Champ Stories von Platan (Band 1: Endynalos) ================================================================================ Kapitel 18: Ich muss zur Einrichtung fliegen -------------------------------------------- Eigentlich war Raelene gerne draußen unterwegs, in der Natur, und trainierte mit ihren Pokémon oder ging auf Erkundungstour. Die Wohnung von Delion war aber so gut ausgestattet, dass sie die letzten zwei Tage tatsächlich kaum rausgegangen war – außer die Male, wo sie zu einem wichtigen Treffen musste oder in der Nähe Hilfe mit Pokémon benötigt worden war. Im Moment war sie mit den Pokémon alleine in der Wohnung, weil Delion seiner Arbeit als Liga-Präsident nachgehen musste. Abgesehen von Glurak hatte er auch sein Team bei ihr gelassen, wodurch es weiterhin reichlich lebhaft blieb und Langeweile gar nicht erst aufkommen konnte. Genau deswegen hatte Delion seine Pokémon schließlich zu Hause gelassen. So konnte er es ihnen endlich ersparen, die Zeit mit ihm im Büro oder bei Meetings verbringen zu müssen, wo nichts Spannendes geschah. Jedenfalls war das seine Erklärung dazu gewesen – außerdem wollte er überambitionierte Leute von der Presse fernhalten. Anfangs hatte Raelene besorgt angemerkt, dass Delion nun nicht mal für einen Kampf entsprechend gerüstet wäre, doch ihre Sicherheit schien ihm wichtiger zu sein. Würden die Medien wirklich versuchen Grenzen zu überschreiten, wenn man sich nicht ausreichend dagegen wappnete? Vielleicht war ihr Leben als Champ deshalb relativ ruhig verlaufen, weil Delion und die Liga genau wussten, wie man jegliche Übergriffe verhindern konnte. Dafür sollte Raelene sich bei so einigen Menschen mal ordentlich bedanken. Nach einigen Spielen gönnten sich die Pokémon und Raelene gerade eine Ruhephase, in der sie nur gemütlich zusammensaßen. Dabei plapperte sie unbedarft über allerlei Dinge, die ihr spontan in den Sinn kamen. Ein bestimmter Fakt beschäftigte sie ganz besonders. „Eine Woche.“ Raelene seufzte verträumt. „Nun bin ich schon eine ganze Woche mit Delion zusammen.“ Eigentlich eine recht kurze Zeitspanne, doch für sie war es nach wie vor unglaublich. Inzwischen wusste Raelene, dass Delion in vielen Punkten ähnlich dachte und fühlte wie sie, also dürfte es auch für ihn eine kleine Sensation sein. „Ich hoffe, euch hat diese Woche auch gefallen~. Es sieht nämlich so aus, als würden wir noch viel länger alle so zusammenbleiben.“ Einige Pokémon gaben fröhliche Laute von sich, was sie als Zustimmung wertete. Solange sie dieser Beziehung ihren Segen gaben, stand ihrem Glück wirklich absolut nichts im Weg. „Chu!“, rief Pichu plötzlich aufgeregt. Tatsächlich hörte auch Raelene, dass jemand an der Wohnungstür war und sie kurz darauf schwungvoll öffnete, gefolgt von Delions gut gelaunter Stimme: „Ich bin wieder da~!“ „Delion~!“, erwiderte Raelene die Begrüßung begeistert. Sie sprang regelrecht vom Sofa, hüpfte danach dann noch geschickt über Azurill und Dedenne hinweg, um nicht auf sie zu treten, und eilte zu Delion, der bereits schnellen Schrittes ins Wohnzimmer trat. Sofort schlang Raelene fest die Arme um ihn. „Willkommen zu Hause!“ Im Hintergrund reihten sich die Pokémon mit ihren Rufen bei dieser Begrüßung mit ein. „Wir haben dich alle wieder sooo vermisst~.