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Wie Hijikata Weihnachten stahl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie im deutschen (viel zu kurzen) Anime spricht Kagura hier übrigens grammatikalisch korrekte Sätze. Komplett anzeigen

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Die Vorweihnachtszeit ist ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit

01. November

 

„Hä?“

Hijikata fiel fast die Zigarette aus dem Mundwinkel. Eigentlich hatte er sich vor dem Fernseher niedergelassen, um in Ruhe und für seinen Seelenfrieden die neuste Folge seiner aktuellen Lieblingsserie Heiratsschwindler machen Couponing zu sehen (es war nämlich nicht nur bemerkenswert auf was für dämliche Tricks die Leute hereinfielen, sondern auch wie viel Geld man mit den richtigen Rabattgutscheinen sparen konnte!), doch statt herauszufinden, ob die 28-fach verheiratete Kyoko aus Hyogo es tatsächlich schaffte, 120 Zahnbürsten für nur 148 Yen zu ergattern, kam ein billig aussehender Kitschfilm. Zwar hatte der Vizechef der Shinsengumi so einiges für herzerwärmende Filme übrig, aber die Geschichte von Jane Doe, die kurz vor Weihnachten sich in einen dahergelaufenen Typen, der sich als Prinz des fiktiven und nicht sonderlich kreativen Landes Hoipoi entpuppte, verliebte, ließ ihn mehr als kalt. Die offensichtlich kostengünstig produzierten Pappkulissen halfen da nicht unbedingt.

Oh, Prinz Dudeldei“, hörte er die weibliche Hauptrolle sagen, „eigentlich wollte ich mich ja gerade selbstständig machen, aber jetzt will ich dich erst mal heiraten.“

Oh, Jane, für eine Frau bist du wirklich intelligent.“

„Was soll der Scheiß?!“ Hijikata war nun nicht unbedingt ein aktiver Feminist, aber das war jedem des Denken fähigen Menschen zu viel. Selbst wenn er zu der Shinsengumi gehörte. Zudem hatte er auch kein Verständnis dafür, dass Anfang November schon Weihnachtsfilme liefen. Was sollte das? Erbost machte er den Fernseher aus.

„Hey!“, ertönte es nörgelnd hinter ihm. „Ich wollte wissen, ob sie die hohle Nuss von Prinz wirklich heiratet.“

Hijikata drehte sich zu dem Nörgler. „Wie lange liegst du da schon, Sogo?“

„Seit die Cupcake-Verkäuferin 'aus Versehen' gestolpert ist und den Prinzen mit Cupcakes vollgeschmiert hat. An der Stelle hatte ich noch gehofft, es wäre ein Porno.“

„Darfst du überhaupt schon Erwachsenenfilme sehen?“

„Eigentlich wollte ich auch nur wissen, ob der 32-fach verheiratete Hara aus Nara die 297 Shampooflaschen für insgesamt 198 Yen bekommt. Ich weiß nicht, ob ich ohne dieses Wissen meines Lebens je wieder froh werde.“

„Ich fürchte, da müssen Sie sich noch gedulden“, sagte plötzlich eine Stimme aus dem Off. Doch halt, es war keine Stimme aus dem Off!

Es war Yamazaki, der auf einmal mit im Raum saß.

„Wann bist du denn reingekommen, Yamazaki?“, fragte Hijikata.

Der Angesprochene stutzte. „Ähm, also eigentlich saß ich schon hier, als Sie beide hereingekommen sind.“

„Moment, was soll das heißen, wir müssen uns gedulden?“, warf Okita ein.

„Alle Fernsehsender haben ihr Programm auf Weihnachtsfilme umgestellt. Die normalen Serien kommen erst wieder im neuen Ja-“

„WAAAS?!!!111“ Hijikata packte Yamazaki erzürnt am Kragen und schüttelte ihn. „Wieso tun die mir das an??“

„I-ich ... weiß ... nicht. Ich ... mache … das … Programm … nicht … uuuuuh ...“

Hijikata ließ ihn wieder los und griff sich stattdessen sein Schwert.

„Sogo, auf zum Sender!“

„Jetzt noch?“ Okita gähnte ausgiebig. „Es ist schon dunkel.“

„Toshi!“ Kondo stand plötzlich in der Tür. „Ich weiß, du vermisst deine Serie, aber du hast dich letztens erst mit dem Sender angelegt, weil sie diese französische Kinderserie in der falschen Reihenfolge ausgestrahlt haben-“

„Wonderful Wormgirl ist keine Kinderserie!“, unterbrachen Hijikata und Okita ihn in ungewohnter Eintracht.

„Na ja, wie ihr meint. Auf jeden Fall habe ich dir damals schon erklärt, dass es Schlimmeres gibt als eine falsche Reihenfolg-“

„Oh ja“, diesmal war es Yamazaki, der ihn unterbrach, „schlimmer ist es, wenn eine Serie nicht weiter im Fernsehen ausgestrahlt wird, nur weil die DVD-Verkäufe angeblich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.“

Die vier Mitglieder der Shinsengumi warfen einen vielsagenden Blick durch die vierte Wand (anders ausgedrückt: sie sahen in die Kamera), ehe sie sich wieder dem aktuellen Problem widmeten.

„Was ich sagen wollte, war“, fuhr Kondo fort, „dass du dir nicht schon wieder Ärger einhandeln sollst, da ich sonst wieder Ärger kriege. Matsudaira hat leider so gar kein Verständnis für deine Fernsehvorlieben.“

Mit einem tiefen Grummeln legte Hijikata das Schwert wieder hin.

„Außerdem“, ergänzte Kondo aufmunternd, „heißt das doch, dass bald bestimmt dieser Weihnachtsfilm kommt, den du so magst. Wie heißt der noch? Das Wunder von Männerhappen oder so?“

„Das klingt wirklich nach einem Porno“, sagte Okita und zog damit Hijikatas ungeteilten Zorn auf sich.

„Wage es nicht, diesen wundervollen Film in den Schmutz zu ziehen!!“

Wider besseren Wissens ergriff Yamazaki erneut das Wort: „Äh, Chef, ich will jetzt wirklich nicht der Überbringer weiterer schlechterer Nachrichten sein, aber … Das Wunder von Manhattan läuft dieses Jahr nicht.“

Schneller als überhaupt jemand gucken konnte, hatte Hijikata Yamazaki wieder am Kragen gepackt.

„Woher willst du das wissen?!“

„Da ich aufgrund des Verkehrsunfalls, bei dem Sakata-san mir über den Fuß gefahren ist, die letzten Wochen mit dem Badminton aussetzen musste, habe ich mehr gelesen“, antwortete Yamazaki verängstigt.

