Dolphin's Cry von abgemeldet (Eine Orlando Bloom Fanfic) ================================================================================ Kapitel 19: Zwischenspiel-3 --------------------------- Interlude III This time, this fate Takes a path you didn't choose Stay strong, keep faith There's a change that's coming through Hold on my love Hold on Heaven Coming Down - The Tea Party Ich legte auf und lächelte Sean zu, der gerade durch die Tür kam, um mir Gesellschaft zu leisten. "Wie geht's Elijah?" fragte er. "Großartig," antwortete ich ohne Zögern, obwohl meine Herz in mir ungleichmäßig pochte. "Er wollte wissen, wie die Show so läuft." Sean lächelte, kam zu mir, küßte mich und ich ließ ihn mich in seine Arme ziehen, schloß meine Augen und tat so, als sei der Anruf nie geschehen. Ich war in jener Nacht zu Tode erschrocken gewesen. Erschrocken, weil ich vom Tanzen zurück in unsere Sitzecke gekommen war und die Menge Gläser gesehen hatte, die sich vor Orli stapelten. Erschrocken, weil ich in seine rotgeränderten, leicht glasigen Augen gesehen hatte. Erschrocken, weil ich wußte, daß ich es ihm nie erlauben würde, allein nach Hause zu fahren. Ich wollte bei ihm sein, ich glaube, deshalb versuchte ich nicht, ihn so stark zum ranfahren zu bewegen, wie ich es hätte tun sollen. Ich glaube, ich hätte ihn überreden können. Aber ein Teil in mir wünschte sich, daß wir einfach weiterfahren konnten - und niemals stoppen würden. Und ein weiterer Teil in mir hatte keine Angst, zu sterben, nicht, wenn Orli neben mir war. Macht mich das zu einer grausamen Person? Daß ich freiwillig Sean verlassen hätte, um an Orlis Seite zu sterben? Jesus, meine Gedanken sind in letzter Zeit zu durcheinander. Als ich im Krankenhaus aufwachte, saß Sean neben mir und hielt meine Hand, sein Gesicht blaß und mitgenommen. Ich hätte nach ihm greifen und ihm versichern sollen, daß es mir gut ging, ihm dafür danken sollen, daß er da war. Statt dessen fragte ich nach Orli. Ich hatte wissen wollen, wo er war, ob es ihm gut ging. Sean hatte geantwortet, daß es ihm gut gehe, aber dann wurde er wütend und sagte, er wolle nicht, daß ich je wieder in Orlis Nähe käme, daß er persönlich etwas Vernunft in diesen Kerl prügeln würde. Da bemerkte ich, daß ich einen schweren Fehler gemacht hatte - ich schob es auf den Schock. Als erstes mußte ich Sean beruhigen. Er war am Ende seiner Vernunft. Sean war jetzt meine Verantwortung, nicht Orli. Über ihn könnte ich mir später Sorgen machen. Später fand ich von Elijah heraus, daß Sean Orli schließlich doch gesehen und ihn angegriffen hatte. Ich konnte es ihm wirklich nicht übel nehmen. In diesen ersten Wochen hätte ich Orli wahrscheinlich selbst geschlagen. Es brauchte ein paar Tage, bis der anfängliche Schock des Unfalls verarbeitet war, zusammen mit meinen Ängsten um Orli und was aus ihm geworden war. Danach verlor ich mich in einer stillen Wut. Ich haßte Orli dafür, daß er mich in seine Hölle hinab ziehen wollte, daß er mein Leben gefährdet hatte, als ob ich allein für sein gedankenloses Verhalten verantwortlich wäre. Ich haßte ihn, daß er Sean weh tat, der immer so geduldig und unterstützend durch alles hindurch gewesen war. Am wenigsten konnte ich es ab, daß er das Lebens so leichtfertig und mißachtend behandelte. Ich wollte ihn vergessen. Ich fragte nie nach ihm, wenn Elijah vorbei kam oder anrief, um zu fragen, wie es mir ging. Ich hielt mich von Unterhaltungssendungen fern und als ich vor Gericht aussagen mußte, tat ich so, als wäre es mit jemand völlig anderem passiert. Ich wollte nicht über ihn nachdenken. Ich wollte weder seinen Namen hören noch sein Gesicht sehen. Nichts. Und dann ruft Elijah an und fragt mich, ob ich mit ihm reden will. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nein gesagt. Aber Elijah kennt mich. Er hätte mich nicht so davon kommen lassen. Also hatte ich keine Chance. Seltsam, daß es nur seine Stimme brauchte, um alles wieder aufzuwühlen. Nicht den Unfall, aber wie sehr ich ihn liebte und vermißte und wie froh ich war, daß der Unfall nicht schlimmer gewesen war. Er klang auch gut. Nicht so müde und lustlos wie zuvor. Stark. Da war so viel, was ich hatte sagen wollen, was ich ihm hatte versichern wollen, aber Sean war aufgetaucht und ich konnte ihm das nicht antun. Also hatte ich einfach aufgelegt. Es war besser so. Ich kann mich nicht über die Behandlung beklagen, die ich von Sean empfangen habe, seit ich aus dem Krankenhaus raus bin. Er bediente mich von vorne bis hinten und war so aufmerksam und liebenswert. Das ist eigentlich mehr, als eine Frau verlangen kann. Eines Tages gestand er mir, wie erschrocken er gewesen war, als das Krankenhaus angerufen hatte. Das berührte mich mehr als alles andere, daß er mich nicht verlieren wollte. Und irgendwie erschreckte es mich auch, muß ich zugeben. Jetzt mußte ich mich irgendwann entscheiden, ob ich den Rest meines Lebens mit Sean verbringen wollte oder nicht. In Wahrheit wußte ich nicht, ob ich den Rest meines Lebens mit irgendwem verbringen wolle. Männer waren... ermüdend. Als meine Rippen wieder ganz waren, konnten wir mit dem Dreh von 'The Vast Blue' beginnen. Ein paar Teile filmten wir im Center, nur ein paar kleine Stücke, in denen ich unsere Patienten vorstellte, erklärte, wie sie hierher gekommen waren, wie wir sie pflegten und was mit ihnen geschah, wenn wir sie wieder in die Freiheit entließen. Wir folgten ihnen später, um zu sehen, wie es ihnen erging und dies dem Publikum zu zeigen. Danach erhielt ich meinen Drehplan für die Drehs an fremden Orten. Der einzige Ort außerhalb der USA, an dem ich jemals gewesen war, war Kanada, aber das zählte nicht. Eine schwierige Sache für jemanden, sich ans Fliegen zu gewöhnen, wenn man Angst davor hat. Nun würde ich ins Mittelmeer reisen, nach Japan, Rußland, Afrika, Neuseeland... Yeah. Neuseeland. Darauf freute ich mich wirklich. Besonders, nachdem Sean mit so einem Eifer davon erzählt hatte. Er hatte vor, mitzukommen, mir ein paar spektakulärere Dinge zu zeigen. Dann rief Elijah eines Tages an und meine Aufregung ebbte plötzlich ab. "Hey Lij! Wie geht's?" "Großartig!" Ich hörte, wie er am anderen Ende der Leitung einen Zug von seiner Zigarette nahm. "Hör mal, Torrie, ich wollte mich für das letzte Mal, als ich angerufen habe, entschuldigen, daß ich dich ausgetrickst habe. Ich wollte nicht - " "Ist schon okay, Lij." "Wirklich?" Er erschien überrascht. Ich lächelte. "Ja, Schatz. Wirklich. Ich mußte das ohnehin irgendwann hinter mich bringen. Ich kann Orli nicht ewig meiden." "Kannst du nicht?" Ich lachte. "Lij, die Welt ist klein." "Heh." Er schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte und ich merkte, daß er noch mehr Dinge fragen wollte, sich aber nicht traute. Statt dessen sagte er, "Wir fangen bald mit den Nachdrehs in Neuseeland an." "Wirklich?" Ich lächelte. "Nun, so komisch es auch