Was das Leben einem so bringt von Milan1896 ================================================================================ Kapitel 4: Neuanfang -------------------- Es ist kurz vor Neun Uhr als ich vor dem Bürogebäude aus Glas und Metall kurz innehalte. Das Licht spiegelt sich in der gesamten Front und es wirkt, wie auch der Rest der Komplexanlage, klar und aufgeräumt. Hier ist ab heute mein neuer Arbeitsplatz, Hiwatari Electric Solution. Ich atme noch einmal tief durch, streiche den Rock glatt, und betrete die große Eingangshalle. Am Empfangstressen sitzen wieder drei junge Damen, alle sind Sie gepflegt und tragen die Uniform der Haussicherheit. Ihre Halstücher, diese hässlichen quietsch grünen Tücher, tun in den Augen weh als ich zu Ihnen gehe. „Guten Morgen Miss, wie kann ich helfen?“ Die Dame in der Mitte lächelt mich an, ihre unnatürlichen weißen Zähne beißen sich mit dem Tuch um ihren Hals. „Baisho, ich beginne heute bei Hiwatari Electric Solution. Ich soll mich bei Miss Hayashi oder Mister Fuji melden.“ Mit einer leichten Verbeugung stelle ich mich vor. „Ah, dann sind die neue Assi von CEO!“ Die Dame recht von mir mustert mich abschätzend. „Bitte?“ „Na von Hiwatari. Das er wenn neues braucht weiß hier jeder.“ Das aufgesetzte Lachen ist schrill. „Ja, ich bin die neue Assistentin. Würden Sie nun Miss Hayashi oder Mister Fuji informieren. Ich werde wohl nicht die Zeit haben hier lange dumm rum zu stehen.“ „Ja doch…“ Beleidigt greift Sie zum Telefon. „Warten Sie in der Sitzgruppe.“ Nicht mehr ganz so freundlich werde ich darauf hingewiesen. Es ist offensichtlich, dass Sie auf Tratsch gehofft haben. Aber so bin ich nicht! Ich beobachte das Treiben im Eingang, in diesem Gebäude sind noch drei weitere Firmen untergebracht sowie die Reinigungs- und Sicherheitsfirma. Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen eilen an Putzwagen und Sicherheitsleuten vorbei zu den Aufzügen. Hier und da sehe ich die Reinigungsleute Mülleimer leeren und fegen. Die Absätze der Schuhe hallen auf dem Steinboden wieder und erzeugen eine hektische Geräuschkulisse. „Miss Baisho.“ Eine Frauenstimme lässt mich aufblicken. Eine ältere Dame steht ist in einem Kimonoählichen Kostüm vor mir. Ich erhebe mich und verbeuge mich kurz, welches die Dame erwidert. „Ich bin Miss Hayashi, folgen Sie mir.“ Ohne zu warten dreht Sie sich um und führt mich zu Sicherheitsschleuse. Ihre Karte legt Sie auf den Sensor, welcher einen kurzen Ton von sich gibt. Die Schleuse öffnet sich und wir treten hindurch. Vor den Aufzügen ist ein regelrechtes Gedränge. Jeder will so schnell wie möglich in sein Büro. Die ersten drei lassen wir hinter uns und halten auf den letzten der Aufzüge zu. „Wir haben einen eigenen Aufzug, dass ist noch vom alten Mister Hiwatari so.“ „Gibt es da keine Beschwerden?“ „Doch, natürlich. Aber da Hiwatari Electric der Hauptmieter ist und der Mietvertrag zu alt ist um einen neuen, ohne Schaden für den Vermieter, zu erstellen bleibt alles wie es ist.