„Wo hast du das gelesen?!!!222“, hakte Hijikata lautstark nach.

„Heißt es nicht 111?“, warf Okita ein, ohne vom Vizekommandanten, der Yamazaki durchrüttelte, weiter beachtet zu werden.

„Im Super Extra TV-Programm“, sagte Yamazaki, als Hijikata ihn nicht mehr schüttelte. „Darin steht das Programm für die nächsten zwei Monate. Es kommen ausschließlich diese kostengünstigen Neuproduktionen ….“

Hijikata ließ ihn fallen und wollte wieder nach seinem Schwert greifen, als Kondo ihn stoppte.

„Nein, Toshi, es tut mir leid, aber da musst du jetzt durch. Sieh es als Prüfung deines Geistes.“

Zähneknirschend und Flüche grummelnd legte Hijikata das Schwert zurück. „In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der einem Mann sein Lieblingsweihnachtsfilm weggenommen wird?“

 

29. November

 

Das konnten sie nicht machen. Nein. Nein. Nein.

Fassungslos starrte Hijikata zu dem riesigen Weihnachtsbaum hinauf, der wie auch schon die Jahre zuvor vor dem Terminal aufgestellt worden war. Dieses Jahr allerdings waren findige Geschäftsleute auf die Idee gekommen, statt des üblichen Baumschmucks Werbebanner an der Tanne anzubringen.

Von Anti-Ageing-Produkten über Hostessenbars bis hin zu Kreditinstituten war alles an den Ästen vertreten. Nicht zu vergessen die neue Weihnachts-CD dieses Teenager-Idols … wie hieß sie doch gleich? Dieses Yamazaki-Equvivalent mit Brille aus der Alles Agentur schrie doch manchmal ihren Namen.

Schulterzuckend drehte sich Hijikata um. Es konnte ihm auch egal sein; diese CD würde er sich bestimmt nie anhöre-

„DIE NEUE CD VON TSU TERADA! HOLT SIE EUCH NOCH HEUTE, SONST WERDET IHR KEINE SCHÖNEN WEIHNACHTEN HABEN!!“

Ein Werbetruck hielt direkt neben Hijikata und brüllte ihm über die riesigen am Bus angebrachten Lautsprecher direkt in sein Ohr. Es folgte das Anspielen eines Titels der CD und noch vor dem Refrain hatte der Vizechef seine Hand an seinem Schwertgriff.

Aber er hatte es Kondo versprochen.

Für den Rest des Jahres zumindest wollte er keinen zusätzlichen Ärger mehr bereiten, sonst säße ihnen Matsudaira wieder im Nacken. Und der faselte die ganze Zeit bereits davon, jeden zu töten, der seinen ausgedehnten Winterurlaub stören würde. Dass Kondo zusätzlich noch davon geredet hatte, ob er nicht wüsste, dass man sich vor Weihnachten besonders gut benehmen sollte, da man ansonsten nichts vom Weihnachtsmann bekam, wollte Hijikata an dieser Stelle lieber ignorieren. Vielleicht wirkte er manchmal ein bisschen hartherzig, aber als er gesehen hatte, dass Kondo wirklich und wahrhaftig und voller kindlichem Glanz in den Augen einen Brief an den Weihnachtsmann geschrieben hatte (in dem er schrieb, dass er sich ausschließlich Otae-sans Liebe wünschte … und vielleicht eine Spielzeugeisenbahn), konnte er nichts gegen seinen Chef sagen. Manchmal musste man Kondo einfach Kondo sein lassen. Auch wenn dieser gerade im Quartier saß und sich einen Otae-Adventskalender mit Schnappschüssen von besagter Frau bastelte.

Oh kommt herbei und kauft mein Merchandise“, sang Tsu Terada derweil über die Lautsprecher und es kostete Hijikata all seine Willenskraft das Gedudel zu überhören, nicht den Werbetruck zu zerteilen, kein Blutbad anzurichten und einfach weiterzugehen.

 

06. Dezember

 

So langsam war seine Geduld am Ende. Überall in der Stadt wimmelte es von offensichtlich verwöhnten Kindern und ihren offensichtlichen Versagern von Eltern. Am Schlimmsten war es bei dem Kaufhaus, das nahe beim Terminal war.

„Ich will aber noch die Bitendo-Konsole haben!“, schrie da ein Kind.

„Aber du hast doch letztes Jahr schon eine gekriegt“, erwiderte der Vater.

„Die ist aber schon ein Jahr alt!“, quäkte das Kind zurück.

„Das ist wahr, das ist alt“, sagte der Vater zu Hijikatas Unglauben. „Gut, dann bekommst du eine neue und wir werfen die alte weg. Ist ja schließlich Weihnachten.“

Was hatte diese Verschwendung von Rohstoffen und dieser fragwürdige Umgang mit Dingen mit Weihnachten zu tun?

„Letztes Jahr habe ich zwei Puppenhäuser bekommen!“, monierte ein anderes Kind. „Dann müssen es dieses Jahr mindestens genauso viele sein!“

„Vielleicht werden es ja drei“, sagte die Mutter, „wenn du aufhörst, den Weihnachtsmann zu schlagen.“

Hijikata sah zu, dass er schnell weiterging (nicht zuletzt weil der Weihnachtsmann, auf dessen Schoß die Kinder Platz nahmen, vor Schmerzen jaulte).

Nichts gegen Geschenke. Hijikata konnte sich da an ein Jahr erinnern, in dem Kondo ihm eine feine Delikatessmayonaise aus Kyoto besorgt hatte. Das hatte ihn gefreut, auch wenn er sie ziemlich schnell verputzt hatte. Was allerdings den Rest der Welt, oder zumindest Edo betraf, hatte er zunehmend das Gefühl, dass die Menschen sich einfach mit Dingen zuschmissen, ohne das es ihnen irgendetwas bedeutete. Wahrscheinlich konnte man den Kindern auch keinen Vorwurf machen, wenn die Erwachsenen zu dumm waren, ihnen Dankbarkeit und Bescheidenheit beizubringen.

Als er am Ende eines langen Tages endlich zurück ins Quartier kam, riss sein sehr, sehr dünn gewordener Geduldsfaden jedoch endgültig.

„Machen Sie nicht mit beim Wichteln, Vizechef?“, fragte Yamazaki mit aufrichtiger Unschuld.

