Das Geheimnis der Kleeblattinsel von BlueGenie1974 ================================================================================ Kapitel 19: Alenja ------------------ Alenja Das riesige Insekt versperrte den fünf Reisenden den Weg. Keiner wagte es, sich zu bewegen, geschweige denn, auch nur einen Laut von sich zu geben. Denn zu beiden Seiten, des Ganges waren Löcher in den Wänden zu erahnen, in denen ebenfalls solche achtbeinigen Monster lauern mochten. Kimmy fühlte, wie Panik in ihr aufstieg, denn sie hatte eine Heidenangst vor Spinnen. Doch lange musste sie nicht leiden, denn aus der Dunkelheit erklang eine Frauenstimme. „Genug jetzt! Du hast deinen Spaß gehabt, Gedren. Und jetzt: Husch, husch ins Körbchen.“, sagte die Stimme. Widerwillig kroch die Spinne von dannen. Kaum hatte sie den Weg frei gemacht, da erschien aus dem Dunkel eine Frau. Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Auch ihre Haare waren schwarz und reichten bis zur Oberkante ihrer Brüste. Braune Augen, die in einem ovalen Gesicht ruhten, musterten die Neuankömmlinge. Die Nase war lang und schmal. Aus dem Rücken wuchsen Knochen, die an die Beine einer Spinne erinnerten. Ihre Arme steckten in schwarzen Handschuhen, die fast bis zu den Achselhöhlen reichten. „Seid willkommen, Fremde.“, sagte die unbekannte Frau. „Ich nehme an, dass ihr Alenja seid.“ „Nein. Mein Name ist Sinja. Alenja ist meine Herrin. Wenn ihr die Güte haben wollt, mir zu folgen.“, sagte Sinja und ging in den Gang zurück. Melissas Irrlicht folgte ihr. Kevin und die anderen folgten direkt dahinter. Und im Vorbeigehen bewahrheitete sich Kimmys Befürchtung. In jedem Loch auf beiden Seiten des Ganges lauerte eine Spinne auf Beute. Doch geblendet durch Melissas Irrlicht, war es den Tieren unmöglich eine gezielte Attacke zu starten. Der Gang mündete in einem großen Raum. Kevin und Catherine sahen sich aufmerksam um. In der Mitte des Raumes stand ein großer Thron aus massivem Granit. Auf ihm saß eine Frau. Genau wie Sinja ganz in schwarz gekleidet. Allerdings waren ihre Haare, die ebenfalls schwarz waren, jedoch kürzer und reichten nur bis zur Schulter. Alenja hatte im Gegensatz zu ihrer Dienerin jedoch grüne Augen, in denen Eiseskälte lag. Und noch etwas unterschied Herrin und Dienerin. Bei der Wächterin fehlten die spinnenähnlichen Knochenwüchse. Und nicht nur das. Alenjas schwarzes Kleid war im Schulterbereich mit mehreren schwarzen Stoffstreifen verziert, während Sinjas Kleid im Bauchbereich transparent war. Und dieser Unterschied war bei weitem nicht der einzige, der den Reisenden auffiel. Während Sinja, die Dienerin schwarze Schuhe mit flachen Absätzen trug, verzichtete ihre Herrin komplett auf jegliches Schuhwerk, wie ein Fuß zeigte, der auf einem vorgelagerten Steinblock ruhte. 287 Alenja musterte die Neuankömmlinge, die den Weg zu ihr gesucht und gefunden hatten. „Seid willkommen in meinem Reich. So nennt mir nun euer Begehr.“, sagte die Wächterin mit einer weichen, gutmütigen Stimme. „Wir wünschen, nach Oamaru zu reisen.“ „Nennt mir den Grund für eure Reise.“, sagte Alenja. „Unsere Heimat wird bedroht. Von Tosh Kamar.“ Es war Catherine, die geantwortet hatte. Dann sah Alenja die Geschwister an. „Welchen Grund habt ihr, auf die Insel zu reisen?“, fragte sie dann. „Unsere Eltern sind vor drei Jahren aufgebrochen, um nach der Insel zu suchen. Man nie wieder etwas von ihnen gehört. Wir wollen herausfinden, was passiert ist.