Was das Leben einem so bringt von Milan1896 ================================================================================ Kapitel 1: Vorstellungsgespräch ------------------------------- Da sitze ich nun im Besprechungsraum der Personaletage von Hiwatari Electric Solution und begutachte nun schon den dritten Bewerber auf die Stelle als mein persönlicher Assistent. Da die alte Assistentin meines Großvaters Miss Hayashi in drei Monaten in die wohlverdiente Rente gehen wird, benötige ich jemanden auf den ich mich genau so verlassen kann wie auf Sie. Aber das gestaltet sich, da ich nun schon den dritten Tag in Folge hier sitze, als schwieriger als gedacht. Der Besprechungsraum ist groß und klar gestaltet, weiße Wände und ein grauer Teppich, an der langen Seiten zieht sich die Fensterfront entlang und gibt den Blick auf die Stadt frei. Der große Besprechungstisch aus Glas ist voll mit den Papieren der Bewerber und unserer Notizen sowie dem, üblichen Getränkeangebot mitsamt Gläsern und Tassen. Mein Personalchef ist heute noch nervöser als die letzten Tage, kein gutes Zeichen wie ich weiß, und geht hektisch die Unterlagen des nächsten Kandidaten durch. Desinteressiert sehe ich durch die Fensterfront, draußen beginnt es bereits zu dämmern, es wird langsam Herbst in der Stadt, die Bäume im Seaside Park färben sich langsam. So schön der Blick hinaus auch sein mag, wende ich mich wieder den Unterlagen zu. Drei Bewerber stehen noch an, dann hat es für diese Woche ein Ende und ich kann hoffentlich das Wochenende ohne Zwischenfälle erleben. „Mister Hiwatari als nächstes hätten wir Miss Baisho, Chieko.“, er nimmt einen Schluck aus dem Glas. „Sechsundzwanzig, ledig und Abschluss der Universität Chiba in Betriebswirtschaft und Marketing.“ Er schiebt mir die Unterlagen zu und ich schlage diese auf. Mir fällt direkt ihr Bild ins Auge, eine junge Frau mit braunen Haaren, die zu einem lockeren Dutt gebunden sind und braunen Augen. Ein leicht verschmitztes Lächeln liegt auf Ihren Lippen und Ihre Augen stahlen Selbstvertrauen aus. Ihr Make-Up ist dezent dem Anlass entsprechend. Irgendetwas fesselt meinen Blick, aber was genau es ist kann ich nicht sagen. „Dann hoffe ich, für Sie, dass diese nicht so unnütz ist wie die letzten beiden Mister Fuji!“ Er schluckt und fasst sich unbewusst an die Krawatte. „Bitten Sie die Dame herein.“, wendet er sich an die Hostess an der Tür. Kurz nachdem die schwere Doppel Flügeltür geöffnet ist betritt Sie den Raum und es packt mich das Gefühl, dass Sie Potenzial haben könnte. Sie trägt eine enge schwarze Hose mit passenden Schuhen und Blazer, dazu eine hellgelbe Bluse. Der Höflichkeit nach stehen wir auf und es folgt eine kurze Verbeugung. Sie überreicht ihre Visitenkarte an Mister Fuji. „Miss Baisho, nehmen Sie bitte Platz.“, er deutet auf das Kopfende des Tisches. Mit einer fliesenden Bewegung nimmt Sie Platz und stellt Ihre Tasche neben sich. „Nun, Sie stellen sich für die Stelle der Assistentin Geschäftsführung vor. Aus Ihren Unterlagen kann ich keine Berufserfahrungen feststellen, Sie kommen direkt von der Universität. Erläutern Sie uns doch bitte, wieso Sie sich bei uns vorstellen.“ Mister Fuji ist wie bei bisher jeden direkt auf den Schwachpunkt eingegangen. Auch um zu sehen wie die Bewerber damit umgehen. Bis jetzt sind bei dieser Frage die Leute allesamt ins Wanken geraten. „Ich bin ein unbeschriebenes Blatt, wenn Sie so wollen.“, lächelt Sie freundlich. „Natürlich habe ich keine Berufserfahrung, aber auch ohne diese sehe ich, zum Beispiel, dass Ihre Kaffeetasse leer ist und würde Ihnen entsprechend eine neue anbieten. Oder fragen ob Sie etwas Anderes wünschen.“, sie deutet auf meine Tasse und ich kann ein leichtes Schmunzeln nicht verhindern. Mister Fuji muss schwer Schlucken, noch keiner der Bewerber hat direkt mit mir gesprochen, was ihm einen leichten Schweißfilm auf die Stirn treibt. Der weiße Kragen seines Hemdes färb sich leicht dunkel, zwar hat er ein gutes Gespür und Menschenkenntnis, allerdings kein ausgeprägtes Selbstvertrauen und ist eher introvertiert. Mein Großvater hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt ihn zu entlassen, da er Ihn für zu schwach für diese Position hielt, aber die Leute welche er eingestellt hat, haben nie schlechte Arbeit gemacht. Das hat Ihm seine Stelle in der Firma gerettet. „Die Stelle als meine Assistentin beinhaltet nicht nur Kaffeekochen!“, nach dem Schmunzeln habe ich wieder meine kalte und strenge Maske aufgelegt, etwas was auch in Verhandlungen einige gestandene Geschäftsleute ins Stottern bringt. „Dessen bin ich mir durchaus Bewusst, Sie sind ein Mann mit Prinzipen und gewissen Vorstellungen. Ich habe mich sowohl über die Aufgaben als Assistentin, die Firma für die ich arbeiten möchte und auch über meinen zukünftigen Chef informiert.