Blood Moon von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: Owls Lost In The Woods --------------------------------- (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) "Keine Sorge! Abenteurer Kotaro Bokuto wird euch alle aus diesem gefährlichen Wald retten!" Das waren die Worte, die dem verlorengegangenen Team vor drei Stunden noch vereinzelt Hoffnung gemacht haben. Ein Teil hatte das Leben bereits abgeschlossen. Akaashi zum Beispiel. Er ließ den Kopf hängen, seit ihm die Abwesenheit jeglichen Handyempfangs aufgefallen war. Er wusste zwar um die Kunst des Navigierens Bescheid. Einen Kompass aus einem Blatt und einer Nadel in einer Schale Wasser konnte er auch machen. Konoha hat ihm dafür sein Nähset für alle Notfälle gereicht - Kaori war besonders überrascht. Zu wissen, wo Norden war, brachte ihnen aber wenig. Denn wenn sich Akaashi recht orientierte, mussten sie nach Südwesten. Diese Richtung war schnell eingeschlagen. Nach nur ein paar hundert Schritten aber standen sie vor einem meterhohen Steinhang, den sie nicht zu überwinden vermochten. Es war nicht so, als hätten sie es nicht versucht. Bokuto war der erste, der mit Anlauf und einer gewissen Sprungfertigkeit sein Glück versuchte. Vergebens. Auch den kleinsten, Komi, gegen all die Worte der Warnung hinauf zu "werfen", glückte nicht. "Wen überrascht das nun? Komi ist kein Volleyball", hat Konoha seufzend gesagt und sich neben Yukie niedergelassen, die in aller Freude an ihren Vorräten snackte. Washio stand im Wald. Verloren, wie die anderen auch. Er sah hoch zu den Wipfeln der Bäume und neigte den Kopf mal nach links, mal nach rechts, weiter hoch und wieder hinunter. "Und wenn wir einfach südlicher gehen und dann dem Hang Richtung Westen folgen?", fragte er. Akaashi fand diesen Vorschlag grundsätzlich nicht schlecht, mit der Problematik, dass sie nie solch einen Hang in auch nur irgendeine Richtung passiert hatten und er befürchtete, dass sie sich dadurch nur noch weiter verlaufen würden. "Und deswegen gehen wir da lang!", rief Bokuto und schlug einen Pfad ein, der genau von der hohen Wand weg führte. "Wir hätten Brotkrumen streuen sollen", kicherte Sarukui und steckte mit Komi die Köpfe zusammen, was bei dem Größenunterschied der beiden ein herrlich amüsantes Bild wiedergab. Aber das Amüsement war den meisten hier vergangen. "Bokuto-san, wir können nicht einfach wahllos eine Richtung einschlagen" - "Wir können auch nicht Stunden lang hier sitzen und überlegen wo wir nicht hingehen, von nichts kommt nichts, also los, ich bin euer Kapitän und somit Anführer", sprach der Häuptling. "Außerdem ist mir langweilig", murrte er und ließ die Schultern hängen. Akaashi richtete sich umgehend auf, denn er wusste, dass sie in der Situation, in der sie gerade steckten, eines wirklich nicht gebrauchen konnten und das war Down-Phase-Bokuto. Nicht nur er hat das gecheckt, denn Konoha war zu seinem Kapitän gelaufen, boxte ihm gegen den Oberarm und verlangte seine volle Konzentration um über die Wahl der Richtung noch einmal ordentlich nachzudenken. “Da nach hinten”, rief Bokuto und schlug den Weg auch schon ein. Akaashi tauschte einen Blick mit Konoha aus, der diesen zum Schmunzeln brachte. “Gern geschehen”, sagte er und forderte den Rest des Teams auf, Bokuto zu folgen. “Wenn ich nur wüsste, wo wir falsch abgebogen sind.” Akaashi ging neben Konoha als Schlusslicht. Ganz vorne ging Bokuto. Zu seiner Linken war Yukie, die sogar ihre Vorräte mit ihm teilte. Kaori schloss mit Washio auf, dem der grübelnde Blick nicht weichen wollte. Auch Onaga und Anahori waren nicht weniger beruhigt, die Erstklässler waren das erste Mal dabei, wenn der Volleyballclub seinen Halloween-Spaziergang machte. Üblicherweise, Komi und Sarukui sprachen als Vorletzte gerade darüber, gingen sie nach dem Morgentraining los, weil sie keine Schule hatten, spazierten bis zum Mittag und kehrten schließlich in Bokutos Lieblings-Ramen-Lokal ein. “Warum sind wir nicht wieder zu dem verlassenen Viertel vom ersten Jahr? Das war richtig cool, etwas gruselig und übersichtlich”, warf Komi ein. Sarukui kicherte. “Weißt du nicht, was für eine Angst Bokuto damals hatte?” Akaashi spitzte die Ohren. “Ach ja, deswegen waren wir letztes Jahr auch beim Meiji-Schrein, weil das friedlich ist.” Die beiden plauderten munter weiter. “Beim Schrein letztes Jahr war es echt schön”, sagte Akaashi an Konoha gewandt. Er wusste ja nicht, dass der Grund, dass sie dort waren, Bokutos Angst vom Jahr davor war. Süß, wie er selbst fand. Ob er sich in einem verlassenen Viertel auch gegruselt hätte? Mit den Jungs aus dem Team vermutlich nicht. “Weißt du noch, was du dir bei der Räuchersäule gewünscht hast?”, fragte Konoha und beobachtete eine bittersüße Regung in Akaashis Gesicht. Erst presste er die Lippen zart aufeinander und sah nach einem kurzen Blinzeln zu Konoha auf den Boden. Ein tiefes Atmen folgte und Akaashi sah wieder hoch. Nach vorne. Konoha folgte dem Blick und beobachtete, wie Bokuto Yukie gerade mit großen Gesten etwas erzählte. Vermutlich, den Bewegungen zur Folge, eine Lobeshymne auf seinen rechten Schlagarm. “Mhm”, machte Akaashi und nickte zustimmend. “Aber ich glaube nicht, dass sich jemand dasselbe gewünscht hat.” Mit diesen Worten steckte er die Hände in die Hosentaschen, seufzte und sah kurz zu Konoha. “Und du?”, fragte er ihn. Auch Konoha nickte. "Würde ich nie vergessen, aber meinen Wunsch teilt wohl auch niemand”, sagte er. Er wirkte gleichzeitig traurig und zufrieden damit. Als wäre es in Ordnung, dass sein Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist oder es nie wird. Konohas Familie stammt nämlich ursprünglich aus einer Provinz in Aichi, wo der Aberglaube vertreten war, dass sich der Wunsch zweier Liebender erfüllte, wenn sie sich voneinander unabhängig dasselbe wünschten. Man durfte niemandem davon erzählen, was man an die Götter herangetragen hat und man durfte es auch nicht sagen, wenn es in Erfüllung ging, dann man lief Gefahr, dass es einem wieder weggenommen wurde. “Aber sag mir nicht, wenn dein Wunsch in Erfüllung geht, du verlierst ihn sonst”, sagte er etwas wehmütig zu Akaashi. “Glaubst du wirklich daran?”, wollte der Jüngere wissen. Konoha überlegte einen Moment. “Ich will ein bisschen daran glauben”, gab er zu. Akaashis Lippen formten sich zu einem zarten Lächeln. “Dachte nicht, dass du so ein Romantiker bist.” Konoha lachte. “Das hat nichts mit Romantik zu tun”, sagte er, aber Akaashi neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, um zu kommunizieren, dass er da nicht seiner Meinung war. “Romantik ist nicht immer Liebe”, erklärte er. Bevor Konoha noch etwas erwidern konnte, war Bokuto wieder einmal lauter als alles andere hier im Wald. “Hört ihr das?!”, rief er. “Klar, bist nicht zu überhören, Bo”, gab Konoha laut genug von sich. Die Gruppe blieb stehen. Die Mädchen lauschten sofort, Kaori begann zu summen, dass auch die Jungs versuchten, besser hinzuhören. Zarte Klänge einer Harfe drangen an sie heran. “Das ist Musik”, erkannte Sarukui offenkundig für die ganze Gruppe. “Komische Musik”, ergänzte Onaga. “Gruselige”, korrigierte Anahori. “Ach Blödsinn, wir gehen dorthin, wo die Musik herkommt", bestimmte Bokuto, aber Konoha hatte sogleich einen Einwand: “Ja genau... es wird dunkel, eine Gruppe Schüler ist verloren im Wald, lass uns der gruseligen Musik folgen!" - “Ja, genau!”, stimmte Bokuto noch einmal zu. “Aber sie ist nicht gruselig, sie führt uns sicher nach Hause”, sagte er und versuchte auszumachen, wo die Musik herkam. “Bokuto-san, ich glaube, so funktioniert das nicht”, wendete nun auch Akaashi ein. “Akaaashi! Du hast überhaupt keinen Sinn für Abenteuer”, prallte Bokuto dagegen. Konoha legte sich die Finger an die Stirn. “Abenteuer oder nicht, vielleicht finden wir dort trotzdem jemanden, der uns einen Anhaltspunkt geben kann, wo wir überhaupt sind und wie wir zurückkommen", warf Kaori ein. Bokuto schnippte mit beiden Fingern, ließ ein lautes “Hey hey hey” ertönen und klopfte der Managerin auf die Schulter. “Also wird sie uns nach Hause führen", schloss er daraus, was Konoha für an den Haaren herbeigezogen fand. “Solange wir alle zusammen bleiben", sagte er und folgte seufzend, weil sich das Team bereits aufmachte, der unheilsamen Melodie zu folgen. “Ich mag die Idee nicht”, flüsterte Akaashi als er mit Konoha aufschloss. “Glaub mir, ich auch nicht. Aber wie ist es ist all den Gruselfilmen? Die Gruppe trennt sich. Das machen wir nicht”, gab Konoha seine Horrorfilm-Kenntnisse zum Besten. Akaashi schnaubte im Ansatz amüsiert. “Dann bin ich der letzte, der sich von der Gruppe trennt”, hob er hervor und schloss näher mit den anderen auf. Nicht, dass einer falsch abbog und sie hätten das Problem. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) Die Harfenklänge führten die Jungs und Mädchen abseits der bekannten Pfade immer tiefer in den Wald. Mal ging es bergauf, mal bergab und es wurde immer dunkler. Sobald die Dämmerung eingebrochen war, war es mit der Finsternis schnell geschehen. Sie hatten in der Zwischenzeit vereinzelt ihre Smartphones für die Taschenlampenfunktion gezückt. Sie sollten sich abwechseln, nicht dass sie alle gleichzeitig den Geist aufgaben und sie standen verloren im dunklen Wald. “Ich hab mich noch nie so verlaufen”, knurrte Akaashi über sich selbst. Diese Wanderung war der reinste Griff ins Klo. Selbst Konoha, der neben ihm oft für Ausgleich sorgte, konnte seine Laune nicht besänftigen. “Wenns dir hilft, ich schon und es war auch mit Bokuto, also wir werden wieder heim finden, auch wenn seine Lösungsansätze wirr und zum Scheitern verurteilt wirken. Ich versteh nicht, was es ist, aber er hat einen sechsten Sinn für sowas”, versuchte Konoha Akaashi zu beruhigen. Der seufzte, aber nickte. “Hey, hey, heeey!”, rief Bokuto plötzlich aus und riss alle aus ihren kleinen Unterhaltungen und dem Umhersehen in ihrer Umgebung. Bokuto deutete aufgeregt geradeaus und mobilisierte das Team zu einer Lichtung. “Oh, zum Glück”, stieß Akaashi aus. Bokuto sprintete drauf los. “Hey! Die Gruppe trennt sich nicht!”, rief ihm Konoha nach. Sie liefen alle ihrem Kapitän nach, der an der Lichtung links abbog und nach ein paar Metern vor einem großen eisernen Tor zum Stehen kam. “Wie cool! Ein Geisterschloss!” Bokuto klatschte in die Hände. Sarukui und Komi klappten die Münder auf. Onaga und Anahori blieben wie angewurzelt stehen und Washio besah sich erst einmal das Schloss am Tor. Kaori und Yukie standen hinter Bokuto und lugten an ihm vorbei zu einem alten Schloss. Geisterschloss war im Angesicht des Verfalls gar nicht so unpassend ausgedrückt. “Nein!”, sagte Konoha. Er erkannte an Bokutos Körpersprache bereits, dass er da unbedingt hinein wollte. “Ich glaube, wir haben heute das volle Programm”, sagte Akaashi, denn er bemerkte auch, wie hibbelig ihr Kapitän wurde und er wusste, dass er sich nicht abbringen lassen würde und wie war das? Sie sollten sich nicht trennen! Der Wind zog den Schülern bitterkalt um die Ohren und durchs Haar. Die Lichtung gab sie der Unbarmherzigkeit der Witterung und des Wetters wieder voll und ganz frei. Akaashi zog die Schultern hoch und die Jacke fester zu. Konoha hätte ihm gerne seine gegeben, aber ihm war auch unheimlich kalt. “Okay, dann gehen wir rein und besprechen drinnen, was wir machen”, gestand er Bokuto den Wunsch zu. Just in dem Moment klackte auch das Schloss auf und Washio öffnete unter lautem Knarren das große schwere Tor. Die schöne Harfenmusik wurde dadurch vollkommen übertönt, aber weil der kreischige Ton so stechend in den Ohren war, fiel es niemanden auf, dass etwas fehlte, als das Tor überwunden war. Vor dem Schloss lag ein Vorgarten, der noch vereinzelt Herbstrosen erblühen ließ. Er war verwuchert, ungepflegt und genauso verlassen wie der Rest dieses Orts. Nur die satten roten Blüten ließen im Schein des Mondes etwas Farbe zu. “Wow… wusstet ihr, dass heute Vollmond ist?”, fragte Yukie. Ihr Gesicht war zum Himmel gerichtet und durch den Mond in ein unvergleichliches… rot getaucht? “Es ist sogar Blutmond”, bemerkte Konoha. Die Wolken zogen gerade über den vollen runden Himmelskörper. In der Ferne konnte man einen Wolf heulen hören. Gänsehaut kam auf. Komi sprang aus dem Stand in Sarukuis Arme, dessen Augen waren geweitet, aber er hielt den Libero fest, drückte ihn gar an sich. Hinter Bokuto versteckten sich nun Onaga und Anahori. Und Bokuto sah mit einem geschockten Blick in die Runde. “Was? Es ist schon Vollmond?”, fragte er und schluckte. “Halloween und Vollmond… na, großartig!” Akaashi begann, seine Handballen zu drücken. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. “Blutmond”, korrigierte Sarukui ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, Komi nun herunter zu lassen. Er sollte gerne bleiben, wenn er sich so wohler und sicher fühlte. “Blutmond”, zischte Akaashi und musterte Bokuto, denn ihm war dessen plötzlicher Wesenswechsel nicht entgangen. “Jungs! Yukippe~ Kaori? Ihr solltet schleunigst da reingehen und alles hinter euch verriegeln”, sagte er ernst. So ernst, wie wenn es darum ging, ein gegnerisches Team dem Erdboden gleichzumachen. Nun schluckte auch Konoha. “Warum?” Die Spannung stand in all ihren Gesichtern und Körperhaltungen geschrieben. “Macht einfach, was ich euch sage, ich bin der Rudelführer!", sagte Bokuto mit Nachdruck und jagte ihnen somit allen einen gewissen Schrecken ein. “Und was ist mit dir? Warum gehen wir nicht gemeinsam rein?”, fragte Washio. Noch rührte sich keiner, abgesehen vom Zittern, das einerseits der Kälte, andererseits der Unsicherheit und einer gewissen Furcht zu Schulden kam. “Nein, ich… ich kann nicht”, sagte Bokuto und zuckte überrascht auf. Seine rechte Schulter zog zurück. Sein linker Arm hetzte hoch. Er ging in die Knie. Yukie schlug die Hände vor ihr Gesicht. “Bokuto-san?” Akaashis Stimme zitterte. Er machte einen Schritt auf ihn zu und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen. “Alles okay?”, fragte er. Bokuto griff hastig nach der Hand des Zuspielers. Akaashi schreckte auf, auch die anderen. “Nichts ist okay!” Die Stimme des Kapitäns war beunruhigt. Er wendete seinen Oberkörper, riss Akaashi ruckartig zu sich, der stolperte und fiel ihm direkt in die Arme. “Ich bin ein Werwolf!”, rief Bokuto und versenkte seinen Kopf in Akaashis Nacken, der einen lauten spitzen Schrei los stieß. “Akaashi!” Konoha griff nach seinem Handgelenk und zog ihn aus Bokutos Fängen. Sie stolperten beide zurück und stürzten, weil Bokuto ihn nicht festhielt und stattdessen nur in lautes Gelächter verfiel. Yukie hielt die Hände immer noch vor dem Gesicht, aber man konnte ihr ansehen, dass es ihren ganzen Körper durchschüttelte. “Bokuto! Du bist so ein Idiot!”, brüllte Konoha. “Du hast sogar Yukie zum Weinen gebracht”, sagte Komi, der selbst gerade erst den Kopf aus Sarukuis Halsbeuge nahm, weil er sich versteckt hat. “Ich weine doch nicht”, kam es lachend von Yukie. Kaori gab ihr einen Stoß mit beiden Armen. “Sagt mal, habt ihr sie noch alle?”, pflaumte sie die beiden Spaßvögel an und machte umgehend auf ihren Absetzen kehrt. “Ihr könnt gerne hier draußen bleiben und euch von echten Wölfen fressen lassen” - die man gerade wieder heulen hörte - “aber ich geh rein!” Kaori war aufgebracht. Die beiden Erstklässler folgten ihr umgehend. Washio versuchte die Situation noch ganz nachzuvollziehen, während Akaashi bereits wieder aufgestanden war und erbost neben Bokuto aufstampfte. “Das war nicht lustig”, sagte er ernst zu ihm, wandte sich wieder um und half Konoha auf, der noch mit dem Schock kämpfte. “Danke”, wisperte