It's like rain on your wedding day von abgemeldet (oder "Wenn es zu spät ist") ================================================================================ Kapitel 1: Sangos Problem ------------------------- Hallo meine lieben Leser! Das ist meine zweite FF und ich hoffe sehr, sie gefällt euch! Vergesst das Kommentieren nicht! Ach ja, die Ausgangssituation ist, dass Inu Yasha und Kagome zusammen sind (Anknüpfung an die vorangehende FF "Totale Veränderung?"). Viel Spaß beim Lesen! "Uaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!", gähnte der verschlafene Halbdämon Inu Yasha. Er war gerade aufgewacht. In der Hütte waren noch Sango, Kirara, Miroku und Shippou. Sie alle schliefen tief und fest. Jetzt wandte er seinen Blick auf das ruhig schlafende Bündel in seinen Armen. Kagome atmete gleichmäßig. Die durch die einen Spalt breit offen stehende Tür schimmernden Sonnenstrahlen spielten Lichtspiele auf ihrem Gesicht. Wie schön sie doch war! Inu Yasha erinnerte sich mit Grauen zurück an die Zeit vor einigen Wochen, wo er kurz davor gewesen war, Kagome umzubringen, da er unter dem Bann eines schwarzen Engels, der Wächterin der Dunkelheit Ankóku, gestanden hatte. Seine Gefühle hatten aber gesiegt und schließlich dazu geführt, dass sich die beiden geküsst hatten. Glücklich seufzte der Hanyou und strich sanft über die weiche Haut ihrer Hand. Durch die Berührung zuckte das Mädchen zusammen und öffnete die Augen. Etwas benommen blinzelte sie ihn an und widmete ihm dann ein Lächeln, das sogar einen Stein erweichen hätte können. "Guten Morgen.", begrüßte sie der ebenfalls lächelnde Inu Yasha und drückte ihr einen von seinen unwiderstehlichen - wie Kagome fand - Küssen auf den hübschen Mund. Sie drückte sich an den Halbdämon und schloss die Augen. Ihre Nase sog seinen Geruch ein, sie spürte seinen Herzschlag und fühlte sich geborgen. "Was macht ihr da?". Die markante Stimme des kleinen Fuchsdämons riss die beiden aus ihrer morgendlichen Ruhe. Shippou lugte über die Bettkante und fand einen peinlich berührten Inu Yasha und eine nicht minder nervöse Kagome vor, die beide kerzengerade auf dem Bett saßen und den Fuchsdämon ansahen. Immer muss diese kleine Nervensäge stören, dachte sich Inu Yasha verärgert. Kaum bin ich mit Kagome allein kommt der Rotzlöffel angedackelt und macht alles kaputt. "Was willst du?", knurrte Inu Yasha wütend. "Sei nicht immer so gemein, Inu Yasha.", mahnte Kagome und wandte sich wieder an Shippou. "Was ist denn los?" "Ich hab Hunger, Kagome, machst du das Frühstück?", fragte er erwartungsvoll. Bei Inu Yasha schellten die Alarmglocken. Frühstück machen würde bedeuten, dass Kagome keine Zeit für ihn hätte, und das passte dem Hanyou gar nicht. Ohne Vorwarnung sprang er vom Bett, zog Kagome mit sich und lief mit ihr zur Tür. "Hey, was soll das werden?", fragte das Mädchen und versuchte, sich aus dem Griff zu lösen. Vergeblich. "Du machst heute ausnahmsweise nicht das Frühstück.", war Inu Yashas Antwort. Kagome musste lachen. So verrückt konnte nur ihr lieber Inu Yasha sein! "Und das Frühstück?". Etwas traurig sah Shippou den beiden hinterher. Er hatte doch noch immer Hunger. "Ich mache es, keine Sorge.", bot Sango an. Auch sie blickte Inu Yasha und Kagome nach. Sie sehen so glücklich aus, dachte sie und zum ersten Mal merkte sie, wie unglücklich sie selber eigentlich war. Bis