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Liebste Lena

von

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Kapitel 1

Das Bellen ihres Hundes riss sie aus ihren Gedanken. Wie lange hatte sie jetzt hier gesessen? Eine Stunde? Oder sogar mehr? Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich trauen würde an ihre Familie zu denken. Ihren Mann, ihre Tochter und ihre beste Freundin, die vor zwei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Lenas Alltag ist seit der Nachricht nicht mehr derselbe.

Nie wieder wird sie in Patricks braune Augen sehen, nie wieder Fridas helles Lachen hören, wenn sie am Küchentisch gemeinsam frühstücken. Nie wieder wird sie mit Christina Diskussionen über alltägliche Dinge führen.
 

Seit zwei Jahren erwachte Lena allein im Bett, ging an einem leeren Kinderzimmer vorbei in ein Bad, wo immer noch drei Zahnbürsten im Becher standen. Eine Dunkelblaue für Patrick, eine gelbe für Frida und ihre Eigene in Hellblau. Jeden morgen betrat sie die Küche, machte sich einen Kaffee und ein Toast, fütterte ihren Hund und setzte sich an den Schreibtisch. An dem Küchentisch hatte sich Lena seit dem Vorfall nur selten platz genommen. Dank ihres Bürojobs war Homeoffice keine Unmöglichkeit. Watson folgte ihr in das Büro. Seit der Hiobsbotschaft des Polizisten hatte er sie keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er fraß nur, wenn Lena in der Küche stand und ihr eigenes Essen zubereitete.
 

Lena liebte ihren Corgi. Eigentlich hatte sie nie ein Haustier haben wollen, aber Patrick hatte seit Fridas Geburt auf sie eingeredet. Ein Hund sei ein toller Begleiter für ein Kind, hatte er ihr gesagt. So könnte Frida Verantwortung und Mitgefühl lernen, wurde ihr mitgeteilt. In Fridas zweitem Lebensjahr hatte Lena schließlich nachgegeben und sie waren gemeinsam ins Tierheim gefahren. Watson, der damals noch den Namen Kapitän trug, hatte ihr Herz in Sekunden erweicht.

Mit seinen dunkelbraunen Knopfaugen, seinem braun-weißem weichem Fell hatte sich der Hund direkt in die Familie gebracht. Selbst heute war Dr. Watson ihr Fels in der Brandung. Ohne ihn hätte Lena die zwei Jahre niemals durchgehalten.

Auch heute hatte der Corgi seinen Stammplatz unter ihrem Schreibtisch eingenommen. Ihre Füße lagen auf dem Rand des weichen Kissens, auf dem Watson immer lag, der vor fünf Minuten sein kleines Köpfchen auf ihre nackten Füße gelegt hatte. So als wolle er ihr sagen, dass er sie vor allem Unheil dieser Welt beschützen wollte.

„Ist gut, Watson. Das war bestimmt nur der Postbote“, rief sie ihm hinterher während sie schon aufgestanden war und sich auf den Weg zur Tür machte. Watson, der ihr mit kleinen, hüpfenden Schritten entgegen kam, schien mit sich selbst mehr als zufrieden zu sein.
 

Drei Briefe hatte Lena aus dem silbernen Kasten an der Hauswand gefischt. Einer davon stach ziemlich mit seinem beigen Umschlag und dem Wachssiegel in der unteren, rechten Ecke. An wen genau der Brief gerichtet war, konnte sie jetzt noch nicht sagen. Dafür hatte sei auch keine Zeit, denn es wartete immer noch Arbeit auf sie. Und auf Rechnungen hatte Lena jetzt sehr wenig Lust. Mit einer kurzen Handbewegung warf sie die drei Umschläge auf die Anrichte im Flur. Das Haus hatten sie vor acht Jahren gekauft. Zwei Jahre später war Frida zur Welt gekommen. Beide waren sie ein großer Fan von dem alten Landhausstil, in welchem das Haus auch eingerichtet ist. Die Küche und das Kinderzimmer waren ihr am liebsten im ganzen Haus. Mit der grauen Landhausküche, dem dunklen Holztisch und den Holzpaletten an einer Wand fühlte man sich wie in einer Berghütte. Fridas Zimmer war einem Wald nachempfunden. Eine Wand hatte Patrick in dunklem Grün gestrichen und mit Eichhörnchen und Eulen verziert. Das Bett war aus hellem Holz, wie auch die Kommode und das Regal, in dem sie Fridas Spielzeuge aufbewahrten.

