Worten "Du bist aber groß geworden!" und einer brüderlichen Geste, bei der er den Pony des jüngeren verwuschelte, begrüßt hatte. Danach wandte Miroku sich dann aber wirklich der Diskussion mit dem ungeduldig wartenden Halbdämon zu. Nachdenkliche Gesichter deuteten darauf hin, dass die Unterhaltung von ernster Natur war.

Unterdessen erklärte Sango Ryujian auf die Frage hin, wie Miroku nach einer solch brutalen Gewaltanwendung schon nach so kurzer Zeit wieder auf den Beinen war, wie das mit der Anpassungsfähigkeit von so manchem Ungeziefer auf Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen aussah. Klang merkwürdig, war aber so. Bevor Sango jedoch weiter ausholen konnte, wandte sich InuYasha an seine beiden Gefolgsleute und erläuterte beiden die weiteren Vorgehensweisen.

Freudige Reaktionen erwartete er nicht - fand sie auch nicht vor. Jedoch Gehorsam, was ungefähr genauso gut war.

So spaltete sich die Gruppe auf. InuYasha und die "japanische Version der göttlichen Venus" machten sich wieder auf den Weg zum dunklen Lord. Wo jedoch der Weg des Mönchs und des mysteriösen Bezopften hinführte?

In die Nebel der Gewässer vor Kyushu.
 


 


 


 

Konzentration zeichnete sich deutlich auf blassen, gleichzeitig jedoch immer noch unvergleichlich schönen Gesichtszügen ab, als die 16-jährige Akane Tendo in der Mitte einer kreisförmigen Übungsfläche, welche mit harten Matten ausgelegt war, stand und in ihrer rechten Hand mit geschlossenen Augen einen länglichen Gegenstand hielt, der das einfallende Mondlicht reflektierte. Bei näherem Betrachten entwickelte sich der längliche Gegenstand zu einem beeindruckend kunstvoll geschmiedeten Katana. Die Fingerknöchel der Hand, welche krampfhaft den sorgfältig mit schwarzer Schlangenhaut umwickelten Griff des Schwertes mit beachtlich langer Klinge hielt, nahmen ein kränkliches Weiß an, als sich der Druck der Handinnenfläche auf die raue Oberfläche schlagartig um das zehnfache vergrößerte und die scheinbar ruhige und entspannte Figur der jungen Frau in Bewegung geriet.

Mit der Geschicklichkeit einer Katze führte sie anmutige Bewegungsabläufe in unerwarteter Geschwindigkeit aus. Perfekte Beinarbeit, perfekte Körperführung. Ein Zuschauer hätte das Bild eines Tanzes vor Augen.

An diesem Bild stimmte jedoch ein winziges Detail nicht. Die Tänzerin dieses Tanzes gab nicht den Takt an und hatte allerlei Probleme damit, diesem fremden Takt zu folgen. Immer ungleichmäßiger und kantiger wurden die mit der Klinge beschriebenen Figuren, immer grober die Vorstöße der Kissaki, der Schwertspitze.

Nach wenigen Minuten gab Akane Tendo das scheinbar sinnlose Vorhaben auf. Tief in Gedanken versunken sprach sie mit dem edlen Schwert in ihren Händen, welches sie mit Respekt einige Längen vor sich hielt.

"Lächerlich. Ich, der Meister aller Klingen, bin nicht in der Lage, dich zu führen. Eher wirkt es, als wolle ich Gemüse zum Eintopf zerhacken. Warum gelingt es mir nicht? Warum verweigerst du mir deine Schärfe, deine Kraft? Sage mir, wer ist dein wirklicher Herr? Gibt es denn tatsächlich jemanden, der deiner Kunst würdig ist? Der deiner Kunst würdiger ist, als ich es bin? Dann zeige ihn mir. Zeige mir-"

Akane hielt inne. Hatte sie sich geirrt oder...? Oder hatte dieses Schwert in ihren Händen, dieses wenn auch sehr gut bearbeitete aber immer noch leblose Stück gefalteten Metalls sich gerade bewegt?

Zweifelnd beugte sie sich ein wenig hervor, um das Nipponto näher zu studieren. Ein einfaches Schwert. Zwar sehr wertvoll, mit überdurchschnittlich langer Klinge und fein ausgeprägtem, edel gearbeiteten Hamon, doch noch immer ein einfaches Schwert.

Wirkte dieses Schwert eine seltene Magie? Besaß es seinen eigenen Willen, sein eigenes Leben? War es ihr deshalb zunehmend schwerer gefallen, dieses Schwert auszubalancieren und gescheite Striche zu setzen? Während ihrer Übungen schien es ihr, als ob sich das Gewicht und das Zentrum des Katana, welches schon beinahe von Länge und Krümmung her ein Tachi sein könnte, immer wieder verlagert hätten. Lag dort ein Zauber verborgen?

Sie selbst konnte das Schwert nicht bewegt haben. Ein guter Kämpfer beherrschte jeden einzelnen Muskel seines Körpers. Er musste in der Lage sein, mit dem selben Schwert Fels zu spalten ohne aber Glas einen Haarriss zuzufügen. Doch konnte ein Schwert sich von selbst bewegen?...

Sie musterte die feinen Gravierungen knapp unterhalb de Schwertgriffs, des Tsuka. Ungewöhnlich. Viele Formen der Gravierungen hatte sie schon betrachtet - von einer gewöhnlichen Mei, der Signatur des Schmiedes, bis zu den symbolischen Zeichen von Vrajia, dem Donnerkeil. Doch diese nun vor ihren Augen waren ihr fremd.

Ihr Blick wanderte weiter oberhalb und betrachtete das ungewöhnliche Tsuka-Ito, die Griffumwicklung. Gewöhnlich bestand sie bei Katana aus farbigen Seidenschnüren, bei Tachi meist aus Same-Gawa, einfacher Rochenhaut. Diese ihr nun vorliegende bestand aus schwarzer Schlangenhaut... Sie hatte schon gehört, dass man in einigen Regionen Chinas und sogar Japans Schlangenhaut verwendete, da die Haut einer Schlange als Glücksbringer gilt. Jedoch hatte sie noch nie eine schwarze Schlange gesehen. Zugegeben: Das alles ließ das Schwert ein wenig... fremd und ungewöhnlich wirken, aber war es selbst für ein solches Schwert möglich, sich von alleine zu bewegen?

Unsinn. Blanker Uns-

Ein heftiger Impuls, wie ein kräftiger Herzschlag, ließ das Schwert erbeben. Erschrocken ließ Akane das Nipponto untraditionell und in einem gewissen Sinne respektlos fallen. Wer aber hätte ihr einen Vorwurf machen können?! Das Schwert lebte!

Doch mit diesem seltsamen Beben war der Spuk noch nicht vorbei! Geschockt sprang sie noch einige Meter zurück, als das Schwert begann, sich unsagbar schnell um seine eigene Achse zu drehen begann.

Ein lebendes Schwert. Ok. Das war etwas, womit ein Soldat im mystischen Japan rechnen musste. Aber dass dieses Schwert ständig umherwirbelte und somit zu einem unberechenbaren Risiko wurde, das stand in keinem Soldatenlehrbuch.

Mit einem Mal kam das Schwert in seiner rotierenden Bewegung ruckartig zum Halt und deutete zitternd wie die Nadel eines Kompasses in eine Richtung. Akane schluckte mühsam und starrte verängstigt auf das Schwert. Entweder träumte sie, oder sie durchlebte gerade life eine waschechte Wahnvorstellung.

Moment! Wie die Nadel eines...?!

Zweifeld sah Akane auf das seltsame Geburtstagsgeschenk, welches bis zu jenem Abend nur ein edles Sammelstück gewesen war. Beinahe schon friedlich deutete es aufgeregt zitternd - konnte ein Schwert aufgeregt sein? - auf den lichtlosen Gang hinaus, der aus dem Dojo in das weitläufige Herrenhaus führte. Sollte es wirklich ihrer Bitte Folge geleistet haben? Nein. Ranma war tot. Ranma würde nie wieder zu ihr zurück kehren. Ranma war tot. Ranma war wegen ihr gestorben. Ranma würde nie wieder zu ihr zurück kommen. Ranma war tot. Ranma war tot. Ranma war tot.
 

Und trotzdem vertraute sie dem Schwert.

Schnell ließ sie das immer noch leicht vibrierende Schwert in die an ihre rechte Hüfte gebundene Saya, die Schwertscheide, gleiten, nachdem die in mehrerer Hinsicht ungewöhnliche Waffe keine Anstalten mehr machte, sich ein Glas Wasser besorgen zu gehen oder sich in sonst irgendeiner Form zu regen, warf sich einen weiten, dunklen Umhang über und sprang in großen Sätzen in jene Richtung, welche ihr das Schwert gewiesen hatte. Ob das zwecklos war? Möglicherweise. Ob sie sich am nächsten Morgen solcher sinnlosen Hoffnungen wegen schämen würde? Sicherlich.

Aber sie musste sich gewiss sein. Natürlich war es ausgeschlossen, dass Ranma nach all dieser Zeit noch lebte, oder sogar die Kraft gefunden hatte, zu ihr zurückzukehren.

Den Gang hinauf, die Treppenflucht hinunter: Immer in die Richtung, in welche das Schwert gedeutet hatte. Dann jedoch stand sie vor einer Wand. In dieser Richtung ging es definitiv nicht weiter. Rechts und links ein weiterer Gang, doch welchem sollte sie folgen?

Zögernd zog sie noch einmal das Schwert heraus und balancierte es auf ihrer flachen Handinnenfläche aus. Ein Versuch war es immerhin wert.

Das unmerkliche Zittern des Metalls hatte sich in ein beängstigendes Beben gewandelt. Heftige Impulswellen verliefen nun über den gesamten Schwertkörper, von diesen feinen Gravierungen als Wellenzentrum ausgehend.

Aber Akane ließ sich nicht von ihrer Angst oder ihren zweifelnden Gedanken verwirren. In diesem Augenblick wollte sie nicht nachdenken.

Für einen kurzen Moment kam das Schwert zur vollständigen Ruhe, bevor es mit einem Male wieder in Bewegung kam - heftiger als je zuvor. Reflexartig bog sie ihren Körper in einem unmöglich anmutenden Winkel, als die durchaus gefährliche Waffe wieder einmal begann, sich wie die Nadel eines Kompasses rasend schnell um die eigene Achse zu drehen, was Akane in die akute Gefahr brachte, von der furchtbar scharfen Klinge ernsthaft verletzt zu werden. Also wand sich ihr dehnbarer Körper wie der einer Schlange, kaum in der Lage, den Bewegungen des Schwertes auszuweichen.

Stillstand. Rechter Gang. Die überdachte Terrasse, danach der Kräutergarten und anschließend... natürlich! Der Kirschgarten!

Logischerweise würde Ranma diesen Ort zuerst aufsuchen, wenn er wieder kam...! Dort war praktisch ihre tiefe Freundschaft begründet, dort lag sie jeden Frühling in den Knospen verborgen und belebte die Erinnerung mit den Farben der prachtvollen Blüte der Bäume.

Ohne Licht zu entfachen rannte sie in fast vollkommener Dunkelheit den Pfad entlang, welcher ihr so bekannt war. Spürte den kühlen Nachtwind auf ihren erhitzten Wangen und hoffte. Hoffte auf seine Rückkehr.

Schon befand sie sich zwischen den schlanken Stämmen der vielen Kirschbäume und huschte gewandt zwischen jenen hindurch. Nur das Geräusch des Windes in den belaubten Ästen und entferntes, leises Fluchen erfüllte ihre Ohren. Das Mondlicht flutete-

Stopp.

'entferntes, leises Fluchen'? Das war etwas, was normalerweise nicht zu dieser Nachtzeit im Kirschgarten zu erwarten war.

In Akanes Kopf drehte sich alles. Hier war ja wirklich jemand!! Das Schwert hatte sie tatsächlich zu einer Person geführt! Wie war das noch gleich? Das Schwert rief seinen Herren, und Frau Saotomes Anspielungen nach musste deren Sohn der Herr des sperrigen, widerspenstigen Nippontos sein... Folgerichtig konnte diese Person nur ein bestimmter Mensch mit Namen Ranma Saotome sein...!!! Ihr Herzschlag beschleunigte sich. War das wirklich Ranma? Konnte er das tatsächlich sein? Nach all der Zeit?

Allerdings blieb ihr nicht mehr Zeit oder Möglichkeit, weiterhin ihren komplexen Gedankengängen folgen zu können, da ein heftiges Beben, von ihrer rechten Hüfte ausgehend, plötzlich ihren Körper durchfuhr und das leise Fluchen mit einem Male aufhörte.

Akane schluckte trocken.

In diesem Moment schien selbst der Wind ausgesetzt zu haben. Im ganzen Garten herrschte eine totale Stille, sodass Akane nur noch ihren gepressten Atem vernehmen konnte. Seltsamerweise fühlte sie sich in dieser Stille mit nichts weiter als prickelnder, spannungsgeladener Luft sehr unwohl. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und auf einmal war sie sich überhaupt nicht mehr so sicher, ob sie diese bestimmte Person überhaupt treffen wollte. Ranma war tot, nicht wahr? Sie hatte ihn doch umgebracht...?

Die vorhergehenden Ereignisse forderten ihren Tribut. Ein gefährliches Schwert, das ein Eigenleben führte, und dann mitten in der Nacht eine unbekannte Stimme in ihrem Kirschgarten, in den generell nur einige wenige - ihr bekannte! - Personen eintreten durften.

Ängstlich zog sie sich die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht und wich einige Schritte zurück. Irgendetwas wollte hier nicht stimmen. Wo war nur der Wind geblieben, der beruhigend sanft durch das Geäst strich? Warum wirkte das Mondlicht nur so blass und kraftlos? Warum wurden die Schatten um sie herum immer bedrohlicher und länger, obwohl das Licht schwächer wurde?

Adrenalin versetzte ihren Körper in Kampfbereitschaft und schärfte ihre Sinne. Auf jedes fremde Geräusch, jede noch so unscheinbare Bewegung würde sie direkt reagieren - schnell, präzise und jegliche Gefahr vernichtend.

Allerdings war sie nicht darauf gefasst gewesen, dass ein weiterer, heftiger Schlag sie an der Hüfte treffen würde. Angespannt, wie sie war, sprang sie wie elektrisiert einige Meter zurück.

Keinen Augenblick zu früh.

