Dolphin's Cry von abgemeldet (Eine Orlando Bloom Fanfic) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 oh yeah, we meet again it's like we never left time in between was just a dream did we leave this place? The Dolphin's Cry - LIVE Ich liebe einkaufen. Komisch für einen Kerl, ich weiß. Aber meine Schwester hat mich darauf gebracht, sie pflegte mich immer auszustatten und so weiter und ich erkannte, wie sehr man sich durch Kleidung ausdrücken kann. Und glaubt mir, ich kann nichts besser, als mich durch meine Kleidung auszudrücken. Manchmal bekomme ich ein ,Orli, bist du sicher, daß du das zu dem Event tragen willst?' zu hören, aber dann lächele ich nur, wofür ich entweder ein Augenrollen der einen verzweifelten Seufzer ernte. Ich liebe die Hemden, die ich zu den Premieren von ,Die Gefährten' getragen habe, obwohl sie mir die Augen verdrehten, als ich sie mir im Spiegel betrachtet habe. Sie waren mehr als cool. Und dadurch hat man mich bemerkt. Ich sehe mich selbst nicht als bemerkenswerte Person. Ich meine, in Wahrheit sehe ich ziemlich durchschnittlich aus. Schlammbraunes Haar, braune Augen, durchschnittliche Größe, durchschnittlicher Körperbau. Nichts außergewöhnliches. Ja, ich weiß. Da gibt es Leute, die dagegensprechen würden. Ich habe die Artikel in den Magazinen gelesen, Leute, die mich sexy und gutaussehend nennen und so ein Unsinn. Ich sehe mich einfach nicht so. Daher die Klamotten. Hier bin ich also, von mir selbst denkend, daß ich ziemlich gut darin bin, für ein Ereignis die perfekte Kleidung rauszusuchen. An jenem Abend bei Elijah mit den Jungs und Torrie konnte ich mich absolut nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. Verrückt, oder? Sollte ich bei den gewöhnlichen Jeans und T-Shirt bleiben? Oder eines meiner Hemden anziehen? Oder die Jeans gegen eine Dockers-Hose eintauschen? Ich fing an, auf meinen Fingernägeln rumzukanbbern, als ich weiter in den Spiegel starrte. Fuck. Wenn ich mich nicht bald entscheiden würde, würde es zu spät sein. Ich sollte Torrie um sechs vor dem Marine Mammal Center abholen. Es war fast halb sechs. Dom und Billy waren gestern eingeflogen und blieben bei Elijah. Ich konnte es kaum erwarten, sie alle wiederzusehen. Sean hatte versprochen, auch zu kommen. Ich denke, er brachte Christine mit. Zumindest würde sich Torrie als einzige Frau dort nicht seltsam vorkommen, obwohl ich das nicht dachte. Sie schien sich auf einem Boot voller Fischer wohl zu fühlen, und ich nehme an, sie könnte sich auch mit vier Hobbits und einem Elb wohl fühlen. Ich grinste mein Spiegelbild an. Ich fragte mich, wie sie damit wohl umgehen würde, wenn wir uns alle so benahmen? Scheiße. Ich gab es auf, darüber nachzudenken, was ich anziehen sollte und ging mit dem, was ich an hatte, Jeans und T-Shirt, über das ich eine blaue Jacke zog. Da, entspannt und ganz anders, als Torrie mich kannte. Yeah, wie auch immer. Ich schwöre, der LA Smog setzte mir zu. Als ich vor dem Marine Mammal Center vorfuhr, stand Torrie schon draußen und unterhielt sich mit dem Sicherheitsmann, den ich neulich getroffen hatte. Sie winkte mir rasch zu, sagte noch etwas zu dem Mann neben ihr und kam dann zum Auto. Sie trug weiße Caprihosen, ein passendes Oberteil und Riemchensandalen. Sie sah bezaubernd aus. Ich runzelte die Stirn. Ich müßte die Hobbits mit einem Stock von ihr fernhalten. Ich wischte den Gedanken beiseite, als sie sich durch das Fenster lehnte. "Du bist spät dran," neckte sie mich lächelnd. Ich glaube, ich hätte so etwas Kluges