er und rügte Bokuto dafür mit seinem Blick. “Hey… Seid nicht solche Spielverderber”, maulte Bokuto und ließ sich von Yukie abklopfen, die als Komplizin als einzige bei ihm blieb. “Das war schon richtig gemein, du warst echt gut”, kicherte sie und bat ihn weiter. Immerhin sollten sie doch in der Gruppe bleiben. Das war auch den anderen klar, denn vor der schweren Schlosstür blieben sie stehen und warteten. “Kommt schon, das war doch lustig”, sagte Bokuto und sprang die zwei Treppen zur Tür hoch. “Ein bisschen”, gestand Komi, der hing immer noch in Sarukuis Arm und ließ sich erst im Inneren des Schlosses absetzen, wo er am liebsten direkt wieder zu ihm hoch gesprungen wäre, weil ihn die Gargoyle-Figuren am Treppengeländer so erschreckten. Vor ihnen eröffnete sich eine große Eingangshalle, von der im Bogen zwei Treppen jeweils in den ersten Stock führten. Über ihnen hing ein pompöser Luster mit Kerzen, die man hätte entzünden müssen. Zu ihren Füßen lag ein alter staubiger Teppich, der bestimmt satte Farben hatte, aber nun nicht nur der Dunkelheit wegen wie in einem Schwarz-Weiß-Film wirkte. Was im ersten Stock lag, konnten sie schwer erkennen, das Mondlicht drang zwar durch die geöffnete Tür, kämpfte sich seinen Weg aber erschwert durch die mit Efeu bewachsenen Fenster. Ein Luftzug drang an ihnen vorbei. Ein Wolfsheulen war nicht unfern zu vernehmen und nach einem lauten wie geisterhaften Pfiff fiel die schwere Holztür mit einem lauten Rumms ins Schloss. Und Komi hing wieder in Sarukuis Arm. “Du musst nicht wieder runtergehen”, sagte dieser und strahlte ihn mit seiner unüberwindbaren Freundlichkeit an. “Ich bin kein Angsthase, dass das klar ist, aber ich bin klein und hab kürzere Beine als ihr alle. Außerdem ist mein Knöchel beleidigt von Bokutos Wurf”, verteidigte er sich und schnaubte beleidigt, weil man ihm wohl nicht recht glauben wollte. “Schon gut, wir sind alle ein bisschen aufgebracht. Es ist in Ordnung, bei sowas zu erschrecken. Sehen wir es positiv: Jetzt geht hier drinnen zumindest kein Wind”, sagte Konoha. “Und wir sehen nicht, wie selten dämlich Bokuto grinst” - “Hey!” “Okay, reißt euch alle zusammen. Vergessen wir die Aktion von vorhin einfach. Wir sollten uns sowas jetzt nicht mehr erlauben und stattdessen schauen, was man hier drinnen machen kann. Vielleicht gibt es im oberen Stock einen Balkon, wo wir unseren Handyempfang testen können. Hat jemand Feuer?” Kaori versuchte, die Stimmung wieder ins Gleichgewicht zu bringen und fand auch direkt einen Kerzenhalter, den sie statt der Handytaschenlampen verwenden wollte. “Ja klar, immer dabei”, sagte Konoha und reichte der Managerin rasch das Feuerzeug aus seiner Hosentasche. “Du rauchst?” Akaashi drehte sich schockiert zu ihm. “N-Nein. Ich bin nur vorbereitet. Weißt schon, wie das Nähset?” Akaashis Blick verengte sich. Er musterte Konoha eindringlich, konnte diesem unschuldigen Lächeln aber keine Harm anmuten. Die Kerzen wurden erleuchtet, Konoha bekam sein Feuerzeug - und einen weiteren kritischen Blick von Akaashi - wieder und steckte es zurück in die Hosentasche. “Dann ab nach oben”, sagte Kaori. “Hey!”, protestierte Bokuto, nahm ihr den Kerzenständer ab und lief mit den Worten “Ich bin der Kapitän” die Treppe hoch. Erst war es unglaublich laut durch Bokutos Getrampel, dann war es wieder finster. “Man läuft nicht mit Kerzen!”, rief ihm Kaori nach. “Warum nicht?”, fragte Bokuto. “Weil das Licht dann ausgeht!” keifte Anahori überraschend angespannt. “Siehst du? Und du hast es sogar geschafft, dass Anahori am Rad dreht”, kam es gleich noch tadelnd von Kaori. Konoha zückte das Feuerzeug wieder. Beim Raufgehen wurden die Kerzen neu erleuchtet, aber Bokutos Stimmung war nicht mehr hell. Sie war finster. Er ließ den Kopf hängen, selbst sein Haar ließ nach und unterstrich den erbärmlichen Anblick. “Was soll ich denn machen? Ich hab nicht nachgedacht” - “Exakt! Du hast nicht nachgedacht. Ne Entschuldigung wäre vielleicht angebracht”, sagte Konoha und nahm das Feuerzeug wieder zurück. “Auch für das, was du draußen geliefert hast, du hast nicht nur Komi erschreckt”, sagte er noch und deutete zu Akaashi, meinte aber genauso sich selbst. “Schon gut”, sagte Akaashi leise. “Nein! Es tut mir wirklich leid. Es sollte nur ein Spaß sein. Ich wollte nicht, dass ihr Angst bekommt.” Bokuto meinte es wirklich aufrichtig. “Ich wiederhole. Keine Angst”, sagte Komi. Er fand es in Sarukuis Arm aber auch überraschend gemütlich. “Danke, Bokuto-san”, sagte Akaashi, trat die paar Treppen zum Kapitän hoch und suchte seinen Blick. “Morgen oder vielleicht sogar in ein paar Stunden kann ich sicher darüber lachen. Sieh es so: Du warst ein richtig guter Schauspieler, ich hab dir nämlich geglaubt, dass du mir jeden Moment den Hals aufbeißt”, lobte er ihn mit einem zarten roten Schimmer auf den Wangen, der durch den Kerzenschein deutlich zu erkennen war, denn er erleuchtete Akaashis Gesicht durch die Nähe zu Bokuto gerade einwandfrei. Konoha spielte nervös am Rädchen des Feuerzeuges und entfachte sogar einen kurzen Funken, da riss er die Hand wieder aus der Hosentasche und rappelte sich auf. “Meinst du wirklich?”, fragte Bokuto. Seine Mundwinkel zogen sich bereits weiter hoch, auch seine Augen weiteten sich wieder, dass man den abenteuerlichen Glanz in ihnen erkannte. “Ja wirklich”, bestätigte Akaashi und Bokuto posierte wie man es von Christopher Kolumbus kannte. “Dann folgt mir nun, meine Glaubensbekenner und erkundet dieses Schloss mit mir”, sagte er und schritt nun langsamer mit dem Kerzenhalter und Lichtquelle voran. “Er kann so ein Idiot sein”, grummelte Konoha vor sich hin. Washio neigte den Kopf. “Bist du immer noch überrascht? Du kennst ihn jetzt schon fast drei Jahre”, hob er hervor. “Du hast recht, mich sollte nichts mehr wundern”, lachte Konoha auf. Im ersten Stock folgten sie dem Kapitän in einen Gang. Welches Auswahlverfahren er zur Begehung nutzte, war nicht nachvollziehbar, aber Bokuto meinte, er fühle eine warme Spur. “Ich spür auch Wärme”, kicherte Komi und schmiegte sich an Sarukui. “Na wenigstens einer”, murmelte Konoha. “Zwei”, korrigierte Sarukui, der kein Problem mit der aktuellen Situation zu haben schien. Weder damit, dass sie bei Vollmond - pardon, Blutmond - in einem verlassenen Schloss waren, das sie nicht kannten, noch, dass er Komi wie ein Klammeräffchen trug. Jeder ihrer Schritte ließ dumpfen Hall ertönen. Der Wind fuhr um die alten Gemäuer und pfiff hoch durch undichte Fenster. Am Beunruhigendsten aber war das Knarzen, das aus dem Dachstuhl kam. Richtig gruselig, wie vor allem Onaga fand, dass er ganz dicht hinter Bokuto ging, um sich im Fall des Falles schützen zu lassen. Auch Anahori war nicht fern. “Ich kann nicht glauben, dass du dabei mitgemacht hast.” Kaori wandte sich an Yukie, die neben ihr her ging, nachdem Akaashi den Platz neben Bokuto eingenommen hatte. “Ich hab nicht mitgemacht”, empörte sich die brünette Managerin. “Das war meine Idee! Ich meine, ich wäre ohne Bokuto nie drauf gekommen. Immerhin, ich meine… na sieh ihn dir doch an. Er hat einfach den perfekten Körperbau für so einen Werwolftypen. Yummy, oder?” Yukie ging etwas mehr ins Detail, als Kaori erwartet hat. Ihre Augen scannten den Kapitän dennoch ab und sie musste zustimmen. Konoha sah stattdessen an sich hinunter und anschließend hinüber zu Washio, dann nach vorne zu Bokuto und schließlich zu Akaashi. “Vergleich dich nicht mit anderen”, sagte Washio ruhig. Konoha schüttelte den Kopf. “Tu ich nicht…”, sagte er. “Du bist auch Yummy mit deinen müden Augen, das hat was Mysteriöses", sagte Komi. Durch den Klammeraffengriff hing er so an Sarukui, dass er Konoha genau ansehen konnte. “Okay, du machst mich verlegen, bitte lass das”, sagte Konoha, fuhr sich mit der Hand über den Nacken und sah peinlich berührt zur Seite. “Möchtest du denn für jemanden Yummy sein?”, fragte Sarukui. Er drehte sich zurück und überließ somit Komi die Sicht nach vorne. “Was? Nein… vielleicht. Können wir bitte nicht darüber reden?” Konohas Antwort hätte in ihrer Ausdrucksweise nicht undeutlicher sein können, sprach aber für alle klar aus, dass Sarukui ins Schwarze getroffen hat. “Yukie oder Kaori?”, flüsterte Komi, nachdem er Sarukuis Kopf mit beiden Händen wieder nach vorne gedreht hatte und wieder Blickkontakt zu Konoha aufnehmen konnte, der vehement den Kopf schüttelte. “Dann die Managerin von Karasuno, die ist wirklich hübsch”, seufzte Komi. Auch Washio neben Konoha nickte zustimmend. “Ist euch eigentlich aufgefallen, dass die unheimliche Musik weg ist?”, fragte Konoha. Er wollte das Thema wechseln. Schnell. Bedachte aber nicht, dass er damit mehr Unruhe reinbringen könnte. “Ob die Musik uns nur hier her locken wollte, dass uns das Schloss jetzt fressen kann?”, fragte Onaga. Die Gruppe blieb stehen und tauschte unsichere Blicke aus. Ihnen allen war klar, dass das Schloss sie nicht verschlingen würde, aber die Möglichkeit, dass sie gelockt wurden, war vielleicht gar nicht so an den Haaren herbeigezogen. Ein dumpfes Geräusch, als wäre etwas umgefallen, erklang am Ende des Korridors. Zehn Gesichter schnellten in dieselbe Richtung. Das Knarzen wurde lauter und wie Schritte kam etwas auf sie zu, das sie nicht sehen konnten, nur hören. “Wenn wir kämpfen müssen, lass mich runter”, flüsterte Komi in Sarukuis Ohr. “Wenn wir kämpfen müssen, sind wir am Arsch” - “Meine Mama hat gesagt, ich muss zuhause sein, bevor es dunkel ist” Anahori ging einen Schritt zurück und zur Seite. Er stieß dabei gegen ein Gemälde, das an der Wand hing und auch nicht weniger Krach machte. Bokuto hielt den Kerzenhalter auf das Bild. Akaashis Blick war noch an das Ende des Korridors gerichtet, aber die Schritte waren verstummt. Konoha folgte dem Licht und erkannte wie auch die anderen ein Gemälde einer wunderschönen Prinzessin, viel mehr der Schlossherrin oder der Tochter des Gutsherren. “Sie ist wunderschön”, sagte Bokuto und trat näher an das Bildnis heran. Eine junge Frau in der Blüte ihrer Jugend, blondes Haar, helle Haut, zartrosarote Wangen und in ein Kleid gesteckt, das ihre Figur genau an den richtigen Stellen betonte. “Wow”, kam es Washio über die Lippen. “Ach kommt schon, Jungs, das ist nur n Bild, die sah sicher nicht so toll aus”, knurrte Kaori. “Und selbst wenn, ist sie sicher tot oder zumindest saualt”, ergänzte Yukie und schnaubte amüsiert. “Ob ihr Geist noch hier ist?”, fragte Bokuto. “Glaubst du etwa an Geister?”, wollte Akaashi wissen. Bokuto zuckte mit den Schultern. “Ich glaub an alles, was man sehen kann”, erklärte er. Konoha schlug sich die Hand ins Gesicht. “Das ist eigentlich das Gegenteil.” “Lasst uns einfach da nach vorne gehen, ich glaub da gibts nen Balkon”, schlug Onaga vor und deutete dorthin, wo eigentlich das dumpfe Geräusch hergekommen war. Es war zu vermuten, dass seine Annahme richtig war, denn dort stand eine Tür offen, durch die mehr Licht in den Korridor drang und somit zumindest nach einem großen Fenster anmuten ließ. “Gute Idee”, sagte Bokuto, verneigte sich vor dem Gemälde der schönen Prinzessin, wie sie in seinen Augen immer bleiben würde, und ging als Anführer voran. “Bin ich der Einzige, der es für eine schlechte Idee hält, einer unheimlichen Melodie zu folgen, in das Schloss zu gehen und jetzt genau dorthin zu marschieren, wo es vorhin komische Geräusche gegeben hat?”, fragte Konoha, folgte aber mangels Alternative, immerhin sollten sie zusammenbleiben. “Siehs als Abenteuer!”, gluckste Komi. “Außerdem sind wir zusammen, das ist Teambuilding” In dem Raum mit mehr Licht fanden sie an dessen Ende nicht nur tatsächlich einen Balkon, den Kaori mit den Erstklässlern umgehend zum Handyempfang checken betrat, sondern auch eine Harfe und: “Ein Haar von der Prinzessin!” Bokuto ging schnell in die Hocke und hob ein blondes Haar auf. Sarukui ließ Komi wieder hinunter und ging zu der Harfe, um mit der Hand über die Saiten zu streichen. Ein wunderschöner friedlicher Klang erfüllte den Raum, aber genauso die nächsten dumpfen Geräusche im Stock über ihnen. “Okay, ich bin hier raus”, sagte Konoha und drehte sich zum Gehen um. Aber etwas hinderte ihn daran. Konoha sah auf sein Handgelenk, das plötzlich in Akaashis dünnen Fingern weilte. “Konoha-san. Bitte geh nicht, ich möchte mir nicht ausmalen, dich zu verlieren”, sagte Akaashi mit tiefem Blick in Konohas Augen. “Ja, ich will dich auch nicht verlieren! Das ist meine Verantwortung als Kapitän”, polterte Bokuto herbei und packte Konoha an der Schulter. Akaashi ließ ab und der kurze Augenblick, in dem Konoha den Hauch einer besonderen Verbindung spüren konnte, war verflogen. Er ließ sich von Bokuto drücken, seufzte und sah zu Kaori, die vom Balkon wieder zurückkam und mit dem Kopf schüttelte. “Dann lasst uns alle wieder hinunter gehen, warten bis es hell ist und dann suchen wir den Weg zurück”, schlug Konoha vor, aber Bokuto hatte andere Pläne. “Ich will hinauf! Ich schwöre, da ist die Prinzessin und will von uns gerettet werden. Sie hat uns mit der schönen Harfenmusik hierher gerufen, weil sie befreit werden muss und das machen wir. Wir sind Helden”, sagte er, fuhr mit dem Kerzenhalter um und verließ den Raum. Konoha schnaubte auf. “Okay, lasst uns die Prinzessin retten. Ich glaube ja mehr, dass es hier Ratten und Fledermäuse gibt”, erklärte er sich selbst die Dinge, die sie hörten. “Ratten und Fledermäuse?", Anahori verzog das Gesicht verzweifelt. Onaga machte einen angewiderten Laut. “Besser als Geister oder?” Akaashi ging Bokuto wieder als Erster nach, die anderen folgten auch. “Ich finde, es wäre richtig cool, wenn wir eine Prinzessin befreien würden”, sagte Sarukui. Komi neben ihm nickte eifrig. “Dafür vergesse ich auch meinen beleidigten Knöchel.” Der Korridor mündete in eine Treppe um die Ecke, direkt davor fanden sie noch ein Gemälde von der vermeintlichen Prinzessin. “Sie sieht traurig aus”, erkannte Yukie. Ein Grund mehr, für Bokuto, sie zu retten. Er hob die Kerzen zur Treppe voran und stieß einen spitzen Schrei aus, der die gesamte Gruppe aufschrecken ließ. “Was? Bokuto-san! Was ist es?”, fragte Akaashi und Bokuto deutete zitternd auf die vielen Spinnweben vor ihnen, die wie ein Vorhang von der Decke hingen. “Hast du Angst?” - “Nein! Nur… Respekt? Und es ist widerlich!” “Du hast vor niemandem Respekt”, scherzte Konoha. Akaashi nahm einstweilen den Kerzenhalter. “Dann geh ich vor, okay?”, schlug er vor und betrat nach einem Nicken die Treppe, die lauter nicht knarzen könnte. “Kein Wunder, dass man da sogar nen Geist drüber gehen hört”, sagte Washio und alles weitere passierte unheimlich schnell. Akaashi ging ein paar Stufen, Bokuto betrat die erste Stufe, ging wieder zurück, betrat sie wieder und machte den zweiten Schritt zu seiner eigenen Ermutigung gewaltvoller als er es hätte tun sollen. Akaashi bemerkte, wie die Treppe ins Zittern geriet und machte schnell noch ein paar Schritte nach oben, während hinter ihm das morsche Holz zu Bruch ging und klare Sicht auf das Erdgeschoß preisgab. Der Kerzenständer fiel hinunter und zerbarste mit einem lauten Klirren am harten Boden. Bokuto war zurückgesprungen. Und dann war es still. Im ganzen Schloss. Nur der pfeifende Wind suchte sich seinen Weg, Gänsehaut zu provozieren. Ewig währende Sekunden starrten sie alle in die Finsternis. “Aghaaashi? Lebst du noch?”, fragte Bokuto hinunter. “Ja, ich lebe noch und ich bin hier oben”, kam es aus dem stockdunklen zweiten Stock. Konoha fiel ein Stein vom Herzen. Härter als der Leuchter zuvor auf den Steinboden. Er war sich zwar sicher, dass Akaashi nicht gefallen war, aber ihn zu hören beruhigte ihn. “Kannst du