„Hm? Was ist los? Wichteln?“

„Ja, wir haben schon angefangen. Es hieß, wir müssten nicht auf Sie warten.“

„Ich weiß nichts von einem Wi- …. Moment, wer sagte, ihr müsst nicht auf mich warten?“

„Upps“, ertönte es da mitten aus der Menge der Shinsengumi. „Hab ich Sie doch glatt vergessen, Hijikata-san.“ Sich mit seiner gespielten Unschuld nicht einmal sonderlich viel Mühe gebend, zuckte Okita mit den Schultern. „Wie konnte mir bei der Organisation nur so ein Fehler unterlaufen ….“

Man konnte hören, wie Hijikata wütend seine eigenen Zähne zermalmte.

„Das … reicht ...“, presste er hervor.

„Oh nein! Er wird uns alle töten!“ Yamazaki machte einen Hechtsprung hinter Kondo, wo er sich am sichersten wähnte.

„Toshi, du kannst mein Geschenk haben. Es ist ein Gutschein für den Hostessen-Club“, wandte Kondo schnell ein, um die Situation zu retten.

Er erhielt als Antwort einen eiskalten Blick und Kondo befürchtete, dass dies ihr aller Ende war.

„Das … reicht … jetzt. Ich werde … mir das nicht mehr … bieten lassen!“

Zur Überraschung aller blieben sie am Leben, während Hijikata an ihnen vorbei stapfte und den Raum verließ.

„Sogo“, sagte Kondo mahnend, „du hast es übertrieben. Normalerweise rastet Toshi immer sofort aus. Diese Reaktion gerade war nicht normal. Wir werden nun vermutlich alle im Schlaf abgemurkst.“

„Ich muss zugeben“, stimmte Okita fast so etwas wie besorgt zu, „das da gerade macht selbst mir Angst.“

Bei so vielen Plätzchen und koffeinhaltigen Getränken muss es als Weihnachtsmann schwer sein, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten

20. Dezember

 

„Gin-san!! Aufgewacht!! Gleich kommt Kundschaft!!“ Shinpachi legte den Telefonhörer wieder auf und wartete kurz ab, ob sich etwas rührte.

Nichts.

„Kagura-chan, mach du dich wenigstens schon mal fertig … hey, nicht wieder hinlegen!! Du hast doch gehört, dass gleich Kundschaft kommt!!“

Shinpachi wartete kurz ab, ob das Mädchen auf ihn hörte.

Nein.

Sie legte sich wieder hin und murmelte verschlafen: „Gin-chan hat die ganze Nacht besoffen Weihnachtslieder gegrölt, ich bin müde.“

Shinpachi zerrte sie aus dem Schrank, in dem sie schlief.

„Wenn ihr Weihnachten nicht auf der Straße sitzen wollt, solltet ihr euch zusammenreißen und euch gleich um die Klienten kümmern. Wir sind mit der Miete doch schon wieder-“

„Jajajajaja.“

Gintoki schlurfte aus seinem Schlafzimmer und gähnte ausgiebig. „Die Alte wird uns schon nicht zu Weihnachten auf die Straße setzen. Du siehst also, ich habe alles unter Kontrolle.“

„Unter Kontrolle?!! Wann hattest du je was unter Kontrolle?!!“

„Schrei nicht so rum! Mir zerspringt gleich der Schädel!!222“

„Es heißt 111“, korrigierte Shinpachi streng. „So einen Witz kannst du im Anime nicht bringen.“

Unbekümmert zuckte Gintoki mit den Schultern. „Ach, gibt Schlimmeres.“

„Ja“, sagte Shinpachi, „zum Beispiel, wenn eine Serie nicht weiter im Fernsehen ausgestrahlt wird, nur weil die DVD-Verkäufe angeblich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.“

Die drei von der Alles Agentur warfen wortwörtlich einen vielsagenden Blick durch die vierte Wand, denn in dieser klaffte ein Loch, das entstanden war, als Kagura und Gintoki sich ums Essen gestritten hatten.

„Wuff!“, stimmte Sadaharu zu.

Da klingelte es auch schon an der Tür und ein Mann mittleren Alters und ein kleines Mädchen traten ein.

Skeptisch sah der Mann sich um, ehe sein Blick auf Gintoki hängen blieb und … er noch skeptischer wurde.

„Sind Sie etwa die Alles Agentur?“

„Kommt drauf an. Sind Sie zahlende Kundschaft?“, antwortete Gintoki.

„Ah, Sie müssen Okanebaka-san sein“, warf Shinpachi zur Rettung der Situation ein. „Wir haben telefoniert. Bitte setzen Sie sich und erzählen Sie uns, was wir für Sie tun können.“

Okanbaka-san tat wie geheißen. „Das ist meine Tochter. Sag 'Guten Tag' zu den Leuten, die uns unsere Sachen wieder besorgen sollen.“

„Hier stinkt's“, sagte die Kleine stattdessen und streckte den drei anderen die Zunge heraus.

„Haha, ist sie nicht goldig.“ Der Vater störte sich null am Verhalten seiner Tochter.

„Ja, wahnsinnig süß“, kommentierte Gintoki trocken und hielt Kagura zurück, die auf das Mädchen losgehen wollte. „Ist Ihnen was gestohlen worden?“

„In der Tat, so ist es. Die Hälfte aller Weihnachtsgeschenke, die wir schon besorgt hatten. Inklusive unseres echtgoldenen Baumschmucks.“

„Echtgoldener Baumschmuck? Braucht die Kleine vielleicht einen großen Bruder? Ich hab grad Zeit und so'ne Adoption geht doch bestimmt schnell über die Bühne“, bot Gintoki selbstlos an.

„Du wirst bestimmt nicht mein Bruder!“, kreischte das Mädchen dazwischen. „Du siehst viel zu arm aus für unsere Familie!“

„Haha“, sagte der Vater wieder. „Schatz, wir sagen nicht immer alles, was wir denken. Auch wenn es wahr ist.“

Gintoki hielt Kagura zurück, die auf den Vater losgehen wollte.

„Wissen Sie, wann die Sachen weggekommen sind?“, fragte Shinpachi nach.

„Vor etwa zwei Tagen. Wir haben es der Polizei gemeldet, aber die sagten uns, dass sich solche Diebstähle seit über zehn Tagen schon häufen würden und sie kaum noch mit den Anzeigen hinterher kämen. Man hat sogar schon die Shinsengumi eingeschaltet, da viele Industrielle und Politiker betroffen sind. Trotzdem gibt es bisher keine heiße Spur. Daher kommen wir jetzt zu Ihnen.“

„Und gibt es eine Liste mit den Dingen, die Sie vermissen?“, hakte Shinpachi nach.

„Oh ja, ja“, antwortete Okanebaka-san. „Die hat-“

„Die hat der blöde Weihnachtsmann vor dem Terminal!“, plärrte das Mädchen dazwischen.

