Wolken sind auch nur Zuckerwatte von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 1: Wolken sind auch nur Zuckerwatte ------------------------------------------- Die Sonne war gerade aufgegangen und die Wolken schimmerten in einem rosarot, das Charmy an Zuckerwatte denken ließ und sie fragte sich, wie wohl Wolken schmecken würde, wenn man sie aus dem Himmel holen und als Zutat in ein Gericht tun könnte. Bestimmt schmeckten diese kleine Schäfchenwolken am Morgen mit ihrer rosaroten Farbe nach etwas Süßem wie Zuckerwatte, während einem Regenwolken vielleicht schwer im Magen lagen. Und die cremig weißen Wolken schmeckten bestimmt nach Mousse. Schade, dass es keine braunen Wolken gab, die würden sicherlich nach Schokolade schmecken. Vergnügt ging Charmy diesen Gedanken nach und genoss den Heimweg zum Quartier der Black Bulls. Hinter ihr lagen aufregende Wochen, in denen sie an entfernte Orte gezogen war, um neue Zutaten zu entdecken und ihre Kochkünste zu verbessern. Sie freute sich schon darauf, die anderen Black Bulls bei ihrem Training wieder unterstützen zu können und natürlich auch darauf selbst viel von ihrem Essen genießen zu können, denn ein guter Koch teste schließlich in großen Mengen aus, was gut war und was nicht. Ihre neuen Rezepte stellten viel schneller das verlorene Mana wieder her und sie war glücklich darüber, dass sie sich wie der Rest ihres Teams verbessern hatte können. Sie wollte nicht zurückbleiben, vor allem nicht in Bezug auf die jüngeren Mitglieder wie Asta und Noelle. Sie sah sich gerne als große Schwester, die den anderen unter die Arme griff und sie beschützte. Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. War da etwa ein wildes Tier im Wald unterwegs? Vielleicht etwas Neues, Leckeres, das sie noch nicht kannte? Ohne weiter darüber nachzudenken, wich sie vom Weg ab und folgte dem Geräusch. Sie dachte immerzu mit dem Magen und er hatte sie noch nie enttäuscht. Und was machte es schon wann sie zurückkehrte? Die anderen waren sicher noch mit ihrem Training beschäftigt und eine kleines Abenteuer hatte noch niemandem geschadet. Ihr Jagdinstinkt war geweckt und sie stellte sich schon vor, wie sie ihre Beute fing, kochte und verzehrte, ohne zu wissen, wonach sie jagte, aber es würde sich lohnen. Sie folgte dem Geräusch, versuchte sich leise heranzupirschen, doch ihre Ungeduld und Vorfreude gingen mit ihr durch und sie erschreckte das Tier im Gebüsch, was auch immer es war und es war wieder verschwunden, bevor sie es eingeholt hatte. Immer tiefer drang Charmy in den Wald vor. Sie wollte ihre Jagd nicht aufgeben, denn sie war sich so sicher etwas sehr Leckerem auf der Spur zu sein und nichts würde sie davon abbringen dieses Tier zu fangen und zu verspeisen. Doch das Glück schien nicht auf ihrer Seite zu sein. Charmy stolperte plötzlich aus dem Dunkeln des Waldes auf eine Wiese und wurde vom einen unnatürlichen Windzug erfasst, der sie hochschleuderte. Schnell beschwor sie sich einer ihrer großen Schafwolken, um sanft wieder zu landen, bevor sie nach ihrem Angreifer suchen konnte. Sie kannte nur eine Person mit Windmagie. Es konnte doch nicht etwa …. Doch es war Yuno. Ihr Prinz stand dort auf der Lichtung und sah sie ebenso überrascht an. Wie gut, dass sie auf ihren Magen gehört hatte, auch wenn ihre Jagd nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Denn es gab nur eine Sache, die sie mehr liebte als Essen und die stand jetzt sehr erstaunt vor ihr. „Yuno“, rief sie begeistert aus und hätte