“ „Woll, woll, woll~!", blökte Wolly hinter ihr, wie ein Hunde-Pokémon das sein Herrchen begrüßen wollte. Glücklich lächelnd schloss Delion Raelene ebenfalls in seine Arme. „Dann ist es wirklich gut, dass ich wieder da bin~. Und vorerst stehen keine Termine mehr an. Wir können ab morgen dann sogar wieder campen gehen~.“ „Wirklich?! Super, ich hab heute noch gedacht, dass mir die Natur schon ein bisschen fehlt~.“ Immerhin gab es noch so vieles, was sie zusammen in den Kronen-Schneelanden erleben wollten. Hier mit ihm zusammen zu sein war schön, aber dort draußen war es einfach noch besser. Um die Sache mit der Öffentlichkeit ihrer Beziehung hatten sie sich ja zumindest schon teilweise gekümmert. Die PR-Abteilung hatte zugestimmt, einen kurzen Artikel darüber zu veröffentlichen, damit die Allgemeinheit Bescheid wusste, ohne zu viel zu erfahren. Das blieb dann für zukünftige Interviews übrig. Nur widerwillig löste Raelene sich von Delion und klatschte behutsam mit ihren Händen gegen seine Wangen. „Hast du Hunger? Ich war eine super fleißige Hausfrau und habe uns Essen bestellt.“ Besonders Delion hatte sich ein ordentliches Mahl verdient, wenn er von der Arbeit kam. Raelenes Pokémon riefen wild durcheinander, als wollten sie ihr mitteilen, dass sie auch Hunger hatten ... schon wieder. Sie waren wirklich geschickt darin, wenn es ums Betteln ging. Nur Zamazenta blieb ruhig und senkte den Kopf, nachdem er die Szene kurz beobachtet hatte. „Oh, du bist wirklich umsichtig~.“ Delion fühlte sich sichtlich umsorgt. „Ich habe nämlich echt Hunger~.“ Und Pichu auch, so eifrig wie er bereits mit den anderen im Chor rief. Vielleicht machte er aber auch nur mit, weil er dachte, sie spielten ein besonders großartiges neues Spiel. Morgen könnte Raelene ihnen allen wieder ein leckeres Curry kochen. Für diesen Tag war Essen vom Lieferdienst aber sicher auch schon eine schöne Aussicht. Fast Food schmeckte fast jedem. „Perfekt~. Dann decke ich für uns den Tisch und du kommst erst noch richtig an.“ Bestimmt wollte Delion nämlich auch seine eigenen Pokémon noch anständig begrüßen. Sie lächelte ihm zu, was von ihm erwidert wurde, und huschte dann los, um ihre Worte direkt in die Tat umzusetzen. Azurill nutzte die Gelegenheit und verwickelte sich mit ihrem Schweif in Raelenes Haaren, damit sie sich einfach tragen lassen konnte. Die Kleine lachte dabei vergnügt. Ein ihr vertrautes Geräusch hinter ihr verriet Raelene, dass Delion soeben auch Glurak aus seinem Ball befreit hatte. Anschließend schenkte er tatsächlich jedem seiner Pokémon etwas Aufmerksamkeit. Zwischendurch gab er einen irritierten Laut von sich. „Wo ist denn Pichu?“, fragte er. Da der Essbereich in das große Wohnzimmer integriert war, konnte Raelene ihm problemlos antworten, während sie weiter alles vorbereitete: „Schaukel~.“ Es war geraten, doch Delions „Aaah!“ sagte ihr, dass sie richtig lag. Pichu schien inzwischen eine Vorliebe für diese Vogelschaukel entwickelt zu haben, denn er saß ziemlich oft auf dieser und beobachtete von dort stets die Lage. Diesmal lachte er vergnügt, als er von Delion begrüßt wurde. Nachdem er und Glurak sichergestellt hatten, dass es allen gut ging, kam Delion ebenfalls zu Raelene an den Esstisch. „Anscheinend sind alle sehr glücklich mit dir“, kommentierte Delion zufrieden. „Jedenfalls hat sich keiner gelangweilt.