Dolphin's Cry von abgemeldet (Eine Orlando Bloom Fanfic) ================================================================================ Kapitel 16: Zwischenspiel-2 --------------------------- - Zwischenspiel- You can't stand the distance You can't stand to not be afraid You won't show resistance You can't seem to run away Because every time the past's awakened Every time your soul starts breaking Soulbreaking - The Tea Party Sean ließ sich mit dem Haus, das er für uns gekauft hatte, nicht lumpen. Genau am Strand außerhalb von Santa Monica. Es war so unglaublich süß von ihm, so etwas für mich zu tun. Ich wußte wirklich nicht, was ich denken sollte. Ein Teil von mir dachte, daß es alles etwas zu schnell ging und ein Teil begrüßte es, denn ich dachte immer noch, daß es mich vergessen lassen würde. Ein Teil von mir wollte, daß er damit erfolgreich war, Orli aus meinen Gedanken zu radieren. Ein anderer Teil in mir tat das nicht. Ich fühlte mich, als würde ich in zwei Teile zerrissen, und das Schlimmste war, daß ich es keinem zeigen konnte. Sean verdiente so viel von mir und ich wußte nicht, ob ich jemals fähig wäre, es ihm zu geben. Ich versuchte es aber auch nicht. Das Haus hatte fünf Zimmer - genug Platz, damit seine Töchter uns besuchen könnten - plus ein Trainingsraum, eine riesige Küche, die ich liebte, ein Unterhaltungsraum, ein Studio, daß sich zur hinteren Veranda und zum Strand hin öffnete und ein wundervoller Whirlpool im Hauptschlafzimmer. Okay, das war eine der besten Annehmlichkeiten, abgesehen vom Strand direkt vor meiner Tür. Jeden Morgen vor der Arbeit verbrachte ich damit, am Strand zu sitzen und die Sonne hinter mir aufgehen zu lassen. Ich hätte das nicht tun sollen, es war einer der Gründe, warum ich mir gewünscht hatte, daß Sean diesen Weg mir eine Freude zu bereiten nicht eingeschlagen hätte und einfach ein Haus in Beverly Hills oder so gekauft hätte. Ich konnte den Ozean nicht mehr ansehen, ohne an Orli zu denken. Ich konnte keine Zeit mehr mit den Tieren verbringen, ohne an die Zeit zu denken, in der er zu mir zur Arbeit kam, mit den Haien und den Delphinen schwamm, Pablo fütterte und bei mir saß, während Bucky krank war. Das Meer verband mich mit Orli, und ich begann es so sehr zu hassen, wie ich es liebte. Es hatte mich fast umgebracht, Orli an dem Abend vor Seans und Christines Haus zu verlassen. Er schien so unglücklich und am Boden zerstört über den Tod dieses Mädchens. Ich war froh, daß wenigstens Atti bei ihm war. Obwohl er jemand war, der wohl gerne Unruhe stiftete, war es leicht zu sehen, wie sehr er Orli liebte und dieser brauchte das jetzt. Gott, ich haßte Trophy immer mehr und mehr. Ich schwöre, wenn sie mir je über den Weg gelaufen wäre... Wie konnte sie nur den Schmerz nicht erkennen, in dem Orli steckte? Wie konnte sie sich nicht darum kümmern? Und seine Trinksucht... Ich wollte ihm jedes Glas aus der Hand schlagen, aber ich wußte, daß das nicht meine Aufgabe war. Er ist ein großer Junge. Er kann auf sich selbst aufpassen. Richtig? Ein paar Tage nach dem Dinnerabend rief Atti mich an. Ich war ein wenig überrascht, als Sean mir sagte, wer dran war, und zugleich etwas erschrocken. Ich meine, ich wollte nicht den Hörer nehmen und erfahren, daß Orli etwas passiert war. Ich glaube, Sean spürte das, denn er blieb an meiner Seite, als ich den Anruf entgegen nahm und bot mir ruhig seine Unterstützung an, falls es etwas wäre, das ich nicht hören wollte. "Hallo?" "Hey Torrie, Hier ist