sich ihm am liebsten um den Hals geworfen, aber hielt sich gerade noch so zurück. Er sollte in ihr ja nicht das kleine, niedliche Mädchen sehen, dass alle in ihr stets sahen, sondern sie als Frau wahrnehmen. Schließlich war sie älter und reifer als er. Das machte sie sicherlich interessant für ihn. Yuno wirkte selbst auch viel älter als sein Rivale Asta. Er strahlte diese Ruhe und Sicherheit aus, die sie so abgöttisch an ihm liebte. „Hi“, begrüßte er sie ganz knapp und schien außer Atem zu sein. Sie konnte die Schweißperlen auf seiner Stirn sehen. Anscheinend trainierten nicht nur die Black Bulls fleißig. Charmy warf ein Blick umher, um zu sehen, ob noch andere von den Golden Dawn da waren, doch sie waren ganz alleine auf der Wiese. Sie kniff die Augen zusammen, um ihre Erzrivalin um Yunos Herz aufzuspüren. Sylph schien schon so erschöpft zu sein, dass sie sich in Yunos Kapuze eingerollt hatte und schlafen zu schien. Charmy konnte ihr Glück nicht fassen und zögerte einen Augenblick, doch es war idiotisch Yuno nicht ihre neuen Rezepte zu präsentieren, nur damit Sylph nicht auch wieder zu Kräften kam und ihr das Leben wieder schwer machte. Bevor Yuno auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, hatte Charmy ihren Schafköche beschwören, die fleißig die Zutaten aus ihrem Rucksack verwerteten und innerhalb kürzester Zeit ein gigantisches Festmahl aufgefahren hatte. In Ermangelung an einer Picknickdecke ließ sie eine Wolke schweben und lud Yuno ein sich zu ihr zu setzen. Dabei musste sie an ihre erste Begegnung mit Yuno denken, als er ihr Mahl gerettet hatte und sie ihn mit ebenso einer Wolke aufgefangen hatte, als er ohnmächtig geworden war. Es war bei ihr Liebe auf den ersten Blick gewesen und es verging kein Tag an dem sie nicht an ihn dachte. Wenn Yuno irgendetwas an diesem schnell bereiteten Picknick seltsam fand oder sich wunderte, warum sie hier auftauchte, ließ er sich nichts anmerken. Ohne Widerworte ließ er sich neben ihr auf die Wolke fallen und nahm dankbar eine Schüssel von ihr entgegen, indem sie ihn die verschiedenen Gerichte angerichtete hatte und aß davon. Charmy ließ ihre eigene Schüssel für den Moment unberührt und wartete gespannt auf Yunos Urteil. Schmeckte ihm ihre neue Gerichte? Konnte sie ihn mit ihrem leckeren Essen erobern? Schließlich ging Liebe bekanntlich durch den Magen und niemand hatte vom Magen mehr Ahnung als sie. Da konnte Sylph bei Weitem nicht mit ihr mithalten. „Köstlich“, murmelte Yuno zwischen zwei Bissen und aß stumm weiter. Charmy wurde ganz rot im Gesicht und ihr Herz pochte wie wild. Schnell stürzte sie ihre eigene viel größere Portion herunter, um ihre Freude und Nervosität zu überspielen. Yuno mochte ihr Essen! So glücklich hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie wollte es am liebsten hinaus schreien, doch sie stopfte sich lieber schnell den Mund voll. So saßen sie nebeneinander, jeder mit seiner Schüssel beschäftigt und Charmy konnte sich nichts Schöneres vorstellen. Sie begann ihm von ihrer Reise, ihrem Training und ihren Abenteuern zu erzählen und es störte sie überhaupt nicht, dass Yuno außer ein gelegentliches „Hm“ nichts von sich gab. Aber er aß immer weiter und das war das größte Kompliment, das er ihr geben konnte. „Ist dir schon mal aufgefallen, dass Wolken eigentlich auch nur Zuckerwatte sind, la“, schloss sie ihren Monolog und sah ihn mit einem breiten Lächeln. Die rosaroten Wolken vom Morgen waren längst verschwunden, aber auch die weißen Schäfchenwolken am Himmel sahen verdächtig nach Zuckerwatte aus. Yuno hob überrascht den Blick zum Himmel hoch und ließ sich dann auf die Wolke fallen, um ein besseren Blick auf den Himmel zu haben. Charmy ließ sich sofort neben ihn fallen und war sich sicher, dass sie längst im siebten Himmel schwebte. Schöner konnte es gar nicht mehr werden. „Zuckerwatte?