klingen mag, ich sehe dich vielleicht da unten." "Was?" "Wir filmen einen Teil der Meereswelt da unten." "Ohne Scheiß?" "Ohne Scheiß." "Scheiße." "Ich dachte, damit wären wir durch?" lächelte ich. "Nein, ich meinte 'Scheiße' im Sinne daß ich dir nicht sagen will, was ich dir sagen sollte." Ich kaute auf meiner Lippe. "Und das wäre?" "Orli hat auch ein paar Nachdrehs." "Oh." Also das war wirklich eine kleine Welt. Da waren wir, flogen beide bald aus dem Land und waren beide auf dem Weg nach Neuseeland. Das verschlug mir mehr die Sprache, als ich gedacht hatte. Also würde ich Elijah nicht treffen, so lang ich dort unten war. So einfach war das. "Vielleicht wäre es eine gute Gelegenheit für dich und Orli, um - " "Sean kommt mit." "Oh." Es war schon lustig, daß es ein schönes Ereignis hatte sein sollen, daß Sean und die anderen sich wiedersehen und ein paar fröhliche Erinnerung wieder ins Leben rufen könnten, dort unten, wo die Gemeinschaft begonnen hatte. Nun war da diese Furcht, daß sie einander wiedersehen könnten. Und keiner konnte vorschlagen, daß Sean und die anderen sich trafen und Orli ausschlossen. Genau so, wie sich niemand vorstellen konnte, daß sie sich alle in einem Raum befinden könnten. Ich für meinen Teil dachte, daß Sean sich gegenüber Orli übertrieben aufführte, aber wer konnte schon sagen, was passieren würde, wenn sie für zu lange Zeit auf engem Raum aufeinander trafen. Diese Möglichkeit wollte ich gar nicht erleben. "Nun, ruf mich wenigstens an, wenn du da unten bist," schlug Elijah vor. "Du weißt, daß ich das werde." "Wann fliegst du?" "In fünf Wochen. So wie es scheint, werde ich achtzehn Tage dort sein." Elijah seufzte. "Nun, vielleicht können wir uns ja treffen, huh?" "Klingt gut. Paß auf dich auf, Lij." "Du auch, Liebes." Das Leben ging weiter. Zwei Sendungen waren bereits ausgestrahlt worden und die Quoten hatten sich für den Sender als beträchtlich erwiesen. Es stand auf ihren Top Ten, und das war ein gutes Zeichen. Nicht, daß jetzt jeder den Discovery Channel sah, aber die Produzenten hofften, daß die Sendung von anderen Sendern übernommen wurde. Mir war es egal. Es brachte dem Center Geld und das war alles, was zählte. Ich gebe zu, es war ein wenig seltsam, vor der Kamera zu stehen, besonders, wenn mich die Leute erkannten, wenn ich Onkel Tony auf dem Pier besuchte. Wie ich schon sagte, sah nicht jeder den Discovery Channel, also wurde ich nicht ständig erkannt, aber jeder, der das Meer liebte, sah ab und zu die Sendung. Sie hatten mir eine Sache versprechen müssen - ich würde es nie erlauben, daß man aus mir eine Action-Figur machte wie aus Steve Irwin, Crocodile Hunter oder so. Das war einfach... nun, wirklich albern. Besonders, weil ich kein Verlangen hatte, zu sehen, was man mit mir in einem Schwimmanzug machen würde. Ich schüttelte mich bei dem Gedanken. Bevor ich mich versah waren wir auf unserem Weg nach Neuseeland. Wow, die Erste Klasse war wirklich ein Unterschied zur Touristenklasse, das muß ich sagen. Ich glaube, sie haben da oben irgendein Gas in der Luft, daß dich dazu bringt, daß es dir egal ist, ob das Flugzeug abstürzt oder nicht, solange dein Sitz bequem und daß Essen gut ist und sie dir weiter Alkohol servieren. Sean und ich waren im Trinken wirklich gleichstarke Gegner. Wir waren nicht wirklich gute Reisegefährten, da wir uns beide die schrecklichsten Szenarien ausmalten, wie man abstürzen konnte und mit verschieden