„Wieso hat der die Liste?“, wollte Gintoki wissen.

„Man kann dort die Wunschlisten abgeben und Mitarbeiter des benachbarten Kaufhauses besorgen dann alles“, erklärte der Mann.

„Aha, Weihnachtseinkäufe für Faule, also.“

„Bitte?“

„Sie sind faul hat Gin-chan gesagt!“ Kagura befreite sich aus Gintokis Griff.

„Du bist genauso blöd wie der Weihnachtsmann vom Terminal. Soll ich dich auch treten? Der hat total gejault“, kreischte die Tochter.

„Soll ich dich tre-“

„Na na, Kagura“, wandte Gintoki ein. „Wir treten nicht immer alle, die uns nerven. Auch wenn sie es verdient hätten.“

 

Trotz aller Schwierigkeiten und aus reiner Verzweiflung engagierten die beiden die Alles Agentur, die sich auch gleich auf den Weg machte. Als sie ihre Klienten nach draußen begleiteten und sich dort von ihnen verabschiedeten, kreuzte Otose ihren Weg.

„Hey, Nichtsnutz! Was ist mit der Miete?“ Sie zog an ihrer Zigarette und pustete den Qualm kräftig aus, sodass er dem Mädchen ins Gesicht wehte.

Nachdenklich legte sich ihre Stirn in Falten.

„Du siehst doch, dass wir gerade hart arbeiten“, erwiderte Gintoki, als das Mädchen ihm am Kimono zog.

„Was denn?“

„So hat es auch bei uns zu Hause gerochen. Vor zwei Tagen.“

 

Rund um das Terminal herrschte wegen des dort aufgebauten „Nordpols“ samt Möglichkeit den Weihnachtsmann zu treffen nach wie vor großer Trubel.

„Gin-chan!“, rief Kagura freudig aus. „Ich will auch auf den Schoß vom Weihnachtsmann!“

„Na na“, wandte der Angesprochene ein. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich von Männerschößen fernhalten.“

„Und wenn es eine Weihnachtsfrau ist? Darf ich dann?“

„Ein Frauenschoß ist natürlich ein ganz anderes Thema. Da setz ich mich auch gerne-“

„Heeeey!“, kreischte Shinpachi dazwischen. „Was für eine Wendung gebt ihr der Geschichte schon wieder?! Der Freischalter überlegt schon, ob er 'adult' anklicken muss!“

„Frohe Weihnaaaaauaaaa!“ Die drei horchten auf, als sie jemanden vor Schmerzen schreien hörten.

„Warum beißt, schlagt und tretet ihr mich immer! Verdammte, verwöhnte Plagen! Ich meine, frohes Fest, liebe Kinder. Ha ha ha!“

„Moment, 'ha ha ha'?“ Shinpachi legte seine Stirn in Falten. „Es müsste doch 'ho ho ho' heißen, oder etwa nicht?“

„Komisch, ich hab plötzlich ein ganz mieses Gefühl“, entgegnete Gintoki. „Wie eine böse Vorahnung.“

„Hmm ….“ Kagura legte den Kopf schief. „Seht mal! Die Elfe sieht aus wie eine riesige Ente, der man Elfenohren aufgesteckt hat....“

„Ein ganz, ganz mieses Gefühl“, wiederholte Gintoki. „Lasst uns schnell verschwinde-“

„Gintoki!“, rief der Weihnachtsmann und kam auf die drei zu.

„Weghierweghierweghier!“

Der Weihnachtsmann packte den Flüchtenden an der Schulter und drehte ihn wieder zu ihm um.

„DU bist der Weihnachtsmann?“, fragte Kagura ganz baff.

„Nein, nicht der Weihnachtsmann, sondern Katsura“, antwortete dieser und Elizabeth, die ihm gefolgt war, hielt ein Schild mit der Aufschrift „Frohe Feiertage“ empor.

„Wieso in aller Welt machst du den Kaufhausweihnachtsmann?“ Shinpachi inspizierte das schlaffe, rote Kostüm, das eher Katsura trug, als dass er es trug. Katsuras lange Haare lugten unter der weißen Perücke hervor und der Bart hing auch schief am Kinn des Samurai.

„Sie bezahlen nicht schlecht und für eine Revolution braucht man halt Geld. Auch wenn mich niemand vorher über die Gefahren dieses Jobs aufgeklärt hat.“

„Niemand sonst will den Job machen“, hielt Elizabeth hoch.

„Krise, Gin-san!“, rief Shinpachi dazwischen. „Da kommt die Shinsengumi!“

„Hey, Weihnachtsmann!“ Kondo und Okita näherten sich von hinten und blieben bei der Gruppe stehen.

„Nicht Weihnachtsmann, sonder Katsu-mpfh!“ Geistesgegenwärtig hatte Gintoki Katsura seinen falschen Bart in den Mund gestopft.

„Katsu?“, hakte Okita nach.

„Äääääh, Katsudon! Jajajaja, der Weihnachtsmann möchte Katsudon essen.“ Gintoki hielt die Chancen für schlecht, dass man ihm den Mist abkaufen würde, aber dann wiederum ….

„Klingt gut. Ich will auch Mittag machen, Chef.“ Okita sah zu Kondo, der abwinkte.

„Wir haben eben gegessen, Sogo. Außerdem sind wir noch kein Stück weiter mit unseren Ermittlungen.“

„Geht es um die Diebstähle?“, wollte Shinpachi wissen.

„Ihr wisst davon? Sagt nicht, euch wurde was gestohlen? Das würde nicht zum Muster passen“, antwortete Kondo. „Oh nein, wurde Otae-san etwa etwas gestohlen??“

„Nur ihr letzter Nerv. Aber da kennen wir den Dieb“, erwiderte Shinpachi, ohne dass Kondo schnallte, dass er selbst gemeint war.

„Also, was für ein Muster?“, hakte Gintoki nach.

Obwohl Okita damit beschäftigt war, doch noch weiterhin Katsura skeptisch zu beäugen, antwortete er: „Bisher wurden nur Reiche beklaut. Also, irgendwie, Weihnachtsmann, sind wir uns schon mal begegnet?“

Elizabeth stopfte ihm eine Zuckerstange in den Mund.

Sich eine gedankliche Notiz machend später diesen Beutel mit Zuckerstangen an sich zu nehmen, fragte Gintoki: „Und was ist so gestohlen worden?“

„Hauptsächlich Spielzeug, Kleidung, Lebensmittel und Dekoartikel. Aber jedes Mal nahm der Dieb nur die Hälfte aller Sachen mit, sodass keine Familie komplett ohne was da stand.“ Kondo blickte zum Weihnachtsmann. „Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, Weihnachtsmann-san? Ein auffälliger Erwachsener unter all den Kindern? Es muss jemand sein, der sich Zugang zu den Wunschlisten verschaffen konnte, auf denen auch die Adressen der Familien stehen.“

„Bis eben hatte ich hier keine auffälligen Erwachsenen gesehen. Ihr seid die ersten.“ Katsura fischte sich die Fusseln aus dem Mund.