“ Kimmy hatte geantwortet. Alenja legte ihre Fingerspitzen aneinander. Dann richtete sie wieder das Wort an Kimmy und Alan Painter. „Ich gehe davon aus, dass ihr die beiden Bücher nicht gelesen habt. Dennoch gewähre ich euch die Fortsetzung eurer Reise.“, sagte die Wächterin und sagte zu Kevin, Catherine und Melissa gewandt: „Nun denn. Seid ihr bereit für meine Fragen?“ Kevin nickte kurz. „Gut. Aber bevor ich anfange, möchte ich euch zeigen, was euch erwartet, wenn ihr eine falsche Antwort gebt.“, sagte Alenja. Die Wächterin klatschte in die Hände. Eine Seitentür öffnete sich und zwei maskierte Gestalten führten zwei Frauen herein. Kimmy Painter nahm die beiden genauer in Augenschein. Obwohl beide gleich groß waren, Kimmy schätzte die Größe auf 1,70 m, konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Zwar hatten beide Frauen braune Augen, aber damit endeten die Gemeinsamkeiten. Denn die eine der beiden Frauen hatte feuerrote Haare, ihre Begleiterin grüne. Und noch etwas fiel Alan Painters jüngerer Schwester auf. Gestik und Mimik unterschieden sich ebenfalls. Während die Grünhaarige vor Selbstbewusstsein nur so strotzte, war der Rotfuchs eher ängstlich und unterwürfig. Und noch etwas fiel Kimmy auf. Beide Frauen trugen auf dem linken Oberarm eine merkwürdige Tätowierung. 288 Alenjas Stimme riss Kimmy Painter aus ihren Gedanken. „Würdest du bitte zu mir kommen, Kimmy?“, fragte Alenja. Kimmy nickte stumm und stieg die Stufen des Throns empor. Oben angekommen sagte Alenja: „Setz dich bitte zu mir.“ Kimmy tat, wie ihr geheißen. Alenja sah sie aus ihren grünen Augen an. „Was denkst du, hat es mit den Malen der beiden Frauen auf sich?“, fragte die Wächterin Alan Painters Schwester. „Ich bin mir nicht sicher. Aber… es könnte ein Bindemal sein.“ „Gut beobachtet. Es ist ein Bindemal. Und die Rothaarige ist die, die gebunden wurde. Siehst du? Das Mal auf dem Oberarm der Grünhaarigen ist seitenverkehrt. Das heißt, dass sie das Mädchen an sich gebunden hat. Solange die Rothaarige ihr Mal trägt, wird sie sterben, wenn die Grünhaarige stirbt.“, sagte Alenja. „Kann man denn nichts zu ihrer Rettung tun?“ „Doch, Kimmy. Man muss nur das Mal entfernen. Aber das wird diese Hexe nicht zulassen, dessen kannst du sicher sein.“, sagte Alenja. Dann wandte sich die Wächterin an den Rotfuchs. „Wie ist dein Name?“, fragte sie das Mädchen. Die Frau mit den grünen Haaren wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch Alenja gebot ihr mit einer entsprechenden Geste zu schweigen. „Dich habe ich nicht gefragt. Deine Begleiterin soll selbst antworten.“, fauchte Alenja die Hexe an. Das Mädchen antwortete nur zögernd. „Mein… Name ist… Illasera.“, sagte die Rothaarige. Kimmy beugte sich zu Alenja herunter. „Ich möchte nicht, dass Illasera sterben muss, wegen dieser Bitch. Wenn es sein muss, werde ich das Mal entfernen“, flüsterte sie der Wächterin ins Ohr. „Dein Mut ehrt dich. Aber es ist ein magisches Mal. Nur ich habe genug Macht, um es zu entfernen. Willst du, das ich es versuche?“ Kimmy nickte. „Ich bitte dich darum.“, sagte sie. 289 Alenja richtete das Wort wieder an Illasera. „Würdest du bitte zu mir kommen?“, bat sie die Rothaarige. Illasera wollte sich in Bewegung setzen, doch die Grünhaarige hielt sie mit einer energischen Geste zurück. „Du gehst nirgendwo hin. Du weißt wo dein Platz ist.“, sagte sie zu Illasera. Alenja sah Kimmy an. „Was habe ich dir gesagt, Kimmy? Sie wird sie nicht freiwillig gehen lassen.“, sagte sie. Dann wandte sich die Wächterin wieder an Illasera. „Komm zu mir.