Seit einem Jahr hatte Lena das Kinderzimmer nicht betreten. Zu sehr schmerzte der Verlust ihrer Tochter. Sie musste nur ihre Augen schließen und sie wusste, wie weich sich der wolkenförmige Teppich anfühlte, wusste wie eine Eule, Fridas Lieblingskuscheltier roch und wie beleidigt das Mädchen werden konnte, wenn man ihr sagte, dass besagtes Kuscheltier doch einmal dringend gewaschen werden müsste. „Aber Mama. Luni hat Angst vor Sauberkeit. Dur darfst ihr keine Angst machen.“ Hatte sie immer gesagt und dabei ihre Lippen zu einer Schnute gezogen, die ihre großen dunkelbraunen Augen beim Schmollen unterstützten.

Auch jetzt lag Luni ungewaschen auf dem Kopfkissen. Lenas Vorhaben, sie wirklich zu waschen hatte sich noch am selben Tag in Luft aufgelöst.
 

Anstatt Lunis weicher Oberfläche spürte Lena wieder Watsons Kopf auf ihren Füßen. Sie war lange genug mit ihren Gedanken abwesend. Jetzt musste sie sich wirklich auf ihre Arbeit konzentrieren. Kundenkontakt war in jeglicher Hinsicht ein schwieriges Unterfangen. Egal ob sie persönlich oder digital vor einem standen. Bei Lena war zweiteres der Fall. Sie beantwortete Anfragen von Kunden der Firma, in der sie seit 15 Jahren angestellt war. Es gab nichts, was sie noch nicht erlebt hatte. Von Liebesbekundungen über Beleidigungen und Bildern von primären Geschlechtsteilen hatte sie schon alles gesehen und gelesen. Alles wurde kommentarlos gelöscht, damit sie sich um die wichtigen Fragen kümmern konnte.

„Was hältst du von einer Pause?“ Lena bückte sich, um Watson ansehen zu können, der ihr beinahe gegen das Gesicht gesprungen wäre. „Das nehme ich mal als Ja.“ Watson war der Einzige, den sie ehrlich anlächelte. Niemals würde sie ihrem Hund zeigen wie schlecht es ihr ging.
 

Nachdem sie von ihrem Spaziergang zurückgekehrt waren, nahm Lena die Briefe zur Hand. Die ersten beiden beinhalteten, wie sie bereits richtig vermutet hatte, Rechnungen. Der dritte zog ihre volle Aufmerksamkeit auf sich. Liebste Lena stand in großen Lettern auf dem Umschlag geschrieben. Doch das war es nicht, was ihr für einen kurzen Moment die Luft zu Atmen nahm.

Sie kannte die Schrift. Das geschwungene L und der Kringel über dem I waren eindeutige Indizien für die Handschrift einer gewissen Person.

„Christina“, schnappte Lena nach Luft. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Irgendein Idiot spielte ihr einen sehr makabren Streich. Alles an ihrem Körper zitterte. Sie musste sich dringend setzen. Sollte sie den Brief öffnen? Wenn sie es nicht tat, würde sie keine Gewissheit haben, was sich darin befand. Wenn sie es tat, was würde er Inhalt offenbaren? Lena konnte das Klopfen ihres Herzens bis in den Hals spüren, während sie den Umschlag umdrehte und langsam den Kleber löste um diesen zu öffnen. Das Papier im Inneren hatte die gleiche Farbe, wie der Umschlag. Es erinnerte stark an Pergament, hatte aber die Struktur normalen Briefpapiers. Sicher hatte der Verfasser es in einem Schreibwarengeschäft besorgt. Oder die Verfasserin, schoss es Lena durch den Kopf.

Von außen konnte Lena nichts erkennen, da der Brief mit der Schrift nach innen zusammengefaltet im Umschlag steckte. Vorsichtig, als würde das Papier bei zu schnellen Bewegungen in Flammen aufgehen, zog sie ihn hervor. Lena konnte ihre Panik nicht erklären. Es war ein ganz normaler Brief von einer Person, die sich mit großer Sicherheit einen ekelhaften Scherz erlaubte. Sie sollte den Umschlag mitsamt des Inhalts in den Müll werfen und vergessen.