Aus dem Blätterdach des Kirschbaums über ihr fuhr ein Katana und spaltete die Erde, auf der Akane noch Sekundenbruchteile vorher gezittert hatte. Ihre Augen weiteten sich in aufkeimender Panik. Das war definitiv nicht vorhergesehen. Sie hatte das lange Messer nicht kommen sehen! Sie hatte ja noch nicht einmal die Anwesenheit des heimtückischen Angreifers bemerkt! Nur dem merkwürdigen Schwert hatte sie es zu verdanken, jetzt noch am Leben zu sein!

Bewegungsunfähig starrte sie auf das Schwert, welches so friedlich aussah, als ob es schon immer einen halben Meter tief im Erdreich gesteckt hätte. Dann allerdings folgten ihre Augen automatisch den geschmeidigen Bewegungen, welche das Blätterdach über dem Schwert teilten. Lautlos glitt ein dunkel gekleideter Körper aus dem dichten Geäst und kam in verschoben hockender, sprungbereiter Position neben seinem Schwert auf. Während dem Fall fielen Akane exakt zwei Dinge auf: Ein wehender, schwarzer Mantel mit kurz gehaltenen, weiten Ärmeln und unnachahmliche Geschicklichkeit.

In ruhender Position konnte sie noch ein weiteres Merkmal ausmachen: Langes schwarzes Haar, in einem Zopf gebunden. Das Gesicht des Fremden konnte sie nicht erkennen, da es im Schatten verborgen lag.

Gebannt sah sie seinen ruhigen Bewegungen zu; wie er nur einzelne Muskeln einsetzte und seinen restlichen Körper in völliger Ruhe verharren ließ, war einfach faszinierend: Absolute Kontrolle über den eigenen Körper. Der Fremde hob langsam seinen rechten Arm und verdrehte ihn ein wenig, um den Schwertgriff in einer recht ungewöhnlichen Stellung zu greifen. Anstatt den Griff so mit der Hand zu umschließen, dass man mit den kräftigsten Fingern, also mit Daumen und Zeigefinger, die beste Kontrolle über das kalte Metall erlangen konnte, schloss er die Hand genau umgekehrt um den Tsuka.

Darüber wunderte sie sich zuerst, bis ihr ein viel wichtigeres Detail auffiel. Dieser Fremde hatte noch vor wenigen Augenblicken versucht, sie zu töten und griff nun ein weiteres Mal nach seinem Schwert. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut.

Gewaltsam zwang sie sich zur Ruhe. Ein Soldat musste stets einen kühlen Kopf bewahren, selbst im Auge der unmittelbaren Gefahr. Und Akane war sich deutlich dessen bewusst, dass der Bezopfte eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellte. Sie war die Herrin der Klingen, aber es wäre vermessen zu glauben, für sie existiere kein ebenbürtiger Gegner.

Unglaublich langsam, doch noch lange nicht träge, zog der Dunkle sein Schwert aus der Erde und hielt es in jenem sonderbaren Griff waagerecht vor sich, den Kopf immer noch nach unten gewandt. Akane aber wusste, dass diese Geschwindigkeit das absolute Minimum für jenen Mann sein musste. All diese kleinen Anzeichen versprachen einen interessanten Kampf, gaben einen kleinen Vorgeschmack auf sein Können. Bisher gab es nur einen Menschen, der ihr in einem Zweikampf noch Schwierigkeiten bereitete, sie noch besiegte, und das war ihr Kommandant. Und jener war ja bekanntlich so gut wie unbesiegbar.

Ein interessanter, schneller Kampf, eine Herausforderung, die sie erhoffte - und welche sie auch geliefert bekam. Die Ruhe wich aus den Körpern beider Kämpfer, als sich die Glieder des niedergekauerten Mannes streckten und den Bezopften in Sekunden zu seinem Gegenüber trugen.

Akane schnappte erstaunt nach Luft, als ein von links unten nach rechts oben geführter Schnitt ihr beinahe die Körpermitte aufgeschlitzt hätte. Der einhändigen und ungewöhnlichen Schwerthaltung nach hatte sie eher vermutet, dass das Schwert dolchartig eingesetzt werden würde. Das hätte weit mehr Erfolg erzielt.

Momente später aber wurde ihr bewusst, dass das nur eine Probe ihres Reaktionsvermögens war. Schnell wandte sie sich um und sah noch gerade, wie die Schwerthand ihres Gegners den Halt wechselte, den gewöhnlichen Griff anwandte und seine linke Hand sich hinter der rechten um den Tsuka legte. Was folgte war eine Reihe beinahe kraftlos ausgeführter Kesageri, diagonale Schläge, bei denen er die Seiten unregelmäßig wechselte.

Ein guter Kämpfer - verdammt schnell, verdammt gefährlich.

Nach wenigen Minuten des Kampfes spürte Akane, wie ihr langsam aber sicher die Kontrolle über ihren Körper entglitt. Den mit einem Male unvorhersehbaren Angriffen des Fremden konnte sie kaum noch mit den Augen folgen, geschweige denn ausweichen oder ihnen etwas entgegen setzen. Ihr Körper folgte - im Vergleich zu dem ihres Gegners - nur plump den von ihrem Nervensystem geschrieenen Anweisungen

Das, was sie jetzt wirklich nötig hatte, war Abstand. Sie wich nicht einfach mehr aus, sondern griff waaghalsig in die Kombination aus Kesageri und ab und zu eingesetzten Kirituke ein, nur um durch sein routiniertes Ausweichmanöver genug Zeit zu gewinnen, um eine kaum überlegte Flucht anzutreten. Weit würde sie nicht kommen. Er war einfach viel zu schnell.Jedoch konnte sie ein wenig Abstand gewinnen, um Konzentration sammeln zu können.

Ein kurzer Blick nach hinten über die Schulter: Er war verschwunden.

Kurze Diskussion mit der weiblichen Intuition: Er folgte ihr und befand sich in nächster Nähe.

Ein Lächeln erhellte ihre unter der Kapuze verborgenen Gesichtszüge. Also wartete er ihre nächsten Schritte ab... gut, noch ein wenig mehr Zeit. Vielleicht würde er auch von ihr ablassen, wenn sie es schaffte, ihm lange genug auszuweichen.
 

Das einzige, was Akane hören konnte, war das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. Beinahe schon schmerzhaft spürte sie ihren beschleunigten Herzschlag gegen ihren Brustkorb. Verzweifelt versuchte sie, ihren rasselnden Atem zu beruhigen und schlich sich durch den Garten der Herrin, wobei sie sich stets hinter hochgewachsenen Büschen oder breiten Baumstämmen verbarg. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sich ihr Gegner noch in der Nähe aufhielt und dieser Kampf noch längst nicht vorbei war. Fast schon spürte sie seine suchenden Augen und seine dunkle Seele, die in der Dunkelheit nach der ihren tastete. Hatte ihr Gegner sie schon bis hierhin verfolgt, so würde er sie nicht in Frieden lassen, bis er sie erledigt hatte, dessen war sich Akane sicher. Aber warum hatte er sie attackiert? Einer der unglückseligen Piraten etwa, welche ihr in ihre Fänge geraten waren und sich nun rächen wollten? Nein, das war unmöglich. An einen solchen Kämpfer würde sie sich erinnern können. Seine Bewegungen waren wie Wasser - perfekt kontrolliert, perfekt berechnet, perfekt koordiniert und auf eine bestimmte Art vollkommen unberechenbar. Seine Kraft war fixiert und er leitete sie zu einem gewaltigen Strom. Gezielte Angriffe, nur eine Flussrichtung der Energie und des Willens: Zum Gegner hin.

Akane schauderte, als sie sich beinahe schon ängstlich im Halbdunkel nach ungewöhnlichen Schatten umsah. Das war kein normaler Gegner, keiner dieser gewöhnlichen Halunken oder betrunkenen Piraten, die sie jagte. Die Geschwindigkeit seiner Angriffe war sagenhaft, das musste selbst sie ihm zugestehen. Seine Art zu kämpfen war ihr vollkommen fremd. Sie trainierte die Kunst der Verteidigung ihres eigenen und anderer Menschen Leben.

Seine Kunst war es, einen Kampf schnell zu beenden, zu jedem Opfer. Das Leben seines Gegners lag diesem mysteriösen Krieger schon von Kampfbeginn in der Hand, und er war es letztendlich, der entschied, ob sein Gegenüber den Kampfschauplatz lebend verließ oder nicht.

Was veranlasste ihn dazu, sie so hartnäckig zu verfolgen? Er hatte sie grundlos angegriffen. Sie war geflohen, so schandhaft das auch war. Was wollte er also noch von ihr?! Für sie stand es außer Zweifel, dass er sie noch verfolgte und... dass es zu einer weiteren Konfrontation kommen musste. Sollte es wirklich zu letzterem hinaus laufen, dann konnte sie nur auf ihr hartes Training vertrauen........ Aber sie hatte keine Angst! Sie respektierte sein Können und all das, aber sie war die bessere von beiden. Sie würde gewinnen, so wie sie jeden dieser räudigen Hunde bisher besiegt hatte!

Aber ob sie nun wirklich so zuversichtlich war oder nicht, warum war er immer noch hinter ihr her? Warum hatte er sie zuerst überhaupt angegriffen? Sie war geflohen, hatte also praktisch aufgegeben. Sollte er doch seinen eigenen Geschäften nachgehen!

Sie bezweifelte, dass er einer dieser perversen Lustmolche war, die sie trotz ihrer weiten Kleider als Frau erkannten und ihr hechelnd hinterher rannten. Wenn Akane nachts noch spät draußen unterwegs war, dann ging sie kein Risiko ein und verkleidete sich besonders vorsichtig.

Lautlos spannte sie ihren Körper an und schloss die rechte Hand fest um den Schwertgriff ihres zuverlässigen Katanas. An ihrer linken Hüfte hing ihr Geburtstagsgeschenk, unbeachtet und ausnahmsweise einmal ruhig, befestigt.

Einmal noch atmete sie tief durch und richtete den Blick aufwärts zum Glasdach des riesigen Gewächshauses, indem sie sich gerade befand, und zum sichelförmigen Mond hin, der die einzige Lichtquelle darstellte. Dann fixierte sie ihren Blick auf ihr Ziel: Das dichte Buschwerk auf der anderen Seite der schätzungsweise 20 Meter breiten, kreisrunden und mit weißem Kies ausgelegten Lichtung.

Dann lief sie in gebückter Haltung los. Noch im selben Moment, in dem sie dieses gewagte Manöver tat, wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte. Mit weit aufgerissenen Augen bremste sie scharf ab und versuchte wieder in ihr altes Versteck abzutauchen, im selben Moment, in dem sie den schnell wachsenden Schatten einer zusammengekauerten Figur auf dem Boden einige Meter vor sich bemerkte.

Bevor sie das dornige Gestrüpp erreichte hörte sie das Splittern von Glas und kurze Zeit später das knirschende Geräusch von weißem Kies, verursacht von einer aus 5 Meter Höhe fallenden Person, die mit der Geschmeidigkeit einer Katze aufsetzte.

Akane blieb stehen. Fliehen war zwecklos. Jetzt blieb nur noch eine Möglichkeit: Der Kampf.

Mit kaltem, aber überlegenem Gesichtsausdruck drehte sie sich um, sorgte jedoch davor, dass weiterhin ein Teil ihrer Kapuze ihre femininen Gesichtszüge bedeckte.

Der Anblick ihres Gegners raubte ihr für einen kurzen Moment den Atem, da das helle Mondlicht nun endlich eine genaue Betrachtung zuließ. Dort kniete er, ungefähr sieben Meter vor ihr, umringt von zersplittertem Glas, das Haupt geneigt, sodass der lange, schwarze Pony die Augen verbarg. Das alles wirkte so surreal! Das Glitzern der Glasscherben im Mondlicht... das Mondlicht, das in sein rabenschwarzes Haar bläulich schimmernde Highlights zauberte... die schlanke aber durchaus muskulöse Figur...... Und sein langer Zopf, der wohl während dem Fall dem Körper gemächlich hinterhergeflattert sein musste und nun ebenfalls von der Gravitation erfasst wurde - das sah man daran, dass er unglaublich langsam auf den Rücken des Trägers fiel und dann durch die Senkung der Schultern verursachte Krümmung des Rückens über die linke, etwas tiefer geneigte Schulter nach vorne glitt. In diesem Moment schien alles in Zeitlupe abzulaufen - kurz darauf aber wieder so schnell, dass Akane kaum folgen konnte.

Zuerst hob er seinen Kopf an und zeigte ihr ein gefährlich attraktives Grinsen in verdammt gut aussehenden Zügen, sodass Akane unter ihrer Kapuze leicht errötete. Holla.

Dann jedoch stieß er sich blitzschnell mit seinen Füßen ab und schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu. Gerade rechtzeitig fasste Akane sich wieder und zog mit einer schnellen Bewegung der rechten Hand ihr Katana, nur um Augenblicke später einen spielerischen aber dennoch bedenklichen Hieb einer im Mondlicht aufblitzenden Klinge zu parieren. Im Sprung hatte ihr Gegner sein Schwert gezogen und nutze geschickt seine Stoßkraft aus für seinen ersten Schlag aus. Jedoch blieb Akane nicht viel Gelegenheit, die Geschicklichkeit ihres Gegners zu bewundern, da sie sich konzentriert mit ihrem ganzen Gewicht gegen den drängenden Körper lehnen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im nächsten Moment schon musste sie wieder eine unbeholfene Ausweichbewegung ausführen, da ihr Gegner, der sich seltsamerweise immer noch in der Luft befand, ihre Kraft, die seinem Schwert entgegenwirkte, nutzte, um eine 360° Drehung zu veranstalten und nach ihrem in diesem Moment ungeschützten Bauch zu zielen. Der plötzliche Verlust des Drucks ließ Akane ungeschickt nach vorne stolpern - direkt der blitzenden Schneide entgegen.

Aber sie schaffte es, auch diesem Angriff auszuweichen, und wieder traf Metall auf Metall.

Wütend sah sie auf, nur um das freche Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. Sein Gesichtsausdruck steigerte nur weiter ihre Wut. Dieser Mistkerl!!

Beide Gegner nutzten die Kraft des anderen um einen Rückdrall zu erlangen und stießen sich somit praktisch jeder am anderen ab um genügend Abstand zu gewinnen.

Heftig keuchend sah Akane auf und fixierte ihren entspannten, fast schon fröhlichen Gegner mit einem Blick, der unter normalen Umständen absolut tödlich gewesen wäre.

Nicht unter diesen.

Ihr Gegenüber, der den strafenden Blick des Himmels auf sich wusste, war nicht etwa ein einfältiger Soldat, der ihre Autorität in Frage stellte, nur weil sie eine Frau war. Dieser jemand wusste ja noch nicht einmal, dass sie eine Frau war! Dieser jemand war ein Wesen, welches den Himmel nicht zu fürchten hatte, da er in der Hölle ein zu Hause fand.

