Du und ich von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 1: Du und ich --------------------- Eines Tages war es ihm aufgefallen. Dass er, egal, wohin er ging, Ausschau nach ihm hielt. Ob sie sich auf dem Schulweg trafen, um so die letzten Meter gemeinsam zurückzulegen. Und falls er ihn dort nicht getroffen hatte, dann suchte er auf dem Schulhof oder im Schulgebäude. Wenn er allein in sein Klassenzimmer kam, richtete sich sein Blick sofort auf seinen Platz, um zu schauen, ob er schon dort saß. Aber auch, wenn er in allein zum Clubraum ging oder die Trainingshalle betrat, suchte er nach ihm. Seine Aufmerksamkeit richtete sich immer sofort auf den anderen. Aber auch wenn er unterwegs war, es könnte ja sein, dass er ihn zufällig treffen könnte, hielt er Ausschau nach ihm. Wobei es unwahrscheinlich war, wenn er mit seiner Familie die Großeltern auf dem Land besuchte, er sich dort in der Nähe aufhielt. Und ihre Blicke. Wo auch immer, diese trafen sich jederzeit. Und wie oft brachte er ihn zum Lachen, in dem er sein Gesicht zu einer Grimasse verzog? Vorzugsweise dann, wenn er hinter dem Konrektor stand und dieser ihm selbst gerade eine Standpauke hielt. Es fiel schwer, in solchen Momenten ernst zubleiben, doch er musste es. Und warum riss der andere sich nicht einfach zusammen? Wie sollten die Chaoten der unteren Stufen ihnen Respekt entgegenbringen, wenn er, der Oberchaot schlechthin, die Jüngeren sogar noch anstiftete? Aber so war er nun mal. Meistens aber galten die Blicke einfach nur dem, einander zu vergewissern, dass sie beide nicht allein waren. Dass der andere sich in der Nähe befand und unterstützen würde – häufig von einem Lächeln begleitet. Ganz gleich, wo sie sich aufhielten. In der Schule, dem Klassenzimmer, der Pause, dem Training, ihre Freizeit – immer wieder sahen sie sich an, ließen ihre Blicke für einen kurzen Moment aufeinander ruhen, ehe sie weitermachten. Doch nicht nur die Blicke zeigten, dass da eine größere Bedeutung dahintersteckte. Egal, wo sie hingingen, wo sie sich trafen – sie suchten die Nähe zueinander. Man fand sie immer zu zweit vor. Sobald sie am gleichen Ort waren, standen sie beieinander, nebeneinander. Suchten ihre gegenseitige Gesellschaft. Natürlich machten andere schon Witze darüber, vorzugsweise die ein Jahr Jüngeren. Selbst wenn sie auf irgendwelchen Unternehmungen waren, sich fest vornahmen, dabei dieses Mal nicht aneinanderzuhängen, auch mal Zeit mit anderen zu verbringen, geschah es, dass sie nach einer gewissen Zeit, doch nebeneinander standen. Manchmal schafften sie es eine halbe Stunde lang, manchmal auch nur Minuten, nicht zusammen zu sein. Natürlich unterhielten sie sich, es kam aber auch vor, dass sie nur nebeneinanderstanden. Auch Schweigen funktionierte gut bei ihnen – nun gut, öfter mal. Immerhin konnte der Ältere von ihnen beiden nicht lange still sein. Doch er genoss es. Er genoss es, dem anderen auch nur zuzuhören. Bei den Erklärungen stellenweise die Augen verdrehen, aufzustöhnen und den Namen, Spitznamen, des anderen mit einem Seufzen auszusprechen. Das entlockte diesem nur ein Blitzen in den Augen und ein belustigtes Lachen, was auch seine eigenen Mundwinkel schließlich anhob. Selbst, wenn er es eigentlich vermeiden wollte. Er konnte es nicht unterdrücken. Der andere sorgte bei ihm für gute Laune. Immer. Und wenn es ihm mal schlecht ging, er wieder melancholisch wurde, dass ihre Zukunft mit schnellen Schritten auf sie zukam und so all das Schöne aktuell ein Ende fand, konnte er ihn aufmuntern. Nur durch seine Anwesenheit. Ob es ihm ebenfalls so ging? Ob er auch so fühlte, so empfand? Sicher, oder? Warum sonst tat er das alles, wie er selbst auch? Warum fragte er ihn, ob er mit ihm zum Getränkeautomaten gehen und etwas zu trinken holen würde, wenn er ihm auch etwas mitbringen könnte? Sicherlich nicht, weil er nicht zwei Getränkedosen oder -flaschen tragen konnte, diese ihm zu schwer wären. Es ging ihm doch auch um die Gemeinschaft, Zeit miteinander zu verbringen. Zusammen zu sein, oder? Und das alles, dass er ihn immer suchte, dass er gerne Zeit mit ihm verbrachte, er ihm gute Laune verursachte, dafür sorgte, dass es ihm gut ging, das sagte doch schon alles aus, oder? Das sagte aus, dass das zwischen ihnen so viel mehr als nur Freundschaft bestand, richtig? Das stärker werdende Herzklopfen in seinem Brustkorb, allein bei dem Gedanken an ihn, bestätigte seine Gedanken doch, oder? “Hey Daichi. Ich muss noch meine Bücher in meinen Spind bringen. Magst du mitkommen? Dann können wir gemeinsam in den Clubraum gehen. Und wenn du nach dem Training noch Zeit hast, sollen wir uns was im Konbini holen? Wir können ja noch was zusammen machen. Würde ich zumindest gerne. Wie sieht es mit dir aus? Du und ich? Gemeinsam? Nur zu zweit?” Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des Angesprochenen aus. “Natürlich, Suga. Das würde ich auch nur zu gerne.” ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)