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Was das Leben einem so bringt

von

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Vorstellungsgespräch

Da sitze ich nun im Besprechungsraum der Personaletage von Hiwatari Electric Solution und begutachte nun schon den dritten Bewerber auf die Stelle als mein persönlicher Assistent. Da die alte Assistentin meines Großvaters Miss Hayashi in drei Monaten in die wohlverdiente Rente gehen wird, benötige ich jemanden auf den ich mich genau so verlassen kann wie auf Sie.
 

Aber das gestaltet sich, da ich nun schon den dritten Tag in Folge hier sitze, als schwieriger als gedacht.
 

Der Besprechungsraum ist groß und klar gestaltet, weiße Wände und ein grauer Teppich, an der langen Seiten zieht sich die Fensterfront entlang und gibt den Blick auf die Stadt frei.

Der große Besprechungstisch aus Glas ist voll mit den Papieren der Bewerber und unserer Notizen sowie dem, üblichen Getränkeangebot mitsamt Gläsern und Tassen. Mein Personalchef ist heute noch nervöser als die letzten Tage, kein gutes Zeichen wie ich weiß, und geht hektisch die Unterlagen des nächsten Kandidaten durch.
 

Desinteressiert sehe ich durch die Fensterfront, draußen beginnt es bereits zu dämmern, es wird langsam Herbst in der Stadt, die Bäume im Seaside Park färben sich langsam. So schön der Blick hinaus auch sein mag, wende ich mich wieder den Unterlagen zu.

Drei Bewerber stehen noch an, dann hat es für diese Woche ein Ende und ich kann hoffentlich das Wochenende ohne Zwischenfälle erleben.
 

„Mister Hiwatari als nächstes hätten wir Miss Baisho, Chieko.“, er nimmt einen Schluck aus dem Glas. „Sechsundzwanzig, ledig und Abschluss der Universität Chiba in Betriebswirtschaft und Marketing.“
 

Er schiebt mir die Unterlagen zu und ich schlage diese auf.

Mir fällt direkt ihr Bild ins Auge, eine junge Frau mit braunen Haaren, die zu einem lockeren Dutt gebunden sind und braunen Augen. Ein leicht verschmitztes Lächeln liegt auf Ihren Lippen und Ihre Augen stahlen Selbstvertrauen aus. Ihr Make-Up ist dezent dem Anlass entsprechend.

Irgendetwas fesselt meinen Blick, aber was genau es ist kann ich nicht sagen.
 

„Dann hoffe ich, für Sie, dass diese nicht so unnütz ist wie die letzten beiden Mister Fuji!“

Er schluckt und fasst sich unbewusst an die Krawatte.
 

„Bitten Sie die Dame herein.“, wendet er sich an die Hostess an der Tür.
 

Kurz nachdem die schwere Doppel Flügeltür geöffnet ist betritt Sie den Raum und es packt mich das Gefühl, dass Sie Potenzial haben könnte. Sie trägt eine enge schwarze Hose mit passenden Schuhen und Blazer, dazu eine hellgelbe Bluse. Der Höflichkeit nach stehen wir auf und es folgt eine kurze Verbeugung. Sie überreicht ihre Visitenkarte an Mister Fuji.
 

„Miss Baisho, nehmen Sie bitte Platz.“, er deutet auf das Kopfende des Tisches.

Mit einer fliesenden Bewegung nimmt Sie Platz und stellt Ihre Tasche neben sich.
 

„Nun, Sie stellen sich für die Stelle der Assistentin Geschäftsführung vor. Aus Ihren Unterlagen kann ich keine Berufserfahrungen feststellen, Sie kommen direkt von der Universität. Erläutern Sie uns doch bitte, wieso Sie sich bei uns vorstellen.“ Mister Fuji ist wie bei bisher jeden direkt auf den Schwachpunkt eingegangen. Auch um zu sehen wie die Bewerber damit umgehen. Bis jetzt sind bei dieser Frage die Leute allesamt ins Wanken geraten.
 

„Ich bin ein unbeschriebenes Blatt, wenn Sie so wollen.“, lächelt Sie freundlich.

„Natürlich habe ich keine Berufserfahrung, aber auch ohne diese sehe ich, zum Beispiel, dass Ihre Kaffeetasse leer ist und würde Ihnen entsprechend eine neue anbieten. Oder fragen ob Sie etwas Anderes wünschen.“, sie deutet auf meine Tasse und ich kann ein leichtes Schmunzeln nicht verhindern.
 

Mister Fuji muss schwer Schlucken, noch keiner der Bewerber hat direkt mit mir gesprochen, was ihm einen leichten Schweißfilm auf die Stirn treibt. Der weiße Kragen seines Hemdes färb sich leicht dunkel, zwar hat er ein gutes Gespür und Menschenkenntnis, allerdings kein ausgeprägtes Selbstvertrauen und ist eher introvertiert.

Mein Großvater hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt ihn zu entlassen, da er Ihn für zu schwach für diese Position hielt, aber die Leute welche er eingestellt hat, haben nie schlechte Arbeit gemacht. Das hat Ihm seine Stelle in der Firma gerettet.
 

„Die Stelle als meine Assistentin beinhaltet nicht nur Kaffeekochen!“, nach dem Schmunzeln habe ich wieder meine kalte und strenge Maske aufgelegt, etwas was auch in Verhandlungen einige gestandene Geschäftsleute ins Stottern bringt.
 

„Dessen bin ich mir durchaus Bewusst, Sie sind ein Mann mit Prinzipen und gewissen Vorstellungen. Ich habe mich sowohl über die Aufgaben als Assistentin, die Firma für die ich arbeiten möchte und auch über meinen zukünftigen Chef informiert.“
 

Ich kann in Ihren Augen die Herausforderungen blitzen sehen. Diese Frau hat etwas an sich, was mich packt. „Und was für Informationen wären das?“, frage ich mit sarkastischen Unterton.
 

„Zum Beispiel, dass diese Firma von Ihrem Großvater gegründet und aufgebaut worden ist. Sie investieren, anders als Er, in neue Technologien im Bereich Kommunikation und Technik. Auch im militärischen Bereich. Sie haben nach der Übernahme als CEO die Firma neugestaltet und ausgebaut.“
 

„Das sind alles Dinge die in jedem Fachmagazin stehen.“, unbeeindruckt lege ich den Kopf leicht zur Seite. „Wenn Sie nicht mehr als dass haben, haben Sie sich nicht mehr informiert als andere.“

Die Ellenbogen stütze ich auf dem Tisch ab, die Hände ineinandergelegt und sehe Sie auffordernd an.
 

Erneut höre ich Mister Fuji schlucken.
 

„Sie, Mister Hiwatari, sind als ein Mann bekannt der nicht leicht zufrieden zu stellen ist. Sie führen als CEO mit strenger aber gerechter Hand. Ihre Mitarbeiter ob langjährig oder nicht arbeiten gerne für Sie und machen für die Firma alles möglich. Etwas was ich persönlich bewundere.“
 

„Auch das sind Information die ohne Problem über meine Vita zu erfahren sind, Miss Baisho. Was ich Ihnen allerdings zugutehalten kann, neben dem, dass Sie sich Informiert haben, ist das Sie nicht wie die Bewerber vor Ihnen direkt eingeschüchtert sind.“, ich lehne mich im Stuhl zurück und sehe Sie einfach nur an.
 

„Ich bin nun mal eine Person die keine Konflikte scheut, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich will nicht provozieren, aber ich lasse mir auch nicht alles gefallen und weiß was meine Rechten und Pflichten sind.“
 

Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen sitzt Sie vor uns und blickt zwischen Mister Fuji und mir hin und her als warte Sie auf die nächste Frage. Ich kann erkennen, dass Mister Fuji überlegt, wie er das Gespräch weiterführen kann. Dann höre ich Ihn Luftholen und sich räuspern: „Gut Miss Baisho, was genau hat Sie den dazu veranlasst sich bei uns vorzustellen?“
 

„Ich möchte für eine Firma arbeiten, welche auch neue Wege geht und nicht auf alten festgetretenen Pfaden bleibt. Auch möchte ich für jemanden arbeiten der weiß was er will. Der sich auch in den Höllen der ganzen Löwen von Geschäftsleuten nicht unterkriegen lässt, und ich denke, dass ich hier damit genau richtig bin.“
 

Eins muss man dieser Frau ja lassen, so geht es mir durch den Kopf, dafür, dass Sie erst 26 Jahre alt ist, ist Sie nicht ohne. Ein wenig erinnert Sie mich an mich selbst als ich jünger war. Sie ist klug, schlagfertig, gepflegt und sehr attraktiv, dass muss ich zugeben, Sie als meine Assistentin könnte sehr interessant werden, und genau das ist es was meine Entscheidung eigentlich schon festgelegt hat.
 

Ich will diese Frau haben!
 

„Nun ich denke es ist alles soweit geklärt.“, ich sehe zu Mister Fuji als ich die Mappe vor mir schließe. „Veranlassen Sie das ein Vertrag aufgesetzt wird. Entsprechend den üblichen Vorgaben. Ich denke wir können zur Monatsmitte beginnen.“

Mein Blick geht zu Ihr: „Oder spricht Ihrerseits etwas dagegen Miss Baisho?“
 

„Nein, das geht ohne Probleme. Danke dass Sie mich einstellen Mister Hiwatari.“, sie neigt leicht den Kopf und lächelt.

„Mister Hiwatari, nun ja, es warten noch weitere…“

„Dessen bin ich sehr wohl bewusst!“, unterbreche ich Ihn mit ernster Stimme. „Allerdings bin ich der Meinung, keinen weiteren mehr sehen zu müssen.“
 

Mister Fuji wird kleiner in seinem Stuhl und atmet einmal tief durch.
 

„Gut Miss Baisho, dann herzlich Willkommen bei Hiwatari Electric Solution. Ich werde alle Unterlagen heute noch fertigmachen und lasse Ihnen diese zukommen.“, er erhebt sich und sowohl Miss Baisho und ich tun es ihm gleich.
 

Wir verabschieden uns noch voneinander und meine neue Assistentin verlässt mit meinem Personalchef den Besprechungsraum. Auch die Hostess an der Tür hat den Raum verlassen, so dass ich nun allein bin und mein Telefon aus der Tasche ziehe, welches schon mehrfach vibriert hat.

Es sind mehrere Nachrichten und mir fällt direkt eine bestimmt ins Auge welche mich kurz stöhnen lässt. Große Lust auf ein Gespräch habe ich nicht, deswegen antworte ich nur kurz, dass wir das Gespräch auf heute Abend verschieben. Nach nur wenigen Augenblicken kommt schon die Antwort, und auch diese überrascht mich nicht wirklich.
 

