Mit der Fackel in der Hand von Ixana (8. Türchen des Fanfic-Adventskalenders 2023) ================================================================================ Mit der Fackel in der Hand -------------------------- Hateno, der Abend war bereits hereingebrochen an diesem kalten Wintertag. Eine heimelige, geschweige denn festliche Stimmung aufgrund der anstehenden Wintersonnenwende war nicht wirklich zu spüren – und wenn doch, dann sicher nicht innerhalb von Elenas temporären vier Wänden. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich in dieses Haus zurückzog, und würde sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Hier war abgesehen von den Gasthäusern und Ställen Hyrules eine der wenigen Möglichkeiten für ein Dach über dem Kopf gegeben und zudem hing ein für sie beruhigender Geruch nach Tabanta-Zimt in der Luft. Wer auch immer dafür sorgte, dass dieses Haus nicht verkam – vermutlich Symin – er hatte nicht nur an die Belange des noch immer verschwundenen Prinzen gedacht. Nein, auch die Lieblingsblumen seiner Leibwache waren hier regelmäßig vorzufinden. Der letzte Strauß jedoch stand vertrocknet in der Vase mitten auf dem Holztisch, der eigentlich für vier Personen ausgelegt war.   Ein Tisch, an dem Elena auch heute alleine saß und auf die Karte des PurahPads starrte, das Master-Schwert direkt daneben auf der grob gearbeiteten Holzplatte. Es war so viel Zeit vergangen, und noch immer hatte sie keine Spur des Prinzen finden können – und wenn sich doch einmal etwas auftat, wirkte es meist eher wie eine Illusion.   Warte nur, ich finde dich schon irgendwann...   „Irgendwann...ja, die Frage ist nur, wann...“ Die Hylianerin atmete seufzend aus und schüttelte den Kopf. Nein, sie durfte jetzt nicht verzagen. Sie würde den Prinzen schon wiederfinden – auch wenn bisher vieles darauf hindeutete, dass ihr Schutzbefohlener durch die Zeit gereist zu sein schien. Nein, eigentlich war es relativ eindeutig. Das Schwert in ihrem Besitz war der beste Beweis dafür. Es konnte sich zwar von Beschädigungen erholen, keine Frage. Doch nach dem, was in den Katakomben des Schlosses passiert war, hatte Elena nicht mehr daran geglaubt, das heilige Bannschwert je wieder in einem Stück zu sehen. Ganz zu schweigen davon, sein vertrautes Gewicht auf dem Rücken zu spüren – oder seine Stimme zu hören. Zuweilen erschien ihr der Schwertgeist auch in ihren Träumen, vor allem in letzter Zeit. Sicher, manchmal hatte Elena den Orientierungssinn eines Apfels und das Geschick eines ebensolchen, aber dass eine Fackel bei Regen oder in dunklen, feuchten Tropfsteinhöhlen zu nichts zu gebrauchen war, wusste sie selbst, da brauchte es keinen extra Hinweis. Dumm war die Kriegerin ja nicht gerade – auch wenn man sie in jüngeren Jahren zuweilen belächelt hatte, wenn sie sich bei ihrem Training besonders anstrengte, weil sie ihren Vater zufriedenstellen wollte. Hachja...die gute alte Zeit.   Diese kam Elena gerade so verdammt weit weg vor, als hätte sie schon mehrere hundert Jahre durchlebt – allein schon deswegen, weil sich die Zeit so unendlich zu ziehen schien, wenn Tseng nicht hier war, um über seinen Forschungen zu brüten oder seiner gesprächigen Leibwache zuzuhören, wenn diese wieder einmal über erloschene Fackeln schimpfte.   