„Ich find den Weihnachtsmann ja sehr verdächtig“, zischte Kagura dazwischen.

Da bemerkte Gintoki Hijikata, der mit Blick auf den großen Weihnachtsbaum gerichtet, zu ihnen schlenderte und sie schließlich auch entdeckte.

„Was will der denn hier?!“, riefen beide gleichzeitig aus.

„Ich arbeite!“, riefen wieder beide gleichzeitig aus.

„Du?! Seit wann?!“, riefen beide erneut gleichzeitig aus.

„Okay, das ist gruselig“, kommentierte Shinpachi. „Könnt ihr damit auch wieder aufhören?“

„Das ist seine Schuld!“, riefen beide gleichzeitig aus.

„Wo warst du noch so lange, Toshi?“, fragte Kondo, um die Doppelantworten endlich zu durchbrechen.

„Tsk.“ Hijikata zündete sich eine Zigarette an. „Ich bin noch ein paar Hinweisen nachgegangen. Hat aber nichts ergeben.“

Plötzlich hörten sie die Stimme der allen wohlbekannten Nachrichtenreporterin Ketsuno Ana:

„Der mysteriöse 'Grinch-Fall' gibt weiter Rätsel auf und bleibt ungeklärt. Hier sehen Sie die wie die Shinsengumi gerade mit dem Weihnachtsmann spricht statt zu ermitteln. Ist ein so schwieriger und nicht einfacher Fall bei solchen Kindsköpfen in den richtigen Händen?“

„Heeey, wir sind seriöse Erwachsene“, warf Okita ein und nuckelte vor laufender Kamera an seiner Zuckerstange.

„'Grinch-Fall'? Was soll das denn heißen?“, fragte Kondo.

„Der Grinch stahl den Leuten Weihnachten“, erklärte Ketsuno, „so wie der jetzige Dieb den Betroffenen Weihnachten stiehlt.“

Auf Ketsunos Antwort hin wurde Hijikatas Gesichtsausdruck noch ein wenig finsterer als er eh immer schon war. „Was soll der Scheiß? Unser Dieb nimmt nur von Reichen und dann auch nur die Hälfte aller Sachen und er ist ganz bestimmt kein grünes Zottelwesen. Das hat ja wohl überhaupt nichts mit dem Grinch zu tun.“

„Dann sind Sie mit Ihren Ermittlungen schon weiter gekommen?“

„Das Interview ist an dieser Stelle beendet!“ Hijikata versuchte die Kamera mit der Hand abzudecken, doch der Kameramann schwenkte auf Ketsunos Wink hin auf Kondo.

„Dann zu unserem nächsten Thema: Eine anonym bleibend wollende Quelle namens T. Shimura hat uns verraten, dass der Kommandant der Shinsengumi neulich versteckt in einem Geschenkesack in ihr Haus geliefert wurde. Ist da etwas dran?“

„Ääääh“, stammelte Kondo und brach in Schweiß aus.

„Und stimmt es, dass Sie einen Ihrer Männer gezwungen haben, sich als Rentier zu verkleiden und den Sack ins Haus zu ziehen?“

„Das ist nicht wahr! Yamazaki hatte das Rentierkostüm schon an und ich hab ihn höflich gefragt, ob er-“

„Das Interview ist beendet!!“ Hijikata schlug die Kamera zu Boden.

 

23. Dezember

 

„Hier ist Ketsuno mit einem Supersonderspezialbericht vom großen Weihnachtsbaum am Terminal. Anscheinend über Nacht hat ein Unbekannter – wir vermuten es ist der Grinch – die Werbebanner am Baum gegen klassischen Baumschmuck ausgetauscht! Die Passanten waren zunächst irritiert, doch sehen Sie, wie sie jetzt den Baumschmuck bewundern.“

„Gin-san, siehst du, was ich sehe?“ Shinpachi und die anderen hatten ihren Blick auf den Fernsehbildschirm gerichtet.

„Einen echt mies dekorierten Baum?“, fragte Kagura.

„Das auch. Aber vor allem seh ich echtgoldenen Baumschmuck glitzern“, antwortete Gintoki und nahm sich noch eine Zuckerstange aus einem Beutel, den eine Szene zuvor noch jemand anderes getragen hatte.

„Kagura-chan, du musst gerade über schlechte Deko reden. Du hast Sadaharu unseren sowieso schon mageren Schmuck umgehangen.“ Shinpachi schüttelte den Kopf.

„Ja, und Sadaharu sah so süß damit aus!“

„Für genau fünf Sekunden. Dann hatte er den Schmuck abgeworfen, der dann kaputt gegangen ist und von mir weggeräumt werden durfte.“

„Shinpachi“, unterbrach Gintoki ihn, „wenn du nicht aufhörst dich zu beschweren, wird dir der Weihnachtsmann nichts bringen.“

„In Anbetracht der Tatsache, dass ich mitangesehen habe wie du seine Elfe überfallen hast, um an die Zuckerstangen zu kommen, male ich mir da dieses Jahr sowieso keine großen Chancen aus.“

Gintoki kratzte sich am Hinterkopf, während er immer noch die Zuckerstange im Mund hatte. „Ach ja, da war ja was. Na ja, egal, wir sollten uns diesen Baum ansehen.“

 

Am Terminal angekommen, betrachteten die drei den ziemlich ungleichmäßig geschmückten Baum. Es hingen allerlei Ornamente durcheinander daran und es war klar, dass das alles Diebesgut aus verschiedenen Quellen war. Zwar sah das Ganze etwas hingeschludert aus, aber ohne Frage weihnachtlicher als vorher.

„Ich hab eben mitbekommen, dass die Polizei vermutet, der Täter habe die hier aufgestellten Überwachungskameras gezielt umgangen und teilweise ausgeschaltet, um an den Baum zu kommen“, erzählte Shinpachi.

„Hmm, ist ja interessant. Das heißt, er war darüber informiert, wo die Kameras stehen“, murmelte Gintoki.

„Ein Ninja vielleicht?“, mutmaßte Kagura.

Gintoki schüttelte den Kopf. „Nein. Dafür wurde hier zu schlampig gearbeitet. Und offensichtlich unter Zeitdruck. Hmm … ich frage mich ….“ Ohne den Satz zu vollenden, wanderte Gintoki los und bog in eine Seitengasse ab, in der riesige Müllcontainer standen. Die beiden anderen folgten ihm.