“ „Sehr gut, also bin ich nicht langweilig~. Wir haben ein paar Spiele ausprobiert, die man nur in großen Gruppen machen kann.“ Raelene blickte dabei vielsagend, aber lächelnd, zu Pichu und Dedenne. Da Azurill noch in ihren Haaren hing, blieb sie davon verschont. „Manche waren lustig, andere etwas chaotisch.“ „Chu~“, summte Pichu auf Raelenes Blick munter, da er es wohl nicht als Tadel verstand. Delion lachte leise. „Ich glaube, wir sollten demnächst mal anfangen, die Babys richtig zu erziehen, bevor wir gar nichts mehr an sie rankriegen.“ „Aber sie sind einfach zu süß!“, wandte Raelene ein. Natürlich hatte Delion trotzdem recht. Sie würden nicht für immer Babys bleiben, außer Dedenne. Wenn sie nicht bald etwas strenger mit ihnen wurden, könnten sie wirklich Probleme bekommen. Zum Glück nahmen Maxax und Feelinara ihnen schon einen riesigen Teil der Erziehung ab. Dafür sollten sie den beiden mal ein Dankeschön besorgen, denn sie machten das großartig. Bezüglich der Babys würde Gloria ihnen wahrscheinlich eine Predigt halten. Eventuell sollten sie von ihr einige Ratschläge zur Erziehung einholen – ohne ihr davon zu erzählen, was die beiden mit ihren Pokémon für Lebensmittel zu sich nahmen. Gloria würde nämlich garantiert erschrocken reagieren, wenn sie sehen könnte, wie viel Fast Food Raelene bestellt hatte. Wenigstens waren diesmal auch einige Salate dabei, weil manche Pokémon doch leichte Kost bevorzugten. Und sie selbst hatte auch Lust darauf. „Wie lief die Arbeit heute eigentlich?“, hakte Raelene nach. „Alles gut? Irgendwelche Probleme?“ „Alles war gut, keine Probleme. Es ging hauptsächlich um neue Finanzierungen und neue Energien. Das Übliche also. Im Moment stehen ja keine größeren Änderungen an, außer den geplanten Schaukämpfen. Aber dafür hab ich schon alle Anträge unterschrieben, also liegt das inzwischen in der Hand der Leute, die alles organisieren müssen.“ Raelene wollte gerade etwas bezüglich der Schaukämpfe sagen, als Zamazenta plötzlich aufsprang und ein unruhiges Knurren von sich gab. Bevor sie darauf irgendwie reagieren konnte, stürmte er auch schon durch die Terrassentür nach draußen. Sofort machte sich ein ungutes Gefühl in ihr breit. Sie warf einen kurzen, besorgten Blick zu Delion. Dessen Laune war sichtlich getrübt. Hastig folgte Raelene Zamazenta nach draußen, um nachzusehen, was mit ihm los war. Aber sie befürchtete bereits, dass es nur mit Endynalos zu tun haben könnte. Angespannt blickte Zamazenta in die Ferne, in die Richtung, in der auch Circhester lag. Es konnte also wirklich nur eines bedeuten … Delion war ihnen nachgelaufen, jedoch an der Terrassentür stehengeblieben und sah den beiden entgegen, seine Stimme klang hohl. „Was ist los?“ Laut jaulte Zamazenta auf und sah Raelene fordernd an. Sein Gesicht wirkte eher besorgt, aber auch alarmiert. Ihr gefiel es nicht, aber sie musste sich darum kümmern. Sie nickte ihm zu, bevor sie sich ernst an Delion wandte. „Ich muss zur Einrichtung fliegen. Etwas stimmt da immer noch nicht.