“ Deutlich kann man die Genugtuung in Ihrer Stimme hören. Im Aufzug hält Sie die Karte an einen weiteren Sensor, ohne eine der Tasten zu betätigen schließen sich die Türen und er setzt sich in Bewegung. Die Tafel zeigt nur die Zahlen der oberen Stockwerke und der Tiefgarage. Etwas was mir schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen ist. „Die Karte, die auch Sie bekommen, ist so kodiert, dass der Aufzug Sie direkt auf die Chefetage bringt. Wenn Sie von oben einsteigen, können Sie jede Etage ohne erreichen. Sie benötigen dies nur von unten.“ „Die anderen Mitarbeiter haben diese Funktion nicht, nehme ich an?“ „Nein. Sie können auf alle zu Hiwatari Electric gehörenden Etagen fahren, nur zu uns hoch müssen Sie über die Treppe.“ „Interessant.“ Wir werfen uns einen Blick zu und schmunzeln. Miss Hayashi ist sich Ihrer Stellung in der Firma durchaus bewusst, das merkt man sofort. Ich bin wirklich gesamt wie die Arbeit mit ihr wird. Mit einem leichten Ruck bleibt der Aufzug stehen und die Türen öffnen sich. Vor mir öffnet sich ein Lichtdurchfluteter Raum, die Wände sind hell und an den Übergängen zur Decke sind schmale Lichtleisten eingelassen. Grauer Granitboden mit vereinzelten hellen Teppichen und großen Pflanzkübeln geben ein modernes Erscheinungsbild. Hier und da hängen moderne Bilder an der Wand und auch eine große Uhrenleiste, mit drei unterschiedlichen Zeiten hängt hier. Ein Wartebereich aus schwarzen Sofas und Sesseln, getrennt von einer Glaswand und einem Tressen aus Holz bildet den Übergang zur Treppe in die unteren Etagen. Eine junge Hostess sitzt dort, wohl zuständig für die Versorgung der wartenden Personen. Gegenüber dem Wartebereich liegt der Empfangstressen mit zwei Arbeitsplätzen und einem Sideboard mit Akten sowie ein paar Vasen als Dekoration. Die Wand dahinter ist mit Steinplatten beschlagen auf denen das Firmenlogo angebracht ist. Am Tressen vorbei führt ein Flur zu einem Besprechungsraum mit Glastür. Gegenüber diesem sind zwei kleine Türen. Weiter den Flur hinauf liegt noch eine weitere Glastür und am Ende eine große Holztür. Hinter dieser vermute ich das Büro meines neuen Chefs. „Hier ist ihr neuer Arbeitsplatz Miss Baisho. Dort am Tressen ist eine kleine Teeküche wo Sie Kaffee, Tee und weitere Getränke bekommen. Die Toiletten sind dort.“ Sie deutet auf die kleinen Türen. „Der Besprechungsraum ist der Geschäftsführung und Abteilungsleitern vorbehalten. Mister Hiwatari kommt für gewöhnlich gegen halb Zehn. Sie können sich darauf einstellen, dass ihr Arbeitstag nicht vor achtzehn oder neunzehn Uhr zu Ende sein wird. Holen Sie sich etwas zu trinken und dann fangen wir an.“ Ich kann ob der ganzen Information nur nicken. Meine Tasche stelle ich hinter den Tressen und hole mir bei der Hostess einen Kaffee. Ich höre wie Miss Hayashi bereits begonnen hat zu tippen und nehme leise neben ihr Platz. Beide Arbeitsplätze sind mit der neusten Technik ausgestattet, etwas was mich in einer Elektronikfirma nicht wirklich verwundert. In einer Ecke liegt ein lederner untersetzte auf dem ich meine Tasse abstelle. Der Rechner ist hochgefahren und auf dem Bildschirm ist das Mail-und Terminprogramm geöffnet, wie ich schnell feststelle. „Die EDV hat ihnen bereits einen Zugang ins System eingerichtet. Die Zugangsdaten bekommen Sie gleich noch. Ihre erste Aufgabe am Morgen ist das durchgehen der eingegangen Mails. Da wir weltweit aktiv sind, kommen jederzeit Mails. Wir sortieren diese nach Wichtigkeit und leiten diese dann an die persönliche Mail von Mister Hiwatari. Geschäftliches von Partnern mit den wir in Verhandlung stehen, haben Vorrang!