Darkness von Pragoma ================================================================================ Kapitel 3: Liebesleben ---------------------- Nick blickte zu seinem besten Freund. Gemeinsam auf dem Zimmer und über sein Liebesleben reden? Irgendwie graute es ihm davor ein wenig. Bisher hatte er mit absolut niemandem darüber gesprochen. Zwar wusste Nick, dass Eliot schweigen würde und mit Sicherheit auch nicht verurteilen würde. Aber sein Liebesleben lag zwölf Jahre zurück und gehörte seiner Vergangenheit an, mit der er eigentlich abgeschlossen hatte. *** Ausschlafen? Eliot blinzelte verwirrt über Nick, musste schließlich grinsen und da war ihm klar, dass er in Gedanken ganz woanders war und nicht bei der Einkaufsliste. Ihn beschäftigte tatsächlich etwas und das galt es herauszufinden. Er beobachtete seinen besten Freund daher eingehend, aber irgendwie sah er aus wie immer. Nur ruhiger und mehr in Gedanken als sonst. Immerhin aber nicht so sehr, dass ihm aufgefallen war, dass der Kaffee knapp wurde. Den brauchte man hier auch in Massen, da einige bereits um fünf Uhr aufstanden oder noch früher, wenn es sich um einen Flug ins Ausland handelte. Jener stand Eliot derzeit nicht vor und darüber war der Blonde mit dem smarten Lächeln und Tunnel im Ohr durchaus dankbar. Das ständige Hin und Her zwischen Prag und Bratislava war anstrengend genug und manchmal fragte er sich, wie andere das schafften. „Hoffentlich kann ich mir das bis nachher alles merken", erwiderte Eliot nachdenklich, schob sich eine Gabel in den Mund und sah verwirrt Basti nach, der aufgestanden war und die Küche absuchte. Eine Weile ging das so, Sebastian öffnete jede Schublade und erst als er gefunden hatte, was er suchte, setzte er sich zurück zu den anderen und notierte bereits alles, was es einzukaufen galt. Eliot grinste, kratzte die Reste auf seinem Teller zusammen und schob sich den letzten Bissen in seinen Mund. „Schreib mal noch Wasser und Cola auf. Nur Bier und Kaffee ist nichts auf Dauer." Basti notierte auch das, dann legte er die Liste weg und widmete sich wieder seinem Essen, ehe ihm doch noch etwas einfiel. „Kann man zwar nicht einkaufen, aber wäre dennoch wichtig, anzumerken, dass ich persönlich dafür bin, die nächsten Tage einfach mal für bestimmte Leute die Tür zuzulassen? Egal, wer davor steht." „Und wenn Luke vor der Tür steht, oder schlimmer noch Gustav?" „Die beiden sind eine Ausnahme", mischte Eliot sich ein. „Ebenso falls dieser Dobermann hier auftauchen sollte, was ich aber nicht annehme, da dies eine private WG ist und kein Drehort." *** Nick hörte, auch nachdem er seine Wünsche für den Einkaufszettel geäußerte hatte, nur zur Hälfte zu. Dass Eliot daran zweifelte, sich alles merken zu können und Basti vorschlug, vorerst bestimmte Leute nicht mehr in die WG zu lassen, bekam er dann doch mit. Er warf einen Blick zu seinem besten Freund rüber und stellte fest, dass dieser ihn ebenfalls musterte. „Sich Sachen zu merken, war noch nie deine Stärke", murmelte er leise in sein Glas Wasser und schielte vorsichtig zu ihm hinüber. Gerade waren es diese kleinen Momente, die ihn auf andere Gedanken brachten. Na ja, eher waren es Eliots Reaktionen, die ihn aufmunterten, da er meistens zurück ärgerte. Basti notierte sich alle Sachen sorgfältig auf einem Zettel, lehnte sich dann leicht vor und blickte in die Runde. Nick blickte auf. Den Vorschlag, dass man vorerst die Tür für bestimmte Leute nicht öffnete, gefiel ihm ziemlich gut. Letztendlich war es ganz gut so. Sie mussten dringend daran arbeiten, Justin ein wenig aus seinem Schneckenhaus zu holen und an der Atmosphäre allgemein, die sich vor allem seit Peters Anwesenheit ziemlich geändert