Was wäre wenn... von Rachelle_Jade ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dort steht er im Licht der Sonne. Sein volles braunes Haar steht wie immer zu allen Seiten ab. Ich muss lächeln während ich ihn beobachte. Er lacht zusammen mit seinen Freunden. Sie stehen dort alle zusammen, eigentlich sind es auch meine Freunde, ich frage mich, ob es ihnen überhaupt auffällt, dass ich fehle? Ich rücke noch ein Stück weiter in den Schatten. Ich bin es nicht wert gesehen zu werden... Wahrscheinlich wollen sie mich auch gar nicht sehen. Mir fällt auf, seine Freundin fehlt auch noch. Wo mag sie bloß sein? Meine ehemalig beste Freundin? Ist sie nicht eigentlich noch immer meine beste Freundin? Ist er nicht eigentlich noch immer mein bester Freund? Was ist passiert...? Warum musste es so kommen? Ein Seufzer entrinnt mir. So viele Fragen schwirren durch meinen Kopf, aber es gibt keine Antworten darauf. Ich sollte nicht so feige sein und mich einfach der Situation stellen. Dann hätte ich wahrscheinlich meine langersehnten Antworten. Sein Lachen dringt bis hierhin in meine Ohren. Es klingt so schön, so ehrlich, so frei... Es freut mich, dass es ihm gut geht. Plötzlich verstummt sein Lachen. Was ist los? Ich schaue gespannt in die selbe Richtung wie er. Ein Mädchen mit langen braunen Haare kommt zu ihm gelaufen. Sie trägt einen kurzen Minirock. Klar, sie weiß was sie hat und zeigt das auch... Es ist kein Wunder, dass ihm bei ihrem Anblick der Atem wegbleibt. So geht es wahrscheinlich jedem männlichen Wesen... Sie zieht ihn zu sich und gibt ihm einen langen Kuss. Ich muss schlucken... ich stelle mir vor, wie ich mich fühlen würde, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Als sie sich wieder von ihm löst, strahlt er übers ganze Gesicht, wie ein kleines Kind, dass grade vorm riesigen Weihnachtsbaum mit vielen Geschenken steht. Sie wirft ihm ein verführerisches Lächeln zu. Ich spüre wie mein Herz einige Sekunden aussetzt. Es ist so schrecklich das mit anzusehen, aber was bleibt mir anderes übrig? Schließlich bin ich ja auch selber Schuld. Einige vereinzelte Tränen laufen meine Wangen hinunter. Wieder drängt sich mir die Frage auf, was wäre wenn ich an diesem einen Abend nicht so abweisend, so misstrauisch gewesen wäre? "Tai? Schläfst du schon?" Ihr bester Freund lag auf der Couch in ihrem Zimmer. Sie waren heute zusammen im Kino gewesen und hatten sich einen Horrorfilm angesehen. Da sie sich nicht mehr alleine danach nach Hause getraut hatte und ihre Eltern sowieso nicht da waren, hatten Tai und sie beschlossen, dass er ja dann bei ihr schlafen könnte. So was war doch ganz normal unter Freunden, oder? "Hm... ja ich bin noch wach..." Sie wünschte sich sehnlichst er würde neben ihr in ihrem Bett liegen. "Nochmal danke, dass du mitgekommen bist.." "Aber Sora, dass war doch selbstverständlich..." Er lallte ein wenig, da sie sich vorhin noch ein bisschen an dem Alkohol ihres Vaters vergriffen hatten. "Ich mein, ich würde dich nie alleine lassen, wenn ich weiß, dass du Angst hast." Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Er war schon den ganzen Tag über so anders gewesen als sonst. "Du sollst wissen, wann immer du dich alleine fühlst oder so, kannst du mich anrufen... denn ich bin immer für dich da..." "Ach Tai...", sie musste kichern. Das würde er niemals so zu ihr sagen, wenn er nüchtern war. "Ich meine das vollkommen ernst Sora. Du bist für mich der wichtigste Mensch auf der Welt.... Ich liebe dich..." Plötzlich war sie hellwach, ihr Herz fing an zu rasen. "Das sagt er nur so Sora... bleib ganz ruhig... er ist betrunken...", sagte sie zu sich selbst in Gedanken. "Das sagst du doch nur, weil du Alkohol im Blut hast..." Nun war in seiner Stimmung Entrüstung zu hören. "Das ist nicht wahr! Ich bin noch fast vollkommen nüchtern. Glaub mir.." "Ja ja... das werden wir morgen sehen..." Sie hörte wie er sich auf seinem Schlafplatz wegdrehte. Keiner von ihnen sagte in dieser Nacht noch etwas. Am nächsten Morgen wachte sie früh auf. Sie gähnte und streckte sich einmal. Dann fiel ihr Blick zu dem Sofa. "T...tai?" Erschrocken sprang sie auf. Er war nicht mehr da! Sie schaute sich suchend um und sah auf einem Tisch einen Zettel liegen. "Da du mir ja sowieso nicht glaubst, kann ich ja auch gehen. Tai" Langsam zerknüllte sie den Zettel in ihrer Hand. Er hatte es also wirklich ernst gemeint? Eine Träne lief ihr über die Wange... Verdammt! Warum steht sie dort hinten im Schatten der alten Eiche? Glaubt sie, ich kann sie dort nicht sehen? Glaubt sie, ich kann ihre Tränen nicht sehen? Was will sie von mir? Ich halte es nicht aus. Es zerbricht mir das Herz sie so einsam und verlassen zu sehen. Aber ich kann nicht zu ihr, ich habe schon ein zu dichtes Netz von Lügen um mich herumgesponnen. Sie scheint so zart und verletzlich zu sein... Verdammt... schnell schaue ich zu Mimi, meiner Freundin. Sie ist das totale Gegenteil von Sora. Sie ist selbstbewusst und lässt sich von nichts und niemanden so leicht aus der Ruhe bringen. Dazu ist sie noch außerordentlich hübsch, sie weiß wie man die Jungen in ihren Bann zieht. Immer wieder werfe ich einen verzweifelten Blick zu Sora, aber sie scheint es nicht zu merken, ich will dass sie weiß, dass ich eigentlich nur sie liebe, aber zu feige bin es zuzugeben. Was wäre wenn ich an diesem einen Morgen nicht in meiner Verzweiflung zu Mimi gegangen wäre? Wäre dann zwischen Sora und mir noch alles in Ordnung? Wären wir vielleicht sogar ein Paar? Eigentlich brauche ich mir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Ich hatte mich an diesem Tag auf Mimi eingelassen.. und damit war der Anfang des Lügennetzes gesponnen worden. Ich gab vor sie zu lieben, ich überzeugte alle, dass Sora mir egal war, ich erklärte allen, dass es mir noch nie so gut ging wie in diesen Tagen... Es gibt kein zurück mehr. Verdammt, ich habe meinem besten Freund sogar versprochen, dass ich mich gut um Mimi kümmern werde... schließlich ist er selber in sie verliebt, aber er hat gesagt, er freue sich für mich. Ich kann nicht zurück... Ich würde von allen verachtet werden... ich kann doch nicht einfach Mimi, das Mädchen überhaupt, zurückweisen... der Druck wächst täglich von allen Seiten... und das alles nur, weil ich zu feige bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)