Eren von tears-girl (Geheimnisse der Turanos) ================================================================================ Kapitel 10: Der Grobämi ----------------------- „Hey, L-l-leute. Wenn ich p-pin-pinkeln muss, wie schnell frie-iert das dann ein?“, fragt Viktor mit den Zähnen klappernd am Abend.   Die Sonne ist bereits untergegangen, die letzten schwachen Strahlen lassen den glitzernden Schnee rot glühen und malen lange Schatten. Noch immer hatte die Gruppe kein Glück mit der Suche nach einem Nest voll Eierschalen. Auch wenn sie schon einen Dagono in der Ferne erspäht hatten. Es wird auch immer sonderbarer, dass sie überhaupt keinen anderen Tieren über den Weg laufen. Es ist zwar schon ein paar Monate her, seit Eren das letzte Mal in diesem Gebirge unterwegs war, aber damals gab es hier einiges an Wild und kleinen Monstern. Die Dagonoschwärme werden wohl kaum alle in dieser kurzen Zeit gefressen haben. Oder?   „Solange so-solltest du normal ni-nicht brauchen“, beruhigt ihn Carmen.   Ihre Lippen sind bereits blau angelaufen und sie zittert am ganzen Körper. Es wird langsam Zeit für heute Schluss zu machen. Nachts sind sowieso keine Dagono unterwegs und eine Pause würde allen ganz gut tun. Sogar Eren fängt an zu frieren. In der letzten Stunde hat er die dicke Kapuze über seine Mütze gezogen und die Hände tief in den Taschen vergraben.   „Gut, dass das geklärt ist“, kommentiert der Zwölfjährige. „Und jetzt beeil dich. Ich hab keine Lust hier festzufrieren.“   „I-ich auch n-nicht! Deshalb frag ich ja!“, knurrt Viktor gereizt, dreht sich um und stiefelt durch den Schnee zurück zur Felswand, die sie vor wenigen Minuten umrundet haben.   „Geh nicht zu weit weg. Da vorne war es ziemlich eisig“, rät Eren und fügt mit einem verschlagenen Lächeln hinzu: „Nicht, dass du noch die Klippe runter fällst und ich dich retten muss.“   „Glaubst du etwa, ich will, dass ihr mir dabei zuseht?!“, brüllt der Bienenmutant zurück, ohne weiter auf die Stichelei einzugehen. Untypisch. Er muss anscheinend ziemlich dringend, ansonsten hätte er sicherlich noch mehr zu sagen. Schon vor den Felsen reißt er sich die Handschuhe runter, schmeißt sie achtlos in den Schnee und fummelt an seiner Hose herum. Dann ist er außer Sicht der Gruppe.   „Hmpf. Als ob das irgendjemand sehen will.“ Schon allein der Gedanke lässt das Kind angeekelt schaudern. Um schnell die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, sieht er in die entgegengesetzte Richtung.   Das Aurasehen hat er auch wieder aufgegeben. In seinem Kopf hallt ein teuflisches Lachen wieder, das immer lauter zu werden scheint. Er fängt an wirklich in Erwägung zu ziehen, den Wald einfach abzufackeln. Dumm nur, dass hier oben kaum mehr Pflanzen wachsen. Egal, dann schleicht er sich nachts, wenn alle schlafen, eben kurz davon, brennt den Nadelwald im Tal nieder und ist zurück bevor die Sonne aufgeht.   Vergiss es, Kleiner. Das funktioniert nie im Leben. Find dich endlich damit ab, dass ich bald deinen Körper übernehme. Sag schon Mal Adieu zu deinen Freunden.   *Ich werde nicht aufgeben! Ich werde dich nicht gewinnen lassen.* Abgesehen davon sind diese Dödel gar nicht seine Freunde.   Das hast du nur leider nicht in der Hand.   Eren presst die Kiefer aufeinander. Was soll er nur tun? So langsam gehen ihm die Optionen aus.   „Was haltet ihr denn davon – Hatschi! - wenn wir ein Lager – Hatschi! - für die Nacht suchen gehen?“, schlägt das Mädchen niesend vor. „Wenn ich nicht bald am Feuer sitze, sterben mir noch die Zehen ab.“   Wir könnten ihr den Wunsch ganz leicht erfüllen. Komm schon, Eren, du wolltest doch etwas verbrennen.   *Aber doch nicht sie.*   Jetzt tu nicht so als hättest du einen Beschützerkomplex.   „Was ist mit dir, Eren? Du hast doch sicher auch Hunger, oder?“, erkundigt sich Carmen im Versuch Small Talk zu betreiben bis Viktor zurückkehrt.   Mit der Frage rettet sie den Jungen vor der Stimme. „Ja, klar“ , stimmt er zu, auch wenn es nicht wirklich wahr ist. „Die Dagono werden sich heute eh nicht mehr blicken lassen.“   Carmen öffnet den Mund, doch es ist nicht ihre Stimme, die als lautes, kehliges Brüllen über den Bergpass hallt. Die 19-Jährige drückt sich die Hände auf die Ohren und Igor legt reflexartig eine Hand schützend auf den Chipsbeutel. Eren dagegen zuckt lediglich kurz zusammen und sieht sich dann nach der Quelle um. Endlich! Endlich ein Gegner, um seine dunkle Seite zu schwächen. Kampfbereit ballt er die Fäuste. Er freut sich direkt auf den bevorstehenden Kampf. Endlich etwas Action! Dieses ganze Rumlaufen und Gesuche ödet ihn an.   „Was war das?“, möchte Carmen wissen. Sie sieht sich ebenfalls nach der Kreatur um, jedoch nicht vor Kampffreude, sondern um dieser aus dem Weg zu gehen.   „Keine Ahnung, auf jeden Fall kein Dagono“, antwortet Eren, in Gedanken bereits mit möglichen Monsterkämpfen beschäftigt. „Aber ich werd´s herausfinden.“   Zielsicher und ohne auf Anweisungen des Teamleiters zu warten, läuft Eren davon, direkt auf das Gebrüll zu, das aus der Richtung kommt, in die Viktor verschwunden ist. Das kann unmöglich ein Zufall sein.   Was hat der Trottel jetzt wieder angestellt?   „Eren! Komm sofort zurück! Wir wissen nicht was da vorne ist“, versucht Igor das Kind zurückzuholen, doch das hört gar nicht hin. Es ist schon zu weit vorgelaufen. Igor wechselt einen Blick mit Carmen, dann folgen sie gezwungenermaßen dem Kind.   Als der Zwölfjährige um die Ecke biegt, entdeckt er gleich eine Spur im Schnee, die vom Weg abweicht. Sie führt ein Stück weiter in eine Nische im Fels, wo ein kreisrundes Loch in die Tiefe führt. Scheint so, als hätte der Bienenmutant eine unterirdische Höhle entdeckt. Eine bewohnte Höhle. Und der Bewohner ist nicht erfreut über den unangekündigten Besuch. Ein tiefes, zorniges Brüllen bestätigt diese Vermutung. Fantastisch! Wütende Monster sind Erens Lieblingsmonster. Genau wie bei Menschen werden dadurch ihre Angriffe wesentlich unkoordinierter und plumper. Da muss er sich später wohl bei Viktor bedanken.   Hmpf. Ja, klar. Guter Witz, Eren.   Der Junge geht an das Loch heran und springt ohne nachzudenken hinab. Sicher landet er in der Hocke, wo er auch erst einmal bleibt, denn der Anblick, der sich ihm bietet, ist viel zu ulkig, um ihn auf Anhieb zu verstehen.   Die Höhle ist ein großer Hohlraum, komplett aus Stein mit Kratzspuren überall. Das Monster muss sie selbst heraus gegraben haben. Es gibt lediglich zwei Ausgänge. Einmal das Loch in der Decke, für das Viktor verantwortlich ist und dem richtigen Eingang an der Außenseite einer Klippe.   Bei dem Monster handelt es sich um einen Grobämi, ein bärenähnliches Wesen in der doppelten Größe eines Grizzlys. Sein dichtes Fell ist weißgrau gefärbt und seine langen Fänge glänzen voller Geifer, der ihm überall aus dem Maul tropft. Lange frostig glitzernde Eiszapfen stehen im Nacken der Bestie und deren Wirbelsäule aus dem Pelz heraus. Riesige Pranken, mit genauso riesigen Krallen, ziehen tiefe Furchen überall wo sie landen. Der lange Schweif mit der Keule am Ende – wie bei einem Ankylosaurus – donnert gegen die Wände, schlägt große Stücke heraus und lässt die Höhle erbeben. Die Vorderbeine haben sich zu Flügel weiterentwickelt, deren Ränder mit scharfen Eissplittern besetzt sind. Der Grobämi kann zwar fliegen, aber nicht sonderlich gut. Er ist zu massig dafür. Bei einem Kampf im Freien könnte ihm Eren zeigen, wie man Flügel richtig benutzt, aber hier in der engen Höhle wären sie eher hinderlich. Gut, es geht auch ohne.   