“ Am liebsten hätte sie Delion gesagt, dass alles in Ordnung war. Deshalb musste sie sich erst recht darum kümmern. „Wir fliegen auf Glurak“, beschloss Delion, ohne erst darüber nachzudenken. An seiner Stelle würde sie auch darauf bestehen mitzukommen, also widersprach sie ihm nicht, sondern nickte dankbar. Dann versicherte sie Zamazenta, dass sie sofort zur Einrichtung fliegen würden, bevor sie ihn schon mal zurück in seinen Ball schickte. Anschließend ging sie zurück zur Terrassentür, wo Delion stand. Dieser winkte seinen Partner zu sich. Glurak gehorchte sofort und kam zu ihnen. „Wir sollten aber unsere Pokémon nicht vergessen“, riet Delion. „Falls wir kämpfen müssen.“ Gegen Endynalos hätten die meisten zwar keine Chance, doch er hatte recht. „Die Babys würde ich lieber hier lassen. Feelinara kann sich um sie kümmern.“ Blieben auf ihrer Seite also Liberlo und Wolly. Hoffentlich mussten sie nicht wirklich kämpfen, sonst wären sie kräftemäßig wahrscheinlich unterlegen, sollte Endynalos ihr Gegner sein. Zwar hätte sie Zamazenta dabei, doch ohne Zacian dürfte auch er Probleme bekommen. „In Ordnung.“ Delion ging ins Wohnzimmer zurück, um seine Pokémon allesamt – bis auf Pichu – in ihre Bälle zu befördern, was Raelene ihm gleichtat. Nur bat sie Feelinara noch darum, die Babys zu beaufsichtigen, bis sie wieder da wären – und sich am Essen zu bedienen, aber es nicht zu übertreiben. Glurak hatte sich unterdessen flugbereit in Position begeben und Delion saß bereits auf ihm, als Raelene zu ihnen eilte. „Wir müssen zur Einrichtung, zu Endynalos. So schnell wie möglich!“, bat sie, kaum dass auch sie ihren Platz auf Gluraks Rücken eingenommen hatte. „Du hast sie gehört, Partner. Los geht’s!“ Glurak erhob sich direkt in die Luft und stürmte los. Raelene klammerte sich an ihm fest und presste eine Hand auf die Kappe, weil sie immer noch befürchtete, dass sie mitten im Flug sonst verlorengehen könnte. Diesmal erreichte Glurak eine Geschwindigkeit, die es selbst für Delion notwendig machte, sich besser festzuhalten. Sicher spürte auch Glurak, dass etwas vorgefallen war, weswegen ihm viel daran lag, noch schneller als sonst zu fliegen. Die meiste Zeit über musste Raelene die Augen zusammenkneifen, so hoch war das Tempo. Im Moment mussten sie aber zügig vorankommen, deshalb war sie dankbar für diese Geschwindigkeit. Als es schließlich deutlich kälter wurde, spürte sie zumindest, dass sie nahe am Ziel waren. Durch den überstürzten Aufbruch hatte sie schon wieder keine Jacke dabei, aber dass sie fror war gerade absolut nebensächlich. Je näher man der Einrichtung kam, desto deutlicher waren schon von Weitem aufgeregte Stimmen zu hören. Im Schneegebiet gelang es Raelene nur mit Mühe, die Augen wieder zu öffnen, doch sie wollte schon mal einen ersten Blick auf die Lage werfen. Das Tor stand offen und eine Hand voll Leute floh panisch aus dem Gebäude. Kein gutes Zeichen. Glurak setzte zur Landung an und berührte noch nicht einmal richtig den Boden, da sprang Delion bereits ab. Diesmal bot er Raelene nicht die Hand an, weil er zu sehr damit beschäftigt war, einen der Fliehenden aufzuhalten. Das gelang ihm allerdings erst, als er den Arm einer Person ergriff. Raelene wartete, bis Glurak auf dem Boden stand, bevor sie ebenfalls absprang und zu Delion rannte. Zum Glück hatte er jemanden abfangen können. Hoffentlich erfuhren sie durch ihn, was hier los war. Offenbar war die Lage ziemlich ernst, wenn die Leute sogar aus der Einrichtung flohen. „Was ist hier passiert?!