jetzt hatte sie sich immer gefreut, aus tiefstem Herzen, dass Inu Yasha und Kagome zueinander gefunden hatten. Aber irgendwie... Was mach ich denn da eigentlich? Ich mache jetzt besser das Frühstück, verdrängte Sango ihre schwermütigen Gedanken aus ihrem Kopf. Und kurz bevor sie aus der Hütte huschte, glitt ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu Miroku, der noch friedlich schlief. Die frische Luft ließ Sango wieder durchatmen. Die Sonnenstrahlen wärmten angenehm ihr Gesicht und das Vogelgezwitscher gab ihr ein entspanntes Gefühl. Am besten, ich nehme ein Bad im Fluss, dachte sie bei sich. Das wird mir gut tun. Sie lief zum Fluss, dessen lustiges Plätschern man schon von weitem hören konnte. Das glitzernde und funkelnde Wasser, das frech über die Steine rauschte, sah einladend aus. Gerade hatte die Dämonenjägerin sich den Schuh ausgezogen und ihre Zehenspitzen in das erfrischende Nass getaucht, als sie plötzlich von einem Lachen erschreckt wurde. Sofort zog sie ihren Fuß zurück und lauschte. Die Stimme gehörte eindeutig zu einem Mädchen, ja, es hörte sich fast an wie...Kagome! Sango kletterte auf einen großen Stein und spähte vorsichtig über dessen Rand. Tatsächlich! Kagome und Inu Yasha saßen händchenhaltend dort am Flussufer und alberten herum. Sie sahen beneidenswert glücklich aus! Sie lachten, tauschten Küsse aus... Plötzlich verschwamm alles vor Sangos Augen und ihr wurde mit einem Mal schwindlig. Langsam und krampfhaft aufpassend, nicht durch das Schwindelgefühl abzustürzen, kletterte sie wieder hinunter. Unten angekommen lehnte sie sich keuchend an den Stein und wischte sich mit dem Handrücken ein glitzerndes und kleines, nasses etwas aus den Augenwinkeln. Sie konnte sich nicht eingestehen, dass das eine Träne war. Niemals. Das Schwindelgefühl verschwand und langsam kehrte auch die klare Sicht wieder, aber die Bilder des verliebten Paares am Flussufer wollten ihr immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Warum? Was war denn los mit ihr? Sie fühlte sich so komisch, so unendlich sehnsüchtig. Aber sehnsüchtig wonach? Was war es, das sie begehrte? Vorsichtig tapste Sango zu ihrem Schuh, der immer noch am Ufer lag. Sie kniete sich neben ihm nieder und tauchte ihre Hände in das kühle Wasser. Sie atmete tief ein und spritzte sich dann eine handvoll davon ins Gesicht. Ans Baden war jetzt nicht zu denken, schließlich wollte sie Inu Yasha und seine Kagome nicht stören. Sie erschrak selbst, als sie bemerkte, wie spöttisch sich ihre Gedanken anhörten. Seufzend zog sie ihren Schuh wieder an. Dann schüttelte sie den Kopf, setzte ein lächelndes Gesicht auf und lief zurück zu der Hütte. Kirara schlief noch eingerollt auf ihrem Kopfkissen, als Sango die kleine Hütte, die ihnen als Schlafplatz diente, betrat. Liebevoll streichelte sie ihrer kleinen Freundin über den Kopf. "Dann ruh dich eben noch ein wenig aus.", flüsterte sie unhörbar und verließ die Hütte wieder. Draußen saßen Miroku und Shippou beim Frühstücken. Frühstück? "Ach Mist!". Sango schlug sich die Hand gegen die Stirn. "Tut mir Leid, Shippou, ich hab's vergessen.", entschuldigte sie sich bei dem etwas säuerlich dreinschauenden Fuchsdämon, der nun beleidigt den Kopf zur Seite drehte. "Miroku hat es gemacht.", antwortete Shippou knapp. Seufzend ließ sich die Dämonenjägerin neben Miroku plumpsen. Der Priester sah sie