Champ Stories von Platan (Band 1: Endynalos) ================================================================================ Kapitel 17: Was machst du denn hier? ------------------------------------ Während Delion kontrollierte, wer gerade geklingelt hatte, blieb Raelene im Wohnzimmer stehen und wartete. Falls es ein Postbote oder gar irgendwelche Vertreter waren, wollte sie lieber nicht nur in Badebekleidung an die Tür gehen – zumal sie selbst bloß ein Gast in dieser Wohnung war. Eigentlich war es aber für solcherlei Besucher noch viel zu früh am Morgen, also konnte sie das doch ausschließen. Vielleicht war etwas in der Einrichtung passiert, mit Endynalos, und nun war Magnolica zu ihnen gekommen. Nein, in dem Fall hätte die Professorin sie wohl eher einfach angerufen. Von der Wohnungstür her waren schließlich Stimmen zu hören. Mühevoll unterdrückte Raelene den Drang, zu lauschen, und warf lieber einen Blick zu den Pokémon. Die meisten schliefen noch tief und fest. Dedenne grinste breit und sabberte ein wenig, was vermuten ließ, dass er von Beeren oder Essen allgemein träumte. Azurill strampelte neben ihm ein wenig mit ihren Füßchen und Pichu, der im selben Bett lag … war wach, wie sie nun bemerkte. Aufmerksam zuckten Pichus Ohren und richteten sich nach den Geräuschen aus, die von der Wohnungstür kamen. Auch der Blick des Kleinen war wie gebannt in diese Richtung gelenkt. Alles an Pichus Körperhaltung deutete darauf hin, dass es jede Sekunde aufspringen und seiner Neugier nachgehen würde. Falls irgendjemand Wichtiges an der Tür war, sollte Raelene das besser verhindern, auch wenn es eigentlich nichts Schlimmes daran gab, von einem Baby-Pokémon überrascht zu werden. „Hey, Pichu~“, flüsterte Raelene verspielt. „Gut geschlafen? Hast du Lust, mit auf die Terrasse zu kommen?“ Auf ihren Ablenkungsversuch reagierte Pichu überhaupt nicht, sondern konzentrierte sich weiter auf das, was seine Ohren aufnahmen. Zwischen den Worten, die Delion mit dem unerwarteten Besucher wechselte, stach schließlich ein bestimmter Satz plötzlich deutlich hervor, den sogar Raelene verstehen konnte. Ausgesprochen von einer Männerstimme, die ihr noch dazu irgendwie verdächtig bekannt vorkam: „Lust auf Frühstück?“ Wie auf Stichwort hüpfte Pichu aus dem Bettchen, wodurch Dedenne und Azurill ein Stück zur Seite rutschten, weil der entsprechende Halt fehlte. Davon ließen sie sich aber nicht stören und schlummerten weiter. Pichu dagegen stürmte geradewegs zur Wohnungstür und stieß ein fröhliches „Chu!“ aus, als er aus ihrem Sichtfeld verschwand. „Mist“, murmelte Raelene, und verpasste sich selbst mit der Faust einen leichten Schlag gegen den Kopf. „Ganz toll gemeistert, Champ.“ „Oh, tut mir leid ...“, entschuldigte Delion sich. „Pichu ist noch nicht mit Besuch vertraut.“ Instinktiv ging Raelene selbst einige Schritte Richtung Wohnungstür, falls es nötig wäre, Pichu wieder zurückzuholen. Dadurch konnte sie die Stimme der anderen Person viel besser verstehen, als diese erneut zu sprechen anfing: „Na, fotogen bist du schon mal. Dein Gesicht hätte ich mir also gemerkt. Du musst neu in Delions Team sein. Deine Energie gefällt mir. Dein Trainer sollte mit derselben Energie mal seine Social Media im Auge behalten.“ Social Media. Spätestens dieser Hinweis hätte Raelene auf jeden Fall verraten, um wen es sich bei dem Besucher handelte, doch sie hatte es schon vorher an der Stimme erkannt. Der Störenfried war Roy. Natürlich, nur ihm wäre es zuzutrauen, unangemeldet so früh irgendwo aufzuschlagen. „Pichu~!