Mit einem *Wehe, wenn nicht!* kann ich schon ahnen was mich heute Abend erwarten wird.

Trautes Heim…

Nach den heutigen Bewerbergesprächen bin ich noch immer damit beschäftigt das Tagesgeschäft abzuarbeiten, allerdings nur mit mäßigem Erfolgt. Meine Gedanken drehen sich zum Teil um meine neue Assistentin als auch um das mir bevorstehende Gespräch nachher. Ich lehne mich in meinem schweren Bürostuhl zurück und schließe die Augen.
 

Mein Büro wird nur von der Lampe auf dem Schreibtisch aus grauem Glas erhellt.

Die Umrisse der Sitzgruppe, aus zwei dunklem Ledersofas mit dem kleinen gläsernen Beistelltisch und den zwei, drei Pflanzen wirken trist. Die großen Bilder an der Wand dahinter kann man nur erahnen, ebenso wie die zwei Sideboards mit der Standuhr sowie den Getränkearrangements. Einzig der lederne Stuhl vor meinem Schreibtisch wird vom Lichtschein erfasst.

Die Lichter der Stadt, welche durch die Fensterfront scheinen tragen nur wenig zur Raumbeleuchtung bei, allerdings sind sie durchaus Stimmungsvoll nur das es mich nicht wirklich interessiert.

Als es an der Tür klopft blicke ich auf, wissend, dass es nur eine Person sein kann.
 

„Herein.“
 

Vorsichtig wird die Tür geöffnet, Miss Hayashi betritt den Raum und kommt vor meinem Tisch zum Stehen.
 

„Miss Hayashi, was gibt es?“

„Mister Fuji meinte Sie haben eine Nachfolgerin für mich gefunden. Er hat mir auch die Unterlagen gezeigt. Verzeihen Sie mir die Frage, aber wieso? Wieso diese Frau ohne jegliche Erfahrung?“
 

Ich richte mich in meinem Stuhl auf und stütze meine Ellenbogen auf den Tisch.

„Weil Sie genauso forsch ist wie Sie! Die anderen hatten zwar Qualifikationen, aber waren zu langweilig oder scheu um nur einen Tag mit mir durchzuhalten. Ich brauche jemanden, der mir auch mal sagt wann Schluss ist.“
 

„Sich brauchen nicht nur jemanden der sagt wann Schluss ist!“
 

„Genau das meine ich.“, lache ich auf. „Miss Baisho ist in diesem Punkt genau wie Sie. Dass ist was mich bewogen hat Sie einzustellen. Alles andere wird Sie von Ihnen lernen.“
 

„Gut…ich hoffe, auch für Sie, dass Sie recht haben mit der jungen Frau. Apropos Frau…Ihr Gattin hat mehrfach versucht Sie zu erreichen.“
 

„Noch Gattin!“, stöhne ich gequält. „Und ja, mir wurde das Gespräch schon angedroht. Sonst noch irgendwelche Anrufe?“
 

„Ein Mister Kon lässt anfragen, ob Sie es diesmal zu einem Treffen der BBA schaffen. Ebenso erwartet Mister Simon von Tec Ing. einen Anruf bezüglich der Preisabstimmung für das neue Modul und möchte über etwaige Langzeitverträge verhandeln. Sonst nur die üblichen Bittsteller, welche ich an Mister Ninta weitergegeben habe.“
 

Bei Rays Namen wird mir bewusst wie lange ich keinen der alter Blader mehr gesehen habe. Die Clique hat sich über die Jahre hinweg auseinandergelebt. Auch von Mister Dickenson habe ich schon lange nichts gehört.

„Ich werde Mister Kon wohl am Wochenende anrufen. Mister Simon wird bis Montag warten müssen. Machen Sie Schluss für heute, ich bin jetzt auch raus.“ Ich stehe von meinem Stuhl auf und greife nach der Aktentasche neben selbigen.
 

„Gut dann hoffe ich Sie haben trotz allem ein ruhiges Wochenende. Bis Montag Mister Hiwatari.“

Sie verbeugt sich kurz und verlässt vor mir das Büro.
 

Ich schalte noch das Licht aus, schließe die Tür und mache mich auf den Weg zu den Aufzügen um in die Tiefgarage zu fahren. Um diese Zeit sind hier unten so gut wie keine Wagen mehr, nur meiner steht wie so oft alleine auf seinem Platz. Das aufblicken der Lichter erhellt kurz die Umgebung und nachdem ich die Tasche auf dem Beifahrersitz abgestellt habe, schnalle ich mich an und starte den Motor.

Um diese Zeit werde ich etwa eine halbe Stunde bis nach Hause brauchen, eine Zeit die durchaus genieße. Nach einem Tag im Büro mit allen Verhandlungen und Co. habe ich auch zu Hause kaum ruhe.
 

Auch wenn viele, die mich von früher kennen, es nicht für möglich gehalten habe, so habe ich mir neben der Firma auch eine Familie aufgebaut. Gut, das meine Ehe in die Brüche gegangen ist, liegt auch an der Arbeit, aber auch an Asami, meiner noch Frau.

Takao, Yuriy und die anderen haben nicht schlecht geschaut als ich vor fünf Jahren von der Verlobung erzählt habe und auch als ich vor fast vier Jahren sagte, dass ich Vater werde.

Genau das ist auch momentan ein Grund weshalb ich froh bin nach Hause zu fahren, Rin, mein kleiner Sohn, ist das einzige gute was meine Ehe hervorgebracht hat.
 

Als ich in die Straße einbiege, sehe ich schon Asamis Wagen vor dem Haus und muss unwillkürlich tief durchatmen. Sie wollte telefonieren, wieso ist Sie hier? Langsam fahre ich auf die Einfahrt, darauf wartend das sich das Garagentor öffnet, und fahre hinein. Ich hätte die Zeit hier her noch für eine Zigarette nutzen sollen, aber nun ist es zu spät, ich greife nach der Tasche und steige aus um durch die Tür ins Haus zu gehen.
 

Im Flur kann ich schon Ihre Stimme hören, aber auch die von Mina dem Kindermädchen. Kurz horche ich, ob ich Rins Stimme höre, aber dem ist nicht so. Mein Blick geht auf meine Armbanduhr, es ist schon fast Zwanzig Uhr und Rin seit einer Stunde im Bett. Nachdem ich mir Jackett und Schuhe ausgezogen habe und die Tasche in der Garderobe abgestellt habe, öffne ich die Tür zum Wohnzimmer.
 

Der große Raum mit seinen zwei Ebenen ist hell und durch das vereinzelte Holz an den Wänden wirkt er warm. Der moderne Kamin in der Mitte ist gleichzeitig eine Raumtrennung zu den Bücherregalen und Vitrinen an der Wand zum Esszimmer.

Meine Schritte hallen auf dem grauen Steinboden wieder, so kommt es mir zumindest vor, bevor diese nach den zwei Stufen auf dem hellen Teppichboden verstummen.

Um einen modernen Glastisch gruppieren sich zwei dunkelbraune Ledersofas mit einem passenden Sessel.
 

Wie ich erwartet hatte sitzt Asami gemeinsam mit Mina auf einer der beiden Sofa. Mina sieht mich entschuldigend an während meine Gattin mich finster ansieht.
 

„Noch später ging mal wieder nicht!“, faucht Sie mich direkt an.

„Telefonieren beinhaltet nicht das du mir gegenübersitzen musst.“, gebe ich kühl aber gleichgültig zurück als ich mich in den Sessel setzte. „Mina, ich denke Sie können gehen. Das hier müssen Sie nicht mit anhören.“
 

Mein Kindermädchen, welches auch bei mir wohnt, ist um die fünfzig, aber noch gut beisammen. Etwas was Sie bei meinem Wirbelwind von Sohn auch braucht. Der kleine sieht mir zwar optisch sehr ähnlich, was das Temperament angeht kommt er aber in gewissen Dingen auf seine Mutter.
 

„Ist gut Mister Hiwatari. Möchten Sie noch etwas trinken?“

„Nein danke.“

„Gute Nacht. Ich schaue noch kurz nach Rin.“, mit einer Verbeugung verlässt Sie das Wohnzimmer und Asami und ich bleiben zurück.
 

Die Stimmung ist eisig.
 

„Also, was willst du?“, schnaube ich und schlage die Beine übereinander.

„Was ich will! Das kannst du dir doch wohl denken! Was soll das mit der Scheidung und dem Sorgerecht?“, aufgebracht steht Sie auf und geht am großen Fenster zum Garten auf und ab.

„Sei nicht so laut! Du hast es schon richtig verstanden, wie es in den Unterlagen steht. Diese Ehe war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, das wussten wir beide.“
 

Auch ich erhebe ich, allerding um am Kamin vorbei an die kleine Bar zu gehen. Ich nehme mir ein Glas und schenke mir etwas Whisky ein.
 

„Du hast nicht das Recht, mir meinen Sohn zu nehmen!“, faucht Sie.

„Und wie ich das habe! Vergiss jetzt nicht, wer hier wen betrogen hat!“, mit dem Glas in der Hand nehme ich wieder im Sessel Platz und meine vorherige Position wieder ein.

„Du hast mich doch dazu getrieben! Immer nur die Firma und ich war dir egal! Was ich gemacht und getan habe, dass ich unseren Sohn quasi allein aufgezogen habe, war dir doch egal!“, aufgebracht faucht Sie mich weiter an.
 

„Rin aufgezogen? Das ich nicht lache! Mina hat das mehr getan als du, da du mit deinen Freundinnen durch die Stadt gezogen bist, oder mit wem auch immer! Wie oft warst du mal eben an den Wochenenden auf Wellness mit weiß Gott wem, etwas was mir auch egal ist! Rin hat eine stärkere Bindung zu Mir und Mina als zu seiner Mutter! Und wenn ich nochmals daran erinnern darf, du hast das Geld, was ich alleine verdiene, doch mit vollen Händen ausgegeben! Das hat dich nie gestört!“

Meine Stimme bleibt zwar ruhig und kühl, aber innerlich koche ich! Sie dreht sich die Dinge wie Sie will, und dass bringt mich zu Weißglut.
 

„Wenn du nicht da bist, muss ich mich ja anders beschäftigen!“

„Und dafür brauchst du ausgerechnet einen meiner besten Freunde?“
 

Wäre ich vor einem halben Jahr nicht von Yuriy darauf angesprochen worden, das sich Asami mit Takao trifft, ich hätte es wohl nicht geglaubt.

