Dolphin's Cry von abgemeldet (Eine Orlando Bloom Fanfic) ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Kapitel 16 Daylight licked me into shape I must have been asleep for days And moving lips to breathe her name I opened up my eyes And found myself alone alone Alone above a raging sea That stole the only girl I loved And drowned her deep inside of me Just Like Heaven - The Cure Ich lag dort im Bett und starrte an die hellen Lichter über mir, während die wilden Geräusche der Notaufnahme an mein Ohr drangen. Ich hob meine Hand und fuhr behutsam über den Verband meiner gebrochenen Nase, welche ein Ergebnis des Airbags auf der Fahrerseite war. Das war eigentlich nichts - ich hatte mir früher schon mal die Nase gebrochen. Mein Rücken brachte mich um, das war zu erwarten gewesen. Man hatte mir eine Thorazin-Spritze gegeben und jetzt war alles um mich herum etwas verschwommen und ich sollte schlafen, aber ich erlaubte es mir nicht. Ich wollte den Schmerz fühlen. Alles war besser, als den Schmerz in meinem Herzen zu spüren. Ich hatte immer wieder nach Torrie gefragt, aber keiner sagte mir etwas. Die Krankenschwestern sagten mir, ich solle mich wieder hinlegen und ruhig bleiben und die Ärzte sagten, diese Informationen seien nur für ihre Angehörigen. Vielleicht war das eine Art Strafe dafür, was ich getan hatte. Die Unwissenheit fühlte sich wie eine Strafe an. Als ich wieder zu mir gekommen war, vielleicht ein paar Sekunden, nachdem das Auto in den Laternenmast gefahren war, schmeckte ich zuerst das Blut, das mir in den Mund rann. Ich brauchte einen Moment, um alles zu begreifen, und dann drehte ich mich zu Torrie. Die Beifahrerseite hatte keinen Airbag. Sie war anscheinend in das Armaturenbrett geschleudert worden und durch die Kraft des Aufpralls war eine tiefe Schnittwunde auf ihrer Stirn, aus der Blut strömte. Ich hatte geschrien und den Airbag weggeschlagen, um zu ihr zu gelangen. "Torrie?" Ich rief ihren Namen, kroch zu ihren Sitz und zu ihr und berührte ihr Gesicht. "Torrie, Engel? Baby, sag doch was, bitte." Sie atmete, war aber bewußtlos. Ich wiegte sie an mir und ignorierte, wie ein paar Fußgänger, die den Unfall mit angesehen hatten, an die Scheibe klopften. Ich strich ihr die blutgetränkten Haarsträhnen aus dem Gesicht, versuchte, es vor ihren Augen und Wangen zu wischen und küßte sanft ihre Lippen. "Bitte, Torrie. Bitte sei in Ordnung. Ich wollte das nicht, Baby. Ich wollte nicht. Du weißt, daß ich dir niemals weh tun würde," flüsterte ich. "Ich liebe dich so sehr. Ich habe dich immer geliebt. Bitte, Engel, bitte. Bitte wach auf." Sie wachte nicht auf. Ich hielt sie in meinen Armen, bis die Sanitäter ankamen und mich von ihr wegziehen mußten. Ich bettelte darum, bei ihr bleiben zu dürfen, aber sie steckten mich in einen anderen Krankenwagen. Ich habe sie seitdem nicht gesehen. "Orli?" Ich sah zum Vorhang, wo Elijah seinen dunklen Kopf um die Ecke steckte. Bei seiner Erscheinung weinte ich fast. "Lij!" Ich setzte mich etwas zu schnell auf, denn die Welt um mich herum drehte sich. Er schien das zu bemerken, denn er war schnell an meiner Seite und legte seine Hand auf meinen Arm. "Bist du okay?" fragte er leise. Die Sorge in seiner Stimme tat am meisten weh. "Ja. Mir geht es gut. Aber man will mir nichts über Torrie sagen. Ich habe immer und immer wieder gefragt und jeder ignoriert mich. Ich will sie sehen - " Elijah schüttelte seinen Kopf. "Das ist keine gute Idee, Orli. Nicht jetzt." "Aber - " "Sean ist hier und er ist verdammt wütend, Mann. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Torrie konnte ihn als einzige davon abhalten, zu dir zu gehen." Ich blinzelte. "Torrie ist wach? Ist sie okay?" Elijah sah mich einen Moment an, bevor er antwortete, "Ja. Sie ist wach, Sie hat einen Schock und ein paar gebrochene Rippen vom Gurt. Sie wollen sie über Nacht zur Beobachtung da behalten." Ich schloß meine Augen und schickte ein stummes Dankgebet an welche Macht auch immer, die sie davor bewahrt hatte, ernsthaft verletzt zu sein. "Warum hast du das gemacht, Orli?" fragte Elijah plötzlich. "Warum bist du gefahren, nachdem du so viel getrunken hast? Torrie sagte, sie habe dich gebeten, an die Seite zu fahren, und du hättest es nicht getan." "Das hat sie gesagt?" Elijah nickte und ich mußte mich schließlich von seinem ernsten Blick abwenden. "Ich weiß nicht," antwortete ich ehrlich. "Ich fühlte mich... wie außer Kontrolle, glaube ich." Ich wollte die Unterhaltung in eine andere Richtung lenken und fragte, "Wo ist Becca? Wie bist du hierher gekommen?" "Ich habe sie nach Hause gebracht. Das Krankenhaus hat Sean angerufen, Sean hat Viggo angerufen und Viggo mich. Er meinte, daß du wohl etwas Unterstützung bräuchtest." Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Danke, Lij." Bei dem wütenden Blick, den er mir zuwarf, zuckte ich zusammen. "Ich bin nur hier, weil du einer der Gefährten bist und du mal Orli, einer meiner besten Freunde, warst. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, wer zur Hölle du bist." Die Wahrheit war, daß ich es auch nicht wußte. Aber ich glaube, ich verstand so langsam. Oh ja. Ich konnte so langsam ziemlich klar erkennen, was ich im Moment war. Ein Stück Scheiße. Ein Bastard. Ein Arschloch. Gott, vielleicht sogar ein Alkoholiker. Ich hatte fast eine meiner besten Freunde umgebracht, die Frau, die ich mehr als alles andere auf dieser Welt liebte, und nur aus dem Grund, daß ich nicht damit zufrieden war, wie das Leben mich im Moment behandelte. So mußte sich der Abgrund anfühlen. So war es also, das Ende der Grenzen zu erreichen. Tiefer konnte man nicht fallen. "Schau, ich sehe mal nach, ob es okay ist, dich hier raus zu holen, okay?" Elijah klopfte mir auf die Schulter und verschwand ein weiteres Mal hinter dem Vorhang. Ich saß noch eine lange Zeit da und hörte den Geräuschen um mich herum zu, ein weinendes Baby, eine Frau, die auf Spanisch schrie, piepende Bildschirme, vorbeirollende Tragen. Ich krempelte die Ärmel meines Hemds hoch und sah auf das Pflaster über meiner Vene, wo sie mir etwas Blut abgenommen hatten. Wieviel Alkohol hatte ich im Blut? fragte ich mich. Weil ich jetzt vollkommen nüchtern war. Scheiße. Es war mir egal, ob Sean die Scheiße aus mir rausprügelte, ich mußte Torrie sehen. Ich mußte mich entschuldigen, selbst wenn sie mir niemals vergab. Ich glitt vom Bett, griff meinen Mantel und drückte den Vorhang beiseite, sah mich um und suchte nach einem bekannten Gesicht. Nichts. Ein paar Arzthelferinnen drängelten sich an mir