“, rief das Baby vergnügt – bestimmt hatte Roy bereits ein Foto geschossen und Pichu erfreute sich somit an dem ersten eigenen Bild von sich. „Okay, los, komm rein, wir müssen ja nicht nur zwischen Tür und Angel reden“, sagte Delion, was bei Raelene für Anspannung sorgte. Roy war kein schlechter Kerl. Absolut nicht. Irgendwie fühlte sie sich in seiner Nähe aber stets … unbehaglich. Vielleicht lag das an diesem einen Gespräch, das sie damals miteinander hatten, wenn auch unfreiwillig. Seitdem war sie davon überzeugt, dass Roy sie nicht ausstehen konnte, obwohl er sich ihr gegenüber freundlich verhielt. Allerdings wusste Raelene, wie anders Roy sein konnte, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischte. Trotzdem … er war ein guter Mensch. Sonst wäre er sicher nicht mit Delion befreundet. Außerdem gaben seine Pokémon bei jedem Kampf alles für Roy, was sie gewiss nicht einfach so taten. Sie liebten ihn, er war ein guter Trainer. Es war vermutlich schlicht Pech, dass Roy und Raelene keine gute Bindung zueinander besaßen. Wieder ertönte Roys Stimme, gefolgt von Schritten: „Geht doch, warum nicht gleich so?“ Kurz darauf betrat er auch schon das Wohnzimmer und entdeckte sofort Raelene, die in diesem Moment ein wenig verloren aussehen musste. Obwohl sie es besser wusste, blinzelte sie mehrmals, als könne sie es noch nicht so recht glauben, wirklich und leibhaftig Roy vor sich stehen zu haben. Äußerlich sah er genauso aus wie immer, eingepackt in seiner übergroßen Jacke und das Gesicht zum Teil von seinem Bandana verdeckt. In seiner linken Hand hielt er eine Einkaufstüte, die aus einer beliebten Bäckerei von Score City stammte – überall hing Werbung für diesen Laden herum, weshalb sogar Raelene das Logo erkannte. Auf seiner Schulter hockte Pichu, der mit seinen Pfoten auf dem Smart-Rotom herumdrückte, das genau vor ihm schwebte. „Oh~“, tat Roy unwissend. „Sieh an, was machst du denn hier, Champ?“ „Hallo ...“, erwiderte Raelene zögerlich. „Was machst du denn hier?“ Belehrend hob er einen Zeigefinger. „Ich hab zuerst gefragt.“ „Und klangst dabei so, als wüsstest du es sowieso schon.“ Delion kam weniger Sekunden später ebenfalls ins Wohnzimmer, weil er noch die Tür geschlossen haben musste. Pichu sprang sofort auf Delions Kopf, als dieser neben Roy stehenblieb. So konnte Delion Roy problemlos eine Hand auf die zuvor besetzte Schulter legen. „Und als ob jemand wie du doch nicht ohnehin schon wüsste, was los ist.“ Bestimmt hatte Roy schon jede Neuigkeit bezüglich der Beziehung zwischen Delion und Raelene förmlich aufgesogen und wusste genau, von wem welche Info stammte und wen man fragen musste, wenn man noch mehr wissen wollte. Roy schnaubte beleidigt. „Ich frage mich nur, warum ich es nicht direkt von meinen Freunden erfahren habe, sondern über Umwege.“ Verwirrt neigte Raelene den Kopf. „Ähm, Freunde in der Mehrzahl?“ „Natürlich, du bist genauso schuldig wie Delion“, betonte Roy. „Also schäm dich gefälligst.“ Einen Moment lang schwieg sie nachdenklich. „Wir zwei ... sind Freunde?“ Delion seufzte schwer, während Raelene noch weiter verarbeiten musste, dass Roy sie als Freund betrachtete. „Tut mir leid. Es kam ziemlich plötzlich, und es war viel zu tun in den letzten Tagen. Da hab ich wohl vergessen, Bescheid zu sagen.