Ja, dieser Typ musste ein Teufel sein! Dessen war sich Akane sicher, als sie wieder in Kampfposition ging, ihr Gegenüber jedoch nicht die geringsten Anstalten machte, es ihr gleich zu tun. Allein dieses Lächeln war sündhaft. Sein Körper verleitete zu schmutzigen Gedanken und sicherlich sprossen ihm im nächsten Moment schon gleich zwei Hörner aus dem Haar... Weiche, böser Geist! Und weiche diese Höllenhitze, die du Nacken und Wangen in Brand steckst!

Dort stand er: Als ob er sie überhaupt nicht zu fürchten hätte! Dachte er etwa, sie wäre keine Gefahr?! Sie war die stärkste Frau auf ganz Kyushu! Sie konnte ja sogar fast ihren Kommandanten besiegen! Und er...! Mistkerl.

Allerdings musste sie zugeben, dass sie bis hier hin einen ziemlich ärmlichen Job verrichtet hatte. Auch wenn sie seine ersten Angriffe parieren konnte, war selbst ihr mit ihrem übergroßen Stolz klar, wer in diesem Kampf die Oberhand genoss. Und sie war ja auch anfänglich noch vor ihm geflohen!! Aber das war ja nur, weil er sie so erschreckt hatte........ Trotzdem trieb sie das nun bis zur Weißglut. Und dann auch noch dieses verdammte Lächeln, das ihren Stand durch butterweiche Knie schwächte. Was tat dieser Blödmann nur mit ihr?!

Dann hob er allerdings zu sprechen an, und Akane wurde sich schlagartig bewusst, dass sein Aussehen und sein Lächeln nicht das Schlimmste an ihm waren.

Das war seine Stimme.

"Findet Ihr nicht, dass es Zeit ist, dieses Spielchen zu beenden?"

Eine tiefe Stimme. Eine volle, melodische Stimme. Verlockend, warm, einladend. So, als würde er im nächsten Augenblick seine vor seiner breiten, sehr bequem aussehenden Brust verschränkten Arme für sie öffnen und sie mit seiner Wärme umschließen... Eine unglaublich verführerische Stimme. Sehr angenehm, auch wenn ein wenig Spott mitschwang. Diesen Spott registrierte sie allerdings erst später, als sie wieder einigermaßen Herrin der eigenen Sinne wurde. Als sie an die Bedeutung seiner Worte gelangte, wachte sie aus ihrer traumhaften Trance jedoch schnell wieder auf - Lächeln, geheimnisvoll funkelnde Augen und einladende Stimme hin oder her! Also glaubte er doch, sein Gegner sei nicht dazu fähig, ihn zu besiegen! Dieser arrogante...!

"Ich gebe zu: Ich bin überrascht. Ihr seid ein fähiger Kämpfer." Wieder einmal jagte ein wohliger Schauer beim Klang seiner Stimme ihren Rücken hinunter. Warum konnte er nicht krächzen wie ein alter Rabe?!! "Das hätte ich nicht erwartet. Aber es ist normalerweise nicht meine Art, kleine Mädchen nachts in Schwertkampf zu unterrichten."

Akane fror auf der Stelle ein. Er wusste...? Er wusste...?!! Naja, sei's drum. Für seine Bemerkung würde er sterben. Sie und Schwertkampfunterricht?!! Und dann auch noch von so einem arroganten Bastard?!!!

Es wäre eine glatte Untertreibung zu sagen, sie würde Brodeln vor Wut. Ihre Hände bebten vor Zorn, als sie ihre Kapuze zurückwarf um ihren Blick des Todes ohne irgendwelche Hindernisse diesem frechen Bengel zusenden zu können.

In ihrer Rage bemerkte sie nicht, wie sich die Augen des jungen Mannes vor ihr für einen kurzen Moment weiteten, als er ihres ungelogen bildhübschen Antlitzes gewahr wurde. Cremig weiße Haut, zart und die Berührung sicherlich ein Genuss für hungrige Fingerspitzen. Durch ihren wütend verkniffenen Gesichtsausdruck wurden ihre verführerisch roten Lippen noch ein wenig akzentuiert, und ihm drängten sich unbewusst solche Fragen auf wie zum Beispiel, ob der Geschmack dieser Lippen wirklich so köstlich sein würde, wie der Anblick versprach. Doch was das wirklich anziehende an diesem Mädchen war, waren die feurig funkelnden Augen, die nur so vor leidenschaftlichem Zorn sprühten. Als sie jedoch ihren Umhang vollständig abgestreift hatte und ihn achtlos hinter sich geworfen hatte, musste er seine letzte Feststellung in einem einzigen Punkt korrigieren. Unter dem weiten Umhang trug sie ein eng anliegendes Oberteil aus schwarzem Stoff mit blutroten, gestickten Verzierungen und ebenfalls schwarzer Lederkorsage. Jenes Oberteil betonte deutlich, dass dieses verführerische Wesen vor ihm nicht unbedingt mehr als Mädchen bezeichnet werden konnte. Das vor ihm musste eine Göttin sein! Wunderschön, wild, jedoch von der puren Unschuld beseelt. Unbemerkt feuchtete er sich mit der Zungenspitze die plötzlich trockenen Lippen an. Er und trockene Lippen? Buddha! Er war ein gottverdammter Pirat und verbrachte sein Leben ständig auf dem Meer! Erstens war er trockene Lippen gewohnt, und zweitens interessierten ihn Frauen nur sehr begrenzt. Jedoch konnte er trotzdem nicht vermeiden, dass ihm einige unreine Gedanken durch den Kopf gingen, als seine Augen ihre Gestalt beinahe schon hungrig musterten. Für ihn war es nicht ungewöhnlich, von schönen Frauen umgeben zu sein.

Allerdings war neu für ihn, dass diese schöne Frau vor ihm keine vergnüglichen Stunden sondern seinen Tod wünschte und keine dieser schmächtigen Puppen war, welche sich bei jedem kleinen Insekt krampfhaft an einen klammerten. Sie war eine wirklich gute Kämpferin für ein Mädchen, pardon: Frau, die nicht unter den rauen Umständen aufgewachsen war, in denen sich beispielsweise seine Schwester Sango zu behaupten hatte.

Sie musste viel trainieren... Das war leicht an ihrer Oberarmmuskulatur zu sehen, welche so bezaubernd durch das himmlische Oberteil ohne Ärmel ersichtlich war. Eine gute Kämpferin... Und sicherlich würde ihre Form perfekt in seine Arme passen.......

Jedoch sah es nicht unbedingt so aus, als ob sie solche Annäherungen in nächster Zeit erlauben würde. Sein Lächeln weitete sich noch ein wenig als er sie musterte, wie sie äußerlich gefährlich ruhig, innerlich aber immer noch rasend vor Zorn, in Kampfposition ging. Also wollte sie sich ihm beweisen..... Das alles versprach wirklich sehr interessant zu werden!

Er selbst rührte immer noch keinen Muskel. Mal sehen, wie weit man die wilde Schönheit reizen konnte...

"Ihr mich im Schwertkampf unterrichten?! Das halte ich nicht für notwendig!" Holla, diese Frau hatte Feuer! Allerdings betrübte es ihn ein wenig, dass jene so süß und wohlklingende Stimme fast schon vor Gift triefte. Anscheinend hatte sie die Bemerkung über ihre Schwertkunst ein wenig tiefer getroffen, als er es beabsichtigt hatte... Aber all das und die beinahe schon greifbare Abneigung, welche sie ihm entgegen brachte, machte sie umso verführerischer, reizte ihn ungemein. Eine stolze Kriegerin, schlagfertig und eine wahre Herausforderung. Deliziös. Ein nette Abwechslung. Und da er sie nach diesem Abend ohnehin wohl nicht wiedersehen würde, konnte er sich ruhig solche Kleinigkeiten und Spielchen mit ihr erlauben.

"Dann nehme ich an, ihr wollt es noch einmal versuchen, meine Dame?", sprach er mit sanfter Stimme und verbeugte sich in spöttisch höfischer Geste. Die Reaktion war einfach köstlich. Anders konnte man es nicht ausdrücken. Der rötliche Schimmer, der sich über ihre Wangen legte, entging ihm leider vollkommen. Er konzentrierte sich auf andere Reaktionen... Ihre Augen verzogen sich zu glühenden Schlitzen und sie machte sich zu einem Frontalangriff bereit. Es war einfach herrlich, sie ein wenig zu necken... Noch einmal zog er sein Katana und tat höflich so, als würde er ihren Angriff gespannt erwarten und wüsste nicht schon längst, welche nächsten Schritte und Techniken sie würde versuchen anzuwenden.

Mit einem wütenden Kampfschrei sprang seine feurige Amazone auf ihn zu und versuchte ihn mit ein paar schnellen Hieben aus dem Rhythmus zu bringen, indem sie ihr Tempo kontinuierlich steigerte. Für andere Menschen mochte diese Geschwindigkeit durchaus angsteinflößend wirken, er hingegen parierte beinahe schon entspannt, ließ es sich aber bestmöglich nicht anmerken. Warum ihren Stolz brechen? Eines der Dinge, die so furchtbar anziehend an ihr waren...!
 

Akane lächelte. Sie wähnte, ihn in die Enge getrieben zu haben! Er mochte gut sein, aber sie war besser! In der ihr höchstmöglichen Geschwindigkeit drängte sie ihn in ein wenig geduckter Haltung zurück und deckte ihn mit Keagekiri ein, Hiebe, welche stets vertikal von unten nach oben geführt werden und mit denen sie eigentlich das Ziel verfolgte, ihn bei einem seiner Blockversuche an einer schwachen Stelle zu erwischen und das Katana in einem hohen Bogen aus den Händen zu katapultieren. Bald würde sie ihn haben! Bald schon...! Dort! Eine Lücke!!

Eine präzise Bewegung und Akane schnellte im Ausfallschritt hervor, um ihrem Gegner den Rest zu geben.

Fehler. Groooßer Fehler.

Das bemerkte sie, als sie einen kalten Lufthauch an ihren entblößten Oberarmen wahrnahm, seinen heißen Atem an ihrem Ohr spürte und kurz darauf seine auf einmal raue Stimme leise in ihrem linken Ohr hörte.

"Viel zu voreilig."

Er war in ihrem Rücken! Schnell wirbelte sie herum und hackte mit ihrem Schwert grob dorthin, wo sie ihn vermutete, um ihn auf Abstand zu halten.

Zweiter großer Fehler.

Zwei Dinge passierten daraufhin so schnell, dass Akane sie kaum nachvollziehen konnte. Erstens: Sie verlor ihr Schwert durch diese leichtsinnige Aktion, da es ihr durch einen kraftvollen Hieb aus den Händen geschlagen wurde. Zweitens: Sie wurde zurückgedrängt und rückwärts auf den Boden geworfen.

Als sie die Augen öffnete, dachte sie zuerst, ihr Herz würde stehen bleiben... Er lag auf ihr, und beim Öffnen ihrer Lider sah sie ihm direkt in die Augen.

Hilfe.

Aus nächster Nähe sah er ja noch umwerfender aus... Umwerfend war wohl wirklich das richtige Wort. Allerdings musste sie zugeben, dass er dies noch sehr rücksichtsvoll getan hatte, beinahe schon sanft. Sie spürte keine Schmerzen, nur seinen Atem in ihrem Gesicht und war erleichtert, dass er sie nicht mit seinem Gewicht erdrückte. Wirklich sehr umsichtig von ihm, sein Gewicht nicht auf ihren ganzen Körper zu verteilen sondern jenes über sein Schwert auf das ihre zu konzentrieren und... Moment mal. Ihr Schwert?! Verblüfft starrte sie auf den feinen Schliff der Klinge und das edle Material. Beim Fallen musste sie seinen Hieb, der auf ihren Hals gezielt hatte, gespürt haben und ihn mit ihrem zweiten Schwert instinktiv abgewehrt haben.

"Ein schönes Schwert habt Ihr da..." Beim Klang seiner Stimme richtete sie ihre Augen sofort wieder auf ihn und hielt mit festem Willen Blickkontakt. Besser gesagt ließ sie sich diesen Kontakt halten. Noch präziser ausgedrückt konnte sie ihre Augen nicht von diesem geheimnisvollen Blau abwenden.

Schon wollte sie etwas erwidern, als sie eine merkwürdige Bewegung in ihren Händen spürte. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Schwert, welches sie mit beiden Händen hielt, um seines stützen und stabilisieren zu können. Auch ihr Gegner sah zuerst milde verwundert, dann allerdings nachdenklich auf das Schwert in ihren Händen.

Er verlagerte sein Gewicht ein wenig und näherte sein Gesicht ihrem Schwert. Erschrocken hielt er inne und starrte mit geweiteten Augen auf die seltsamen Gravierungen. Erkannte er sie etwa?! Sekunden später hatte sie schon wieder jenen Verdacht vergessen. Etwas anderes hatte sich in den Vordergrund gedrängt. Das Schwert versetzte dem Fremden einen heftigen Schlag, welcher den Bezopften rückwärts wegschleuderte.

Noch im Flug fing sich der junge Mann, kam geschmeidig in Defensivhaltung auf dem Boden auf und maß Akane mit todernstem Gesichtsausdruck. Berechnend betrachtete er mit kaltem Blick das pulsierende Schwert.

Zitternd stand Akane auf und wollte gerade das Schwert unsicher ein wenig näher untersuchen, als dieses plötzlich wieder einmal beschloss, Eigeninitiative zu ergreifen. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihr, als etwas Heißes ihre Hand, die den mit schwarzer Schlangenhaut umwickelten Tsuka hielt, umschloss. Kurz darauf schrie sie wieder, diesmal allerdings vor Entsetzen. Der Schwertgriff schien sich in eine brennend heiße, schwarze Flüssigkeit verwandelt zu haben, welche beim sekundenschnellen Erhärten ihre Hand mit dem Schwertgriff verschmolz. Verzweifelt versuchte sie ihre Hand zu befreien, doch ihr Körper wollte ihr auf einmal nicht mehr gehorchen.

Das Schwert hatte, so lächerlich das auch klingen mochte, die Kontrolle übernommen.

Und anscheinend dürstete es nach Blut. Wäre Akane nicht noch zu erschrocken über die seltsame Anwandlung ihres Geburtstagsgeschenks gewesen, so hätte sie sich sicherlich über die unglaubliche Geschwindigkeit gewundert, in der ihr Körper sich zur Zeit bewegte. Kurz darauf entbrannte ein heißer Kampf. Erst unter der Kontrolle des Schwertes wurde sie sich wirklich bewusst, dass sie sich deutlich überschätzt hatte, wenn sie geglaubt hatte, diesen Mann besiegen zu können, der erst jetzt vom Schwert in ihrer rechten Hand ernsthaft bedrängt wurde. Tatsächlich hatte sie ihm gegenüber nie eine reelle Gefahr dargestellt.