wieder runter springen?”, fragte Washio. Es knarrte wieder. “Ich fang dich auch!”, rief Bokuto. Stille. “Lebst du noch?” - “Ja, verdammt! Ich lebe noch! Und ich würde es gerne dabei belassen, auch wenn es nicht immer so aussieht. Deswegen werde ich nicht springen. Ich geh einfach hier oben weiter und komme auf der anderen Seite hinunter” Die Gruppe im ersten Stock tauschte unter dem wenigen Mondlicht verunsicherte Blicke aus. “Nein, du bleibst nicht alleine”, rief Konoha hoch. Bokutos Blick fiel sofort auf Komi. “Nein! Du wirfst mich da nicht rauf”, protestierte dieser sofort. Der Blick ging weiter. “Und wir werfen dich nicht rauf, du bist zu schwer” - “Das sind pure Muskeln!”, wollte Bokuto klarstellen, dass er nicht dick war. "Ja, und die sind schwer”, erklärte Konoha. Oben knarrte es wieder. “Akaashi? Bitte bleib noch”, rief Yukie nach oben. “Wir werden eine Lösung finden”, sagte sie. “Ich beweg mich kein Stück.” “Okay! Schnell. Onaga, Anahori? Sucht Kerzen zusammen. Komi? Hilf ihnen bitte”, sagte Konoha, zückte sein Feuerzeug und entfachte damit die Öllampe, die hier an einem Haken hing. Dann seufzte Konoha und wandte sich an Bokuto. "Okay Bo... wirf mich, aber wehe, das hat zu wenig Wumms drauf", sagte er und ließ ihn für eine Räuberleiter in die Knie gehen. Washio und Sarukui stellten sich dazu, sicherten Konoha an den Armen und würden ihm mit Bokuto auch Momentum mitgeben. “Bist du sicher?”, fragte Washio. Bokuto war gleich Feuer und Flamme. Er wollte werfen und er wollte endlich auch erfolgreich sein. “Nein, ich bin nicht sicher, aber wir können Akaashi nicht alleine lassen”, sagte er und hielt sich mit den Händen an Bokutos und Washios Schulter. “Akaashi? Ich komm zu dir hoch”, warnte er. “Und was, wenn du fällst?”, war nicht die richtige Frage. In seinem Kopf beantwortete Konoha sie zwar mit //Dann hab ich zumindest noch einmal in deine Augen gesehen// offen heraus ließ er sie aber unbeantwortet und gab den drei Jungs das Zeichen, dass es losgehen konnte. “Ihr seid echt verrückt”, japste Kaori, während es neben ihr ungewohnt knusperte. “Wie kannst du jetzt Popcorn essen? Und wo hast du die überhaupt her?” Yukie deutete auf ihren kleinen Rucksack, der im Vergleich zu Wanderschaftsbeginn nun schon ziemlich klein und eingefallen war. Kaori musterte Yukie und griff doch ergeben in die Tüte als es ihr angeboten wurde. “Ihr seid echt die besten Freunde”, seufzte Konoha. “Auf drei!” “Eins” “Zwei” “Drei” Bokuto, Washio und Sarukui nahmen Schwung, übten all ihre Kraft aus und Konoha stieß sich von den Dreien ab. Ein dumpfer Schlag auf morschem Holz zeugte davon, dass er zumindest oben angekommen war. Er traute sich aber nicht recht, sich zu rühren. “Langsam, Konoha-san”, sagte Akaashi und reichte ihm die Hand. “Ich wäre vielleicht etwas beruhigter, wenn meine Beine nicht in der Luft hängen würden”, presste Konoha unter Anstrengung heraus. Der Aufprall war nicht gerade angenehm und sich nun so an den Treppen zu halten, während seine Beine und Füße keinen Boden unter sich hatten, war auch ein Kraftakt. “Hier”, sagte Akashi und ergriff seine Hand. Konoha hievte sich hoch und ließ sich von Akaashi ziehen, bis er ein Bein so weit hochziehen konnte, dass er mit dem Fuß an das eingebrochene Treppenende kam. “Konoha? Lebst du noch?” Bokutos Frage konnte im Moment nicht nerviger sein. Das empfand auch Akaashi, denn er antwortete: “Ja, er lebt noch und ich auch, danke der Nachfrage, werft dann Kerzen hoch!” Konoha musste schmunzeln, aber stieß sich nun erst einmal mit dem gefestigten Fuß ab. Die Treppe brach weiter weg, aber Konoha konnte sich mit Akaashis Hilfe nun endlich ganz auf den Rest der Treppe retten. “Verdammt”, keuchte er erschöpft und ließ den Kopf erleichtert sinken. “Konoha-san… du bist… so nah”, flüsterte Akaashi. Konoha bemerkte, dass er nicht direkt auf der Treppe gelandet war, sondern auf ihrem Zuspieler. “Oh! Entschuldige”, sagte er sofort und wollte sich aufrichten, da traf ihn etwas am Hinterkopf und er zuckte mit den Kopf soweit nach unten, dass er gar nicht sehen musste, wie nah er Akaashi war, denn er konnte seinen Atem auf seinen Lippen spüren. “Lebt die-” - “Ja, die Kerze lebt noch!”, knurrte Konoha, richtete sich auf, griff nach dem Geschoss und machte Licht. In seinem Gesicht konnte man eine sehr gesunde rote Farbe erkennen. Auch Akaashi sah nicht besser aus - nun gut, besser in allen Belangen, wie Konoha fand, aber eben auch errötet. Gott, war das peinlich. “Bitte entschuldige, Akaashi”, sagte er zu ihm, aber er wandte sich ab. “Es ist okay, das war nicht geplant.” “Also geht ihr oben rüber und wir unten?”, fragte Kaori. Sie bekam Bestätigung. “Wenn ihr die Prinzessin seht, sagt ihr, dass ich sie rette, okay?”, rief Bokuto nach oben. Konoha lachte auf. “Klar, wir sagen ihr, dass wir zwar hier sind, aber sie auf dich warten muss”, antwortete er. Unten ging ein kleines Gemurmel los. Die Kerzen wurden auch im ersten Stock durch die Öllampe entzündet und sie waren bereit. “Passt auf euch auf!” - “Ihr auch” Konoha und Akaashi rappelten sich nun beide auf. Akaashi hob eine zweite Kerze auf, die Konoha nicht getroffen hatte und entzündete den Docht an Konohas Flamme. “Es tut mir leid, Akaashi. Ich wollte dir nicht zu nahe treten”, sagte Konoha. Akaashi Gesicht war in dieser finsteren Umgebung - einzig durch den Kerzenschein erleuchtet - noch so viel schöner, dass es ihm für Weiteres die Sprache verschlug. Aber auch Akaashi war nicht gesprächiger. Er schüttelte den Kopf und sah auf den Boden. Sie schwiegen, während Bokuto und die anderen unten bereits den Weg zur anderen Seite angetreten waren. “Lass uns auch gehen”, sagte Akaashi. “Und lass uns einander nicht verlieren, ja?”, fragte er noch und nahm wie zum Unterstreichen Konohas Hand in seine. Er bekam sofort einen bestimmenden Gegendruck. “Lass ich nicht zu”, sagte Konoha zwar etwas überrascht, aber überzeugt. Sie gingen die restliche Treppe hoch, wandten sich unter den Spinnweben hinweg und besahen mit Staunen den oberen Stock. “Es gibt wohl noch einen Dachboden”, erkannte Akaashi durch eine weitere kleine, sehr enge Treppe. “Bitte lass uns da nicht hoch”, flehte Konoha ihn regelrecht an, dass Akaashi leise kicherte. “In Ordnung.” “Also, glaubst du, dass wir hier eine Prinzessin finden?”, fragte Akaashi um der Stille etwas entgegen zu wirken. Vorhin hat zumindest immer irgendjemand gesprochen, selbst wenn das meiste für ihn nur Gemurmel war. “Die einzige Prinzessin, die ich mit vorstellen kann, zu finden, wäre indem wir ein modriges altes Kleid finden und einer von uns zieht es an”, versuchte sich auch Konoha der unangenehmen Anspannung mit Akaashi in einem gruseligen alten Schloss alleine zu sein. Zumindest örtlich begrenzt allein. Die anderen hat er natürlich nicht ausgeblendet, aber die hatten gerade einen anderen Pfad. “Ich zieh kein Kleid an, also ziehst du es an”, sagte Akaashi mit einem sanften Lächeln. “Für dich zieh ich alles an”, flüsterte Konoha. “Was?”, kam es sogleich von Akaashi, das Konoha mit einem weiteren “Was?” abschrimte. Akaashi lachte. “Ich glaube, nicht jeder Junge könnte ein Kleid oder einen Rock tragen, aber… dir steht es vermutlich sogar”, gab er zu. “Man wird es wohl rausfinden müssen”, sagte Konoha. Seine Kerze begann langsam zu Tropfen und ließ heißes Wachs auf seine Finger hernieder, aber er würde sich jetzt nicht wie ein Weichei anstellen und deswegen rumheulen. Er stand das durch. Akaashi tat es immerhin auch. Statt zu lamentieren sah er sich also in dem Korridor um. Überall hingen Gemälde dieser Prinzessin. “Sie ist wirklich hübsch, meinst du nicht?”, fragte er. Akaashis Blick haftete gerade an einem Bild, wo die hübsche junge Frau an einen Mann mit schwarzem kurzen Haar gelehnt stand. “Vermutlich”, sagte er leise und sah wieder zu Konoha, dessen Blick fragend wurde. “Nicht dein Typ?”, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen. “Doch schon… ich mag helle Haare, aber… sie ist übertrieben. Weißt du, was ich meine?”, fragte er Konoha und der legte den Kopf schief. “Du meinst, weil sie schön ist, wie ein Engel?”, war die Gegenfrage. “So in der Art, sie sieht brav aus und gesittet, das ist doch langweilig. Als liebe man sie nur wegen ihrer Schönheit.” Akaashi trat mit der Kerze weiter. Konohas Blick blieb noch einen Moment auf dem Bild, aber durch Akaashis Zug an der Hand folgte er ihm gleich darauf. “Das heißt, du stehst auf ausgeflippte Frauen? Mädchen?”, fragte er. Akaashi schüttelte den Kopf. “Ich steh auf spannende und irgendwie mysteriöse…”, das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken. “Und du? Worauf stehst du, Konoha-san?”, fragte er, um das fehlende Wort zu überspielen. “Ich? Schwer zu sagen. Die Chemie muss einfach stimmen” - “Ich bin gut in Chemie, aber ich glaube, mit Liebe hat das wenig zu tun”, erwiderte Akaashi darauf. Konoha schmunzelte. Akaashi war ein Realist. Zwar mit einer pessimistischen Neigung, aber der Zauber der Romantik war wohl nicht sein Ding. Deswegen maß Konoha der Geste des Händchenhaltens gerade nicht viel an. Es war eine Ausnahmesituation. Es war gruselig und auch, wenn man realistisch war, konnte hier noch einiges passieren. Sie könnten von einer tollwütigen Ratte gebissen werden, einen Fledermausangriff widerfahren oder bei der nächsten Treppe durch die Decke reißen. Oh hoffentlich bretterte Bokuto nicht auf der anderen Seite hoch und machte die zweite Treppe auch unbrauchbar. “Hey, sieh mal”, Akaashi zog Konoha in einen Raum, dessen Tür offen stand, der sogar etwas von dem Mondlicht abbekam, das sich durch den Efeu kämpfte. Es war ein Gemach, wohl das der jungen Schlossherrin, denn es war, nebst Staub, sehr weiblich und zart eingerichtet. Hohe Wände mit filigran verzierten Tapeten, ein Himmelbett mit teuren schweren Stoffen. Rot. An der Seite stand ein Parawa, darüber hing ein Kleid, ebenso in rot mit schwarzen Stickereien. Akaashi sah zu Konoha. Konoha schüttelte den Kopf. Akaashi ließ von seiner Hand ab, steckte die Kerze in den Kerzenhalter, der auf einem kleinen Tischchen stand. Vorsichtig zog er an den Wachsresten auf seiner Haut. Konoha trat auf ihn zu. Er pustete seine Kerze erstmal aus und legte sie neben Akaashis. Dann nahm er seine Hand und half ihm, das Wachs zu entfernen. “Vielleicht finden wir noch nen zweiten Ständer”, sagte er und Akaashi schmunzelte auf eine Weise, wie Konoha es bei ihm noch nie gesehen hat. “Akaashi!”, ermahnte er ihn. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. “Hast du etwa?” - “Nein! Aber ich mag, wie du denkst, Konoha-san.” Er entzog sich seiner Hand, ging zum Parawa und zupfte das Kleid herunter. Staub wurde aufgewirbelt und Akaashi musste einmal stark niesen. Sogar ein zweites Mal. “Okay, vielleicht sollte das wirklich niemand anziehen” “Ich kann für dich mal ein andermal ein Kleid anziehen, das dich nicht zum Niesen bringt”, sagte Konoha mit einem frechen Unterton. Akaashi schmunzelte. “Du machst mich neugierig.” Er blieb stehen und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase, um nicht noch einmal niesen zu müssen. Konoha nahm die Kerze und den kleinen Kerzenhalter. “Wie stehst du zu Röcken?”, fragte er. “An dir? Äußerst offen” - “Ich mag diese Seite an dir” Im nächsten Raum fanden sie nur Dunkelheit. Ein paar verstaubte Boxen zwar, aber nichts weiter. Akaashi hat nicht wieder nach Konohas Hand gegriffen, was dieser schade fand. Er konnte auch nicht recht deuten, was ihre gemeinsame Zeit hier oben bedeutete. Ob nur das Adrenalin mit Akaashi durchging oder ob es daran lag, dass sie einfach das erste Mal ganz alleine waren und Akaashi aus sich herauskommen konnte. “Weißt du, die Drittklässler machen zum Schulfest immer Stände mit diversen Attraktionen oder Spielen und Wettbewerben. Bokuto ist ist beim Armdrücken dabei und Saru hat so nen komischen Trend bei den Amerikanern aufgeschnappt, wo sich Jungs in Mädchenuniformen für Dates ersteigern lassen und das hat er vorgeschlagen und…” Konoha stoppte. “Und überlegst du, da mitzumachen?”, fragte Akaashi direkt. Konoha sah zu ihm hinüber. “Ich weiß nicht, würdest du für mich bieten?”, fragte er. “Ich würde wohl mein ganzes Taschengeld einsetzen, vorausgesetzt, dir steht der Rock”, sagte er. Konoha spürte ein aufregendes Gefühl in seinem Bauch. “Was würde Bokuto dazu sagen?”, wollte er wissen. “Bokuto-san? Keine Ahnung. Vermutlich würde er in seine Depriphase verfallen, weil er gegen Iwaizumi-san verloren hat, aber ich schätze, dein Anblick in einem Rock mit einer Bluse würde ihn da schon rausreißen” Akaashis Antwort klang angespannt. “Hab ich was falsches gesagt?”, wollte Konoha wissen. Akaashi schüttelte den Kopf. “Nein, ich versteh schon”, sagte er und ging voran. Konoha sah ihn etwas verdattert nach. Denn er verstand nicht. Als er Akaashi in einen weiteren Raum gehen sah, schloss er lieber gleich auf, nicht, dass sie sich nun doch noch verloren, auch wenn er sich das hier in dem Gang nicht vorstellen konnte. Hier war ja nichts, außer dem Geruch von Verfall und den Geräuschen um das Schloss, an die man sich langsam gewöhnt hatte: Der pfeifende Wind, die heulenden Wölfe sowie das Knarren des Dachstuhls. Beim Betreten des Raumes vernahm Konoha sofort, dass die Stimmung zwischen ihnen anders war. Es bedrückte ihn. Aber auch Akaashi wirkte bedrückt. Doch ehe er etwas erwidern konnte, machte es am Gang einen lauten Knall und Konoha ließ den Leuchter fallen. Die Kerze ging aus und es wurde wieder dunkler. Schnell schloss er zu Akaashi auf und zog ihn an der Hand hinter einen massiven Schrank. Er schob Akaashi in die Ecke, die Schrank und Wand bildeten und stellte sich schützend vor ihn. Langsam lugte er neben dem Schrank hervor und versuchte, etwas zu erkennen. Als er Schritte hörte, drängte er sich näher an Akaashi, so würde man sie beide von draußen nicht sehen können. Die Schritte wurden lauter, sie gehörten eindeutig Menschen, aber Konoha konnte sich nicht vorstellen, dass es bereits Bokuto und die anderen waren. Außerdem waren es vielleicht zwei Paar Füße. Eines leichtfüßig, das andere eher stämmiger. “Konoha-san”, flüsterte Akaashi. “Schh”, machte dieser leise und legte ihm den Finger auf die Lippen. “Ich weiß, das ist zu viel Nähe, aber ich glaub, wir sind nicht alleine”, gab er leise zu bedenken. Akaashi nickte. Sein Herz schlug schnell, genauso wie das von Konoha, der seinen Finger sachte von Akaashis Lippen löste. Die Schritte wurden schneller und kamen näher. Konoha kniff die Augen zusammen. Akaashi hielt die Luft an. Konoha war ihm so unglaublich nahe, dass das laut pochende Herz und der Blutfluss in seinen Ohren lauter war, als Jegliches um sie herum. Konoha bemühte sich zumindest, langsamer zu atmen. Er blinzelte erst, als er hörte, dass die Schritte den Raum passierten. Da atmete er einmal erleichtert auf und nahm wieder Abstand. Akaashi holte wieder Luft, aber er ließ seine Augen nicht von Konoha weichen. “Das war niemand von uns oder?”, fragte er. Konoha nickte. “Außer Bokuto und Yukie fressen noch was aus”, schnaubte er. Akaashi schmunzelte. “Du hast mich sofort von ihm weggezogen, das war ziemlich heroisch und irgendwie auch aufregend”, sagte Akaashi. Er machte einen Schritt näher auf Konoha zu, doch beide flüchteten sich wieder in die Ecke, als im ersten Stock ein lauter zweistimmiger Schrei ertönte. Akaashi schlang beide Arme um Konoha, der stützte sich an der Wand neben ihm ab. “Das ist kein gutes Zeichen”, sagte er. “Das waren Sarukui und Komi”, hat Akaashi richtig erkannt. “Dann lass uns endlich weiter”, sagte Konoha, nahm Akaashi an der Hand und hob ihm Vorbeigehen die Kerze im Halter wieder hoch, entzündete die Flamme aber nicht. Sie sollten nur schnellstmöglich durch den Korridor, der jetzt wieder verlassen wirkte, und am anderen Ende die Treppe hinunter. So würden sie am wenigsten Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wer auch immer noch hier war, würde sie vielleicht nicht sehen. Außerdem hätte er Akaashi loslassen müssen und das wollte er nebst all der Aufregung und der Sorge um die anderen nicht. Die beiden liefen schneller. Ihre Schritte hallten an den Wänden wieder. “Ich glaub, da vorne ist die Treppe”, sagte Konoha erleichtert. Er sah zurück zu Akaashi, der zwar schwer zu sehen war, in all der Dunkelheit, doch beim Vorbeilaufen an einem der offenen Zimmer drang etwas Mondlicht so weit herein, dass er in den blauen Augen wieder Ruhe finden konnte. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn aus dem Raum kam plötzlich eine Person und riss die Beiden zu Boden. Auch aus dem zweiten Stock schallte ein Schrei durch das ganze Schloss, dass es jedem, der ihn hörte, Mark und Bein erstarrte. “Oh nein… Erst Saru und Komi und jetzt auch Kono-Bro und Akaashi…” Bokuto stand mit Yukie und den Erstklässlern in einem Badezimmer, in das sie sich gerettet haben, nachdem sie den ersten Schrei vernommen hatten. Sarukui und Komi waren irgendwann einfach nicht mehr da gewesen und Washio hat angeboten, nach ihnen zu sehen. Seitdem waren sie in drei Gruppen unterwegs. Keine gute Idee, wie Anahori mehrere Male wiederholt hat. Auch Yukie wurde es langsam zu bunt. “Ich fand das mit dem Werwolf ja wirklich lustig, aber das wird jetzt echt etwas unheimlich. Warum schreien alle und verschwinden?”, fragte sie. Bokuto nahm sie in den Arm. Das Licht war auch schon wieder weg, weil Bokuto es beim ersten Schrei hat fallen lassen und es wäre laut Kaori keine gute Idee gewesen, wieder zurück zur Öllampe zu gehen, um erneut Licht zu haben. “Wir hätten die Öllampe mitnehmen sollen”, hat Onaga gesagt und es wurde einstimmig bestätigt, dass sie da mal früher hätten draufkommen sollen. So saßen sie nun alle im Dunkeln. Der Grund für den ersten Schrei war Washio, der seine Freunde finden wollte und beim Durchsuchen eines Raumes einen Geheimgang hinter einem Gemälde entdeckt hat. Besonders weit ging der Gang aber nicht. Nur in das Zimmer nebenan in dem durch das Gemälde auf der anderen Seite hindurch stieg und den beiden anderen den Schrecken ihres Lebens verpasste. “Was machst du hier?”, hat Komi wissen wollen. “Was macht ihr hier?”, war es für Washio genauso wichtig zu erfahren. Die beiden haben einen Blick ausgetauscht, mit den Schultern gezuckt und im Gleichklang "Privatsache" gesagt. Was Konoha und Akaashi niedergerissen hat, war auch etwas, womit sie nicht gerechnet haben. “Die Prinzessin!”, sagte Konoha. Er sah vom Boden auf in das Antlitz einer blonden Schönheit. Unsicher, ob ihre Erscheinung verschwommen war, weil sie ein Geist war oder weil er sich beim Sturz den Kopf gestoßen hat. “Wahahaha! Prinzessin!”, lachte eine laute Stimme, die nicht Akaashi gehörte, aber mindestens genauso nah war wie er. Schockbedingt riss Konoha den Blick von der blonden Schönheit ab und starrte in ob der Dunkelheit funkelnde Augen einer Katze gleich. Das Lachen allerdings glich mehr dem einer Hyäne, dass Konoha auch genau wusste, dass er vorhin keine verschwommene Prinzessin gesehen hat, sondern jemanden, den er kannte. “Ihr seid echt das Letzte!”, knurrte er erbost und stieß Kuroo von sich und Akaashi hinunter. Akaashi richtete sich auf, klopfte sich die Kleidung ab und sah zuerst zu Kuroo und dann zu Kenma. “Ich hab gar nichts gemacht, ich war nur da”, sagte Kenma. “Du hast Harfe gespielt”, sagte Kuroo und lachte. “Wie so ne Elfe.” Er hielt sich den Bauch. “Du warst das?”, fragte Akaashi. Kenma nickte. “Ja”, sagte er knapp. “Und dann, als wir hierher kamen, dachtet ihr, ihr versteckt euch und erschreckt uns n bisschen?”, warf ihnen Konoha vor. “Ne ne, Dude. Ihr habt uns erschreckt. Wie die Treppe eingebrochen ist, dachte ich, wir kommen hier nicht mehr raus, weil die andere total zugestellt ist! Deswegen haben wir hier was gesucht, mit dem wir entweder über die kaputte kommen oder uns durch die andere schlagen können”, erklärte Kuroo. “Langsam. Bitte nochmal von vorne. Wir sollen euch erschreckt haben? Warum seid ihr überhaupt hier?”, fragte Konoha. Akaashi tauschte einen Blick mit Akaashi aus. “Ähhm… Halloween? Verlassenes Schloss? N bisschen Romantik? Konnte ja nicht ahnen, dass Kenmas Liebeslied an mich gleich nen ganzen Volleyballclub anlockt.” Die Blicke gingen nun reihum. Nur Kenma schnaubte. “Aber bei euch wars doch auch n bisschen romantisch, nicht wahr?”, stichelte Kuroo mit einem in Konohas Augen ganz grenzdebilen Blick. “Und wenn's so wäre?”, fragte Akaashi angriffslustig. “Dann wäre ich der Letzte, der was dagegen hat. Wollt ihr also noch allein bleiben oder sollen wir die anderen suchen?”, fragte Kuroo. “Ich bleib keine Minute länger hier” (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Hey hey heeey!” Konoha hätte nie gedacht, dass er einmal dankbar für diesen Ausruf sein würde. Sie eilten die Treppe hinunter und fielen dem Rest des Teams in die Arme. “Warum ist Ku-Bro da?”, fragte Bokuto, sein Kopf hing an Konohas Schulter und seine Augen kreuzten mit dem der schwarzen Katze. Kurz darauf erblickte er auch die Prinzessin und schmollte etwas, weil er nun durchaus erkannte, wem das Haar gehörte. “Wir haben euren Turteltäubchen nen ganz schönen Schrecken eingejagt”, lachte Kuroo und gab seinem Bro einen Begrüßungshandshake als dieser sich aus der Gruppenumarmung löste. “Du? Ich dachte, Washio hat die beiden erschreckt”, fragte Kaori und legte den Kopf schief. “Nicht die, die”, sagte Kuroo und deutete auf Akaashi und Konoha, die sich aus der Umarmung lösten, aber nicht von der Seite des jeweils anderen wichen. “Ihr beide?”, japste Bokuto empört auf. Konoha sah auf den Boden. Akaashi biss sich auf die Unterlippe. “Warum sagt ihr uns sowas nicht? Das ist doch toll!”, rief Bokuto aus und schloss nun auch die Beiden in die Arme. “Und was hast du gemeint?”, fragte er Kaori, die aber abwinkte und Sarukui und Komi ein Zwinkern schenkte. “Aber wie seid ihr hier reingekommen? Das Schloss am Tor war zu und verrostet. Habs grad noch so aufbrechen können”, sagte Washio. Kuroo hob anerkennend die Augenbrauen. “Wow, nicht schlecht, Großer. Das hab ich nicht auf bekommen. Aber wir kommen immer von der anderen Seite, da ist ne Mauer”, erklärte Kuroo. Kenma nickte. “Dann wisst ihr auch, wie man hier rauskommt? Also aus dem Wald?” Anahori war sichtlich erleichtert. Der ganze Abend hat ihm einiges an Nerven gekostet. “Na klar, habt ihr euch verlaufen?” Betretene Stille trat ein. “Wir haben ein Abenteuer beschritten”, erklärte Bokuto und Kuroo lachte. “Ja genau, aber schon gut, wir gehen mit euch hinunter in die Stadt, aber von dort findet ihr dann heim oder muss man euch begleiten?”, fragte der gegnerische Kapitän. “Mich sollte wirklich jemand begleiten und meinen Eltern erklären, warum ich noch nicht zuhause bin”, warf Anahori ein. Onaga meldete sich auch. “Klar, machen wir. Du kommst doch mit oder Bokuto?”, Yukie wandte sich an den Kapitän. Auch Kaori bot sich an und mit ihr Washio. “Gut, wenn das geklärt ist, können wir dieses Halloween ja abschließen oder?” Was Konoha am meisten wurmte, war die Tatsache, dass Bokuto recht behielt und das Folgen der Musik sie nun sicher nach Hause führte. Kapitel 2: Stray Cats on a Date ------------------------------- (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Geh mit mir raus.” Kuroo lag mit dem Kopf auf Kenmas Schoß. Sein Blick war auf den Handheld gerichtet, der knapp vor seinem Gesicht in Kenmas Händen lag. “Wir waren schon draußen”, sagte Kenma konzentriert, aber stets auf seinen Freund bedacht. Ihm würde nichts entgehen, was Kuroo tat und so entgingen ihm auch die Finger an seiner Hüfte nicht, die sich ihren Weg bereits unschuldig unter seinen Pullover gebahnt haben. Kuroo streichelte ihn sanft und das gefiel ihm, deswegen wieß er ihn nicht zurück. “Das war fürs Training”, protestierte Kuroo und beging einen folgenschweren Fehler: Er zog die Hand zurück und klappte den Handheld zu. Kenma zog angespannt Luft ein. Seine Nasenflügel zuckten, seine Augen blieben auf der geschlossenen Konsole. Langsam atmete er aus und wieder ein, dann legte er die Konsole zur Seite und starrte Kuroo an. “Dir ist langweilig. Geh auf die Halloweenparty von Tora”, schlug Kenma vor und sah in Kuroos Augen. Er erkannte, dass er mit dem Vorschlag nicht einverstanden war. “Gehst du mit?”, fragte Kuroo, wusste aber die Antwort bereits. Nein, Kenma würde nicht mitgehen. Zu viele Leute, zu lang, zu aufwändig. “Geh allein” - “Ich hab gar kein Kostüm” - “Warum nicht?” Kuroo schmunzelte auf diese Frage frech und hob seinen Arm um Kenma durch die Haare zu streichen, die ihm durch die geneigte Haltung noch tiefer ins Gesicht hingen als sonst. Er strich sie ihm aber nicht hinters Ohr, weil er wusste, dass er das nicht mochte. “Weil ich schon gewusst habe, dass ich den Abend mit dir verbringen will und dass du nicht zur Party willst”, antwortete er. Kenma verzog das Gesicht. “Und warum fragst du dann, ob ich mitgehe?” - “Weil mir für den unwahrscheinlichsten Fall schon etwas in den Sinn gekommen wäre.” Kuroo richtete sich auf. Kenma folgte ihm mit den Augen und hob den Kopf auch an, wie Kuroo auf seiner Höhe war. “Geh mit mir… aus”, wiederholte Kuroo seinen Wunsch mit einer kleinen Änderung, die Kenma natürlich auffiel. Kuroo betonte es auch anders. “Du meinst… ein Date?”, fragte er. Seine Stimme war etwas leiser. Sein Herz schlug schneller. Seine Finger fühlten sich an, als bräuchten sie etwas zur Beschäftigung. Er griff zum Handheld, doch Kuroo hielt ihn auf. “Ja, ein Date, nur wir zwei”, sagte er und hielt Kenmas Hand in seiner. Die andere Hand legte er ihm vorsichtig ins Gesicht und strich ihm mit dem Daumen über die Wange. “Ein romantischer Spaziergang bei Sonnenuntergang?”, fragte Kuroo. Seine Augen hafteten auf Kenmas Lippen. Das bemerkte dieser natürlich. “Wenn du rumknutschen willst, können wir das hier auch machen, wie sonst”, sagte Kenma und Kuroo seufzte. “Ich sagte ro-man-tisch. Das bedeutet, dass wir mal nicht bei dir im Zimmer rumhocken und du mir wie so nebenbei die Erlaubnis gibst, dich zu küssen. Ich will hinausgehen, frische Luft atmen, deine Hand halten und schauen, wohin uns der Weg führt, und ich will einen Move machen und ein bisschen aufgeregt sein, ob du ihn auch annimmst. Ich will dich ein bisschen aus deiner Komfortzone holen und dich trotzdem wohl und gut fühlen lassen” - “Wir können das Fenster öffnen” Kenma neigte den Kopf zur Seite, wollte schon aufstehen, aber Kuroo hielt ihn fest. “Kenma bitte” Er sah ihm tief in die Augen. Kenma seufzte. “Okay” - “Okay?” - “Ja doch und jetzt steh auf, bevor ich es mir anders überlege”, sagte Kenma und löste sich nun gänzlich aus den Fängen seines Freundes. Kenma zog sich noch eine Jacke über und steckte eine Haube in die Tasche. Kuroo tat es ihm mit der Jacke gleich und verließen mit festem Schuhwerk das Haus der Familie Kozume. Kenma mochte den Herbst, weil es kühl war, aber nicht kalt und weil es untertags noch ein paar warme Sonnenstrahlen gab, die eine Jacke überflüssig machten. Des Nachtens aber war das anders. Da musste man mehr anziehen und so sorgte er auch schon am späten Nachmittag vor. “Und? Hast du was besonderes im Kopf?”, fragte Kenma. Seine Hände steckten in den Jackentaschen. Kuroo ging neben ihm her. “Jap, wir gehen zum alten Schloss hoch” - “So weit?”, Kenma seufzte. Sie waren schon öfter dort, aber dafür mussten sie durch den Wald und sogar ein paar Höhenmeter machen und dann über die Mauer klettern. “Komm schon, du magst das Schloss”, sagte Kuroo. Kenma nickte. Er hatte recht. Sie waren als Kinder mal dort hochgekommen und haben Szenen aus Kenmas Videospielen nachgeahmt und Kenma hatte Spaß. Kenma hatte auch Spaß, wenn sie als Jugendliche dorthin gingen und die Zimmer des Schlosses genauer unter die Lupe nahmen. Dort gab es viele Gemälde von einer Prinzessin, die ihm Kuroo als sein Vergangenheits-Ich verkaufen wollte. Kenma fand das gemein, weil er kein Mädchen sein wollte. Er fand es auch gemein, weil Kuroo das nur wegen seinen Haaren sagte. Glaubte er. Mit den Jahren gab Kuroo aber irgendwann zu, dass er das dachte, weil er sich zu der früheren Prinzessin hingezogen fühlte, so wie er es bei Kenma tat und da zeigte er ihm die Gemälde mit der Prinzessin und dem Schlossherren genauer. Einem gutaussehenden Mann mit schwarzen Haaren, grauen Augen und ja, Kenma war es schon einmal aufgefallen, dass der Mann starke Ähnlichkeiten mit Kuroo hatte und von da an fand er den Gedanken gar nicht mehr so schlimm, dass ihn Kuroo mit einer längst verstorbenen Frau verglich. “In noch früheren Zeiten war ich vermutlich ein Kaiser und du warst meine Lieblingskonkubine”, hat Kenma zu ihm gesagt und Kuroo hat es angenommen. Weil das für ihn hieß, dass sie für immer füreinander bestimmt waren und da hat er Kenma das erste Mal geküsst. “Du wirst es nicht bereuen, okay?”, sagte Kuroo und Kenma nickte. “Okay, lass mich nicht bereuen, dass ich mit dir raus… ausgegangen bin”, korrigierte er sich selbst und schenkte Kuroo dann auch ein schelmisches Grinsen. Kuroo fasste sich bewegt an die Brust. “Und schon kann ich glücklich sterben”, sagte er. Kenma rempelte ihn. Er mochte es nicht, wenn Kuroo das sagte. “Du darfst erst sterben, wenn ich gestorben bin”, sagte er ernst. “Du hältst das eher aus als ich” “Kenma” Kuroo blieb stehen, Kenma somit auch. Kuroos Stimme war anders. Besorgt? Kuroo griff nach beiden von Kenmas Armen und zog ihm die Hände aus den Taschen, um ihre Finger miteinander zu verhaken. “Kenma, war das gerade ein Ich liebe dich mehr?”, fragte er. Kenma zuckte mit den Schultern und sah auf ihre Hände. Ein zartes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, denn er mochte es, wenn Kuroo ihn so hielt. Wenn sich ihre Finger zart berührten und streichelten und ein bisschen miteinander spielten. “Auf diese Diskussion werde ich mich nicht einlassen! Wir wissen beide, dass ich dich mehr liebe. Ich bin aufmerksamer und kenne jede deiner Eigenheiten, ich weiß, wann du Hunger hast, auch wenn du nein sagst und ich weiß, wie ich es schaffe, dass du einschläfst, weil du müde bist, aber nicht müde sein willst und ich weiß, was ich tun muss um dich bei Laune zu halten, wenn du in einem Spiel, warum auch immer, gerade nicht so gut bist wie sonst”, hob Kuroo hervor und zog eine ihrer Handpaare zu sich hoch um Kenmas Handrücken zu küssen. “Und ich weiß, wie wichtig es dir ist, dich gebraucht zu fühlen”, sagte Kenma mit einem Hauch von Rosa um die Nase. Für Kuroo war es schwer zu erkennen, ob es aus Verlegenheit oder wegen der Kälte war. Er wusste nur, dass das gerade einen Haken hatte. “Moment! Heißt das, das ist alles kalkuliert?”, fragte er. “Das heißt, dass ich dich liebe und dass ich es nicht aushalten würde, wenn du stirbst, also tu es nicht”, sagte Kenma mit Nachdruck. Er wollte sich nicht darüber streiten, wer wen mehr liebte, warum und wie und überhaupt. Er liebte Kuroo und er sagte Kuroo, dass er ihn liebt und das war im Grunde bereits mehr, als Kuroo sich je erträumt hätte. “Okay, wir wollten das heute romantisch machen, über sowas streiten ist nicht romantisch”, sagte Kuroo. “Du willst das romantisch machen, mir hätte es zuhause auch gereicht”, sagte Kenma. “Nicht über sowas streiten”, wiederholte Kuroo und zog ihn nun weiter. Er behielt sich eine von Kenmas Händen, die andere durfte er wieder einstecken und in der Jackentasche wärmen. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Und du denkst wirklich, dass wir alleine sein können?”, fragte Kenma. Kuroo kletterte gerade die Mauer hoch. “Natürlich, wenn du niemandem hiervon erzählt hast, kennt es vermutlich immer noch niemand”, sagte er und reichte Kenma die Hand, um ihm hoch zu helfen. “Ich bezweifle, dass es niemand kennt” - “Ja schon jemand, aber niemand, der hier hoch kommen würde in der Nacht zu Halloween.” Kenma hoffte, dass Kuroo recht hatte, ließ sich hochziehen und sprang auf der anderen Seite in Kuroos Arme. Er legte ihm die Hände in den Nacken und presste die Beine fester um Kuroos Taille, um nicht hinunter zu rutschen. Kuroo schmunzelte. “Will meine Prinzessin getragen werden?”, fragte Kuroo. “Wie wärs mit Prinz?”, fragte Kenma und Kuroo nickte. “Ich trage den Prinzen meines Herzens auf Händen, ob er das wünscht oder nicht”, sagte er und drückte Kenma näher an sich ran. Die Wärme fühlte sich für beide schön an und sorgte für einen intensiveren Herzschlag im Gleichklang. Kuroo machte ein paar wackelige Schritte, weil es doch ungewohnt war, Kenmas Gewicht auf diese Weise mitzutragen. Ja natürlich hat er ihn schon öfter getragen, als sie klein waren, am Rücken. Er hat ihn auch zur Begrüßung schon fest in die Arme geschlossen und vor Freude hochgehoben oder ihn für einen besonders aufregenden Kuss auf die Kücheninsel oder in der Gerätekammer auf den Mattenstapel gehoben, aber hat ihn auf diese Weise nie weit getragen. “Du kannst mich runter lassen” - “Nein, ich kann das” - “Es geht nicht ums Können, es ist komisch”, sagte Kenma und Kuroo ließ ihn umgehend wieder hinunter. Er wollte alles vermeiden, was Kenma komisch fühlen ließ. Stattdessen reichte er ihm wieder seine Hand und war erleichtert, dass Kenma sie annahm. So konnten sie auch schneller über den ungeschützten Vorgarten des Schlosses gehen und waren dem unbarmherzigen Wind nicht zu lange ausgeliefert. Kuroo würde keine Haube aufziehen und wollte sich dennoch nicht die Ohren erkälten. Kenma wollte er auch geschützt wissen, weshalb er die große schwere Tür mit einem starken Ruck aufriss und wieder zumachte, nachdem Kenma und er passiert waren. Kenma griff gleich zu seiner Rechten, wo sie die Öllampe immer abstellten, wenn sie das Schloss verließen und reichte sie Kuroo, dass er das Feuer entfachte. Kenma sah hoch in Kuroos Gesicht, dass unter der Flamme mit einem wunderschönen warmen Ton erhellt wurde. Er mochte den Anblick. Vermutlich auch, weil Kuroo ihn voller Liebe ansah, weil er auch genau spürte, dass Kenma gerade zufrieden war. Er bereute nicht. Noch nicht. Kuroo nahm sowohl die Öllampe als auch Kenmas Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt in die Mitte des Raumes. Da ließ er ihn stehen, hing die Lampe bei der Treppe auf und kam wieder zu Kenma. “Weißt du, dass wir für den Abschlussball Walzer lernen müssen?”, fragte er und nahm Kenmas Hände soweit in Beschlag, dass er die Walzerstellung im Ansatz parat hatte. “Ach wirklich? Muss ich auch?”, fragte Kenma und sah von Kuroos Gesicht zu ihren Händen und über ihre Arme wieder zurück. “Nein, aber ich dachte, ich zeig’s dir”, sagte Kuroo und machte bereits erste Schritte, denen Kenma kein Stück folgen konnte. “Tanzt du dann mit jemand anderes?”, fragte Kenma unsicher. Er sah zu ihren Füßen und versuchte ein Muster zu erkennen, aber Kuroo hielt inne. “Ja, naja schon, mit einem Mädchen aus meinem Jahrgang”, sagte Kuroo und versuchte Kenmas Blick auf sich zu richten. “Das ist okay”, akzeptierte Kenma. Wäre nun direkt ein Name gefallen und Kuroos Stimme wäre anders gewesen, hätte er sich damit nicht wohlgefühlt. Aber es ging nur um irgendein Mädchen aus seinem Jahrgang. "Erklär's mir”, forderte er noch auf und ließ sich die Tanzschritte erklären. Besonders schwer war es nicht, schon gar nicht mit Kuroo, der ihm so schön vorzählte und mit sanftem Druck die Richtung wies. Kenma hatte zwar das Gefühl, zwei linke Beine zu haben, aber für die ein oder andere Schrittfolge hat es zwischenzeitlich auch gut geklappt, solange bis Kuroo die Nähe immer intensiver machte und ihn schließlich küsste. Kenma hat ihn weggedrückt und ernst angesehen hat. “Wenn das zum Tanz gehört, darfst du nicht!”, entschied er. Kuroos Gesichtsausdruck wechselte von einem besorgten zu einem frechen Gesichtsausdruck. “Das gehört nur dazu, wenn ich mit dir tanze”, sagte er. Kuroo lockerte die Arme, ließ sogar von Kenmas Hand ab, aber schob ihn mit der anderen am Rücken zu sich, legte ihm die freie Hand auf die Wange und küsste ihn gefühlvoll, was dieser nach der Aufklärung auch zuließ und worauf er umgehend die Augen schloss um sich ganz in den Kuss fallen zu lassen. Kenma wusste, dass Kuroo vor ihm bereits ein paar Mädchen und auch schon einen Jungen geküsst hat, aber das war ihm egal, solange er es jetzt nur noch mit ihm machte und Kuroo war froh darum, dass er für Kenma der Einzige war. Er hätte sich mit der Tatsache schwer getan, vielleicht verglichen zu werden. Das war kein Problem mit anderen Menschen, bei Kenma aber wäre es schwer im Magen gelegen. “Willst du hochgehen?”, fragte Kuroo nach dem Kuss etwas belegen und räusperte sich gleich. Kenma machte manchmal einen anderen Menschen aus ihm. Kenma nickte. Sie gingen mit der Öllampe die Treppe hoch, gingen im ersten Stock nach Links und blieben vor dem Zimmer mit der Harfe stehen. Kuroo wollte weitergehen, aber Kenma bat ihn, hinein. “Ich hab in einem Spiel was gelernt”, sagte Kenma und zog Kuroo in das Zimmer. Erst vor der Harfe ließ er ihn los und setzte sich auf den Schemel. Kuroo besah ihn mit neugierigem Blick und wartete ab. Kenma zupfte ein paar Töne und löste damit sofort etwas Staub los. Er nieste und Kuroo lächelte. “Gesundheit”, sagte er und blies den Staub weg. Mit einem Taschentuch wischte er über die vielen Saiten und gab Kenma das Instrument frei, sowie er fertig war. Und Kenma zupfte eine Melodie, die Kuroo sofort auf eine ganz eigene Weise einnahm. Er sah Kenma einfach nur beim Spielen zu und legte volle Konzentration auf Kenmas Fingerfertigkeit. Kenma war ganz auf das konzentriert, was er in einem Simulator gelernt hat, seit er mit Kuroo die Harfe in diesem Zimmer entdeckt hat und Kuroo gesagt hat, dass er Harfenmusik irgendwie ziemlich nice findet. Nach der dritten Wiederholung schloss er auch die Augen und genoss selbst, wie gut es ihm von den Fingern ging. Er merkte dabei nicht, dass Kuroos Gedanken ein bisschen abdrifteten. Musste er auch nicht, denn es lautes “Hey, hey, heeey” von draußen ließ Kenma innehalten. Er öffnete die Augen und sah Kuroo mit einem verurteilenden Blick an. “Ernsthaft? Du hast Bokuto eingeladen? Und mehr?”, fragte Kenma. Er hat Bokutos Ruf natürlich erkannt, aber er hörte auch, dass da nicht nur Bokuto war. “Nein! Natürlich nicht! Ich hab ihm noch nicht einmal hiervon erzählt. Ehrlich. Kenma, ich schwöre. Ich will uns doch den Abend nicht versauen!”, wehrte sich Kuroo mit Händen und Füßen gegen die Anschuldigung. Kenma maß ihn mit einem prüfenden Blick. Unten wurde auch schon kräftig am Tor gewerkt. “Tja, das bekommen sie eh nie auf”, grinste Kuroo. Kenma versuchte zu hören, was draußen gesprochen wurde, aber es war unmöglich zu erkennen. Nur das Heulen der Wölfe dran deutlich an seine Ohren und schließlich das Öffnen des schweren Tores. “Soviel dazu”, seufzte er und stand auf. Er wollte am liebsten gleich hinunter und wieder nach Hause. Der Abend war gelaufen. “Verdammter Bokuto!”, zischte Kuroo aber lief Kenma sogleich hinterher. “Warte”, sagte er und nahm ihn an der Hand. “Wie wärs, wenn wir sie ein bisschen erschrecken, hm?”, fragte er. Kenma blieb auf halbem Wege aus dem Raum hinaus stehen und musterte Kuroo, als frage er sich, ob er es ernst meinte. Ja, Kuroo meinte es ernst. “Gut”, sagte er und machte die Öllampe aus. Sie schlichen langsam aber nicht ganz geräuschlos noch ein Stück nach Links, Kuroo hing die Lampe vor der Treppe in den zweiten Stock auf und ging vorsichtig mit Kenma hoch. “Bis sie hier sind, könnten wir ja noch ein unsere Zeit alleine genießen”, schlug Kuroo vor. Kenma schnaubte. “Du willst also romantisch sein, wenn Bokuto hier ist?”, fragte er. “Nicht doch! So, wie du das sagst, klingt das ganz schön falsch. Eigentlich gehts mir darum, zu nutzen, dass er eben noch nicht hier ist”, sagte Kuroo und stolperte vor Empörung über die letzte Stufe, weil es oben schon richtig dunkel war. “Also willst du rumknutschen und sie erschrecken, sobald sie da sind?”, fragte Kenma. Kuroo seufzte. “Klingt jetzt nicht besonders romantisch so, aber ja, eigentlich schon”, sagte er und ging mit Kenma in das Schlafgemach der Prinzessin. Über dem Parawa hing noch immer das Kleid, das sie wohl an ihrem letzten Tag hier getragen hat. Kuroo zog Kenma zum Fenster, wo sie sich durch das Mondlicht ansehen konnten. “Du bist hübsch heute”, sagte er leise. Kenma blinzelte einmal. “Sonst nicht?”, fragte er in ähnlicher geringer Lautstärke. “Doch, du bist immer hübsch, aber ich sags dir zu selten.” Kuroo ging Kenma durchs Haar. “Du musst mir das nicht öfter sagen, es ist peinlich”, sagte Kenma und schloss die Augen, weil Kuroo mit den Fingern sanften Druck auf seine Kopfhaut ausübte, er genoss es sichtlich. “Auch, wenn wir alleine sind?” - “Auch, wenn wir alleine sind” - “Okay” Kuroo ließ die Hand an Kenmas Wange sinken und der schmiegte sich dagegen. Ihr nächster Kuss war intensiver als der nach dem Tanz. Kuroo legte viel Gefühl hinein und Kenma nahm es an. Er öffnete für ihn seine Lippen und begrüßte das Spiel mit Kuroos Zunge. Er nahm es auch an, dass sich Kuroo näher an ihn drückte, aber fühlte sich etwas überrumpelt, dass Kuroo seine Jacke öffnete und seine Hände so zielstrebig unter seinen Pullover glitten. Er hatte kein Problem damit, dass Kuroo ihn so berührte, aber für gewöhnlich waren sie dabei alleine und es ging nicht so schnell wie jetzt gerade. “Kuro” Kenmas Stimme war beschlagen und sein Wort löste den Kuss. “Entschuldige”, flüsterte Kuroo gegen seine Lippen und lehnte seine Stirn gegen die von Kenma. “Entschuldige, es kam gerade über mich”, sagte er und zog auch die Hand zurück. “Es ist okay. Nur… Wir sind nicht alleine”, sagte Kenma leise und schreckte hoch, als er den Harfenklang hörte. “Sie sind wohl gleich hier. Wollen wir in das Lesezimmer?”, fragte Kuroo und meinte damit den ersten Raum im zweiten Stock, direkt nach der Treppe. Kenma nickte und ging mit ihm. Kuroo lief beim rausgehen gegen den kleinen Tisch mit dem Kerzenständer und versuchte, den Schmerz wegzuzischen. Kenma griff nach Kuroos Hand. “Pass auf, wo du hin gestehst", flüsterte er und zog ihn weiter. Ein lauter spitzer Schrei ließ sie beide hochschrecken und noch viel schneller in das Zimmer huschen. “Was war das?”, fragte Kenma leise. “Ich glaub, das war Bokuto”, lachte Kuroo mit einem gehässigen Blick, aber bemühte sich, es halbwegs leise zu machen. Was dann folgte, gefiel ihm gar nicht. Wie es schien, wurde Akaashi vorgeschickt, das war nicht das Problem, aber kurz darauf hörten sie, wie die Treppe unter lautem Rumpeln einstürzte und das Licht ausging. Kuroo lief sofort raus und sah durch die besser an die Dunkelheit gewohnten Augen, dass Akaashi wohlauf war und hörte auch, dass sonst nichts weiter passiert war. Vorerst. Er zog sich also schnell wieder zurück zu Kenma und schloss die Tür so leise wie möglich. Die Jungs und Mädels vom Fukurodani-Team waren sowieso gerade abgelenkt genug. “Wie sollen wir denn jetzt wieder hier rauskommen? Die andere Treppe ist unbrauchbar”, seufzte Kenma und lehnte sich ergeben an Kuroo. Der legte einen Arm um ihn meinte: “Wir werden schon einen Weg finden, warten wir mal ab, was sie machen.” Dass dann bis drei gezählt wurde und es einen weiteren Rumms machte, beruhigte Kuroo nicht gerade. Aber das weitere Gerede ließ zumindest darauf schließen, dass weiterhin niemandem etwas passiert ist. “Das sind echt alles Idioten oder? Wollen die jetzt alle raufspringen?”, fragte er Kenma, doch der antwortete nicht. Nichts Ungewöhnliches. Sie warteten ab, bis sie ein genaueres Bild hatten und gingen erst aus dem Lesezimmer, als Kuroo meinte, die Luft wäre rein. Er konnte gerade noch stoppen und Kenma aufhalten, als Akaashi und Konoha aus dem Gemacht der Prinzessin kamen. Im Schutz der Dunkelheit blieben sie unbemerkt. Noch. “Süß, die zwei”, sagte er und grinste Kenma breit an. “Und du willst sie jetzt erschrecken?”, fragte der und Kuroo nickte schnell. Ja, das war nun genau das, was er wollte. Die beiden anderen gingen weiter und der Korridor war wieder frei. “Komm”, sagte er zu Kenma und ging mit ihm den Korridor unter knarrendem Boden entlang. Kenma stolperte über eine lose Diele und knallte etwas unsanft gegen die Wand. Dabei riss es eines der Gemälde hinunter. Kuroo erkundigte sich sofort um sein Wohlergehen. “Ja, alles ok, gehen wir weiter”, sagte Kenma. Je näher sie dem Raum kamen, in dem die beiden nun verschwunden waren, desto schneller wurde Kuroo, wurde aber nach danach langsamer und verschwand mit Kenma ein etwas weiter im Ankleidezimmer des Schlossherren. “Du bist echt ein Arsch”, sagte Kenma und seufzte. “Aber du… stehst auf den Arsch? Auf meinen?”, fragte Kuroo und Kenma schnaubte amüsiert. Das war Antwort genug. “Und jetzt?”, wollte er dann aber wissen. “Jetzt warten wir auf sie und dann spring ich hier raus”, sagte Kuroo und wartete bis er seinen Plan durchführen konnte. Kenma ließ Kuroo alleine losspringen, als sie hörten, dass die beiden näher kamen und kam nur zwei Schritte aus dem Zimmer heraus, nachdem der Zusammenstoß erfolgte und Kuroo quer über den beiden lag. “Die Prinzessin!”, sagte einer der anderen Jungs und sah Kenma überrascht in die Augen. Der Seufzte und Kuroo lachte. Kenma schenkte ihm sofort einen vernichtenden Blick. War doch er derjenige, der mit diesem Prinzessinnen-Kram angefangen hat. Kuroo verstummte “Ihr seid echt das Letzte!”, knurrte Konoha erbost und stieß Kuroo von sich und Akaashi hinunter. Akaashi richtete sich auf, klopfte sich die Kleidung ab und sah zuerst zu Kuroo und dann zu Kenma. “Ich hab gar nichts gemacht, ich war nur da”, sagte Kenma. “Du hast Harfe gespielt”, sagte Kuroo und lachte. “Wie so ne Elfe.” Er hielt sich den Bauch. “Du warst das?”, fragte Akaashi. Kenma nickte. “Ja”, sagte er knapp. “Und dann, als wir hier rein kamen, dachtet ihr, ihr versteckt euch und erschreckt uns ein bisschen?", warf ihnen Konoha vor. “Ne ne, Dude. Ihr habt uns erschreckt. Wie die Treppe eingebrochen ist, dachte ich, wir kommen hier nicht mehr raus, weil die andere total zugestellt ist! Deswegen haben wir hier was gesucht, mit dem wir entweder über die kaputte kommen oder uns durch die andere schlagen können”, erklärte Kuroo. “Langsam, bitte nochmal von vorne. Wir sollen euch erschreckt haben? Warum seid ihr überhaupt hier?”, fragte Konoha. Akaashi tauschte einen Blick mit Akaashi aus. “Ähhm… Halloween? Verlassenes Schloss? N bisschen Romantik? Konnte ja nicht ahnen, dass Kenmas Liebeslied an mich gleich nen ganzen Volleyballclub anlockt.” Die Blicke gingen nun reihum. Nur Kenma schnaubte. “Aber bei euch wars doch auch n bisschen romantisch, nicht wahr?”, stichelte Kuroo. “Und wenns so wäre?”, fragte Akaashi angriffslustig. “Dann wäre ich der Letzte, der was dagegen hat. Wollt ihr also noch allein bleiben oder sollen wir die anderen suchen?”, fragte Kuroo. “Ich bleib keine Minute länger hier” (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Und? Hast du die Sache klar gemacht?”, fragte Bokuto. Er wusste genau, dass Kuroo heute Abend besonders romantisch mit Kenma sein wollte und hat ihm Tipps gegeben. Viel Augenkontakt zum Beispiel und er hätte ihm eigentlich was Schönes kochen sollen und Wein einschenken und Schokolade kaufen, aber das hat Kuroo abgelehnt. Für Kenma war Essen nichts Besonderes, für Wein waren sie alle zu jung und mit Schokolade wollte er Kenma nicht in einen Zuckerrush versetzen. Und Kuroo fand es schön, das zu wissen, aber er wollte dennoch etwas Besonderes machen, deswegen war er mit ihm hierher gekommen, weil sie hier schon ein anderes erstes Mal hatten. Der Kuss vor einem halben Jahr war magisch. Die darauffolgenden waren nicht weniger schön oder atemberaubend. Aber dieser erste gemeinsame, der war einfach etwas ganz Besonderes. “Was glaubst du denn, Sherlock?”, fragte Kuroo sarkastisch und sah kurz zurück zu Kenma, der ein paar Worte mit Akaashi austauschte, weil Bokuto Kuroo entwendet hat. “Also… wie wars?”, wollte Bokuto wissen. Kuroo legte sich die Hand an die Stirn und zog sie mit einem genervten Seufzen über sein Gesicht. “Es war gar nicht, weil ihr Idioten hier aufgetaucht seid”, zischte er. Bokuto zog den Kopf ein. “Hey! Ist doch nicht unsere Schuld, wenn du zu langsam bist” damit verdiente sich Bokuto einen Schlag auf den Hinterkopf. “Da gehts nicht um Geschwindigkeit, okay. Taktgefühl, aber mit wem spreche ich eigentlich? Bei dir ist ja Hopfen und Malz verloren”, sagte Kuroo und klopfte Bokuto auf die Schulter. Sein Blick ging zu Kaori, die wild über Bokuto und diesen ganzen Einfall schimpfte und Yukie, die gerade sogar zustimmte, weil ihr Vorrat aufgegessen war und sie Hunger hatte und nun auch etwas angespannt war. “Hmm? Ach nicht doch, das läuft einwandfrei”, sagte Bokuto. Kuroo schüttelte amüsiert den Kopf und die beiden Streunerkatzen führten den verlorengegangenen Eulenhorst sicher in die Stadt hinunter. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Schläfst du heute Nacht bei mir?”, fragte Kuroo, als er mit Kenma an der Hand in ihre Gasse einbog. Kenma nickte. “Ja”, sagte er und verfasste umgehend eine Nachricht an seine Eltern. Sie waren das schon seit ihrer Kindheit gewohnt und waren jetzt auch nicht überrascht darüber, dass ihr Teenager bei seinem Freund übernachtete oder dieser bei ihm. Im Hause Kuroo wurde Kuroos Mutter begrüßt, die mit einem Glas Rotwein im Wohnzimmer bei einem Buch saß. Dann gingen sie gemeinsam ins Zimmer, wo Kuroo ein T-Shirt und Shorts aus dem Schrank holte, um Kenma einen Pyjama zu ermöglichen. Kenma nahm die Sachen entgegen, aber hielt Kuroos reichende Hand fest. “Kuro?” - “Kenma?” Kuroo wurde nervös. “Danke für heute. Ich hatte einen schönen Abend und viel Spaß dabei und… ich hätte nichts dagegen, noch ein bisschen mehr Spaß zu haben”, sagte Kenma und schenkte Kuroo einen Blick, der diesem die Knie weich werden ließ. Kapitel 3: Red Lips are for Kissing ----------------------------------- (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) t h e r e w e g o w i t h y o u r m i x e d s i g n a l s a n d m y o v e r t h i n k i n g (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Also, wenn einer von uns einen Rock tragen kann, dann ist es Saru. Ich mein, guckt euch mal diese langen Beine an!”, hörte Konoha die Stimmen seiner Klassenkameraden in Zustimmung auf der anderen Seite der provisorischen Wand sprechen. Er selbst strich sich gerade den Rock der Schuluniform seiner Schwester glatt. Die weiße Bluse war unter den Bund gesteckt und schmiegte sich angenehm an seinen Oberkörper. Die langen Haare der Perücke, die er dank Bokutos großem Mundwerk nun tragen musste, hingen ihm locker über die Schultern und gaben seinem Gesicht etwas, das nach seinem Hervortreten nun für Revidierung des eben noch Gesagten und Bestätigten sorgte. Konoha fühlte sich wie das letzte Einhorn, so wie die Jungs aber auch Kaori ihn anstarrten. Er zog das Band für die Schleife hinter seinem Rücken hervor. “Ich kann das nicht binden. Könnte mir bitte jemand helfen?”, fragte er und Kaori machte einen Schritt nach vorne. “Steht dir wirklich gut”, sagte sie und nahm ihm das Band ab. Die Jungs verfielen in Getuschel und kicherten angeregt. Sarukui nickte ihm mit seinem sanften immer fröhlichen Lächeln zu während Kaori das Band unter dem künstlichen Haar an Konohas Hals entlang durch zog, es vorsichtig unter den Kragen fummelte und die Enden mit ruhigen Fingern über dem obersten Knopf der Bluse zusammenführte. Die Situation war schon etwas unangenehm für ihn, weil er einem Mädchen noch nie so nah gewesen ist wie in diesem Moment. Da half es auch nichts, dass sein Herz jemand anderem gehörte. “Kons und Kaori sehen aus wie Schwestern”, gluckste Bokuto plötzlich. Er war gerade von seinem eigenen Stand, den er mit Washio aufgebaut hat, abgezweigt und konnte es sich nicht nehmen lassen, den Versteigerungsstand von Sarukui und Komi zu begutachten. Komi organisierte das Ganze, Sarukui gehörte zum Inventar. Genauso wie Konoha, der auf die Meldung hin nur die Augen verdrehte. “Schade, dass Akaashi, Onaga und Anahori nicht hier sind, um das zu sehen” - “Die haben Unterricht”, antwortete Konoha, denn die Drittklässler wurden für ihre Vorbereitungen freigestellt. “Sie werden es noch früh genug sehen”, kicherte Komi und klatschte zufrieden in die Hände. Auch als noch zwei andere Jungs ihres Jahrganges hinter der Wand hervor traten und einfach nur anbetungswürdig aussahen. Einer ging direkt mit Konoha in die Klasse, er hatte von Haus aus langes blondes Haar und trug die Mädchenuniform, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Konoha wollte beinahe der Mut verlassen. Der zweite Junge, er war in Bokutos Klasse, machte einen sehr unbegeisterten Eindruck. Wie Konoha beim Umziehen erfahren hat, hat er eine Wette verloren und steckte nun hier fest. Konoha wusste also, dass allein diesem Umstand zufolge schon eine Hand voll Mitschüler Geld für ihn setzen würden. “Ich werde für dich bieten”, sagte Bokuto plötzlich und legte seinen Arm um Konoha. “Achso? Gefällts dir so gut?”, fragte Konoha mit seinem wiedergefundenen Mut. Nicht etwa, weil Bokuto ihm den gemacht hätte, aber weil er seinen Kapitän nun damit aufziehen konnte. Vielleicht. Bokuto sah auch wirklich ertappt aus und ruderte erst einmal wild und groß mit den Armen, bevor er seine Antwort gab. “Naja… nein, ja nein, also hat schon was, nur ich stehe auf Mädchen aber… ich will nicht, dass niemand für dich bietet.” Mit jedem Wort verengten sich Konohas Augen mehr und seine Augenbraue begann nervös zu zucken. “Ach wirklich? Und es liegt nicht daran, dass dir eine gewisse Ähnlichkeit nicht entgangen ist und, dass du die Eier nicht hast, das Original nach einem Date zu fragen?”, traf Konoha genau ins Schwarze. Ein Glück für Bokuto, dass sich Kaori gerade noch mit Sarukui unterhielt. “Sag das doch nicht so laut! Was, wenn sie dich hört?” Die Ruderbewegungen der Arme sahen mehr nach den ersten Flugversuchen eines Eulenbabys aus. Konoha sah am Volleyballkapitän vorbei, sich noch einmal bestätigend, dass er nichts angestellt hatte. “Alles gut. Sie hat nichts gehört und jetzt beruhig dich”, sagte er und die Ruderbewegungen wurden sachter, langsamer und die Arme hielten schließlich inne. “Hast du da drunter eigentlich -” woooosh! Eine schallende Ohrfeige fegte durch die provisorische Umkleide. Direkt darauf klebten Konohas Finger so an und in Bokutos Wangen, dass dieser schmerzwinselnd um Entschuldigung bat. Besonders deutlich war er nicht und er hatte auch immer noch seine Hand an Konohas Rock, den er wie aus Reflex nicht losgelassen, sondern fester daran gezogen hat. “Ja, Bokuto, ich trage darunter normale Shorts und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du deine Griffel da weg nimmst”, zischte Konoha und ließ erst los, als Bokuto auch losgelassen hat. In dem Moment machte ihr Größenunterschied absolut nichts aus. Konoha konnte furchteinflößend sein! “Sorry, Dude… war neugierig”, schmollte der Kapitän. Konoha seufzte. “Und grob und unerhört!” Zum Glück wurde die gerade kippende Stimmung durch einen weiteren Gast gewendet. “Hey! Habt ihr Bokuto ge- Woooow”, genauso plötzlich wie Bokuto stand nun Washio beim Versteigerungsstand, eindeutig auf der Suche nach besagtem Abgängigen, aber noch deutlicher hingerissen von dem Anblick, der sich ihm hier so bot. “Nicht so hetero, wie du dachtest, hm?” Komi war direkt neben ihn gesprungen und stieß ihm mit dem Ellenbogen unsanft in die Seite, aber Washio reagierte kaum. Etwas abwesend schob er den Arm des Liberos beiseite und sah von einem der Jungs zum anderen. Sarukui hatte wirklich seine langen Beine als besonderen Bonus. Zu Konohas Missgunst, wurde er nicht in eine Perücke gezwungen, was ihm erlaubte, mit seinen Wangenknochen die Verkleidung als eben solche deutlich zu machen. Akio, Konohas Klassenkamerad gab einen Hüftschwung zum Besten, der ein angetanes “Hips don’t lie” und ein Pfeifen forderte. Über Mr. Unbegeistert schmunzelte er. “Irgendwann ist der Nachmittag vorbei”, sagte er zu ihm, aber die Aufmunterung kam gar nicht gut an. Dafür wurde Washios Blick bei Konoha schüchtern. Seine eh schon nicht besonders kantigen Gesichtszüge wurden durch die Langhaarperücke nur noch mehr abgerundet und als Kaori einen Lippenstift zückte und Konoha die vollen Lippen anmalte, verstummte der große Mittelblocker vollends. “Muss das sein?”, fragte Konoha aber machte dennoch, wie ihm die Managerin mit den Lippen deutete, um den Lippenstift gut zu verteilen. Selbst den Kussmund machte er aus Reflex nach und Kaori nickte stolz. “Oh ja, das muss sein”, sagte sie und zwinkerte ihm frech zu. “Und ihr macht euch jetzt gefälligst wieder auf den Weg zurück zu eurem Stand”, stamperte sie Bokuto und Washio weiter. “Ich will jetzt kein Spielverderber sein, liebste Kaori, aber hast du nicht auch noch einen Stand zu betreuen?”, fragte Akio. Kaoris Augen verengten sich. Das blonde Naturtalent hob umgehend die Hände zur Verteidigung. “Mein ja nur, du darfst gerne länger bleiben und uns bewundern”, sagte er mir einem kessen Augenaufschlag. Konoha seufzte. “Und was sollen wir eigentlich genau machen? Wie läuft das jetzt ab?”, fragte er schließlich Komi und Sarukui, die sich den ganzen Spaß erst eingebildet haben. “Ach ja”, begann der Kleinste im Bunde und erklärte den Ablauf, während Kaori zu ihren Klassenkameradinnen ging, die neben Yukies Onigiri-Stand für flüssige Erfrischung sorgen sollten. Immerhin machten so viele Mitmachangebote hungrig und durstig. Alkohol gab es auf dem winterlichen Oberschulfest der Fukurodani natürlich nicht. Dafür musste man auf verbotene Weise sorgen. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) Akaashi wusste seit einiger Zeit, dass er nicht an Mädchen interessiert war. Kein bisschen. Er half Kaori und Yukie gerne aus, wenn es darum ging, etwas für das Team zu organisieren oder auch, wenn sie schwer zu tragen hatten. Das machte auch Konoha und genau das war der springende Punkt. Nach einem halben Jahr im Volleyballteam hat er realisiert, dass er auf Jungs stand. Auf Konoha, um genau zu sein, und da machte er sich selbst nichts vor, nur allen anderen. Zu ihrem ersten gemeinsamen Halloween-Spaziergang zu dem Shrine, hat Akaashi seinen heimlichen Wunsch auch das erste Mal zu Worten geformt. Als Gebet an die Götter. Still in seinem Kopf mit dem Entzünden eines Räucherstäbchens. So schnell wie Konoha danach mit Bokuto aufgeschlossen hatte, war für Akaashi klar: Sie hatten nicht denselben Wunsch und er würde immer im Schatten des Kapitäns stehen. Wie hätte es auch anders sein sollen? Bokuto war wundervoll. Er war groß, talentiert, hatte diese starken Oberarme und die strammen Schenkel und er? Akaashi dachte lange nicht, dass er Konoha bieten konnte, was dieser sich wünschte. Bis sie zu Halloween im letzten Jahr ihr ganz besonderes Abenteuer hatten und er es nach wochenlangem auf sich Einreden gewagt hat, mit Konoha zu flirten. Nur, dass er dessen Reaktion nicht richtig deuten konnte. Konoha war immer nett und respektvoll. Dass der Universalspieler auch eine flirty Seite hatte, hat Akaashi schon öfter beobachtet. Für Konoha war es natürlich, Akaashi hat sich für diesen einen besonderen Anlass vorbereitet und dann war das Selbstbewusstsein wieder flöten gegangen. Über Wochen. Es war zum Verrücktwerden, denn Bokuto hat sie beide ja schon quasi als angehendes Pärchen geoutet und dann hat er selbst zu oft den Moment verpasst. Oder etwas anderes kam dazwischen. Und dann trat die weißhaarige Pest in sein Leben und Akaashi schämte sich dafür, dass er das Mädchen in Gedanken so nannte. Das war unfair, denn sie konnte nichts für seinen Frust. Aber sie, so ein Mädchen vom Itachiyama Institut, und Konoha hingen auffällig oft zusammen. Allen Anschein nach überschnitt sich ihr Schulweg. Auch Akaashis Weg überschnitt sich zu einem großen Teil mit dem von Konoha, aber Akaashi war immer früher unterwegs, weil er ein strebsamer Schüler war und überpünktlich. Immerzu. Konoha hingegen hatte kein Problem damit, wenn er exakt mit dem Lehrer die Klasse betrat. Nur zum Training war er stets sehr pünktlich und hatte ein Lächeln für Akaashi übrig. Irgendwann erwiderte er es nur noch mit einem Seufzen, doch über den Jahreswechsel hat er entschieden, dass er nicht gegen ein kleines Mädchen verlieren würde. Denn ja, sie war ziemlich klein und das wirkte sich auch auf Konohas Haltung aus, zumindest, wenn die beiden zusammen waren. So auch als Akaashi nach dem Unterricht endlich in die Richtung des Schulhofes gehen konnte, um zu sehen, was die Drittklässler vorbereitet hatten. An Bokuto kam er nur schwer vorbei, weil ihm dieser von seinen Stemmfortschritten erzählen musste und Akaashi war immer höflich. Er hätte einen reiferen älteren Schüler nie einfach so stehen lassen können oder ihm gar ins Wort fallen, um sich aus der Atmosphäre zu ziehen. Da war er Yukie sehr dankbar drum, dass sie dem Kapitän ein Onigiri ausgeben wollte. Mit einer knappen Verneigung verabschiedete er sich von den beiden Drittklässlern und musste ein paar Meter weiter hinter dem Stand von Komi und Sarukui erkennen, dass Konoha wieder die bekannte geneigte Haltung hatte. Akaashi blieb stehen und atmete tief ein. Die beiden lehnten nicht ganz deutlich erkennbar an der Holzhütte, aber es war sofort aufgefallen, dass Konohas Haare länger waren, wie viel länger konnte Akaashi nicht ausmachen, denn es wurde verdeckt. Aber die Art und Weise, wie es um Konohas Gesicht fiel, wollte ihm gefallen. Dennoch hat er schnell entschieden, einfach an ihnen vorbei zu gehen und die Runde abzuschließen, um sich bei Yukie auch etwas zu essen zu holen, aber dann hörte er die erlösenden Worte: “Bis dann, Kori” Akaashis Schritte wurden langsamer. Seine Finger machten sich selbstständig und drückten die Kuppen nervös auf die Handballen. Seine Daumen pikierten die Zeigefingerknöchel. Die Gedanken rasten. Sollte er umdrehen und ihn ansprechen? Oder sollte er später einfach nur bieten und Kori den Hauptgewinn wegnehmen? Und wenn er ihn ansprach, wie sollte er es machen? Hatte er überhaupt genug Geld, um jemanden vom Itachiyama Institut auszustechen? Die Schülerinnen und Schüler dort kamen alle aus wahnsinnig gutem Haus. “Akaashi?” Tja, da nahm ihm Konoha die Entscheidung ab. Akaashi drehte sich zu ihm um und erblickte zum ersten Mal den kompletten Aufzug. Kraftausdrücke, die er niemals nie in den Mund genommen hätte, überfluteten seine Gedanken und er erkannte in diesem Moment unweigerlich: Nein, er stand nicht allgemein auf Jungs und besonders auf Konoha. Er stand durch und durch auf Konoha. Egal, was dieser