“ Spontan fragte Raelene sich, ob ihre Freunde ähnlich beleidigt wie Roy wären, weil sie nicht alle sofort über ihren Beziehungsstatus informiert hatte. Inzwischen dürften es zwar alle wissen, aber nicht direkt vom ersten Tag an. So lange war sie mit Delion allerdings noch nicht zusammen. Bislang kamen sie nicht mal auf eine Woche. Roy sah Delion prüfend an, bevor er, ohne Vorwarnung, nach seinem Smart-Rotom griff und ein Foto von ihm schoss. „Dein Gesicht sieht reumütig genug aus“, beschloss Roy. „Dir sei verziehen.“ Dann wandte er sich wieder an Raelene: „Du dagegen musst dich erst mal doppelt entschuldigen. Es ist doch ziemlich eindeutig, dass wir Freunde sind!“ Daran zweifelte sie doch noch, aber widersprechen wollte sie ihm auch nicht. Jemanden wie Roy hatte sie lieber als Freund, statt zum Feind. „Also, wenn dich das so gekränkt hat, dann tut es mir natürlich auch leid", seufzte Raelene überfordert. „Großes Doppel-Sorry.“ Bei ihr verzichtete Roy auf ein Foto, zu ihrer Erleichterung. Wahrscheinlich befürchtete er, Delion wäre nicht so glücklich darüber, wenn er Bilder von seiner nun festen Freundin kurz nach dem Schwimmen schoss. Noch dazu vor seinen Augen. Diese Sucht nach Fotos verstand Raelene ohnehin nicht, doch umgekehrt dürfte es genauso sein. Nickend schloss Roy die Augen. „Na gut, ich will mal nicht so sein. Nächstes Mal klappt das aber besser, meine lieben Turteldusselgurrchen!“ „Ich hab dich gedanklich schon auf die Liste neben Hop gesetzt“, versicherte Delion ihm. „Okay, jetzt musst du mir aber wirklich verraten, woher du wusstest, dass sie heute, jetzt, bei mir ist.“ Das fragte Raelene sich auch. Sie waren auf Glurak auf die Terrasse geflogen. Ob sie dabei von irgendeiner Drohne beobachtet worden waren? Zumindest war ihr nichts aufgefallen, vielleicht achtete sie aber nur nicht gut genug auf solche Dinge. Außerdem war sie abgelenkt gewesen, von Delions Nähe und dem Flug allgemein. Roy tippte geschwind auf seinem Smart-Rotom herum und warf es schließlich in die Luft, damit es von selbst vor Delion und Raelene schwebte. So konnten sie einen Artikel sehen, der erst vor wenigen Minuten online gegangen war und Fotos von Raelene beim Schwimmen zeigte. Champ genießt bereits den Pool des Liga-Präsidenten, wie intim sind sie wirklich schon miteinander?! Wir decken auf! So lautete der Titel. Dieser Artikel war unfassbar schnell herausgekommen. Gab es wirklich Leute, die so sehr auf der Lauer lagen? Schlagartig lief Raelenes Gesicht vor Scham rot an. Es war kein Problem, heimlich während eines Kampfes oder beim Einkaufen fotografiert zu werden, daran hatte sie sich irgendwie gewöhnt, doch so etwas ging selbst ihr einen Schritt zu weit. „W-was? Aber wie ... ich habe gar nichts bemerkt“, meinte sie nervös. „Und es war noch dunkel!“ „Drohnen sind inzwischen so unauffällig wie ein Kecleon. Und der Begriff Nachtsicht dürfte dir doch wohl auch nicht fremd sein, oder?“, erklärte Roy ernst. „Echt, ihr müsst ein bisschen besser aufpassen. Seit man euch zusammen in Claw City gesehen hat, ist die Presse hinter jedem heißen Foto und jeder noch so banalen Info über euch her. Die lauern auf euch wie wilde Fleischfresser-Pokémon auf Karpardor.“ „Wie gehen andere Leute mit so etwas um?“, erkundigte Delion sich. „Also, Leute, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen wollen?