Mit Mühe wehrte er die Hiebe ab, und Akane wurde sich zum ersten Mal der ernsten Situation bewusst. Wenn sie nicht bald wieder Herrin der Lage wurde, würde es brenzlig werden, den Bezopften nicht zu töten. Besiegen, natürlich. Die gekränkte Ehre retten. Aber töten?!

Ihre Augen schienen das einzige zu sein, was von dem Schwert noch nicht beherrscht wurde. Tränen nahmen ihrem Blick die gewohnte Schärfe und liefen haltlos über ihre Wangen.

"Sage mir, Mädchen!-" Sie hörte ihn, konnte jedoch nicht ihre Angriffe verlangsamen oder ihm irgendein Zeichen geben, dass sie ihn verstanden hatte. "- Bist du es, die mein Blut will oder ist es die Klinge?!"

Plötzlich spürte sie einen kräftigen Stoß, der sie rückwärts gegen einen Baumstamm schleuderte. Sie spürte, wie die raue Rinde des Baumes ihre nackten Oberarme und ihren Nacken zerkratzte, als sie am Stamm herunterglitt und kaum noch in der Welt des Bewussten war.

"Habt keine Angst... Bald ist es vorbei." Akane vertraute dieser warmen Stimme. Sie war so angenehm... Sie bekam kaum mit, wie ihr sanft der Mund geöffnet wurde und ihr eine Flüssigkeit eingeflößt wurde, die scheußlich metallisch schmeckte. Akane würgte. Empört, dass die schöne Stimme ihr so etwas Ekliges eingeflößt hatte, öffnete Akane ihre Augen und kam schlagartig wieder richtig zu vollem Bewusstsein, als sie sah, was sich vor ihr abspielte. Die schwarze Flüssigkeit wich von ihrem Handrücken zurück und das Katana fiel wieder leblos zu Boden. Ihr Gegner hob das Schwert mit ernstem Gesicht auf und dann... Akane sog erschrocken die Luft ein. War der wahnsinnig?! Mit einer schnellen Bewegung zog er die scharfe Klinge über die Haut seines linken Unterarms und zeichnete eine rote Linie... Warmes Blut rann an seinem Arm auf das Schwert herab, sickerte hier und da in den Kiesboden ein.

Akanes Augen weiteten sich geschockt, als das Schwert wieder zu pulsieren begann, die Blutrille für einen kurzen Moment aufglühte und... hungrig alles Blut absorbierte, welches die Hohlkehle füllte. Wieder einmal schien das Schwert für einen kurzen Moment zum Leben zu erwachen und zog fast schon liebevoll die heftig blutende Linie auf dem Unterarm des Fremden nach.

Was als nächstes geschah war allerdings noch ein wenig unglaubwürdiger als ein blutdurstiges Schwert. Die fürchterliche Wunde schloss sich und kein weiterer Tropfen frisches Blut fiel. Natürlich war da noch jede Menge Blut, welches die frühere Wunde verschmierte, jedoch war die Wunde an sich völlig verheilt. Ruhig kramte der Bezopfte ein dunkles Tuch hervor und reinigte die Schneide von zurückgebliebenem, nicht aufgetrunkenem Blut.

Sprachlos ließ Akane es geschehen, dass der Fremde sich zu ihr herunterbeugte und das Schwert in die edle Saya schob. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf.

Dann wandte er sich um und kehrte ihr brüsk den Rücken zu.

"Versucht nie wieder mit diesem Schwert zu kämpfen. Ihr seid zu schwach. Es ist nicht Euer Blut, das es sucht."

Perplex starrte Akane auf ihren ehemaligen Gegner, welcher nun das Feld räumte und mit einem beachtlichen Sprung auf dem Wege verschwand, auf dem er gekommen war. Zurück ließ er nur einen Haufen Scherben und eine Akane, welche die Ereignisse des Abends einfach nicht begreifen konnte. Zu verwundert und zu müde, um seiner Worte wegen böse zu sein.

Nur auf seltsame Weise traurig, dass diese himmlische Stimme so furchtbar kalt geklungen hatte.
 

_____________________________
 

Ich gebe es zu: Sehr viele kleine Unstimmigkeiten. Warum werden keine Ude-Nuki verwendet? Wie gelangt Akane auf einmal in den "Garten der Herrin"? Glasdach, Gewächshaus?!

...

Nunja.

Ich ergebe mich jeglicher Kritik.

Morgenrot

Morgenrot
 

Die Hände der Magd zitterten, als sie den Krug mit dem frischen, kühlen Wasser in ihren Händen hielt und nervös auf die breitflügeligen Türen starrte, vor denen sie zur Zeit unruhig ausharrte. Wie die Augen eines verschreckten Rehs zuckten die ihren über die kunstvoll gearbeiteten Schnitzereien, die das edle Tropenholz zierten und den Weg in das Zimmer ihrer Herrin, der Tochter des Gouverneurs, versperrten.

Was der eigentliche Grund für die Nervosität und Unsicherheit der Magd war, waren die merkwürdigen Geräusche im Innern des Zimmers. Sie diente noch nicht lange im Haushalt des Gouverneurs und sollte an diesem Morgen direkt eine Aufgabe übernehmen, die eigentlich nur den höheren Dienern vorbehalten war. Das Wecken der Herrin... Zufall war es, der ihr diese Ehre zuteil werden ließ - allerdings war sie nicht darauf vorbereitet, schon Hallen und Flure vor dem eigentlichen Trakt der Herrin diese seltsamen Geräusche zu hören. Ein langgezogenes, gequältes Stöhnen und undefinierbare Geräusche. Durchlitt ihre Herrin etwa einen Alptraum?
 

Zörgerlich drückte die Magd leise die hoch angesetzte Türklinke herunter und spähte vorsichtig in das großzügig angelegte und möbilierte Zimmer. Genau diesen Anblick erwartete man von dem Zimmer einer Herrin! Viele Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert als Gebrauchsgegenstände, die das adlige Auge der an Luxus viel zu sehr gewöhnten Aristokraten gar nicht mehr wahr nahm. An diesem Bild störte allerdings der Fakt, dass ein undefinierbarer Haufen schwarzen Stoffes unförmig auf dem Boden herum lag und die Wand gegenüberliegend dem gewaltig anmaßenden Himmelbett von Waffen aller Art und Form geschmückt wurde. Der Blick der Magd glitt von dem niedrigen Nachttisch, auf dem zwei Schwerter jederzeit griffbereit friedlich ruhten, schließlich mit kaum verhohlenener Neugier zu der Figur, die sich unruhig auf dem Bett in nun stummem, verzweifelten Kampf mit den fürchterlichen Kreaturen der Schattenwelt hin- und herwälzte. Schnell eilte die Magd zu einem hohen Tisch, stellte den Krug ab und begab sich zum Bett.

Unsicher betrachtete sie noch einmal die mitleiderregende Figur, die man am besten schnellst möglich von ihren Ängsten erlösen sollte. Dann berührte sie kurz den Körper dort, wo sie unter den seidenen Laken eine Schulter vermutete. Verwundert hielt sie den Atem an, als der sich windende Körper mit einem Male wie festgefroren, versteinert, dalag und sich keinen Milimeter mehr rührte. Noch nicht einmal konnte das überraschte Mädchen die geringsten Atembewegungen erkennen, als eine Stimme, ruhig, gesammelt, dennoch bedrohlich sie mit einem knappen Befehl aus ihren Beobachtungen riss.

"Keine Bewegung."

Ein erschrockenes Fiepen entwich ihrer Kehle, als sie im durch die geöffneten Balkontüren hereinfallenden Morgenlicht eine blanke Schneide knapp einen halben Zentimeter von dem Ort entfernt aufblitzen sah, an dem sie ihre Kehle vermutete. Genauer nachprüfen konnte sie nicht, welcher Teil ihres Halses nun von der scharfen Klinge bedroht wurde, denn dazu hätte sie ihren Kopf neigen müssen, womit sie nicht nur den Befehl ignoriert, sondern auch ihre empfindliche Haut in Gefahr gebracht hätte.

"V-v-verzeihung Herrin, a-a-aber ich w-w-wurde angew-wiesen, e-euch z-z-z-zu wecken..." Ihre bebende Stimme verlor sich, als sie die Augen fest schloss und ein Stoßgebet zum Himmel sandte. Heiße Tränen flossen ihr über ihre rundlichen Wangen, als sie nun die ermüdete Stimme ihrer Herrin hörte.

"Zieh dich langsam zurück. Langsam... Dann verrichte deine Arbeiten und verschwinde."

Hastig wich die angsterfüllte Magd zurück, eilte zu einer großen Waschschüssel aus edlem, chinesischen Porzellan, griff nach dem Wasserkrug und begann mit immernoch zitternden Händen Wasser in die Schüssel zu geben.

Nur mit Mühe gelang es ihr, Akane Tendo, sich aus ihren zerwühlten Bettlaken zu wühlen. Seide mochte ja der Haut schmeicheln, Satin wie Sommerwind darüber hinwegstreichen und Samt der Traum einer jeden Frau sein, doch haben alle Stoffe eines gemeinsam: Sie sind sehr anschmiegsam, nehmen sie Feuchtigkeit auf. Aus eben diesem Grunde war es ein etwas schwieriges Unterfangen, sich aus der liebenden Umarmung der edlen Stoffe zu schälen, die anscheinend nicht die geringste Lust hatten, ihren Gast entfleuchen zu lassen.

Ein verstohlener Blick der Magd, der den langsamen Bewegungen folgte und über nun deutlicher hervorgehobene Körperformen strich, brachte die Magd beinahe dazu, das ganze Wasser auf den teuren Perser unter ihren Füßen zu verschütten. Nachdem sie den Krug abgestellt hatte, rückte sie unbemerkt ihr Mieder zurecht, straffte ihre Haltung und lockerte die Rüschen der einfachen Magduniform, die den Ausschnitt schmückten, ein wenig auf.

"Herrin?-"

Die Hand, die eben noch das Katana gehalten hatte, veränderte ihren Halt am Griff des Schwertes und verwahrte es sicher in der Saya, die unverändert an ihrem angestammten Platz lag, so, als ob ihr in den letzten Minuten nie ein Schwert entnommen worden wäre. Diese Bewegung nahm die Magd als Zeichen dafür, fortzufahren. "Wie ihr vielleicht wisst, ist der Diener, der euch unter normalen Umständen weckt, erkrankt. Deshalb hat man mich geschickt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich die Anweisungen richtig verstanden habe... Man sagte mir, ich sollte euch kaltes Wasser herbringen, kein warmes. ..." Unsicher, auf welche Art sie fortfahren sollte, schwieg die Magd.

"Das ist schon in Ordnung. So verlangte ich es schließlich."
 

Mit den letzten, noch immer ein wenig verschlafen klingenden Worten zeigte sich auch endlich das Haupt ihrer Herrin. Unbewusst zog sich die Magd ihre Haube zurecht und zwang sich dazu, ihre Herrin nicht allzu offensichtlich anzustarren. Selbst verschlafen und ein klein wenig zerzaust war ihre Herrin, die sie bisher nur von weitem bewundern durfte, noch immer unvergleichlich schön. Was für eine Ehre, sich in ihren Gemächern befinden und ihr dienen zu dürfen! Stolz trieb Farbe in die bereits zu glühen schienenden Wangen der Magd, sodass ihr rundes Gesicht nun mehr denn je einem reifen Apfel glich. Nun würde sie im Dorf etwas zu erzählen haben! Sie hatte sogar einige Worte mit der überall hoch angesehenen Herrin gewechselt!

"Herrin...? Hattet ihr einen schlimmen Traum?"

Der dunkle Blick ihrer Herrin ruhte nun auf ihr, und die Magd schluckte unhörbar. Eine Antwort erhielt sie nicht, als ihre Herrin aufstand, sich der Waschschüssel zuwandte und ihr somit die Erlaubnis erteilte, das Bett herzurichten und frisch zu beziehen.

Nachdem sie dies getan hatte, wandte sie sich um und sah, dass ihre Herrin geduldig wartete. Auf was, das wurde ihr erst bewusst, als sie die Kleider sah, die ihre Herrin über ihren Arm gelegt hatte und mit ihren Augen verfolgte, wie die Herrin erst sie, dann die Tür mit einem stummen Blick streifte.

Heftig errötend eilte sie zur Tür und hatte diese beinahe schon hinter sich geschlossen, als sie ein leises, dennoch klar verständliches "Hab Dank." vernahm. Mit einem Lächeln und einem freudigen Strahlen in ihren Augen schloss die Magd die Tür leise hinter sich. Oh ja, heute Abend würde sie etwas im Dorf zu berichten wissen!
 

Einen Augenblick starrte Akane noch auf die Tür, durch welche das schüchterne und auch ein wenig wunderliche Dienstmädchen verschwunden war, dann ging sie lautlos und bedächtig auf die Balkontüren zu, zögerte einen Moment, trat dann aber auf ihren Balkon hinaus. Zu dieser frühen Stunde würde sich noch niemand im Blickfeld ihres Balkons befinden, der den Anblick der Gouverneurstochter in deren Nachtgewändern genießen konnte.

Ihre Augen nahmen jede Einzelheit auf, die sich ihnen im ersten Morgenlicht darbot. Von dem glitzernden, unendlichen Meer bis hin zu den Rosen, die sich im Garten unter ihrem Balkon dem Licht der Sonne hin streckten und öffneten.

Sie legte ihre Stirn in Falten, als sie sich umwandte und wie bei jeder ihrer bisherigen Bewegungen diesen unverkennbaren, ziehenden Schmerz spürte. Muskelkater.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sie noch einmal im Leben so etwas erbärmliches durchstehen müsste? Dabei hatte sie am vorigen Tag neben den üblichen Trainingskämpfen mit auszubildenden Soldaten nur einen einzigen, wirklichen Kampf absolviert. Muskelkater kannten nur Anfänger.

Offensichtlich hatte dieser eine Kampf allerdings seine Würze besessen.

Mit schlechtem Gewissen dachte sie an das demolierte Dach des Gewächshauses von Nodoka-sama.