„Shinpachi, kletter da mal rein!“

„Waaas?! Ich glaube, dir geht’s zu gut! Kletter du doch da rein!“

„Kagura-chan, kletter du da rein!“

„Bestimmt nicht!“ Wütend über Gintokis Aufforderung hob das Mädchen einen der Container hoch und schmiss ihn nach dem Lockenkopf. Dieser wich aus und der Container donnerte auf den Boden und entlud seine Ladung.

Gintoki zuckte mit den Schultern. „So geht’s auch.“

„Äh, Gin-san, wieso durchsuchen wir jetzt Müll?“, fragte Shinpachi.

„Ha ha! Weil euer guter Gin-san es locker mit diesem niemals endenden Detective Conan aufnehmen kann! Ich schlussfolgere und so! Und das ohne coole Gadgets zu haben! Und ohne die Leser immer weiter warten zu lassen, ob die Haupthandlung mal endlich vorankommt. Unser Täter hier musste die Werbebanner schnell entsorgen und tadaa! Hier sind sie.“

„Oh nein! Wer hat der Werbung von Otsu-chan so etwas angetan?!“ Shinpachi war den Tränen nahe, als er die Werbung für Otsu-chans CD auf der Erde entdeckte.

Derweil hockte Gintoki sich auf den Boden, hob einen der Werbebanner hoch und … schnüffelte daran.

Tatsache! Es war der Gestank, den er erwartet hatte.

Nimm das, Conan Edogawa, du alter Neunmalklug mit schlechtem Modegeschmack! Ich werde nun deinen Sendeplatz übernehmen! Und deine Werbeeinahmen!

Die Banner rochen nach Zigarettenqualm.

Zu Weihnachten ist man besonders nett zueinander

24. Dezember
 

Endlich war er fertig.

Hijikata zündete sich eine Zigarette an und pustete den Qualm in den kalten Nachthimmel, während er von weitem auf das Haus blickte, in das er gerade seine letzte Lieferung gebracht hatte.

Jeder Lieferung hatte er einen maschinell geschrieben Brief beigefügt, dass diese Pakete vom Weihnachtsmann kamen und Stillschweigen darüber herrschen musste, da sonst der Grinch käme und ihnen vielleicht nicht nur die Pakete nähme. Hijikata hatte überlegt, mit seinen Drohungen noch etwas ins Detail zu gehen, aber wenn eines der Kinder einen solchen Brief las, wäre das doch vielleicht etwas zu grausam gewesen.

„So ein Mist“, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich – und wenn er diese Stimme nicht sofort hätte zuordnen können, wäre er eventuell beunruhigter gewesen.

„Wenn du so etwas tust“, fuhr die Stimme fort, „wirkst du altes Mayomonster ja beinahe menschlich.“

„Sag nicht, dass ausgerechnet du mir auf die Schliche gekommen bist.“ Hijikata drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.

„Bitte, für Detective Gintoki war das doch ein Kinderspiel.“

„Du weißt schon, dass ich dich jetzt töten muss?“

„Na na.“ Gintoki winkte ab. „Es ist doch Weihnachten. Da wollen wir doch alle nett zueinander sein. Leugne nicht, dass du nett sein kannst. Ich weiß schließlich, was du diesen Winter getan hast.“

„Pah. Das hat mit nett sein nicht zwingend etwas zu tun.“

„So? Das heißt deine Grinch-Robin-Hood-Nummer, bei der du den Reichen die Geschenke klaust, um sie an Waisenhäuser zu verteilen, war nur eine Laune, oder wie?“

„ERSTENS HAT DAS MIT DEM GRINCH NICHTS ZU TUN“, Hijikata räusperte sich, „zweitens musste ich mit dem Zeug ja irgendwohin. Diese Lösung hier erschien mir praktisch. Zwei Fliegen mit einer Klappe.“

„Und warum hast du all das überhaupt gemacht? Langeweile? Übersiedlung zur dunklen Seite? Gibt das Klauen dir einen Kick, den deine eingeschlafene Beziehung dir nicht mehr liefern kann?“

„WAS REDEST DU DA FÜR EINEN STUSS?!! Ich war nur genervt davon, dass die Leute den Sinn für Weihnachten verloren haben. Allen geht es nur noch um Gewinnmaximierung, Selbstdarstellung, das Anhäufen von Dingen. Keine Spur von Nächstenliebe, Wertschätzung und dem ganzen Mist, der wirklich wichtig ist. Die Leute, denen ich die Geschenke geklaut habe, wussten nicht einmal, was weg war, weil es so viel Zeug war. Selbst wenn dieses Fest für uns keine religiöse Bedeutung hat, geht es trotzdem darum, an etwas Gutes und Ehrliches zu glauben. So wie das kleine Mädchen am Ende ihren Glauben an den Weihnachtsmann wiederfindet. Und die Leute, die vor dem Gerichtsgebäude darauf warten, dass Mr. Kringle ….“ Hijikata brach den Satz ab, ehe sich seine Augen mit noch mehr mit Tränen füllten.

„Aww“, frotzelte Gintoki, „du hast ein weiches Herz unter dieser harten und hässlichen Schale ...“

„ICH WERDE DICH TÖTEN!!“

„Na na. Ist doch immer noch Weihnachten.“

„Wie hast du mich eigentlich überführt? Sag mir nicht, weil wir uns so ähnlich sind.“ Hijikata nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.

„So ein Quatsch. Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich.“ Gintoki nahm sich eine der Zuckerstangen und zog an ihr wie an einer Zigarette. „Aber die Raucherei gefährdet deine Gesundheit. Deine zwei Spezialisten von Kollegen wären dir natürlich nie auf die Schliche gekommen. Weil du mit deinem Gestank immer in ihrer Nähe bist, nehmen sie ihn gar nicht wahr.“

„Hah.“ Hijikata stieß ein kurzes, ironisches Lachen aus. „Wirst du es ihnen jetzt sagen?“

„Lass das Schwert stecken. Ich werde ihnen nur sagen, dass der Fall gelöst ist. Vorausgesetzt, du machst nicht wieder Ärger.“

„Nein, das war anstrengend genug.“

„Oh, und du schuldest mir Geld für meinen Verdienstausfall. … Lass das Schwert stecken. Ich kann ja jetzt schlecht in das Waisenhaus marschieren und den Kindern wieder die Geschenke wegnehmen, um sie der Göre zu geben, der Kagura gerade ein ganz besonderes Geschenk von Sadaharu unter den Baum legt.“
 

Gintoki musste nicht einmal das Quartier der Shinsengumi betreten. Kondo saß auf der Straße, verkleidet als Weihnachtsmann und mit einem fetten, blauen Auge im Gesicht, und neben ihm stand Okita.