Geschichten und Alpträumen ankamen. Es ging immer so fort. Der Regisseur der Sendung, Tim French, sagte uns schließlich, wir sollten die Klappe halten, oder er würde uns das Beruhigungsmittel verpassen, daß er normalerweise für die Haie aufsparte. Ich fragte sogar danach. Ich wollte, daß das Flugzeug landete, verdammt, und ich wollte schlafen, bis das geschah. Leider ging er nicht auf meine Bitte ein. Neuseeland war wunderschön. Sogar den Flug wert. Und ich liebte das Wasser da unten. Den ersten Tag verbrachten wir damit, die Führer kennenzulernen, verschieden Orte zu erkunden, zu tauchen und die Tierwelt da unten kennenzulernen. Ich war verblüfft über die Menge Robben und die Delphine, denen wir begegneten. Und sie waren alle äußerst neugierig und zahm, wollten wisse, was wir taten und schwammen direkt zu den Kameras. Nur zwei Mal hatten wir Probleme mit Haien, einmal verloren wir einen Teil der Ausrüstung, was immerhin besser war, als ein Körperglied zu verlieren. Der Sender bezahlte dafür, daß Sean und ich uns eine Wohnung an der Küste mieten konnten, und während ich tagsüber fort war, um zu drehen, relaxte er, und die Abende verbrachten wir damit, auf Erkundungstour zu gehen und vorzugeben, daß wir im Urlaub seien. Er wußte, daß das Team dort war, um 'Die Rückkehr des Königs' zu drehen, aber wir sprachen eigentlich nie darüber. Ich wollte es. Ich wollte die Idee zur Sprache bringen, das Set zu besuchen, nur um zu sehen, was er sagen würde, aber ich hatte Schiß. Yep. So bin ich. Ein Eins-A-Angsthase. Elijah rief einmal an, um zu fragen, ob wir gut hinübergekommen waren und wie es so ging. Wir versprachen, uns wenigstens einmal zu treffen, während wir dort unten waren. Am Morgen unseres siebten Tages saß ich draußen am Strand, als die Sonne aufging und wartete auf den Moment, an dem ich wieder zurück in den Hafen mußte. Wie würden ein paar Meilen in tiefere Gewässer fahren, um zu sehen, was für Material wir über Haie kriegen könnten. Tim war scharf drauf, einen Großen Weißen zu finden. Ich sagte ihm, er sei verrückt. "Quoten," antwortete er. Die Quoten. Wundervoll. "Morgen, Kleines," sagte Sean zärtlich hinter mir und legte seine Arme um meine Schultern, als er sich zu mir hinab beugte und meinen Nacken küßte. "Gut geschlafen?" "Yep." Ich lehnte mich an ihn, ein Blick schweifte immer noch über die heranrollenden Wellen. Wir saßen lange schweigend da, als sich die Sonne vom Horizont löste. Das taten wir oft zusammen, zuzusehen, wie die Morgendämmerung ihren Weg über den Ozean bahnte. Es war egal, ob das vor oder hinter uns geschah. Es war immer schön und egal, was im Leben geschehen würde, die Morgendämmerung würde mich immerzu an Sean erinnern. "Torrie," flüsterte er in mein Ohr. "Hmmm?" "Ich..." Eine Pause. Dann, "Ich wollte damit bis zu unserem letzten Abend hier warten, aber ich will nicht länger warten." Ich sah hinab, als seine Hand einen Moment hinter mir verschwand und dann wieder auftauchte und ein kleines, samtenes, schwarzes Kästchen in seiner Handfläche lag. Er klappte es mit seinem Daumen auf und dort im Satin war, soweit ich das sagen konnte, ein zweikarätiger Diamant eingebettet, flankiert von zwei halbkarätigen, eckigen Diamanten, eingefaßt in ein Platinband. Ich konnte nur darauf starren, als die Benommenheit durch meinen Körper fuhr. Ich konnte nicht denken. Nicht jetzt. "Torrie?" fragte er sanft und wartete irgendwie auf eine Antwort, das wußte