Atti." "Hey." "Hör zu, ich weiß, es ist etwas seltsam, daß ich dich anrufe und so..." "Ein wenig... ja." Ich sah zu Sean. Glücklicherweise schien es nichts ernstes zu sein und so lächelte ich ihn an. "Was kann ich für dich tun?" "Nun, du weißt doch, daß ich gehofft hatte, ich könnte für eine Weile wegen eines Stückes in der Stadt bleiben?" "Ja. Ich erinnere mich, daß du das gesagt hat." "Leider ist der Regisseur ein totaler Arsch und ich würde noch nicht einmal für ihn arbeiten, wenn er mir Millionen bieten würde." "Tut mir leid, das zu hören, Atti." "Yeah, nun man hat mir zuhause eine Filmrolle angeboten und ich fliege morgen zurück. Ich weiß nicht, wann ich wieder hier sein kann..." "Oh." Ich wartete und spürte, daß der Mann am anderen Ende der Leitung versuchte, seine Worte mit Bedacht zu wählen. Sean zog mir gegenüber eine Augenbraue hoch und ich zuckte nur mit den Schultern, wußte nicht, was da vor sich ging. "Sieh mal, Torrie, ich habe ich gefragt... Nun, könntest du für mich nach OB sehen?" Ich blinzelte. "Nach Orli sehen? Ich verstehe nicht." "Du weißt, daß es ihm nicht gut geht. Du hast ihn bei der Dinnerparty gesehen. Zur Hölle, du warst diejenige, der er sich wegen dieser Selbstmordgeschichte anvertraut hat. Es ist nur... aus irgendeinem beschissenen Grund vertraut er sich mir nicht mehr an. Er verkriecht sich immer und immer mehr in sich selbst und ich habe einfach nur ein wenig Angst um ihn." Ich schob meine Unterlippe vor. Das würde die Dinge für mich verkomplizieren, soviel war sicher. "Warum ich? Ich meine, sicher kann jemand anderes - " "Wer? Julie? Sie ist eine der hirnlosesten, gefühllosesten Schlampen, die ich in meinem ganzen verdammten Leben kennengelernt habe!" Ich lächelte. Das tat gut. "Die Wahrheit ist eigentlich - außer ich kann OB dazu überreden, nach Hause zu fliegen, was er wirklich braucht, damit sich seine Mum für eine Weile um ihn kümmern kann - daß du alles bist, was er hat. Sicher, da ist noch Lij , aber der ist mit seinem neuen Film beschäftigt und es scheint da ein wenig... naja, Spannung zwischen ihm und OB zu geben." "Was ist mit Viggo? Und Dom lebt jetzt auch hier. Vielleicht kann er - " "Torrie," unterbrach Atti und klang leicht gereizt. "Ich dachte du wärest seine gottverdammte Freundin. Da hab ich wohl falsch gedacht. Tut mir leid, dich gestört zu haben - " "Nein, warte! Atti, ich wollte nicht..." seufzte ich. "Natürlich bin ich seine Freundin. Ich... ich habe nur auch ein Leben." Stille. Ja, lahme Ausrede, ich weiß. Klang selbst für mich schlecht. "Er braucht dich, Torrie," sagte Atti sanft. "Er..." ""Was, er?" "Nichts. Ich hab versprochen... schon gut." Noch eine Pause. "Sieh mal, versprich mir nur, daß du ab und zu mal nach ihm siehst. Ruf ihn an und frag ihn, wie es ihm geht. Sowas. Ich meine nicht, daß du den Babysitter spielen sollst, obwohl er ganz sicher jetzt einen braucht. Zeig ihm nur, daß er nicht allein ist, sowas in der Art." Er brauchte mich, Gott, wie ich es haßte, das zu hören. "Okay, Atti. Ich verspreche es dir." Ein erleichtertes Seufzen. "Danke, Schatz. Ich schätze das sehr." Ich legte auf und drehte mich um zu Sean, der mich immer noch mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Was ist los?" "Atti verläßt die Stadt und fragte sich, ob ich ein Auge auf Orli haben könnte." Sean nickte. "Klingt vernünftig. Der Junge scheint das zu brauchen." Ich zögerte bei dem ersten Anruf bei Orli. Die Angst, mich wieder zu sehr an ihn zu binden, nun, daß ich