Dass es ausgerechnet Er ist mit dem mich meine Frau betrügt!

Auch das ist ein Grund, weshalb ich die letzten Male nicht bei den BBA Treffen gewesen bin.
 

„Ich denke wir kommen hier nicht weiter. Du hast alle Unterlagen bekommen, den Rest werden wir durch unsere Anwälte regeln. Was mich betrifft, haben wir uns nicht mehr zu sagen! Du wirst jetzt mein Haus verlassen und was Rin betrifft, wenn du dich dazu veranlasst fühlst Ihn zu sehen, dann nur hier! Entweder wenn Mina dabei ist oder ich.“
 

„Du schmeißt mich aus meinem Haus?“
 

„Es ist nicht Dein Haus! Nichts von dem hier gehört Dir! Ohne mich und mein Geld hättest du nichts!“, langsam erhebe ich mich, stelle das Glas auf dem Tisch ab und gehe auf Sie zu.

„Du kannst noch ein paar Sachen für die nächsten Tage mitnehmen, den Rest lasse ich dir bringen, wenn du eine Unterkunft gefunden hast. Die wenigen Gegenstände die du hier zur Einrichtung beigetragen hast bekommst du natürlich, die will ich hier auch nicht mehr haben.“
 

„Und wo soll ich die herbekommen?“
 

„Das ist nicht mein Problem! Geh doch zu Ihm!“
 

„Fein!", faucht Asami aufgebracht. "Wie du willst. Aber eins sage ich dir, ich gebe das hier und Rin nicht einfach so auf!“
 

„Wie schön, dass dein Sohn als zweites kommt!“, unterbreche ich Sie mit einem knurren.

„Dreh dir das so wie du meinst, ist mir egal. Du wirst schon sehen was du davon hast mich wegzustoßen!“, aufgebracht verlässt Sie das Wohnzimmer und nimmt die Treppe nach oben.
 

Ich atme einmal tief durch und folge ihr. Ich will nicht, dass Sie allein oben ist und Dinge tut die gegeben falls zu noch mehr Problemen führen.
 

Ich finde Sie im Schlafzimmer, ein Koffer liegt bereits auf dem großen Boxspringbett und Sie ist im Ankleidebereich verschwunden. Auf dem Bett nehme ich Platz und schalte einer der beiden Lampen auf den Nachttischen an. Das Licht wird von den hellen Wänden zurückgeworfen und lässt den Raum wärmer wirken als er mir gerade vorkommt.

Zwangsläufig frage ich mich, ob Sie auch die Dreistigkeit hatte, mich hier mit Takao zu betrügen, aber ich verwerfen den Gedanken schnell wieder.
 

Bepackt mit Ihren Sachen kommt Sie zurück und würdigt mich nicht eines Blickes.

Alles wird nur in den Koffer geworfen und dieser geschlossen.
 

„Das lasse ich mir nicht gefallen!“

„Wie du meinst.“, gebe ich nur desinteressiert zurück.
 

Etwas für mich unverständliches fluchend verlässt Sie das Zimmer und kurz darauf höre ich die Haustür zuschlagen. Ich zähle stumm bis zehn, als ich bereits unsichere Schritte im Flur höre.
 

„Papa?“, unsicher steht Rin in der Tür, er reibt sich verschlafen die Augen.

„Hey mein Großer.“, ich stehe auf und gehe auf Ihn zu, um vor ihm in die Knie zu gehen. Meine Hände legen sich auf seine Schultern.
 

„War Mama hier?“

„Ja, aber Sie ist wieder weg. Komm ich bringe dich wieder ins Bett.“

„Kann ich nicht bei Dir bleiben?“
 

Traurige Augen, welche den meinen so ähnlich sind, sehen zu mir auf.
 

Als könnte ich da jetzt nein sagen. Was meinen Sohn betrifft, so bin ich nicht der harte Kerl der ich in Verhandlungen bin oder zu meinen Beyblade-Zeiten gewesen bin.

Auch Asami gegenüber bin ich nie so gewesen.
 

„Klar darfst du. Leg dich schon mal hin, ich komme gleich.“
 

Sein Gesicht hellt sich auf und er steigt ins Bett, während ich in den Ankleidebereich gehe und mich umziehe. Als zurückkomme, liegt er schon auf der einen Seite in die Decke gehüllt und schaut mich müde an.

Ich lege mich zu Ihm ins Bett und sofort kuschelt er sich an mich. Meinen linken Arm lege ich um Ihn und schalte mit dem andern das Licht aus. Mit meinem Sohn im Arm, dauert es nicht lange und auch ich bin eingeschlafen.
 

Das sind die wenigen Momente, in denen ich es nicht bereue Asami geheiratet zu haben!

…Glück allein?

Der Geruch von Kaffee, der mir in die Nase steigt, lässt mich langsam wach werden. Als ich mich bewegen will, spüre ich die schwere meines Sohnes auf meinem Brustkorb. Der kleine liegt hab auf mir und schläft tief und fest. Ich drehe meinen Kopf zum Nachttisch auf dem eine Tasse steht.
 

Mina ist schon auf und wird nach Rin geschaut und festgestellt haben, dass er nicht in seinem Bett ist.
 

Mit einem Lächeln richte ich mich langsam auf und schiebe Rin vorsichtig zur Seite.

Er quittiert dies mit einem kurzen brummeln, schläft aber weiter.

Leise verlasse ich das Bett und begebe mich ins angrenzende Bad neben dem Ankleidebereich.
 

Die dunklen Bodenfliesen sind durch die Fußbodenheizung angenehm warm unter meinen Füßen. Die beiden großen Fenster lassen das noch leicht rötliche Licht des Morgens ins Bad und tauchen die Beigefarbenen Wandfliesen in ein leichtes Orange.

Ich streife meine Sachen ab und stelle mich unter die große ebenerdige Regenwasserdusche, das warme Wasser lässt mich langsam richtig wach werden. Meine Gedanken kreisen noch um gestern Abend und den Anruf von Ray, eigentlich sollte ich mich nochmal auf einem Treffen blicken lassen.
 

Ich stelle die Dusche ab und trete hinaus um mich abzutrocknen und meiner weiteren Morgenroutine nachzugehen. Nach etwa Fünfzehn Minuten begebe ich mich in den Ankleidebereich und ziehe mir Shorts, Jeans und ein einfaches Shirt samt Hemd heraus. Kurz geht mein Blick zum Bett bevor ich mich anziehe.
 

Rin liegt, alle viere von sich gestreckt, mitten im Bett und schläft noch immer tief und fest.

Unweigerlich muss ich schmunzeln, was würde ich inzwischen nur ohne ihn machen? Der Gedanke ihn an Asami zu verlieren lässt meinen Magen krampfen und schnell verwerfe ich ihn wieder.
 

Leise trete ich neben das Bett und nehme meine Tasse von Nachttisch bevor ich das Schlafzimmer verlasse und nach unten in die Küche gehe, wo ich Mina vermute.

Und ich behalte recht.
 

Sie sitzt am Küchentisch, welcher bereits für das Frühstück gedeckt ist. Auf der Arbeitszeile aus schwarzem Granit, der an sich hellen Küche, stehen diverse Schüsseln in denen Sie alles zum Kochen zusammengestellt hat.
 

„Guten Morgen, Mister Hiwatari. Ich hoffe der Kleine hat Sie wenigsten etwas schlafen lassen.“

Freundlich lächelt Sie mich an, als hätte Sie nicht mitbekommen was gestern passiert ist.

Ich bin schon verdammt froh, dass Sie so diskret ist.
 

„Morgen Mina, soweit schon. Er hat sich, wie immer, breitgemacht.“

Noch mit meiner Tasse in der Hand setzte ich mir zu Ihr, als Sie kurz auf Grund meiner Erklärung auflacht aber schnell wieder verstummt.
 

„Verzeihen Sie bitte, aber das hörte sich gestern nicht sehr angenehm an.“

Unsicher sieht sie mich über Ihre Tasse hinweg an.
 

„Nicht unangenehmer als sonst.“ schnaube ich und nehme einen Schluck. „Rückwirkend frage ich mich wirklich was mich bewogen hat Sie zu heiraten. Aber gut, wie sagt man so schön, Liebe macht blind.“

„Aber, wenn Sie es nicht getan hätten, dann hätten Sie jetzt auch Rin nicht.“

„Das ist das einzig Gute daran!“
 

Ich stelle die Tasse auf den Tisch und erhebe mich um die Terrassentür zu öffnen. Da Rin noch schläft, erlaube ich mir eine Zigarette auf der Terrasse.

Die dunklen Holzbohlen sind von der Morgensonne schon leicht warm und angenehm unter den Füßen. Mein Blick geht über den ordentlichen, klar gehaltenen Garten, hinüber zum kleinen Kirchbaum. Er ist genau wie Rin jetzt fast vier Jahr hier und wurde als Glücksbringer für Ihn dort gesetzt.

Jetzt im beginnenden Herbst wirkt er Trist und verloren.
 

„Was wird jetzt auf Sie zukommen?“ Mina ist neben mich getreten und sieht mich fragend an.

„Ein Rosenkrieg gehe ich von aus. Sie wird mit allen Mitteln versuchen an Geld, Mobiliar und an Rin zukommen. Wohl genau in der Reihenfolge.“
 

„Dass Sie so materiell ist. Aber das wurde ja gestern schon deutlich, entschuldigen Sie, aber es war nicht zu überhören.“

„Schon in Ordnung, das war Sie schon immer. Nur war es mir bisher recht egal, aber dass Sie mit einem meiner besten Freunde in Bett steigt, das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“
 

Ich drücke die Zigarette im Aschenbescher auf der Fensterbank aus und trete zusammen mit Mina in die Küche als man oben Schritte hören kann. Eilig huscht Sie an mir vorbei und verschwindet nach oben um Rin fertig zu machen.
 

Normalerweise mache ich dies am Wochenende, aber gerade bin ich dankbar dafür.

So kann ich noch meinen Kaffee beenden und kurz durchatmen.
 

Gegen Mittag werde ich mit Ray telefonieren und Ihm sagen das ich beim nächsten Treffen dabei sein werde. Langsam gehen mir die Begründungen aus und auch Yuriy hat mir schon gedroht mich hinzuschleifen, wenn es sein muss.