sagen sollen wie ,Ein Schauspieler ist niemals zu spät, Torrie Adams. Oder zu früh. Er kommt genau dann, wenn er es für richtig hält' aber das schien mir mehr Elijahs Art zu sein als meine. Statt dessen zuckte ich mit den Schultern. "Yeah. Tut mir leid." Sie öffnete die Tür und glitt auf den Sitz. Ich sah sie weiterhin an und war innerlich froh darüber, daß der Bluterguß auf ihrer Wange so weit verblaßt war, daß man genau hingucken mußte, um ihn zu finden. Irgendwas an ihm störte mich. Vielleicht gefiel mir der Gedanke einfach nicht, daß sie Schmerzen hatte ertragen müssen. Torrie rutschte auf dem Sitz herum, bis sie leicht zu mir gewandt saß. Ich legte den Gang ein und fuhr los zu Elijah. "Beschäftigte Woche?" fragte Torrie und sah mich mit einem nachdenklichen Blick an. Ich zuckte mit den Schultern. "Meetings mit meiner Agentin, Interviews wie immer. Warum?" "Du bist nicht unerwartet ins Center gekommen." Ich sah sie an. "Das war ziemlich dumm von mir." Schnell schüttelte sie den Kopf. "Nein, Überhaupt nicht. Ich war froh, das du vorbeigekommen bist." Sie machte eine Pause, als ob sie ihre nächsten Worte abwägen würde. "Ich fürchtete, ich würde dich nicht mehr sehen." Schau auf die Straße, Orli, mußte ich mir immer wieder sagen, aber trotzdem sah ich wieder zu ihr. "Wirklich? Also hast du die Klamotten deines Onkels doch unbedingt wiederhaben müssen?" Torrie lachte. "Nein." Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist nur... nun, du und Elijah schienen sehr nett, das ist alles." Ich und Elijah. Toll. Nun, was hatte ich erwartet? Was hatte ich hören wollen? Ich erlaubte mir nicht, darüber noch weiter nachzudenken. Ich mußte wirklich die Rothaarige noch mal anrufen. Wir unterhielten uns, bis wir Elijahs Haus erreichten. Ihr wißt schon, das Wetter und wie schlimm der Verkehr in LA war und die neusten Filme in den Kinos. Dann berichtete mir Torrie von den neusten Ereignissen bei ihrer Arbeit und von der Robbe, die sie Anfang der Woche gefunden hatten. Sie hatte ihn schon Bob genannt - darüber mußte ich ziemlich kichern - und wie unglaublich klug er war und wie gut er sich an die Behandlung durch Menschen gewöhnt hatte. Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, daß Torrie sich in eine Meerjungfrau verwandeln und im Meer verschwinden und nie wieder an Land zurückkommen würde, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hätte. Nun, das war dann doch etwas phantasievoll von mir, oder? Als wir bei Elijah vorfuhren, sprang ich schnell aus dem Auto und erreichte die Beifahrerseite, um Torries Tür zu öffnen, bevor sie es tun konnte. Sehr galant von mir, eh. Ich nahm sogar ihre Hand und half ihr hinaus. Natürlich war das dumm, denn so erinnerte ich mich wieder, wie weich und klein ihre Hände waren und daß ich sie nicht loslassen wollte, auch wenn ich fühlen konnte, wie sich dieser verdammte Diamant in meine Handfläche bohrte. Das sah dem guten alten Steve ähnlich, ihr etwas so unoriginelles zu schenken. Ich an seiner Stelle hätte etwas mit Saphiren oder so gewählt, in einer Platinfassung mit... Himmel, Orli! Was denkst du nur?! "Orli ,stimmt etwas nicht?" Ich schreckte aus meiner Abwesenheit auf und bemerkte, daß ich ziemlich grimmig geguckt haben mußte. Ich zwang mein Stirnrunzeln in ein Lächeln. "Nein. Entschuldige. Mir ist nur gerade eingefallen, daß ich noch etwas hätte erledigen müssen," log ich. "Oh." Die Tür öffnete sich, als wir gerade die Veranda erreicht hatten und Elijah warf sich Torrie entgegen, eine Flasche