fragend an. "Nanu, schon so voller Sorgen am frühen Morgen?" "Lass dieses poetische Getue. Das passt eindeutig nicht zu dir.", meckerte Sango boshaft. "Im Ernst, was ist los mit dir?". Miroku beschloss, Sangos Kommentar zu überhören. "Nichts.", meinte sie missmutig. "Nichts." "Komm schon, du kannst mit mir über alles reden!", ereiferte sich der Priester und legte seinen Arm um Sango. Diese stieß ihn aus alter Gewohnheit einfach weg von sich, obwohl an einem tröstenden Arm ja nun wirklich nichts auszusetzen war. Der arme Miroku kam sich etwas Fehl am Platz vor. Er konnte ja noch verstehen, dass sie, wenn er etwas zu weit ging, grob wurde, aber diese Reaktion konnte er beim besten Willen nicht fassen. Warum wehrte sie sich bei einem harmlosen Tröstungsversuch? Und vor allem, was war es, das ihre Seele so sehr belastete? "Sango, das war aber nicht nett von dir.", bemerkte Shippou, der die Szene aufmerksam beobachtet hatte. Auch er konnte - wie Miroku - einfach nicht verstehen, was Sango bedrückte. Sie vergaß, das Frühstück zu machen obwohl sie es versprochen hatte, und das war nicht typisch für Sango. Sie seufzte, starrte traurig Löcher in die Luft und war höchstempfindlich. "Sieh mal einer an, unsere Turteltauben kehren wieder!", neckte Miroku Inu Yasha und Kagome, die gerade Arm in Arm auf ihre Freunde zukamen. Sangos Blick verfinsterte sich noch mehr. Miroku sah Inu Yasha und Kagome grinsend an. Es hatte lange gedauert, aber die beiden waren seit einiger Zeit ein Paar, und das war, wie alle fanden, das einzig Richtige. Die beiden ergänzten sich perfekt und passten trotz der Unterschiede einfach beneidenswert gut zusammen, das musste man schon sagen. Schon lange hatte Miroku festgestellt, dass die beiden sich hoffnungslos ineinander verliebt hatten. Doch dann war da noch die verstorbene Kikyou gewesen. Inu Yasha war vor langer Zeit in sie verliebt und der felsenfesten Überzeugung gewesen, dass er es noch immer wäre. Er hatte seine Gefühle für Kagome verdrängt, um das Trugbild seiner Liebe zu Kikyou aufrecht zu erhalten. Doch irgendwann waren seine Gefühle für Kagome so stark geworden, dass er aufgehört hatte sich anzulügen. Er hatte Kikyou losgelassen und nun waren Kagome und er zusammen. Strahlend begrüßten die beiden Ankömmlinge ihre Freunde und setzten sich nieder. Sango spürte den kalten Stich der Eifersucht in ihrem Herzen, der sich wie Gift ausbreitete, schnell und schmerzhaft. In ihrem Kopf schaltete sich plötzlich ein Hebel um und ihr kam ein grauenhafter Gedanke. Was wenn...? Nein. Sie schüttelte energisch den Kopf. "Sango? Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Kagome. Ihre Stimme drang wie durch eine Mauer von Watte in Sangos Ohren, die plötzlich den Wunsch verspürte, irgendjemanden anzuschreien. "Lasst mich doch alle in Ruhe! Ich brauche euer mitleidiges Getue nicht! Das widert mich alles an!", schrie sie schließlich mit hasserfüllter Stimme und lief in die Hütte, deren Tür sie wütend hinter sich zu donnerte. Kagome sah ihrer Freundin verstört nach. "Hab ich was Falsches gesagt?". Sie schluckte. Inu Yasha, der die Unruhe bemerkte, welche Kagome ausstrahlte, legte seine Arme um sie. "Nein, das ist nicht deine Schuld.", tröstete der Hanyou seine Freundin und drückte ihr als Beruhigung einen sanften Kuss auf die Stirn. Er selbst allerdings war auch etwas beunruhigt. Es