Aber ich werde nicht drum rumkommen, zumindest Ray, zu erklären weswegen auch damit er Takao und Max im Auge hat. Ich kann nur hoffen das Asami nicht auf die Idee kommt Ihn zu begleiten.
 

Das könnte dann ziemlich in die Hose gehen.
 

„Morgen Papa!“ ruft Rin freudig als er in die Küche stürmt und mir fast auf den Schoss springt.

„Guten Morgen Großer. Gut geschlafen?“

„Ja! Dein Bett ist viel größer als meins“
 

Mit einer ausladende Geste seiner Arme versucht er das gesagt zu verdeutlichen und stahlt dabei über das ganze Gesicht.
 

„Wenn du älter bist bekommst du auch ein großes Bett. Aber jetzt wird erstmal gefrühstückt.“

„Okay Papa, aber das ist versprochen, oder?“

„Ja versprochen.“
 

Zufrieden mit meinem Versprechen steigt er auf seinen Stuhl und wartet bis Mina uns das Frühstück auf den Tisch stellt.

Gemeinsam essen wir und während sich Rin und Mina über die neusten Spielsachen unterhalten, bin ich in die Zeitung vertieft. Es ist trotz allem ein normaler Samstagmorgen und ich bin froh das es so ist.
 

Als ich den Wirtschaftsteil überfliege fällt mir ein Artikel ins Auge, Chef ist dort zusammen mit Max und Mister Dickenson zu sehen. Es geht um neue Technologien im Bey-Sport und in der Entwicklung.

Messtechniken wurden verfeinert und Werkstoffe überarbeitet, neue Parameter und, ein Punkt der mich sehr interessiert, Kommunikation zwischen Blader und Bit-Beast.

Ich beschließe mich beim Treffen einmal mit den beiden darüber zu unterhalten.
 

„Ich bin fertig, Papa. Darf ich aufstehen?“

Ich schau über die Zeitung hinweg und sehe dass noch etwas auf seinem Teller liegt.
 

„Was ist damit?“ und deute auf besagte Reste.

„Ich bin satt.“
 

„Gut, dann darfst du. Aber vor Mittag gibt es nicht großes mehr.“

Ich kann das überlegen in seinem Gesicht sehen und muss schmunzeln. Nach einem kurzen zögern antwortet er dann doch.
 

„Ist gut Papa. Ich gehe nach oben spielen.“

Noch während es das sagt, rutscht er vom Stuhl und verschwindet nach oben.
 

„Spätestens um zehn Uhr fragt er nach etwas Süßem.“ lacht Mina, „Möchten Sie noch einen Kaffee?“

„Versuchen kann er es ja. Gerne.“
 

Ich lege die Zeitung beiseite und reiche Ihr meine Tasse.

Während Sie mir nachgießt beginne ich damit das Geschirr zusammen zu räumen. Wie eigentlichen jeden Morgen an den Wochenenden lassen wir uns Zeit und genießen es keinen Zeitdruck zu haben.
 

Der restliche morgen verläuft ruhig. Ab und zu hört man es oben rumpeln, wenn Rin mit seinen Spielsachen zu heftig tobt. Mina hat sich, nachdem Sie in der Küche fertig war, auf den Weg in die Stadt gemacht. Sie trifft sich mit Ihrer Tochter und erledigt ein paar Einkäufe.
 

Ich habe mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen.
 

Der Raum ist hell und allein die in der Wand eingearbeiteten dunkeln Bücherregale mit all Ihren Büchern und Fächern dienen als Dekoration. Hier und da stehen Erinnerungsstücke an meine Beyblade-Zeit, eins der Fächer ist zu einer Vitrine umgearbeitet, in der Dranzer und die Medaillen liegen.
 

Der Schreibtisch, der im gleichen Holz wie die Regale gehalten ist, nimmt beinahe den ganzen Raum ein. Mein Stuhl dahinter ist schlicht und modern, aber sehr bequem. So sehr das ich manchmal aufpassen muss nicht einzuschlafen.

Durch die beiden Fenster dringt das Licht und fällt auf den Laptop und die Unterlagen vor mir.
 

Ich gehe meine Mails durch und beantworte noch Fragen meines Anwalts für die bevorstehende Scheidung. Die Feinheiten des Ehevertrags, auf den ich damals bestanden habe, werden wir in den nächsten Terminen durchgehen.

Ich hoffe bei all dem nur, dass Rin da unbeschadet rauskommt, und auch den Respekt vor seiner Mutter nicht verliert. Auch wenn es zwischen Asami und Mir so endet, so will ich nicht das der Kontakt zwischen Mutter und Sohn gänzlich abbricht.
 

In Gedanken an Rin horche ich nach oben, es ist still geworden.

Kein gutes Zeichen, wie ich weiß, also stehe ich auf und gehe nach oben.
 

In seiner Zimmertür bleibe ich stehen, verschränke die Arme vor der Brust und muss schmunzeln.

Mein Sohn sitzt dort inmitten seiner Spielzeuge auf dem dunkelgrauen Teppichboden und beobachtet einen Vogel vor dem Fenster.
 

Dieser hüpft auf der halbhohen Gitterstange hin und her und blickt immer ins Zimmer. Das Fenster ist gekippt so dass man auch sein Zwitschern hören kann, ab und an pickt er gegen die Scheibe, als wolle er hinein.

Rin steht langsam auf und bewegt sich vorsichtig zum Fenster, den Vogel nicht aus den Augen lassend.
 

„Was wird das?“ frage ich kurz bevor er den Griff anfassen kann.
 

Erschrocken fährt Rin herum und auch der Vogel fliegt davon.

„Man Papa! Jetzt hast du den Piepmatz verjagt!“ ungehalten stampft er auf den Boden und sieht mich bockig an.
 

„Du kannst doch keinen Vogel reinlassen, Rin. Der macht doch alle deine Sachen dreckig.“ Ich lege den Kopf leicht zur Seite. „Wenn du älter bist, können wir über einen Vogel oder Haustier reden, aber jetzt nicht.“
 

„Mano Papa!“ stöhnt der kleine langgezogen, was mich schmunzeln lässt.
 

„Nichts, Mano Papa, das sind die Regeln! Haustiere erst, wenn du in der Schule bist!“

„Das ist gemein! Misato hat auch ein Haustier!“

„Das ist das Aquarium seiner Eltern und er hat da Fische drin, das ist was anderes.“

„Du bist Gemein!“ bockig verschränkt Rin die Arme vor der Brust und schiebt seine Unterlippe vor.
 

„Ich weiß. Ändert aber nichts.“
 

„Dann will ich auf den Spielplatz!“ entschlossen werde ich angesehen und ich schnaube geschlagen.

„Gut, dann räum auf und komm runter.“

„Okay Papa.“
 

Eine gute halbe Stunde später sitze ich nun auf einer Bank im nahegelegenen Park und beobachte Rin auf dem Spielplatz. Der kleine Park ist nicht weit weg und trotz der enge der Stadt angenehm.

Langsam beginnen auch hier sich die Bäume sich in die Herbstfarben zu kleiden.
 

Ein großes Gerüst mit Rutsche, Kletterwand, Hängebrücke und Schaukeln steht in der Mitte eines großen Sandplatzes. Um diesen Bereich reihen sich diverse Banken und Tischgruppen für die Eltern.
 

Einige Mütter sind ebenfalls mit ihren Kindern hier. Ein paar Gesichter kommen mir sogar bekannt vor, aber ich versuche mich aus Gesprächen raus zu halten.

Bevor noch einer der Mütter auf die Idee kommen kann, ziehe ich mein Telefon aus der Manteltasche und wähle Rays Nummer.
 

°Kon° höre ich Ihn nach nicht mal zwei Freizeichen, als hätte er auf meinen Anruf gewartet.
 

„Hey Ray, lange nicht gehört.“

°Kai, das stimmt. Wie geht es dir?°
 

„Es geht, war schon mal besser.“ Mein Blick geht nochmals zum Gerüst auf dem Rin klettert.
 

°Klingt nicht gut. Hör mal ich freu mich dich mal wieder zu hören, aber…°

Ich kann in seinem Tonfall hören, dass er schnell zur Sachen kommen will. So als käme mein Anruf ungelegen.
 

„Ray, ich komme zu dem Treffen. Aber nur unter einer Bedingung!“ unterbreche ich Ihn, da ich weiß war er sagen will und das Gespräch nicht in die Länge ziehen will.
 

°Bedingung?°
 

„Ja, ich will dass du Takao von mir fern hältst.“
 

°Wieso das? Ich denke er würde sich freuen dich zu sehen.°

Deutlich ist sein Erstaunen zu hören und die anfängliche Hektik des Gesprächs vergessen
 

Mir entweicht ein höhnisches Lachen als ich das höre.

„Er ist der Grund, weshalb ich die letzten Male nicht dort war. Er ist der Grund warum mein Sohn ohne Mutter aufwachsen wird. Er ist der Grund für meine Scheidung!“
 

Es herrscht Still in der Leitung, Ray verarbeitet wohl was ich Ihm gerade gesagt habe.
 

°Takao hat was?°
 

„Er hat mit Asami geschlafen. Tut es wohl noch immer!“
 

°Oh verdammt…Kai das…das tut mir Leid. Ich hatte keine Ahnung.°
 

„Woher auch. Also da wir das…“

Ich breche mitten im Gespräch ab als ich meinen Sohn sehe wie er ein Kind auf dem Hängebrücke ärgert und schuppst.
 

„RIN!“ donnert meine Stimme über den Platz.

Sowohl er wie auch die anderen Kinder und Eltern zucken zusammen. „Was wird das?“ frage ich streng.
 

„Nichts…“ kommt es kleinlaut.

„Runter und her kommen!“

„Aber…“

„Kein Aber!“
 

Mit hängendem Kopf steigt er runter und kommt auf mich zu. Ich kann das tuscheln mancher Eltern hören, aber ignoriere es.
 

°Kai? Bist du noch da?°
 

„Ja. Moment noch Ray. Ich muss gerade meinen Sohn zurechtweisen.“
 

°Oh ha…° höre ich Ihn mit lächeln in der Stimme.

Nur zu gut kennt er mich um zu wissen wie das bei mir läuft.
 

„Was sollte das?“ frage ich erneut mit strengem Ton.
 

„Er hat angefangen!“
 

„Darum geht es nicht Rin! Der Junge hätte von der Brücke fallen können. Sowas macht man nicht.“ „Aber Papa…“ versucht er erneut.
 

„Nichts Papa. Entweder du entschuldigst dich und benimmst oder wir gehen nach Hause!“

Rin sieht mich, so böse er kann an, bevor er schmollend die Unterlippe vorschiebt.
 