Bier in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. "Ihr seid gekommen!" Torrie stolperte etwas zurück und warf mir einen Blick zu, der ,In was bin ich da nur hineingeraten?' zu schreien schien, aber sie umarmte Elijah im Gegenzug und lachte. "Natürlich bin ich gekommen. Glaubst du, ich habe das nur gesagt, um dich von meinem Boot und aus meinem Blickfeld zu kriegen?" Elijah tat so, als hätte er darüber nicht nachgedacht. "Hey Orli." Er nickte mir kurz zu, bevor er sich Torries Hand griff und sie ins Haus zog. Und dann begann die Bekanntmachung. Offensichtlich hatte Elijah schon jedem von Torrie erzählt, denn sie bestürmten sie sofort mit Fragen über ihre Arbeit, das Boot ihres Onkels und wie unterhaltsam es gewesen sein mußte, ich ins Wasser zu werfen. Ich zeigte demjenigen, der diesen Kommentar gebracht hatte - ich glaube, es war Dom - meinen Finger und ging dann in die Küche, um mir ein Bier zu holen. Elijah kam mir nach, trank die Flasche aus, die er gerade in der Hand hatte, warf sie in den Müll und griff nach einer neuen. Ich starrte sehnsüchtig auf seine Zigarette und wünschte mir, ich hätte nicht aufgehört. Oh Mann. Fingernägel waren nicht so lecker, wie ich gedacht hatte. Er hüpfte auf die Anrichte. "Ich habe Billy und Dom gewarnt, daß sie verlobt ist." "Das ist gut." Ich nahm einen Schluck von dem Bier und verzog das Gesicht während ich mir wünschte, ich hätte statt dessen ein Glas Scotch. "Wo wir gerade dabei sind, dachte ich, ich erinnere dich auch noch mal daran." Ich prustete und erstickte beinahe an dem Schluck, den ich gerade genommen hatte. "Wie bitte?" "Du hast richtig gehört." Er nahm einen langen Zug und schaute mich schweigend an, während ich mit meinem Handrücken das Bier von meinem Mund wischte. Ich starrte ihn nur an. "Ach, komm schon, Orli. Ich hab gesehen, wie du ihre Hand auf dem Weg zur Tür gehalten hast." "Das heißt doch überhaupt nichts, Lij. Ich habe also ihre Hand gehalten. Ist doch keine große Sache." Ich nahm noch eine Schluck und wich seinem durchdringendem Blick aus. "Sie ist noch nicht einmal mein Typ." Elijah lachte und sprang von der Anrichte. "Yeah. Das sagst du dir ständig." Er ging aus der Küche, bevor ich ein weiteres Argument bringen konnte. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer wo Torrie auf der Couch saß und sich mit Sean und seiner Frau Christine unterhielt. Billy und Dom saßen ihnen gegenüber, hörten zu und streuten ab und zu einen Kommentar ein, während Elijah es sich auf der Armlehne des Sofas neben Torrie bequem gemacht hatte. Er reichte ihr eine Flasche Bier, woraufhin sie etwas das Gesicht verzog, wie ich bemerkte, sie aber dennoch nahm, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Christine zuwandte. Ich rollte meine Augen angesichts Elijahs Scharfsinns, ging hinüber und nahm ihr die Flasche Bier aus der Hand. Beide, sie und Elijah, sahen mich an, aber ich ignorierte ihn und fragte sie: "Kann ich dir etwas zu trinken bringen - etwas, das du wirklich trinken möchtest?" Torrie lachte und warf Elijah ein kleines Lächeln zu, der die Stirn runzelte. "Wodka Collins, wenn es nicht allzu große Umstände macht?" "Kommt sofort," antwortete ich, bevor ich wieder in der Küche verschwand. "Ich dachte, jeder mag Bier," hörte ich Elijah neben Torrie sagen, die daraufhin lachte. Das Essen war großartig, wie immer, wenn Dom kochte. Er hatte den Lachs gebraten und servierte ihn mit Reis und Spinatsalat und frisch gebackenem Brot mit Käsekuchen als Nachtisch und wir reichten