hatte. „Finde ich gut", murmelte er leise. Nick hatte dennoch keinen Appetit mehr und wartete nur noch darauf, dass alle endlich fertig waren. Es dauerte, vor allem Eliot schien extra langsam zu essen. Dann endlich, gefühlt nach vierzig Minuten, hatte er endlich seinen letzten Happen gegessen. „Also ... da Nick und Leo noch ein privates Gespräch über Männer und Liebe zu führen haben und Robin und ich gekocht haben, werden Sebastian und Justin jetzt die Küche aufräumen", sagte Cloud in die Runde. Im selben Moment schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. Er beugte sich leicht über den Tisch und begann alle Teller ineinander zu stapeln und am Ende, legte er das ganze Besteck auf den letzten Teller. Nick stand auf, nahm die ineinander gestapelten Teller und brachte sie noch in die Küche. Nachdem er diese neben der Spüle abgestellt hatte, nahm er zwei frische Gläser aus dem Schrank und klemmte sich eine Wasserflasche unter seinen Arm. „Kommst du jetzt, du neugieriges etwas?" Er ging bereits zur Treppe vor, wartete dort dann aber auf Eliot, da sie nicht abgesprochen hatten, in welchem Zimmer sie miteinander sprechen wollten. War sein Zimmer überhaupt aufgeräumt? Nick hatte es sich heute Morgen vorgenommen, aber er glaubte, dass Peter genau in dem Moment kam, als er anfangen wollte. Daher dürfte sein Zimmer noch genauso chaotisch aussehen wie heute Morgen. „Du hattest dein Zimmer vorgeschlagen oder Leo?", rief er. Hoffentlich würde Eliot seinen kleinen Trick, ihn von seinem Zimmer fernzuhalten, nicht durchschauen. *** Sachen merken war nie seine Stärke? Aha, nur gut, dass er sich wenigstens Nick, seinen Namen und dessen Gesicht merken konnte. „Deinen Arsch erkenne ich aber schon noch. Sogar im Dunklen", erwiderte Eliot daher leicht gehässig, ehe er bereits wieder grinste und eher über Peter nachdachte, der die nächste Zeit sowas wie Hausverbot hatte. Gut so, auf ihn hatte er wenig Lust. Weder auf sein dummes Gesicht, noch auf seine penetrante Stimmlage, wenn er das Kreischen anfangen würde. Und das tat er dann doch ziemlich gerne und aus dem Grund heraus, dass es mal wieder nicht nach seiner Nase ging. Zum Kotzen so ein Verhalten, zu ändern war es jedoch nicht. Das musste Peter dann schon selber und das konnte bei ihm dauern. Eliot seufzte, schob sich den letzten Bissen in den Mund und schob seinen Teller von sich, der kaum später von Cloud eingesammelt und auf die anderen gestellt wurde. Basti und Justin würden also abspülen und Nick und er selber hatten ja auch noch etwas vor. Ein wichtiges Gespräch unter Männern, unter alten Echsen, die die Nase vom Jagen scheinbar voll hatten. Oder auch nicht. Er sah zu Sebastian, dann zu Justin, der sich langsam erhob und zur Spüle trat. Die zwei waren so grundverschieden und doch passten sie ganz gut in die WG rein. Basti, der Clown und Justin, das Reh. Tag und Nacht und wie Sonne und Mond. Eliot grinste bei dem Gedanken, sah dabei jedoch Nick an. Neugieriges Etwas, also bitte. So neugierig war er dann auch nicht, folgte seinem Freund jedoch nach oben und stieß beinahe mit ihm zusammen, da er einfach stehen geblieben war und unschlüssig wirkte. Offenbar überlegte er, welches Zimmer sie nutzen sollten und da Nick etwas zu lange darüber nachdachte, schritt er schnurstracks an ihm vorbei und zu seinem Zimmer. Galant öffnete er die Tür, drehte sich um und grinste. „Komm schon rein, mach's dir bequem und fühl dich ganz wie zu Hause." Schwungvoll schloss er hinter ihnen die Tür und genauso übermütig schmiss er sich auf sein großes Bett, sah seinen besten Freund aufmerksam an und pattete neben sich. „Dann erzähl mal. Von mir und meinen jugendlichen Eskapaden weißt du