Jetzt war niemand hier im Haus, alles lag still da. Es gab keine Gesellschaft, mit der Elena sich wirklich länger unterhalten konnte, denn Phai war…nunja, nicht unbedingt jemand mit Sinn für Humor - oder Gefühl für den richtigen Zeitpunkt. Dabei hätte die Hylianerin gerade jetzt selbst einmal eine starke Schulter gebraucht - auch wenn sie bedingt durch ihren Status zumeist vorgab, über Dingen wie Gefühlen zu stehen. Wie gut das in manchen Momenten dann gar nicht funktionierte, hatte zumindest Symin bereits erleben dürfen - einer der Wenigen, bei denen Elena sich wirklich gehen lassen konnte. Doch ob er ausgerechnet heute Abend Zeit hatte? Er musste sicher den nächsten Unterrichtstag vorbereiten. Elena seufzte erneut und schnappte sich ihre Ausrüstung, sowie das Orni-Gewand gegen die Kälte und griff sich die neben der Tür lehnende Fackel, welche sie in der Glut des Kaminfeuers anzündete. Jeder normale Hylianer war zu dieser Tageszeit sicher schon im Warmen und verbrachte den Abend im Kreise seiner Lieben. Elena gab es nicht gern offen zu, aber ihr fehlte dieses Miteinander, seit sie wieder einmal in einen unausweichlichen Kampf gegen das Böse geschlittert war und sich eigentlich eher damit befassen wollte, den Prinzen wiederzufinden und ihre Pflichten als dessen Leibwache zu erfüllen. Oder damit, zu verstehen, warum gerade sie all diese Strapazen wie selbstverständlich auf sich nehmen musste. So fähig war sie nach eigener Einschätzung nicht einmal und dass sie das heilige Bannschwert führen konnte, bewies absolut nichts - außer, dass sie wohl eine Auserwählte Hylias war…oder so. „Hmpf…so sollte ich eigentlich nicht einmal denken…“, brummte Elena missmutig vor sich hin und zog die Tür hinter sich zu, die Fackel in der rechten Hand haltend. Sicher, es war eine sternenklare Nacht und der sonst eher in der Tabanta-Region oder im Naydra-Schneefeld liegende Schnee hatte die Umgebung nur leicht gezuckert, aber es reichte schon, um die Temperaturen im Keller zu halten. Dem Grunde nach hätte Elena nicht einmal eine Fackel gebraucht, um sich zurechtzufinden, aber der Macht der Gewohnheit hatte sie nichts entgegenzusetzen - nun, außer einem immensen Dickschädel vielleicht, aber das stand auf einem anderen Blatt.   Davon abgesehen war ein Teil des Weges zur Dorfschule von Hateno nicht unbedingt gut beleuchtet - ergo war es doch keine schlechte Idee, sich selbst Licht mitzunehmen. Die frische, kalte Winterluft tat auf ihre eigene Art und Weise unglaublich gut und machte den Kopf frei von lästigen Gedanken - zumindest für den Moment. Doch damit, dass man sie ebenfalls aufsuchen wollte, hatte die Hylianerin nicht gerechnet - und prallte während des Weges zur Schule fast mit einem weiteren Fackelträger zusammen, der zudem noch einen abgedeckten Korb bei sich trug.   Eine hektische Entschuldigung später stellte sich heraus, dass es sich um Symin handelte. Konnte dieser Shiekah etwa Gedanken lesen oder war es Schicksal, dass sie sich hier an diesem kalten Abend fast gegenseitig umrannten? Schwer zu sagen. „Oh...Symin, guten Abend, ich...es tut mir Leid, ich habe Euch nicht gesehen“, entschuldigte sie sich und neigte den Kopf, ehe sie einen Schritt zur Seite trat, um ihren Gegenüber vorbei zu lassen.   „Fräulein Elena, brecht Ihr etwa schon wieder auf, um diese Zeit?“, wollte Symin wissen, und die Angesprochene blinzelte. Ging er etwa wirklich davon aus, dass sie sich ausgerechnet jetzt wieder auf den Weg machen wollte, um ihre Reise fortzusetzen? Vielleicht, vielleicht nicht, doch sollte sie wirklich nachfragen? Nein, eigentlich nicht. Das ging sie schließlich nichts an...nicht wirklich.   Der Blick aus ihren braunen Augen senkte sich in Richtung des gefrorenen Bodens. „...ja, ich muss endlich herausfinden, was es mit der Gewitterwolke über Phirone auf sich hat...vielleicht finde ich Seine Majestät dann auch wieder.“ Vielleicht lügst du aber auch nur... Den Gedanken gewaltsam wegschiebend, ließ Elena Symin ziehen - nicht ohne von diesem noch einen kleinen Beutel Proviant aufgedrückt zu bekommen. „Nun gut…nehmt wenigstens das hier mit. Keine Widerrede.