„Komm her“, rief sie Watson mit sanfter Stimme zu sich und klopfte auf den freien Platz neben sich. Den Hund in ihrer Nähe zu haben, beruhigte sie ein wenig. „Na dann los.“ Tief atmete Lena durch und zog mit einer ruckartigen Bewegung den Brief hervor

1. Brief

Liebste Lena,

du wunderst dich bestimmt, warum du diesen Brief in der Hand hältst. Bestimmt denkst du auch an einen schlechten Scherz. Doch da muss ich dich enttäuschen, meine Liebe. Das hier ist echt. Der Brief ist echt, ich bin echt und Frida und Patrick sind echt tot.

Bevor du den Brief vor Schreck in den Müll beförderst, lass es mich erklären, meine Liebe. Lass mich dir erklären, warum ich dir schreibe, anstatt verkohlt unter der Erde zu liegen. Die kurze Antwort ist so simpel, wie sie nur sein kann. Ich lebe noch und bin der Grund, warum du nun alleine zu Hause sitzt. Die lange Antwort befindet sich in diesem Umschlag. Ich überlasse es dir, ob du wissen möchtest, was damals passiert ist oder ob du einfach weiter daran glauben willst, dass es ein dummer Unfall war, der dir deine Familie genommen hat. Aber lass dir Folgendes gesagt sein. Ich bereue keine Sekunde von dem, was damals passiert ist.

Wirst du umblättern und die zweite Seite lesen? Einen kleinen Hinweis kann ich dir geben, Lena. Ich hole ziemlich weit aus, immerhin sollst du verstehen, warum es überhaupt soweit gekommen ist.

Kapitel 2

Das Wetter war grau und trist. Der wolkenbehangene Himmel deutete unvermeidbar auf den kommenden Regen hin, den die Dame im Radio angekündigt hatte. Lena liebte diese Art des Wetters. Wenn der Sommer in den Herbst überging, die Tage kühler wurden und das Laub die Farbe von Sonnenaufgängen annahm. Seit Beginn ihrer Ausbildung zur Steuerfachangestellten hatte sie sich immer zum meteorologischem Herbstbeginn Urlaub genommen. Auch heute saß sie in ihrem Lieblingscafé am Rande der Stadt. Eine Stunde war sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hergefahren, doch jeder Meter hatte sich gelohnt.

Sie liebte dieses Café mit seinen hellen Farben, die an den Frühling erinnerten, seinen kleinen runden Tischen und Stühlen mit verzierten Rückenlehnen. Doch am liebsten hatte sie die Plätze an den Fenstern. Vor jedem befand sich eine Bank mit Kissen und einem eingearbeitetem Fach für Bücher. Das Café war der Rückzugsort für Menschen wie sie. Menschen die es liebten zu lesen und in fremde Welten zu tauchen. Sie konnte nicht nur die Bücher, die sie von zu Hause mitbrachte hier lesen, sondern auch neue entdecken. Das Konzept glich einem Bücherschrank. Wollte man ein Buch mitnehmen, tauschte man es einfach gegen eins aus, dass man selbst mitbrachte.

Heute hatte Lena ein Buch mitgebracht, dass sie hier beenden und zurücklassen wollte. Jedes Buch, das ihr gefiel, teilte sie mit ihren Mitmenschen. Es war zu schade ein Buch im Regal stehen zu lassen, wenn man es mit Anderen teilen konnte. Highlights kaufte sie sich einfach doppelt, um eines davon in ihr Bücherregal zu stellen. Ihre kleine Mietwohnung bot nicht viel Platz, weswegen es ihr nicht möglich war hundert Bücher bei sich zu horten. Das war ein zusätzlicher Grund gewesen mit dem aussetzen ihrer gelesenen Bücher zu beginnen.

In jedes Buch legte Lena eine Postkarte, auf der sie ein paar nette Worte verfasste und den Lesenden darum bat selbst das Buch weiter zu teilen. Ein Muss war es natürlich nicht, aber es freute sie zu wissen, dass vielleicht jemand an der Wanderung des Buches teilnahm.