„Ich hab es Ihnen gesagt, Chef. Otae-san zu überraschen klingt nach einer schlechten Idee.“

„Vielleicht versuch ich es zu Silvester noch mal. Huh? Was will der denn hier?“ Auf Kondos Anmerkung hin bemerkte auch Okita Gintoki.

Nein. Die hätten den Fall nie gelöst.

„Wen haben wir denn da? Es sind das Rentier mit der blutenden Nase und seine narkotisierte Elfe.“

Okita hatte die Hand schon am Schwert, als Gintoki fortfuhr: „Na na. Es ist tatsächlich immer noch Weihnachten. Ich wollte euch ja nur sagen, dass euer Grinch keinen Ärger mehr machen wird.“

Beide Shinsengumimitglieder sahen ihn erstaunt an.

„Was? Wieso?“ Kondo sprang auf. „Hast du ihn geschnappt?“

„Sozusagen.“

„Und wo ist er?“, fragte Okita.

„Ruht sich davon aus, Geschenke an die Armen zu verteilen.“

„Häh? Wie jetzt, der Typ hat die gestohlenen Sachen an Arme verteilt?“ Kondos Augen blinzelten heftig.

„Jap, total der Wohltäter, obwohl er echt aussieht wie ein fieser Verbrecher. Ehrlich, der tatsächliche Grinch ist eine Schönheit verglichen mit dem.“

„Kommen Sie zum Punkt, Sakata-san“, unterbrach ihn Okita. „Ich habe heute noch viel Schlaf vor mir.“

„Kannst du nicht wenigstens so tun, als hättest du 'Arbeit' statt 'Schlaf' sagen wollen?!“ Im Grunde seines faulen Herzens war Gintoki neidisch auf Okita, der mehr Schlaf als er bekam und trotzdem ein besseres Gehalt verdiente. „Wie dem auch sei. Ist nur so'n Tipp von mir am Rande, quasi ein Geschenk, weil Weihnachten ist, aber es wäre wahrscheinlich besser für euren Shinsengumikegelclub und euren trotz allem erschreckend guten Ruf, wenn ihr die Sache damit einfach ruhen lassen würdet.“

„Was soll das denn-“, fing Okita an, doch er brach plötzlich ab, als ihm ein Licht aufging.

„Wir können den Kerl doch nicht einfach laufen lassen“, widersprach Kondo.

„Wieso denn nicht? Hat bei euch irgendeiner der Geschädigten noch mal nachgefragt? Bei uns nicht. Die vermissen ihren Krempel nicht einmal.“

„Das ist wahr. Aber, aber-“

„Chef“, wandte Okita ein, „ich fürchte, der Herr von der Alles Agentur versucht uns zu sagen, dass es einer unserer Leute war.“

„Hääääääh?!“ Kondo fasste sich entsetzt an den Kopf. „Ich wusste, Yamazaki langweilt sich!“

„Äh, nein.“ Gintoki seufzte. „Ich weiß zwar nicht, wer das noch mal war, aber der war's nicht.“

Plötzlich ging Okita ein weiteres Licht auf. „Moment. Nein. Nein. Nicht der! Ich hab mich die ganze Zeit schon gefragt, wo er war, während die neuen Folgen Wonderful Wormgirl liefen ...“

Jetzt war es an Gintoki, erschrocken zu sein. „Was?! Wonderful Wormgirl läuft wieder? Krise, das hab ich nicht mitgekriegt! Hat Hamster Noir schon herausgefunden, dass sein Vater der Böse bei Boruto ist?“

„Nein, so weit sind die doch nicht. Aber dafür finden wir bald heraus, ob es einen neuen Vize-Kommandanten geben wird.“ Okita grinste diabolisch.

„Wie? Was? Moment, meinst du-?“ Man konnte Kondo denken sehen. „TOSHI?! NEINNEINNEIN, das kann nicht sein. Toshi war das?? Toshi ist unter die Verbrecher gegangen??“

Gintoki nickte nur, während er sein Hauptaugenmerk auf das Bohren in seiner Nase legte.

„Sogo!“ Kondo packte den Anderen am Kragen. „Du weißt schon, dass das deine Schuld ist!“

„Wieso das denn?“

„Weil du ihn beim Wichteln ausgeschlossen hast!“

„Immer langsam, Chef. Vielleicht hat das Klauen ihm auch nur einen Kick gegeben, den er in seiner eingeschlafenen Beziehung nicht mehr bekommt.“

„Nö, das ist es nicht. Hab gefragt“, warf Gintoki ein.

„Der arme Toshi“, lamentierte Kondo weiter. „Seit er weiß, dass sein Lieblingsweihnachtsfilm zu Weihnachten nicht läuft, war er schon deprimiert. Hätte ich doch nur früher bemerkt, wie schlecht es ihm dadurch ging, dann wäre er kein Verbrecher geworden!“

„Was für'n Film eigentlich?“, fragte Gintoki.

„Äh, Das Wunder von dem Mann, den ich hatte, glaube ich“, antwortete Kondo.

„Klingt schon wieder nach dem falschen Genre. Können wir Hijikata dann jetzt einsperren?“, fragte Okita hoffnungsvoll. „Oder sollen wir ihn gleich töten?“

„Nein, nichts dergleichen“, widersprach Kondo streng. „Erstens ist er unser Freund, zweitens können wir uns nicht die Blamage erlauben, zuzugeben, dass einer von uns die Diebstähle durchgeführt hat. Dann müssten wir alle dran glauben. Wie sollen wir ihn jetzt auf den Pfad der Tugend zurückbringen?“

Ihr seid die Letzten, die den Weg dahin finden würden, dachte Gintoki und seufzte tief. „Na schön, na schön. Da ja Weihnachten ist und ich auf gar keinen Fall als Held der Serie schlechter dastehen kann als dieser qualmende Nebencharakter – ehrlich, der taugt doch null zum Vorbild, wieso hat der so viele Fans? – will ich euch helfen.“

„Sakata-san, wissen Sie wirklich wie wir Toshi wieder von der schiefen Bahn herunterkriegen?“ Kondo sah Gintoki mit erstaunlich großen, glitzernden Augen an.

„Macht's einfach möglich, dass dieser Film gezeigt wird. Am besten öffentlich. Oh, und passt auf, dass es wirklich der richtige Film ist. Ich will keinen Ärger mit dem Jugendschutz kriegen.“
 

25. Dezember
 

„Oh, Toshi!“

Hijikata erwachte aus einem sehr kurzen Schlaf einer sehr kurzen Nacht, als Kondo ihm weinend um den Hals fiel.