“ Es roch leicht nach Zimt, als Elena den Beutel beschnupperte wie ein Hund - nur um sich dann mit hängendem Kopf bergab zu begeben. Die Kriegerin ließ sogar den Dorfeingang Hatenos hinter sich und hatte fast die ersten Bäume erreicht, als sie doch noch einmal kehrt machte und mit sich haderte. Nein. Sie durfte nicht schwach werden. Der Weg eines Ritters war zuweilen nun einmal der des einsamen Wolfs, der allein durch das Land streifte. „Meisterin...seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr einfach gehen wollt?“ Die etwas monotone Stimme des Schwertes in ihrem Kopf widerhallen zu hören, noch dazu, wenn sie gerade hellwach war, konnte man gut und gern als ungewohnt einstufen. Erst recht dann, wenn die Waffe auf ihrem Rücken sonst die meiste Zeit eher stumm blieb. „Phai, ich...ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein.“ Der Atem der Hylianerin formte beim Sprechen eine kleine Dunstwolke und Elena starrte einen Moment lang über ihre Schulter – mitten in die alles verschlingende Schwärze des hinter ihr liegenden Waldstücks. Es wirkte fast so, als würde sie die Nacht zu sich rufen, sie aus dem sicheren Dorf locken wollen.   Wenn die Hylianerin jetzt einfach ging, als wäre nie etwas gewesen, könnten manche Dinge vielleicht für immer ungesagt bleiben – vor allem, da Elena nicht wusste, wie sie dem Mysterium der Gewitterwolke auf den Grund gehen könnte, ohne sich direkt wieder in Lebensgefahr zu begeben. Andererseits...wäre es wirklich so viel besser, zu bleiben und jemandem ihr Herz auszuschütten? Das würde sicher nur ihrem Ruf schaden - auch wenn sie Symin durchaus zutraute, dass er Dinge für sich behalten konnte. Außerdem änderte es am Ende des Tages nichts an der Gesamtsituation, mit jemandem zu sprechen. Der Prinz würde sicher nicht von selbst wieder zurückkehren und der Dämonenkönig…dieser war noch einmal eine ganz andere Baustelle, an die sie eigentlich gar nicht denken wollte.   Eine weitere Atemwolke verließ Elenas Mund und sie atmete die kalte Nachtluft ein, ehe sie sich langsam ihren Weg durch die winterliche Landschaft bahnte und nur der Schein der langsam abbrennenden Fackel verriet ihren Weg zwischen den kahlen Bäumen hindurch. Nein, sich zu öffnen und zu reden, einfach inne zu halten und einmal nicht auf ihren Kopf zu hören, änderte nichts. Sie musste weitermachen, bis zum bitteren Ende.   Währenddessen blieb in einiger Entfernung eine weitere, flackernde Flamme stehen, deren Besitzer nur ein stummes Gebet an die Göttin schickte, bevor Symin den Rückweg in Richtung Schule antrat. Dem Grunde nach hatte der Shiekah gehofft, die Leibwache Seiner Majestät nicht gehen zu sehen, aber der Fackelschein war leider zu verräterisch – und Elenas Dickschädel zu groß, als dass sie sich wirklich dazu hätte durchringen können, nur ein einziges Mal ein normaler Hylianer zu sein und sich jemandem anzuvertrauen.   Er konnte nicht in ihren Kopf sehen, aber die dunkle Wolke, die über dem Gemüt der Leibwächterin zu hängen schien, war für ihn vorhin fast greifbar gewesen – gerade so, als hätte die Finsternis der Verheerung sich in ihrem Herzen festgefressen.   Ob Elena wohl je einsehen würde, dass sie nicht alles mit sich selbst ausmachen musste? Mit Sicherheit, doch derlei Dingen passierten nicht von heute auf morgen. Bis dahin konnte er lediglich für ihre Unversehrtheit beten und hoffen, dass sie irgendwann wieder in ihr altes Haus zurückkehrte – ob nun mit oder ohne Fackel. Die kleine Aufmerksamkeit auf dem Tisch in Form einer Schneekugel mit einer Miniatur-Fackel in der Mitte würde wohl noch eine Weile allein dort stehen – zusammen mit einem vertrockneten Schleichglöckchen-Gesteck.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)