eh schon alles. Na ja, abgesehen von dieser einen Sache", grinste Eliot, mopste sich eins seiner Kissen und klemmte sich dieses entspannt hinter den Kopf. *** Nick schlich beinahe hinterher, war aber heilfroh und erleichtert, als Eliot die Tür zu seinem Zimmer öffnete und ihn hereinschickte. Er verschloss die Tür, schmiss sich auf sein Bett und pattete neben sich, während er zu ihm sah. Nick zögerte einen Moment, dann sprang er neben Eliot und benutzte statt einem Kissen lieber seine Schulter. Beinahe nervös zupfte er am Bettlaken herum und schien Löcher in die Luft zu starren. Eliot war zwar sein allerbester Freund und bis auf Nicks Liebesgeschichten wusste er wirklich alles. Aber seine Liebesgeschichten waren irgendwie privat, niemand wusste davon. Er brachte auch nie einen One-Night-Stand mit hierher, sondern schlief immer dort und haute mitten in der Nacht ab. Eine kleine Sache, die sich eingegliedert hatte. „Wie ich schon sagte, Leo ... da gibts nicht soviel zu erzählen. Es ist nicht einmal annähernd so spannend wie dein Liebesleben. Ich hatte meine letzte Beziehung vor zwölf Jahren. Er war mein erster Freund. Wir waren mehrere Jahre zusammen, aber irgendwann war er umgezogen. Erst hatten wir eine Fernbeziehung probiert, aber das hatte nicht funktioniert. Die gegenseitige Eifersucht war es, die uns auseinander gebracht hatte. Das ist inzwischen, glaube ich, zwölf Jahre her. Seitdem hatte ich ein paar One-Night-Stands. Nicht besonders viele und auch alles einmalige Sachen. Beziehungen hatte ich strickt abgelehnt. Hauptsächlich, weil es durch unseren Job zu kompliziert gewesen wäre ... aber langsam denke ich, dass der Richtige einfach noch nicht dabei war ..." Vorsichtig blickte er zu Eliot auf. Er wusste, dass er ihn niemals auslachen oder verurteilen würde. Vielleicht würde ein dummer Spruch kommen, aber damit würde er umgehen können. Erst jetzt wurde ihm Eliots letzter Satz: „Bis auf die eine Sache", richtig klar. „Aber ... Leo ...? Was für eine Sache weiß ich nicht? Was verschweigst du mir?" Plötzlich fühlte er sich wieder ein wenig besser, nicht mehr so nervös. Eher war er jetzt neugierig, auf Eliots eine Sache. Über sein Liebesleben zu erzählen, hatte ihm dann schon eine ziemliche Überwindung gekostet. „Heißt das, du hast bei dem Namen Nick erst meinen Arsch vor deinen Augen und dann mein Gesicht?" *** Eliot ließ Nick gewähren, als dieser seine Schulter als Kissen nutzte und sich scheinbar so besser entspannen konnte. Entspannung trug zudem dazu bei, dass man gelöster war und damit sprudelte es nur so an Worten aus einem heraus. Jedenfalls war das bei ihm so und zugegeben, er war wirklich neugierig, aber auch perplex. Nick hatte nicht viel zu erzählen, dazu nur eine Beziehung und die lag ganze zwölf Jahre zurück? Er war erstaunt, aber er konnte es auch verstehen. Beziehungen führen war nicht leicht, schon gar nicht in ihrem Job und auch nicht, wenn man dann doch mal etwas mit einem Kollegen hatte und das über einige Jahre. Davon konnte Eliot zumindest ein Lied singen. „Weißt du, Nick ...", fing er an, drehte sich und warf ihn somit von seiner Schulter. „Besondere Menschen verdienen auch besondere Menschen und scheinbar gibt es diesen besonderen Menschen nicht oder noch nicht." Irgendwo da draußen, aber bestimmt und auch für Nick. Vielleicht nicht jetzt, aber in ein paar Jahren. „Schau mich mal an, ich hatte einige Beziehungen, darunter eine zu Bill und wie er ist, das weißt du. Sowas will man auf Dauer nicht haben." Man sah sich kaum noch am Ende und wenn doch, dann endete es im Stress oder im Vorwurf, er würde sich zu wenig kümmern. Dabei hatte er sich immer gekümmert, täglich geschrieben, telefoniert