musste einen Grund geben für Sangos komischen Ausbruch. Nur was? Durch das Fenster der Hütte sah Sango zu, wie Inu Yasha Kagome auf die Stirn küsste und ihr etwas in die Ohren flüsterte. Sie schloss ihre Augen und ging weg vom Fenster. Warum hatte sie bloß so eigenartig auf Kagomes freundlich gemeinte Frage reagiert? Kagome war immerhin ihre Freundin und sorgte sich um ihr Wohlergehen. Sango holte tief Luft. Die Sache wurde ihr langsam unheimlich. Seit einpaar Tagen war sie ständig schlecht gelaunt und traurig. Das hatte sie bis jetzt noch mit einem tapferen Lächeln übermalen können, aber nun... Das Schlimme war, dass sie nicht einmal den Grund für ihren Gefühlszustand kannte. Sie konnte gar nichts tun, denn sie wusste ja nicht, wo ihre Sorgen herrührten! Es war fast, als würde in ihrem Herzen ein zweites Wesen wohnen, das nun herausbrach, als ob sie eine zweite Persönlichkeit hätte, deren Kontrolle nicht in ihrer Hand lag. Sango war sich dessen bewusst, das letztere Möglichkeit nicht zutraf, doch wusste sie nicht, was sie machen sollte. Ursprünglich hatte sie gedacht, das ganze wäre nur ein vorübergehendes Tief, doch mit jedem Tag, an dem sie die Trauer verdrängt und den Schmerz ignoriert hatte, war das Chaos in ihr noch schlimmer geworden. Sie war während dieses Gedankenvorgangs auf ihrem Bett gesessen und Kirara war inzwischen aufgewacht. Jetzt erst bemerkte Sango, wie sie vor ihr saß und sie fragend anschaute. "Hast du gut geschlafen, mein Mädchen?", fragte Sango ohne eine Antwort zu erwarten. Schließlich stand sie auf und ging wieder ans Fenster. Ihre Freunde saßen immer noch da und redeten. Sie ertappte sich dabei, wie sie Inu Yasha und Kagome anstarrte, die eng aneinandergekuschelt dasaßen. Wieder brodelte und schäumte es in Sango auf, dieses Gefühl der Eifersucht. Wie aus heiterem Himmel schlug Sango plötzlich die Hand vor den Mund. Was wenn...? Nein, das konnte nicht sein. So dumm konnte sie nicht sein. Das war einfach nicht möglich, jenseits des Vorstellbaren...oder doch? Sango merkte, wie eine heiße Träne über ihre Wange kullerte und geräuschlos zu Boden tropfte. Sie war verzweifelt. War es möglich, dass sie sich in den Freund ihrer Freundin verliebt hatte? War es möglich, dass sie sich verliebt hatte in...Inu Yasha? Kapitel 2: Sorgen über Sorgen ----------------------------- Beunruhigt saß Kagome an einen Baum gelehnt. Sangos Benehmen wollte ihr immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Was wenn sie, Kagome, Schuld war? Inu Yasha hatte ihr zwar immer wieder versucht einzureden, dass es gar nichts mit ihr zu tun haben konnte, weil Sango schon vorher schlecht gelaunt gewesen war, aber so ganz glaubte Kagome ihm nicht. Eigentlich glaubte sie ihm gar nicht. Und sie war der festen Überzeugung, dass Inu Yasha sich unter der sorglosen Schale auch Gedanken über seine Freundin machte. Es half nichts. Sie musste mit Sango reden, jetzt gleich! Sie rannte zur Hütte, die Sango seit ihrem Ausbruch beim Frühstück nicht mehr verlassen hatte. Vorsichtig klopfte sie an die Holztür. "Sango?" Sango saß zusammengekauert auf ihrem Bett und schien Kagomes Anwesenheit nicht zu bemerken. "Sango?", Langsam näherte sie sich der Dämonenjägerin. Sie tippte ihr leicht auf die Schulter. Wie ein Ertrinkender, der im letzten Moment doch noch die Oberfläche erreicht, schnappte Sango nach Luft, als sie