vorbei und ich ergriff eine am Arm. "Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo ich Victoria Adams finde? Sie hatte einen Autounfall - " "Entschuldigung, Sir. Ich bin im Moment beschäftigt," sagte sie, machte sich los und eilte davon. Ich sah ihr nach und wandte mich dann der Auskunft zu. Vielleicht konnten sie mir etwas sagen. In dieser Nacht schien die Notaufnahme unglaublich voll zu sein. Aus dem was ich hörte, konnte ich schließen, daß es auf einer Versammlung in der Stadt eine Lebensmittelvergiftung gegeben hatte und alle betroffenen Personen hatte man hierher gebracht. Ich wollte gerade in die Vorhalle gehen, als ich Sean ein paar Meter von mir entfernt sah. Er sprach mit einem Arzt und hatte mich noch nicht gesehen. Ich hätte mich leicht umdrehen und den Flur hinunter verschwinden können, aber ich tat es nicht. Ich wollte, daß er mich sah. Ich wollte mich entschuldigen. Das verdiente er von mir. Also ging ich ein paar Schritte nach vorn und wartete, bis er mir seiner Unterhaltung mit dem Arzt fertig war, als er plötzlich aufsah und unsere Blicke sich trafen. "Du verdammter kleiner Bastard!" sagte er, kam dann zu mir und bevor ich reagieren konnte, hatte er seine Faust in meinen Kiefer gerammt und riß meinen Kopf zurück. Er griff mich an meinem Hemd und stemmte mich gegen die Wand, so daß ich hochgehoben wurde. "Nach allem, was wir für dich getan haben, ist daß die Art, wie du dich revanchierst?" "Bitte, Sean," würgte ich. "Laß mich - " "Was hast du gedacht, du Arsch? Daß keiner sie haben könnte, wenn du sie nicht haben kannst?" Ich blinzelte und fragte mich einen Moment, ob er es wußte. Nein, wie könnte er? Ich stammelte, "Sean, es tut mir leid! Ich wollte nicht - " "Du wolltest jemanden umbringen, der nichts getan hat, außer deine Scheiße hinzunehmen und dir immer und immer wieder zu vergeben?" fragte Sean und schlug mich wieder hart gegen die Wand. "Ist es das, was du nicht wolltest?" Ich wollte noch etwas sagen, als er plötzlich von zwei Arzthelfern zurückgezogen wurde und Elijah zwischen uns stand und zwischen uns hin und her sah, als ob er sich für keine Seite entscheiden konnte. Sean schüttelte die Arzthelfer ab, sagte, er sei ruhig, aber dann drehte er sich wieder mir zu und die Wut in seinem Gesicht brachte ihn dazu, mich wieder an die Wand zu pressen. "Komm nie wieder in ihre Nähe, verstehst du das, Orlando? Komm ihr nicht zu nah, rede nicht mit ihr, schau sie verdammt noch mal nicht einmal an oder ich werde deinen kleinen, knochigen Hintern in Stücke reißen, so wahr mir Gott helfe. Verstanden?" Er sah einen Moment zu Elijah, drängte sich dann an uns vorbei und ging den Flur hinunter zurück in das Hauptgebäude des Krankenhauses. Zurück zu Torrie. Ich glitt die Wand hinunter zum Boden, den Kopf in meinen Händen. Fuck. Was hatte ich getan? "Mr. Bloom?" Ich sah auf und erblickte zwei Polizisten vor mir; Elijah immer noch neben mir, der seinen Kopf langsam schüttelte. "Ja?" "Sir, würden Sie bitte mit uns mitkommen? Wir müssen sie mit aufs Revier nehmen, um Ihnen ein paar Fragen zum Unfall zu stellen." Ich seufzte. "Warum sagen Sie mir nicht einfach, daß Sie ich wegen Trunkenheit am Steuer einsperren werden?" Sie gingen nicht auf meine Frage ein. "Sir, bitte kommen Sie