und sogar die Webcam angeschmissen. Alles auf Dauer ein Fiasko und irgendwann endete es unschön in einer Trennung. Zwei Rebellen waren dann doch einer zu viel gewesen. Da wäre es deutlich besser, wenn man sich jemand ruhigeren suchte und genau das tat er bereits. Auch, wenn er wegen der Sache mit dem Dinosaurier noch immer beleidigt war. „Sag bloß, du hast das noch nicht mitbekommen?", fragte Eliot verschwörerisch, spielte mit den blonden Haaren seines besten Freundes, ehe er doch lachen musste. Aber nur wegen der Sache mit seinem Gesicht, beziehungsweise seinem Hintern. „Nein ... haha. Ich hab erst dich vor Augen und dann deinen Arsch in der Hand. Du kennst mich doch, ich erkenne die Vorzüge auch im Dunkeln, besonders deine und da gehört dein heißer Arsch nun mal dazu." Unterstreichend kniff er in genanntes Körperteil, klatschte einmal darauf und überlegte, ob er nicht neckisch einmal reinbeißen sollte. Aber nein, das hob er sich für später auf. Erst war da noch etwas, beziehungsweise wusste er nicht, ob da was war. „Erinnerst du dich an Robin, seinen Geburtstag? Ist so gesehen ja auch noch nicht so lange her und Sebastian ist drei Tage vorher eingezogen", erzählte er und erinnerte sich nur zu genau an diesen Tag. Alles nach Stunden angetrunken und nicht mehr ganz klar im Kopf. „Ich hab mit Basti rumgemacht und das hatte nichts mit einem Dreh oder ähnlichem zu tun. Keine Ahnung, wie er das sieht, aber mich hat es irgendwie so ein bisschen erwischt." *** Nick fiel bei Eliots ruckartiger Bewegung mit seinem Kopf in die weichen Kissen. Beschweren tat er sich nicht. Es waren Leos Worte, die ihn verstummen ließen. Schließlich hatte dieser irgendwie recht. Sein besonderer Mensch war noch nicht dabei, aber irgendwann würde dieser bestimmt noch kommen. Ganze sicher. Er wusste auch noch ganz genau, wie die Beziehung zwischen Bill und Eliot war. Soweit schien sie super zu sein, aber schon nach einiger Zeit taten sich die zwei Rebellen gegenseitig nicht mehr gut. Das Nächste ging so schnell. Erst fragte er ihn, ob er es noch nicht mitbekommen hatte und dann fing Eliot plötzlich an zu lachen, faselte etwas von Hintern und Gesicht und Vorzügen. Nick konnte es nur zur Hälfte verstehen. Plötzlich hatte er Leos Hand auf seinem Po. Es war nichts, was nie passieren würde. Zwischen ihnen passierte es sogar ziemlich häufig. Da sind die Hände manchmal noch ganz woanders. Aber, alles war Spaß. Nick lachte auch und begann sich unter seinem Griff zu winden. Er legte seine Hände auf Eliots Brust und stieß ihn bestimmt ein wenig von sich. Gerade wollte er erneut ansetzen und nach der einen Sache fragen, aber da begann er bereits selber zu erzählen. Von Robins Geburtstag, von Basti und ... „Ehrlich? Du hast was für den Kleinen über?", fragte er. Nick stellte es nicht infrage, aber ein wenig seltsam fand er es dann schon, da Basti jünger war. „Darum saß er vorhin auf deinem Schoß, oder?", fragte er nach. „Du versuchst ihm unauffällig nah zu sein und ein wenig deine Gefühle zu überspielen?" Nick ließ ihm gar keine Zeit, zu antworten, sondern griff nach Eliots Händen. Er drückte ihn in die Matratze und machte es sich auf seinem Bauch bequem. „Aber ganz ehrlich ... Leo. So wie Basti dich ansieht und vor allem vorhin angesehen hat. Ich glaube nicht, dass es für ihn unbedeutend war." *** War Nick jetzt kitzlig am Hintern oder guckte er gerade so deppert, dass er lachen musste? Eliot war sich nicht sicher, wirkte irritiert und dachte erstmal nach. Vermutlich aber kitzlig, denn das würde seinen Lachflash von diesem einen Dreh erklären, den er ziemlich deutlich vor sich hatte, dann aber abschüttelte. Nick schien jedenfalls überrascht zu sein, dass