„Er hat aber angefangen!“
 

„Und ich beende es! Ende der Diskussion. Entweder oder.“
 

„Du bist doof!“ schmollend dreht er sich um geht.
 

Ich sehe wie er dem Jungen die Hand hinstreckt und dann auf die andere Seite des Gerüstes geht.
 

„Entschuldige Ray, aber das ging nicht anders.“

°Hey schon in Ordnung. Verantwortung lässt sich nicht abschütteln.°
 

Ich atme noch einmal durch bevor ich beginn zu erzählen was in letzter Zeit geschehen ist.

Ray hat Verständnis, das merke ich, allerdings bemerke ich auch sein Unwohlsein dabei. Er überlegt wie er es bewerkstelligen kann, das Takao und auch Max mich dahingehend in Ruhe lassen.
 

°Wenn du nichts dagegen hast, würde ich Hiromi mit ins Boot holen. Sie kann Ihn gut Händeln was das angeht.° schlägt er schließlich vor.
 

An Hiromi habe ich gar nicht gedacht.

Sie war schon früher immer diejenige die Takao zur Ruhe gebracht hat.
 

„Stimmt. An Sie habe ich gar nicht gedacht. Ich schau mal ob ich Sie morgen erreiche. Wir sehen uns dann auf dem Treffen. Ich sollte langsam mit Rin nach Hause.“
 

°Alles klar, wir sehen uns dann.° Als er aufgelegt hat stehe ich von der Bank auf und gehe zum Gerüst.
 

„Rin, zeit zu gehen. Mina wird schon mit dem Essen beschäftigt sein.“
 

„Ist gut, Papa.“

Neuanfang

Es ist kurz vor Neun Uhr als ich vor dem Bürogebäude aus Glas und Metall kurz innehalte.

Das Licht spiegelt sich in der gesamten Front und es wirkt, wie auch der Rest der Komplexanlage, klar und aufgeräumt.
 

Hier ist ab heute mein neuer Arbeitsplatz, Hiwatari Electric Solution.
 

Ich atme noch einmal tief durch, streiche den Rock glatt, und betrete die große Eingangshalle. Am Empfangstressen sitzen wieder drei junge Damen, alle sind Sie gepflegt und tragen die Uniform der Haussicherheit. Ihre Halstücher, diese hässlichen quietsch grünen Tücher, tun in den Augen weh als ich zu Ihnen gehe.
 

„Guten Morgen Miss, wie kann ich helfen?“
 

Die Dame in der Mitte lächelt mich an, ihre unnatürlichen weißen Zähne beißen sich mit dem Tuch um ihren Hals.
 

„Baisho, ich beginne heute bei Hiwatari Electric Solution. Ich soll mich bei Miss Hayashi oder Mister Fuji melden.“ Mit einer leichten Verbeugung stelle ich mich vor.
 

„Ah, dann sind die neue Assi von CEO!“ Die Dame recht von mir mustert mich abschätzend.
 

„Bitte?“
 

„Na von Hiwatari. Das er wenn neues braucht weiß hier jeder.“ Das aufgesetzte Lachen ist schrill.
 

„Ja, ich bin die neue Assistentin. Würden Sie nun Miss Hayashi oder Mister Fuji informieren. Ich werde wohl nicht die Zeit haben hier lange dumm rum zu stehen.“
 

„Ja doch…“ Beleidigt greift Sie zum Telefon. „Warten Sie in der Sitzgruppe.“

Nicht mehr ganz so freundlich werde ich darauf hingewiesen.
 

Es ist offensichtlich, dass Sie auf Tratsch gehofft haben. Aber so bin ich nicht!
 

Ich beobachte das Treiben im Eingang, in diesem Gebäude sind noch drei weitere Firmen untergebracht sowie die Reinigungs- und Sicherheitsfirma. Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen eilen an Putzwagen und Sicherheitsleuten vorbei zu den Aufzügen.

Hier und da sehe ich die Reinigungsleute Mülleimer leeren und fegen.

Die Absätze der Schuhe hallen auf dem Steinboden wieder und erzeugen eine hektische Geräuschkulisse.
 

„Miss Baisho.“
 

Eine Frauenstimme lässt mich aufblicken. Eine ältere Dame steht ist in einem Kimonoählichen Kostüm vor mir. Ich erhebe mich und verbeuge mich kurz, welches die Dame erwidert.
 

„Ich bin Miss Hayashi, folgen Sie mir.“
 

Ohne zu warten dreht Sie sich um und führt mich zu Sicherheitsschleuse.

Ihre Karte legt Sie auf den Sensor, welcher einen kurzen Ton von sich gibt. Die Schleuse öffnet sich und wir treten hindurch. Vor den Aufzügen ist ein regelrechtes Gedränge.

Jeder will so schnell wie möglich in sein Büro.

Die ersten drei lassen wir hinter uns und halten auf den letzten der Aufzüge zu.
 

„Wir haben einen eigenen Aufzug, dass ist noch vom alten Mister Hiwatari so.“

„Gibt es da keine Beschwerden?“
 

„Doch, natürlich. Aber da Hiwatari Electric der Hauptmieter ist und der Mietvertrag zu alt ist um einen neuen, ohne Schaden für den Vermieter, zu erstellen bleibt alles wie es ist.“

Deutlich kann man die Genugtuung in Ihrer Stimme hören.
 

Im Aufzug hält Sie die Karte an einen weiteren Sensor, ohne eine der Tasten zu betätigen schließen sich die Türen und er setzt sich in Bewegung. Die Tafel zeigt nur die Zahlen der oberen Stockwerke und der Tiefgarage. Etwas was mir schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen ist.
 

„Die Karte, die auch Sie bekommen, ist so kodiert, dass der Aufzug Sie direkt auf die Chefetage bringt. Wenn Sie von oben einsteigen, können Sie jede Etage ohne erreichen. Sie benötigen dies nur von unten.“

„Die anderen Mitarbeiter haben diese Funktion nicht, nehme ich an?“

„Nein. Sie können auf alle zu Hiwatari Electric gehörenden Etagen fahren, nur zu uns hoch müssen Sie über die Treppe.“

„Interessant.“
 

Wir werfen uns einen Blick zu und schmunzeln.
 

Miss Hayashi ist sich Ihrer Stellung in der Firma durchaus bewusst, das merkt man sofort. Ich bin wirklich gesamt wie die Arbeit mit ihr wird.

Mit einem leichten Ruck bleibt der Aufzug stehen und die Türen öffnen sich.
 

Vor mir öffnet sich ein Lichtdurchfluteter Raum, die Wände sind hell und an den Übergängen zur Decke sind schmale Lichtleisten eingelassen. Grauer Granitboden mit vereinzelten hellen Teppichen und großen Pflanzkübeln geben ein modernes Erscheinungsbild.
 

Hier und da hängen moderne Bilder an der Wand und auch eine große Uhrenleiste, mit drei unterschiedlichen Zeiten hängt hier.

Ein Wartebereich aus schwarzen Sofas und Sesseln, getrennt von einer Glaswand und einem Tressen aus Holz bildet den Übergang zur Treppe in die unteren Etagen.

Eine junge Hostess sitzt dort, wohl zuständig für die Versorgung der wartenden Personen.
 

Gegenüber dem Wartebereich liegt der Empfangstressen mit zwei Arbeitsplätzen und einem Sideboard mit Akten sowie ein paar Vasen als Dekoration.

Die Wand dahinter ist mit Steinplatten beschlagen auf denen das Firmenlogo angebracht ist.

Am Tressen vorbei führt ein Flur zu einem Besprechungsraum mit Glastür. Gegenüber diesem sind zwei kleine Türen. Weiter den Flur hinauf liegt noch eine weitere Glastür und am Ende eine große Holztür.
 

Hinter dieser vermute ich das Büro meines neuen Chefs.
 

„Hier ist ihr neuer Arbeitsplatz Miss Baisho. Dort am Tressen ist eine kleine Teeküche wo Sie Kaffee, Tee und weitere Getränke bekommen. Die Toiletten sind dort.“ Sie deutet auf die kleinen Türen.
 

„Der Besprechungsraum ist der Geschäftsführung und Abteilungsleitern vorbehalten. Mister Hiwatari kommt für gewöhnlich gegen halb Zehn. Sie können sich darauf einstellen, dass ihr Arbeitstag nicht vor achtzehn oder neunzehn Uhr zu Ende sein wird. Holen Sie sich etwas zu trinken und dann fangen wir an.“
 

Ich kann ob der ganzen Information nur nicken.
 

Meine Tasche stelle ich hinter den Tressen und hole mir bei der Hostess einen Kaffee. Ich höre wie Miss Hayashi bereits begonnen hat zu tippen und nehme leise neben ihr Platz.

Beide Arbeitsplätze sind mit der neusten Technik ausgestattet, etwas was mich in einer Elektronikfirma nicht wirklich verwundert. In einer Ecke liegt ein lederner untersetzte auf dem ich meine Tasse abstelle. Der Rechner ist hochgefahren und auf dem Bildschirm ist das Mail-und Terminprogramm geöffnet, wie ich schnell feststelle.
 

„Die EDV hat ihnen bereits einen Zugang ins System eingerichtet. Die Zugangsdaten bekommen Sie gleich noch. Ihre erste Aufgabe am Morgen ist das durchgehen der eingegangen Mails. Da wir weltweit aktiv sind, kommen jederzeit Mails. Wir sortieren diese nach Wichtigkeit und leiten diese dann an die persönliche Mail von Mister Hiwatari. Geschäftliches von Partnern mit den wir in Verhandlung stehen, haben Vorrang!“
 

Noch während Sie mir erklärt, habe ich einen Block und Stift zur Hand genommen.

So viel auf einmal kann ich nicht direkt behalten. Ich will auch nicht vergessen.
 

„Interne Mails der Abteilungsleiter gehen direkt an Mister Hiwatari. Schreiben unserer externen Anwälte werden ebenfalls zu Mister Hiwatari geleitet. Alles andere wird von uns gelesen und bearbeitet.“
 

Ich schaue auf den Bildschirm und ich kann 80 Mails im Posteingang sehen, etwas was mich kurz schlucken lässt.
 