fühlte, daß zwischen meine Gefühle für ihn und Sean eine Distanz kam. Es wäre einfacher gewesen, wenn Sean über die neue Aufgabe, die Atti mir gegeben hatte verärgert oder so gewesen wäre. Aber er stimmte dem total zu und sagte, daß er selbst ab und zu bei Orli vorbeischauen würde und daß wir ihn und Trophy zum Essen oder so einladen könnten. Wow, ich hatte überhaupt kein Bedürfnis, so weit zu gehen. Und wenn Trophy mein Haus je betreten würde, dann könnte ich für nichts garantieren. Sean lachte, als ich das sagte, als ob ich einen Scherz gemacht hätte. Hatte ich nicht. Es war genau das, was ich auch täte, wenn ich jemals Amandas Eltern begegnen würde. Jeder, der Orli weh getan hatte, mit Absicht oder nicht, war seit kurzem auf meiner schwarzen Liste. Und es war beschissen, daß ich mich ihm gegenüber so fürsorglich fühlte, egal, wie sehr ich versuchte, mich von ihm zu distanzieren. Vielleicht verwandelte ich meine Liebe in etwas Schwesterlicheres oder Mütterlicheres oder so und ich kam an der intensiven Leidenschaft vorbei. Vielleicht bewegte ich mich endlich vorwärts. Ich konnte es nur hoffen. Das erste Mal, als ich Orli anrief, hatte ich nur den Anrufbeantworter dran. Ich hinterließ eine Nachricht, sagte, daß ich nur an ihn gedacht hätte und über die Unterhaltung, die wir auf der Party geführt hatten und daß ich einfach nur wissen wollte, wie es ihm gehe. Ich glaubte nicht, daß er zurückrufen würde. Ich fürchtete irgendwie, das Trophy die Nachricht zuerst hören und löschen würde. Dann, gegen Mitternacht, als ich gerade meine Augen zum Schlafen geschlossen hatte, klingelte da Telefon. Es war auf meiner Seite des Bettes, also löste ich mich aus Seans Umarmung und ergriff es. "Hallo?" Eine Pause. "Torrie?" "Orli." Ich sah auf die Uhr, zog eine Grimasse und legte mich wieder auf mein Kissen. "Ist es zu spät? Ich kann nochmal anrufen - " "Nein, Schatz. Ich hab noch nicht geschlafen. Was gibt's?" "Nicht viel." Er klang müde, lustlos. Er lallte leicht. Das war nicht mein Orli. "War froh, als ich deine Nachricht gehört hab." Ich lächelte. "Ich fürchtete, daß du sie nicht kriegen würdest." Ich nannte keine Namen. "Ja." Er schien zuzustimmen. "Ihr seid eingezogen?" "Mmmhmm. Du solltest mal vorbeikommen und es dir ansehen. Du würdest es mögen. Direkt am Strand." "Perfekt für dich. Du mußt es genießen." "Wie könnte ich nicht?" Sean rollte zu mir, legte seinen Arm um meinen Bauch und schlief prompt wieder ein. Aus irgendeinem Grund erschien es mir falsch, mit Orli zu reden, während ich neben Sean lag, aber was konnte ich schon tun? "Was hast du so gemacht?" "Nur 'n paar Drehbücher." "Ein neuer Film? Das ist gut. Nicht wieder so weit weg, hoffe ich." "Nein." Er rauchte. Ich konnte es durch die Leitung hören. Während dieser langen Pause kaute ich auf meiner Lippe und hörte zu, wie er einen tiefen Zug nahm und dann hinaus blies. Schließlich sagte er, "Torrie, ich..." Noch eine lange Pause. "Was ist denn, mein Lieber?" ermutigte ich ihn. "Ich will mich entschuldigen." Ich runzelte die Stirn. "Für was?" "Alles. Jede gottverdammte Sache, die ich dir je angetan habe. Jeden Schmerz, den ich verursacht habe - " "Orli, stop," unterbrach ich ihn. "Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, aber du mußt dich für nichts entschuldigen, absolut gar nichts." "Ich hab dir nie gesagt..." Noch eine Pause. "Was nie gesagt?" "Wie sehr..." Er nahm noch einen Zug von seiner Zigarette. "Wie sehr mir all das, was du für ich getan