er sich tatsächlich ein bisschen in Sebastian verguckt hatte und das, obwohl da ein paar Jahre dazwischen lagen. Zwei Jahre um genau zu sein und doch störten diese weder ihn noch scheinbar Nick, der plötzlich ganz Ohr war und seine ganz eigenen Theorien hatte. Unauffällig war er jedoch nicht. Nicht wirklich, beziehungsweise hatte Sebastian sich eher auf seinen Schoss gesetzt und doch sah es danach aus, als hätte er das gemacht, um Platz zu sparen. Gefühle überspielte er aber keine. Jedenfalls nicht bewusst oder doch? Eliot runzelte die Stirn. „Überspielen tue ich da rein gar nichts, jedenfalls nicht bewusst", erwiderte er seinem besten Freund und ächzte kurz unter dessen Gewicht auf, als er es sich dreist auf seinem Bauch bequem machte. Zwar war Nick nicht sonderlich schwer, aber das kam dann doch ziemlich schnell und unverhofft. Anders als beim Dreh, da konnte es dann doch anders kommen. Der letzte gemeinsame lag jedoch schon lange zurück. Nick hatte mit den Neulingen zu tun und er selber eher mit denen, die schon alteingesessen waren. Wie Sebastian sagen würde, es handelt sich um Dinosaurier und da war er bereits wieder in Gedanken bei ihm. Blicke waren ihm jedoch keine aufgefallen, Basti schaute so ziemlich jeden an. Sogar Robin und Cloud oder auch mal Justin, der jedoch Blicken ziemlich häufig auswich. „Ich hab dafür scheinbar kein Gespür mehr. Bin zu alt und aus der Übung", merkte er ernst an und grübelte erneut. Flirten konnte er, aber seit der Trennung mit Luke hatte er scheinbar wirklich das Feingefühl für die wichtigen Dinge verloren und das lag nun auch schon über ein Jahr zurück. „Liebe ist echt mal kompliziert", grummelte er vor sich hin. *** Die ganze Geschichte um Eliot und Basti faszinierte Nick beinahe. Er wusste von Leos Beziehung zu Bill, die leider schlecht endete und auch von der Beziehung zu Luke. Das war Eliots letzte Beziehung gewesen. Wenn Nick genau darüber nachdachte, hatte er ihn seitdem nicht mehr flirten gesehen, ab und zu mal ein paar Blicke auf den Po, aber mehr nicht. Er bekam ja nicht einmal die Flirt-Versuche der anderen mit. Nick selbst war nicht unglücklich, aber wünschte sich schon heimlich still und leise, endlich jemanden zu finden. Umso mehr freute er sich für Eliot. Es war so offensichtlich, dass zwischen beiden etwas gelaufen war. Selbst bei Basti konnte man es nicht übersehen. Er war ziemlich häufig dort, wo Eliot war und er suchte seine Nähe. Gut ... vielleicht steigerte Nick sich dort auch in irgendetwas rein. „Alt, ja", erwiderte er mit einem sanften Lächeln. „Aber nicht aus der Übung. Du musst einfach ein wenig aufmerksamer sein. Ich meine ... Basti saß auf deinem Schoss, was er nebenbei bemerkt, bei noch keinem anderen gemacht hatte. Er hat dir beim Abendessen immer wieder Blicke zugeworfen. Ein paar, aber ich habe es dennoch gesehen." Nick sah ihn an. Dann setzte er sich auf, rutschte an die Bettkante und stand auf. „Ich hab eine Idee", murmelte er leise und blickte auf seinen Freund nieder. „Wir könnten Sebastian mit zum Feiern nehmen. Du kennst mich, ich würde dort ohnehin jemanden finden und bevor du dort alleine bist, hast du Basti mit, mit dem du etwas machen kannst. Vorausgesetzt, er hat Zeit ..." Nick wirkte beinahe ein wenig unsicher. Er musterte seinen besten Freund eingehend. Vielleicht war es falsch, aber irgendwie wollte er jetzt umso mehr, dass Eliot glücklich war, da er niemanden hatte. Das Thema Liebe konnte man schon durchaus als kompliziert auffassen, dabei war es doch weit mehr und gar nicht allzu kompliziert. „Leo ... Liebe ist nicht kompliziert, sie wird bloß von allen als kompliziert empfunden. Zum einen, weil man plötzlich mit einem Mensch