Plan B von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 6: Epilog ----------------- Acht Jahre später Wie früher bereits, stand ein großer Fernseher in der Auslage des Elektronikgeschäfts. Als großer Volleyball-Fan ließ der Besitzer des Ladens regelmäßig Spiele laufen. Auch Hochschulspiele. Auch ihre Spiele beim Frühlingsturnier, an dem sie 2013 teilgenommen hatten, waren hier gelaufen. Und auch heute, 14 Jahre später, war Volleyball etwas, das auf diesem Bildschirm lief. Zwar kein Spiel, doch es hatte damit zu tun. >Volleyball-Nationaltrainer Iwaizumi Hajime und der ehemalige argentinische Nationalzuspieler Oikawa Toru haben geheiratet< Koushi war wie erstarrt vor dem Bildschirm stehen geblieben, auf dem das frisch vermählte Ehepaar gezeigt wurde. Er hatte gewusst, dass die beiden ein Paar geworden waren, nachdem die Beziehung zwischen ihm und Toru zerbrochen war. Man war nicht darum herum gekommen, es zu erfahren, wenn man sich für Volleyball interessierte. Zudem waren Hinata und Kageyama ein Teil des Nationalteams und dadurch regelmäßig in Kontakt mit Iwaizumi. Und trotzdem, diese Nachricht traf ihn nun härter, als er angenommen hätte. Eine warme Hand legte sich auf seinen Rücken. “Kommst du damit klar?” Nur kurz hoben sich seine Mundwinkel, als er das Mitleid vernahm, mit dem er angesprochen wurde. “Natürlich. Ich meine, es ist doch gut, dass er sein Leben weiterlebt und er glücklich ist. Nichts anderes hatte ich mir für ihn gewünscht. Ich bin auch froh, dass er sich von dem, was ich getan habe, nicht negativ herunterziehen habe lassen. Doch ich kann es nicht verleugnen, dass es mir einen Stich im Herzen versetzt.” Es herrschte Stille und als Koushi über seine Schulter blickte, erkannte er die hochgezogenen Augenbrauen des hinter ihm Stehenden. “Nicht, wie du denkst!”, verteidigte er sich sofort. “Es geht mir darum, dass es bei ihm so geradlinig verlaufen ist. Er ist mit Iwaizumi zusammengekommen und jetzt …” “Nun ja, als geradlinig würde ich es nun nicht gerade bezeichnen, wenn man bedenkt, dass er nicht wegen ihm, sondern eigentlich deinetwegen nach Japan zurückgekommen ist. Aber ich verstehe, was du damit sagen willst.” Ein sanftes Lächeln erschien auf Koushis Lippen und er drehte sich wieder dem Bildschirm zu. Eine Hand landete an seinem Kinn. “Aber irgendwie ist es schon Ironie des Schicksals, dass er sich auch in seinen besten Freund verliebt und diesen geheiratet hat, meinst du nicht auch?” Ein leises Lachen war zu vernehmen. “Anscheinend haben beste Freunde eine gewisse Anziehungskraft.” Das Lachen wurde erwidert. “Das sagt der Richtige.” Erneut wandte sich Koushi herum und sah die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde. Mit einem Lächeln, das tief aus ihm kam, ließ er seine Hand von seinem Kinn sinken. Stattdessen schob er sie in die Finger des anderen. “Ja, beste Freunde haben etwas”, erwiderte er schmunzelnd. ~~~ Auf Daichis Zügen lag ein Lächeln, während sie gemeinsam durch den Park liefen. Er liebte es, diese Hand in seiner zu halten. Zwar hatte es noch ein wenig gedauert, bis Koushi und er sich dafür bereit gefühlt hatten, eine Beziehung miteinander einzugehen, doch seitdem waren sie unzertrennlich. Das schlechte Gewissen hatte sie noch lange Zeit im Griff gehabt, doch es war weniger geworden. In Momenten wie diesem kam jedoch die Erinnerung daran zurück, dass sie zwei Personen tief verletzt und unglücklich gemacht hatten. Doch das war nun einmal ihre Geschichte, daran konnten sie nichts ändern. “Vermutlich sind Kageyama und Hinata deshalb heute nicht bei unserem Treffen dabei. Ich gehe davon aus, dass sie auf Torus Hochzeit sein werden”, überlegte Koushi neben ihm, ihre Hände weiterhin ineinander verschlungen. “Das wird es sein. Und vermutlich hat es deshalb keiner von ihnen laut erwähnt, um uns nicht damit zu behelligen”, erwiderte Daichi und blickte zum wolkenlosen Himmel auf. Dadurch achtete er nicht auf seine Umgebung. Plötzlich schlug etwas gegen seine Seite und er riss seine Hand aus Koushis, während er sich bereits herumdrehte. Doch da lag das Mädchen, das anscheinend gegen ihn gerannt war, schon auf dem Boden. “Ist bei dir alles in Ordnung?”, fragte er und ging augenblicklich neben ihr auf ein Knie, um ihr beim Aufsitzen zu helfen. Er war es seinem Beruf geschuldet, dass er alles sofort auffasste. Das Mädchen war nicht verletzt, wirkte eher überrascht, so wie auch er. Sie blinzelt und hob ihre Hände an, die sie betrachtete, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Ja. Hab mir nicht wehgetan”, erklärte sie. Daichi betrachtete das ungefähr sechs oder sieben Jahre alte Mädchen immer noch. Da hob sie ihren Blick zu ihm. Daichi stockte und seine Augen