durch die Berührung aufgeschreckt wurde. !Was...wie? Ach, Kagome...", stieß sie in einem nicht deutbaren Ton aus. Ihr Blick verschloss sich auf der Stelle und sie schien sich etwas zusammenzukrampfen, fast so, als wäre ihr die Anwesenheit ihrer Freundin unangenehm. "Aber was ist denn nur mit dir los? Du schließt dich ja vollkommen ein in dieser Hütte.", erkundigte sich Kagome besorgt. Sie erwartete, dass Sango jeden Moment in die Luft gehen würde, genauso, wie sie es beim Frühstück getan hatte. Aber nichts dergleichen. Sango sah sie nur wortlos an. Kagome zuckte erschrocken zusammen, als sie den leeren, aufgelösten Blick der sonst so freundlich dreinschauenden Dämonenjägerin bemerkte. Sango versuchte mit aller Gewalt, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, aber der Versuch scheiterte jämmerlich und endete in einem schiefen Grinsen. Sie stand auf, wischte sich die salzige Träne, die in ihrem Augenwinkel brannte, schnell ab, damit Kagome sie nicht weinen sah und ging dann zur Tür. "Es ist nichts, Kagome. Mach dir keine Sorgen. Es ist alles...in bester Ordnung.". Schweren Herzens verließ sie den Raum und lief weg. Die frische Luft änderte diesmal nichts an ihrem Zustand. Nichts konnte daran etwas ändern. Nichts konnte ihre Gefühle für Inu Yasha ändern, die so tiefe Wunden in ihr Herz rissen. Rein gar nichts. Sie blieb stehen. Die Tränen liefen nun in Strömen über ihr Gesicht. Schlimm genug, dass sie ihn ganz offensichtlich liebte, nein, sie log auch noch Kagome, ihre Freundin, an. War sie so ein schlechter Mensch geworden? War sie so egoistisch, dass ihr eine lächerliche Verliebtheit das vermeintliche Recht gab, ihre Freundin zu belügen? Ihre Freundin, die sich um sie sorgte, der sie wichtig war, und die vor allem ihr wichtig war? Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war allein, und keiner, dem sie sich anvertrauen konnte. Nur Kagome hätte sie von so einer schwerwiegenden Sache erzählt, nur ihr, doch das konnte sie beim besten Willen nicht in dieser Situation. "Sango?". Die vertraute Stimme Mirokus näherte sich hinter Sango. Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht des Priesters, der nicht weniger besorgt zu sein schien als Kagome vorhin. Sango musste trotz der drückenden Last, die ihre Seele piesackte, ein kleines Lächeln preisgeben. Es war tröstend zu sehen, dass ihre Freunde sich um sie sorgten. Um sie, die sich für den letzten Abschaum hielt. "Sango, bitte sag mir, jetzt, was dich so belastet. Was ist es, das dein schönes Lächeln verdrängt und stattdessen Tränen aus dir herausdrückt?" Sango stockte. Miroku hatte sie weinen sehen? "Bitte Sango. Ich kann nicht mehr zusehen, wie du dich quälst.". Er sah sie flehend an. Sein Blick zeugte von Bekümmernis. "Ach, Miroku...". Ohne nachzudenken und ohne selber wirklich zu begreifen, was sie tat, warf sie sich an Mirokus Hals. Sie weinte bittere Tränen und drückte dabei ihr Gesicht an seine Schulter. Es war schon komisch, aber sie fühlte sich plötzlich nicht mehr so allein, ja, vielleicht sogar besser. Das Gefühl der Geborgenheit strömte in ihr Herz und verursachte eine plötzliche Wärme, derer gleichen Sango noch niemals zuvor gespürt hatte. Sie wollte für immer so verweilen, für immer so geborgen sein. Was mach ich da nur? Etwas verwirrt löste sich die Jägerin aus der trostspendenden Umarmung Mirokus, der