auskommen muss, der nicht zur Familie gehört. Und zum anderen, weil viele ihre eigenen Gefühle nicht in Worte fassen oder drücken sich sogar davor. Dabei ist doch das Einzige, was man praktisch tun muss, auf sein Herz zu hören." Ja ... da sprach die Weisheit aus ihm. Aus jemanden, der bisher nur einen Freund hatte und seitdem jeder Beziehung aus dem Weg ging. Aber bisher hatte sein Herz auch noch nicht gesprochen. *** Alt, aber nicht aus der Übung, so, so. Eliot musste bei dieser Aussage schon schmunzeln. Allerdings war auch ihm aufgefallen, dass Sebastian sich nicht bei jedem auf den Schoss setzte oder gar in die Nähe von jemand anderem. Seltsam, dass ihm das erst jetzt auffiel und Nick dafür aber umso mehr. Dabei war er es, der seit zwölf Jahren keine Beziehung mehr hatte. Da schien dann aber doch mehr hängengeblieben zu sein oder es war ziemlich lang und intensiv. So wie Nick vorhin gesprochen hatte, musste es Letzteres sein. Eliot beließ es beim Zuhören, immerhin richtete sich Nick auf und brabbelte etwas von einer Idee. Wie genau diese aussah, erklärte er kaum später. Basti mit in den Club nehmen, damit er nicht alleine war? Was sollte das denn jetzt? Er war empört, eigentlich wollte er mit Nick alleine um die Häuser ziehen und nicht dabei zugucken, wie er sich irgendwen aufriss. „Eigentlich", begann er, dann aber verstummte er und sah Nick erneut skeptisch an. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, Sebastian mitzunehmen. Fragen konnte man ja und wer weiß, ob er am Wochenende nicht schon etwas anderes geplant hatte. Eliot schnappte sich wieder sein Kissen, rollte sich auf den Bauch, knautschte es zusammen und betete schließlich seinen Kopf darauf. „Wenn wir Basti mitnehmen, suchst du dann offiziell, oder wird das nur so nen einmaliges Ding?" Neugierig war er ja schon, immerhin sah man Nick selten flirten und wenn doch, dann mehr mit der Kamera als mit einer lebenden Person. Von Liebe hatte er dann aber doch mehr Ahnung, als er selber oder aber es kam ihm so vor, weil er bisher immer irgendwie gescheitert war und gerne nach einigen Jahren alles gegen die Wand fuhr. Vielleicht war er für Beziehungen einfach nicht geschaffen oder aber es lag daran, dass seine Partner alle älter waren und somit etwas schwieriger in der Handhabung. „Wenn es Liebe nicht ist, dann bin ich kompliziert oder unfähig", grübelte Eliot. „Vielleicht waren es auch immer die Falschen und ich noch nicht wirklich bereit für etwas Langfristiges." Sich auf den Rücken rollend starrte er schließlich die Zimmerdecke an und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Was machen Cloud und Robin da anders? Die sind seit Jahren zusammen und wirken immer noch wie auf Wolke sieben." *** Nick betrachtete Eliot vorsichtig. Irgendwie wirkte er ein wenig bedrückt und nachdenklich. Sauer? Enttäuscht? Nein, das war es nicht, schließlich fragte er kurz darauf, ob er sich im Club offiziell umschauen würde oder bloß nach etwas Einmaligem. Nick drehte sich auf die Seite und stützte sich auf seinem Ellenbogen ab. Sein Blick ruhte auf Eliot. „Sagen wir, ich gehe mit der Einstellung: Offen für alles in den Club. Ich kann mich ja schlecht vorab entscheiden, ob ich nur Sex will oder eine Beziehung." Er hielt inne. Alleine das wird ein riesiger Schritt für ihn werden. Aber vielleicht würde es ihm ganz guttun, mal mit einer anderen Einstellung an die Sache heranzugehen. Plötzlich seufzte Eliot auf. Er redete verwirrendes Zeugs. Etwas davon, dass er kompliziert oder zu unfähig sei, nicht bereit für etwas Langfristiges sei. Nick rutschte näher an ihn heran und legte seinen Arm über Eliots Rücken. „Hör auf, so einen Unsinn zu reden. Du hattest mehrere