Direkt hinter dem Kopf der Bestie entdeckt Eren den Bienenmutanten. Er klammert sich mit einem wahnsinnigen, panischen Gesichtsausdruck an den Ohren fest. Das macht den Grobämi rasend, es schlägt wild um sich und versucht mit allen möglichen Tricks den lästigen Ohrenkneifer von seinem Rücken zu schütteln.   „Sag mal, Viktor, was treibst du denn da?“, möchte Eren amüsiert wissen. Es sieht gerade sehr nach einem Rodeo aus.   „Steh nicht so blöd rum und hilf mir!“, verlangt der Ältere, während er nicht nur auf die Bewegungen des Grobämi achten muss, sondern auch auf die unebene Decke, um sich nicht den Kopf zu stoßen.   „Hab ich grade richtig gehört? DU bittest MICH um Hilfe?“, fragt Eren ungläubig nach. Dann muss er schon sehr verzweifelt sein.   Viktor spannt seine geröteten Gesichtsmuskeln an. „Los! Mach schon!“   Keine Beleidigung? Keine bissige Bemerkung deswegen? Wow. Dass Eren das einmal erleben darf.   Na los! Zeigen wir´s ihm! Oder genießen wir die Show und warten bis er gefressen wird?   Hm. Eren überlegt tatsächlich einen Moment, doch dann muss er an seine Familie denken. Sie werden bestimmt nicht einverstanden sein, wenn er einem Teamkameraden nicht hilft. Er kann sogar schon Ajax´ Stimme hören. Also gut, dann rettet er den Bienendödel eben. Der Junge hatte ohnehin vor gegen den Grobämi zu kämpfen. Dass er Viktor danach damit aufziehen kann, ihn gerettet zu haben, klingt sogar noch besser als ihn fressen zu lassen.   „Ist ja gut. Ich helfe dir. Hör auf zu jammern.“ Eren lässt den Rucksack fallen, streift die Kapuze zurück, zieht Mütze und Handschuhe aus und fängt an die Arme zu dehnen. Jetzt kann er es nicht mehr verstecken, dass seine rechte Hand und auch der Großteil seiner Haare pechschwarz gefärbt ist.   „Hör auf mit dem Quatsch!“, fordert Viktor, dem langsam die Kraft ausgeht.   „Aber wenn ich mich nicht dehne, bekomme ich Zerrungen“, verteidigt sich Eren und grinst in sich hinein.   Dein letztes Stündlein hat geschlagen, Grobämi!   Die Stimme wird ungeduldig. Der Junge kann sie gut verstehen. Ihm geht’s genauso.   Erens Iris wechselt in ein leuchtendes Lila. Er nimmt den Dolch aus der Scheide und richtet diesen auf das Monster. Um die Angriffskraft zu erhöhen, schickt er die dunkle Aura in die Waffe, deren Klinge daraufhin von bedrohlichem schwarz-lila Feuer umhüllt wird.   Da der Grobämi den Zwölfjährigen noch nicht entdeckt hat, bietet er die perfekte Angriffsfläche für einen Überraschungsangriff. Eren packt den Dolch fester, die Flammen tanzen schneller über den Stahl – als könnten sie es kaum erwarten zum Einsatz zu kommen – und läuft im toten Winkel der Bestie an sie heran. In der engen Höhle ist es schwer von keinem Körperteil des Monsters zerquetscht zu werden, daher ist es nur logisch das Monster etwas zu verkleinern.   Er duckt sich unter der Keule hinweg, reißt gleichzeitig seinen Arm nach oben und trennt ohne spürbaren Widerstand den Schweif des Monsters etwa in der Mitte ab. Noch bevor der Grobämi realisiert was geschehen ist, landet das Schwanzende ein Stück entfernt, zuckt noch ein paar Sekunden und bleibt dann liegen. Blut sickert aus beiden Enden heraus und bildet klebrige Pfützen am Höhlenboden.   Der Grobämi hat aufgehört zu toben. Wie erstarrt steht er da, sieht abwechselnd von Eren zu seinem Schwanzende und zurück. Perplex. Entsetzt. Ungläubig. Das Monster versteht nicht ganz was geschehen ist. Eren wartet neben der Schwanzkeule auf den nächsten Angriff des Bären. Die Flammen seiner Waffe verleihen ihm ein furchteinflößendes Schattenspiel auf dem Gesicht. Seine Mundwinkel haben sich triumphal gekräuselt. Klar könnte der Junge den Grobämi innerhalb weniger Sekunden töten, aber dann wäre der Spaß schnell vorbei und das will er nicht. Er möchte das Ende soweit wie möglich hinauszögern, um mehr dunkle Fähigkeiten an dem Bären auszulassen.   