“ Roy klopfte ihm kräftig auf den Rücken. „Da gibt es nicht viel mit umzugehen. Die sind jetzt nur so stalky, weil ihr eure Beziehung noch nicht öffentlich gemacht habt. Vermeintliche Geheimnisse ziehen leider immer die Fliegen der Presse an. Gebt einfach ein Statement hier und da ab, postet ein paar nette Fotos und die Leute beruhigen sich schnell wieder.“ Offenbar war Roy bereits davon überzeugt, dass Delion und Raelene aus ihrer Partnerschaft kein Geheimnis machen wollen. Sonst wären sie auch wesentlich vorsichtiger gewesen, statt ungeniert zusammen händchenhaltend durch die Öffentlichkeit zu laufen. Delion warf Roy einen unsicheren Blick zu. „So einfach ist das?“ Im Prinzip war das Verhalten dieser Leute durchaus nachvollziehbar. Da es aussah, als machten sie ein Mysterium aus ihrer Beziehung, wollte natürlich jeder wissen, wie es wirklich war. Wäre Delion in einer Beziehung mit jemand anderem, wäre sie selbst auf der Suche nach dem kleinsten Schnipsel, der ihr verraten könnte, was für eine Art von Bindung sie in Wahrheit pflegten. Wenn man selbst der Grund für diese immense Neugierde war, fühlte es sich allerdings unangenehm an. Das schien auch Delion so zu sehen, denn er nickte entschlossen. „Dann sollten wir das vielleicht wirklich mal tun.“ „Wenn ihr nicht dauernd heimlich gefilmt und fotografiert werden wollt, dann unbedingt“, riet Roy nachdrücklich. „Gebt das besser an Leute in der Liga ab, die sich damit auskennen.“ Gute Idee, so müssten sie nicht mal wirklich etwas tun. Immerhin waren weder Delion noch Raelene interessiert an Social Media – das blieb alleine Roys Spielplatz. Jedenfalls wäre Raelene zu ungeschickt für so etwas wie Postings und all diese eigentümlichen Möglichkeiten. „Jetzt mal zu der schöneren Seite dieses Themas“, begann Roy und grinste. „Glückwunsch, dass ihr es endlich geschafft habt. Tat ja schon echt weh, sich das mitanzusehen, wie ihr euch gegenseitig anschmachtet.“ Verlegen schob Raelene ihr noch feuchtes Haar nach hinten. „Es ist ja nicht so, als ob wir uns absichtlich so viel Zeit gelassen hätten.“ Delion nickte auf ihre Worte, runzelte aber die Stirn. „Sag mir nicht, du hast es auch gewusst?“ Anscheinend hatte Delion gehofft, es doch ganz gut versteckt zu haben. Hop, seine Familie oder Glurak und den anderen Pokémon konnte man kaum etwas vormachen, dafür kannten sie ihn zu gut. Ähnlich war es bei Raelene und ihrem näheren Umfeld. Gerade als Liga-Präsident hatte besonders Delion sich aber bestimmt noch mehr zusammenreißen müssen als sie, um professionell zu bleiben. „Es war ziemlich schwer, es nicht zu sehen, wenn ihr beide zusammen in einem Raum wart“, sagte Roy schmunzelnd. „War schon fast niedlich, aber auch etwas nervig.“ In Ermangelung einer Kappe, hinter der er sich verstecken konnte, vergrub Delion sein Gesicht in seiner Hand – was Pichu gut gelaunt direkt nachzuahmen versuchte. Dieses Problem konnte Raelene nachvollziehen, denn sie hatte selbst auch nichts parat, außer ein Handtuch. Das brachte sie aber auf eine Idee. „Ich zieh mich kurz wieder richtig an", verkündete Raelene, womit sie eigentlich nur aus diesem peinlichen Gespräch flüchten wollte. „War nicht irgendwas mit Frühstück oder hab ich mich da verhört?“ „Hast du nicht. Ich hab eine Menge Zeug mitgebracht.