ich. "Er ist wunderschön," konnte ich nur sagen und die Tränen stiegen mir auf. Das war es, es war Zeit. Und ich war nicht bereit. Ich hatte es bis dahin nicht begriffen, aber ich war noch nicht bereit, aufzugeben. Ich konnte mich nicht gehen lassen. "Torrie, sieh mich an," sagte Sean hinter mir. Ich konnte nicht. "Kleines, bitte?" Ich sah, wie er den Ring wegsteckte, mich an den Schultern griff und mein Gesicht zu seinem drehte. Sean legte seine Finger unter mein Kinn und hob meine Augen zu seinen. Wir starrten einander einfach nur an, lange Zeit. Ich war erschrocken über den Kummer in seinen Augen. Er wußte es, bevor ich es tat, glaube ich. Er strich mein Haar zurück, berührte meine Wange und sagte, "Die ganze Zeit, in der ich versucht habe, dich ihn vergessen zu lassen, habe ich keine Erfolg gehabt, nicht wahr?" Ich sah weg, ich konnte ihn nicht länger ansehen. Er wischte eine Träne von meiner Wange. "Ich will nicht, daß du eine Lüge lebst, Torrie. Das kann ich nicht erwarten. Ich habe dir gesagt, daß ich selbstsüchtig bin. Ich will all deine Liebe. Dein ganzes Herz. Wenn du mir das nicht geben kannst, dann sag nein. Jetzt, bevor ich dich und mich in einen Fehler stürze." Ich zuckte zusammen. Ich wollte nicht zugeben, ich hatte dabei versagt, diese Beziehung am Laufen zu halten, genauso wie ich bei der mit Steve versagt hatte. Was stimmte überhaupt nicht mit mir? Warum wollte ich immer etwas anderes? Ich fühlte, wie Sean wieder mein Gesicht nahm und zu ihm drehte. "Beantworte mir nur noch eine Frage, Torrie, und beantworte sie mir ehrlich, egal, wie sehr es schmerzt, okay? Ich nickte und unsere Blicke kreuzten sich. "Wenn du morgens aufwachst, an wen denkst du dann?" Ich schluckte und hatte Angst, es zu sagen, weil ich es mir nie wirklich eingestanden hatte. "Orli," flüsterte ich, und nun flossen meine Tränen. Verdammt, würde ich denn nie über ihn hinweg kommen? Sean nickte nur, schob mein Haar hinter mein Ohr und berührte mich sanft, zögerte dann einen Moment, als ob er seine Gedanken ordnen müßte. Ich haßte mich so sehr dafür, daß ich ihm weh tat. Was für eine Schlampe war ich nur? Er hatte so viel für mich getan, war immer da gewesen, und so gab ich ihm die Liebe, die er mir gegeben hatte, zurück. Indem ich jemand anderen liebte. "Weißt du, ich habe es immer gewußt," sagte er und sah hinaus aufs Wasser, seine Hände immer noch auf meinen Schulten. "Wann immer du ihn ansahst, wann immer er zur Sprache kam. Da war einfach etwas in deinen Augen. Und als wir ihn dann zu uns geholt hatten... ich glaube, dann bemerkte ich, daß ich den Kampf verlor. Aber ich wollte dich nicht gehen lassen. Nach dem Unfall hoffte ich, daß du dich mir zuwenden würdest. Aber satt dessen schienst du dich mir immer mehr zu entziehen." "Sean - " Er wandte sich wieder mir zu und legte einen Finger auf meine Lippen. "Shh. Sag es nicht, Torrie. Ich bitte nicht um Erklärungen oder Entschuldigungen. Ich bin ein erwachsener Mann. Ich habe das schon mal durchgemacht. Es wird wehtun, aber ich werde darüber hinweg kommen und weitermachen." "Ich wollte dich nie verletzten," sagte ich ihm. "Ich liebe dich wirklich - " "Ich weiß." Er beugte sich vor und küßte mich. "Und irgendwie reicht das auch. Aber ich kann dich nicht mit ihm teilen, besonders da ich weiß, daß er den Löwenanteil hat." Er lächelte zärtlich. Ich schüttele den Kopf. "Ich habe so sehr versucht, ihn zu vergessen, ihn hinter mich