mit." Ich stand auf. Elijah berührte meinen Arm. "Ich komme in meinem Auto nach." Ich schüttelte den Kopf und wollte ihn da nicht mit reinziehen. "Du mußt nicht." "Ich weiß. Ich will aber." Nach etwa sechs Stunden konnte ich schließlich das Polizeirevier verlassen, und die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Man warf mir Fahren unter Einfluß von Alkohol und gedankenloses Verhalten und noch andere verdammte Regelverstöße vor. Meine Kaution betrug 15,000$ und man gab mir die Adresse eine Rehabilitierungsklinik, mit der ich mich am nächsten Tag in Verbindung setzen sollte. Elijah zahlte die Kaution für mich und mein Anwalt versprach, das sich um alles gekümmert würde. Mein Gerichtstermin war in vier Wochen. Es war mir wirklich egal, was passierte. Sperrt mich für alles ein. Dann wäre ich wenigstens keine Gefahr mehr für andere. Mein Anwalt sagte, das Schlimmste, was passieren könnte, wäre meine Ausweisung. Verdammt toll. Elijah fuhr mich nach Hause. Die Stille im Auto war fast unerträglich. Besonders von ihm. Ich war daran gewöhnt, daß er mich immerzu stichelte über die verrückten und dummen Sachen, die ich machte. Ich war daran gewöhnt, daß er ich in meinen schlimmsten Momenten auslachte. Aber die Stille... das war fast zu viel. Ich wollte ihn nicht auch verlieren, aber ich fürchtete, daß das bereits geschehen war. Vielleicht war das das Letzte. Ich schloß die Augen, lehnte meinen Kopf an die Scheibe und meine Gedanken schweiften zurück zu dem Unfall. Torrie hatte so hilflos und verletzlich in meinen Armen ausgesehen. Der Gedanke, sie zu verlieren... wenn ich sie getötet hätte, dann wußte ich, wäre ich nicht fähig gewesen, mit der Schuld und dem Schmerz zu leben. Statt dessen mußte ich mit dem Wissen leben, daß ich sie hätte töten können und daß ich sie auf eine andere Art verloren hatte. Sie war immer noch da, aber nicht für mich. Niemals mehr für mich. "Lij? Könntest du mal kurz an die Seite fahren? Ich glaube, mir wird schlecht." Er tat es und prompt taumelte ich aus der Tür auf meine Knie, würgte an der Straßenseite, bis ich dachte, daß ich meine Lunge heraushusten würde. Elijah kam herum, kniete sich neben mich und strich mir sanft über den Rücken, um mich zu beruhigen. Als nichts mehr zu kommen schien, setzte ich mich auf, lehnte mich gegen die Seite des Autos, der schweigende Elijah neben mir. "Ich habe es dieses Mal wirklich vermasselt, nicht wahr, Lij?" "Ja, Orli." antwortete er leise. "Das hast du wirklich." Als wir schließlich bei mir ankam, bot mir Elijah an, eine Weile zu bleiben, aber ich versicherte ihm, daß es mir gut ginge. Er schien mir nicht zu glauben und ich wußte, was er dachte. Es war schwer, ihm zu erklären, daß der Unfall vielleicht das beste war, was mir hatte passieren können. Meine Augen hatten sich geöffnet und ich mochte nicht, was ich sah. Nachdem er gegangen war, wanderte ich eine lange Zeit im Haus herum und dachte einfach nur nach. Ich liebte Torrie. Das war etwas, mit dem ich lernen mußte, umzugehen. Ich war dumm und hatte es nicht gesehen, bis es zu spät gewesen war, und auch damit mußte ich umgehen. Sie würde nie mir gehören, und das mußte ich akzeptieren. Ich mußte mich für sie und Sean freuen, und das tat ich auch, wirklich. Es war nur... Ich