“, fragte Delion ernst. „Prä-Präsident!“, stotterte der Angestellte schreckhaft. „Was machen Sie-, ich meine, es tut uns so leid! Er ist einfach total durchgedreht! Also, nicht Endynalos, sondern Mula! Mula hat es zu weit getrieben!“ Delion runzelte die Stirn. „Mula?“ Dieser Name schien ihm nichts sagen, genau wie Raelene. Wer war dieser Mula? „Was hat er getan?“, erkundigte Delion sich weiter. „Und wo ist er jetzt?“ Der Angestellte stotterte wieder vor sich hin, aber diesmal verstand man kaum ein Wort. „Konzentriere dich“, forderte Raelene, aber mit ruhiger Stimme. „Wir sind da, um zu helfen. Aber dafür musst du uns erklären, was passiert ist.“ Nervös atmete der Mann ein und aus. Seine Hände zitterten heftig, als er sie etwas hob und mit ihnen über seinen weißen Kittel fuhr. Vermutlich eine Art Geste, mit der er sich selbst zu beruhigen versuchte. „O-Okay ... okay. Mula hat Gerüchte aufgeschnappt, dass die Methode, mit der wir Endynalos momentan unter Verschluss halten, bald abgeschafft werden soll. Es ist sogar von seiner Freilassung die Rede. Das hat Mula in Panik versetzt. Also bekam er die wahnwitzige Idee, die Energie, die wir mit Hilfe unserer Technik aus Endynalos selbst gewinnen, nicht direkt zu ihm zurückzuschicken, sondern anzusammeln, um ihn dann mit einem Schlag ... um ihn … also ...“ Es war Raelene, die den Satz schockiert beendete: „Etwa um ihn zu töten?!" „J-ja. Aber so viel Energie auf einmal zu lagern hält die Maschine nicht aus!“ Nun wurde der Angestellte wieder unruhig. „Uns könnte jede Minute alles um die Ohren fliegen! W-wir müssen hier schnell weg!“ Wie konnte dieser Mann, Mula, das nur tun? Selbst wenn Endynalos eine Gefahr war, gab es keinerlei Grund, ihn direkt zu töten. Das konnten sie nicht zulassen. Delions Blick verhärtete sich. „Okay, wir kümmern uns darum. Versucht einfach, diese Evakuierung ein wenig zu ordnen. Es bringt nichts, wenn ihr hier flieht, nur um euch dann in der Kälte zu verlaufen. Sag allen, dass wir an der Sache dran sind.“ Selbst wenn das gefährlich werden könnte, mussten sie etwas unternehmen. Hier ging es darum, Galar und Endynalos zu beschützen. Also würden sie keine andere Wahl haben als sich darum zu kümmern. Raelene unterstrich Delions Worte mit einem Nicken. „Sag uns nur noch, wo Mula jetzt gerade ist.“ „E-er müsste unten sein, bei Endynalos. Von da aus lässt sich alles steuern“, antwortete der Mann, immer noch zitternd. „G-geht da besser nicht rein!“ Die letzten Worte ignorierte Raelene bewusst. Sie mussten da rein! Vielleicht konnten sie das Schlimmste noch verhindern. Irgendwie. Mit einem knappen Nicken zu Delion rannte sie los, Richtung Tor, um das Gebäude zu betreten. Er schloss sich ihr direkt an, nachdem er Glurak zurück in den Ball geschickt hatten, und überließ es einigen der anderen Flüchtlinge, sich um den Angestellten zu kümmern. Aus dem Eingangsbereich der Einrichtung kam ihnen eine junge Frau entgegen, die mit den Armen wedelte und nach einigen Personen rief, die an Delion und Raelene vorbeirannten. „Verdammt, ihr Feiglinge! Kommt zurück! Wir brauchen Hilfe da unten! Professor Magnolica ist noch-, Oh! Präsident! Champ!“ Erleichtert eilte die Frau zu ihnen. „Dem Himmel sei Dank! Bitte helft uns!