„Telefonate werden immer angenommen, hier gilt das gleiche wie mit den Mails. Geschäftspartner werden durchgestellt, ebenso die Anwälte. Anfrage bezüglich neuer Partnerschaften und andere nicht so dringliche Gespräche leiten Sie an Mister Ninta weiter. Er ist der COO und für das allgemeine Tagesgeschäft zuständig.“
 

Ich möchte gerade eine Frage stellen, als sich die Türen des Aufzuges schließen und dieser nach unten fährt. Mein Blick geht zu der Uhr und ich erkenne das es kurz vor Zehn ist. Das würde bedeuten, dass bald mein neuer Chef eintreffen müsste.

Schritte kommen über die Treppe nach oben und als sich mich zu diesen drehe, erkenne ich Mister Fuji der auf uns zu kommt.
 

„Guten Morgen die Damen. Miss Baisho, willkommen, ich hoffe das Sie sich schnell einleben.“

Er verbeugt sich höflich dann geht sein Blick an mir vorbei.

„Ist er schon da?“
 

„Nein, aber ich denke er ist auf dem Weg.“ Sie deutet auf die Anzeige über dem Aufzug.

„Dann hoffe ich dass er gute Laune hat.“ Er greift sich an die Krawatte und rück diese zurecht.

Das klingt nach keinen guten Nachrichten die er wohl überbringen muss.
 

Miss Hayashi will gerade antworten als sich der Aufzug mit einem leisen Ton öffnet und steht auf.

Ich tue es ihr gleich und Mister Fuji verkrampft sich ein wenig.
 

Das erste was mir auffällt ist die Ausstrahlung und die damit verbundene Wirkung die mein neuer Chef an den Tag legt.

Stolz und Selbstsicher bewegt er sich, doch wirkt er dabei nicht überheblich, sondern souverän.

Ich erlaube mir, Ihn genauer zu beobachten. Achte allerdings darauf nicht zu starren.
 

Der dunkelrote Anzug, mit passender Weste und Krawatte zu dem dunkelgrauen Hemd, den er trägt sitzt wie angegossen, bringt seinen schlanken und durchtrainierten Körper zu Geltung. Seine dunklen Haare sind nur wenig gestylt und verleihen Ihm eine Natürlichkeit, die nicht viel CEO haben. Sein Gesicht ist neutral, etwas ernst vielleicht, doch in seinen dunkelbraunen, fast rötlichen, Augen kann ich etwas blitzen sehen.
 

Was genau vermag ich noch nicht zu sagen.
 

„Guten Morgen Mister Hiwatari.“ Miss Hayashi verbeugt sich und Mister Fuji und ich tuen es ihr gleich. „Morgen.“ Kommt es etwas brummig von ihm als er auf den Tressen und uns zu kommt.

„Was steht für heute auf dem Plan?“
 

„Miss Kobashi fragt bezüglich eines Termins zur Besprechung der Renditenzahlen. Mister Simon von Tec Ing erwartet den Freitag angekündigten Rückruf. Es ist eine Mail von der Kanzlei zur Abstimmung der Verträge gekommen, welche schon in Ihrem Postfach ist.“
 

„Etwas was ich noch nicht weiß?“ brummt er und macht Anstalten zu gehen.

„Geht das denn?“
 

Gibt Miss Hayashi zurück was sowohl mich als auch Mister Fuji erschrocken Luftholen lässt, allerdings bemerke ich schnell sein schmunzeln.
 

„Manchmal. Also?“
 

„Von Seiten der Mails nicht. Auch sind noch keine Anrufe eingegangen. Aber so wie es scheint möchte Mister Fuji etwas.“
 

Mister Hiwataris Blick geht zu Mister Fuji und er wartet darauf das dieser beginnt.
 

„Nun…ich…“

„Mister Fuji ich habe nicht alle Zeit der Welt!“

„Mister Iruka aus dem Marketing hat fristlos gekündigt.“
 

„WAS? Wann?“
 

Ich zucke zusammen als seine Stimme über die Etage donnert.
 

„Am Wochenende, er hat die Kündigung samt Begründung eingereicht, wie ich erfahren habe.“

„Das klären wir im Büro! Miss Hayashi, den Termin mit Miss Kobashi legen Sie auf Nachmittag. Mister Simon rufe ich nach dem Gespräch zurück.“

Er deutet Mister Fuji an Ihm in sein Büro zu folgen, im Gehen dreht er sich nochmal um.
 

„Ach, sollte meine werte Gattin anrufen…ich bin nicht da!“ damit verschwindet er durch die Tür.
 

Verwundert bleibe ich noch einen Moment stehen.

Es ist das erste Mal seit langen das ich mir wie Luft vorkomme.

Nicht einen Blick in meine Richtung.
 

„Nehmen Sie das nicht persönlich. Solche Dinge sollte man Ihm nie vor dem ersten Kaffee sagen. Da werden gleich die Fetzen fliegen.“
 

„Sie haben doch auch…“
 

„Das ist was Anderes. Mister Hiwatari und Ich arbeiten schon lange zusammen, er weiß genau wie ich bin und ich weiß wie er ist. Auch habe ich in gewissen Dingen den Schutz des Alters.“
 

„Oh gut…Also, was muss ich sonst noch wissen um nicht unterzugehen?“
 


 

Gut eine Stunde ist vergangen seit Mister Fuji im Büro verschwunden ist, als sich die schwere Tür wieder öffnet. „…und zwar schnell!“ hört man deutlich die wütende Stimme von Mister Hiwatari ihm hinterherrufen.
 

Wir beide sehen von unserer Arbeit hoch als er schweigend und blass an uns vorbeigeht und über die Treppe verschwindet. Das kann ja was werden…

Einem Impuls folgend stehe ich auf und gehe in die Teeküche, Kaffee hat Miss Hayashi gesagt.
 

Besser jetzt als gar nicht.

Kurz darauf wird die Tür geöffnet und schritte hallen über den Flur.
 

„Miss Haya…“
 

Seine brodelnde Stimme verstummt als er mich auf sich zukommen sieht. Er scheint kurz zu überlegen.

„Miss Baisho, ist das schon heute gewesen?“

„In der Tat, ja. Kaffee?“ frage ich und reiche die Tasse an Ihn. Mit hochgezogener Augenbraue werde ich gemustert.
 

„Anspielung auf das Vorstellungsgespräch? Danke.“ Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht.

„Nicht direkt, aber Miss Hayashi deutete an, dass der erste Kaffee wichtig ist.“

Auch Sie kann ich hinter dem Tresen schmunzeln sehen.
 

„Ich warte auf einen Anruf meines Anwalts, er sollte im Laufe des Tages noch anrufen. Stellen Sie ihn durch, auch wenn ich im Gespräch bin.“
 

„Sehr wohl.“
 

„Lassen Sie auch noch für dreizehn Uhr einen Tisch im Satori reservieren. Zwei Personen.“
 

„Wird erledigt.“
 

Wieder einmal stehe ich rum und komme mir wie Luft vor.
 

„Miss Baisho, kommen Sie.“ Er deutet mit dem Arm in Richtung seines Büros.

„Ja…“ etwas überrumpelt folge ich Ihm in sein Büro.
 

Was auch immer nun kommen mag, es macht mich nervös.

Etwas was ich nicht einschätzen kann, etwas das meinen weiteren Weg hier bestimmen wird.

Aufgaben

Ohne etwas zu sagen geht er zu seinem Schreibtisch und nimmt Platz.

Nachdem ich die Tür geschlossen haben bleibe ich kurz unentschlossen stehen, dann aber halte ich auf den Stuhl davor zu und nehme ebenfalls Platz. Im Vorbeigehen am Tressen habe ich meinen Block und einen Stift gegriffen, nicht genau wissen ob ich diesen brauche.
 

Neben dem laufenden Rechner liegt ein geschlossener Laptop und auf der Tischunterlage diverse Papiere sowie sein Mobiltelefon und einige Stifte. Die Kaffeetasse hat er neben der Tastatur abgestellt. Ich bemerke wie ich gemustert werde.
 

„Nun Miss Baisho, ich denke das Sie schon ein wenig Einblick in Ihre Arbeit erhalten haben. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Organisatorischen Abläufe hier koordinieren sobald Miss Hayashi gegangen ist.“
 

Ich muss schlucken und kann nur nicken, seine Stimme ist durchdringend aber nicht streng. Dennoch bekomme ich das Gefühl besser erstmal nicht zu sagen.
 

„Sie werden mich in Sitzungen mit Geschäftspartner und anfallende Tagungen begleiten. Hier erwarte ich dass Sie alle nötigen Vorarbeiten leisten. Mein Tagesablauf erlaubt es mir nicht immer mich auf solche Termine ins Detail vorzubereiten. Ihre Vorarbeiten sind entsprechend wichtig um mir die Informationen zukommen zu lassen die ich benötige.“
 

Nickend habe ich begonnen mir Notizen zu machen, dass hier einiges auf mich zu kommt habe ich erwartet aber ich liebe solche Herausforderungen.
 

„Zu diesen Vorarbeiten gehört auch die entsprechend Buchung von Reisen und Hotels. Ich habe nicht die Nerven dazu mich auf Geschäftsreisen durch jedwede Rushhour zu quälen oder in einer überfüllten Economy-Class zu sitzen! Hotels in der Nähe der Sitzung und Business-Class!“
 

Das Klingeln des Telefons unterbricht Ihn, es ist nicht das Festnetz, sondern das Mobile. Kurz geht sein Blick über das Display und er brummt kurz bevor er den Anruf wegwischt.
 

„Ich erwarte von Ihnen selbstständiges und Verantwortungsbewusstes Arbeiten! Sie organisieren Ihre und meine Arbeitsläufe, etwas was eine hohe Belastbarkeit erfordert, wenn ich ehrlich bin. Mit mir und für mich zu arbeiten wird anstrengend aber ich erwarte auch von Ihnen, dass Sie mich bremsen, wenn ich es übertreibe.“
 

Nun blicke ich erstaunt auf, habe ich das richtig verstanden? „Verzeihung, ich soll Sie bremsen?“
 

Mein fragender Gesichtsausdruck bringt ihn zum Schmunzeln.

Er legt seine Unterarme, mit ineinander verschränkten Händen, auf den Tisch und sieht mich an.
 

„Bremsen, Sie haben schon richtig gehört. Ich bin, wenn man mich lässt, ein Workaholic. Miss Hayashi hat ein Gespür dafür entwickelt wann Sie auch mal auf den Tisch hauen muss um mich von selbigen zu bekommen. Ich erwarte nicht, dass Sie dieses Gespür in den nächsten drei Monaten entwickeln, aber ohne dieses wird es nicht leicht für Sie mit mir.“
 

„Gibt es den etwas was als Bremsklotz gut funktioniert?“

Als ich realisiere was ich da gerade gesagt habe, was ich eigentlich nur denke wollte, wird mir übel. Was dann aber kommt überrascht mich völlig.
 