“ „Okay, ich beeile mich“, versicherte Raelene, bevor sie Richtung Schlafzimmer stürmte. Innerlich entschuldigte sie sich bei Delion dafür, dass sie ihn mit Roy alleine ließ. In diesem Aufzug zu frühstücken fände aber mit Sicherheit auch Delion unpassend. Deshalb wollte Raelene sich lieber gemütliche Kleidung anziehen und vor allem ihre Kappe aufsetzen, falls Roy noch mehr peinliche Sätze zum Besten gab. Kaum betrat sie das Schlafzimmer, sprang etwas Weißes auf sie zu, begleitet von einem lauten „Woll, woll~!“. Zwar gelang es Raelene gerade noch rechtzeitig zu reagieren und Wolly aufzufangen, doch sie stieß dafür gegen eine Kommode, auf der anschließend ein paar Sachen umfielen. Klang aber nicht so, als wäre etwas davon kaputt gegangen. „Hey, mein Schatz~“, grüßte Raelene Wolly, mit einer herzlichen Umarmung. „Jetzt bist du ganz alleine aufgewacht, was? Keine Sorge, wir sind alle noch da.“ „Woll!“ „Sogar einer mehr ...“ „Woll?“ „Ach, schon gut. Wir haben nur Besuch bekommen.“ Vorsichtig setzte Raelene Wolly auf dem Boden ab und schickte sie schon mal ins Wohnzimmer, damit sie sich in Ruhe umziehen konnte. Wenige Minuten später ging sie zurück zu den anderen. Inzwischen waren auch die Pokémon alle aufgewacht und putzmunter. Katapultdra schwirrte um Roy herum und schien ihn über etwas ausfragen zu wollen. Vielleicht über seine Drachen-Pokémon. Die kleinen Grolldras gaben dazu zirpende Laute von sich. Roy lachte und wirkte äußerst entspannt, während er sich mit den Pokémon beschäftigte. Ein flüchtiger Blick zum Esstisch verriet ihr, dass die Männer ihn bereits gedeckt hatten, was Raelene lächeln ließ. Eventuell wurde das Frühstück nicht so unangenehm, wie sie befürchtete.   ***   Mit Roy zu frühstücken war ein besonders lebhaftes Ereignis gewesen. Erst recht weil er auch noch ein paar seiner eigenen Drachen-Pokémon aus ihren Bällen befreit hatte: Viscogon, Libelldra und Duraludon. Zu Raelenes Überraschung war sein Team ziemlich umgänglich und auch vorsichtig, wenn sie mit den Babys interagierten. Sie erlebte zum ersten Mal richtig die private Seite von Roy und seinen Pokémon, was ihre Sicht auf ihn gebessert hatte. Bislang waren sie immer nur zu Schaukämpfen oder im Champ-Cup zusammengekommen, wo eine gänzlich andere Stimmung vorherrschte. Da Raelene nun auch die Kappe von Delion wieder trug, konnte sie ihre Verlegenheit dahinter verstecken, wenn Roy diesbezüglich noch ziemlich eindeutige Kommentare von sich gab. Nach dem Frühstück zog er sich aber auch schon wieder zurück, mit der Begründung, dass er ihnen noch etwas Zeit zu zweit gönnen wollte. Als er dann zur Tür raus war, atmete sie ein wenig auf. „Meinst du, die anderen haben auch alle schon lange vor uns bemerkt, dass wir ineinander verliebt sind?“, fragte Raelene leise. Delion hatte gerade Roy verabschiedet, weshalb er sich erst mal zurück auf seinen Stuhl am Esstisch setzte, bevor er darauf mit einem Räuspern antwortete. „Na ja, ich hab vorhin noch mit ihm darüber gesprochen – und anscheinend war es ... sehr offensichtlich.“ Also doch. Wie sollte sie jemals wieder den anderen Arenaleitern gegenübertreten? Raelene zog die Kappe noch tiefer ins Gesicht. „Okay, vergiss die Schaukämpfe. Ich kann den anderen nicht mehr ins Gesicht schauen, ohne in Verlegenheit zu versinken.“ Obwohl ... Roy hatte sie auch überstanden, aber er war irgendwie unerwartet zurückhaltend gewesen. Vielleicht wurde das bei den anderen dann auch nicht so schlimm? „Nein, ich will diese Schaukämpfe natürlich“, korrigierte sie sich rasch. Sie hob die Kappe wieder und sah Delion entschlossen an. „Schließlich bin ich stolz und glücklich, dass wir jetzt zusammen sind!