Hello. It's Me. von tobiiieee ================================================================================ Kapitel 3: In Ruhe Essen ------------------------ Ich hielt meinen Kopf gesenkt, als ich die Treppen nach unten nahm, ignorierte alle vorbeikommenden Soldaten, Infanteristen, Kameraden. Mir drehte sich immer noch der Magen um, wenn ich einen von ihnen nur aus Versehen anschaute, ich erschauerte, Kurzschluss, nur schnell weg. Alles in allem war mir also nicht unbedingt nach Mittag, aber vor der Nachmittagseinheit würde ich noch etwas essen müssen, allein, um nicht vor Erschöpfung zusammenzuklappen und mich noch mehr zu blamieren. Also löste ich in der Kantine eine Essensmarke ein, fragte mich, was das auf dem Teller sein sollte, und machte mich auf die Suche nach einem Platz irgendwo am Rande des Saals, in dem noch vereinzelte Shinra-Angestellte und Soldaten saßen, als mir ein bekanntes Gesicht auffiel. Zack hob den Kopf, als ich bei ihm auftauchte. „Was machst du allein hier?“, fragte er. „Wurde ausgeschlossen“, murmelte ich, ohne ihn anzuschauen. Ich setzte mich und Zack widmete sich wieder seiner Mahlzeit, die wie eine ausgewogene Mischung aus buntem Salat, Hähnchencurry und irgendeiner Schokocreme zum Nachtisch aussah. Neidisch hafteten meine Augen auf seinen Tellern, während ich mich an meinen grauen undefinierbaren Schleim machte, der vermutlich alte Kartoffeln, ein bisschen Speck und Erbsen beinhaltete. „Du weißt“, sagte Zack, als er meinen Blick bemerkte, „dass du nicht viel dazuzahlen musst, um hier richtiges Essen zu kriegen, oder?“ Rekruten bei Shinra erhielten pro Monat genügend Essensmarken, um sich in der Kantine kostenlos gerade so zu ernähren, allerdings gab es dafür nur das „Tagesessen“, das im Grunde aus Resten der Vortage bestand. Man konnte den Wert einer Essensmarke aber auch verrechnen lassen und den restlichen Preis für ein richtiges Essen einfach bar bezahlen. Nun war die Vergütung in der Ausbildung nicht zu üppig, aber immerhin mussten wir davon keine Unterkunft und eigentlich auch keine Klamotten oder dergleichen bezahlen, also blieb am Ende des Monats doch etwas übrig. Was Zack jedoch nicht wusste, war, dass mein Geld fest verplant war zwischen dem Betrag, den ich an meine Mutter in Nibelheim schickte, und dem Betrag, der als Ersparnis unangetastet auf dem Konto verblieb. Natürlich war das etwas einschränkend für mich, aber das Kantinenessen war immer genau ausreichend, also gab es eigentlich keine Notwendigkeit, hier Geld zu verschwenden, also zuckte ich nur die Schultern. „Du hast also gehört, was passiert ist?“, fragte ich, den Blick vorsichtig halb vom Tisch hebend. „Klar, alle haben davon gehört“, sagte Zack breit grinsend. Schön, dass er fröhlich sein konnte. „Ich wusste nicht, dass so was in dir steckt.“ „Es war ein Unfall!“, platzte es aus mir heraus. Ich flehte Zack innerlich an, mir zu glauben. Wenigstens er. „Ich schwör’s!“ „Cloud“, sagte Zack, während er sein Besteckt beiseitelegte. „Hör mir mal zu. Wenn irgendjemand ehrlich glauben würde, dass es kein Unfall war, würdest du hier nicht frei rumlaufen, sondern wärst längst unter Arrest oder schlimmer.“ Ich starrte ihn an, während ich zusammenzusetzen versuchte, was er gesagt hatte. Es wurde ganz still. Ich runzelte die Stirn, atmete aus. Irgendetwas ... irgendetwas daran wirkte nicht ganz unlogisch. „Aber ...“, sagte ich. „Aber die Stube muss ich trotzdem allein aufräumen und saubermachen. Zur Strafe.“ „Ja, logisch wollen sie sichergehen, dass du bestraft wirst, damit so was nicht noch mal passiert“, sagte Zack, und jetzt nahm er wieder seine Gabel zur Hand. „Aber glaub mir eins, wenn jemand dich für schuldig halten würde, würdest du’s wissen. Es war ein Unfall, und Unfälle passieren in der Ausbildung, auch wenn sie nicht sollten. Aber sieh’s mal so: Was hat denn dein Kamerad in der Schusslinie gesucht? Er hat bestimmt auch Ärger gekriegt, nachdem er wieder in Ordnung war, er sagt’s dir nur nicht. Also bleib einfach ganz ruhig.“ Schweigend aßen wir eine Weile weiter. Meine Kameraden waren nicht so entspannt wie Zack und ließen mich mehr denn je spüren, was sie von mir hielten. Wenn sie mich schlicht ignorierten, war das fast noch am leichtesten zu ertragen. Leichter jedenfalls als die Gemeinheiten, die sie sich, in meiner Nähe stehend, über mich erzählten und die gerade so meine Ohren erreichten. Leichter als die ständige Suche nach meinen Sachen, sodass ich überall immer erst in letzter Sekunde auftauchte, also gerade noch pünktlich, aber eigentlich doch zu spät. Und nie war es jemand gewesen, nie hatte jemand etwas gesagt, nie trat mir jemand gegenüber. Nie wollte jemand wirklich etwas mit mir zu tun haben. Ich seufzte. „Ich weiß nicht wirklich, was ich machen soll“, sagte ich, bevor ich mich zurückhalten konnte. „Konzentrier dich auf die Ausbildung“, sagte Zack schlicht. „Lern viel, üb viel, trainier viel, achte einfach auf dich. Und weißt du, was du machen kannst, du kannst dich auf dieses ... Wie heißt das offiziell? Na, auf dieses Mentoren-Dings bewerben.“ Ich schnaubte. „Weil ich darauf eine Chance habe.“ „Weißt du nicht, bis du’s probiert hast“, sagte Zack schulterzuckend. „Wir alle denken nicht, dass wir’s schaffen, aber am Ende wird jemand gewählt, und ich sag dir eins, ohne Angeal als Mentor wär ich bestimmt auch nicht, wo ich heute bin.“ „Du willst sagen, allein hab ich keine Chance“, schloss ich trocken. „Du musst nicht immer so negativ sein.“ „Aha. Ich soll also ehrlich glauben, dass auch nur einer von Den Drei Großen was mit ausgerechnet mir zu tun haben will?“, fragte ich Zack, meinen skeptischen Blick auf sein Gesicht geheftet. „Wieso nicht? Ich glaub, die werden dafür auch extra bezahlt, also haben sie wenigstens was davon.“ Ich lachte über die Absurdität der Situation. Zack schaute sich um, wie um sicherzustellen, dass niemand lauschte, und beugte sich dann näher zu mir. „Und ich will ja nichts sagen, aber ... alle drei gehen ja auch langsam auf die vierzig zu, also sind sie vielleicht auch nicht ganz uninteressiert an ein bisschen Nachwuchs.“ Ich hielt Zacks Blick stand. „Und dann warten sie ausgerechnet auf mich.“ Zack stöhnte. „Ich geb’s auf mit dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)