Er lacht!
 

„Das gibt es in der Tat! Aber es erfordert weit mehr als mir dies vor Augen zu halten. Sie, Miss Baisho, haben etwas an sich, was keiner der Bewerber hatte. Sie sind nicht auf den Mund gefallen, etwas was nicht immer von Vorteil ist. Aber Ihre forsche Art und Ihr Auftreten sind die Dinge, welche die Arbeit zwischen uns interessant werden lassen.“
 

Ich weiß nicht wieso, aber etwas an dieser Aussage bringt mich in rasche, und ehe ich mich versehe, wird mir meine große Klappe zum Verhängnis. Als ich aufstehe und mich auf dem Tisch abstütze, fallen mir Block und Stift aus der Hand.
 

„Sie haben mich wegen meiner forschen Art eingestellt? Mein Abschluss in Marketing und Betriebswirtschaft spielt keine Rolle? Was war noch ausschlaggebend? Optik?“
 

Er weicht nicht zurück als ich mich nach vorne beuge, ruhig werde ich nur angesehen. Das Blitzen in seinen Augen, welches mir schon bei seiner Ankunft aufgefallen ist, ist stärker geworden.
 

„Setzten Sie sich Miss Baisho!“

Seine Stimme ist dunkel und automatisch tue ich was er sagt, ohne zu wissen warum.
 

„Ausschlaggebend, neben Ihrer Art und Ihrer Qualifikationen, ist das Sie, wie gerade bewiesen, keine Konflikte scheuen. Ich brauche kein scheues Reh als Assistentin die mir nach dem Mund redet! Ich brauche jemanden auf den ich mich verlassen kann, eine rechte Hand, die mir auch mal den Rücken freihält. Die Geschäftswelt ist ein Haifischbecken! Wer sich nicht behaupten kann geht unter und wird gefressen.“
 

Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und nimmt gleichzeitig die Kaffeetasse zur Hand.

Seine Worte hallen in meinem Kopf nach.
 

Kein scheues Reh

Haifischbecken

Rechte Hand
 

„Aber eins rate ich Ihnen, Miss Baisho, bei allem was Sie tun sind Sie noch immer meine Angestellte! Alles herausnehmen, dürfen auch Sie sich nicht!“
 

Jetzt ist es an mir Ihn mit festen Blick anzusehen.

Keiner von uns beiden senkt den Blick.
 

„Ich soll Sie nicht bloßstellen und blamieren, richtig? Keine Sorge, mein Taktgefühl wird sich darauf beschränken Ihnen hinter geschlossenen Türen den Bremsklotz zwischen die Beine zu werfen.“
 

Das hier entwickelt sich zu einem kleinen Machtpocker, und ich finde Gefallen daran. Natürlich sitzt er am längeren Hebel, das wissen wir beide, aber auch Ihm scheint das hier nicht unangenehm.
 

„Mehr die Löwin, wie das Reh! Ich denke, dass es eine interessante Zusammenarbeit mit uns wird. Sie können gehen Miss Baisho!“

„Ich denke auch, dass es sehr interessant werden wird.“ Mit einem Lächeln stehe ich auf und hebe Block sowie Stift auf bevor ich mich zum Gehen wende.
 

„Ach noch etwas. Zu den Dingen die Sie nie tun sollten, gehört die Telefonanlage auf mithören zu schalten, wenn ich in einer Besprechung bin.“ Das schmunzeln in seiner Stimme ist deutlich und veranlasst mich dazu mich umzudrehen.
 

„Wie bitte?“
 

Er deutet auf das Telefon auf seinem Tisch, eine kleine Lampe leuchtet darauf.

Empfang kann ich dort stehen sehen. Kurz hört man ein knacken, dann ist das Licht erlöschen.
 

„Wenn Sie gehen, bitten Sie doch gleich Miss Hayashi zu mir.“

„Ja, mach ich.“ Ich verbeuge mich schnell und verlasse da Büro mit schnellen Schritten.
 

Das wird wohl ärger geben, denke ich mir als ich an den Tressen trete. Es wundert mich, dass Sie als seine langjährige Assistentin dies tut. Sie muss doch wissen was das zu bedeuten hat?

Ich denke das ich bei Ihr genau aufpassen muss.

Mich überkommt das Gefühl das Sie mich auch ins offene Messer laufen würde, wenn Sie die Chance dazu bekommt.
 

„Miss Hayashi, Sie sollen zu Mister Hiwatari ins Büro kommen.“

Sie nickt nur und steht auf um auf das Büro zu zuhalten.
 

Damit bin ich alleine am Empfang und hoffe das nun kein Anruf oder sonst etwas passiert. Was hat er gesagt? Seinen Anwalt durchstellen auch wenn er im Gespräch ist. Sonst aber weiß ich nicht was ich tun soll. Ich schaue mir die Mails an und versuche diese zu sortieren, dafür lege ich mir direkt im Mailprogramm Unterordner an und beginne die Mails zu lesen.
 

Hoffentlich dauert das Gespräch der beiden nicht zu lange!
 

Gerade möchte ich einen Schluck, meines inzwischen kalten Kaffee, nehmen als sich die Aufzugtür öffnet. Verwundert sehe ich auf, da ja sonst keiner direkt hier hochkommen kann.
 

Eine Frau mit schwarzen Haaren und eleganter Kleidung, teuer trifft es eher, betritt den Raum.

Ihre Augen fixieren mich als Sie auf mich zu kommt, wer auch immer das ist, Sie macht den Eindruck als gehöre Ihr hier alles.
 

„Wo ist mein Mann?“ faucht Sie mich an und ich kann nur erstaunt zu ihr Aufsehen.
 

„Verzeihung, wenn Sie mir den Namen nennen, kann…“ „Ihren Chef, Kleines! Kai Hiwatari!“ schnippisch unterbricht Sie mich und stemmt Ihre rechte Hand in die Seite.
 

„Mister Hiwatari ist nicht zu spr…“

„Sind Sie taub?“ Ihre Stimme wird zornig „Ich will Ihn sprechen, sofort!“
 

Ich überlegen was ich tun soll. Die Frau von meinem Chef anfahren wird nicht gut gehen. Andererseits hat er deutlich gesagt das wir Sie abweisen sollen.
 

„Gott, wenn Sie zu blöd sind das Telefon zu bedienen, dann gehe ich selbst!“
 

„Entschuldigen Sie, Sie haben mir keine Anweisung zu geben! Mister Hiwatari ist mein Vorgesetzter und nicht zu sprechen. Das hat er deutlich zum Ausdruck gebracht.“
 

„Sie wagen es mir gegenüber so einen Ton an den Tag zu legen?“
 

Noch während Sie anfängt drücke ich den Knopf der Telefonanlage.

Ich denke es wir besser sein, wenn er hört was hier draußen passiert.
 

„Nur, weil Sie es, wie auch immer, hier hoch geschafft haben, müssen Sie nicht glauben etwas zu sagen zu haben. So kleine Empfangsmäuschen wie Sie sind nicht meine Liga!“
 

„Ich bin kein Empfangsmäuschen! Sie Madam, ob Ehefrau oder nicht haben kein Recht mich wie niederes Arbeitsvolk zu betrachten.“
 

Empört holt Sie Luft und ich kann erkennen, dass Sie zu einer neuen Tirade ansetzen will.
 

„Asami was willst du hier? Du hast hier keinen Zutritt!“ kommt es ruhig aber bestimmt von meinem Chef als er hinter Sie tritt.

„Mit dir Reden was denn sonst! Zuhause bekomme ich dich ja nicht zu Gesicht!“
 

Miss Hayashi kommt zu mir an den Tressen und legt mir die Hand auf die Schulter als Sie sich zu mir beugt und mir zuflüstert. „Gute Idee mit der Anlage. Sie haben richtig gehandelt.“
 

Es beruhig mich das zu hören, dennoch schaue ich besorgt zu dem sich uns bietenden Bild.

Wenn ich es nicht besser wüsste, so würde ich denken, dass in dieser Ehe so manches schiefgegangen ist. Jetzt verstehe ich auch, wieso er sagte er sei nicht da.
 

Ich bekomme noch mit wie er Sie, vielleicht etwas grob, am Arm packt und mit in den Besprechungsraum zieht und die Tür hinter Ihnen mit Schwung zuschlägt.
 

Das kann ja was werden!

Das Treffen beginnt

Gut zwei Wochen sind vergangen seit meine neue Assistentin bei mir angefangen hat. Sie lernt schnell und auch Miss Hayashi hat einen positiven Eindruck. In vier Wochen steht unsere erste Geschäftsreise in die USA an und ich bin gespannt wie sich Miss Baisho dort schlagen wird. Den Flug sowie das Hotel haben die beiden zusammen gebucht und ich bekam mit, wie auch die Feinheiten des Zusammentreffens mit Mr. Simon von Tec Ing besprochen wurden. Diverse Unterlagen lagen auf dem Tresen und einige davon hat sich Miss Baisho in eine Aktentasche gesteckt. Wohl um diese zu späterer Zeit in Ruhe durchzugehen.
 

Heute Abend allerdings versuche ich mir darum keine Gedanken zu machen. Kurz schaue ich auf meine Uhr, in etwa zwanzig Minuten sollte Yuriy hier sein um mich zum Treffen abzuholen. Wirklich begeistert bin ich nicht, aber nach meinem Essen mit Hiromi und dem Gespräch mit Ray, bin ich zuversichtlich das der Abend harmonisch verlaufen könnte.

Da von Mister Dickenson keiner Desscode vorgegeben worden ist, habe ich mich für eine Jeans mit weißem Hemd entschieden, dazu ein einfaches schwarzes Jackett mit entsprechenden Schuhen. Die anderen werden nicht viel anders angezogen sein. Zumindest weiß ich das Yuriy ähnlich angezogen sein wird. Ich lege meine Hand in den Nacken und lassen den Kopf kreisen. Eine gewisse Anspannung kann ich nicht verleugnen.
 

„Papa, darf ich noch aufbleiben?“
 

Mit großen Augen werde ich vom Sofa aus angesehen. Mina daneben liegt ein schmunzeln auf den Lippen. „Wenn Yura gleich da ist, kannst du noch eine halbe Stunde aufbleiben. Mehr nicht!“, wissend das Mina sich daran halten wird stimme ich zu.