Nach dem merkwürdigen Ende dieses bedeutsamen Kampfes hatte sie noch eine Weile an dem Baumstamm gelehnt und versucht, ihre wirren Gedanken wenigstens ein kleines bisschen zu ordnen. Dies war ihr allerdings nur begrenzt gelungen. Zu unwirklich erschienen ihr die Ereignisse der Nacht im Nachhinein, zu bitter der metallische Geschmack in ihrem Mund. Ohne irgendeine Erklärung war sie durch die geheime Pforte zum Garten, durch die sie in ihn eingedrungen war, wieder gegangen. Das zerstörte Glasdach und die Blutflecken hier und dort wollte sie einfach nicht erklären, wenn sie selbst ersteinmal jeden Gedanken an eventuelle Ursachen verdrängen wollte.
 

Mit Scham dachte sie an ihre feige Flucht und an ihre Niederlage. Dafür würde dieser verdammte Bastard büßen!

Energisch wandte sie sich um und ging mit weit ausholenden Schritten zurück in ihr Zimmer, richtete sich her und ging mit neuem Selbstbewusstsein auf die Suche nach ihren Freunden - beziehungsweise Bodyguards, dachte sie mit einem Lächeln - die wohl in der großen Küche des kleinen Schlosses den Koch belästigen mochten.

Kurze Zeit später raubte sie dem bereits deutlich beanspruchten Koch den letzten Nerv, als sie in der Küche unter dem begeisterten und fröhlichen Freudengeheul ihrer Freunde ihren glorreichen Einzug hielt. Schon war der im Gesicht nun puterrote Koch dazu versucht, sie allesamt hochkant aus seinem Reich herauszuwerfen, ließ sich dann jedoch dank einem bezaubernden Lächeln Akanes dazu erweichen, ihnen einen kleinen Frühstückskorb zurecht zu machen. Geschmeichelt auch von Ukyos Lob und Ryogas lautem Magenknurren packte er ihnen mehr ein, als eigentlich nötig gewesen wäre, und Ryoga, den man zum Tragen der Köstlichkeiten abkommandiert hatte, wand sich schon bald unter den Lasten, die man ihm schadenfroh grinsend von Seiten der Küchenjungen aufbürdete.
 

Bald darauf hörte man ihr Lachen schon von weitem aus dem Kirschgarten her hallen. Immer war es eine lustige Angelegenheit, saßen die drei Freunde beisammen und aßen. Die beiden Mädchen, die ja eigentlich Jungen waren, lachten und scherzten über die etwas eigentümlichen Essgewohnheiten des Teilzeitschweines, das dank seines Fluchs einige recht... unmenschliche Verhaltensweisen adaptiert hatte. Viel zu früh war der Korb leer, und man lehnte sich mit vollen Bäuchen gegen den nächstgelegenen Baumstamm. Mit schwerem Herzen wollte Akane die fröhliche Runde auflösen und alle zur Arbeit antreiben, als ein Geräusch sie aufmerken ließ. Es war nicht das Kreischen der Möwen über ihren Köpfen. Auch war es nicht der Wind, der durch die Früchte ansetzenden Baumkronen strich. Etwas anderes.

Etwas unbekanntes.

Etwas, das sie mit einem kalten Schauer an einige, unangenehme Szenen des vorigen Abends erinnerte.

Sie schluckte, stand ihre immer noch unbesorgt plaudernden Freunde ignorierend auf und legte eine Hand an ihre linke Hüfte, um präziser zu sein, auf den Griff des Schwertes, dessen schützende Umhüllung aus Schlangenhaut beinahe unheilvoll Schwarz an ihrer Seite zu glühen schien. Zumindest wollte sie eine Hand auf den Griff des Katana legen.

Als ihre Hand jedoch die Schlangenhaut berührte, zuckte sie in dem Moment reflexartig erschrocken zurück, in dem sie unter ihren Fingerspitzen die heiße, flüssige Substanz fühlte. Entsetzt sah sie auf ihre Hand herunter, von deren Fingerspitzen eine dunkle, zähe Flüssigkeit Fäden zum Griff spannte. Dies allein war schon verwunderlich, allerdings wirkte der Fakt, das der Stoff sich anscheinend auf ihrer Hand ausbreiten wollte, auf jemanden, der schon einmal einen so intensiven Kontakt mit dieser Flüssigkeit wie Akane hatte, ein wenig mehr als beängstigend.

Mit einem leisen, zu spät unterdrückten Schrei rieb sie ihre Hand solange an einem der rauen Kirschbaumstämme, bis sie diese von allen Resten schwarzer Flüssigkeit gesäubert hatte. Ryoga und Ukyo beobachteten Akanes Treiben perplex, bis an den Stellen, an denen Akane die Flüssigkeit an dem Baum abgestriffen hatte, unheildrohender Rauch aufstieg. Schnell waren Ukyo und Ryoga auf ihre Füßen.

Ukyo hieb mit ihrer gewaltigen Spatula, die sie für Gott weiß welche Zwecke auch immer auf ihrem Rücken trug, solange auf der Rinde herum, bis der Qualm erstickt war. Ryoga hingegen überprüfte aufmerksam mit seinen Augen und Ohren die Umgebung auf mögliche Gefahrenquellen. War es denn Teil der alltäglichen Normalität, wenn ein Baum ohne erkennbare Ursachen in Flammen aufzugehen drohte?

Selbst als der Rauch verflogen war, hielt Ukyo noch einen Moment ihre Spatula auf den Brandherd. Als sie stumm ihre Waffe zurückzog; sog sie scharf die Luft zwischen ihren Zähnen ein, sodass selbst Ryoga sich einen Moment nach den beiden Mädchen und dem neuerlichen Grund ihrer Überraschung umsah. Allerdings wandte er sich für einige Zeit nicht mehr von dem Anblick ab, der sich ihm dort bot.

Geschockt starrte er auf die Stellen, an denen die Flüssigkeit Kontakt mit der Rinde hatte. An diesen Sellen hatte sich die Flüssigkeit wie Säure bis tief ins Holz hineingefressen. Sprachlos schloss er sich Ukyo an, die Akane geschockt anstarrte und wohl auf eine Art Erklärung wartete, hoffte. Akane selbst sah jedoch nicht unbedingt so aus, als sei sie in der Lage, die kürzlich geschehenen Dinge nachzuvollziehen.

"A-akane, was...?" Ukyos Frage verlor sich unbeantwortet im Wind. Und mit einem Mal war alles still.

Alles, bis auf ein unheilvolles Klirren.

Akane starrte mit geweitetem Blick in den Wald aus lichten Kirschbäumen - in die Richtung, aus der das Geräusch zu ihnen herübergeschallt war. Ryogas und Ukyos Köpfe flogen ebenfalls in die Richtung des Geräuschs. Ohne Absprache zu halten oder sich noch einmal anzusehen sprangen alle drei gleichzeitig in Bewegung. Ryoga verschwand in den Baumkronen, sodass man nur noch seinen Schatten auf dem trockenen Erdboden sah, der sich mit denen der Blätter mischte. Ukyo blieb an Akanes Seite, und beide preschten mit voller Geschwindigkeit vor.

Ryoga sprang mit einem Satz wieder neben sie und berichtete außer Atem in knappen Sätzen seine Beobachtungen.

"Ich hab etwas gesehen. Beim Alten Großvater."
 

Kurz darauf blieben sie mitten in ihrem Lauf stehen und nutzen die Deckung der Bäume, um unbemerkt den Eindringling, der den "Alten Großvater", den ältesten Kirschbaum weit und breit, eingehend musterte, zu beobachten. Lautlos schob Akane die jungen Triebe des ebenfalls recht jungen Baumes auseinander, um freies Sichtfeld zu erlangen. Akane starrte mit leicht offenem Mund auf die hochgewachsene Figur, sah, wie der junge Mann mit den rabenschwarzen Haaren und den eisblauen Augen ungedulig seinen ungewöhnlich langen Zopf über die Schulter auf seinen Rücken schnippte.

Und hörte kurz darauf erschrocken seine amüsierte Stimme, als er sich umwandte, eine kurze, spöttische Verbeugung tat und sie freundlich, wenn auch ein wenig herablassend begrüßte.

"Wen haben wir denn da? Tretet doch hervor, damit mein bescheidenes Auge eurer zweifellos bildhübschen Gesichter gewahr wird."

Ein eiskalter Schauer lief Akane über ihren Rücken. Während seiner ganzen Rede hatte er ihr direkt in die Augen gesehen. Wie es ihm möglich war, sie so einfach zu entdecken und dann auch noch ihre Augen so präzise zu orten, war ihr zwar ein Rätsel, doch hatte sie keinen Zweifel daran, dass er ihr wirklich in die Augen gesehen hatte. Prickelnd stellten sich ihre Nackenhaare wie elektrisiert auf, und Spannung schien zwischen den Anwesenden Funken zu sprühen.

Bevor sie ihre Freunde warnen konnte, waren beide bereits aus dem Schatten der Bäume heraus- und in die kleine, kreisrunde, sonnenbeschienene Lichtung, die den gewaltigen "Alten Großvater" umgab, hineingetreten. Ukyo mit interessierter Neugier und Ryoga...

Nun. Er reagierte auf die gleiche Art und Weise, die ihm wohl nun einmal zu eigen war, näherte sich ihnen ein männliches Wesen auf hundert Fuß, das nicht unbedingt verfaulte Zähne besaß und nach verwesendem Fisch roch. So war es nicht verwunderlich, dass -

"Was willst du hier, Fremder?! Ich kenne dich nicht, und ich kenne hier jeden. Weißt du nicht, dass das hier Eigentum des Gouverneurs ist und das Betreten für Gesindel wie dich Landstreicher untersagt ist?!"

- er vollkommen unbeherrscht und dumm ins offene Messer lief. Noch schien die Lage allerdings nicht außer Kontrolle geraten zu sein. Während Ukyo noch missbilligend ihren Kopf über seine Unhöflichkeit schüttelte, starrte Ryoga vor Wut kochend dem Eindringling entgegen. Irgendetwas am humorlosen Lächeln des anderen schien Ryoga maßlos zu irritieren.

Der Fremde hob fragend eine Augenbraue, an seiner auf eine bestimmte Art frustrierend überlegen wirkenden Haltung änderte sich jedoch nichts. Ryoga spuckte missbilligend in die Richtung desjenigen, der sich nun gemütlich an den breiten Stamm des Alten Großvaters lehnte und sie gelassen musterte, keineswegs eingeschüchtert von den ungehobelten, groben Verhaltensweisen Ryogas, die normalen Menschen eher Furcht und Respekt mit tranigem Geschmack einflößten, und dem leise, trotzdem deutlich verständlich gemurmelten "Wertloses Pack...".

Akane kam nicht darum herum, sich über einige Dinge zu wundern. Warum nur zeigte sich Ryoga dermaßen pampig und abweisend dem Fremden gegenüber, obwohl er noch nicht einmal die Geschichte von seinem und Akanes Zusammentreffen kannte? Selbst Ryoga reagierte normalerweise nicht derart extrem.

Warum nur hatte Ukyo bis jetzt geschwiegen und starrte den gutaussehenden Fremden unverwandt, ja, fast schon gebannt an? Hatte sie gerade wirklich in ihren Gedanken "gutaussehend" als nähere Bestimmung gewählt? Hatte sie nun vollends den Verstand verloren?!!!... Von diesen wirren Gedanken ließ sie sich jedoch nicht lange ablenken. Etwas viel wichtigeres bildete nun das Zentrum ihrer geistigen Wege. Warum war er wieder hier, in ihrem Kirschgarten? Zufall?

War er es wirklich, so wie Nodoka-sama es, ja, man könnte fast schon sagen, prophezeit hatte?

Für Akanes Geschmack waren das zu viele Zufälle innerhalb von zwei Tagen - rechnete man ihren Geburtstag mit ein, innerhalb von zwei Wochen. Erst das mysteriöse Schwert, Nodoka-samas rätselhafte Anspielungen und dann der surreale Kampf in dunkelster Nacht... und letztendlich... sein Gesicht, vor vielen Jahren in ihre Erinnerung gebrannt, in ihren Träumen, immer wieder das Schreien der vielen Menschen in jener furchtbaren Nacht vor zehn Jahren, und der unverkennbar metallische Geschmack von Blut in ihrem Mund.

Und, ja, natürlich... Wie hatte sie das nur vergessen können? Das etwas, das ihrer rechten Hand befahl, sich dem Drang, den Griff fest um die schwarze Schlangenhaut zu schmiegen, zu ergeben. Für einen Moment setzte Akanes Herzschlag aus, nur um einen neuen, ungleichmäßigen Takt vorzugeben, der Adrenalin durch ihren Körper jagte.

Erschrocken wurde sie zum ersten mal dem Kurs ihrer Hand gewahr. Mühsam zog sie ihre Hand zurück, die immer noch ungeduldig zu zucken und zittern schien. Sie wunderte sich insgeheim über die Anstrengung und den Kraftaufwand, den es benötigte, um die Hand zu einer Faust geballt sinken zu lassen.

Fragend, mit vor Wut sprühenden Augen, sah sie zum namenlosen Fremden auf, fast schon, als erwarte sie von ihm eine Erklärung für ihr eigenes, sonderbares Verhalten, nur um seinen Blick fest auf sich gerichtet zu wissen. Jeder ihrer Bewegungen folgte er aufmerksam, ja, schon fast misstrauisch! Nur recht so! Sie war jemand, vor dem man sich in Acht nehmen musste!

Und doch war sie sich nicht sicher, wen er mehr fürchtete: Sie selbst, oder das erwartungsvoll bebende Schwert an ihrer linken Hüfte. Erwartungsvoll...

Das Wort hallte in ihren Gedanken nach, doch sie kam nicht dazu, diese Gedankengänge näher zu untersuchen und zu verfolgen. Rauchend vor Wut stellte sich Ryoga schützend vor Akane und fing den Blick des Fremden ab.

"Lass die Herrin gefälligst in Ruhe, du perverses Schwein!"

Eigentlich hatte sie gerade vor, ihren Beschützer zurecht zu weisen ob seinen offensichtlichen Zweifeln ihrer Fähigkeiten in der Kunst der Selbstverteidigung, als ihr die verdächtigen Lippenbewegungen des Fremden auffielen. So, als würde er tonlos etwas vor sich hinmurmeln. Ryoga schien ebenfalls diese Beobachtung gemacht zu haben. Ukyo schwieg - mal wieder, wenn auch interessiert - passiv.

"Bist du nun schon so verrückt, dass du mit dir selber sprichst?!!"

Die Bewegungen seiner Lippen hatten mit einem Mal aufgehört und er sah Ryoga scharf, entnervt an. Nichts mehr war übrig von der spielerischen Höflichkeit. Ernstlich verstimmt würde Akanes Beschreibung lauten, fragte man sie später nach Einzelheiten dieses Zusammentreffens.