“, fragte Yuno nachdenklich. „Ja wie süße, klebrige Zuckerwatte. Außer Regenwolken, die schmecken bestimmt nicht so süß, sondern eher salzig. Ich wünschte ich könnte mir eine Wolke vom Himmel holen und sie probieren.“ Yuno lachte leise. Charmy konnte ihren Blick gar nicht mehr von ihm losreißen. Sie hatte ihn noch nie lachen gehört. Es war der wundervollste Klang in dieser Welt. Sie konnte förmlich spüren, wie sie tiefer in den Strudel der Liebe hinabsank und sie wollte gar nicht mehr wieder auftauchen. Vermutlich auch deswegen nicht, weil sie sich den Liebesstrudel als Wackelpudding vorstellte, in dem sie nun schwamm. Für eine Sekunde war die Versuchung da, sich nach vorne zu beugen und Yuno zu küssen, doch alleine der Gedanke daran ließ sie zittern und ihr die Hitze in den Kopf steigen. Nein, das konnte sie nicht tun. Das war nicht fair und wer wusste, ob Yuno sie überhaupt mochte. Nein, nein, das ging auf gar keinen Fall. Charmy sprang auf, sichtlich peinlich berührt und entschied, das dieser Nachmittag mit dem Picknick und dem Lachen von Yuno bereits perfekt war. Ihr Glück wollte sie nicht weiter strapazieren. „Vielen Dank für die leckere Mahlzeit“, bedankte sich Yuno bei ihr, als sie die Reste des Picknicks wieder in ihren Rucksack packte. „Ich hab dir zu danken, Yuno, la“, gab sie mit einem breiten Lächeln zurück. „Überanstrenge dich nicht mit deinem Training. Ich bin sicher du wirst der nächste Magiekönig!“ Sie winkte ihm zu und verschwand dann schnell in den Wald, wo sie einen großen Hüpfer hinlegte. Was für ein perfekter Tag! Ihr Prinz war der schönste, liebste Mann der Welt und sie hoffte sie sah ihn bald wieder. Vielleicht hatte sie dann ja den Mut ihm mehr als nur Essen zu schenken. Bis dahin zählte sie die Zuckerwattenwolken am Himmel. ~~~ Yuno sah Charmy nach und merkte, wie ihm sich ein Lächeln auf die Lippen stahl, das aus den Tiefen seines Herzens kam. Es erschrak ihn ein wenig, den dieses wollige, weiche Gefühl wie ein Wolke aus Zuckerwatte war ihm fremd. Wie konnte Charmy mit nur einem Lächeln, einer Schüssel Essen und ein paar seltsamen Worten sein Herz so schnell erwärmen? Diese Art von Wärme kannte er nur aus der Kirche in Hage, in der ihm solche wollige Wärme seine ganze Kindheit umgeben hatte und die er immer noch schrecklich vermisste. Vielleicht war es das, woran Charmy ihn erinnerte und warum er sich immer darüber freute sie zu sehen, auch wenn er nicht ganz verstand, was sie an ihm fand. Sie behandelte ihn ganz normal, hatte nie einen Gedanken an seine Herkunft verschwendet und schien ihn trotz seiner distanzierten und manchmal schroffen Art zu mögen, wie er war. Er konnte nicht leugnen, dass er sich wohl bei ihr fühlte und dass er sich schon ein wenig auf ihre nächste Begegnung freute. Yuno warf einen Blick in den Himmel, wo sich die rosaroten Wolken des Abendhimmels zeigten. Er streckte die Hand nach ihnen aus und wollte sie mit seiner Windmagie greifen, auch wenn das unmöglich war. Ob sie wohl wirklich wie Zuckerwatte schmeckten? Er lächelte über sich selbst, bevor er sich abwandte, um sein Training fortzusetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)