inzwischen auch seine Arme um sie gelegt hatte. "I...ich muss weg. Tut mir Leid.", stammelte sie hilflos und ließ Miroku einfach so stehen. So ein Blödsinn, schimpfte sie sich selbst aus wie ein kleines Schulmädchen. Warum stottere ich denn so, das ist doch nur Miroku! Verträumt blickte Miroku seine Hände an. Er konnte immer noch Sangos Rücken spüren, ihren Herzschlag, ihre Hände um seinen Hals. Sie hatte sich einfach an ihn gedrückt und an seiner Schulter gelehnt. Zwar nur für einen kurzen Augenblick, aber immerhin... Er befühlte den Stoff seines Gewandes. Da zeichnete sich eindeutig ein nasser Fleck von ihren Tränen ab. Mit einem Mal wurde Miroku wieder aus seiner Traumwelt gerissen. Wie egoistisch er doch war! Er dachte hier nur an sich, an seine Wünsche, und dass es Sango in Wahrheit miserabel ging, wie man sehen konnte, beachtete er gar nicht! Betroffen blickte er in die Richtung, wo Sango verschwunden war. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er den Grund ihrer Trauer noch immer nicht kannte. Sango hatte geschwiegen, und das trotz all seiner Bemühungen! Vertraute sie ihm etwa nicht? Es stimmte schon, dass Sango manchmal nicht gerade feinfühlig mit ihm umging, aber der Priester hatte immer das Gefühl gehabt, ihr doch etwas zu bedeuten. Vielleicht nicht gerade in dem Ausmaß, wie er sie vergötterte, aber doch mehr als nur reine Freundschaft. Oder hatte er sich etwa getäuscht? Aber er war sich doch so sicher gewesen...war das wirklich alles nur Einbildung? Hatte er eine so schlechte Menschenkenntnis, dass er Sangos Gefühle so falsch einschätzte? Miroku schüttelte den Kopf. Sango hatte bestimmt ihre Gründe. Bestimmt. Ganz so sicher war er sich in dieser Hinsicht aber schlussendlich doch nicht. Inu Yasha saß auf seinem Lieblingsast und betrachtete nachdenklich den Vollmond. Kagome scheint sehr von Sangos Problemen belastet zu sein, dachte er sich. Bei dem Gedanken an Kagome schlug sein Herz wilde Purzelbäume. Umso weniger gefiel es ihm, dass sie litt. "Inu Yasha?". Sango stand unter dem Baum und schielte zu ihm hoch. Sie kam wie gerufen. Das war es! Er musste es schaffen, Sango wieder aufzuheitern, dann würde auch Kagomes Lächeln wieder zurückkehren! "Ja, was ist, Sango?" "Es ist nur...vielleicht...ich denke, wir sollten reden.". Sango brachte aus lauter Aufregung keinen vernünftigen Satz zustande. Inu Yasha sah sie verwundert an. Sie wollte mit ihm reden? Über was denn nur? Langsam kletterte er von seinem Baum hinunter zu Sango, die, wie ihm sofort auffiel, zitterte. Das war schon mal ein schlechtes Zeichen. Sie war eindeutig sehr aufgeregt, was daraufhin deutete, dass sie mit ihm über etwas Ernstes reden wollte. "Also, Inu Yasha, ich...Kagome...du...wir...ich meine, also...ich". Ihr Mund formte nur unsinnige Schnipsel von Gedanken zu einem endlosen Band aneinander gereihter Wörter zusammen, die dem verwirrt aussehenden Inu Yasha nicht viel Aufschluss über Sangos Anliegen brachten. "Was willst du damit sagen?", fragte Inu Yasha nun perplex. Sango seufzte. Es war zwecklos. Sie war so sehr damit beschäftigt, ihre Gedanken zu ordnen, als dass sie hätte mit dem Mittelpunkt ihres derzeitigen Zustandes ein ernsthaftes Gespräch zu führen vermocht. "Es tut mir so Leid...", hauchte Sango unhörbar, als sie sich an Inu Yasha vorbei drückte, um schließlich in Richtung Fluss zu laufen. Aber