hast, bedeutet." Nicht weinen. Nicht weinen. "Ich habe überhaupt nichts gemacht, Orli. Du warst derjenige, der mich gerettet hast, erinnerst du dich?" "Vielleicht." "Orli - " "Sieh mal, Julie ist grade heimgekommen. Ich muß auflegen. Paß auf dich auf, ja?" "Was macht Trophy, das sie jetzt erst nach Hause kommt?" "Bye, Engel." "Orli - " Er hatte aufgelegt. Zur Hölle mit ihm. "Was war das denn?" murmelte Sean an meinem Ohr. "Orli, der sich mal wieder unberechenbar aufführt." Ich knallte den Hörer auf den Nachttisch und ließ mich wieder in mein Kissen fallen. Ich wußte, daß ich in dieser Nacht nicht eine Mütze Schlaf kriegen würde. "Glaubst du, es geht ihm gut?" "Ich weiß nicht mehr. Trophy ist gerade heimgekommen, also ist er nicht allein, aber..." Ich seufzte. Ich wollte wirklich bei ihm sein. Gott helfe mir, ich wollte bei ihm sein. "Es wird ihm gut gehen, Kleines." Sean zog mich näher an sich und küßte meine Schläfe. "Er ist ein kluger Junge, im Moment steht er nur ein wenig neben sich. Man kann es ihm nicht übel nehmen. Seit den Gefährten lastet ein gewaltiger Druck auf ihm." "Ich weiß. Aber er geht damit nicht so um, wie er es sollte. Ich wünschte, ich wüßte nur, was Julie ihm eingeredet hat. Ich schwöre, diese Frau -" Sean lachte. "Was?" "Kleines, er könnte mit der perfektesten Frau der Welt zusammen sein und du würdest trotzdem denken, daß sie nicht gut genug für ihn wäre." Ich schwieg und haßte es, daß er Recht hatte. Es gab keine Frau, die meiner Meinung nach gut genug war für Orli. Keine würde ihm die Liebe geben, die er verdiente. Ich wußte nicht, ob irgendwer dazu fähig wäre. Oh ja, ich hatte Orli auf einen Thron gestellt. Ich wußte das. Und obwohl er oft an dessen Rand schwankte, mußte er erst noch hinunterfallen. Ich hätte ihn schon vor langer Zeit hinunterwerfen sollen. Es wäre das beste für uns beide gewesen, aber ich konnte es einfach nicht tun. Wenn ich an Orli dachte, dachte ich an einen leuchtenden, süßen, talentierten und schönen Mann, der mit so einer Vitalität nach dem Leben griff, die vielen auf dieser Welt fehlte. Für mich war er nicht perfekt, aber verdammt nah dran. So sah ich ihn trotz allem und es war nicht fair, ihm gegenüber, mir gegenüber oder speziell Sean gegenüber. Wie würde er sich je damit messen können? Zwei Mal in der Woche versuchte ich noch, Orli zurückzurufen. Einmal erwischte ich den Anrufbeantworter, das andere Mal Trophy. Sie schien nicht gerade erfreut zu sein, daß ich anrief und fragte mich, warum ich das täte. Ich sagte ihr, weil ich Orlis Freundin sei und ich immer anrufen könnte, wann zur Hölle ich das wollte. Sie legte einfach auf. Das erfreute mich nicht so sehr. Ich rief noch einmal an, aber natürlich nahm sie nicht ab. Ich war verleitet, rüber zu gehen und der Schlampe die Fresse zu polieren, aber ich hatte noch ein Meeting und als ich damit fertig war, war alles vergessen. Die Dinge bei der Arbeit wurden hektisch und stressig. Die Spenden gingen uns aus und man dachte daran, uns zu schließen. Natürlich würde keiner von uns, der dort arbeitete, die Dinge hinnehmen, ohne etwas zu unternehmen. Tag und Nacht diskutierten wir Wege, mehr Geld einzuholen. Manche sprachen davon, das Aquarium zu erweitern, welches immer kleiner gewesen und der Forschung gedient hatte statt der Öffentlichkeit. Unglücklicherweise brauchte es dafür Geld. Keine Idee, die zur Sprache gebracht wurde, war besonders durchführbar. Dann war es überraschenderweise Sean, der uns rettete. Ich war auf Arbeit