glaube, ich begriff endlich, was ich verloren hatte, und das tat mir verdammt weh. Das Schlimmste war, daß ich ihre Freundschaft hätte bewahren können. Das weiß ich jetzt. Sie hatte es so sehr versucht und ich hatte ihr immer wieder weh getan und sie von mir gestoßen. Ich hätte sie wenigstens immer hier haben und mit ihr reden und ausgehen können. Das hatte ich jetzt auch verloren. Und es war einzig und allein mein Fehler. Also, was nun? Nun, ich glaube, das war die Frage, nicht wahr? Ich rief meine Mutter an und erzählte ihr, was passiert war. Sie flippte natürlich aus - wozu sind Mütter sonst da? - aber ich versicherte ihr, daß ich okay war und Torrie auch. Sie wollte, daß ich heimkäme, aber ich erinnerte sie an meinen Gerichtstermin. Dann entschied sie, daß sie mich besuchen würde. Das kann man meiner Mutter nicht verbieten. Nachdem ich aufgelegt hatte, rief ich Atti an. "Hallo?" "Hey Atti." "OB! Hey Kumpel, was geht?" "Wo soll ich anfangen?" Stille. Dann, "Was ist passiert?" Ich erzählte es ihm. Alles. Bis hin zu Sean Angriff und dem Polizeirevier. Atti hörte schweigend zu und verurteilte mich nicht, wie ich es gewußt hatte. Als ich fertig war, saß ich still auf dem Boden meines Schlafzimmers und wartete darauf, daß er etwas sagte. "Ich bin froh, daß es dir gut geht," sagte er schließlich. "Und Torrie auch." "Yeah." Ich fing an, auf einem Fingernagel zu kauen. Ich wußte nicht, wo meine Zigaretten hingekommen waren. "Hör zu, Atti... ich will mich entschuldigen. Für alles. Ich war in letzter Zeit ein echtes Stück Scheiße und ich will dir nur sagen, daß ich es wirklich zu schätzen weiß, daß du trotz allem noch zu mir hältst." "Ich bin dein Freund, OB. Nichts zu danken." "Yeah, naja. Trotzdem." Mehr Stille. Dann, "OB, was wirst du jetzt machen?" "Was kann ich schon machen? Wieder versuchen, Orlando zu sein, glaube ich. Weiter weiß ich nicht. Mein Anwalt sagte, man würde mich wegen des Unfalls vielleicht ausweisen. Und dann ist da noch Torrie... Ich will nur... Ich will mich nur bei ihr entschuldigen..." "Ich wünschte, du würdest endlich Nägel mit Köpfen machen und ihr sagen, daß du sie liebst," bemerkte Atti. Ich lachte. "Das kann ich nicht machen, Atti. Besonders nicht jetzt. Ich muß akzeptieren, daß Sean und sie glücklich sind. Ich habe meine Chance vor langer Zeit vertan. Abgesehen davon glaube ich, daß ich die letzte Person bin, die sie jetzt sehen will." "Nein, vielleicht nicht. Aber wenn du ihr etwas Zeit gibst..." "Ich muß aufhören, in einer Traumwelt zu leben, Atti, und wieder in die Realität zurückkommen. Vielleicht werden sie und ich eines Tages wieder Freunde sein. Das wäre schön, weißt du?" Er sagte nicht mehr wirklich viel dazu. Wir redeten noch eine Stunde darüber, was er in letzter Zeit so gemacht hatte, über gemeinsame Freunde und ich mußte ihm versprechen, daß ich auf mich aufpassen würde und bald wieder anriefe. Dann legten wir auf. Ich überlegte, wie ich durch den nächsten Monat kam, denn ich konnte kaum etwas tun. Mum kam, blieb, mietete sich ein Auto und fuhr mich zu der Beratung, die mir das Gericht auferlegt hatte und bestand praktisch darauf, mich zu verhätscheln, obwohl ich ihr versicherte, daß ich das nicht brauchte. Wir redeten viel und ich erzählte ihr von Torrie, und