Inu Yasha hörte ihre Worte. Toll gemacht!, sagte sie sich. Weglaufen, das ist anscheinend alles, was ich kannst. "Es tut mir so Leid?". Inu Yasha sprach den Satz laut aus in der Hoffnung, seine Bedeutung zu verstehen. Aber die Erleuchtung kam nicht. Was hatte sie damit gemeint? Und vor allem, weshalb verhielt sie sich so untypisch? Sie hatte sich eindeutig unwohl in seiner Gegenwart gefühlt. Aber warum? Er hatte ihr nicht das Geringste getan. In Gedanken versunken machte er sich auf den Weg zu Kagome, die wahrscheinlich schon in der Hütte lag und schlief. Aber Sangos Worte ließen ihn nicht mehr los. Kapitel 3: Das Treffen am Baum ------------------------------ "Du machst dir also auch Sorgen?", fragte Kagome etwas gedankenverloren und starrte Inu Yasha an. Es war ein ernsthaftes Gespräch von der Sorte im Gange, die mit dem Hanyou recht selten waren. Inu Yasha nickte stumm und starrte ernst auf das plätschernde Wasser, in das er kleine Steinchen warf. Kurz darauf drehte er seinen Kopf, um Kagome anzuschauen. Das Mädchen starrte ihn vollkommen zerstreut an! "Äh...warum schaust du mich so an?", fragte er ein wenig unsicher. Kagome ließ sich durch die Stimme ihres geliebten Halbdämons aus den Tagträumen reißen und schüttelte wie aus einer Starre erwacht ihren hübschen Kopf. "Nein, es hat nichts mit dir zu tun...nur diese Sache mit Sango, du weißt schon.". Traurig blickte sie zu Boden. "Sie redet kaum noch mit mir. Sie geht mir aus dem Weg. Ich verstehe das alles nicht...". Inu Yasha sah Kagome liebevoll an. Sie nahm natürlich wieder alles auf sich, gab sich die Schuld. Und damit überlastete sie sich, das war ja wohl ganz offensichtlich! Inu Yasha musste ihr helfen, er musste etwa tun, damit es ihr wieder gut ging! "Ich werde mit Sango reden, jetzt gleich!", beruhigte er das zusammengekauerte Mädchen indem er einen Arm um sie legte und einen Kuss auf ihren schwarzen Haarschopf drückte. Kagome hob ihren Blick und schaute in das Gesicht des Hanyous. "Ach Inu Yasha...". Sie drückte sich an seinen Oberkörper und schloss die Augen. Inu Yasha war so lieb zu ihr. Sie war so glücklich mit ihm und sie wollte, dass dieses Gefühl nie enden würde. Ja, Inu Yasha war der Richtige, das wusste sie. Und er war das einzige, was sie von ihren Sorgen um Sango ablenken konnte! Sie fühlte sich so wohlig und geborgen in Inu Yashas Armen, dass sie schnell schläfrig wurde. Der Hundedämon betrachtete das Bündel in seinen Armen eingehend. "Sie schläft ja!", dachte er laut. Er musste unweigerlich grinsen. Vorsichtig legte er das Mädchen auf den Boden in das weiche Gras und bettete dessen Kopf sanft auf eine moosbedeckte Stelle. Dann richtete er sich auf und ging in Richtung Dorf, wo er Sango vermutete. Er kam vorbei an ihrem Feuerplatz und schließlich zu Kaedes Hütte. "Nein, ich habe sie nicht gesehen. Sie war den ganzen Tag lang nicht bei mir!", war die Antwort Kaedes auf Inu Yashas Frage nach Sangos Aufenthaltsort. "Na gut...", seufzte Inu Yasha schwer und wandte sich wieder zum gehen. Dann kam ihm eine Idee. Miroku! Der wusste bestimmt, wo die Dämonenjägerin zu suchen war! Miroku kam gerade aus einer Hütte und Inu Yasha lief auf ihn zu. "Miroku! Warte mal!" Der Priester drehte sich um. "Was ist denn, Inu Yasha? Warum läufst du so?" "Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen. Wo ist Sango?" "Vorhin saß sie an