Die stille Drohung, in einem kalten Blick ausgesprochen, nahm Akane sehr wohl wahr. Doch schien dies nicht für ihre beiden Begleiter zu gelten. Ryoga grinste ein schiefes, stolzes Grinsen, so, als ob er es nur darauf angesetzt hätte, eine ärgerliche Reaktion zu provozieren. Ukyo hingegen schien... verzückt?! Irgendetwas stimmte da nicht. Ganz und gar nicht.

"Sei still, du Narr. Verschwindet und ich lasse euch euer Leben. -" Eine ausholende Handbewegung unterstrich seine Worte. "-Bleibt ihr, seid ihr tot."
 

So, wie er seinen letzten Satz betonte...
 

... klang diese warnende Drohung fast schon wie ein Vorschlag.
 


 

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Ziemlich wenig für die lange Ruhepause, die ich mir gegönnt habe, nicht?... Aber stören tut es ja ohnehin niemanden, also verschwende ich nicht weiter kostbaren Speicherplatz, wenn er nie gelesen wird.

Widmungen: Hmm... Meiner Motivation: Den Kommentatoren.

Meiner Inspiration und meiner neuen "Lieblingsfreizeitbeschäftigung": Deepdream. Tja, mein Guter... Du bist nun offiziell mein Hobby *g*.

Wenn hier einer Schuld daran ist, dass dieser Schrott veröffentlicht wurde, dann ist er es. Meuchelt ihn, nicht mich. Jaaa, genau, schäm dich D****. Du hast mich ungewollt zu dieser Schandtat getrieben.

Schwarze Ohnmacht

Ich denke, eine Entschuldigung ist angebracht. Eigentlich sollte dieses Kapitel schon sehr viel früher veröffentlicht werden, doch...

Naja, ich bin nicht unbedingt für meine Pünktlichkeit und meinen Fleiß bekannt. Die, die um eine Fortsetzung gebeten haben und sie vielleicht sogar tatsächlich gerne lesen (Wunder sollen ja hier und da mal geschehen...) möchte ich um Verzeihung bitten. Dieses Kapitel ist mal wieder ziemlich kurz, aber ich kann zum "Trost" stolz bekannt geben, dass mir einige neue Ideen gekommen sind, die brennen, niedergeschrieben zu werden.

Viel "Spaß"... oder was auch immer.
 

Washberry productions ashamedly presents...
 

Schwarze Ohnmacht
 

"Bleibt ihr, seid ihr tot." - nichts anderes mehr als diese 5 Worte schien sie hören zu können. Wie durch eine Art unbeschreiblicher Magie hatten seine Worte sie eingesperrt in einer dunklen Schlucht, an deren Wänden sich der Schall ununterbrochen brach und sie in den Wahnsinn zu treiben drohte.

Ihr Atem stockte und ihr Herzschlag verlangsamte sich.

Diese Augen! Diese Augen, die sie ununterbrochen ansahen und sie gnadenlos in einen Abgrund drängten, aus dem sie schon vor 10 Jahren hinausgeklettert zu sein glaubte. Am Grund lauerte ihre Angst, ihre Unsicherheit, ihre Verzweiflung - ihr kindliches Selbst. Der Weg aus dem tiefen, dunklen Kapitel ihres Lebens, welches sie verbittert ihre Kindheit nannte, war beschwerlich gewesen. Beschwerlich, hart und vor allem: Schmerzlich. Er bedeutete, Lebewohl zur Hoffnung, zu ihren Träumen, und zu solchen Augen wie diesen, die sie nun ausdruckslos abwartend musterten, zu sagen.

Der unbedarfte Wind trieb einige Strähnen langen, schwarzen Haares, welche dem Zopf entflohen waren, in seine Augen und blinzelnd versuchte sie sich dem Drang zu widersetzen, jenem Ruf zu folgen... Jenem Befehl]/i], der sie quälte, der ihr Wesen nicht mehr zur Ruhe kommen ließ und der nun zu einem Orkan tosender, brennender Sehnsucht wurde nach etwas, was einzig und allein dieser Mann keine 20 Meter vor ihr ihr geben konnte. Für einen kurzen Moment wurde der Bann über sie, welchen er zweifellos auf sie ausübte, gebrochen, als er unwirsch seinen Kopf schüttelte und sein Gesicht dem kühlen, frischen Wind in einem Winkel entgegen streckte, der den auftreffenden Wind dazu zwang, sein unpassend heiteres Spiel zu beenden und die rebellischen Strähnen sanft aus seinem Antlitz zu streichen.

Doch viel zu kurz währte die Zeit, in welcher sie keuchend Luft in ihre zusammengepressten Lungenflügel strömen lassen konnte!, denn schon bald lastete wieder jener ihr unerklärliche Druck auf ihrem Brustkorb.

Undeutlich, wie aus weiter Ferne hörte sie Ryogas hysterischen Schrei der Empörung.

Sie erstickte... immer lauter wurde ihr abebbender Herzschlag, immer leiser die Stimme ihres alten Freundes, der sich über die 'unerhörte Arroganz' seines Gegenübers lauthals und bebend vor kaum mehr unterdrückbarer Wut brüskierte. Nur einzelne Satzfetzen wie "wie kannst du, unwürdiger Bastard, es wagen" drangen zu ihr durch.

Verzweifelt stolperte sie einige Schritte vor und fiel auf ihre Knie. Warum gab er ihr nicht einfach das, was sie verlangte? Warum ließ er sie sterben, ersticken, verdursten? Ihr Atem stockte und ihre trockene Kehle brannte, lechzte nach dieser einzigartigen, warmen, samtenen Feuchtigkeit.

Zum ersten Male in ihrem Leben fürchtete sich Akane Tendo. Ihr Blick verschleierte sich immer mehr. Sie würde sterben. Ihr Blickfeld engte sich noch weiter ein, bis sie nur noch sein Gesicht sah, welches den drei jungen Kämpfern in herausfordernder Achtlosigkeit ab- und dem Wind zugeneigt war.

Nichts drang mehr zu ihr hindurch - nicht das zornige Gebrüll eines erbosten Ryoga Hibiki, dessen Wut durch den Fakt, dass sein Opponent ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit widmete sondern eher gelangweilt seine Herrin weiter mit einem unlesbaren Blick fixierte, noch weiter angefacht wurde. Auch registrierte sie nicht Ukyos besorgte Stimme in ihrem Ohr, ihre ängstlich zitternde Hand auf ihrer Schulter, als sie ihre blasse Herrin fragte, was mit ihr geschehen sei.

Panik keimte in ihr auf, als sie überlaut ihren Herzschlag hörte, bevor dieser für einen entsetzlich langen Moment ganz auszusetzen drohte.

Dieses Haar. Diese Stimme. Diese Augen.

Ruhe legte sich über sie, bevor sich in ihr eine gewaltige Kraft ausbreitete.

Das Bild Ryoga Hibikis, der mit einem wutentbrannten Satz auf den unnahbaren Fremden zustürmte und mit einem gewaltigen, kraftgeladenen Schlag auf den Unterleib dessen zielte, flackerte vor ihren Augen und verdunkelte sich für einen kurzen Moment. Ihr war so kalt!

Warum wärmte er sie nicht?
 

Schlag, Tritt, Schlag... Ewig würde er nicht diesen unsinnigen Tanz mit seinem desinteressierten Tanzpartner durchführen können - dessen war sich Ryoga bewusst, als er noch einmal zu einem gut gezielten Haken ausholte.

Was war das nur für ein Kerl?! Wurde er denn nie müde? Spürte er nicht diese elende Schwere in seinen Gliedmaßen?

Aber jetzt würde er noch nicht aufgeben! Seine Herrin war in Gefahr! Er musste sie vor dieser Bestie beschützen! Diese Bestie, die nur von Arroganz und Eitelkeit zu leben schien.

Nein, aufgeben würde er sicherlich nicht - erst recht nicht, wenn ihn Akane hier kämpfen sah!
 

Doch da war Wärme, nein, Hitze! Hitze, die sie verbrannte und ihre Haut schwarz färben würde wie diese Dornennester, welche pulsierend in einem bedrohlich schneller werdenden Takt vor ihren Augen aufflammten und ihr die Sicht auf den schnellen, ungleichen Kampf nahmen.

Ist das das Gefühl, welches man empfindet, wenn man stirbt?

Sie wollte, nein durfte noch nicht sterben! Sie musste sich erst rächen... An denen rächen, die ihr ihren geliebten Engel genommen hatten. Der, der geschworen hatte, sie immer zu beschützen.....

Alles, nur nicht diese Kälte, die den Tod mit ihren leisen, giftigen Lippen unter einem frostig blauen Hauch auf die ihren legte. Dann noch lieber diese versengende Hitze, die von ihrer Hüfte aus in ihren ganzen Körper kroch!

Einen entsetzlich langen Moment lang sah sie nichts als tiefe Schwärze und fürchtete schon, tatsächlich gestorben zu sein, als sie in dieser Dunkelheit einen dumpfen, tiefen Hall hörte, der in ihrem Brustkorb wie ein tiefer Basston zu vibrieren schien wie der Schlag der Trommeln auf den Wachtürmen in jener Nacht vor 10 Jahren, die die Nacht zerrissen und die Menschen aus ihrem friedlichen Schlaf und ihren Betten gejagt hatten.

Es dauerte nicht lange, bis sie registrierte, dass es ihr eigener Herzschlag war, der wieder eingesetzt hatte und ihr Blut wieder durch ihren Körper trieb.

Ihre Sicht klärte sich wieder, doch nur bis zum nächsten, dröhnenden Herzschlag, bei welchem wieder schwarze Dornenranken in Sekundenbruchteilen über ihre Augen zu wachsen schienen.

Oder war es möglicherweise doch nicht ihr eigener Herzschlag?

Sie wurde das Gefühl nicht los, dass nicht Blut, sondern Gift nun in ihrem Körper zirkulierte und ihre Muskeln wie an den Fäden einer Marionette gezogen zu Bewegungen antrieb, deren sie sich nicht einmal voll und ganz bewusst wurde, als sie mit verklärtem Gesichtsausdruck und einer trägen Müdigkeit der Gedanken mit einem Male wieder auf ihren Beinen und mit gezücktem Katana kampfbereit stand. Einem Schwert, dessen Griff aus schwarzer Schlangenhaut mit ihrer Hand verwachsen war und das mit seiner Spitze unentwegt auf den sich schnell bewegenden Körper desjenigen deutete, der mit einem leichtfüßigen Rückwärtssalto einem im Vergleich zu seiner fast schon traumhaft anmutenden Grazie plump wirkenden Angriff auswich.

Nur ihn sah sie. Nur ihn hörte sie. Ausschließlich ihn und das warme, köstliche Blut, das verführerisch unter seiner Haut mit jedem seiner Herzschläge durch seinen athletischen Körper hetzte.
 

Unmerklich zog er nachdenklich seine Augenbrauen zusammen. Hier stimmte etwas nicht. Eine Veränderung hatte in den letzten Minuten, in welchen der cholerische Fischerjunge ihn erziehen und "Gehorsam lehren" wollte, hier in diesem Hain tanzender und wirbelnder Erinnerungen zwischen den leuchtenden Kirschblütenblättern stattgefunden - eine bedeutende Veränderung, welche ihn, wenn auch nicht unbedingt beunruhigte, jedoch wachsam aufmerken ließ.

Lautes Fluchen riss ihn aus seinen Gedanken - achja! Den Bengel hatte er ja fast schon vergessen! Warum blutete der auf einmal aus seiner Nase? Trug er etwa die Schuld daran...?

Beiläufig warf er einen kurzen Blick auf die Fingerknöchel seiner linken, zur Faust geballten Hand und bemerkte milde überrascht verräterische Blutspuren, wich daraufhin mit einer Gelassenheit, die seinen feurigen Gegner nur noch mehr in eine irre, verstandlose Rage zu treiben schien, einem weiteren Angriff auf seinen Kiefer aus. Nur mit Mühe konnte er sich ein amüsiertes, spöttisches Lachen verkneifen.

Dieses Puterrote Gesicht! Und dieser Ausdruck völliger Konzentration in seinen Augen... Uargh. Klemmte der sich immer die Zunge zwischen die Lippen, wenn er einen seiner zwar überaus kraftvollen, dafür aber trägen und ungenauen Wuchtschläge ausführte?! Wie amüsant!

Das war kein Gegner... das war ein Spielzeug!
 

Nun konnte sie ihn auch fühlen...

"Akane? Ich hole Hilfe, warte hier!" Ukyos unsichere Stimme erreichte sie nicht mehr.

Er wartete auf sie... Da! Sein Herzschlag!

Voller Vorfreude befeuchtete sie sich ihre Lippen und starrte den ihr nun zugewandten Rücken mit gierigem Blick an, während sich ihr eigener Herzschlag dem seinen anglich.

Einklang!
 

Wie ein heftiger Stromschlag durchzuckte ihn eine Welle dunkler Energie. In all seinen Bewegungen erstarrt spürte er, wie sich erbarmungslose, brennende Fesseln unsichtbar um seinen Körper legten und versuchten, ihn zurückzureißen, ihn...

Verblüfft hörte er sich selbst leise aufstöhnen. Was ein Moment der Unachtsamkeit nicht alles anrichten konnte! So fand er sich nun über einer jener kräftigen, rauen Fäuste gebeugt wieder, über die er noch wenige Augenblicke zuvor in Gedanken gespottet hatte und die sich, seine Achtlosigkeit gnadenlos ausnutzend, durch seine dürftige Deckung und in seine ungeschützte Magengrube gegraben hatte.

"Ha!!"

Sollte er nur triumphieren, der Fischjunge - obwohl selbst der selbstbewusste Fremde in Schwarz zugeben musste, dass das ständige Einholen schwerer Netze voll zappelnder, glitschiger Fische den Schlägen des Tölpels bisher arg unterschätze Kraft gegeben hatte.

Das war kein Spielzeug mehr. Das war eine Fliege. Eine lästige Fliege!

Gut, so stark der Knabe auch sein mochte - Stärke allein würde ihn in einem Kampf mit einem Gegner nicht weit bringen, dessen Schnelligkeit keine weitere Anwendung der Kraft zulassen würde.

"Genug gespielt, Fischjunge."

Bösartig grinsend sah er in das verdatterte Gesicht seines überaus überraschten Kontrahenten, dessen wettergegerbtes Gesicht, die aufgerissene Haut und spröden Lippen schon von weitem "Seemann!" schrieen. Offensichtlich hatte seine ganz persönliche, nervtötende Mücke nicht geglaubt, dass er nach jenem Schlag noch bei Bewusstsein wäre.

