Kenji und Karima von 4711 ================================================================================ Kapitel 1: Markus Brody ----------------------- Marcus Brody war gelangweilt. Zutiefst gelangweilt. Er saß auf seiner Veranda und seufzte. Vor einer Woche war er zum Heimaturlaub nach Hause gekommen, nur um festzustellen, dass seine Frau mit einem Wandergesellen durchgebrannt war. Mit einem Wandergesellen. Er hatte eigentlich gedacht, dass das ein ausgestorbener Beruf war. Wer ging heute noch auf Wanderschaft, wenn er ein festes Zuhause haben kann mit der essentiellen Technik, ohne die heute gar nichts mehr funktionierte. Immerhin galten ein Haus bzw eine Wohnung mit fließend Wasser, elektrisch Licht und Heizung nicht mehr aus Luxus, es war Pflicht. Die Menschen haben die Pflicht, einen festen Wohnsitz mit Heizung, Strom und Wasseranschluss zu haben. Wenn Sie nicht die Mittel dazu hatten, dann mischte sich der Staat ein und hatte die Pflicht, diesen Menschen eine Wohnung zu besorgen innerhalb eines begrenzten Zeitraums. Inzwischen klappte das auch. Er dachte an die Anfangsjahre zurück, diese Gesetze traten in Kraft, da war er selber noch ein kleines Kind und seine Eltern hatten regelmäßig darüber geschimpft. Menschen wurden in unwürdigen Behausungen untergebracht mit Schimmel- und Rattenbefall, Proteste halfen nicht. Viele gingen lieber und schliefen auf der Straße, als sich bei lebendigem Leibe auffressen zu lassen. Nach der großen Pandemie in den 2020er Jahren und der anschließenden Inflation war es besonders schlimm. Die Regierung wollte unbedingt die Klimaneutralität, koste es was es wolle und die Bevölkerung ging den Bach runter. Erst zehn Jahre nach der großen Pandemie konnte die Regierung das Gesetz umsetzen. Es waren genug Wohnungen vorhanden, jede Gemeinde hatte Angestellte, die den Wohnungsmarkt im Auge behielten und wenn nötig die Wohnungen verteilten. Er hatte Glück, seine Familie hatte in den 1950er Jahren ein großes Stück Land gekauft und darauf ein Haus gebaut. Jetzt, hundertdreißig Jahre später, stand das Holzhaus immer noch. Es war zwischenzeitlich saniert worden, damit das Holz nicht verfaulte, Wasserabweisende und gleichzeitig atmungsaktive Lasuren waren aufgetragen worden. Er lehnte sich an das Geländer der Veranda und sah zu dem Wäldchen hinüber, das seine Urgroßeltern gepflanzt hatten. Es war nicht groß, aber für seinen Geschmack reichte es. Vor allem seit er sich als Kind dort drin verlaufen hatte und nicht mehr herausfand. Er lächelte versonnen, wie gerne hätte er auch Kinder gehabt. Dann wäre es jetzt nicht so trostlos hier. Er nippte an seiner Cola, die er vorhin mitgebracht hatte und seufzte dann tief. Kinder, das wäre sein Traum gewesen. Mit Caro ein paar Kinder und eventuell einen Hund. Zumindest eine Katze, zum Kuscheln. Caro, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)