Vor kurzem war ihr ein Buch in die Hände gefallen, dass sie vor einigen Monaten hier ausgesetzt hatte. Gefunden hatte sie es in einem Bücherschrank in der nächsten Großstadt. Ganze 50 Kilometer entfernt von dem Platz auf dem Lena gerade die letzten Seiten ihres aktuellen Buches verschlang. Sie war so sehr in die Seiten des Buches vertieft, dass sie nicht gemerkt hatte, wie sich das Café füllte und jeder Platz im Inneren besetzt wurde. Eine Außengastronomie war durch den Platzmangel nicht möglich. Eine Männerstimme beendete ihre Suche nach dem Serienmörder, der bereits vier Frauen auf dem Gewissen hatte. „Verzeihung ich möchte Sie ungern stören. Aber wäre hier vielleicht ein Platz frei?“ Vor Lena stand ein hochgewachsener Mann mit dunkelblonden Haaren, die er unter einem Beanie versteckt hielt. In seiner Hand hielt er eine Tasse aus der etwas Milchschaum vorlugte, Milchkaffee oder Cappuccino. „Ich habe leider nicht nachgeguckt, ob hier noch Plätze frei sind und mir einfach einen Kaffee bestellt.“

War das eine dumme Anmache von ihm? Lena musste zugeben, dass der Mann nicht schlecht aussah. Seine braunen Augen, seine Nase mit dem leichten Höcker ließen sein Gesicht markant und sanft zugleich erscheinen. Sie antwortete nicht sofort, schätzte zuerst die Lage ab. Sie hatte genug Bücher gelesen, in denen diese Art der Begegnung zur Liebe des Lebens geführt hatte. In genau so vielen Büchern hatte es aber auch zum Ende des Lebens geführt, weil sich hinter der hübschen Maske ein skrupelloser Serienmörder versteckte.

„Sicher. Der Platz ist frei, also nur zu.“ Beide Wahrscheinlichkeiten waren so gut wie unmöglich. Eher lief es darauf hinaus, dass er seinen Kaffee trank, sich verabschiedete und ging. Danach würden sie sich nie wieder sehen.

Hauptsache er stört mich nicht beim lesen, dachte Lena bei sich und schlug die nächste Seite auf.

Dreißig Minuten brauchte sie um das Buch zu beenden und es zugeklappt neben sich auf die Bank zu legen. Der Mann saß immer noch am Tisch und hatte sich über sein Handy gebeugt. Immerhin hatte er Lena nicht beim Lesen gestört. Sie fragte sich, wie man am Handy sitzen konnte, wenn doch so viele Welten auf einen warteten. „Lesen Sie nicht?“, hörte sie sich fragen und biss sich kurz auf die Zunge. Gerade eben noch hatte sie sich vorgenommen den Sitznachbarn zu ignorieren und jetzt war sie es, die die Konversation begann.

„Nicht so häufig, wie die anderen Gäste würde ich sagen. Aber oft genug, dass ich mich traue mitzureden.“ Mit einem breiten Grinsen zuckte ihr Gegenüber mit den Schultern und steckte das Handy in seine Jackentasche. „Dabei einschlafen tu ich schonmal nicht.“

Sein Kleidungsstil hatte etwas von einem Skater. Über einem grauen T-Shirt trug er eine dunkelblaue Kapuzenjacke, seine Jeans passte sich farblich dem anthrazitfarbenen Beanie an. Trotz des lässigen Kleidungsstil wirkte er nicht als wolle er unbedingt jünger wirken. Lena erkannte sofort, dass es einfach sein Stil war.

„Ich verstehe gar nicht, wie man bei Büchern einschlafen kann. Wenn ich mich nicht zwingen würde zu schlafen, würde ich es bestimmt nie wieder tun.“ Skeptisch neigte Lena den Kopf zur Seite und sah den Mann herausfordernd an. Zu was sie ihn herausforderte, konnte sie nicht sagen, aber vielleicht wollte sie einfach nur seine Stimme weiter hören und sich über Bücher unterhalten, egal in welche Richtung. Lena liebte das Lesen genau so sehr, wie sie sich darüber unterhielt. Sein Lachen warf sie für einen kurzen Moment aus der Bahn. Es war leise und ging ihr trotzdem durch Mark und Bein. In einer schlechten Romanze wäre das jetzt Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie musste sich aber selbst eingestehen, dass sie ihn wirklich attraktiv und symphytisch fand. Sein offener Blick, der nicht auswich, während sie sich unterhielten, seine ruhigen Worte und Gesten seine Hände, während er versuchte ihr das Phänomen beim Lesen einzuschlafen zu erklären.
 

„Darf ich deinen Namen erfahren? Nur wenn du möchtest, versteht sich.“ Sein Blick blieb aufrichtig auf ihr liegen.