Natürlich würde er ihm nie gestehen, dass er für einen Moment tatsächlich nur lustig vor seinen Augen tanzende, schwarze Punkte gesehen hatte... Doch so wie es aussah, hatten sie beide einander unterschätzt.

Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.

Schon im nächsten Moment ging Ryoga Hibiki wieder einmal zu Boden - stand dieses Mal jedoch nicht mehr auf. Die einzigen Zeichen von Leben in ihm waren sein sich heftig hebender und senkender Brustkorb und sein rasselndes Keuchen, als er mit der Ohnmacht focht und versuchte, seinen Gegner im Auge zu behalten.

"Gar nicht mal so übel... Wirklich nicht schlecht, das muss man dir lassen." Angewidert spuckte er Blut aus, rieb sich mit seinem Handgelenk die letzten Blutreste an seinem Mundwinkel fort und sah verächtlich auf Ryoga hinab. "Aber es reicht noch lange nicht, um mich zu besiegen."

Wieder einmal tasteten giftige Tentakel nach ihm und sein Körper gefror. Noch einen letzten Blick warf er auf den Körper seines niedergegangenen Opponenten, wandte sich dann allerdings um. Sorgfältig hatte er sein Gesicht von jeder Emotion befreit und sich auf einen möglicherweise schockierenden Anblick gefasst gemacht, als er sich der dunklen Energiequelle entgegen stellte, doch hatte er ein solches Bild nicht erwartet:

Akane Tendo, mit gezücktem, in der Sonne glänzenden Schwert und einem starren Ausdruck in ihren mit einem Male erschreckend dunklen Augen. Wohin die Hübsche mit den langen, braunen Haaren und den frechen Augen verschwunden war, das sah er nicht.

"Du warst das also..." Er lachte kurz auf und bedachte sie mit einem verächtlichen Blick - seine Körperhaltung eine einzige Provokation. "Hätte ich mir ja eigentlich denken können. Schwach, wie du bist, kannst du der Versuchung einfach nicht widerstehen, nicht wahr, kleines Mädchen?"

Aus seinem Rücken hörte er ein empörtes Keuchen, doch fürchtete er sich nicht vor dem momentan kampfunfähigen Ryoga. Enttäuscht registrierte er, dass das sonst so leicht entflammbare Temperament der jungen Gouverneurstochter seiner Aufforderung zu einer Explosion an kindischer, doch berechenbarer, kalkulierbarer Wut und impulsiven Kampfeslust nicht nachkommen wollte.

Hätte er nicht aufmerksam ihr Gesicht auf Regungen und Reaktionen studiert, so hätte er sicherlich das unmerkliche Flackern in ihren erstaunlich leblosen, ausdruckslosen Augen übersehen - das einzige Zeichen, dass sie seine Stimme gehört hatte; sie, oder der Teil von Akane Tendos Persönlichkeit, der sich nicht schon zu weit entfernt hatte, um seine vorsichtig tastenden Fingerspitzen zu spüren, die über die glatte Oberfläche eines dunklen, tiefen Sees fuhren um zu sehen, welche Wellen seine Berührungen verursachen würden.

Würde es ihm nicht gelingen, diesen Teil der jungen Frau zu erreichen und ihre in Dunkelheit ertrinkende Figur aus dem kalten Wasser zu ziehen, so würde er unter Umständen nicht nur die Seele des unwissenden Mädchens nicht mehr retten können, sondern das eigene Leben ebenfalls verlieren.

"Be-behandle die Herrin gefälligst mit Respekt d-du Bastard..." Offensichtlich hatte der Fischerbengel Schwierigkeiten mit seiner Artikulation - ein Fakt, der möglicherweise in Zusammenhang mit seinem luxierten Unterkiefer stand. Interessant, doch belanglos.

Der kleine Einwurf brachte jedoch eine neue Idee in seinen fiebernd nach einer Lösung des Problems, welches sich mit einem irren, auf dem sonst reglosen, leichenblassen Gesicht der Tendo vollkommen deplazierten, manischen Lächeln in Form eines durstigen Schwertes näherte, suchenden Kopf. Obwohl er äußerlich gefasst und kühl wirken mochte, sah sein Inneres anders aus.

Immer noch fühlte er das Lauern einer bedrohlichen Macht, die ihre gierigen Finger nach ihm ausstreckte, und er kam nicht umhin, so langsam das Gefühl einer dunklen Vorahnung wahrzunehmen, welches sich in ihm ausbreitete, um eiserne Bande der Angst um sein Herz zu schlagen und seinen Verstand zu benebeln.

Aber er würde widerstehen!

Nur noch 5 Meter trennten die beiden Gegner, welche das in der Sonne tödlich glitzernde Schwert auserkoren hatte. Schon hatte Akane ihr Schwert zum ersten Schlag erhoben und war die Hand des Fremden zu dem an seiner rechten Hüfte befestigten Schwertgriff gezuckt, als das Klingen schwerer Rüstungen und das knarrende Geräusch von gut gefettetem Leder ebenso wie das mutige Kriegsgebrüll junger Männer, bereit, für ihre Herrin in den Tod zu eilen, durch den Kirschbaumgarten schallte.

Von den neuen Geräuschen abgelenkt neigte Akane in ruckartigen Bewegungen, so, als kämpfe ihr Körper gegen die Befehle ihres Willens an, ihren Kopf in Richtung des anbrandenden Lärms und bemerkte dadurch erst zu spät das Blitzen einer Metallklinge aus ihrem Augenwinkel und einen kräftigen Ruck an ihrem Handgelenk, als ihr Schwert sich selbstständig machte.

Horror weitete ihre Augen, als sie die erschreckende Szene vor sich sah, welche sie noch nächtelang in ihren Alpträumen verfolgen sollte.

Von ihrer wie mit schwarzem Teer verschmierten und umschlungenen Hand zogen sich lange, zähe und dehnbare schwarze Fäden bis hin zu dem scheinbar flüssigen Schwertgriff des Katana, welches noch Augenblicke zuvor, wenn auch nicht unbedingt friedlich, dann zumindest definitivlebloser als nun, in ihrer Hand gelegen hatte, nun jedoch zitternd in der Luft schwebte. Im Takt zu dem Herzschlag ihres Gegenübers, ersichtlich an der sich mit jedem Pulsschlag hebenden und senkenden Haut über der Halsschlagader des Fremden, vor der die bebende Schwertspitze wenige Zentimeter vor ihrem Ziel stehen geblieben war, ging von der Klinge des Schwertes ein schwarzes Licht aus, wenn es denn überhaupt so etwas wie schwarzes Licht gab.

Nein, nicht von der Klinge an sich ging das Leuchten aus, sondern von der Blutrille, die, als ob sie unter großer, elektrischer Spannung stünde, kleine, blaue Blitze über die zwei Hände zucken ließ, die sie von ihrer Destination, der Arterie des Bezopften, zurückhielten.

Gelähmt vor Entsetzen und Schock konnte Akane mit sich langsam klärendem Verstand nur zusehen, wie ein gleißender Funkenregen in Sekundenbruchteilen über die Klinge hinwegfegte, als der Unbekannte seine Hände mit verzerrtem, blassem und vor kaltem Schweiß glänzenden Gesicht einen anderen Griff direkt um die blanke Schneide der Klinge einnehmen lassen musste, um das blutlüsterne, vorwärts drängende Schwert von seiner Hauptschlagader abzuhalten und sich dabei effektiv die Handflächen auftrennte. Ein weiterer Funkenregen stob auf, als das Katana stärkeren Druck gegen die nun heftig blutenden Handflächen ausübte, um mehr Blut aus ihnen hervorzupressen.

Wie in Zeitlupe konnte Akane mit ihrem nun wieder einmal völlig klaren Verstand, jedoch immer noch bewegungsunfähigen Körper voll der unerklärlichen, morbiden Faszination sehen, wie jeder Funke, ausgehend von den Stellen, an denen das dunkle Blut in die Blutrille sickerte, in einer wilden Spirale um die sich mit jedem Funken weiter schärfende Klinge tanzte und sich zum Schwertgriff hinunter bewegte, auf dem Weg zur Gravierung, welche sich mit einem hellen Leuchten zu neuen Schriftzeichen umwandelte. Was ihr jedoch noch mehr fragwürdige, beängstigende Freude bereitete, war, den Schmerz auf seinem Gesicht zu sehen. Die enorme Mühe, welche es ihm bereitete, ihren Angriff abzuwehren.

Hatte sie den Eindruck, diese Machtprobe zweier Halbstarker dauere schon eine Ewigkeit an, so irrte sie sich. Nicht viel Zeit konnte vergangen sein, denn erst in dem Moment, in welchem der Bezopfte unter großer Anstrengung das offenbar einstweilen halbwegs befriedigte Schwert von sich warf und mit einem gewaltigen Satz nach hinten gegen den "Alten Großvater" gedrängt auswich, brachen die ersten Soldaten durch den Ring aus niedrigen Gebüschen, die den lichten Zirkel um den "Alten Großvater" säumten und stürmten auf ihre Herrin zu, um sie vor jedem Übel, welches ihr auch immer widerfahren mochte, zu schützen.

So schnell jedoch wollte sich das eigenwillige Katana nicht zufrieden geben; in einem letzten Aufbäumen unwirscher Kraft folgte es halbherzig den Bewegungen des außerordentlich talentierten, nun jedoch stark blutenden Kämpfers.

Diesem blieb nur eine Fluchtrichtung, bedenkt man den Fakt, dass er gegen die knorrige Rinde des uralten Stammes gedrängt stand: Oben, ins dichte Blätterdach des "Alten Großvaters".

Unter dem Geräusch splitternden, berstenden Holzes hieb die Klinge tief in das Holz des alten Baumes ein, an der Stelle, an welcher sein Hals noch Sekunden vorher angelehnt hatte.

Hätte der junge Schwertmeister einen Moment gezögert, so hätte ihm das eigenwillige Schwert den Kopf glatt von den Schultern getrennt.
 

"Akane!" Verwirrt blinzelte sie, als sie ihren Namen hörte.

Kurze Zeit später wurde sie von heftig atmenden und unter ihrer schweren Rüstung schwitzenden Soldaten umringt, ebenso wie von einer ängstlichen Ukyo, die sich unablässig aufgeregt nach ihrem Wohlergehen wie auch nach dem Verbleib des Unbekannten erkundete.

Akane jedoch registrierte nichts von alldem. Ihre Augen lagen auf dem Katana, welches eine schreckliche Wunde in die Haut des Baumkolosses gerissen hatte und immer noch wie ein Dorn in seinem hölzernen Leib steckte.

Als sie verwundert, warum sie auf einmal jenes Schwert in ihrer Hand hielt, es aus dem Stamm herauszog, sog sie scharf die Luft zwischen ihren geschlossenen Zähnen ein. So, als habe ein loderndes Feuer in dem klaffenden Riss im Kirschholz gewütet, waren die Ränder der Verletzung zu Asche verkohlt und die unteren Holzschichten ebenfalls verbrannt und schwarz versengt.

Einige Zweige raschelten über ihren Köpfen, doch niemand außer Akane, die wie in einer Art Trance nach oben sah, bemerkte das Blut, welches am Stamm hinunter rann. Perplex legte sie ihren Kopf schief, fuhr jedoch erschrocken zurück, als eine warme Flüssigkeit von einem der unteren Äste auf ihre Stirn hinunter tropfte und über ihre Schläfen hinabrann.

"Akane, du blutest ja!"

Immer noch verwirrt und verloren in einem Meer von Fragen wandte sie sich zu Ukyo um, die mit ihren Fingern sanft die warme Flüssigkeit abwischte und ihr zur Inspektion zeigte. Tiefrotes Blut verschmierte die Fingerkuppen ihrer langen, feingliedrigen Finger.

Schnell sah Akane noch einmal nach oben, als sie erneutes Rascheln aus dem Blätterwerk vernahm. Daraufhin herrschte Stille im Haupt des "Alten Großvaters", und nur die Geräusche der Soldaten, die den erschöpften Ryoga zum Herrenhaus trugen oder die Umgebung nach Feinden absuchten, durchdrangen die Stille, welche mit einem Male über dem Kirschgarten lag.

Eine unnatürliche Stille, denn das stets präsente, nie abebbende Rauschen der Blätter im Wind war verstummt. Es schien, als habe der Wind vergessen, wie zu atmen sei.

"Akane, komm! Wir versorgen erst einmal deine Wunde und sehen dann nach Ryoga. Die Soldaten werden den Eindringling schon finden!"

Zögernd ließ sie das Katana in seine Scheide gleiten und schickte sich an, ihrer alten Freundin zu folgen, als ein knarrendes Geräusch sie noch einmal inne halten und über ihre Schulter zurückblicken ließ. Aus dem Innern des "Alten Großvaters" ertönte ein grollendes Geräusch, so, als ob der Baum unter unerträglichen Schmerzen leide.

Was war nur in den letzten Minuten passiert?
 

~
 

Silbriges Mondlicht glitzerte auf den taunassen Blättern der Kirschbäume, deren Knospen sich zur Nachtzeit geschlossen hatten. Der ungewöhnlich helle Vollmond hatte sich blutrot über dem stillen Land erhoben und spendete der einsamen Figur mit den langen, zu einem hohen Pferdeschwanz gebundenen Haaren genug Licht, um den Weg zwischen den eng beieinander stehenden Ein- und Dreijährigen zu ihrem Ziel, dem "Alten Großvater", zu finden.

Flink huschten die Augen schokoladenbrauner Farbe über die dunklen, schattenhaften Gebilde, die sie als Gebüsch und Bäume identifizierte, hinter welchen sich Angreifer mühelos verbergen mochten.

Das Licht des unheimlich im vom Meer heraufziehenden Dunst leuchtenden Mondes reichte zwar aus, um vage Konturen zu erkennen, nicht jedoch um die tiefen Schatten zu durchdringen, die in der jungen Frau die Angst vor der Dunkelheit, vor dem Ungewissen wach riefen.

Der Wind frischte für einen kurzen Moment auf und ergriff einige der langen Strähnen braunen Haares, welche sich die junge Frau mit einer ruhigen Geste aus dem Gesicht und hinter ein Ohr strich, erzeugte jedoch in den erstarrten, unbeweglichen Blättern der Bäume kein Geräusch. Die Einsicht, dass es nichts zum Spielen mehr gab, kam schnell und ließ den Wind resignieren und abflauen.

Mit festem Blick und entschlossenem Schritt überquerte sie die letzten Meter, welche sie und den Stamm des "Alten Großvaters" noch trennten.