sie gab zu, daß sie sowas vermutet, aber nie verstanden hatte, warum ich Torrie nie etwas gesagt hatte. Sie stimmte mir zu, daß es jetzt schlecht wäre, da Torrie und Sean sich so gut verstanden und sie sagte mir, ich hätte ihr etwas in dem Moment sagen sollen, als ich über meine Gefühle für sie klar wurde. Sie hatte Recht. Ich weiß nicht, was dabei herausgesprungen wäre, aber wenigstens hätte ich es nicht so lange in mich hinein gefressen. Mum blieb lang genug, um mit mir vor Gericht zu gehen. Glücklicherweise schien mein Anwalt da ein paar Fäden gezogen zu haben - er meinte, das sei leicht, wenn es um Schauspieler ging - und ich glaube, auch New Line hatte ein paar Dinge zu sagen, denn sie entschieden, mich nicht fort zu schicken. Statt dessen entzogen sie mir meinen Führerschein, ließen mich eine saftige Geldstrafe bezahlen und legten mir zweihundert Stunden gemeinnützige Arbeit auf. Der Richter sagte, ich hätte meine gute Absicht gezeigt, indem ich regelmäßig zur Therapie ging und solange ich keine anderen Verstöße begehen würde, würden wir alle gut miteinander auskommen. Die Wahrheit war, daß ich nicht länger eine Flasche Alkohol ansehen konnte, ohne mich schlecht zu fühlen. Es erinnerte mich einfach an Torrie und was ich getan hatte und mein Kopf wollte da einfach nicht mehr mitmachen. Sicher, irgendwann wäre es vergessen und ich wäre wieder ich, hoffentlich stärker und kämpferischer, aber im Moment wollte ich da Zeug einfach nicht anrühren. Als Mum wieder nach England zurückkehrte, fühlte ich mich beinahe wieder wie der Alte. Gott weiß gab sie mir genug zu essen, um zwei aus mir zu machen! Ich versprach, bald nach Hause zu kommen und gab ihr ein paar Geschenke für Sam mit und erkannte, daß ich England unglaublich vermißte. Doch ich war noch nicht bereit, nachzugeben und heimzufliegen. Noch nicht. Ich hatte mir noch zu viele Dinge zu beweisen. Zu viele Dinge, die ich mir beweisen mußte und mir zeigen mußte, daß ich wieder stark war. Ich saß eines Nachmittags zuhause und wartete auf einen Anruf meiner Agentin, die mit mir über ein paar Drehbücher reden wollte, als die Türklingel ertönte und mich aus meiner Träumerei heraus riß, in die ich mich verloren hatte, während ich Tea Party hörte. So seltsam es auch war, ich verband so viele Dinge mit ihrer Musik und dankte Torrie innerlich, daß sie mich darauf gebracht hatte, wenn ich ihre CDs spielte. Ich stand auf und ging durch das Haus, öffnete die Tür und fand Elijah auf der Veranda vor. Wir sahen einander nur eine lange Zeit an, dann warf er sich mir entgegen. "Jesus, Orli! Du siehst toll aus!" Ich schwankte zurück und umarmte ihn lachend. "Äh... danke, Lij. Das meinst du jetzt aber nicht ironisch, oder? Denn falls doch muß ich darauf zurückkommen." Elijah lachte und sprang von mir zurück und boxte mich in den Arm. "Blödmann! Aber wirklich, du siehst gut aus. Besser, meine ich. Freut mich, das zu sehen." Ich lächelte. "Da sind wir schon zu zweit. Wo zum Teufel hast du gesteckt?" Wir machten es uns im Zimmer gemütlich und redeten lange, was uns im letzten Monat widerfahren war. Ich erzählte ihm vom Besuch meiner Mutter und er sagte, daß Becca und er in letzter Zeit ein paar Probleme gehabt und beschlossen hatten, ihre Beziehung für eine Weile auf Eis zu legen. Ich sah, daß es ihn schmerzte, aber er setzte ein tapferes Gesicht auf und dafür bewunderte ich ihn. Er richtete mir Grüße von Dom aus und daß wir bald mal wieder was zusammen unternehmen sollten. Die Nachdrehs für 'Die Rückkehr des Königs' standen bevor und wir konnten es kaum erwarten, wieder alle zusammen in Neuseeland zu sein. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß ich mir gestattet hatte, etwas Spaß zu haben. "Also," lenkte ich die Unterhaltung so lässig wie möglich. "Hast du mal wieder was von Torrie gehört?" Elijah sah mich schweigend an und zündete sich eine Zigarette an. Schließlich nickte er. "Ja. Erst letzte Woche." "Oh." Ich stand auf und brachte die Teller, von denen wir gegessen hatten, in die Küche, wo ich mir zwei Flaschen Tee griff. Ich kam zurück uns setzte ich wieder. "Wie geht es ihr?" "Ganz gut. Hast du von ihrer TV Show gehört?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Scheint so, als wäre sie die Moderatorin einer neuen Show auf dem Discovery Channel namens "The Vast Blue" in der es um alle verschiedenen Meerestiere und die Seewelt und so weiter geht. Das Geld davon geht an das Center, zur Unterstützung." "Das ist toll!" rief ich lächelnd. Ich wußte, daß es ein großer Erfolg werden würde. "Sie wird das bestimmt toll machen." Elijah nickte und sah mich immer noch an, während er erneut an seiner Zigarette zog. "Um, Lij..." "Ja?" "Ich hab mich gefragt, ob ich dich um einen Gefallen bitten könnte." Er rollte die Augen und ließ sich ins Sofa fallen. "Ich wußte doch, daß diese Unterhaltung einen Hintergrund hat." Er seufzte. "Was ist es?" Ich lehnte mich ernst nach vorn. "Lij, ich muß mit ihr reden. Nein, warte! Hör zu. Ruf sie einfach für mich an, hol sie ans Telefon, frag sie, ob ich mit ihr reden kann. Ich will sie nicht verarschen. Ich will, daß sie es nach ihrem eigenen freien Willen akzeptiert, aber genauso will ich es vermeiden, Sean ans Telefon zu kriegen. Ich muß mich bei ihr entschuldigen, Lij. Verstehst du? Ich muß ein paar lose Enden zusammenknüpfen und eines davon ist die Entschuldigung, die ich ihr schulde. Bitte?" "Scheiße, Orli. Sie wird vielleicht nie wieder mit mir reden, wenn ich sie darum bitte!" Ich sah ihn flehend an. Er fuhr sich mir der Hand durch sein dunkles Haar, ließ dann ein paar britische Flüche los, die mich ohne Ende beeindruckten und griff dann das Telefon vom Tisch. Ich hielt den Atem an, als er wählte und das Telefon an sein Ohr hielt. Alles was ich wußte, war, daß sie wohl gar nicht zu hause war. Und was, wenn doch? Würde ich je wieder den Mut haben, sie um sowas zu bitten?" "Hey Sean, hier ist Elijah." Er sah mich stirnrunzelnd an, als ob er auf frischer Tat ertappt worden sei. Ich drängte ihn nur mit einer Handbewegung. "Ja. Großartig. Du?... Ähm - ist Torrie da?... Kann ich mit ihr sprechen?... Danke..." Er nahm einen neuen langen Zug von seiner Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher aus, warf mir dann einen weiteren unbehaglichen Blick zu. "Hey Torrie, wie geht's?..." Er lachte. "Ja. Hier auch... Nein, nichts wirklich... Ja, im Moment. Es schien das beste zu sein. Ich rufe sie trotzdem noch an..." Ich stand auf, wanderte umher und wollte, daß er endlich zum Punkt kam, die Plauderei