zwei Flaschen Wein herum, den wir anfangs noch in unsere Gläser gossen, ihn gegen Ende des Essens aber direkt aus der Flasche tranken. Wir lachten viel, und ich glaube, die Hälfte der Zeit wußten wir noch nicht einmal, worüber wir lachten, was meistens passiert, wenn ich die Hobbits treffe. Wir können einander nur ansehen und fangen an zu lachen, weil wir dasselbe zu denken scheinen und die meisten Leute verstehen das nicht und behandeln uns wie dumme Kinder oder so. Sie scheinen zu vergessen, daß Billy und Sean in ihren Dreißigern sind. Allerdings glaube ich, daß Billy das auch manchmal vergißt. Torrie schien das alles sehr gelassen zu nehmen und paßte eigentlich sehr gut dazu. Ich meine, sie schien kein wenig geschockt von dem Unsinn, den wir von uns gaben und lachte immer mit uns und gegen Ende des Abends wurde sie richtig schlagfertig. Zwei mal machte sie Billy total sprachlos und wenn jemand das tat, dann werden die Hobbits und ich richtig ehrfürchtig. Kurz darauf fragte Billy sie, ob sie ihn heiraten wollte. Gott, er war betrunken. Etwa zwanzig Minuten später kippte er um. Ich hoffte, er würde sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern, der Arme. Nachdem Sean und ich Elijah geholfen hatte, Billy in eines der Gästezimmer zu verfrachten, setzten wir uns zusammen, um Karten zu spielen. Fragt mich nicht, was für ein Spiel das war. Elijah und Dom versuchten uns das Spiel zu erklären und ich denke, sie haben es sich einfach ausgedacht, aber sagte natürlich nichts und tat so, als wüßte ich genau, worüber sie sprachen. Hab dann einfach ein paar eigene Regeln dazu erfunden, was soll's. Christine und Torrie warfen uns die ganze Zeit natürlich ungläubige Blicke zu und Sean weigerte sich sogar, seine Karten auch nur anzurühren. Er kannte uns zu gut. Wir versuchten, Strip Poker vorzuschlagen, aber die Damen sahen uns mit vernichtenden Blicken an - ihr wißt schon, diese Art von Blicken, die sie schon von Geburt an zu benutzen wissen. Also spielten wir weiter unser ausgedachtes Spiel, aber nach einer Stunde wurde es so verflucht verwirrend, daß es Sean zu dumm wurde und er den Fernseher anschaltete. Elijah saß zusammengesunken in seinem Sessel und rauchte noch eine Zigarette, während Dom aufsprang, um Sean Gesellschaft zu leisten. Christine und Torrie waren in ein ,Nur für Frauen'-Gespräch verwickelt. Ich glaube, sie sprachen über Waschmaschinen, war mir aber nicht sicher. Mein Kopf brummte. Lag zweifelsfrei an der letzten Flasche Wein. Ich stand auf und murmelte, daß ich etwas frische Luft brauchte, größtenteils um von Elijahs Zigarette wegzukommen oder es würde damit enden, daß ich ihn nach einer fragte. Die Hintertür schlug ziemlich laut hinter mir zu, wodurch ich mich in der Stille der Dunkelheit etwas erschreckte. Ich atmete tief ein und merkte, daß sich die Welt etwas drehte und setzte mich schnell auf den nächsten Gartenstuhl. Seit wir uns das letzte Mal getroffen hatten, hatte ich nicht viel getrunken und merkte das jetzt natürlich. Ich hoffte, es würde Torrie nichts ausmachen, bei Elijah zu übernachten, den ich war nicht mehr fähig, uns noch irgendwo hinzufahren. Ich konnte nicht anders als mich zu fragen, was der gute alte Steve wohl denken würde, wenn er wüßte, daß sie die Nacht mit Orlando Bloom in Elijah Woods Haus verbringen würde. Dieser Gedanke ließ mich albern kichern. "Irgendwas lustig?" Verdammt. Hatte sie noch nicht mal aus dem Haus kommen hören. Ich sah zu Torrie, wie sie zu mir kam, die leichte Brise wehte ein