Gedankenvoll musterte sie die tiefe Kerbe, welche das Schwert ihrer Freundin und Herrin in das alte Fleisch des Baumes gerissen hatte. Etwas seltsames ging mit Akane vor sich - und Ukyo konnte sich nicht dem Verdacht erwehren, dass das ungewöhnliche Verhalten der jungen Schwertmeisterin in Zusammenhang mit ihrem Geburtstagsgeschenk, dem seltsamen Katana und dem Auftauchen des Fremden zu tun hatte.

Wo sie gerade an den Unbekannten dachte... Wer war er wohl?

Eines wusste sie mit Sicherheit: Er stammte nicht aus der Umgebung; ein solch markantes, gutaussehendes Gesicht und solch einen Körper von so außergewöhnlicher Schnelligkeit hätte sie nicht vergessen, hätte sie ihn schon einmal zuvor in ihrem Leben gesehen.

Brennende Neugier zerfraß sie fast bei dem Gedanken an ihn. Sein Bild, seine Körperhaltung, seine Stimme - all das konnte sie nicht vergessen. Er hatte so etwas an sich, das ihr eine heiße Röte in die Wangen stiegen ließ, etwas, das sie faszinierte, verzauberte, und ihr in dieser fast schon unheimlich stillen Nacht den Schlaf geraubt hatte.

Gedankenverloren suchten ihre Fingerspitzen, den verkohlten Rand der Holzwunde entlang zu fahren, doch zuckte sie erschrocken zurück, als ihre Fingerkuppen mit dem spröden Stoff in Berührung kamen und ein tiefes Dröhnen aus dem Innern des Baumes nach außen Drang. Ächzend neigten sich die Äste über ihr, als ob ein wilder Sturm an ihnen zerrte und zog...

Doch konnten sie sich eigentlich nicht bewegen. Wie Ukyo an den Blättern der anderen Kirschbäume erkennen konnte... war es vollkommen windstill. Ein leichtes Beben der Erde unter ihren Füßen ließ ihren Körper zu Eis erstarren, als der Baum noch einmal wie in grauenerweckender Agonie seufzte und gequält schrie.

Erschrocken machte sie einen schnellen Satz rückwärts und sah mit geweiteten Augen auf den "Alten Großvater" und auf die Stelle, an welcher sie noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte.

Dort war eine gewaltige Dornenranke aus dem Boden gestoßen und hatte sich besitzergreifend, erdrückend wie die Umarmung eines Pythons, um den stöhnenden Leib des Baumes geschlungen. Gefährlich, tödlich glitzerten die ellenlangen, schwarzen Dornen im Mondlicht spitz und blutdurstig.

"D-das ist doch nicht möglich...!"

Voller Entsetzen wich sie noch einige Schritte zurück und blickte auf die enorme Dornenranke. War sie tatsächlich von tiefschwarzer Farbe oder täuschte der Lichteinfall ihren Blick? Wie war es nur möglich, dass diese riesige Pflanze in so kurzer Zeit so schnell gewachsen war? Waren solche Größenverhältnisse und Ausmaße für eine gewöhnliche Pflanze überhaupt normal?

Benommen schüttelte Ukyo ihren Kopf und schluckte trocken, als sie die grotesk gekrümmten Dornen betrachtete. Hatte sie das Gewächs schlicht und einfach übersehen, als sie den "Alten Großvater" besucht hatte?

Das untrügliche Gefühl beschlich sie, dass diese Erscheinung nicht mit Logik zu erklären war. Es war schlicht und einfach unmöglich, dass sie so etwas Auffälliges einfach übersehen hatte.

Ein leiser Schrei entriss sich ihrer Kehle, als das schwarze Ungetüm der Botanik mit einem Übelkeit erregenden Geräusch seine liebevolle Umarmung verstärkte und sich einige Dornen in den Baum bohrten. Schmerzerfüllt ächzte der Baum noch einmal in einem lauten Klageschrei, doch hörte Ukyo diesen nur noch aus der Ferne, als er über den totenstillen Kirschhain hallte, denn schon trugen sie ihre Füße mit fliegenden Schritten dem Ausgang des Gartens entgegen.

Vielleicht hatte Akane ja eine Erklärung für all das? Vielleicht sogar eine Lösung? Sie hoffte es.

Sie hoffte es inständig.
 


 

--------------------
 

Danke für die Aufmerksamkeit!

Die Fortsetzung mit dem voraussichtlichen Titel "Das Mädchen und die Dornenkrone" erfolgt frühestens in 3 Wochen, da ich in jener Zeit abwesend sein werde - doch bin ich recht zuversichtlich, dass ich in der Zwischenzeit zum Schreiben komme und diesen Termin einhalten kann.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von: abgemeldet
2005-08-22T15:00:17+00:00 22.08.2005 17:00
Huhu :) hab schon gedacht du schreibst garnicht mehr weiter. hab mich ja zum Glück geirrt ;)
Ich fand den Teil ganz gut! Bin schon gespannt wie es weiter geht ;)

Bis denne dann!
Gruß,

primaBella
Von: abgemeldet
2005-01-21T11:54:37+00:00 21.01.2005 12:54
Mmm~mh, die Geschichte und dein Schreibstil sind echt gut und ich kann dich nur anbetteln: MACH BITTE SCHNELL WEITER!
Bin schon wieder auf Entzug!
Ach ja, du schreibst mir doch sicher eine ENS, wenn's weitergeht, ooooooder? ^.^
Daaaaaaaanke.
Also dann, bis zum nächsten Kappi:
Tschautschau
Sacra
Von:  Talia-chan
2004-12-27T18:11:32+00:00 27.12.2004 19:11
Ich find die FF Klasse und hoffe, dass es bald weiter geht^^ Hab sie leider nur etwas spät entdeckt. Mach schnell weiter.
L
Von:  Deepdream
2004-12-06T17:48:46+00:00 06.12.2004 18:48
Über deinen phänomenalen grammatikalischen Ausdruck braucht man ja kein simples Wort zu verlieren, oder irre ich mich da?

...

Zur Absicherung und dass du meine Lobeshymnen nicht als Mitleidsbekundung interpretierst schreibe ich am besten sämtliche positiven Aspekte hernieder.

Zu allererst einmal der regelrecht bildliche Ausdruck, angereichert durch viel Phantasie und gewoben aus einer nahezu perfekten Konstellation von Begriffen, wie Wörtern.

>Die Hände der Magd zitterten, als sie den Krug mit dem frischen, kühlen Wasser in ihren Händen hielt und nervös auf die breitflügeligen Türen starrte, vor denen sie zur Zeit unruhig ausharrte.<

A) Der Leser ist sofort im Stande sich mit den relevantesten Informationen vertraut zu machen.

B) Der Leser erfährt etwas über die Situation der beleuchteten Person.

Besser, als du es in Worte zu fassen gewusst hast, hätte dies auch kein Autor a la Tolkien oder dergleichen hinbekommen können, dessen sie dir versichert.

Aber wenden wir uns meinem persönlichen Lieblingsaspekt zu, den detaillierten Charakterbeschreibungen und die explizite Präzision beim Verhalten, Handeln, wie Erleben der Protagonisten.

Nehmen wir als potenzielles Beispiel einmal Ryogas Reaktion.

Da ich mich selbst mit jenem Charakter bereits exzessiv auseinander gesetzt habe, vermag ich zu behaupten, dass du ihn akribisch genau getroffen hast.

Wie wir alle wissen, gilt Ryoga nicht unbedingt als ein Musterbeispiel für Geduld oder als Meister des gepflegten Ausdrucks, auch sein impulsives Verhalten hast du adäquat etabliert. Den Grund dafür wusstest du ebenfalls anzugeben und integriertest einen kurzen Rückblick über die Reaktion anderer Leute, um Ranmas Verhalten noch ein wenig markanter hervorzuheben.

Das Ukyo im wörtlichen Sinne ganz hin und weg von Ranmas imposanter Gestalt ist, dürfte nur zu verständlich sein, da sie sich ja bereits im Manga wie im Anime auf extrem Art und Weise in ihn verliebt hatte.

Jenes Liebesgeflecht zwischen ihr, Ranma, wie Akane dürfte diverse Alternativen offen halten, wodurch die Geschichte so bald nichts an Spannung und Atmosphäre einbüßen wird müssen.

> "Sei still, du Narr. Verschwindet und ich lasse euch euer Leben. -" Eine ausholende Handbewegung unterstrich seine Worte. "-Bleibt ihr, seid ihr tot."
So, wie er seinen letzten Satz betonte...
... klang diese warnende Drohung fast schon wie ein Vorschlag.<

Zumindest lässt sich der weitere Verlauf anhand dieses Cliffhangers ansatzweise voraus prognostizieren und dies lässt auf einen fantastisch geschilderten, mit vielen Details gespickten, Kampf zwischen Ranma und Ryoga hoffen.

Da wir, deine Fans, ohnehin schon vielerlei Proben deines extremen Könnens genießen konnten, vor Verzückung am liebsten die Augen geschlossen hätten, ...

(was leider nicht möglich war oder hast du schon mal den Versuch unternommen "blind" zu lesen? *g*)

...wird auch das nachfolgende Kapitel mit exorbitanter Garantie eine gar herrlich Pracht an Atmosphäre, wie hoher Schreibkunst werden dürfen.

Was vermag ich nun noch zu sagen, da meine Gedanken noch immer wirr durch den imaginären Raum zu kreisen scheinen, was du höchstwahrscheinlich bereits am zusammenhangslosen Geschwafel meiner Person registriert haben dürftest.

Ach ja, ich wollte mich für die "herzliche" Widmung deinerseits aus tiefstem Herzen bedanken. *ig*

Zuallererst einmal kann man dieses literarische Meisterwerk, diese grandiose Komposition verschiedenster belletristischer Komponenten keineswegs als >Schrott< definieren, wenn du schon den Impuls verspürst ein Schriftstück in der "Luft zu zerreißen" führe die meine Geschichte vor Augen, da gäbe es genug zu tun. ;-)

Zweitens fürchte ich keine potenzielles Killer, welche mir nun nach dem ohnehin nicht allzu wertvollen Leben trachten könnten, da du dir mit jenem Kapitel ohnehin lediglich Fans gemacht haben dürftest...

...oder um es anders zu formulieren...

..."Ein weiterer Beweis deines großen Talents."

Bye,

auf bald,

Deepdream [Hier bitte dein Privlig zu Nutze ziehen und imaginär meinen Spitznamen integrieren.]
Von: abgemeldet
2004-12-05T20:19:35+00:00 05.12.2004 21:19
Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass die Geschichte von Satz zu Satz mehr und mehr Spannung gewinnt (wenn das überhaupt möglich ist). Die Aufforderung weiter zu schreiben, erübrigt sich damit jawohl auch, denn ich kann es kaum erwarten, zu lesen, wie es weiter geht.
Nun, was soll ich noch sagen? Sehr schöner Stil, detailliert und auf jeden Fall hochgradig fesselnd, wie die vorherigen Kapitel auch. Denn zu meckern habe ich bis jetzt immer noch nichts daran gefunden (und ich bin wirklich pingelig).
Ich hoffe nur, dass dieses Mal nicht so eine lange Pause zwischen dem Upload der nächsten Kapitel liegt.

Kisu
Von: abgemeldet
2004-12-05T10:21:06+00:00 05.12.2004 11:21
meucheln? Ich denke vergöttern wäre angebrachter. Wie immer ein super Chap, wenn auch etwas kurz. Aber besser als garnichts*g*
Jetzt lass uns aber bitte nicht wieder Monate lang warten bis es endlich weiter geht!!!
Gruß,

primaBella
Von: abgemeldet
2004-10-24T13:32:26+00:00 24.10.2004 15:32
Hi! Endlich hab ich es mal geschafft, deine FanFiction zu lesen, obwohl ich sie schon länger auf dem Computer gespeichert hatte. Ich muss echt sagen, ich hab mich halb tot geärgert, sie nicht schon früher gelesen zu haben. ^.^
Dein Schreibstil ist wirklich gut. Durch die Liebe zum Detail und dem geschickten Spannungsaufbau konnte ich gar nicht mehr aufhören sie aus der Hand zu legen, beziehungsweise meinen Computer. Ich hoffe von Herzen, dass du bald die Zeit finden wirst, weiter zu schreiben, auch wenn der letzte Chapter-Upload schon knapp 5 Monate her ist. Ich freue mich jedenfall schon sehr darauf und erwarte dies in Zukunft mit Ungedult, jetzt da ich sprichwörtlich Blut geleckt habe.

Ja ne, Kisu
Von: abgemeldet
2004-08-05T18:27:11+00:00 05.08.2004 20:27
super weiter schreiben bitte
Von:  Deepdream
2004-05-17T13:26:37+00:00 17.05.2004 15:26
Einfach ein wunderschönes Kapitel. Dein Schreibstil hat mich mal wieder völlig aus der Fassung gebracht und alles wirkt, obwohl es ja rein fiktiv ist, relativ real. Unglaublich. ^^

Etwa der Kampf zwischen "Dem Erben des Drachen" (ist Ranma, oder? ;)) und der heißblütigen Schwertkämpferin, mit Namen Akane, war wunderbar und detaliert beschrieben, sämtliche Abläufe konnte man sich regelrecht vorstellen.

Was hat es mit der Klinge auf sich? Was ist jenes Metal für ein von magieerfülltes Artefakt? Warum nahm Ranma sich seine Klinge nicht zurück, zurück in seine Obhut, warum überliss er es stattdessen der, dessen Blut das Schwert nicht begehrt?

Soviele Fragen *kopfschüttel*. Hoffe du beantwortest sie mir so rasch es geht (dein Zeitpensum ist ja leider arg begrenzt), in Form eines neuen Kapitels.

Mit der Länge jenes Kapitels war ich mehr als nur zufrieden, man merkt regelrecht Blut und Schweiß, (im sprichwörtlichen Sinne) welche du in jene Geschichte inverstierst, um uns, deinen Lesern eine Einsicht in dein schriftstellerisches Können zu gewährleisten.

Durchaus interessant finde ich auch den Witz und die teils vorkommende Ironie, bei der ich schon des öfteren Schmunzeln musste, welche du geschickt und zum richtigen Zeitpunkt mit einbringst.

Entschuldige bitte mein primitives Kommentar, welches deiner FF noch nicht mal im Entferntesten gerecht wird. -.-

Bye, Deepdream
Von:  Amudha
2004-05-17T12:04:40+00:00 17.05.2004 14:04
Hiiiiiiiiiiiiiiiii~i^^
*biiiiiii~ig hug*
Schon lange nicht mehr geschafft als Erste zu kommien...;)
*hüstel*
Muss gestehen...noch nicht gelesen^^# Werde ich aber noch machen..und dann auch richtig kommentieren^^V
^///^ Danke!!!

Swetha


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