zu bringen. Selbst wenn ich mir sicher war, daß ich nicht an ihn dachte, tat ich es doch." Sean wischte meine Tränen fort. "Torrie, warum sagst du ihm nicht einfach, was du für ihn empfindest?" Ich atmete tief ein, entzog mich seiner Umarmung und stand auf. Ich ging ein Stück weg, starrte wieder auf den Strand und legte die Arme um mich. Schließlich antwortete ich, "Erst konnte ich den Gedanken nicht ertragen, seine Freundschaft zu verlieren. So ein Geständnis hätte die Tiefe unserer Freundschaft behindert. Ich wußte, daß ich nicht das war, was er wollte. Ich hoffte, Trophy könnte das sein und daß ich seine beste Freundin belieben könnte, mich in den Schatten verstecken und ihn bewundern könnte. Aber dann... nun, etwas passierte und - " "Ihr habt miteinander geschlafen." Das war keine Frage. Ich drehte mich zu ihm. "Wie hast du - " "Torrie." Sean lächelte. "Jeder hat es gesehen. Es war die einzige Erklärung für das, was plötzlich zwischen eure Freundschaft kam, die ihr geteilt habt." "Jeder?" Ich zog ein Gesicht. "Nun, das ist peinlich... Sean, es tut mir leid. Ich wollte nicht, daß das passiert. Keiner von uns." "Ich weiß." Er zuckte mit den Schultern, stand auf und kam zu mir. "Unfälle passieren. Es war zu erwarten gewesen, ihr habt zusammen gelebt. Deshalb bist du auch ausgezogen, richtig?" Ich nickte. Sean seufzte, sah einen Moment aufs Wasser und drehte sich dann wieder zu mir, "Also, was ist denn jetzt deine Entschuldigung?" "Was meinst du?" "Ich meine, warum rennst du nicht aus der Tür, stürmst das Set und schreist zu Orli, was du wirklich fühlst?" Ich schüttelte den Kopf. "Das könnte ich nie - Sean, wie in aller Welt soll ich das jetzt tun, wenn ich es vorher nicht konnte? Es ist nicht so als könnte ich jetzt leichter mit der Ablehnung umgehen oder so. Er würde nicht... warum lachst du?" "Jesus Christus, Torrie! Wenn du nicht die starrköpfigste, dämlichste Frau bist, die ich je getroffen habe! Ich runzelte die Stirn. "Das war unangebracht. Aber Spaß beiseite, warum sagst du sowas?" Sean schüttelte einfach nur seinen Kopf und lachte weiter. Ich schlug ihn auf den Arm. "Das ist nicht komisch!" "Im Gegenteil," kicherte er. "Es ist verdammt komisch, auf eine traurige, irregeführte Art und Weise." "Ich verstehe nicht - " "Torrie, wie kannst du es nur nicht gesehen haben? Wie kannst du nur die ganzen Monate so blind gewesen sein? Warum glaubst du, tut er dir so weh? Warum glaubst du, bist du es, den er wählt, wenn er jemandem weh tun will?" "Sean - " "Orli liebt dich, du dummes, kleines Mädchen!" Ich stand einfach nur da und starrte den Mann vor mir ungläubig an. "Hast du mich verstanden?" "Du hast Unrecht," sagte ich und schüttelte den Kopf. "Das ist nicht möglich." "Und warum nicht?" "Darum." "Oh, na das ist ja ein guter Grund. Das sollte ich mir merken. Das könnte auch eine gute Verteidigung vor Gericht sein. Warum haben Sie diese Person umgebracht? Darum. Genial, Torrie." "Nein, du verstehst nicht. Orli kann mich nicht lieben. Er könnte mich nicht lieben." "Ich glaube wirklich ,daß du den Verstand verloren hast." Sean runzelte die Stirn. Ich entzog mich ihm und wußte nicht, warum ich so erschrocken war, warum ich die Wahrheit bekämpfte, die mein Herz fühlte. Tief in mir drin wußte ich, daß er Recht hatte. Ich glaube, ein Teil von mir hatte es immer gewußt, und deshalb hatte ich es nie zugelassen. Aber jetzt war da einfach zu viel und ich konnte mich dem