paar Strähnen dunklen Haares in ihr Gesicht. Sie lächelte mich so süß an und ich glaube ich grinste sie wie ein totaler Idiot an. Hey, ich war betrunken. Wenigstens beugte ich mich nicht vor und kotzte auf ihre Schuhe. "Du bist ein wenig betrunken, mein Lieber," erklärte sie und setzte sich neben mich. "Ich war schon mal betrunkener, Süße." "Kann ich mir vorstellen." Ich lachte und sie kicherte und ich zeigte noch stärker lachend auf sie. "Du bist auch betrunken!" Sie wedelte mit ihrer Hand. "Ich, mein lieber Junge, weiß, wann ich aufhören muß." "Und wann wäre das?" Torrie dachte kurz über meine Frage nach und sagte dann: "Etwa vor zwei Flaschen Wein und drei Wodka Collins!" Ich ließ mich lachend in den Stuhl zurück fallen. Gott, es fühlte sich toll an. Die frische Luft half uns, wieder etwas nüchterner zu werden und das Gelächter wich schließlich einer Unterhaltung. Sie fragte mich, wie ich zur Schauspielerei gekommen war und das daraufhin erzählte ich ihr von meinen Jahren bei Guild Hall und wie ich die Rolle des Legolas zwei Tage vor meinem Abschluß bekommen hatte - ihr wißt schon, der ganze Mist, der überall in den Magazinen gedruckt worden ist. Nur hatte sie noch nie davon gehört und bombardierte mich mit allen möglichen Fragen, auf die ich gerne antwortete. Ich erzählte ihr, wie ich mir den Rücken gebrochen hatte, und einen Moment glaubte ich, sie würde zu weinen anfangen. Vielleicht war es auch nur der Mond, der sich in ihren Augen spiegelte, aber dann tadelte sie mich, daß ich nicht vorsichtiger sei und sagte etwas sehr Süßes; daß die Welt etwas vermissen würde, wenn der Sturz schlimmer gewesen wäre. Wäre ich nüchtern gewesen, dann hätte mich diese Bemerkung vielleicht mehr gerührt und ich wäre später nicht so ein Tolpatsch gewesen, aber so ging es bei mir in ein Ohr rein und auf der anderen Seite wieder hinaus. "Es überrascht mich, daß du keine besondere Frau in deinem Leben hast," bemerkte sie, als unsere Unterhaltung schließlich in Stille übergegangen war. Ich blinzelte und sah zu ihr. "Ich habe meine Arbeit. Das ist im Moment genug." "Autsch. Hört sich ziemlich schmerzhaft an." Ich schenkte ihr ein müdes Lächeln und tippte mir mit dem Finger an den Kopf. "Sowas nennt sich Anpassung." Torrie lächelte. "Ah ja, es ist der Alkohol. Vertrau mir." Sie fixierte mich mit ihrem stets grünem Blick - ich schwöre, diese Augen wurden immer heller - und fragte: "Also, was ist da gelaufen? Oder möchtest du lieber nicht darüber reden?" "Ist nicht viel." Ich zuckte mit den Schultern. "Alles erschien perfekt und richtig und war es plötzlich doch nicht. Ich könnte bequem sagen, der Drehplan von ,Ringe' war schuld, aber ich weiß, das war es nicht. Sie war neun der fünfzehn Monate, in denen wir dort waren, bei mir. Ich glaube, wir haben einfach aufgegeben, es weiter zu versuchen." "War es Liebe?" Ich starrte in die Nacht hinaus und überdachte diese Frage. Wie wußte man, wann es wahre Liebe war? War es lediglich die Chance, die man ergriffen hatte? Man ging einfach hin und gab sein Leben in die Hände von irgend jemandem weil du zu fast 99% sicher warst, daß es Liebe war. Und wenn es nicht funktionierte, was war es dann? Die 0h-ich-dachte-es-wäre-Liebe-aber-da-lag-ich-wohl-falsch-Beziehung. Oder vielleicht gab es da draußen so was wie ,wahre Liebe' gar nicht. Vielleicht war das menschliche Herz einfach dazu bestimmt, sich in einem durchschnittlich langem Leben mehrmals zu ver- und entlieben. Vielleicht waren wir gar nicht fähig, nur eine Person für