und ging gerade einige Spendenzusagen im Delphinbereich durch, als Sean auftauchte und einen Mann mitbrachte, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Ich lächelte, als er sich näherte und reckte mein Gesicht für einen Kuß. "Was für eine schöne Überraschung, dich zu sehen," sagte ich ihm. "Ich bin voller Überraschungen," antwortete er flüsternd. "Torrie, ich möchte dir Don Williamson vorstellen. Don, das ist Victoria Adams." Wir gaben uns die Hände und Sean wandte sich wieder zu mir. "Don und ich sind alte Freunde. Er ist einer der Produzenten vom Discovery Channel." "Oh?" Ich blinzelte und sah fragend zu Sean. Er lächelte, dieses breite strahlende Lächeln, das ich zu lieben gelernt hatte. "Wir haben vor ein paar Tagen miteinander gegessen und irgendwie kam die Idee für eine neue Show auf, in der es darum gehen würde, den Zuschauern etwas über Meerestiere beizubringen, mit einem bestimmten Gastgeber, der um die Welt reist und jede Woche auf neue Wunder und was weiß ich trifft. Sowas wie der Crocodile Hunter im Wasser oder so. Don fragte, ob er dich kennenlernen könnte, um zu sehen, ob du daran interessiert wärest." Ich starrte Sean nur an und wußte nicht, was ich sagen sollte. Don sprach und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. "Natürlich würden 30% der Showeinnahmen helfen, das Center und die Arbeit, die Sie hier machen, zu unterstützen, und am Ende jeder Show gäbe es eine Bitte um Spenden oder so. Die Show würde auch jede Woche ein Tier zeigen, daß hier rehabilitiert wird. Man könnte endlos etwas daraus machen! Und Sie wären natürlich der Gastgeber." Ich glaube, ich hatte die Kraft verloren, zu sprechen. Ich wollte schreien und Sean küssen und Don küssen und zugleich allen davon erzählen. Statt dessen stand ich da nur wie der Ochse vorm Berg. Sean lächelte mich an. Ich glaube, er wußte, daß ich wie betäubt war. "Nun, Mrs Adams?" fragte Don. "Was sage Sie?" "Ich... äh..." Sammle dich! Was für eine Sendung willst du machen, wenn du wie ein Idiot herumstotterst? "Ja! Natürlich! Das klingt wundervoll! Es tut mir leid, ich bin nur im Moment etwas überwältigt. Normalerweise bin ich viel lebhafter." "Das glaubst du lieber," seufzte Sean. Ich knuffte ihn mit dem Ellbogen. "Großartig!" Don lächelte und schüttelte abermals meine Hand. "Bevor die Show losgeht müssen wir noch einige Planungen machen, Verträge schließen und so, aber ich werde mich bei ihnen melden." Er schüttelte Seans Hand. "Danke Sean, ich schätze das. Wir hören voneinander." Ich stand da und wartete, bis Don durch die Türen verschwunden war, wandte mich dann um und war mich dann quietschend in Seans Arme. Die ganze Nacht bestand aus einer Feier mit Wein und einem gemütlichen, kleinen Essen für zwei. Ich konnte immer noch nicht glauben, daß Sean sowas für mich und das Center getan hatte. Es machte alles soviel komplizierter für mich. Ich empfand jetzt, daß ich ihm etwas schuldete, obwohl er mir versicherte, daß das Unsinn sei. Er hätte das einfach für jeden gemacht. Soviel verstehe ich. Was kam als nächstes? War das ein Fortschritt in unserer Beziehung? Er nannte es eine geschäftliche Transaktion. Ich war mir da nicht so sicher und fühlte mich schrecklich, sowas zu denken. Ich hätte es ausschlagen können, aber das hätte ich dem Center nicht antun können. Als ich es Scott erzählte, brach der arme Mann fast in Tränen aus. Dies war eine Gelegenheit, die Projekten wie unserem nicht täglich angeboten wurden. Das Telefon klingelte