beendete und sie fragte. Elijah bemerkte , wie ich umherwanderte und formte ein 'Beruhig dich, verdammt noch mal' mit seinen Lippen und ich ließ mich wieder für etwa drei Sekunden in den Stuhl fallen, bevor ich wieder aufsprang. Ich fing an, an meinen Nägeln zu kauen, als ich ihn beobachtete. "Torrie, ist Sean bei dir im Zimmer?... Kannst du bitte rausgehen?... Ich weiß... Schau mal, ich muß dich um etwas bitten und bitte sei nicht wütend oder faß das falsch auf oder - ... Entschuldige. Ich schweife manchmal ab. Okay, sieh mal, ich habe hier jemanden bei mir, der gerne einen Augenblick mit dir reden würde - ... Torrie... Torrie, stop... Sieh mal, ich würde auch nicht fragen, wenn ich es nicht wichtig fände, verdammt... Ich weiß, ich weiß... Sean muß es nicht wissen, wenn du es ihm nicht erzählst... Torrie, bitte..." Ich seufzte und sah weg. Sie sagte nein. Sie wollte nicht mit mir reden. Und dieses Mal sagte es nicht Sean, sondern sie selbst. Ich sah wider zu Elijah, er seufzt und ich wußte, daß sie aufgelegt hatte, als er mir plötzlich den Hörer hin hielt. Ich blinzelte und begegnete seinem Blick. Er winkte mir, daß ich den Hörer nehmen sollte, ich tat so und er ging weg, als ob er mir etwas Privatsphäre ermöglichen wollte. Ich hielt mir den Hörer ans Ohr und wußte plötzlich nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte es immer und immer wieder in meinem Kopf aufgesagt und jetzt fiel mir nichts ein. Ich schloß die Augen und sagte, "Torrie?" Stille. "Torrie, bist du da?" "Ja, Orli. Ich bin hier." Ich schluckte, um den Kloß in meiner Kehle wegzukriegen, als sie mich 'Orli' nannte. So vertraut, so vermißt. "W... wie geht es dir?" Eine Pause. "Mir geht es gut. Dir?" "Besser," sagte ich. "Mir geht es besser." Nochmals Stille. Ich wußte nicht, was ich erwartet hatte. Daß sie mir dazu gratulierte, mich nicht in mein eigenes frühes Grab zu trinken oder niemanden unter Alkoholeinfluß zu töten zu versuchen. Ich verfluchte mich innerlich und versuchte es nochmals. "Torrie, ich schätze es sehr, daß du mit mir redest. Ich weiß... ich weiß, ich hätte nicht darum bitten sollen. Ich wollte nur... ich wollte dir nur sagen, daß es mir Leid tut, Torrie. Alles. Wie ich mich benommen habe und dich behandelt habe und besonders die Unfallnacht." Ich machte eine Pause und wartete, ob sie etwas sagen wollte. Als es am anderen Ende der Leitung still blieb, fuhr ich fort, "Torrie, bitte sei dir bewußt, daß ich dir niemals, niemals weh tun wollte. Nie. Ich war die letzten paar Monate wirklich ein Wrack und es scheint, als hättest du am meisten unter meinen Eskapaden darunter leiden müssen. Und... nun... ich will einfach um Verzeihung bitten." Noch mehr Stille. Ich sah zu Elijah, der mich durch den Raum hindurch ansah. Er schenkte mir ein kleines, ermutigendes Lächeln. "Nun, ich denke, ich lasse dich jetzt in Ruhe," sagte ich sanft und wollte es nicht hinausziehen. "Ich... ich vermisse dich, Torrie, und ich hoffe, daß du mir vielleicht eines Tages vergeben kannst. Und dann können wir vielleicht wieder Freunde sein... Nun, mach's gut, Torrie." "Orli..." Ich schloß meine Augen und biß mir auf die Lippe. "Ja?" "Ich... Danke für den Anruf. Mach's gut." "Tschüß." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)