„Toshi, du musst die dunkle Seite verlassen und zu uns auf die helle Seite zurückkehren!“

„Der einzige, der gerade nicht sehr helle wirkt, bist du.“ Hijikata streifte Kondo von sich und stand auf. „Was soll das? Was redest du da überhau … oh.“ Der Idiot von der Alles Agentur hatte ihn also tatsächlich auffliegen lassen.

Mit strenger Miene stand Kondo ebenso auf. „Lass mich dir sagen, dass ich dein Verhalten alles andere als gutheiße. Wenn so etwas noch mal passiert, dann muss ich dich tatsächlich-“

„Ja, schon klar. Das war eine einmalige Sache. Soll das heißen, ich komm jetzt noch mal davon?“

„Du musst mir bei deinem Leben, nein, warte, was ist dir denn wichtiger ...äh, bei aller Mayonnaise der Welt versprechen, dass du so etwas nie wieder tust.“

Hijikata zündete sich eine Zigarette an. Dass Kondo ihm selbst das durchgehen ließ. Der Mann war wirklich viel zu gutmütig. „Ich verspreche es.“

„Chef!“ Yamazaki rief von außen in das Zimmer hinein. „Wir sind fertig!“

„Fertig?“ Hijikata warf einen fragenden Blick zu Kondo, der ohne auf die Frage zu antworten ihn am Ärmel packte, ihm auf dem Weg noch einen Schal umlegte (war schließlich kalt draußen und Toshi sollte sich nicht erkälten) und ihn nach draußen in die Stadt schleifte.
 

An einer Außenseite des Terminals hing eine riesige Leinwand. Zig Schaulustige hatten sich schon auf dem Platz davor versammelt und warteten gespannt, was hier wohl passieren mochte.

„Hey. Hey. Hey! Was ist hier los?“ Hijikata befreite sich endlich von Kondos Griff und sie blieben stehen.

„Das wirst du gleich sehen.“ Kondo hatte ein unheimliches Grinsen im Gesicht. Hätte er das nicht ständig gehabt, wäre Hijikata weitaus beunruhigter gewesen.

„Ich hatte den Grinch weniger hässlich in Erinnerung.“ Okita tauchte mit übellauniger Miene vor ihnen auf.

„Sogo, es ist Weihnachten“, ermahnte Kondo ihn. „AußerdemwirderunsdasnächsteMalbestimmtermordenwennihmwiederzuvielgegendenStrichgehtalsoversuchwenigstensnettzuihmzuseinumunserallerWillenichbittedich“, fügte er hastig flüsternd hinzu.

Grummelnd zog Okita von dannen und rannte in den Weihnachtsmann, dessen Bart mal wieder schief im Gesicht hing.

„Warum das lange Gesicht, mein Junge, ha ha ha“, sagte Katsura in der wohl schlechtesten Darbietung, die je ein Kaufhausweihnachtsmann abgeliefert hatte.

„Der blöde Grinch wird nicht bestraft, nur weil er Geschenke an arme Kinder verteilt.“

„Den Film hab ich aber anders in Erinnerung. Ist das diese neumodische Fassung mit Jim Carrey?“

„Hmm“, Sogo betrachtete den Weihnachtsmann nachdenklich, „ich denke, immer noch, du kommst mir bekannt vor.“

„Äh, ja? Ja! Natürlich! Ich kenne dich auch. Ich sehe dich, wenn du schläfst, ich weiß, wann du wach bist, ich weiß, ob du unartig oder artig warst-“

Okita verpasste ihm eine Ladung Pfefferspray. „Spanner.“ Und er ging weiter, um von der Elfe noch ein paar Zuckerstangen zu kriegen.
 

„Sakata-san!“

Gintoki, Shinpachi, Kagura und Sadaharu standen auf dem Platz vorm Terminal und drehten sich um. Es war Okanebaka-san mitsamt Tochter und Frau.

Krise, dachte Gintoki, die werden sich bestimmt für Sadaharus Weihnachtsüberraschung bedanken wollen, die Kagura ihnen unter den Baum gelegt hat.

„Wir wollten uns für die Weihnachtsüberraschung bedanken.“

„HÄH?!“

„Meine Tochter ist schwer zu amüsieren, aber über Ihr … besonderes Geschenk unterm Baum musste sie sehr lachen. Und da sagte sie, wenn sie so einen Spaß hat, braucht sie gar keine teuren Dinge und ich glaube, sie hat Recht.“

„Wie denn, was denn?“, fragte Gintoki beinahe fassungslos. „Das Ganze hier nimmt noch so'ne moralische Wendung??“

„Shhht! Haltet jetzt die Klappe, der Film fängt an!“, rief Kagura.
 

„Was?“ Hijikata blinzelte ungläubig die Leinwand an. „Das Wunder von Manhattan? Wie, wie ist das möglich?“

„Das war nicht leicht“, sagte Kondo.

„Also, eigentlich“, warf Yamazaki ein, „war ich da-“

„Das war sogar ganz schön schwierig, diese Vorstellung hinzubekommen“, fuhr Kondo fort.

„Ja, das war es. Ich habe die ganze Nacht-“

„Aber du sollst wissen, Toshi, für dich sind mir keine Mühen zu groß.“

„Ich hab das alles-“

„Shht, Yamazaki, der Film fängt an.“
 

Und während die Bewohner der Stadt gebannt auf die Leinwand blickten und mit Mr. Kringle und Susan mitfieberten, Okita sich fleißig Notizen darüber machte mit was für Methoden die Gegenspieler versuchten Mr. Kringle hereinzulegen und Gintoki Elizabeth noch ein paar Zuckerstangen abnahm, heulte Hijikata Rotz und Wasser, während es ihm endlich doch noch ganz weihnachtlich warm ums Herz wurde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und jetzt warte ich auf eine Einladung von TLC, damit ich ihnen meine Programmidee näher bringen kann. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(O)Kane bedeutet „Geld“ und baka „Idiot“ auf Japanisch, der Mann heißt also Geldidiot. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In Erinnerung an das Jahr, in dem das deutsche Fernsehen es nicht auf die Kette gekriegt hatte, „Das Wunder von Manhattan“ zu zeigen. Wie. Kann. Man. Nur.
Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und dass sie euch schön in Festtagsstimmung gebracht hat. Lasst dem Weihnachtsmann Kekse und mir gerne Kommentare da. ;)
Frohe Weihnachten euch allen! Komplett anzeigen

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