“, sagte sie erneut. Und dieses Mal ging das rothaarige Mädchen zu ihr. Immer einen Fuß vor den anderen setzend. „Komm sofort zurück!“, rief die Hexe. Doch Illasera reagierte nicht. Sie ging weiter. „Hast du nicht gehört, was ich dir befohlen habe?“, schrie die Grünhaarige. Doch das Mädchen zeigte noch immer keine Reaktion. Illasera setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen. Sie hatte den Thron schon erreicht, da zuckte aus heiterem Himmel vor ihren Augen ein Blitz in den Boden. „Wenn ich sage, du kommst zurück, dann kommst du gefälligst zurück. Hast du mich verstanden, Illasera.“, rief die Hexe. Doch ihre einstige Weggefährtin stieg die Stufen des Throns empor. Vor Alenja kniete sie nieder. Die Wächterin streckte ihre linke Hand aus und fuhr sanft über das Mal am Oberarm Illaseras. „Rühr sie nicht an!“, keifte die Grünhaarige. Nun riss Kimmy der Geduldsfaden. Sie spielte mit dem Gedanken, sich vor dieser widerwärtigen Schnepfe aufzubauen und ihr ihre Meinung offen und schonungslos ins Gesicht zu sagen. Doch sie besann sich eines Besseren. Denn hier auf dem Thron wäre sie durch die magischen Kräfte Alenjas geschützt. Zumindest hoffte sie das. Doch ihren Zorn konnte sie nicht mehr zügeln. „Kannst du nicht mal für 5 Minuten die Schnauze halten? Du nervst.“, sagte Kimmy. „Wer bist du eigentlich, dass du die Wächterin in Schutz nimmst?“ 290 „Nenn mich ruhig Kimmy. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, konterte Kimmy Painter. „Ich bin Morgana. Und nur damit du bescheid weißt, du freche Göre. Illasera gehört mir. Und das bleibt so.“ „Mann halt doch einfach mal dein vorlautes Mundwerk. Bei deinem Gekeife bekommt man ja einen Tinitus.“, sagte Kimmy. „Für diese Frechheit wirst du mir büßen, Kimmy. Ich werde dich erst in eine Kröte verwandeln und dann werde ich Illasera töten.“ „Halts Maul, Morgana.“, sagte Kimmy. Zum allerersten Mal erhob Alenja ihre Stimme. „Es reicht jetzt! Dies ist mein Reich. Und in meinem Reich gelten meine Gesetze, Morgana. Du wirst das Mal von Illaseras Arm entfernen. Weigerst du dich, werde ich das machen.“, sagte sie. Doch Morgana dachte gar nicht daran, Illasera freizugeben. Sie gehörte ihr, und das würde so bleiben. „Wage es ja nicht, das Mal zu entfernen, Wächterin.“, sagte sie zu Alenja. Kimmy mischte sich wieder ein. „Sonst was?“, fragte sie zynisch. „Das wirst du schon sehen, du vorlaute Göre.“ „Was gibt dir das Recht, Illasera gegen ihren Willen an dich zu binden?“, fragte Kimmy. „Eigentlich geht es dich nichts an, aber da du ohnehin sterben wirst, kann ich es dir ruhig sagen. Ich frage nicht, ob jemand von mir gebunden werden will, ich tu es einfach. Und dann ist es mir gleich, ob die Person will oder nicht. Illasera ist da keine Ausnahme. Sie gehört mir und dabei bleibts.“ „Du widerst mich an, Morgana.“, sagte Kimmy. Morgana kochte innerlich vor Zorn. Sie wusste, Alenja würde das Mal entfernen, wenn sie es nicht verhinderte. Sie wollte einen Zauber wirken, um den Todeszauber im Mal auszulösen, doch sie kam nicht mehr dazu. Denn Sinja, Alenjas Dienerin hatte einen Zauber gewirkt, der Morganas Körper zu deren Gefängnis machte. Auf diese Weise ihrer magischen Kräfte beraubt, blieb Morgana nichts anderes übrig, als hilflos mit anzusehen, wie die Wächterin Illaseras Mal entfernte. Sie stieß einen lauten Wutschrei aus. 291 „Musst du so rumbrüllen? Soll uns vielleicht die Decke auf den Kopf fallen, du klingonischer Vollpfosten?