gegen sieben. Ich räumte gerade die Teller weg und wischte mir die Hände am Geschirrhandtuch ab, bevor ich den Hörer griff. Sean war gerade hinter mir aufgetaucht und fing an, an meinem Nacken zu knabbern, als ich abnahm und verzweifelt versuchte, nicht zu kichern, als es kitzelte. "Ha - Hallo?" "Torrie?" "Yeah - ja." "Hier ist Atti." "Atti." Ich runzelte die Stirn und sah zurück zu Sean, der sich aufrichtete und da stand und mich ansah. "Was gibt's?" "Torrie, hast du kürzlich mal mit Orli gesprochen?" "Nicht seit Anfang der Woche, nein. Warum?" "Er geht nicht an sein Handy. Schon den ganzen Tag nicht." "Atti, ich verstehe nicht warum - " "Julie hat ihn vor zwei Tagen verlassen." Es war so schwer, nicht vor Freude aufzuschreien. "Er hat es nicht gut verkraftet, als ich gestern mit ihm telefoniert habe. Redete immer wieder davon, daß alle ihn verlassen würden und warum ich immer noch sein Freund wäre und so ein Scheiß. Ich habe ihm gesagt, daß er aufhören soll, sowas zu denken und sich zu beruhigen und daß ich ihn heute zurückrufen würde, aber jetzt nimmt er nicht ab. Torrie, könntest du mal rüberfahren und nach ihm sehen?" "Natürlich, Atti. Ich gehe sofort. Wie ist deine Nummer, damit ich dich anrufen kann?" Sean griff einen Block und einen Stift aus der Schublade, gab sie mir und lehnte an der Anrichte, während ich Attis Informationen aufschrieb. Ich versicherte Atti nochmals, daß ich auf dem Weg zu Orli sei und ich ihn anrufen würde, sobald ich wußte, daß alles in Ordnung war. Mein Herz klopfte, obwohl ich äußerlich ruhig war. Atti war in Panik. Und das konnte nichts gutes bedeuten. "Was ist los?" fragte Sean, als ich auflegte. "Es geht um Orli." Ich war schon aus der Küche raus, griff meinen Mantel und die Schlüssel. "Atti sagt, Trophy habe ihn verlassen und daß er das nicht verkraftet. Er will, daß ich nach ihm sehe." "Ich komme mit," antwortete Sean und folgte mir aus der Tür. Ich widersprach nicht. Als wir bei Orlis Haus ankamen, war es dunkel, aber sein Auto parkte draußen. Ich war aus der Tür hinaus, bevor Sean das Auto parkte. Er erreichte mich, als ich mir schon eine Knöchel an der Tür wund geklopft hatte. Ich rief Orlis Namen, aber nichts geschah. Ich sah panisch zu Sean. "Bleib hier," sagte er und verschwand. Ich hämmerte weiter an der Tür. Drei Minuten später öffnete sie sich und Sean stand da. "Hintertür," erklärte er, als ich mich an ihm vorbei drängte. Die Wohnung war ein Chaos. Leere Bierflaschen, Scotch, Wodka, Zigarettenschachteln, umgeworfene Möbelstücke, dreckige Teller. Meine Nägel bohrten sich in meine Handflächen, als ich die Fäuste ballte. "Orli?" rief ich. "Orli, hier ist Torrie. Schatz, bist du zuhause?" Nichts. "Sieh oben nach," schlug Sean vor. "Ich sehe mich weiter hier um." Ich nickte und eilte die Treppen hinauf. Ich lief durch die beiden Gästezimmer, fand nichts und ging dann in das Hauptschlafzimmer. Auch nichts. Ich wollte gerade wieder die Treppen hinunter gehen, als ich Licht im Badezimmer bemerkte. Ich rief wieder Orlis Namen und bewegte mich zögernd zur Tür. Aus irgendeinem Grund war ich zu Tode geängstigt von dem, was ich auf der anderen Seite vorfinden würde. Ich könnte das auf eine Vorahnung schieben oder auf irgendeine andere seltsame Verbindung zwischen mir und Orli. Von dem Moment an, in dem Atti angerufen hatte, wußte ich, daß etwas nicht stimmte. Ich zwang mich um die Ecke zu gehen. "Oh Gott, Orli!" Meine Beine versagten fast unter mir, aber irgendwie schaffte ich es