Viktor nutzt den kurzen, ruhigen Augenblick, um sich zusammenzureißen. Er lässt das rechte Ohr los, holt mit der Faust aus und fährt seinen nachgewachsenen Giftstachel aus. Diesen versenkt er bis zu den Knöcheln im Hals des Monsters.   Es lässt ein kehliges Gebrüll ertönen, das die Wände zum Vibrieren bringt und Schnee durchs Loch in der Decke rieseln lässt. Anstatt wie zuvor blind zu rasen, nutzt es diesmal den Kopf. Buchstäblich. Der Monsterbär richtet sich auf die stämmigen Hinterbeine auf und drückt seinen Kopf und Nacken gegen die Höhlendecke, um Viktor zu zerquetschen.   Doch der Bienenmutant ist gar nicht mehr dort.Eren hat ihn im Bruchteil einer Sekunde vom Rücken des Grobämi geholt und auf den Boden gesetzt. Jetzt hockt er mit vor Angst verzerrtem Gesicht, schreiend und die Hände schützend über dem Kopf erhoben im Höhleneingang. Diesen Anblick genießt der Zwölfjährige in vollen Zügen. Damit kann er ihn noch ewig aufziehen. Das wird er auch tun. Aber später. Jetzt gibt es wichtigeres.   „Hör auf zu schreien. Damit machst du es nur noch wütender“, fordert Eren.   Abrupt verstummt der Ältere, öffnet vorsichtig die Augen und senkt langsam die Arme. Innerhalb eines Herzschlages wechselt seine Mimik von Verwirrtheit über Erleichterung, von Entsetzen zu Ärger und Scham. Zuletzt läuft er rot an und rappelt sich auf.   „Du hättest dich nicht einmischen müssen. Ich hatte alles im Griff“, behauptet der Hitzkopf ohne das Kind anzusehen.   Eren lacht amüsiert auf während er eine kirschgroße, düstere Rauchkugel in der linken Hand formt und diese mit einer einfachen Fingerbewegung dem Bären gegen die Stirn schleudert, als der mit aufgerissenem Maul auf die beiden zuspringt. „Du warst doch derjenige, der mich um Hilfe gebeten hat.“   Darauf weiß Viktor keine Antwort. Er schnaubt sauer und stapft an Eren vorbei, den er keines Blickes würdigt, jedoch grob mit der Schulter anrempelt. „Mach Platz. Das ist kein Gegner für ein Kind.“   „Ich wiederhole: DU hast MICH um Hilfe gebeten“, betont der Zwölfjährige grinsend, lässt dabei den Grobämi, der sich mit der Pranke über die blutende Stelle an der Stirn streicht, nicht aus den Augen. Das Monster blinzelt auffällig häufig, schüttelt den Kopf und seine Muskeln zittern. Das Gift des Bienenmutanten scheint langsam zu wirken.   „Hey, Jungs! Könnt ihr nicht wann anders streiten?“, fordert Carmen verärgert. Das Mädchen kauert oben bei der Lochkante und späht zu ihnen hinunter.   „Komm doch runter und kämpf mit, anstatt von da oben neunmalkluge Anweisungen zu geben!“, knurrt Viktor der Blondine entgegen.   Carmen verzieht wütend das Gesicht. „Oh, glaub mir, du willst nicht, dass ich da unten bin. Der Grobämi wäre nicht mein Gegner.“   Das Bärenmonster hat die Stimme hinter sich auch gehört und knurrt jetzt in beide Richtungen, unsicher wo es angreifen soll oder von wo aus es angegriffen wird. Schließlich entscheidet es sich für die Menschen in seiner Höhle. Es vollführt einen kleinen Sprung und landet donnernd mit allen vier Pfoten so, dass es den Jungs drohend ins Gesicht brüllen kann. Der faulige Atem schlägt den beiden direkt in die Nase. Viktor muss würgen, beugt sich vor und drückt sich eine Hand auf den Mund. Eren verzieht angeekelt das Gesicht und hält sich die Nase zu. Tränen steigen ihm in die Augen. Auch das Fächern mit dem Dolch vertreibt den Geruch nicht.   „So etwas wie Mundhygiene kennt das Ding wohl nicht“, bringt der Bienenmutant hervor, ehe er erneut von einem Würgereflex übermannt wird.   Als ob du dich mit Hygiene auskennst.   