“ Noch während Sie mir erklärt, habe ich einen Block und Stift zur Hand genommen. So viel auf einmal kann ich nicht direkt behalten. Ich will auch nicht vergessen. „Interne Mails der Abteilungsleiter gehen direkt an Mister Hiwatari. Schreiben unserer externen Anwälte werden ebenfalls zu Mister Hiwatari geleitet. Alles andere wird von uns gelesen und bearbeitet.“ Ich schaue auf den Bildschirm und ich kann 80 Mails im Posteingang sehen, etwas was mich kurz schlucken lässt. „Telefonate werden immer angenommen, hier gilt das gleiche wie mit den Mails. Geschäftspartner werden durchgestellt, ebenso die Anwälte. Anfrage bezüglich neuer Partnerschaften und andere nicht so dringliche Gespräche leiten Sie an Mister Ninta weiter. Er ist der COO und für das allgemeine Tagesgeschäft zuständig.“ Ich möchte gerade eine Frage stellen, als sich die Türen des Aufzuges schließen und dieser nach unten fährt. Mein Blick geht zu der Uhr und ich erkenne das es kurz vor Zehn ist. Das würde bedeuten, dass bald mein neuer Chef eintreffen müsste. Schritte kommen über die Treppe nach oben und als sich mich zu diesen drehe, erkenne ich Mister Fuji der auf uns zu kommt. „Guten Morgen die Damen. Miss Baisho, willkommen, ich hoffe das Sie sich schnell einleben.“ Er verbeugt sich höflich dann geht sein Blick an mir vorbei. „Ist er schon da?“ „Nein, aber ich denke er ist auf dem Weg.“ Sie deutet auf die Anzeige über dem Aufzug. „Dann hoffe ich dass er gute Laune hat.“ Er greift sich an die Krawatte und rück diese zurecht. Das klingt nach keinen guten Nachrichten die er wohl überbringen muss. Miss Hayashi will gerade antworten als sich der Aufzug mit einem leisen Ton öffnet und steht auf. Ich tue es ihr gleich und Mister Fuji verkrampft sich ein wenig. Das erste was mir auffällt ist die Ausstrahlung und die damit verbundene Wirkung die mein neuer Chef an den Tag legt. Stolz und Selbstsicher bewegt er sich, doch wirkt er dabei nicht überheblich, sondern souverän. Ich erlaube mir, Ihn genauer zu beobachten. Achte allerdings darauf nicht zu starren. Der dunkelrote Anzug, mit passender Weste und Krawatte zu dem dunkelgrauen Hemd, den er trägt sitzt wie angegossen, bringt seinen schlanken und durchtrainierten Körper zu Geltung. Seine dunklen Haare sind nur wenig gestylt und verleihen Ihm eine Natürlichkeit, die nicht viel CEO haben. Sein Gesicht ist neutral, etwas ernst vielleicht, doch in seinen dunkelbraunen, fast rötlichen, Augen kann ich etwas blitzen sehen. Was genau vermag ich noch nicht zu sagen. „Guten Morgen Mister Hiwatari.“ Miss Hayashi verbeugt sich und Mister Fuji und ich tuen es ihr gleich. „Morgen.“ Kommt es etwas brummig von ihm als er auf den Tressen und uns zu kommt. „Was steht für heute auf dem Plan?“ „Miss Kobashi fragt bezüglich eines Termins zur Besprechung der Renditenzahlen. Mister Simon von Tec Ing erwartet den Freitag angekündigten Rückruf. Es ist eine Mail von der Kanzlei zur Abstimmung der Verträge gekommen, welche schon in Ihrem Postfach ist.“ „Etwas was ich noch nicht weiß?“ brummt er und macht Anstalten zu gehen. „Geht das denn?