“ Für einen kurzen Moment schien Delion befürchtet zu haben, dass sie ernsthaft alle Schaukämpfe absagen wollte, aber als ihr Kampfgeist zurückkehrte war er sichtlich erleichtert. „Sehr gut!“, lobte er sie energisch. „Das bin ich auch! Also bekommen wir das hin. Am besten sprechen wir einfach mit deinem Manager, wie das am besten zu regeln wäre und was für ein Statement wir abgeben sollen, damit das Thema in der Öffentlichkeit größtenteils erledigt ist. Die Schaukämpfe werden außerdem grandios, warte es nur ab~. Ganz Galar wird sie lieben.“ „Natürlich, ich werde ihnen auch eine großartige Show liefern!“, versprach Raelene aufgeregt. Liberlo stimmte dem lautstark aus einer anderen Ecke der Wohnung zu, was Azurill dazu brachte, begeistert mitzumachen, dabei konnte sie noch gar nicht wissen worum es überhaupt ging. Darüber musste Raelene schmunzeln. Erwartungsvoll griff sie nach Delions Hand. „Also, kriege ich jetzt eine private Trainingsstunde von dir? Ich muss mich schließlich gut auf diese Schaukämpfe vorbereiten~.“ Nachdem sie sich gestärkt hatten, wäre das der beste Zeitpunkt dafür. Hoffentlich erinnerte Delion sich daran, dass er ihr diese Trainingsstunden geben wollte, doch sein motiviertes Lächeln war bereits die Zustimmung, die Raelene haben wollte. „Ja! Lass uns loslegen~. Vielleicht präsentierst du uns bei den Schaukämpfen dann sogar neue Wurfmethoden für deine Pokébälle.“ Mit etwas mehr Kraft in den Armen wäre das eventuell tatsächlich möglich. Seine positive Reaktion steckte Raelene sofort an und gab ihr noch mehr Motivation. Liberlo sprang ebenfalls schon mal Richtung Trainingsraum, wie sie flüchtig bemerkte. „Da fällt mir eine Frage ein, die ich mal während meiner Arena-Challenge damals aufgeschnappt habe.“ Raelene lehnte sich näher zu Delion, als würden sie nun ein großes Geheimnis besprechen. „Wird deinen Pokémon bei deiner Wurftechnik eigentlich schwindelig?“ Wahrscheinlich sollte sie das eher sein Team direkt fragen, aber vielleicht konnte Delion dazu auch etwas sagen. „Oh~. Das wurde ich ja wirklich noch nie gefragt.“ Er dachte kurz nach. „Also bislang hat sich noch keiner von ihnen beschwert. Ich habe sie auch nie schwanken gesehen. Ich werde sie demnächst mal fragen.“ „Vielleicht macht es ihnen ja Spaß~“, vermutete Raelene. Wie es sich wohl anfühlte, in einem Pokéball zu sein? Sie hatte gehört, dass es dort drin ziemlich gemütlich sein sollte, aber sie konnte sich das nur schwer vorstellen. Solange die Pokémon sich nicht beschwerten, war es aber sicher gut so. „Na dann, los!“ Energiegeladen zog sie Delion mit sich, um in den Trainingsraum zu gehen. „Du darfst mich jetzt mal so richtig hart rannehmen.“ Zu spät bemerkte sie, wie furchtbar falsch das klang. So war das gar nicht gemeint gewesen. Warum dachte sie nicht vorher nach, bevor sie den Mund aufmachte? Nervös lächelte sie Delion zu und winkte rasch ab, dann zog sie ihn noch etwas schneller mit sich. Auf sein Gesicht hatte sie nicht geachtet, aus Angst, dass er ebenso schockiert aussah wie sie sich fühlte. „Gut, ich bin aber strikt und streng als Lehrer, also stell dich schon mal darauf ein~“, warnte Delion, statt näher auf ihre Aussage einzugehen. Gemeinsam zogen sie sich in den Trainingsraum zurück. Bevor wieder etwas dazwischen käme, wollte Raelene die Zeit mit Delion ausführlich genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)