weiteten sich. Das war doch … Die braunen Augen, die dunklen Haare … Das alles kam ihm so bekannt vor und gleichzeitig auch nicht. Und doch … “Yui”, hauchte Daichi. Das Mädchen hielt inne, legte ihren Kopf zur Seite. Ehe sie etwas sagen konnte, ertönte ein lauter Ruf. “Yume! Oh mein Gott, ist alles in Ordnung?” Eine Frau kam angerannt, die sofort neben ihrer augenscheinlichen Tochter in die Knie sank. “Mama, alles ist okay. Ich bin gegen den Mann gerannt, aber mir ist nichts passiert.” “Da bin ich aber froh. Ist mit Ihnen alles …” Die Frau hob ihren Kopf, sah ihn an und erstarrte. “Daichi …” “Yui”, wiederholte er ihren Namen leise. Er konnte nicht fassen, was da gerade passierte. Sie hatten seit ihrer Trennung keinen Kontakt mehr gehabt. Die Scheidung hatte Yui komplett über ihre Anwälte regeln lassen. Es hatte mehr als deutlich gezeigt, was sie von ihm hielt. Und er hatte es ihr nicht einmal übelgenommen. Langsam erhoben sie sich. “Du … du bist also doch noch Mutter geworden. Das freut mich für dich, ich weiß ja, wie sehr du es dir gewünscht hattest.” Daichi schob verunsichert seine Hände tief in die Hosentaschen. “Ja. Bei mir … war wohl alles in Ordnung. Yume”, Yui blickte ihre Tochter an und ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie ihr zärtlich durch die Haare strich, “war eine große und sehr unerwartete Überraschung.” Sie richtete ihren Blick wieder auf Daichi und anschließend auf dessen Partner hinter ihm. “Und ihr … seid …” Sie brachte die Worte nicht hervor. “Wir sind ein Paar, ja.” Daichi zog eine Hand aus der Hosentasche und hob sie Koushi entgegen, der mit einem Lächeln wieder ergriff, seine Finger erneut zwischen Daichis schob. “Aber wir waren es nicht direkt, nachdem wir beide …” Er hielt inne, schien Worte zu suchen. “Es hat sich nicht richtig angefühlt. Daher haben wir noch eine Weile gebraucht. Doch ich freue mich wirklich, von Herzen, Yui, dass du glücklich bist. Zumindest wirkst du so.” Das Lächeln, dass er seiner Ex-Frau schenkte, war echt und es schien bei ihr anzukommen. Auch sie lächelte, wenn auch etwas verhaltener. “Ja, das bin ich. Und ich hoffe sehr, ihr beide seid es auch. Mit eurem Plan A.” Daichis Augen weiteten sich überrascht. Das hatte sie sich gemerkt? “Wir sind es, ja”, antwortete Koushi an seiner Stelle, sprach für sie beide. “Das ist gut. Dann … euch weiterhin alles Gute.” “Ja, dir beziehungsweise euch auch”, erwiderte Daichi noch schnell, als Yui sich bereits herumdrehte und gemeinsam mit ihrer Tochter ging. Er und Koushi standen noch eine Weile da und sahen in die Richtung, in die sie davongegangen waren. “Und wie geht es nun dir damit?” Koushis Finger drückten seine Hand sanft. Ein leises und noch ungläubiges Lachen entkam Daichi. “Ich weiß es nicht. Irgendwie … Ich habe nicht damit gerechnet. Die letzten Jahre habe ich mich immer wieder gefragt, wie es laufen würde, wenn sie und ich wieder aufeinandertreffen würden. Was ich dann zu ihr sagen würde. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es heute sein wird. Auch nicht in nächster Zeit. Doch … ich freue mich wirklich für sie.” Erneut wanderte sein Blick in die Richtung, in die Yui gegangen war. “Sie hatte sich so sehr ein Kind gewünscht und nun hat sie eines. Sie ist glücklich. Und das macht mich glücklich.” “Das kann ich verstehen.” Koushi lächelte sanft. “Als ich vorher Toru auf dem Bildschirm gesehen habe, zusammen mit Iwaizumi, da ist mir das auch durch den Kopf geschossen. Er wirkt glücklich. Das war es, was ich mir für ihn gewünscht habe. Und es hat auch mich glücklich gemacht. Ich hatte irgendwie doch immer die Angst, dass wir sie beide unglücklich gemacht haben und sie nie wieder glücklich werden. Doch nun … sie sind es.” Daichis Hand um Koushis schloss sich ebenfalls fester. Sein Partner traf es genau. So hatte er auch gefühlt. Und das sogar bis heute, wie er gerade feststellen durfte. Yui gerade so gesehen zu haben, so glücklich, das nahm ihm einen großen Stein von der Seele, von dem er nicht wusste, dass er noch immer dort lag. Und wenn er Koushi so musterte, ging es diesem genauso. Er lächelte. “Ich bin auch glücklich, Koushi. Mit dir.” Goldbraune Augen wandten sich ihm zu. “Ich ebenfalls, Daichi. Mit dir.” Sie lächelten sich voller Liebe an. Für sie beide war es doch ihr Plan A gewesen, der aufgegangen war. Es hatte Umwege gegeben, Schmerzen. Doch nun, hier in diesem Moment, könnten sie nicht glücklicher sein. Alles wandte sich zum Guten und das nicht nur für sie beide. “Na los, lass uns gehen, Daichi. Unsere Freunde warten sicher schon auf uns.” “Dann lass uns gehen.” Gemeinsam liefen sie weiter, Hand in Hand. Sie waren glücklich. ~Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)