“, fragte Kimmy genervt. „Das wäre das richtige Ende für euch. Ihr Diebe. Ihr habt mir Illasera gestohlen.“ „Das sind Anschuldigungen, die du erst einmal beweisen musst, du Backpflaume.“, sagte Kimmy. Nun schaltete sich Alenja wieder ein. „Ich finde es reicht jetzt. Wir können diese Diskussion noch ewig weiterführen. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass du meine Gesetze gebrochen hast, Morgana. Und auf Gesetzesbruch steht bei mir die Todesstrafe.“, sagte die Wächterin. An Kimmy gewandt fuhr sie fort: „Wenn du willst, darfst du bestimmen, wie Morgana sterben soll.“ „Ich finde, das soll Illasera selbst entscheiden.“ Nun schaltete sich Catherine Parsons in dieses Gespräch ein. „Ich denke, dass die Strafe für Morgana, entsprechend der Schwere ihrer Verbrechen verhängt werden sollte.“, sagte sie. Alenja nickte. „Wohl wahr.“, sagte sie und fuhr an Illasera gerichtet fort: „Würdest du mir berichten, wie Morgana dich behandelt hat?“ Die junge Adeptin nickte. „Morgana sucht immer nach den schönsten Frauen für ihre Goblins. In der Regel sind das die Töchter armer Bauern. Und sie sucht gerade nach jungen Mädchen, die magische Kräfte besitzen. Aber nicht um sie zu unterweisen, sondern um sich ihre Kräfte anzueignen. Danach sind die Mädchen Freiwild für die Goblins.“, sagte Illasera. „Du lügst doch wie gedruckt. Warte nur, wenn wir wieder zu Hause sind. Dann erwartet dich eine harte Strafe.“ Kimmy hatte genug. Sie stürmte auf Morgana zu und verpasste ihr eine Ohrschelle, die die Hexe von den Beinen holte. „Gehörst du schon zur Fraktion der Kalkleisten oder bist du von vornherein so schlecht möbliert im Oberstübchen?“, fragte sie kalt. Doch bevor Morgana antworten konnte, hatte ihr Kimmy ihren rechten Fuß auf den Kehlkopf gestellt und fixierte sie so am Boden. 292 „Nur damit wir uns klar verstehen: Ich kann solche hinterhältigen Bitches wie dich nicht leiden.“, sagte Kimmy. Morgana wollte Kimmys Fuß nach oben drücken, um etwas erwidern zu können, doch Kimmy fixierte weiter am Boden. „Du bist echt das allerletze, Morgana. Ne miese Ratte bist du. Ne ganz miese. Wenn ich sowas wie dich schon sehe, kriege ich das heilige Kotzen.“, sagte Kimmy. Inzwischen hatte Illasera ihren Bericht beendet. „Was denkst du, wäre die gerechte Strafe für Morgana, Illasera?“, fragte Alenja. „Der Tod. Sie hat es verdient zu sterben. Aber es soll kein schneller Tod sein. Tausend mal soll die Sonne über den Himmel ziehen. Tausend mal sollen sich die Wellen des Ozeans an den Ufern brechen. Morgana soll leiden, so wie ich leiden musste.“ Kimmy rieb sich nachdenklich das Kinn, ehe sie mit einem Vorschlag aufwartete. „Wie wäre es, wenn wir Morgana in einem Treibsand, - oder Moorloch versinken lassen?“, schlug sie vor. „Das wäre genau das richtige Ende für dich, du unverschämte, vorlaute Göre.“ Nur mühsam hatte Morgana diese Worte hervorbringen können. „Wenn du nicht willst, dass ich dir die Zunge rausreiße, dann halt die Schnauze.“, sagte Kimmy. Alenja meldete sich zu Wort. „Dein Vorschlag ist gar nicht mal so schlecht. Aber du hast Illasera gehört. Sie will, dass ihre Peinigerin leiden muss.“, sagte sie. „Und warum spielt ihr dann nicht Mind Games?“ Die Adeptin und die Wächterin wechselten einen fragenden Blick. Schließlich wandte sich Illasera an Kimmy. „Was sind eigentlich „Mind Games“? Dieses Wort höre ich heute zum ersten Mal.“, sagte sie. „Das sind Psychospielchen. Es gibt keinen besseren Weg als einen Menschen psychisch zu brechen.“ „Dann soll es so geschehen.