Zu Hause ist ... von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 1: Zu Hause ist ... --------------------------- Zu Hause ist…   Erschöpft, aber zu frieden kam ich nach einer langen Reise schließlich an. Es war mittlerweile viel Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal diesen Weg auf mich genommen hatte. Es gab nicht viele Gründe, die es mir erlaubten, die Zeit zu finden, hierher zu reisen. Gab es doch einmal einen Grund, kam immer wieder etwas dazwischen…   Tief atmete ich ein und nahm den vertrauten Geruch meiner Heimat in mich auf. Die heiße, trockene Luft der Wüste war vollkommen gegensätzlich zu der feuchten der Wälder. Auch war es hier viel heißer als in Konoha, wo zu dieser Zeit sicher eine Menge Schnee fiel, an den sich die Bewohner erfreuten.   Bei diesem Gedanken wurde mir schwer ums Herz. Auch wenn ich mich früher immer über die Kälte im Winter beschwert hatte, hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Vielleicht vermisste ich es sogar ein wenig … So, wie ich auch meine kleine Familie vermisste.   Shikamaru und ich hatten lange diskutiert, so wie wir es immer zu dieser Zeit taten. Natürlich verstand ich seinen Standpunkt. Ich verstand, dass er seine Mutter in der Weihnachtszeit nicht alleine lassen wollte, schließlich hatte sie niemanden mehr, seit ihr Mann gestorben war. Doch hatte ich manchmal das Gefühl, dass er meinen Standpunkt gar nicht verstehen wollte oder zumindest verstand.   Ich liebte meine Brüder genauso wie er seine Mutter und doch hatte ich die letzten Jahre kein einziges Weihnachtsfest mit den beiden verbracht. Wir waren immer in Konoha geblieben. Da Gaara als Kazekage das Dorf nicht einfach verlassen konnte und Kankuro ihn nicht alleine lassen wollte, waren wir zum Fest der Familie getrennt.   In diesem Jahr jedoch hatte ich mich durchgesetzt. Zumindest zum Teil. Ich war fest entschlossen dieses Weihnachten mit meinen Brüdern zu verbringen und Shikamaru war fest entschlossen Weihnachten mit seiner Mutter zu verbringen. Der einzige Streitpunkt war Shikadai. Wir hatten sehr viele Nächte diskutiert, bei wem er bleiben und mit wem er Weihnachten verbringen sollte. Am Ende hatte ich eingesehen, dass es besser war, ihn in Konoha zu lassen, schließlich kannte er in Suna keinen und in Konoha waren all seine Freunde. Dennoch war dies keine leichte Entscheidung für mich gewesen…   Mit einem Kopfschütteln versuchte ich die triesten Gedanken abzuschütteln, schließlich würde ich nach langer Zeit ein Weihnachten zu Hause verbringen. Zu Hause bei meinen Brüdern. Ein kleines Lächeln stahl sich bei diesem Gedanken auf meine Lippen. Ich hatte die beiden schon lange nicht mehr gesehen und sehr vermisst.     Entschlossen trat ich auf die Mauer zu, die das Dorf umgab. Der Wachposten erkannte mich sogleich und begrüßte mich freundlich, trotz der langen Zeit. Auch im Dorf begrüßten mich alle, die mich kannten. Es war als wäre ich nie weg gewesen, dabei hatte ich sie alle schon so lange nicht mehr gesehen. Dies bestärkte mich darin, dass meine Entscheidung, hierher zu kommen, richtig gewesen war.   Mein Weg führte mich direkt zum Büro des Kazekage. Es war der Tag vor Weihnachten zur Mittagszeit. Ich war mir sicher, dass Gaara dort sein würde, schließlich war sein Büro sein zweites zu Hause. Wo Kankuro sein würde, konnte ich nicht sagen, wusste ich doch nicht, ob er einen Auftrag hatte oder sich irgendwo im Dorf herumtrieb.   „Hallo Temari“, riss Matsuri mich mit ihrer Begrüßung aus meinen Gedanken und umarmte mich. Ich erwiderte ihre Umarmung.   „Schön dich zu sehen. Es freut mich, dass du dieses Weihnachten mit uns verbringst.“   „Ja, das freut mich auch“, erwiderte ich. „Kann ich zu Gaara oder ist er beschäftigt?“ Matsuri überlegte einen Moment, dann sagte sie: „Eigentlich ist es beschäftigt, aber er würde dich bestimmt gerne sehen.“   „Nein, nein, wenn er beschäftigt ist, sollten wir ihn nicht stören. War hältst du davon, wenn wir eine Kleinigkeit Essen gehen?“   „Das klingt gut. Dann können wir ihm auch gleich etwas zu Essen mitbringen.“   „Vergisst er etwa immer noch zu essen?“   „Nein, nein, keine Sorge, Temari. In der Regel denkt er selbst daran. Aber wenn er viel Stress hat, bringe ich ihm etwas mit, damit er sich nicht auch noch damit beschäftigen muss.“ Ein glückliches Lächeln schlich sich dabei auf ihr Gesicht, was mich zum Schmunzeln brachte.   Es freute mich, dass mein jüngster Bruder eine Frau gefunden hatte, die ihn so sehr verehrte und liebte. Es war schön mit anzusehen, wie sie für ihn schwärmte und sich um ihn kümmerte. Ich hatte bereits vom ersten Moment gewusst, dass sie genau die Richtige für meinen Bruder war.   „Dann lass uns gehen …“   ~~~   Ich verbrachte den ganzen Mittag und Nachmittag mit Matsuri. Wir sprachen darüber, was in letzter Zeit in Suna so passiert war. Anschließend lenkte ich das Gespräch auf meine beiden Brüder, schließlich schrieben die beiden mir nicht oft, wodurch ich nicht viel ihr Leben erfuhr. Matsuri war dafür die perfekte Informationsquelle.   Am Abend stießen schließlich auch Gaara und Kankuro zu uns. Letzterer kam in Begleitung seiner neuen Freundin, die, so wie es schien, das erste Mal auf Gaara und Matsuri traf. Alles in allem war es ein wirklich schöner Abend gewesen. Ich hatte nicht ein Mal an meine kleine Familie und der damit verbundenen Sehnsucht denken müssen…   Erst, als ich alleine in auf dem Bett in meinem Zimmer lag, wanderten meine Gedanken wieder zu Shikamaru und Shikadai. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich dieses Jahr zu Weihnachten glücklicher sein würde, weil ich es zu Hause in meiner Heimat verbrachte. Schließlich plagte es mich sonst immer, dass ich nicht bei meinen Brüdern war und so fern von meinem zu Hause. Nun, da ich aber bei meinen Brüdern war, vermisste ich Shikamaru und Shikadai… Es wirkte so, als wäre es vollkommen egal, wo ich Weihnachten verbrachte. Eine Seite von mir schien immer unglücklich zu sein…   ~~~   Als ich am nächsten Morgen aufwachte, erwarteten mich Matsuri und Gaara bereits. Zusammen frühstückten wir, bevor wir zusammen den Weihnachtsbaum aufstellten und zu schmücken begannen. Dabei verflog die Zeit wie im Flug, sodass wir alle sehr überrascht waren, als plötzlich Kankuro mit seiner Freundin vor der Tür stand. Beide bewunderten unser Werk.   Während Gaara und Kankuro es sich im Wohnzimmer bequem machten und über Politik redeten, machten wir Frauen uns an die Arbeit, das Abendessen zuzubereiten. Dabei ließen Matsuri und ich es uns nicht nehmen, Kankuros neue Freundin auszuquetschen. Ich wusste nicht genau wie, doch dummerweise wurde das Gespräch schnell auf das Thema Shikamaru gelenkt.   „Wirklich schade, dass Shikamaru und Shikadai nicht mitkommen konnten“, sagte Matsuri schließlich, wobei sie mich bedauernd ansah. Ich zuckte mit den Schultern und tat so als würde es mir nichts ausmachen.   „Kann man nicht ändern“, erwiderte ich. „Für ihn sind seine Mutter und seine Freunde sehr wichtig. Da konnte er einfach nicht weg…“ Damit war für mich das Thema eigentlich abgeharkt. Ich wollte nicht mehr daran denken, was mir an diesem Abend fehlte, sondern das genießen, was ich hatte.   Doch immer wieder brachte irgendwer das Thema zur Sprache, sodass ich immer wieder auf meine Gefühle gestoßen wurde. Dabei schienen sie gar nicht zu merken, wie sehr es mich schmerzte, an die beiden zu denken und zu wissen, dass ich sie erst zu Silvester wiedersehen würde. Ich hatte mir doch nur eine schöne Weihnachtszeit mit meiner Familie zu Hause in meiner Heimat gewünscht. Nur darum war ich doch zu Weihnachten nach Hause gekommen…   Wir waren gerade beim Abendessen, als es plötzlich klingelte. Überrascht sah ich von meinem Teller auf, wobei ich in die lächelnden beziehungsweise grinsenden Gesichter von Gaara, Kankuro und Matsuri guckte.   „Temari, würdest du bitte gehen und aufmachen?“, sagte Gaara ruhig. „Ich glaube, vor der Tür befindet sich dein Weihnachtsgeschenk.“ Misstrauisch stand ich auf und ging zur Tür.   Als ich diese jedoch öffnete stockte mir der Atem. Vollkommen perplex starte ich in die braunen Augen mir gegenüber, in die ich wohl auch noch in zwanzig Jahren versinken würde.   „Sh-shikamaru … aber … aber …“, stammelte ich, wusste ich doch noch immer nicht so recht, was hier eigentlich vor sich ging. Doch schlug mein Herz augenblicklich schneller.   „Hallo Mama“, lenkte Shikadai die Aufmerksamkeit auf sich. „Oma war total sauer, als sie erfahren hat, dass du alleine nach Suna gegangen bist. Die hat Papa und mich ganz schön doll angemeckert. Echt nervig, wenn du mich fragst. Und danach hat sie uns gezwungen hier her zu reisen. Ich hatte nicht mal Zeit den anderen Bescheid zu sagen.“ Während er dies so sagte, wirkte er wieder einmal mehr wie sein Vater auf mich. Die beiden waren sich wirklich sehr ähnlich. Doch war es diese Art, die mich zum Lachen brachte.   „Und ich dachte, deine Mutter will zu Weihnachten nicht alleine sein“, sagte ich zu Shikamaru gewandt. Dieser zuckte mit den Schultern.   „Das dachte ich auch, aber sie meinte, sie wäre nicht alleine. Sie kann auch Weihnachten bei ihren Freunden verbringen. Ich solle lieber Weihnachten mit dir verbringen.“ Nachdem er dies gesagt hatte, kam er einen Schritt auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange.   „Na dann kommt mal rein.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Tür ein Stück weiter und ließ die beiden eintreten. Als wir drei zurück an den Tisch kamen, stürzten sich Shikamaru und Shikadai auf die Reste des Abendessen. Doch das war kein Wunder, sie mussten ohne viele Pausen hierher gelaufen sein, sonst wären sie sicher nicht pünktlich hier angekommen, um mit uns zu feiern. Und während ich so meine beiden Familien am Tisch betrachtete wurde mir klar, warum ich immer nicht vollkommen glücklich sein konnte. Ich war zwar zu Weihnachten immer irgendwie zu Hause, doch war es nur ein halbes zu Hause gewesen, denn mein zu Hause war nicht an einen Ort gebunden. Es war an die Personen gebunden, die ich liebte. Und mit der Ankunft von Shikamaru und Shikadai war ich in diesem Jahr wirklich mal zu Weihnachten nach Hause gekommen. Oder war vielleicht auch mein zu Hause ein Stück weit zu mir gekommen…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)