“ Gibt Miss Hayashi zurück was sowohl mich als auch Mister Fuji erschrocken Luftholen lässt, allerdings bemerke ich schnell sein schmunzeln. „Manchmal. Also?“ „Von Seiten der Mails nicht. Auch sind noch keine Anrufe eingegangen. Aber so wie es scheint möchte Mister Fuji etwas.“ Mister Hiwataris Blick geht zu Mister Fuji und er wartet darauf das dieser beginnt. „Nun…ich…“ „Mister Fuji ich habe nicht alle Zeit der Welt!“ „Mister Iruka aus dem Marketing hat fristlos gekündigt.“ „WAS? Wann?“ Ich zucke zusammen als seine Stimme über die Etage donnert. „Am Wochenende, er hat die Kündigung samt Begründung eingereicht, wie ich erfahren habe.“ „Das klären wir im Büro! Miss Hayashi, den Termin mit Miss Kobashi legen Sie auf Nachmittag. Mister Simon rufe ich nach dem Gespräch zurück.“ Er deutet Mister Fuji an Ihm in sein Büro zu folgen, im Gehen dreht er sich nochmal um. „Ach, sollte meine werte Gattin anrufen…ich bin nicht da!“ damit verschwindet er durch die Tür. Verwundert bleibe ich noch einen Moment stehen. Es ist das erste Mal seit langen das ich mir wie Luft vorkomme. Nicht einen Blick in meine Richtung. „Nehmen Sie das nicht persönlich. Solche Dinge sollte man Ihm nie vor dem ersten Kaffee sagen. Da werden gleich die Fetzen fliegen.“ „Sie haben doch auch…“ „Das ist was Anderes. Mister Hiwatari und Ich arbeiten schon lange zusammen, er weiß genau wie ich bin und ich weiß wie er ist. Auch habe ich in gewissen Dingen den Schutz des Alters.“ „Oh gut…Also, was muss ich sonst noch wissen um nicht unterzugehen?“ Gut eine Stunde ist vergangen seit Mister Fuji im Büro verschwunden ist, als sich die schwere Tür wieder öffnet. „…und zwar schnell!“ hört man deutlich die wütende Stimme von Mister Hiwatari ihm hinterherrufen. Wir beide sehen von unserer Arbeit hoch als er schweigend und blass an uns vorbeigeht und über die Treppe verschwindet. Das kann ja was werden… Einem Impuls folgend stehe ich auf und gehe in die Teeküche, Kaffee hat Miss Hayashi gesagt. Besser jetzt als gar nicht. Kurz darauf wird die Tür geöffnet und schritte hallen über den Flur. „Miss Haya…“ Seine brodelnde Stimme verstummt als er mich auf sich zukommen sieht. Er scheint kurz zu überlegen. „Miss Baisho, ist das schon heute gewesen?“ „In der Tat, ja. Kaffee?“ frage ich und reiche die Tasse an Ihn. Mit hochgezogener Augenbraue werde ich gemustert. „Anspielung auf das Vorstellungsgespräch? Danke.“ Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht. „Nicht direkt, aber Miss Hayashi deutete an, dass der erste Kaffee wichtig ist.“ Auch Sie kann ich hinter dem Tresen schmunzeln sehen. „Ich warte auf einen Anruf meines Anwalts, er sollte im Laufe des Tages noch anrufen. Stellen Sie ihn durch, auch wenn ich im Gespräch bin.“ „Sehr wohl.“ „Lassen Sie auch noch für dreizehn Uhr einen Tisch im Satori reservieren. Zwei Personen.“ „Wird erledigt.“ Wieder einmal stehe ich rum und komme mir wie Luft vor. „Miss Baisho, kommen Sie.“ Er deutet mit dem Arm in Richtung seines Büros. „Ja…“ etwas überrumpelt folge ich Ihm in sein Büro. Was auch immer nun kommen mag, es macht mich nervös. Etwas was ich nicht einschätzen kann, etwas das meinen weiteren Weg hier bestimmen wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)