deinem Lieblingsbaum, warum fragst du?". Doch diese Frage kam zu spät. Inu Yasha war schon längst weggerannt in Richtung des Baumes. Sango saß niedergeschlagen an Inu Yashas Baum. Sie konnte seine Gegenwart förmlich spüren. Er war überall. Er füllte ihr Gedanken, ihr Herz, ihre ganze Welt! Sie seufzte unglücklich und ließ sich immer tiefer in ihre drückende Gedankenlast sinken. War sie denn verrückt geworden? Sie musste Inu Yasha vergessen! Sofort! Auf der Stelle! Wie so oft in letzter Zeit drangen Tränen aus ihren traurigen Augen und bahnten sich einen Weg über Sangos hübsches Gesicht. Warum zum Teufel war das so schwer? Sie konnte sich konzentrieren, so viel sie wollte, aber Inu Yasha ging ihr nicht aus dem Kopf. Ihr Kopf sagte ihr zwar, dass sie ihn bescheuert fand, aber ihr Herz, dieses Gefühl.... So kann das auf gar keinen Fall weiter gehen! Entweder sie redete Klartext mit Inu Yasha und Kagome, oder sie musste ihre Freunde verlassen, was ihr große Trennungsschmerzen bereiten würde. "Sango! Da bist du ja.". Natürlich. Das hatte ja kommen müssen. Inu Yasha. Sango atmete tief ein, bevor sie ihre vertränten Augen öffnete und die glitzernden Tröpfchen aus dem Gesicht wischte. Sie stand auf, aber sie sagte nichts. "Sango, ich muss jetzt mit dir reden. Lauf nicht wieder weg, es ist wichtig.". Er sah sie ernsthaft an. Sango sagte noch immer nichts. "Siehst du, genau deshalb muss ich mit dir reden. Weshalb benimmst du dich so eigenartig in letzter Zeit?". Sein Blick war streng und untypisch besorgt. "Ich wüsste nicht, was dich das angehen soll.". Na toll. Sie machte nur noch alles schlimmer. "Ganz einfach.", erklärte er gelassen. "Kagome macht sich Sorgen. Ich mache mir Sorgen. Ja, Shippou, Miroku und sogar Kirara machen sich Sorgen. Sag mir jetzt, was mit dir los ist." Sango schüttelte energisch den Kopf. "Ich würde es euch schon sagen, wenn irgendetwas ernstes wäre. Ich bin nur nicht gut drauf, das ist alles.". Und damit drehte sie sich weg, weil ihr schon wieder Tränen in die Augen stiegen, gegen die sie machtlos war und Inu Yasha der Letzte war, der dieses Spektakel mitbekommen sollte. "Sango, rede endlich!". Langsam verflog die Ruhe und Inu Yasha wurde zunehmend gereizter. Sango drehte sich nicht um, aber sie öffnete ihren Mund. "Was willst du denn hören?", erwiderte sie schroff. Dann drehte sie sich doch um. "Dass ich dich liebe, aus ganzem Herzen? Dass du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst und dass ich dich am liebsten Küssen und umbringen zugleich würde?", schrie sie verwirrt. Nun war es Inu Yasha, der stumm dastand. Seine Miene sagte rein gar nichts über seine Gedanken aus. Er starrte einfach nur mit leerem Blick Sango an, die weinend und verzweifelt vor ihr stand. Sie liebte ihn. Toll. Und was sollte er jetzt machen? "Sag dich etwas, Inu Yasha, bitte...", flehte Sango. Inu Yashas Schweigen verletzte sie noch mehr, als sie es ohnehin schon war. Aber Inu Yasha schwieg nur. Er schaute sie nur an und rührte sich nicht. Sango war sich nicht einmal sicher, ob er noch atmete, so steif stand er da. Miroku und Kagome kamen zu dem Baum. "Was ist denn hier los?", fragte Miroku etwas verwundert. "Inu Yasha?", rief Kagome, aber der Hanyou gab keine Reaktion preis. Miroku und Kagome sahen sich verwirrt an. Was war denn hier los? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)