„Danke, Papa.“, mein kleiner hüpft vom Sofa auf meinen Schoß und drückt mich. Ich höre mein Kindermädchen lachen als es auch schon klingelt.

„Da ist aber jemand früh dran.“

Sie erhebt sich um zu öffnen während ich Rin ansehe. „Du bist lieb solange ich weg bin.“

„Ja Papa.“

„Gut, dann gehen wir mal Yura begrüßen.“ Meinen Sohn absetzend erhebe ich mich um in den Flur zu treten.
 

„Onkel Yuriy!“
 

Mit ausgestreckten Armen läuft er auf Ihn zu, nur um in einer fließenden Bewegung auf den Arm genommen zu werden. „Man bist du groß geworden. Geht´s gut?“, meint Yuriy erstaund.

„Ja, Papa hat mir ein Haustier versprochen.“, mit gehobener Braue blickt Yuriy mich an. „Hat er das?“

Das schmunzeln ist deutlich zu hören. „Ja, aber erst, wenn er in die Schule kommt.“

„Mano…“

„Das ist ja nicht mehr lange. So aber nun muss ich mit deinem Papa los. Beim nächsten Mal spielen wir was, okay?“
 

„Wann ist das denn?“, freude und Ungeduld klingen in der Kinderstimme mit.

„Das kläre ich auf der Fahrt mit deinem Papa. Aber lange wird es nicht dauern.“ Kurz wird Rin noch gedrückt und abgesetzt.

Ich gehe vor meinem Sohn in die Knie und sehe Ihn an: „Ich will das du dich benimmst, okay.“

„Ist gut, Papa.“ Der kleine legt seine Arme um meinen Hals und drückt mich kurz, was ich erwidere.

„Sehr gut. Dann können wir los Yura.“ Im Rausgehen nehme ich noch meinen Mantel vom Hacken und folge Yuriy zu seinem Wagen.
 

„So dann bring mich mal auf den aktuellen Stand.“

Schnaubend steige ich ein und erst als sich der Wagen in Bewegung gesetzt hat beginne ich zu Antworten: „Naja, wirklich was Neues gibt es nicht. Asami versucht gegen die Scheidung und den Vertrag vorzugehen. Sie versucht Rin in der Vorschule abzufangen, was aber sowohl die Erzieher wie auch Mina verhindern. Darf ich?“ Ich ziehe die Zigaretten aus der Manteltasche.

„Nur zu.“

Ich öffne das Fenster und stecke mir eine an.

„Also hast du den üblichen Rosenkrieg vor dir?“

„So sieht es aus. Allerdings bekommt Rin da nicht viel von mit, was auch gut ist.“
 

Kurz tritt schweigen zwischen uns ein während ich die Zigarette beende. „Wie willst du dich eigentlich Ihm gegenüber verhalten?“ Yuriy schielt kurz zu mir bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert.

„Da habe ich mir keine speziellen Gedanken drübergemacht. Lasse es auf mich zukommen, denke ich. Ich habe mich letzten mit Hiromi getroffen, Sie weiß von der Situation und versucht Ihn von mir fern zu halten so gut es geht.“

„Weiß sonst noch wer davor?“, will er wissen.
 

„Nur noch Ray. Das reicht mir auch schon.“

„Dann sollte der Abend ja recht entspannt werden. Mister Dickenson freut sich jedenfalls uns alle zu sehen. Boris und Sergej sind auch mit dabei. Die beiden sind gestern angekommen.“

„Dann weiß ich ja wo ich mich rumtreibe.“, gebe ich mit lachendem Unterton von mir.
 

Wir kommen besser durch den Verkehr als erwarten, sodass wir gut zehn Minuten vor Beginn des Treffens am gebuchten Hotel ankommen. Als Yuriy auf den Parkplatz fährt, sehen wir schon Hiromi gemeinsam mit Ray und Mao am Eingang stehen. Etwas davon entfernt stehen Max und Takao.
 

„Hast du eigentlich jemand neuen für die Assistenz Stelle?“, fragt er mich als es den Wagen abgestellt hat.

„Seit zwei Wochen habe ich jemanden. Sie ist recht gescheit und hat ein durchaus taffes Mundwerk. Begreift schnell wie die Dinge laufen.“, mir noch eine Zigarette anmachend gehen wir in Richtung Eingang.

„Taffes Mundwerk? Also jemand der Konter geben kann. Geht das gut mit euch?“
 

„Das werden wir sehen, aber bisher ist es...interessant.“

Schmunzelnd werde ich angesehen. „Und?“ Yuriy sieht süffisant die Augenbrauchen nach oben „Ist Sie gutaussehend?“
 

„Hallo Ihr zwei. Kai, ich freu mich, dass es geklappt hat, es ist schön dich zu sehen.“ Ray kommt uns freudig entgehen und Mao folgt ihm auf dem Fuß.

„Wer ist gutaussehend?“, fragt Sie ungeniert. Ray und ich umarmen uns kurz zur Begrüßung wohingegen Yuriy und er sich mit Handschlag begrüßen.

„Hallo Mao.“ Auch Sie umarme ich kurz. „Yuriy meint meine neue Assistentin. Und ja, Sie ist schon gutaussehend.“
 

„Hast du ein Bild?“ Ich werde von allen Drei neugierig angesehen und ich schnaufe kurz.

„Nur das von der Bewerbung, Moment.“ Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und gehe in meinem Mailpostfach auf die Suche nach den Bewerbungsunterlagen.
 

„Du hast deine Arbeit auch überall mit dabei, oder?“ Ray grinst mich an und auch Yuriy und Mao lachen.

„Die und Rin!“, gebe ich nur schmunzelnd zurück ohne aufzusehen. Nach kurzem suchen finde ich die Unterlagen und öffne den Lebenslauf mit Foto. Den Ausschnitt vergrößere ich und halten Ihnen den Bildschirm entgegen.
 

„Wow! Die ist echt niedlich.“

„Na niedlich würde ich nicht sagen, Mao. Heiß trifft es eher, oder?“ Yuriy haut mir auf die Schulter und grinst.

„Gut ausgesucht!“
 

„Ich habe Sie nicht eingestellt, weil Sie gut aussieht! Sie ist Qualifiziert und mutig genug mir auch mal Ihre Meinung zu sagen.“

„Naja, du bist ja auch verheiratet!“, lacht Mao wo hingegen Ray und Yuriy das grinsen aus dem Gesicht fällt.
 

„Ich lasse mich scheiden, Mao.“, sage ich Kühl und erhalte einen geschockten Blick.

„Scheiden?“, mehr als nur Laut ist ihr Ausruf, sodass nun auch Max und Takao auf uns Aufmerksam werden. Ich verdrehe nur die Augen und bemerke direkt Seinen Blick auf mir.
 

„Wieso? Ihr seid doch ein so hübsches Paar.“

„Das waren wir! Das warum tut nichts zur Sache, Mao.“

„Aber…“
 

Nun zieht es Ray vor Sie zum Schweigen zu bringen. „Lass uns den Abend nicht mit sowas beginnen. Es gibt genug worüber wir uns Unterhalten können. Lasst uns reingehen.“ Ohne auf Yuriy oder mich zu warten packt er Sie und verschwindet Richtung Eingang.
 

„Oh man…Ich dachte Ray hätte es Ihr erzählt.“

„Anscheinend nicht.“
 

Da Max und Takao auch schon drinnen sind, folgen wir beide nun ebenfalls.
 

Das Hotel ist ein gutes Konferenzhotel und liegt im Zentrum der Stadt. Über einer der großen Türen hängt das Schild der BBA und wir steuern nun gemächlich darauf zu. Der Eingangs- und Wartebereich ist modern mit hellen Böden und sowohl hellen und dunklen Wänden. Die Einrichtung mit den grauen Sofas und Holzmöbeln ist ebenso modern und passt ins Gesamtbild. Der Empfangstresen aus Stein ist hell erleuchtet und die Angestellten Verbeugen sich höflich als wir an Ihnen vorbeigehen.

„Schicker Kasten, muss man Ihm ja lassen. Er lässt einiges für dieses Treffen springen.“, Yuriy sieht sich neugierig um. „Mister Dickenson hat immer für eine gute Umgebung gesorgt. Komm, dann lass uns mal rein.“
 

Auch der Saal ist in der gleichen modernen Art und Einrichtung gehalten. In der Mitte stehen gedeckte Tische für das angesetzte Abendessen. Ringsum verteilen sich Sofas und Sessel mit kleinen Tischen auf denen Blumen und Lampen stehen. Mein Blick gleitet über die Anwesenden und erkenne Boris und Sergej an der Bar am Ende des Saals. Die White Tigers haben in einer der Sitzgruppen Platz genommen, zusammen Raul und Julia. Die All Stars mitsamt Judy stehen bei Mister Dickenson und Hiro an einem der Tische und auch Bartez Bataillon sind gekommen. Ray und Mao haben sich mit Hiromi zu den restlichen G-Revolution gesellt wo ich auch Garland erkenne.
 

Es sind nicht alle gekommen, wie auch zu erwarten war, aber dennoch genug um den Abend zu einem Spießroutenlauf für mich werden zu lassen.

„Komm ich gebe dir erstmal ein Drink aus. Die beiden wollen dich bestimmt auch begrüßen.“ Yuriy legt seinen Arm auf meine Schulter und führt mich zu den beiden an die Bar.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  die-in-darkness
2022-07-25T18:11:34+00:00 25.07.2022 20:11
Hallöchen!
Gestern Abend bin ich zufällig auf deine ff gestoßen mit dem einfachen Bedürfnis eine neue Beyblade Ff lesen zu wollen....und da nirgends mehr was neues geschrieben wird musste ich ziemlich grob suchen xD
Tjaaaaa und dann war da deine ff!
Normalerweise mag ich keine eigenen Charaktere aber du hast es geschafft die Story so gut umzusetzen, dass du mich gleich eingefangen hast :)
Ich bin begeistert darüber wie du Kai darstellst und find das auch ziemlich authentisch. Sein Verhalten, seine Art kommt gut zur Geltung! Nun hoffe ich doch dass es bald weitergeht irgendwann =)

Liebe Grüße~
-die-
Antwort von:  Milan1896
25.07.2022 20:20
Hallo und Danke das es dir gefällt. ^^ Das ich Kai gut getroffen habe und wiedergebe freut mich. Hatte bedenken, dass er ggf. mit dem Sohn zu weich rüberkommt.

Ich weiß noch nicht, wann und ob ich die FF weiterschreibe. Aktuell bin ich an einer anderen sehr intensiv am schreiben.


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