„Ich heiße Lena“, stellte sie sich vor und reichte ihr über den Tisch die Hand, welche er mit seiner griff und leicht zudrückte. Er selbst stellte sich mit Patrick vor und erklärte, dass er erst vor kurzem in die Gegend gezogen sei und nach Tipps suchte, was man im Umkreis alles machen konnte. Super, doch ein Flirtversuch, dachte Lena bei sich.

„Ist das so? Und jetzt glaubst du, du könntest mich dazu bringen die Gegend zu zeigen?“ gab sie schnippiger zurück, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. Patrick gab ihr keinen Grund für die zickige Antwort, nur wusste sie absolut nicht, was sie bei seiner Aussage denken sollte. Die Aussage klang einfach wie ein schlechter Flirtversuch. Durchschaubar und ziemlich unkreativ. Da hatte sie wirklich bessere gehört.

Patricks zog seine Stirn kraus und seine Augenbrauen zogen sich ein Stück zusammen. Es wirkte, als hätten ihn Lenas Worte ziemlich harsch erwischt. „Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass ich noch nicht lange in der Gegend wohne. Vor kurzem habe ich noch im südlichen Teil der Stadt gewohnt.“

Peinlichkeit hoch 1.000 schoss es Lena durch den Kopf wie eine Rakete beim Start. Sie spürte, wie heiß ihre Wangen wurden, und strich sich ein paar Strähnen ihrer dunkelbraunen Locken hinter das Ohr.

2. Brief

Beginnen wir am Anfang. Dort wo es dich noch nicht in unserem Leben gegeben hat. In dem Leben, dass ich allein mit Patrick geführt habe, bevor du deine dreckige Nase in sein Leben und deine Zunge in seinen Mund stecken musstest. Patrick und ich kennen uns von meiner Arbeit. Wie du weißt, habe ich in der Bar in der Nähe des Bahnhofs gearbeitet. Dort hat sich Patrick öfter mit ein paar seiner Kollegen getroffen. Meistens um einen gelungenen Auftrag zu feiern. Und wie du dir vorstellen kannst, war ich die meiste Zeit für ihr Wohl verantwortlich.

Patrick hat direkt all meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es was Liebe auf den ersten Blick, wenn du es so nennen willst. Aber ich bin niemand, der sich sofort an den Hals des nächstbesten wirft, wie du weißt. Ich lasse mir Zeit zu bekommen, was ich will. Und in diesem Fall wollte ich Patrick. Die Freundschaft hatten wir schnell geschlossen. Ein paar Witze hier, ein bisschen Staunen und Anerkennung seiner Arbeit dort.

Damals stand Patrick noch am Anfang seiner Karriere als Illustrator. Wer hätte zu dem Zeitpunkt gedacht, dass er bald mal ein berühmtes Kinderbuch mit seinen Zeichnungen schmücken würde?

Die Anerkennung seiner Zeichnungen war nie geheuchelt. Bis heute finde ich sie bemerkenswert und besitze jedes seiner illustrierten Werke.
 

Wo war ich? Ach ja! Wie gesagt haben wir uns auf meiner Arbeit kennengelernt. Desto öfter er kam, desto besser verstanden wir uns bis er mich zu seinem Geburtstag zu sich nach Hause einlud. Siehst du Lena? Vor dir gab es noch andere Frauen und glaubst du wirklich, dass es nach dir keine mehr gab? Einen gravierenden Unterschied gibt es dennoch zwischen uns beiden. Ich habe nicht am selben Abend die Beine für ihn breitgemacht. Und komm mir jetzt bloß nicht damit, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Ich hab doch gesehen, wie deine Augen ihn damals angeschmachtet haben.
 

Patrick hatte schon immer das Talent Andere in seinen Bann zu ziehen. Seine Begeisterung für seine Hobbys und seine Arbeit, dafür sich die Welt in neuen Bildern zu gestalten. Findest du nicht auch, Lena? Damit hat er sie alle um den Finger gewickelt. Doch du musstest ihm ja einmal zu oft mit deinen hübschen Äuglein zuklimmpern. Ich weiß immer noch nicht, was er an dir gefunden hat.
 

Aber ich weiche schon wieder von meiner Geschichte ab. Bevor er mich zu seinem Geburtstag eingeladen hatte, hatten wir uns öfter in einer Gruppe mit unseren Freunden getroffen. Ein paar davon kennst du sogar. Was sie wohl sagen werden, wenn sie wüssten, dass du Schuld am Tod deiner Familie bist, liebste Lena?



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