“, sagte Alenja. Sinja, ihre Dienerin, räusperte sich. Die Wächterin sah sie an. „Du willst mir etwas mitteilen, Sinja?“, fragte Alenja. Sinja nickte. „Bitte, ich höre.“, sagte die Wächterin. „Herrin, wäre es nicht besser Morgana in Gedrens Reich zu schicken? Ihr wisst, wie sehr sie es liebt, mit Todgeweihten Kopfspielchen zu spielen.“ „Illasera?“, richtete Alenja das Wort an die junge Adeptin. „Das ist die angemessene Strafe. So soll sie sterben.“ Morgana wurde von zwei Wächtern in die Mitte genommen, und auf Geheiß ihrer Herrin zu einer Tür gebracht, die in der Wand versteckt war. Die Wächter stießen die grünhaarige Hexe unsanft durch die Tür, die sich gleich hinter ihr wieder schloss. Wie von Geisterhand wurde der Fels durchsichtig und ein Wald wurde sichtbar. Auf den ersten Blick wirkte alles ganz friedlich. Doch das änderte sich, als wie von Geisterhand eine Höhle sichtbar wurde, in der eine blaue Tarantel ungeduldig mit ihren Beinen scharrte. „Das ist Gedren. Ihr seid ihr schon begegnet.“, sagte Alenja. Kimmy erinnerte sich. Und daran, wie sehr sie das vier Stockwerke große Insekt erschreckt hatte. Alenjas Stimme holte sie zurück in die Gegenwart. „Willst du die Jagd eröffnen, Kimmy?“, fragte die Wächterin. „Dein Angebot ehrt mich. Aber diese Ehre sollte einzig und allein Illasera gebühren.“ „Wie du willst.“, sagte Alenja. Illasera drückte auf einen versteckten und im Wald glitt lautlos eine Felstür zur Seite, die Gedren den Weg nach draußen ebnete. Morgana hatte aber einige Schutzzauber gewirkt, die es der blauen Spinne unmöglich machen sollten, ihre mentale Barriere zu durchbrechen. Allerdings war auch die blaue Tarantel ein Geschöpf der Magie und brauchte solche einfachen Schutzzauber nicht zu fürchten. Morgana hatte gerade einen kleinen Bach erreicht, als das riesige blaue Insekt hinter einem Hügel auftauchte, und auf sie zu kam. Morgana schleuderte einen Energieblitz, doch dieser tötete Gedren nicht. Die Hexe bekam es mit der Angst zu tun. Doch noch blieb sie standhaft. Doch dann hörte die Grünhaarige Stimmen in ihrem Kopf. Gedren hatte ihre Schutzzauber überwunden und ihre mentale Barriere gebrochen. Du kannst mir nicht entkommen. Dies ist mein Reich. Du kannst dich verstecken so oft du willst, ich werde dich immer finden, du dumme kleine Hexe. 293 Morgana verschwand in einer Wolke aus weißem Rauch und kam auf einem Felsplateau wieder heraus. Doch lange konnte sie nicht verschnaufen, denn sie sah die blaue Tarantel den Gipfelweg heraufkommen. Hihihi. Ich sagte doch, ich finde dich. Wohin wirst du als nächstes flüchten wollen? Sag nichts, lass mich raten: Zu den Feuerbergen. Doch wisse, ich werde immer einen Schritt vor dir da sein. Morgana verschwand wieder in einer Wolke aus weißem Rauch, nur um in einem Moorgebiet wieder aufzutauchen. Sie hatte sich gerade an einen Felsen gelehnt, als sie wieder Gedrens Stimme in ihrem Kopf vernahm. Du bist wirklich saudumm. „WO BIST DU?“, schrie Morgana. Die Angst in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Dreh dich mal um. Morgana drehte sich um und sah, wie die Spinne über eine Hügelkette auf sie zukam. Auf dem vorletzten Hügel blieb Gedren erst einmal stehen. Und wohin jetzt? Wenn du ins Moor läufst kann ein falscher Schritt den Tod für dich bedeuten. Die blaue Tarantel machte zwei Schritte auf Morgana zu. Du solltest dich entscheiden. Je länger du zögerst, umso schmäler werden deine Chancen, nicht von mir gefressen zu werden. Gedren machte noch einen weiteren