Beziehungen als ich. Und nur, weil deine von kurzer Dauer waren, heißt es absolut nicht, dass du zu unfähig oder unreif bist. Und kompliziert gar nicht. Hör bloß auf, so zu denken!" Nick warf ihm beinahe einen beleidigenden Blick zu. „Cloud und Robin lassen die Probleme nicht so lange bei sich und sie lassen es nicht zu, dass die Probleme die beiden zerstören. Das heißt, wenn es Probleme gibt, sprechen die beiden direkt darüber und klären die Dinge. Das ist eigentlich das Wichtigste! Und bevor du jetzt irgendetwas anderes behaupten solltest. Du hast auch das bei deinem Ex Freunden gemacht. Aber gibt halt auch oft Dinge, die man nicht so einfach klären kann. Gerade dann, wenn eine Beziehung noch nicht so lang war, könnte sie daran kaputtgeh -" Nick wurde davon unterbrochen, dass Bastian die Tür einfach aufstieß. „Sorry", murmelte Basti, betrat jedoch das Zimmer, verschloss die Tür und setzte sich wie selbstverständlich auf das Bett. „Eliot, wann gehen wir morgen einkaufen? Ich würde gerne ausschlafen ..." Sein Blick glitt unsicher zwischen Nick und Eliot hin und her und Nick bemerkte, wie seine Mimik für kurze Zeit ziemlich bedrückt wirkte. Genauso schnell war aber sein mildes Lächeln wieder auf den Lippen. *** Offen für alles. So war er damals auch. Jedenfalls bis Bill dazwischen kam und danach war es vorbei mit dem offen für alles. Danach kam nämlich erstmal gar nichts mehr und anfangs hatte er sogar Luke weggeschoben. Eher aber aus dem Grund, weil er ganze zwölf Jahre älter war und nur noch hinter der Kamera stand. Etwas, was Eliot so gar nicht verstand. Er sah immer noch verdammt heiß aus, hatte den Körper eines jungen Mannes und doch hielt er sich aus allem heraus, was sich vor und nicht hinter seiner Nikon befand. Eliot schüttelte den Gedanken ab, spürte einen Arm und sah zu Nick auf, der ihn mit Worten tadelte. Vielleicht war es Unsinn, vielleicht aber auch nicht. Er seufzte. „Ich beneide die beiden. Sie sind immer so harmonisch." Eliot lächelte vor sich hin, immerhin waren Bill und er das zu Anfang auch und ebenso Luke, der ihn sogar auf Händen getragen hatte. Irgendwann wurde es dann aber doch zu viel, unterstreichend das Gerede und am Ende lief es so weit, dass man Luke immer mehr in andere Bereiche steckte und Andreas hinzuzog. Und jetzt? Jetzt kam auch noch einer aus Hollywood, den keiner einschätzen konnte. Eliot biss frustriert in sein Kissen, sah aber auf, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Sebastian hereinkam. Brannte die Küche, oder was war los? Er ließ sein Kissen los und setzte sich auf. „Du willst ausschlafen? Und wie lange gedenkst Du zu schlafen?", wollte er dann doch wissen, um besser planen zu können. Morgen war Mittwoch, da war wenig los in den Läden und mittags einkaufen würde auch noch gehen, da man den gesamten Nachmittag noch hatte und etwas vom Abend. Wo er gerade darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er ja noch was vorhatte. Eliot krabbelte kurzerhand zu seinem Nachtsprint, öffnete die obere Schublade und holte etwas heraus. „Ausschlafen klingt nach einem Plan, wenn ich mir das genauer betrachte", sprach er, steckte sich einen Joint an und grinste. „Aber nicht länger als zwölf." *** „Wirklich Leo? Denk nicht soviel darüber nach! Du warst mit Billy und Lukas auch harmonisch und ich mit meinem Ex ebenfalls. Aber es gibt nun mal Dinge, die nicht ewig halten. Außer unsere Freundschaft vielleicht", erwiderte Nick, obwohl Basti daneben saß. „Außerdem ... Basti" Nick sah den Braunhaarigen an und verkniff sich ein Grinsen. „Hast Du das Klopfen verlernt? Und ... ich bin mir ziemlich sicher, dass Du nicht bloß hierherkommst, um zu fragen, ob Du ausschlafen