trug, egal, wie lang seine Haare waren, egal, ob seine Lippen betont waren oder nicht und egal, wie er sich identifizierte und wie er dies in Zukunft jemals tun würde. Akaashi stand auf Konoha. Aber Akaashi stand auch seinen Mann, immerhin hat er sich hierfür vorbereitet. “Ich wusste, dass dir das stehen wird”, sagte er und verschwieg, dass er sein gesamtes Taschengeld bereits fest verplant hatte und zwar eigentlich bereits als die Idee des Versteigerungsstandes an ihn herangetragen wurde. “Danke, Kori meinte auch, ich muss mich nicht verstecken, aber irgendwie… will ich gerade nichts mehr als das”, sagte Konoha und lachte etwas verhalten. Er war selbstbewusst, aber das hier war nun doch eine Nummer größer. “Die Blicke von den anderen Jungs sind ganz schön verwirrend”, begründete er die Fluchtwünsche und griff sich an den Rockbund, um von dort eine Zigarette und ein Feuerzeug hervorzufummeln. Nicht besonders ladylike, wie Akaashi empfand. Das sah man wohl auch seinem Blick an, denn Konoha hielt inne, bevor er sich den Giftstängel anzündete. “Stört es dich?”, fragte er. Akaashi zuckte mit den Schultern. “Willst du dir wirklich damit den Lippenstift versauen?”, fragte Akaashi, als hätte er bereits zig andere Ideen, wie das effektiver ginge und auch so, als würden sie mit Konohas Vorstellungen übereinstimmen. “Außerdem ist es ungesund”, gab er bei, was ihm schon viel ähnlicher sah. Konoha schmunzelte, so wie es ihm ähnlich sah. “Du hast wohl recht”, sagte er und steckte sich die zwei Dinge wieder an den Rockbund. “Gib es lieber her, dann läufst du nicht in Versuchung”, schlug Akaashi mit ausgebreiteter Hand vor. “Tu dir keinen Zwang an”, sagte Konoha und deutete an, Akaashi solle sich nehmen, was er wollte. Aber im Grunde wollte er nicht die Zigarette und auch das Feuerzeug nicht. Er wollte auch nicht jetzt an so eine Stelle fassen, aber noch weniger wollte er sich verunsichern lassen, also waren seine Finger schnell an Konohas Rockbund. Erst als er die Beute in seine Hemdtasche steckte, merkte er, dass er die Luft angehalten hat. An Konohas Blick erkannte er, dass er sich wohl zu viel Zeit gelassen hat. Oder war es genau richtig? Die Gefühle gingen mit ihm durch: Neugier, Aufregung, Scham, Nervosität. “Danke, dass du so auf mich achtest”, sagte Konoha. Da war auch wieder dieses spannende Funkeln in den Augen des Älteren, das Akaashi eine gewisse Sicherheit gab. Das Akaashi sagte, er läge nicht so falsch und er könnte einen Move machen. “Konoha! Nicht rumflirten! Heb dir das für gleich auf!”, unterbrach Komis Stimme den kurzen Moment, in dem für Akaashi alles möglich war. Konoha seufzte, verdrehte die Augen aber schenkte Akaashi einen festen Blick. “Wir sehen uns später?” Akaashi nickte. Er spürte, wie Konohas Finger seinen entwichen und realisierte erst da, dass er nach der Hand gegriffen hatte oder war es von Konoha ausgegangen? Sein Körper fühlte sich ganz seltsam an. So wie er sich immer nur bei Konoha fühlte. Kribbelig, schwach und gleichzeitig, als könnte er die ganze Welt umarmen. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) Im Viertelstundentakt wechselten die Jungs um den Platz neben Komi. Der Stand war auf einem Holzplateau aufgebaut und zierte als verkleidete Bude Plakate mit Herzchen, hübschen Mädchenillustrationen, die das gewisse Etwas hatten (Bart, kein Bart, kurze Haare, lange Haare aber immer schmale Hüften und breite Schultern), aber auch Schattengestalten und Fragezeichen. Außerdem der Standnummer 7-5 für den fünften Stand in der siebten Reihe. Und Komi saß davor auf einem ausrangierten Barhocker. Neben ihm auf einem eben so sporadisch erhaltenen Hocker saß gerade Akio und antwortete auf Komis Fragen. “Was ist bei einem Date mit dir drinnen?”, war die erste Frage nach der obligatorischen Vorstellung. “Also mit mir hat man einen tollen Gesprächspartner, wenn man Nautik mag. Ich würde mit ihm oder ihr zum Hafen gehen ins Schifffahrtmuseum. Händchenhalten ist gerne drinnen, alles weitere wird sich geben.” - “Also bist du sowas wie ein Pirat?”, fragte Komi, doch Akio empörte sich. “Niemals! Ich wäre Matrose!” Ein lauter Pfiff kam aus den paar Leuten um den Stand. Das Interview ging weiter über Akios Hobbys, das neben der Schifffahrt noch den Fußballclub beinhaltete, etwas, wofür man den Drittklässler ja auch bereits kannte, weiter über sein Sternzeichen und sein Lieblingsessen. Dann präsentierte er seine Uniform, die er von seiner Schwester ausgeliehen hat, und wechselte mit Konoha ab. Konoha machte hier zwar nicht aus Überzeugung mit, er wurde aber auch nicht dazu gezwungen und hat sich von Sarukui und Komi überreden lassen. Vielleicht nicht ganz so intensiv, wie diese es erwartet hätten. “Akinori Konoha aus der 3-3, Allrounder im Volleyball-Team und seines Zeichen Single. Welche Hobbys hast du sonst so, die man teilen könnte?”, fragte Komi. Er machte sich in der Rolle des Entertainers wirklich gut und Konoha fühlte sich in dieser Situation auch um einiges besser, als er es bei jemand anderes aus seinem Jahrgang wohl gemacht hätte. “Ich spiele Klavier und mag klassische Musik, also entweder ist man hier auf einer Wellenlänge oder beim Gegenteil, wenns darum geht, Bokuto in den Griff zu bekommen”, lachte er verhalten. Akaashis Magen drehte sich um. Einerseits fühlte es sich wie der Wink des Schicksals an, dass er ebenfall seit der Grundschule Klavier spielte, auf der anderen Seite verpasste es seinem Herz einen Stich, als Bokuto erwähnt wurde. Für Komi wirkte das wie ein Stichwort, denn: “Oh, wenn wir schon von ihm sprechen, hast du nen Typ? Also auf was stehst du besonders?”, wurde weiter gefragt. Konoha stockte für einen Moment. Sein Blick fiel ins Publikum und traf umgehend Kori, die ihm einen Daumen und einen Geldschein hoch deutete. “Ich hab keinen Typ, es muss einfach klicken. Aber wenns ein Junge wäre, dann wär das ziemlich toll”, sagte er. Sein Blick zog über Kori weiter. Tuscheln ging reihum, auch eher unschöne Worte waren zu hören, dass Konohas Finger sich regelrecht in den künstlichen Haaren verfingen. Aber Komi lenkte ein. “Hmm, das ist wohl etwas, das noch nicht alle wussten”, sagte er. Konoha nickte und Akaashi erstarrte, weil Konoha wahrlich in diesem Moment den Blick auf ihm hat weilen lassen. “Ja ich… ich dachte, wenn ich schon in so einem Aufzug hier sitze und am Ende ein Date mit mir rausspringen soll, dann hätte ich gerne auch was davon”, erwiderte er. Es war deutlich herauszuhören, dass das mit dem Selbstbewusstsein etwas kippte, auch je unruhiger das Tuscheln wurde. “Also, was würdest du dann machen mit einem deiner Mitschüler oder auch jemanden von ner anderen Schule. Ich seh hier ja genug Gesichter, die nicht zu uns gehören”, sagte Komi. Akaashi hat Kuroo und Kenma vorhin nicht unweit gesehen. Kuroo hatte so einen durchtriebenen Grinser auf den Lippen, dass nur noch diese hysterische Lache fehlte, aber vermutlich lag es an Kenmas Handdruck, dass der Nekoma-Kapitän noch still blieb. Gerade aber sah Akaashi nur Konoha und er erkannte auch, dass dieser den Blick nicht von ihm abwandte, als er zu seiner Antwort überging. “Ich würde gerne mit ihm noch die anderen Stände ansehen, gemeinsam was trinken und, wenn es passt, würde ich gerne seine Hand halten und sehen, wohin es geht. Gerne noch bis in die Nacht, wo man am Fluss sitzen könnte, und wo ich zeigen kann, was wir in den Physikstunden letztens noch über Astronomie gelernt haben, falls wir nen Lückenfüller brauchen”, sagte er und sah bei den letzten Worten zurück zu Komi. Der fasste das Date in kurzen Worten zusammen und ließ Konoha abtauschen. Als sie alle durch waren und das Interview zwischen Komi und Sarukui fast schon wie deren Date rüberkam, wurde das Publikum angehalten, Gebote zu setzen. Per Zettel in eine Box, die Komi noch vor Abend Einbruch auswerten und die Gewinner küren wollte. Ein ganz schreckliches System, wie Kuroo kurz darauf neben Akaashi hervorhob. Akaashi haderte noch mit sich, vor allen vorzutreten und sein Gebot abzugeben, da war das Nekoma-Pärchen an ihn herangetreten. “Ich mein, du kannst hoch pokern und zahlst mehr, für was, was du billiger haben könntest, wenn du aber zu geizig bist, fehlts dir vielleicht nur um 100 Yen und das wäre fatal. Nicht wahr? Kaashi?” Kuroo stupste ihn mit dem Ellenbogen an und sprach genau das an, was ihm durch den Kopf ging. Nur, dass billig nicht das Wort war, was er dachte. Konoha und kein Date mit Konoha würde je billig sein. “Es ist Akaashi”, besserte er den Älteren aber erst aus und kreuzte kurz die Augen mit Kenma. “Kuroo ist ein Idiot, aber er steht auf billige Dates”, sagte Kenma und zuckte mit den Schultern. Es hat ihm nie etwas ausgemacht, dass sie nicht in feine Restaurants gingen oder auf eine große Veranstaltungen. “Hey! Du lässt das hier so klingen, als wäre ich um jeden Cent geizig! Ich denk dabei doch nur an dich. Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst. Wenn du willst, geb ich auch mal richtig viel Geld für dich aus”, protestierte Kuroo sofort. Kenma seufzte. “Lass stecken und hol mir lieber nen Apfelkuchen bei Yukie”, schlug er vor. Kuroo nahm umgehend an. Er bot ihm auch an, einen ganzen Kuchen und nicht nur ein Stück zu kaufen, aber Kenma lehnte ab und Akaashi blieb vorerst alleine zurück. Demnächst würde Komi die Interview-Reihe noch einmal führen, dass auch die Besucher, die von den anderen Ständen neugierig wurden und mitbieten konnten. Zeit also für Akaashi, alles auf eine Karte oder eher einen Zettel zu setzen. “Du solltest dir schon bewusst sein, was er dir wert ist”, sagte plötzlich eine Stimme neben ihm, die er eigentlich nicht mochte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, aber just in dem Moment wurde ihm eine Sache ganz bewusst. Konoha hat gesagt, er wünsch sich ein Date mit einem Jungen. Rasch sah er zu Kori. “Du bist ein Mädchen”, kam es unüberlegt über seine Lippen. “Wow… du gehörst ja wirklich zu den ganz Klugen”, sagte sie mit einer Welle von Sarkasmus. Akaashi ärgerte sich darüber, dass ihm das einfach rausgerutscht war. “Aber was tut das zur Sache?”, wollte Kori wissen. Akaashi sah zwischen ihr und Komi hin und her. Eigentlich wollte er nur hin, seinen Taschengeldcount abgeben und dann am besten zu Bokutos und Washios Stand gehen und sich von der puren Muskelkraft der Jungs ablenken lassen. “Nichts vermutlich, ich dachte nur… Ihr seid Freunde, nicht wahr?”, fragte er. Kori schmunzelte. “Nun ja, wir sind schon ein bisschen mehr als das”, sagte sie mit einem Zwinkern und wieder wurde Akaashi unruhig und nervös wegen diesem Mädchen. Kori wusste aber auch ganz genau, wie sie die Situation gerade am besten auskosten konnte. Sie wartete, während Akaashi versuchte, sich von einem aberkomischen Gedanken, eines seltsamen Pärchens, das nun einen Jungen für einen Dreier suchte, abzubringen. So schätzte er Konoha nicht ein. Für sowas und auch nur für das Gespräch darüber wollte er kein Geld ausgeben. “Aki ist mein Cousin”, sagte Kori schließlich. “Meine Familie ist noch nicht so lange hier, seit dem geh ich aufs Itachiyama Institut und Aki kümmert sich um meinen Anschluss und so. Total nett von ihm oder?”, fragte sie, aber Akaashi war so erleichtert über die erste neue Information, dass er dem Weiteren gar nicht recht folgen konnte. “Ja, total nett”, sagte er abwesend. Dann hörte man nur noch die bunte Geräuschkulisse. Solange bis Kori Akaashi gegen den Oberarm boxte: “Und? Wie viel gibst du für meinen süßen Cousin aus?”, fragte sie mit einem wissenden Blick. “Was?”, japste Akaashi ertappt. Kori streckte nun auch die Hand wegweisend aus, dass Akaashi nach vorne zu Komi ging und sich einen Zettel nahm. “Mit dem Geld können wir sicher was Tolles mit dem Volleyballclub machen”, sagte Komi aufmunternd, ein paar hunderte Yen mehr zu notieren. Aber Akaashi versteckte seine Nummer deutlich genug vor ihm. Da ließ er sich nun nicht reinreden. “Wird Sakazuki-san nicht auch was für den Fußballclub haben wollen?”, fragte er. Aber Komi winkte ab: "Wenn es gut läuft, kann Akio gerne was haben, aber das ist Sarus und mein Stand, wir entscheiden”, sagte er und nahm den Gebotszettel entgegen. “Wow! Akaashi! Da hast du ja echt ne Latte gesetzt”, sagte er überrascht und lockte damit Sarukui an. “Was für eine Latte?”, fragte er gleich und schielte über Komis Schulter. Da dieser noch auf dem Barhocker saß, gab das Ganze nicht mal so ein lächerliches Bild, wie es der Größenunterschied der beiden erahnen ließ. “Hey, posaunt das bitte nicht so rum”, nuschelte Akaashi in seinen unsichtbaren Bart hinein. Sarukuis Augen drohten gleich herauszufallen. “Wie viele Monate Taschengeld sind das? Da hast du doch den Großmutterfonds auch dazu gelegt, oder?", fragte er. Akaashi presste die Lippen aufeinander. “Also… ist es zu viel?”, fragte er, ohne genauer auf Sarukui einzugehen. Akaashi war nicht aus schlechtem Haus. Er bekam ein gutes Taschengeld, verdiente sich aber nebenbei durch Nachhilfe auch noch etwas dazu. Nun ja, und alles, was er seit Oktober bekommen hat, hat er beiseite gelegt und heute Morgen in seine Brieftasche gepackt. “Ach nicht doch, das ist genau richtig”, sagte Komi und zwinkerte Akaashi wohlwollend zu. Sein Blick ging zu Sarukui, der bestätigend nickte. “Er freut sich sicher, dass er dir so wichtig ist”, sagte er und löste ein nervöses Kribbeln in Akaashis Bauch aus. Der große Angreifer hatte ja recht. Konoha war ihm sehr wichtig und deswegen war ihm wichtig, dass niemand anderes das Date mit ihm gewann. Vor allem an diesem Tag, wo Konoha in diesem Outfit steckte und - Akaashi schämte sich für diesen Ausdruck in seinen Gedanken - zum Anbeißen aussah. Manchmal kam eben auch der vernünftigste junge Mann nicht aus seiner Haut heraus. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) “Akaashi hat für Konoha mehr ausgegeben, als die drei Höchstbietenden für Akio gemeinsam!” Komi war nach der Auslosung vollkommen außer sich. Er stand mit Sarukui und den Ergebnissen bei Yukie und Kaori. “Aber am meisten wurde sicher für mich bezahlt! Komi wills mir nicht sagen, aber ich glaub, er hat seine Pokemon Sammlung dafür ausgegeben, dass ich nicht mit irgendwem hier abhängen muss. Er ist mein Held”, sagte Sarukui und und legte beide Hände von hinten auf Komis Schultern. “Ich kann ja nicht zulassen, dass hier jemand ausnutzt wie kurz dieser Rock ist, da kommt man nur auf dumme Ideen”, verteidigte Komi und legte den Kopf zurück Sarukuis Oberkörper. “Und wo sind Akaashi und Konoha jetzt?”, fragte Yukie, während sie sich ein weiteres Onigiri gönnte. “Spazieren?”, fragte Komi und sah durch die Runde. Sarukui summe zustimmend und auch Kaori schien davon überzeugt. “Shirofuku! Da musst mehr verkaufen, als du isst!”, rief Yukies Standkamerad aus der provisorischen Küche hervor. “Du könntest mir auch helfen”, rief sie zurück. Ihre freie Hand fummelte geschickt zu einer weiteren Reisleckerei und versteckte diese in ihrer Schürzentasche. “Geh doch lieber auch mal ne Runde und feuer deinen Volleyballfreund an”, wurde sie umgehend rausgestampert. Kaori sprach sich auch mit ihrer Kollegin ab und so machten sich die vier auf den Weg zum Armdrückstand. “Ob Iwaizumi-san von der Aoba Johsai schon dran war?”, fragte Kaori neugierig, weil sie wusste, dass er für Bokuto wohl der stärkste Herausforderer sein würde. “Ich glaube, das hätten wir schon gehört”, sagte Yukie mit ruhiger, fast schon müder Stimme und vertilgte im nächsten Moment das gemopste Onigiri. “Ich glaube, dass das jetzt ne gute Zeit ist, immerhin mussten die doch erst anreisen und könnt ihr euch vorstellen, wie anstrengend es sein muss, das mit Oikawa zu tun?” Komi sah die drei anderen an, die ihm nur zustimmend zunicken konnten. Und er sollte recht behalten. Genau zur rechten Zeit kamen sie beim Armdrückstand an und beobachteten, wie Oikawa Iwaizumi gut zusprach, dass dieser die Herausforderung annahm. Die brauchte er natürlich nicht, aber er genoss es auch einmal, dass er nun im Mittelpunkt stehen konnte und Oikawa sich ein bisschen wie so ein Cheerleader verhielt. Und zwar für ihn. “Also Iwa-chan, volle Konzentration, das ist deine Chance”, sagte der Brünette, aber Iwaizumi verdrehte die Augen. Sich gegen den Kosenamen auszusprechen, hat er schon lange aufgegeben. Dennoch konnten dieses Spiel auch zwei spielen. “Bau dich hier nicht so auf, Shitface-kawa. Den mach ich mit Links fertig” - “Ja, ja ja. Ersten! Sei hier nicht so gemein zu mir und zweiten! Bei Ushiwaka hast du dich da weit verschätzt und das vergebe ich dir bis heute nicht. Das war so peinlich”, drehte der Kapitän auf. Eine kleine Ader an Iwaizumis Stirn begann zu zucken und er knurrte erbost. Die Ärmel wurden hochgekrempelt, aber anstatt Oikawa eine überzuziehen, setzte er sich Bokuto gegenüber hin und stemmte, wie angekündigt, erst den linken Arm auf den Tisch. “Ushiwaka ist Linkshänder, das war kein fairer Sieg von ihm”, sagte er noch an Oikawa gewandt und widmete sich dann ganz Bokuto, der nicht verwirrter vor ihm sitzen konnte. Die Eule hatte den rechten Arm am Tisch stehen und wirkte so, als versuchte er eine komplizierte Gleichung aufzulösen. Es hat auch gar nicht lange gedauert, da tummelten sich unheimlich viele Schüler inklusive Washio um den Tisch der beiden. Kein anderes Drücken war nun interessanter und spannender als das Anstehende. Gut für Bokuto, denn der stand nun voll im Mittelpunkt. Dennoch wurde es einmal mehr fragwürdig um den Zustand des Kapitäns. “Ich glaub, ich hab das Armdrücken verlernt”, sagte er und versuchte immer noch herauszufinden, wie er das nun mit seiner rechten Hand anstellen sollte. Kaori seufzte und rutschte zwischen zwei ihrer Mitschüler hindurch, direkt an Bokutos Seite. “Hey, wenn du es ihm zeigen willst, dann machst du ihn mit deiner schwachen Hand fertig”, sagte sie und tippte sanft auf Bokutos Unterarm. “Oh”, sagte dieser, zog nur trotzdem eine Schnute. “Ich hab keinen schwachen Arm”, maulte er und Kaori lächelte. “Da hast du recht, also zeigs ihm”, sagte sie, wandte den Kopf ab und zeigte Iwaizumi die Zunge. Niemand würde Bokuto besiegen, davon war sie überzeugt und wenn Iwaizumi den Fehler machte, ihn mit Links herauszufordern, dann war er selbst Schuld. Denn die Revanche mit der Rechten würde niederschmetternd werden. So wurde es auch. Links verloren. Schnell überspielt. Und Rechts wurde dafür mit einer ganz besonderen Ansage eingeleitet. “Iwa, wenn ich dich jetzt besiege und du Ushiwaka besiegst, dann bin ich sogar stärker als er”, sagte er. “Aber du vergisst, dass ich Ushiwaka mit links schlagen muss und da unterliegst du mir!”, klärte Iwaizumi auf, doch Bokuto war von seiner speziellen Logik nicht abzuhalten: “Und du vergisst, dass dein rechter Arm stärker ist als dein linker. Und wenn dein linker stärker ist als Ushiwakas und dein rechter Arm stärker als dein linker Arm und mein rechter Arm stärker ist als dein rechter Arm, dann bin ich stärker als Ushiwaka!” Komi legte den Kopf schief. “Konoha hätte ihm dafür sicher eine verpasst”, lachte er und da fiel auch Bokuto etwas auf. “Oh! Schade, dass Kons und Akaashi nicht hier sind”, maulte er. “Ach lass die beiden, die haben ihr Date”, warf Komi ein. Bokuto seufzte. “Ja gut… Akaashi hat aber auch ein Glück, Kons sieht als Mädchen nämlich richtig gut aus. Wir haben wohl denselben Typ”, sagte er schon etwas fröhlicher, weil er es mit einem sexy Augenaufschlag in Kaoris Richtung sagen konnte. Oikawa schnaubte. “Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sie auf Hohlköpfe steht”, stichelte er, doch Bokuto nahm es sportlich - oder raffte es nicht: “Hey! Warum sollte ich hoffen, dass sie auf dich steht?” Ein verbales Intermezzo bot sich an, doch da hatte noch jemand etwas mitzureden. Iwaizumi wurde das ganze Gelabere langsam echt zu viel. Er wollte nicht mit Worten, sondern die Muskeln sprechen lassen. “Hey, Bokuto! Was sagst du dazu: Der Gewinner hat den restlichen Abend mit der hübschen Dame?”, schlug er deswegen vor. “Deal!” Bokuto nahm ohne zu Überlegen an und stellte endlich seine starke Rechte gegen die von Iwaizumi. Dass Kaori ganz rot im Gesicht geworden ist, merkte er nicht. Dafür alle anderen, was ihr noch unangenehmer wurde. Das Händeringen hatte aber schnell die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Stramme angezogene Muskeln zuckten auf vor Anstrengung zitternden Armen. “Harte Nuss”, knurrte Iwaizumi. Bokuto brummte bestätigend. Oikawa lehnte sich zu Iwaizumi nach vorne. “Du schaffst das, Iwa-chan” - “Du hältst die Klappe, Trottel-kawa, das ist mein Ding”, zischte Iwaizumi zurück. Seine Augen blieben bis auf einem kurzen Moment auf Bokutos Gesicht haftend. Sie strengten sich beide von Sekunde zu Sekunde mehr an. Kaoris schüchterner Augenkontakt mit Iwaizumi zwang Bokutos Arm gefährlich nah an den Punkt, von dem es normalerweise kein Zurück mehr gab. “Iwaizumi ist wohl wirklich heiß auf den Abend mit unserer Kaori. Bokuto! Mach doch was”, forderte Sarukui, aber das Ausschlaggebende tat dann doch Kaori selbst. Sie beugte sich nah an Bokutos Ohr heran und flüsterte etwas, was sonst niemand vernehmen konnte, und was Iwaizumis Handrücken unter lauter grummeliger und brummender Geräuschkulisse auf die Tischfläche brettern ließ. “Jetzt bekomm ich eine Belohnung”, posaunte Bokuto heraus und schlug siegesrauschig auf die Holzplatte des Tisches. Iwaizumi musterte Kaori und zog dabei eine Augenbraue hoch. “Na wenn das mit der Motivation so bei ihm klappt, gratuliere ich dir zum Sieg.” Kaori zog scharf Luft ein, wollte sich empören und alles klar stellen, aber Bokuto sprang auch schon auf und riss die Arme für seinen Signature Ruf in die Luft: “Hey, hey, heeey! Ich bekomm jetzt Fukurodanis Special Fleisch mit Fleisch Eintopf”. Kaori stemmte nun beide Hände am Tisch ab. “Jap, unsere Jungs motiviert man mit Fleisch. Vielleicht solltest du dir auch noch etwas mehr Proteine holen und es dann ein andermal mit Bokuto erneut aufnehmen”, sagte sie und richtete sich mit einem kessen Blick wieder auf. “Für denselben Einsatz doch liebend gerne”, erwiderte Iwaizumi und reichte Bokuto als guter Sportsmann die Hand, um zu gratulieren. Der feste Händedruck wurde mit einem aufrichtigen Grinsen erwidert, da kam plötzlich etwas Unruhe auf. “Um ein Date mit Yukie!”, rief jemand aus dem Publikum. Die kleine Menge, die sich für den inoffiziellen Hauptkampf des Abends gebildet hat, weitete sich und hervor trat ein Junge in Nekoma Uniform. “Tora!”, rief Bokuto und winkte ihn sofort zu sich. “Nein, nein! Du hast gerade ein Date gewonnen. Außerdem kann ich doch nicht zulassen, dass du dich, sollte ich nen schwachen Moment haben, um zwei Ladies kümmern musst”, lehnte Yamamoto dankend ab. Er war sich ja zu einhundert Prozent sicher, dass er gegen Bokuto schwach da stehen würde und absolut keine Chance hatte, aber das verschwieg er. “Okay, das ist fair”, lachte Bokuto und schob den Nekoma weiter zu Washio. “Du könntest ein Date mit Yukipe doch nicht abschlagen, oder?", fragte Bokuto. Washio stand starr wie eine Salzsäure neben dem Kapitän, aber das Reden nahm ihm sowieso der Preis ab. “Findet ihr das nicht ein bisschen traurig, um ein Date kämpfen zu müssen?”, fragte Yukie, da mischte sich Kaori ein. “Ach, genieße es doch ein bisschen, wenn die Jungs sich wie Affen aufführen”, zwinkerte sie ihrer Kollegin und Freundin zu. “Wer auch immer das Date mit mir gewinnt, sorgt auch für meine Lebensmittelversorgung. Ich hätte noch gerne ein Curry von da vorne und was Süßes”, ging sie auf den Deal ein. Yamamoto versprach ihr, dass er ihr jede Leckerei kaufen wollte, nach der es ihr gelüste. Darauf nahm er Washio vis a vis Platz, der sich immer noch ruhiger als sonst schon verhielt. Er konnte Yukie nicht recht in die Augen sehen, aber wich auch allen anderen Blicken aus, bis er schließlich seine Schlaghand in Yamamotos legte und auf ein kurzes Einzählen den vorlauten Gast mit Schwung die Tischplatte näher brachte. “Wooow! Dude! Das gilt nicht. Ich war noch nicht vorbereitet!”, wurde ausgeredet. Aber auch der Ersatzversuch und die ‘zwei von drei’- Chance wurde auf dieselbe Weise verspielt. “Du warst trotzdem ganz schön mutig, unseren Washio herauszufordern”, sagte Yukie und lehnte sich zu Yamamoto. “Wie wärs, wenn du mir trotzdem Churros holst, solange Washio hier noch rumzustehen hat?”, fragte sie. Aber sie hätte nicht schneller ein zweites Mal Churros sagen können, war Yamamoto mit der brünetten Schönheit verschwunden. Kaori kicherte, da stand Bokuto schon neben ihr. “Also, wenn Washio hier etwas den Mann steht, könnten wir… naja?” zur Verdeutlichung hielt er ihr seinen Arm so hin, dass sie sich einhängen konnte. “Dates mit den hübschen Managerinnen könnten wohl euer neuer Verkaufsschlager werden”, sagte Oikawa. Er würde sich selbst aber nicht an solch primitivem Wettkampf beteiligen. Iwaizumi erklärte sich noch für einen weiteren Showkampf diesmal mit Washio bereit und folgte auch gerne dem Vorschlag, Bokuto zu vertreten, was Oikawa gar nicht schmecken wollte. “Langweilig, Iwa-chan! Lass uns was anderes machen!”, quengelte er und Iwaizumi hatte die perfekte Lösung für sein immer lauter werdendes Problem: “Wer als nächstes gegen mich verliert, muss den Abend mit Shittykawa verbringen” Das Publikum machte umgehend einen Schritt zurück. “Gemein! Iwa-chan! Du bist so gemein”, plusterte sich Oikawa auf. “Und wenn ich gewinne? Kommt er dann zu uns?”, eine tiefe brummige Stimme ertönte und ein Kasten von einem Drittklässler setzte sich Iwaizumi gegenüber. “Was hat Ushiwaka hier zu suchen?!”, japste Oikawa. Bei Iwaizumi zuckte ein Mundwinkel hoch. “Also mir wärs nur recht”, sagte er und stellte die Herausforderung annehmend bereits den linken Arm auf den Tisch. “Revanche?”, fragte er und Ushijima stellte seinen Arm ebenso auf. “Hey! Stop! Iwa-chan! Ich bin kein Einsatz! Was machst du überhaupt hier? Das ist nicht deine Schule und nicht deine Region und Präfektur und überhaupt. Geh nach Hause Ushiwaka!" Ushijima lehnte sich am Stuhl zurück und musterte Oikawa. “Tendou hat mich gefragt, zu kommen. Er geht auf alle erreichbaren Schulfeste”, war die knappe Erklärung, aber sowohl Iwaizumi als auch dem Publikum war das egal. Im Vordergrund stand nun das Kräftemessen der beiden stärksten Linken im Land. “Iwa-chan!” - “Keine Sorge, ich werde nicht verlieren”, versprach Iwaizumi. (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) Für Akaashi und Konoha war der restliche Abend um einiges ruhiger. Kori hat Ihnen den Stand mit den Churros empfohlen, wo später auch Yamamoto und Yukie zu etwas Süßem kamen. Und Konoha hat Akaashis Hand genommen. Akaashi hat ihn näher an sich herangezogen, als Konoha mit Blicken nur so beworfen wurde. Sie hatten noch die anderen Stände besucht. Es gab einen Schießbudenstand mit Luftballons und Dartpfeilen. Gewinne waren Aufgaben, die die Fußballmannschaft für die Sieger erledigte. Rasenmähdienste abnehmen und solche Dinge. Vermutlich, das war Konohas laut ausgesprochener Gedanke, war Akio deswegen am Versteigerungsstand. Akio war übrigens von einer hübschen Schwarzhaarigen ersteigert worden. Eine schöne Naturwelle trug sie, die sogar das seidige blonde Haar des Fußballers in den Schatten stellte und ein markantes Muttermal am Hals hatte sie. Wie ein Doppelpunkt. An Bokutos und Washios Stand haben sie vor dem ganzen Trubel mit Iwaizumi beobachtet, wie Kuroo sich fast die Finger gebrochen hätte beim Versuch, gegen seinen Bro anzukommen. “Die Liebe macht dich weich”, hat Bokuto zu ihm gesagt, aber Kuroo hat den Arm stolz um Kenma gelegt und gesagt, das wäre ihm die Sache wert. Kenma, so hatte Akaashi ihn noch nie gesehen, hat dabei sogar gelächelt und sich an den Größeren herangeschmiegt. Bei Einbruch der Dunkelheit hat Akaashi Konoha schließlich zu einer Parkbank abseits vom Schulgelände geführt. Die ganze Zeit über hat die Hand in seiner für ein angenehmes Gefühl gesorgt, dass es sich jetzt schon fast ungewohnt anfühlte, loszulassen. “Hier, setz dich doch, es ist viel zu kalt ohne Unterlage”, sagte er als waschechter Gentleman. Er hat das Sakko seiner Schuluniform ausgezogen und es mit der Innenseite nach unten auf die Bank gelegt. “Und du? Wie wärs wenn du dich setzt”, schlug Konoha stattdessen vor und führte Akaashi, sich zu setzen. Verdattert ließ er ihn machen, aber sah ihn darauf nicht weniger verwirrt von unten aus an. “Und jetzt?”, fragte er. Ihm gefiel, wie Konoha vor ihm stand. Hübsch in dieser Uniform, sehr ansprechend und verdammt, es stand ihm wirklich sehr. Außerdem schien der Vollmond hinter ihm in sanfter roter Farbe. “Und jetzt das”, sagte Konoha und setzte sich langsam, gefühlt in Zeitlupe, auf Akaashis Schoß. Nicht einfach so. Mit dem Gesicht zu ihm gerichtet, dass er die schlanken Beine weitete und neben Akaashis Oberschenkel absetzte. Auf seinen Lippen lag ein schelmisches Grinsen, so wie Akaashi es schon öfter bei ihm gesehen hat, aber Akaashis Wangen wurden rot, weil es diesmal ganz ihm gehörte. Er spürte die Wärme aufsteigen, aber nicht nur im Gesicht. Konohas Schenkel waren auch warm. Sehr gerne hätte er sie nun auch mit den Fingern berührt, aber er meinte, das schickte sich nicht. Nun gut, die ganze Situation schickte sich nicht, aber sie waren seiner Meinung nach weit genug vom Gelände entfernt. Was er mit seinen Händen nun anfangen sollte, wusste er trotzdem nicht. Dieser Moment dafür war so intensiv und schön, wie er ihn verunsicherte. “Und ähm, seit wann weißt du, dass du…”, begann Akaashi die Frage, die er sich seit Konohas erstem Interview mit Komi stellte. Auszusprechen wagte er es aber dennoch nicht. Seine Finger wurden unruhig und mussten beschäftigt werden. Aber zu Konohas Enttäuschung, knetete er sie lieber zwischen ihnen, als dass er ihn berührte. “Du meinst, seit wann ich weiß, dass ich schwul bin? Immer schon, würde ich sagen. Ich komm mit Mädchen gut klar, aber mehr ist da nicht. Bei süßen Jungs werde ich nervös”, sagte Konoha und legte seine Finger um Akaashis Hände, um ihm zu verdeutlichen, wen er explizit meinte. “Und du?”, wurde der Ball zurückgespielt. Akaashi brach den Blickkontakt ab, aber nahm die Geste an, indem er ihre Finger miteinander verhakte. “Das würde ich lieber nicht sagen”, wich er aus. Doch es war absolut in Ordnung. Während sich in seinem Magen alles umdrehte und er unruhig wurde, weil ein Geständnis, dass Konoha diesen ganz besonderen Platz nicht nur jetzt sondern wohl auch für sein restliches Leben einnehmen würde, als der Junge, der ihm seine Orientierung bewusst gemacht hat, fast unausweichlich war. Fast. Wäre Konoha nicht so verständnisvoll. “Man muss sowas nicht sein Leben lang wissen. Hab gehört, es variiert auch mal. Immerhin ändert sich doch alles andere auch oder?”, fragte Konoha und stimmte mit Akaashi in leises Kichern ein. “Du hast recht. Aber weißt du, was sich zumindest in der letzten Zeit nicht geändert hat?”, fragte Akaashi und Konoha deutete ihm an, es ihm zu verraten. “Dass rote Lippen zum Küssen da sind” (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) a n d h e r e w e a r e n o m o r e m i x e d s i g n a l s a n d n o o n e i s o v e r t h i n k i n g (¯`°.•°•.★*•.•*★.•°•.°´¯) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)