“ Hatte Raelene das vorhin richtig verstanden? Professor Magnolica war auch noch unten? Noch ein Grund mehr, warum sie etwas unternehmen mussten. Sie konnten die Professorin nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Beruhigend legte Delion eine Hand auf die Schulter der Frau und warf einen raschen Blick auf ihr Namensschild, das sie um den Hals trug. „Helen, gibt es einen schnelleren Weg nach unten als den Aufzug?“ Daran hatte Raelene noch gar nicht gedacht, aber selbst eine Treppe käme ihnen jetzt gelegen. Wenn die Technik im Rest des Gebäudes möglicherweise angefangen hatte zu spinnen, wäre es besser, nicht den Aufzug zu benutzen. Zu Raelenes Erleichterung nickte Helen sofort und schob ihren Kittel etwas zur Seite, um besser an ihre Hosentasche heranzukommen. Rasch holte sie einen Schlüssel hervor und reichte ihn Delion, vermutlich weil er derjenige war, der nach einem anderen Weg gefragt hatte. „Der Notfall-Schlüssel“, erklärte Helen. „Damit könnt ihr die Tür zur Brandschutztreppe nach unten öffnen! Weiter den Gang geradeaus und dann bei erster Gelegenheit rechts, sie ist ausgeschildert. Professor Magnolica und Mula haben angefangen mit ihren Pokémon gegeneinander zu kämpfen, als ich Hilfe holen ging, also beeilt euch bitte!“ „Okay, danke.“ Mutmachend klopfte Delion Helen auf die Schulter. „Konzentrieren Sie sich jetzt bitte auf die Evakuierung.“ Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, lief er anschließend weiter. Raelene blieb dicht hinter ihm. Professor Magnolica hatte gesagt, aufgrund ihres Alters wäre der Druck dort unten, wo sie Endynalos verschlossen hielten, zu groß für sie. Wenn sie nun sogar an diesem Ort kämpfte, musste das bedeuten, dass wirklich Not am Mann war, und dass diesem Mula zuzutrauen war, dass er Endynalos ernsthaft töten wollte. Sie mussten sich beeilen! Plötzlich blieb Delion aber dann stehen, bei der ersten Abzweigung, weshalb Raelene beinahe in ihn hinein gerannt wäre. Ratlos schnellte sein Blick hin und her. Ein leiser Fluch kam über seine Lippen – wie sehr er seinen schlechten Orientierungssinn in dieser Sekunde hassen musste. Raelene griff nach seiner Hand. „Hier lang!“ Zielsicher zog sie ihn nach rechts, wie Helen gesagt hatte. Er bedanke sich knapp bei ihr, hörbar erleichtert. Bestimmt käme auch Delion noch dazu, eine andere ihrer Schwächen durch seine Anwesenheit auszugleichen, weshalb Raelene wirklich froh war, doch nicht alleine hergekommen zu sein. Mit ihm zusammen fühlte sie sich viel stärker. Vor einer Tür mit einem leuchtenden Schild, das dazu diente, die Treppe als Fluchtweg zu markieren, blieb Raelene mit ihm stehen. Geschwind schloss Delion sie auf und sie liefen weiter. Immerhin hatten sie keine Zeit, um lange innezuhalten. Delion war vor ihr, übersprang sogar jeweils die letzten drei Stufen und nutzte den Schwung beim Zuwenden zur nächsten Treppe, so dass er ohne zu stocken weiterlaufen konnte. So schnell wie er gelang es Raelene nicht nach unten zu sprinten. Es war, als wäre er vollkommen auf die Stufen und sein Ziel konzentriert. Daher verlor sie ihn schnell aus den Augen. „Sei vorsichtig!“, rief Raelene ihm hinterher. Auch wenn sie beide gewohnt waren Risiken einzugehen, durften ihnen nichts passieren. Sonst könnten sie am Ende niemandem mehr helfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)