Immer noch die Nase zuhaltend sprintet der junge Turano so schnell auf das Monster zu, dass es scheint, als würde er sich teleportieren. Er bleibt direkt unter dem Kopf des Grobämi stehen, holt mit der linken Faust aus, die von rauchähnlichem Schleier umhüllt wird und verpasst dem Bären einen Kinnhaken, der den großen Kopf bis zur Decke schleudert. Der Schädel hinterlässt eine deutliche Mulde im Stein und schlägt danach krachend am Boden auf. Genau dort, wo keine Sekunde zuvor Eren noch gewesen ist, der sich lediglich einen Schritt wegbewegt hat und jetzt vor der Schnauze steht.   „Jemandem seinen Maulgestank ins Gesicht zu blasen ist mehr als unhöflich“, kommentiert Eren finster. Mit Genugtuung stellt er fest, dass der Unterkiefer unnatürlich schief unter der Schnauze liegt.   Der Grobämi hat die Augen schmerzvoll zusammengekniffen. Blut sickert zwischen den Lefzen über das helle Fell des gebrochenen Kiefers. Als es die dunklen Augen öffnet, schimmert tiefer Hass darin, der sich vollkommen auf den Jungen richtet. Zähnefletschend rappelt es sich schwerfällig zur vollen Größe auf. Von oben starrt es knurrend auf Eren herab. Langsam öffnet es das Maul und zuckt prompt vor Schmerz zusammen.   Da der Grobämi sein Maul nicht mehr nutzen kann, greift er eben mit den Krallen an. Er hebt die rechte Flugpranke und lässt sie auf den kleinen Menschen niedersausen. Ein Treffer der kraftvollen Tatze und jeder Knochen im menschlichen Körper wäre zertrümmert und der Rest zermatscht. Selbst für Eren wäre es schwer den Schlag wegzustecken. Und dennoch bewegt er sich nicht als die Fleisch zerschlitzenden Krallen seinem Kopf immer näher kommen.   „Eren! Worauf wartest du?! Verschwinde!“, brüllt Carmen panisch.   „Wieso denn? Der kann doch nicht einmal mehr sein Maul richtig öffnen“, bemerkt Eren und springt einen Satz zur Seite, um den scharfen Klauen im letzten Moment zu entgehen. Die Pranke schlägt ein Loch in den Boden, kleine Trümmer springen durch die Gegend, eingehüllt von einer Staubwolke. „Und den langsamen Pranken kann man leicht ausweichen. Nicht wahr, Viktor?“   Der Bienenmutant versucht der zweiten Tatze auszuweichen, die nur auf den Spitzen der Krallen in einen Bogen über den Boden fegt. Zwar ist Eren das eigentliche Ziel des Angriffs, aber Viktor steht dazwischen. Während der Jüngere hochspringt, sich für einen Augenblick an der Wand festhält, um sich dann abzustoßen und sich im Nacken des Bären wiederzufinden, hechtet der Ältere hektisch zur Seite. Dabei übersieht er dummerweise die Höhlenwand, an der er sich die Schulter stößt, was ihn lauthals fluchen lässt.   Jetzt töte ihn endlich. Oder soll ich das übernehmen?   *Klappe zu.*   Eren lässt die Flammen an seinem Dolch stärker lodern. So allmählich ödet ihn dieser Kampf an. Ein Grobämi ist eben keine Herausforderung. Ohne der kleinsten Spur von schlechtem Gewissen, versenkt das Kind die Waffe bis zum Heft im Schädel des Grobämi, der schrill kreischt, knurrt und wimmert. Doch damit ist der Junge noch nicht zufrieden.   Wie sagt Ajax immer: Wenn man jemanden tötet, dann so, dass dieser mit absoluter Sicherheit nicht wieder aufsteht. Erst dann hat man seinen Job gut gemacht.   Die Klinge im Monster wird heißer und heißer, brennt sich durch Pelz, Knochen, Fleisch und Hirn bis auf der anderen Seite die Flammen herausschießen. Bluten tut es kaum, die Adern wurden alle von der Hitze versenkt. Die Augen hat der Bär so verdreht, dass nur das Weiße zu sehen ist. In der Sekunde, in der sich die Flammen durch den Schädel gefressen haben, ist das Monster verstummt. Einen Herzschlag lang stand es noch zitternd auf den Beinen, doch jetzt verlässt ihn das Leben vollständig. Wie ein toter Baum bricht der Grobämi in sich zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)