“ Ich kann in Ihren Augen die Herausforderungen blitzen sehen. Diese Frau hat etwas an sich, was mich packt. „Und was für Informationen wären das?“, frage ich mit sarkastischen Unterton. „Zum Beispiel, dass diese Firma von Ihrem Großvater gegründet und aufgebaut worden ist. Sie investieren, anders als Er, in neue Technologien im Bereich Kommunikation und Technik. Auch im militärischen Bereich. Sie haben nach der Übernahme als CEO die Firma neugestaltet und ausgebaut.“ „Das sind alles Dinge die in jedem Fachmagazin stehen.“, unbeeindruckt lege ich den Kopf leicht zur Seite. „Wenn Sie nicht mehr als dass haben, haben Sie sich nicht mehr informiert als andere.“ Die Ellenbogen stütze ich auf dem Tisch ab, die Hände ineinandergelegt und sehe Sie auffordernd an. Erneut höre ich Mister Fuji schlucken. „Sie, Mister Hiwatari, sind als ein Mann bekannt der nicht leicht zufrieden zu stellen ist. Sie führen als CEO mit strenger aber gerechter Hand. Ihre Mitarbeiter ob langjährig oder nicht arbeiten gerne für Sie und machen für die Firma alles möglich. Etwas was ich persönlich bewundere.“ „Auch das sind Information die ohne Problem über meine Vita zu erfahren sind, Miss Baisho. Was ich Ihnen allerdings zugutehalten kann, neben dem, dass Sie sich Informiert haben, ist das Sie nicht wie die Bewerber vor Ihnen direkt eingeschüchtert sind.“, ich lehne mich im Stuhl zurück und sehe Sie einfach nur an. „Ich bin nun mal eine Person die keine Konflikte scheut, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich will nicht provozieren, aber ich lasse mir auch nicht alles gefallen und weiß was meine Rechten und Pflichten sind.“ Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen sitzt Sie vor uns und blickt zwischen Mister Fuji und mir hin und her als warte Sie auf die nächste Frage. Ich kann erkennen, dass Mister Fuji überlegt, wie er das Gespräch weiterführen kann. Dann höre ich Ihn Luftholen und sich räuspern: „Gut Miss Baisho, was genau hat Sie den dazu veranlasst sich bei uns vorzustellen?“ „Ich möchte für eine Firma arbeiten, welche auch neue Wege geht und nicht auf alten festgetretenen Pfaden bleibt. Auch möchte ich für jemanden arbeiten der weiß was er will. Der sich auch in den Höllen der ganzen Löwen von Geschäftsleuten nicht unterkriegen lässt, und ich denke, dass ich hier damit genau richtig bin.“ Eins muss man dieser Frau ja lassen, so geht es mir durch den Kopf, dafür, dass Sie erst 26 Jahre alt ist, ist Sie nicht ohne. Ein wenig erinnert Sie mich an mich selbst als ich jünger war. Sie ist klug, schlagfertig, gepflegt und sehr attraktiv, dass muss ich zugeben, Sie als meine Assistentin könnte sehr interessant werden, und genau das ist es was meine Entscheidung eigentlich schon festgelegt hat. Ich will diese Frau haben! „Nun ich denke es ist alles soweit geklärt.“, ich sehe zu Mister Fuji als ich die Mappe vor mir schließe. „Veranlassen Sie das ein Vertrag aufgesetzt wird. Entsprechend den üblichen Vorgaben. Ich denke wir können zur Monatsmitte beginnen.“ Mein Blick geht zu Ihr: „Oder spricht Ihrerseits etwas dagegen Miss Baisho?“ „Nein, das geht ohne Probleme. Danke dass Sie mich einstellen Mister Hiwatari.“, sie neigt leicht den Kopf und lächelt. „Mister Hiwatari, nun ja, es warten noch weitere…“ „Dessen bin ich sehr wohl bewusst!“, unterbreche ich Ihn mit ernster Stimme. „Allerdings bin ich der Meinung, keinen weiteren mehr sehen zu müssen.“ Mister Fuji wird kleiner in seinem Stuhl und atmet einmal tief durch. „Gut Miss Baisho, dann herzlich Willkommen bei Hiwatari Electric Solution. Ich werde alle Unterlagen heute noch fertigmachen und lasse Ihnen diese zukommen.“, er erhebt sich und sowohl Miss Baisho und ich tun es ihm gleich. Wir verabschieden uns noch voneinander und meine neue Assistentin verlässt mit meinem Personalchef den Besprechungsraum. Auch die Hostess an der Tür hat den Raum verlassen, so dass ich nun allein bin und mein Telefon aus der Tasche ziehe, welches schon mehrfach vibriert hat. Es sind mehrere Nachrichten und mir fällt direkt eine bestimmt ins Auge welche mich kurz stöhnen lässt. Große Lust auf ein Gespräch habe ich nicht, deswegen antworte ich nur kurz, dass wir das Gespräch auf heute Abend verschieben. Nach nur wenigen Augenblicken kommt schon die Antwort, und auch diese überrascht mich nicht wirklich. Mit einem *Wehe, wenn nicht!* kann ich schon ahnen was mich heute Abend erwarten wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)