nach vorne zu der Badewanne, in der Orli lag, den Kopf auf dem Rand, eine Hand hing auf dem Boden und hielt eine leere Flasche Scotch umfaßt. Seine Haut war bleich, fast blau. Einen Moment lang dachte ich, er wäre tot. Ich reichte aus und berührte seine Wange, die unter meinen Fingern erschreckend kalt war. "Orli?" flüsterte ich, die Tränen ließen meinen Blick verschwimmen. Seine Augen flatterten und er starrte mich an. "Oh Gott, Baby," weinte ich. "Was hast du getan? Sean!" brüllte ich. "Sean!" Orli bewegte sich nicht, sondern sah mich einfach weiter an. Ich langte ins Wasser, um einen Arm um ihn zu legen und kreischte bei dem kalten Wasser. Fuck. Wie lang war er da drin gewesen? Ich hörte Sean hinter mir auftauchen und fluchen. "Es ist eiskalt," erklärte ich ihm und versuchte, meinen Blick nicht von Orli zu wenden. "Er ist so kalt, Sean. Er antwortet mir nicht. Er - " Ich brabbelte und zitterte und zog weiter an seinem Arm, versuchte, ihn aufzurichten. "Ruhig, Kleines," sagte Sean sanft und zog mich zurück. "Geh und such nach ein paar Decken." "Aber - " "Jetzt!" befahl er und ich ging. Ich rannte ins Schlafzimmer und riß die Überdecke vom Bett. Ich hörte das Geräusch vom Wasser in der Badewanne und wandte mich um, um zu sehen, wie Sean aus dem Badezimmer kam und Orli in seinen Armen trug. Er kam mit ihm zum Bett und legte ihn auf die Überdecke. Schnell wickelte ich sie um ihn. Orli blieb währenddessen unbeweglich, sprach kein Wort, sein Blick ließ kaum erkennen, ob er wußte, daß wir da waren. Sean versicherte, daß er kein Zeichen von Unterkühlung sah, aber ich konnte die Panik in mir nicht beruhigen. Ich kletterte neben Orli aufs Bett und zog ihn an mich und versuchte ihn dazu zu bringen, mit mir zu reden, aber es passierte immer noch nichts. Ich wußte, daß ich weinte, und es war mir egal. In diesem Moment war es mir vollkommen egal, was Sean dachte. Alles, was ich wußte, war, daß ich dieses schöne Wesen neben mir verlieren könnte und ich nie gewußt hätte, was er mir bedeutete. Es tat mehr weh, als ich es mir vorstellen konnte. "Versuch ihn aufzuwärmen," schlug Sean vor. "Ich werde Kaffee machen, damit wir den Alkohol aus seinem Körper holen und seinen Blutkreislauf wieder in Gang bringen. Obwohl ich sagen muß, daß, wenn er nicht so vollgelaufen wäre, er jetzt vielleicht tot wäre. Der Alkohol hat ihn gerettet, so komisch das auch klingen mag." Ich blieb wo ich war und drückte Orli an mich. Sean runzelte die Stirn. "Torrie, hörst du mir zu?" "Warum hat er das getan?" flüsterte ich. "Torrie!" Mein Kopf fuhr herum, damit ich ihn auf diesen Schrei hin ansehen konnte. "Orlando braucht dich jetzt, und du mußt stark sein," erklärte Sean mir. "Und jetzt versuch, seine Gliedmaßen aufzuwärmen oder wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen, und dann wird es überall in der Presse stehen, daß er Selbstmord begehen wollte." "Orli würde nie - " "Nein." nickte Sean. "Ich glaube, das wollte er nicht. Ich glaube nicht, daß er bei Sinnen war. Aber die Presse wird auf alles anspringen, was sie kriegen können. Kannst du ihm jetzt bitte helfen, während ich in die Küche gehe?" Ich nickte, Sean wandte sich ab und verließ den Raum, während ich vom Bett rutschte, einen von Orlis Füßen in meine Hände nahm und ihn energisch zu reiben begann. Er war so gottverdammt kalt und zäh bei der Berührung. Ich arbeite mich zum anderen vor und hinauf zu seinen Fußknöcheln und den Hüften, während ich die ganze Zeit über törichte Dinge wie