Schritt. Morgana wandte sich um und rannte voller Furcht ins Moor. Die Spinne folgte ihr die ersten Meter. Doch dann nahm sie eine Abzweigung, die einen Ring um die vielen Moorlöcher bildete. Von dort aus führten Pfade zu den Löchern. Morgana hingegen rannte um ihr Leben. Sie sah immer wieder nach hinten, um zu sehen, ob Gedren ihr noch folgte, und achtete nicht darauf, wo sie hinrannte. Und so übersah sie ein Moorloch. Erst als sie bis zu den Knien im Morast steckte, erkannte die Hexe die Gefahr in der sie schwebte. Panik stieg in ihr auf, und sie versuchte sich mit hektischen Bewegungen aus dem Moorloch zu befreien. Doch durch ihre Bewegungen sank sie immer tiefer. Als ihr der Morast bis zu den Brüsten reichte, kam Gedren hinter einem Stein hervor und blieb vor dem Moorloch stehen. Es hält einen wie der Teufel nicht wahr? Aber wehre dich nicht! Versuche ganz ruhig zu bleiben. Keine Panik! Der einzige Weg herauszukommen ist der sich hinzulegen. Dadurch verteilst du dein Gewicht gleichmäßiger auf der Oberfläche. Dann könnest du versuchen, dich auf festen Boden vorzuarbeiten. Die 294 Chancen stehen deutlich gegen dich. Ich habe schon so viele Männer und Frauen auf diese Weise ertrinken sehen. Ich nehme an, das menschenfreundlichste wäre es, dich von deinem Elend zu erlösen. Die blaue Tarantel stieß einen markerschütternden Schrei aus. Morgana zuckte zusammen und sank noch einmal tiefer. Sie wehrte sich aus Leibeskräften, doch das Moor zog sie immer tiefer. Bald war ihr Kopf im Morast verschwunden. Nur noch ihre rechte Hand war zu sehen, die aber ebenfalls im Moor versank. Die Felswand materialisierte wieder. Alenja richtete das Wort wieder an die Reisenden. „Nun habt ihr einen Vorgeschmack auf das bekommen, was euch erwartet, wenn ihr auch nur eine einzige Frage falsch beantwortet. Seid ihr bereit?“, sagte sie. Ein einstimmiges Nicken folgte. „Dann hört meine erste Frage. Nennt mir den Namen von Blackbeards Schiff.“, sagte Alenja. Kevin antwortete. „Es war die „Queen Anne’s Revenge“.“, sagte er. Alenja nickte. „Gut. Die Frage ist damit richtig beantwortet. Nächste Frage: Wie heißt das Schiff, auf dem Dirk Hemmler als Heizer diente?“, sagte Alenja. „Es war der große Kreuzer „Goeben“.“ Catherine Parsons hatte geantwortet. „Auch das ist korrekt. Kommen wir nun zur dritten und letzten Frage. Nennt mir den Wahlspruch der HMS Repulse. Sowohl in Latein, als auch in eurer Sprache.“, sagte Alenja. „Der Spruch lautet: „Qui Tangit Frangatur“. In unserer Sprache bedeutet das: „Wer (mich) berührt, soll zerbrochen werden!“.“ Es war Melissa, die auf diese Frage geantwortet hatte. „Ich sehe, ihr habt aufgepasst. Nun gut. Ich gebe den Weg nach Oamaru frei.“, sagte Alenja. Dann öffnete sie ein Tor, das den direkten Weg zur Kleeblattinsel bildete. Catherine ging als erste und war bald verschwunden. Kevin wollte gerade gehen, als ihn Illasera zurückhielt. 295 „Bitte. Nehmt mich mit. Ich kann nicht mehr in meine Heimat zurück. Und ich möchte nicht hier bleiben.“, sagte sie. Kevin sah die anderen verbliebenen an. Ein einstimmiges Nicken war die Antwort. Alan Painter half der jungen Adeptin auf die Beine und sie hakte sich bei ihm unter. Dann gingen Kevin und Melissa Arm in Arm durch das Tor und kamen in Jelenas Palast wieder heraus. Kurz darauf kam Kimmy Painter und nach ihr Alan Painter und Illasera. Die junge Rothaarige sah sich um. Offenbar befanden sie sich in einem Baderaum. 296 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)