immer und ewig zu lieben. Verdammt deprimierender Gedanke, sowas. Ich seufzte. "Yeah. Ja, ich glaube das war es. Vielleicht nicht die Liebe, die Dichter immer beschreiben oder die in romantischen Stücken vorkommt oder so. Aber Liebe... sicher." "Also bist du nie mit einem weißen Pferd zu ihr geritten, um sie auf dein Schloß zu entführen, hmm?" Ich lachte. "Was?" Torrie lächelte und sah weg, gerade so, als sei sie verlegen. "Mein liebster Liebesroman - Ich hab ihn in meinem Leben etwa dreißig mal gelesen - am Ende reitet der Held zu der Frau, die er liebt, zieht sie vor sich auf seinen weißen Hengst und sie reiten fort in sein Schloß, um dort für immer glücklich zu leben. Ich fand immer, daß sei das perfekte Ende." "Ach naja. Niemand ist perfekt." Wißt ihr, wie das ist, wenn man wirklich, wirklich dumme Dinge tut? Es ist, als ob sich die intelligente Seite des Hirns plötzlich abschaltet und dich mit nichts außer deinen niederen Instinkten zurückläßt, denselben Instinkten, sie uns sagen, daß wir zu Kannibalen werden sollen, wenn wir am Verhungern sind. Und da bist du also, ein perfektes menschliches Wesen, hast dich immer für ziemlich helle gehalten und immer die besten Absichten gehabt und urplötzlich wirst du ein bekloppter Idiot. Hallo. Das bin ich. Orlando Bloom - bekloppter Idiot. Ich bin sogar im Wörterbuch abgebildet. Die eine Minute saßen wir nur da und lächelten uns an, genossen die Gesellschaft des jeweils anderen und in der nächsten umschloß ich ihr Gesicht mit meinen Händen und preßte meine Lippen auf ihre, und sie schmeckte nach Wodka und Käsekuchen und ihr Mund war so weich und geschmeidig auf meinem. Ich schloß meine Augen und verlor mich in diesem Kuß, vergaß alles über mich und sie und was wir hier taten und mein Körper reagierte darauf und mir wurde heiß und kalt, während mich das Verlangen praktisch erstickte. Ihr Haut war unter meinen Finger wie Seide und sie roch so süß, was aber auch die Jasminbüsche hinter uns sein konnten. Ich wußte es nicht. Und es war mir sicherlich auch egal, von welchem Geruch ich schon wieder betrunken wurde. Alles was ich wußte, war, daß sie das war, was ich im Moment am meisten auf der Welt wollte. Und dann fuhr sie ruckartig von mir weg und ich hielt nur noch Luft in meinen Händen, während ich immer noch in diesem euphorischen Zustand war, in den wir Männer zu verfallen neigen, wenn es sich um das andere Geschlecht handelt. Wißt ihr, unsere Gehirne schalten sich einfach ab, wenn wir in diesem Gemütszustand sind und man könnte uns sagen, daß das Haus über unseren Köpfen abbrennen würde und es würde uns überhaupt nichts ausmachen, denn während solcher Momente ist unsere Sicht irgendwie vernebelt und unscharf. Wenn man mich in solchen Momenten nach dem Namen fragen würde, dann würde ich bestimmt mit etwas antworten, was zwischen "Duh" und "Was?" lag. Ich wußte, daß ich etwas falsch gemacht hatte, und Torrie stand da und starrte mich einfach nur an, doch ich konnte einfach nicht begreifen, warum wir nicht einfach mit dem Küssen weitermachen konnten. "Ich dachte, du wärst mein Freund, Orli," hörte ich sie sagen, bevor sie an mir vorbei rauschte und ins Haus zurück ging. Und dann klärte sich der Nebel. Fuck. Ich sank in meinem Gartenstuhl zusammen, ließ meinen Kopf in meine Hände fallen und fragte mich, wann zur Hölle ich verlernt hatte, vernünftig zu denken und mich vernünftig zu verhalten. An diesem Mist war nur ich alleine schuld, und Mist war es auf jeden Fall. Ich hatte noch nicht mal den Mut, ihr