nicht stellen. Also verleugnete ich es. "Orli könnte mich niemals lieben. Ich bin nicht gut genug für ihn. Ich bin nicht - Es ist einfach so, es ist unmöglich, so ist es einfach. Und ich werde mir noch erlauben, darüber auch nur nachzudenken." Sean schien etwas sagen zu wollen, wollte zu mir kommen, aber ich hielt die Hände von mir und stoppte ihn. "Nein. Nicht mehr. Ich kann nicht... ich muß zum Hafen." "Torrie, du machst mich so langsam wirklich wütend," warnte mich Sean. Ich muß gehen." Ich wandte mich ab und eilte ins Haus, Sean dicht hinter mir. Ich griff meine Tasche, schlüpfte in meine Schuhe und stand da und wußte nicht, was ich als nächstes tun sollte. Sean tauchte hinter mir auf und legte seine Hände auf meine Schultern. "Torrie, ich lasse dich nicht gehen und mir mein Herz brechen, nur um zu sehen, daß du und Orli das Glück verleugnen, das ihr vor euch liegen habt." "Glück existiert nicht." "Was?" Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich an Orlis Worte. "Sag es ihm , Torrie," flüsterte er in mein Ohr. Ich drehte mich ihm zu, meine Augen untersuchten sein Gesicht. "Warum? Warum tust du das?" Sean zuckte mit den Schultern. "Ich denke, ich sehe es so, daß entweder ich glücklich sein kann, und zwei Menschen, um die ich mich sorge, können ihr Leben damit verbringen, sich elend zu fühlen, oder ich gehe mit etwas Kummer um und komme schließlich darüber hinweg und ermögliche diesen beiden Menschen, um die ich mich sorge, etwas Glück." "Er liebt mich nicht, Sean. Ich glaube das nicht. Falls er es täte, hätte er doch was gesagt - " "Hast du ihm gesagt, was du empfindest?" "Nein, aber das ist was anders." "Warum?" Das konnte ich nicht beantworten. Er lächelte, beugte sich zu mir und küßte mich auf die Nasenspitze. "Denk darüber nach, wenn du es mußt, Torrie. Ich will dich nicht wieder hier sehen, bis du Orli gesehen und ihn gestanden hast, was du empfindest, verstehst du?" Ich nickte. Ich konnte mich nicht bewegen. "Dann geh jetzt, Kleines. Ich denke... ich denke, ich brauche etwas Zeit für mich." Ich sah wieder zu ihm hoch und mir kamen wieder die Tränen. "Sean, ich will nicht - " "Bitte, geh?" fragte Sean und umarmte mich noch einmal. "Wenn du noch länger hier bleibst, werde ich wahrscheinlich nicht so großzügig bleiben können." Ich küßte seine Wange und entzog mich ihm, ging zur Tür. "Ich... ich werde dich immer lieben, Sean." "Ich weiß. Ich dich auch. Und nun raus mit dir." Ich lächelte und stürmte aus der Tür. Aber ich konnte mich nicht dazu bringen, Orli gegenüber zu treten. Ich ging zum Hafen, bestieg das Boot und wir verbrachten den Tag damit, nach Haien zu suchen. Wir fanden ein paar - keine Großen Weißen, Gott sei Dank - drehten etwas Material und Tim mußte mich zwei Mal an meine Konzentration erinnern. Ich konnte nicht aufhören, nachzudenken, über Sean, über Orli, über alles, was passiert war. Mein Herz wollte nicht akzeptieren, was Sean mir versichert hatte. Ich könnte den Schmerz nicht ertragen, falls es nicht stimmen sollte. Aber ich konnte jetzt nicht mehr zurück. Sean würde mich nicht akzeptieren, wenn ich ihm nicht mein ganzes Herz schenkte, was er sicherlich verdiente, und ich hatte zu viel Angst, zu Orli zu gehen. Zu viel Angst, daß der Traum, den ich so lange mit mir herumgetragen hatte, plötzlich zerstört würde. Und vielleicht hatte ich auch Angst, daß er schließlich wahr würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)