Die West-Chroniken von Storyknight (Der Fall des Ikaz) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Fallender Held ------------------------------------- August, 2011 Ikazrannte über Dächer. Er sprang ohne zu zögern und landete auf dem Gegenüber-liegendem mehrere Meter unter ihm. „Ich kann das einfach nicht mehr, verstehst du?“, sagte eine Stimme in seinem Ohr. Ikaz erreichte das Ende des Daches und blieb stehen. Im Normalfall führte er keine privaten Telefongespräche während seines Nachtjobs. Doch ihm lag etwas an Ally und wenn er sie wieder zur Voicemail geschickt hätte, wäre das das Ende gewesen. „Ich weiß ich bin nicht die zuverlässigste Person-“ „Du bist zuverlässig: Ständig kommst du zu spät. Du verschwindest ohne Erklärung und du-“ Den letzten Teil bekam er nicht mit. Vor ihm landete ein Wesen, das gut und gerne aus einem Alptraum entsprungen sein könnte. Es war groß mit grauer, lederartiger Haut und blau-weißen Augen, welche an frischgefallenen Schnee erinnerten, nur ohne die Schönheit. Es hatte einen Buckel und Warzen und vor nicht mal drei Tagen war es noch ein Mensch gewesen. „Dann verstehe ich nicht weshalb du sauer bist“, sagte er und behielt das Wesen im Auge. Es griff nicht an. Es musterte ihn nur. Ikaz war sich nicht sicher ob das gut oder schlecht war. „Womit ich nicht klar komme sind Geheimnisse und du hast jede Menge davon.“ Sie hatte nicht Unrecht. Sein Lebensstil brachte viele Geheimnisse mit sich. Er würde es nicht leugnen. Es war die Wahrheit. „Du verschwindest nachts spurlos und wenn du wieder kommst hast du lauter Blessuren. Wie soll ich das finden?“ Das Wesen machte einen Schritt vorwärts. Ikaz legte eine Hand auf das Seil an seiner Hüfte. „Ich verstehe, dass du momentan viel durchmachst.“ Sie würde doch nicht? Nein. „Du hast eben erst jemanden verloren.“ „Nein“, flüsterte Ikaz, „nicht jemanden. Meinen Bruder.“ Er schaltete sein Mikrofon für einen Moment aus. „Hör zu, ich gebe dir diese eine Chance diesen Körper zu verlassen und dich zu ergeben.“ „Cousin und er war nur adoptiert“, klang Ally´s Stimme durch seinen Ohrstöpsel. Ikaz sah wie das Wesen sich anspannte. „Das macht für mich keinen Unterschied.“ „Spence“, sie seufzte. Das Wesen machte noch einen Schritt. Nun konnte Ikaz die Verfaulung nicht nur riechen sondern auch deutlich sehen. Es war ein Human Occupare. Ein MenschenBesetzer. Nie ein schöner Anblick und der Wirt ebenso wenig, nachdem er begann zu verfaulen. „Ich mache Schluss.“ Er brauchte kurz um die Worte zu verarbeiten. „Ally…“ „Nein. Meine Sachen sind gepackt. Ich lasse den Schlüssel auf dem Tisch. Leb wohl.“ Sie legte auf. Okay. Das war´s. Noch eine ruinierte Beziehung. Grandios. Warum auch nicht? „Also, mein Lieber“, sprach er und schenkte dem Wesen seine volle Aufmerksamkeit. „Wir können es einfach oder schwer machen. Einfach: Gib auf wie angeboten. Schwer: Gib nicht auf und ich vernichte dich.“ „Du und mich vernichten?“, lachte das Wesen. Es war eine dreckige, gemeine Lache. „Du kannst niemanden vernichten, fliegender Junge.“ Ikaz grinste und löste das Seil von seinem Gürtel. „Ich hatte einen echt besch…eidenen Tag. Streich das. Ich habe furchtbare Monate hinter mir und eben wurde ich sitzen gelassen, glaube mir, ich bin voll und ganz dazu in der Lage dich zu vernichten.“ Der Human Occupare lachte und griff an. Mit einem gekonnten Salto flog Ikaz über ihn hinweg. Sein Seil schlang sich um das Wesen und brachte es zu Fall. Es wand sich und versuchte sich zu befreien. Es würde kein Glück haben. Ikaz wusste mit der Waffe seiner Wahl umzugehen. Er zog eine Spritze aus seiner Beintasche und kniete sich auf das Wesen. „Ich möchte anmerken, dass ich dich gewarnt habe und, dass ich dir mehrfach die Chance gab aufzugeben.“ Er steckte die Injektion in die Brust. „Es tut mir Leid. Ich war nicht schnell genug.“ Mal wieder. Diese Worte waren an den Mann gerichtet, der bereits seit einem Tag tot war und an den Jungen, der es bereits seit über einem Monat war. Er drückte die Zusammensetzung aus Blut eines Toten und Graberde in den toten Körper. Grau-weißer Rauch schoss aus dem toten Fleisch und in die Luft. Ikaz verlor keine Zeit. Er öffnete eine Phiole und fing den Rauch darin ein und verschloss sie mit einer flinken Bewegung. „Ich hab es dir gesagt.“ Er starrte auf den Leichnam, das Gute wenn man nicht allein arbeitete: Man hatte jemanden, der darauf spezialisiert war unerklärliche Leichen verschwinden zu lassen. Mit einem Seufzen wählte Ikaz eine Nummer und wartete. Eine elektronische Stimme antwortete. Er gab die Informationen durch. Er würde dreißig Minuten Wache stehen müssen. Er legte auf. Das schlechte einer Minderheit anzugehören: Jeder Anruf wurde zuerst von einem Roboter angenommen. Ikaz dehnte sich, machte einen Handstand, machte einen ein-Hand-Handstand und setzte sich anschließend auf den Rand des Daches. Sein Telefon war der Feind, dennoch kramte er es hervor und blickte es erwartungsvoll an. Es war bereits fast zwei Monate her. Fast eine Woche seit er das letzte Mal mit Jon gesprochen hatte. Er wirbelte das Telefon in seiner Hand herum. Es würde kein schönes Gespräch werden. Er konnte ihm nicht sagen, was er hören wollte. Es klingelte. Er wurde zur Mailbox geschickt. Ikaz versuchte es erneut. Selbiges Ergebnis. Ein Versuch noch. Komm schon Jon! Diesmal nahm sein kleiner Bruder ab. „Wenn deine nächsten Worte nicht: Ich glaube dir und werde dir helfen, sind, kannst du gleich wieder auflegen.“ „Jon, Ich will nur wissen wie-“ Biiieeep. Ikaz starrte sein Telefon an. Sein linkes Auge zuckte. Er versuchte es erneut, aber ohne Erfolg. Sein Kopf lag schwer auf seinem Handrücken. Er konnte es nicht. Es hatte ihn fast fünfzehn Jahre gekostet zu akzeptieren, dass seine Eltern tot waren. Er konnte das nicht nochmal durch machen. Nicht nochmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)