kannst, das ist totaler Schwachsinn." Bevor Basti überhaupt antworten konnte, kam von Eliot bereits die Aussage, dass nicht länger als zwölf geschlafen werden soll. "Heißt das jetzt bis zwölf schlafen oder heißt das um zwölf muss ich bereits geduscht sein und etwas gegessen haben?" Nick musterte die Bettdecke unter seinen Händen, die plötzlich sehr viel interessanter war. Er verkniff sich ein Grinsen. Es war einfach zu offensichtlich, dass Basti sich absichtlich dumm anstellte, um bei Eliot sein zu können. Er zog genüsslich an seinem Joint. Nick sah ihn angewidert an, wenn er eins wie die Pest hasste, dann war es, wenn jemand in einem geschlossenem Raum neben ihm rauchte. „Leo", grummelte er und rutschte von ihm weg. „Du weißt genau, wie sehr ich, dass in geschlossenen Räumen hasse. Ich bekomme davon totale Kopfschmerzen." Nick setzte sich komplett an die andere Bettkante und musterte Eliot und Basti schließlich. Basti saß inzwischen näher bei Eliot, aber nur, weil Nick sich umgesetzt hatte. Verdammt ... morgen war erst Mittwoch. Nick hatte noch gar keinen Plan für morgen und er hat auch keinen Dreh. Morgen war sein freier Tag. Größtenteils. Er hatte ein Gespräch mit Luke und Justin, es ging wohl mal wieder ums Coachen. Das scheue Reh zu coachen, erwies sich als schwer. Nick hätte tatsächlich geglaubt, dass es leicht sein würde, aber das war es nicht. Justin wirkte in vielen Dingen noch zu schüchtern und zu unsicher, obwohl er definitiv keine Jungfrau mehr wahr. Eines der größten Probleme war höchstwahrscheinlich, dass Justin seine Drehpartner richtig kennenlernen musste, dann würde er vielleicht ein wenig auftauen. Mit dem ganzen Hin und Her von Peter war es mehr als kompliziert, vielleicht konnte Nick morgen ein wenig Zeit mit Justin verbringen? Er stand auf, in der Hoffnung, dass Eliot jetzt seinen Joint ausmachen würde. *** Langsam kam Eliot runter, dennoch sah er fassungslos zu Nick, der einfach über seine Ex-Freunde weiter sprach und das, obwohl Basti zwischen ihnen hockte. „Nick!", entfuhr es ihm gereizt, ehe er genüsslich an seinem Joint rauchte, den Rauch ausblies und zu grinsen begann. Anklopfen war hier etwas, was kaum einer tat. Abgesehen von Nick und Robin. Der Rest aber riss ungeniert Türen auf und darunter auch gerne mal die Klotür. Sein Grinsen wurde noch breiter, was sicher auch am Cannabis lag und nicht nur an der Vorstellung, wie Cloud auf dem Klo gehockt und sich aufgeregt hatte. Er nahm noch einen Zug, blickte zu Basti und er schien zu überlegen. „Bis zwölf kannst du gerne schlafen. Kannst aber auch schon eher aufstehen und mir beim Einseifen helfen." Dann aber wandte er sich an Nick, der grummelte und sich wegen des Rauchs aufregte. „Mach halt das Fenster auf, Mimose." Eliot stand jedoch selber auf, trat an jenes heran und öffnete es schwungvoll. Den Joint schnippte er raus auf die Straße, drehte sich um und kniff Nick ohne Vorwarnung in den Hintern. „Schlimmer als ein Weib. Die zicken auch herum. Sicher, dass du ein Kerl bist?", neckte er, setzte sich dann aber zurück auf sein Bett und sah ihn skeptisch von oben bis unten an. „Erde an, Nick. Huhu?" War ihm der Rauch nicht bekommen oder war er schon wieder in Gedanken? Eliot sah kurz zu Basti, dann aber fiel ihm auch noch etwas an. „Ach, da war ja was. Stimmt." Unterstreichend klatschte er in die Hände. „Eigentlich wollten wir das Wochenende ja in einen Club, aber wir gedenken dich mitzunehmen." Sein Blick wanderte zu Basti, dann wieder zu Nick, der noch immer nicht ganz da war. „Man, man, man." Eliot erhob sich erneut, fasste Nick am Arm und bugsierte ihn zurück zu seinem Bett. „Lebst du noch?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)