hinterherzugehen und mich zu entschuldigen, wie ich es hätte tun sollen. Natürlich schob es der kleine Teufel in mir auf zuviele Drinks und fragte mich, warum ich mich überhaupt entschuldigen sollte. Sie hatte offensichtlich so sehr wie ich gewollt, daß etwas passierte oder sie wäre niemals so nachgiebig unter meinem Mund gewesen. Wow. Ich mußte aufhören, sowas zu denken. Ich dachte, du wärst mein Freund, Orli. Verdammt. Die Tür ging auf. Ich sah auf und hoffte, es sei Torrie. Zog ein Gesicht, als ich sah, daß es Elijah war, der mir diesen typischen Elijah-Blick zuwarf. Natürlich ist er die personifizierte Jugend und Unschuld, aber er hat es auch drauf, daß du dich fühlst, als sei er der Erwachsene und zwingt dich, dich schuldig zu fühlen. Nur mit einem Blick. Ich glaube, es sind seine Augen. Die anderen Hobbits und ich hatten darüber schon lange Diskussionen geführt. Elijah sagt, wir wären alle Freaks, aber andererseits ist es auch nicht so, daß er die Blicke aus diesen Augen ertragen muß. "Was zum Teufel ist hier draußen passiert?" fragte er und ließ sich in den gegenüberliegenden Stuhl fallen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und stöhnte. "Torrie stürmte herein, als wäre ihr Satan höchstpersönlich auf den Fersen und fragte, ob jemand sie zu ihrem Auto zurückfahren könne." Ich lachte und stellte mir mich als Teufel vor, wobei ich in diesem Moment dachte, daß es auf groteske Art und Weise passen würde. Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen und Elijah noch einmal an. "Ist sie noch da?" "Nope. Christine und Sean haben ihr angeboten, sie mitzunehmen. Sie sind nicht so betrunken wie der Rest von uns." Als ob er diese Bemerkung unterstreichen wollte, hickste er laut. "Also, du hast meine Frage nicht beantwortet." "Ich habe sie geküßt," gab ich zu und wartete auf Verurteilung. Elijah lachte. "Du blöder Idiot! Wenigstens hättest du damit warten und sowas vor Steve tun können. Hast die perfekte Möglichkeit vermasselt." Überlaßt es nur Elijah. Er machte einen Fehler noch dümmer, als ich ursprünglich angenommen hatte. Er kicherte mir gegenüber immer noch vor sich hin und versuchte stark, nicht... okay, vielleicht versuchte er es gar nicht. Eigentlich erschien er mir sehr bereit, über meine Dummheit zu lachen. Wofür sind Freunde sonst da, nicht wahr? Ich runzelte die Stirn. "Das ist nicht lustig, Lij." "Im Gegenteil, es ist verdammt noch mal genial," kicherte er. Dann imitierte er mich auf schauerlichste Weise, "Sie ist nicht mein Typ." Er brach in einen erneuten Kicheranfall aus. "Ich hasse dich." "Nein, tust du nicht." Er sprang auf und kam zu mir, griff mich an einem Büschel meines Haares und gab mir einen großen, schlabberigen Kuß auf die Stirn. "Du liebst mich. Na los. Komm mit rein uns erzähl Dom alles darüber was für ein spitzer, kleiner Scheißer du bist. Er wird die Geschichte mögen." "Fick dich, Lij." Er lachte wieder und winkte mich zu sich. Ich stand auf, um ihm ins Haus zu folgen und haßte mich immer noch und Elijah und den Wein und das Bier und alles, was ich dafür verantwortlich machen konnte, daß ich mich in erster Linie so unvernünftig verhalten hatte. Mein Kopf schmerzte und mein Kiefer tat von Zähnezusammenbeißen weh und ich konnte immer noch Torries Lippen auf meinen spüren, und das machte mich verrückt. Und nun mußte ich mich entschuldigen und hoffte bei Gott, daß ich sie nicht allzusehr verärgert hatte. Verdammt. Sie war noch nicht mal mein Typ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)