das Wetter und die Arbeit und was ich zum Essen hatte und so einen dummen Scheiß redete, damit er wußte, daß ich da war. Als Sean mit dem Kaffee kam, fing Orli an zu zittern, offensichtlich kam wieder Leben in ihn. Sean gab mir eine Tasse und ich kletterte wieder zu ihm, versuchte ihn zum trinken zu bringen, während Sean an meiner Stelle seine Beine und Arme rieb. Überraschenderweise nahm Orli die Tasse und trank den Kaffe langsam, obwohl seine Zähne aufeinander schlugen und die Tasse zeitweise abrutschte. Ich fuhr mit meinen Fingern durch sein Haar, flüsterte immer noch, während er trank und sah genauso oft zu Sean, der Orli besorgt ansah. "Wir nehmen ihn mit nach Hause," sagte Sean schließlich. "Wir machen es ihm in einem der Gästezimmer gemütlich und wir können die nächsten paar Tage ein Auge auf ihn werfen." Ich war so erleichtert, als Sean das vorschlug. Ich hatte nicht vor, von Orlis Seite zu weichen. Sean fand ein paar Klamotten und kleidete ihn vorsichtig ein, legte dann die Decke um ihn und hob ihn wieder in seine Arme. Ich stopfte etwas Extrakleidung in eine Tasche und folgte Sean aus der Tür und zum Auto. Sean legte ihn auf den Rücksitz und ich krabbelte neben ihn, legte meine Arme um ihn und plazierte seinen Kopf auf meiner Schulter. Die Fahrt zu unserem Haus war still und erschreckend. Sean trug ihn ins Gästezimmer und ich schlug die Decken zurück, sah wie eine Mutter zu als er Orli vorsichtig auf die Matratze legte. Wir zogen ihn bis auf die Unterhosen aus und stapelten noch mehr Decken auf ihn. Ich stand da, sah zu und wünschte mir, daß er etwas sagte, damit er nicht so hilflos und blaß auf den Laken aussähe. Ich bemerkte kaum, wie Sean neben mir auftauchte und meinen Mantel auszog. "Na los, Kleines," sagte er sanft. Ich sah zu ihm auf und verstand nicht. Er nickte zu Orli. "Er braucht dich jetzt bei sich. Laß ihn wissen, daß du da bist." Ich hatte Sean erzählt, wie Orli und ich uns gehalten hatten, wenn wir durcheinander oder einsam waren. Er hatte daß sehr süß gefunden, aber es überraschte mich, daß er es jetzt vorschlug, besonders, da er geschworen hatte, daß er mich Orli vergessen lassen würde. Ich zögerte nur einen Moment, bevor ich meine Schuhe auszog, zwischen die Laken kletterte und Orli an mich zog. Orli zitterte an mir. Ich hielt ihn so fest ich konnte, legte meine Arme um ihn, küßte seine Stirn, fuhr ihm durchs Haar. Seine Haut wurde langsam wärmer, der bläuliche Farbton jetzt bleich. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Ich hatte noch nie in meinem Leben so eine Angst gehabt. Ich versuchte aber, mich zu beruhigen, um Orlis Willen. Sean hatte Recht gehabt. Er brauchte mich jetzt und es war meine Aufgabe, ihn wissen zu lassen, daß ich da war. Da ich wußte, wie sehr es mich beruhigte, wenn er es tat, begann ich zu singen und flüsterte wirklich die Worte zu "These Arms of Mine". Ich machte einen Augenblick Pause, als ich bemerkte, daß er weinte, leise, seine Tränen näßten meine Schultern. Seine Hand klammerte sich hart in meine und ich hielt ihn genauso fest. Er flüsterte etwas. Ich stoppte. "Was hast du gesagt, Baby?" "Warum verläßt mich jeder?" weinte Orli und begann dann bitterlich zu schluchzen, jede Träne zerriß mein Herz, als er sich an mich schmiegte und sein Gesicht in meiner Kehle vergrub und seine Arme um meine Taille legte. Er bebte und ich weinte und hielt ihn weiterhin fest, bis er in einen erschöpften Schlaf fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)