Bokuseno-Chronicles von Mitsuki-chan ================================================================================ Kapitel 5: [Die Geschichte der Mondgöttin (Inu no Kami)] -------------------------------------------------------- [Die Geschichte der Mondgöttin (Inu no Kami)]     In dem alten Wald schlängelte sich der Nebel wie ein magischer Vorhang, der ungesehenes gerne noch dichter versteckte. Kleidsam verschluckte er die Dinge und schuf so eine Barriere von Macht und Magie. Die Melodie der Bäume, alt wie die Welt selbst überzieht die Gemüter mit Friede und einer Weite vor der selbst die Unendlichkeit scheut.     Meine Nase ist im frischen grünen Gras vergraben, unter Blättern, die auf der Erde liegen, als meine Gedanken friedlich zum Wind gewogen werden. Ein spitzbübisches Grinsen liegt in meiner Mimik als Bokusenos Äste mal wieder zu weit oben in der Luft für meine Augen hängen und ich meine visuelle Verfolgung deswegen aufgeben muss! Ein animalisches Halbwissen ´Instinkt´ genannt schäkert mit meinen Synapsen, kitzelt meine Neugierde bis zu einem Punkt, an dem sie wie ein alt bekannter Begriff gegen meinen Cortex springt, auf dessen Namen man aber irgendwie nicht kommt. Egal wie sehr man nachdenkt! Ein wirklich ätzendes Gefühl!   Meine Augen fixieren die Wolken, zu denen Bokuseno durchgebrochen ist bis in den hohen Himmel und verfluchen stumm dessen Undurchsichtigkeit.   Meine Krallen graben sich labend in den Waldboden als die Magie in der Luft steigt, meine Nase zuckt und ich spüre sogar wie sich meine Muskeln unter der Ahnung die ich habe, vielversprechend anspannen. Ich spüre die Kälte in der Luft. So fein wie ein Hauch, gleichwohl aber tödlich und kristallklar...   ... Mein Dämonenradar mag noch fehlerhaft sein, aber das was meinen Körper da schüttelt, ist nie und nimmer unwichtig! Dafür liegt eindeutig zu viel Zauber in der Luft! Ich rücke geschwind dichter an Bokusenos Stamm heran, weil ich mich dort irgendwie sicherer fühle...   Weiter wartend verschränke ich die Arme und kann doch nichts weiter tun ... Verdammt! Da oben geschieht etwas wichtiges -und ich kanns nicht begreifen und dank der alles verdeckenden Wolken auch nicht sehen!     Ein tückisches ´warum´ das alles wissen will, rammt sich in meine Schädeldecke, bis mir mein Kopf schmerzt!                                                       .                                                     .                                                     .    Die weitere Entwicklung des Tages entpuppt sich nicht als besser. Zwar kommt es in diesen Tagen oft vor, das ich vieles was mir neu ist nicht verstehe, doch bisher habe ich immerhin auf all meine Fragen zeitnah eine Antwort erhalten! Ich fixiere das Gewächs was sich Bokuseno nennt und sich neben mir befindet intensiver, doch das Erhaschen seiner Aufmerksamkeit bleibt aus! Einzig und allein nach dort oben in den Himmel, fühle ich seine dämonischen Vibes schwappen! Bokusenos Gesicht welches mir bisher immer als Ansprechpartner diente, ist tief im Innern des großen Stammes verborgen und verwehrt mir einen direkten Austausch mit seiner Mimik.   In das Kleid des Baumes fährt zwar durch den Wind immer wieder Bewegung und ich spüre so, dass sein Körper noch immer mit der irdischen Welt hier unten als eine Art Anker verbunden ist, doch eine Antwort bleibt frustrierender Weise auch nach längerer Wartezeit aus, da sein Gesicht weiter in seinem Schatten versteckt bleibt und all seine Macht nach oben zu steigen scheint! Es ist unbestreitbar. Aber ich werde mit jeder Sekunde die verstreicht nervöser...   Ein tiefer Ton bildet sich in meiner Kehle und presst meinen Unmut in Form eines Knurrens in die schöne Welt, als ich die Energie über mir immer weiter wachsen fühlen kann.   Mit Gedanken die so gespannt wie ein Pfeil sind, verbringe ich so weitere Zeit damit, im Wald herum zu laufen und zu grübeln und von Zeit zu Zeit die seltsame Szenerie im Himmel zu betrachten, von der ich sicher bin das sie sonst keiner außerhalb dieses Waldes zu sehen vermag.   ... Ich raufe mir die Hände! Manno! Dabei hatte es vor einigen Tagen doch noch so gut geklappt mit der Zauberei! Oder wie immer man das auch nennen will! Ich habe die Weihnacht herauf beschworen und Bokuseno bekam durch die Bindung seiner und meiner Kraft sogar kurzzeitig Beine! Doch all das, scheint mir jetzt so fern wie ein Mythos aus längst vergangener Zeit, den man erst zur richtigen Zeit wieder heraufbeschwören wird können!                                                       .                                                     .                                                     .    Ratlos lasse ich meinen Kopf umherschweifen, doch schneller als erwartet habe ich nahe des roten Ahorns eine andere Idee. Ich stehe auf! Auch wenn ich weiter unruhig bin, ich kann einfach nicht mehr still sitzen unter dieser Macht!     Galant trete ich an die Rinde des Ahorns heran, prüfe dessen Stand und Gesundheit. Dann klettere ich in dessen Krone. Raschelnd gebietet mir das Laub an den Ästen ich hätte leiser zu sein, wäre das eine Situation voller Ernst, doch darauf pfeife ich momentan! Mein Herz spielt verrückt! Es klopft wild wie ein Streuner, als wolle es meiner Brust entkommen! Mein Schleichmodus ist außer Kraft gesetzt, denn je näher ich diesem magischen Ereignis über meinem Kopf komme, desto mehr spielt mein Inneres verrückt. Gänsehaut sendet ein prickeln durch meine Glieder von dem ich nicht vermag zu sagen, ob es schön oder schlecht ist. Gerade als ich springen will und so noch mehr von der Distanz wett zu machen, -zu dieser Kraft hin- entreißt mir etwas die Kontrolle über meine Gliedmaßen und ich schlage auf dem Waldboden auf. Der Schmerz ist nicht allzu schlimm, doch die mächtige unbekannte Aura die mich nun von oben her rügt, lässt mir eine Sekunde das Blut in den Adern gefrieren und ich lasse sofort ab von meinem Tun und ziehe mich wie ein geschlagener Hund zurück.     Zwar habe ich den Wind eindeutig auf meiner Seite, der unruhig hin und her peitscht, doch alle anderen scheinen heute gegen mich zu sein! Der Tag schält sich unter der Sonne mehr und mehr aus seinem Kokon, doch je mehr ich mittendrin stecke desto mehr wünsche ich mir, ihn einfach verschlafen zu können wie eine verwunschene Prinzessin.     Meine Nasenlöcher blähen sich wie die Wangen eines ungeduldigen Kindes auf, bis ich das angesammelte Kohlendioxid schnaufend ausgeatmet habe! Das Ganze hier nervt mich tierisch. All meine Sinne sind in Alarmbereitschaft und bereiten mir dadurch eine gewisse Pein. Ich kann aber nicht genau verstehen warum! ... Der Versuch mich selbst zu beruhigen hat daher den gleichen Effekt, wie wenn ich Miroku in eine Welt voller Männer verbannen würde...                                                       .                                                     .                                                     .  Einmal habe ich die ganze Welt mindestens schon verflucht, als auch der Nachmittag sich zum gehen verabschiedet und in eine weitere Nacht mündet, während ich zitternd mit meinen Fäusten erhoben in die grüne Welt vor mir schaue und noch immer einen gewissen Druck in meinem Wesen nicht leugnen kann. Diese Energie dort oben in den Wolken zu erfassen, ist einfach so unglaublich anstrengend und zermürbend...   Als die Wolken sich verdichten und schließlich ein erster Tropfen Regen auf mein Haupt fällt, lässt auch das meine Situation nicht gerade hübscher wirken! Doch Wunder solls ja immer wieder geben! Jetzt wandert einer von Bokusenos Zweigen über mich und schirmt mich von diesem Regen ab. Keinesfalls notwendig, denn als Dämonin bin ich nicht aus Zucker, doch ich merke direkt wie Bokuseno sich jetzt meiner Schwierigkeiten annimmt und die mächtige Energie sich nach und nach verzieht und er mich zusätzlich davon abschirmt.     Mein zittern in der Stimme entgeht ihm nicht, als ich aufgeregt sage "war das Die, für die ich Sie halte?"   Zwar sagen meine Augen voller Schock ´bitte nein´, doch früher oder später hätte ich mich dem eh stellen müssen! Doch gerade als ich mir aus Wörtern etwas eiliges zusammen klaubern will, stoppt mich Bokuseno und ich glaube ich war noch nie so froh in meinem Leben eine Herausforderung aufschieben zu können! Er verhindert mit dem Veto seiner Worte das ich etwas tun muss, zudem ich mich momentan und vielleicht auch niemals in der Lage fühlen werde: Die mystische Gestalt der Inu no Kami zu beschreiben und dieser gerecht zu werden.     Sein Gesicht entfaltet sich auf seiner Rinde, während seine Äste mich weiter abschirmen und er sagt "nun wird es wohl Zeit dir eine Geschichte über Sesshomarus und Sakuras Mutter die Mondgöttin zu erzählen."                                                       .                                                     .                                                     .  Seine Geschichte ist diesmal kurz und knapp und doch fühle ich jeden Funken Wahrheit darin wie ein Feuer auf meiner Haut glühen!     "Amaterasu, Susanoo und Tsukiyomi bildeten das göttliche Dreigestirn zu den Schwertern der Weltherrschaft als Izanagi und Izanami die Urgötter diese Welt verließen. Da es der Inu no Kami in den Zeiten der großen Götterkriege gelang, Tsukiyomi zu übervorteilen in dem sie diesen fraß, ist sie seitdem die Herrscherin des Mondes und der Nacht. Nach ihrem Sieg über den ursprünglichen Mondgott, zierte das Zeichen ihres Sieges in Form des Halbmonds ihre Stirn und die ihrer Nachkommen. Und seither ist sie auch die Herrin aller Träume!"     In meinen Ohren hört sich das grausam an so an Macht zu gewinnen, doch als mein erster Impuls verflogen ist und ich darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass die Menschheit es ja genau so hält! Wir verspeisen uns in der Regel zwar nicht, doch toben auch unter den Menschen grausame Kriege in dem man den Namen ´Mensch´ gleichwohl gegen das Wort ´Monster´ austauschen könnte...     Auch unter den Menschen brechen immer wieder Kriege aus, wegen Macht oder Geld. Es ist ein Fakt das Menschen wie Dämonen oft genug ihren eigenen Vorteil gegeneinander ausspielen, um ihre eigene Position zu verbessern oder ihren Geltungsdrang zu befriedigen.     Gleichzeitig hinter der Grausamkeit, ist da aber auch eine leise, fast friedlichere Seite des Ganzen, die mich magisch anzieht. Es hört sich in meinen Ohren, so romantisch an, die Herrin der Träume zu sein, das heißt wenn man den Weg ignoriert, wie die Inu no Kami diesen Titel erlangt hat. Ich bin zweifellos mal wieder neugierig...   So eine Position ist sicher mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden. Allein die Masse an Träumen, die Nacht für Nacht geträumt werden zu verwalten und die auf einen einstürmen, erscheint mir endlos...  Das ist bestimmt kein leichtes Geschäft... Dann bekommt meine Neugier Worte.     "Was bedeutet das genau, Bokuseno?"     Gutmütig und melodisch, bekomme ich eine Antwort. "Das bedeutet Yukina kann durch ihre Meido und die Träume mehr sehen als andere. Sie ist schon lange eine Göttin. Das heißt sie kann nur noch bedingt in die weltlichen Belange eingreifen, solange es nicht direkt ihre Nachkommen betrifft und selbst dort hat sie nicht alle Freiheiten... Denn sie ist eine der Säulen der Welt."     Das was Bokuseno da andeutete war mir definitiv zu hoch! Ich steckte ja selbst in meinem dämonischen Sein noch in den Kinderschuhen und musste erstmal eine Brücke zwischen ´Menschsein´ und ´Dämonischsein´ errichten, damit ich irgendwie zusammen passte und klar kam. An manchen Tagen funktionierte das gut, doch es gab auch Tage von denen ich lieber nicht berichte um mir Peinlichkeit zu ersparen...   Ehrfürchtig schaue ich in den Himmel.  Bei meinem jetzigen Wissenstand versuchte ich gar nicht erst die Belange und Absichten von Göttern ganz zu verstehen, die weitaus älter und auch komplett andere Wesen sind als ich!   Doch auch gerade weil ich nicht verstand, versuchte ich meine Fragzeichen in Form von Wörtern für meinen Mentor auszudrücken. Denn ich bin mir sicher er weiß was sie will! Er schien gut mit ihr zu stehen, denn Bokuseno hatte ja vor kurzem zumindest die Erlaubnis erhalten in des Kamis ´Vorgarten´, nämlich in ihre teuren Wolken einzudringen, ohne das sie ihn mit ihrer Macht grillte... Doch dann fällt der Groschen schneller als ich gucken kann, als ich mir die Wahrheit selbst zusammenreimen kann!     "Du hast ihr von mir erzählt! Das was da heute passierte, war Absicht! Die... Inu no Kami wollte das ich das sehe!     Das Nicken Bokusenos bestätigt mir meinen ausgesprochenen Verdacht.     "Diese Geschichte betrifft ihren Sohn, sowie ihre Familie. Der Weg für ein Happy Ending muss von dir wieder hergestellt werden, damit du in Ihrer Gunst steigst. Du hast die Macht der Worte... Kennst du eine Zauberformel mit großer Magie, die wir als Grundlage dafür verwenden können?"     ... Tatsächlich habe ich nicht wie Mitsuki die Grundzüge in Kräuterkunde von Rin erlernt. Mich hat sowas bisher nie interessiert und ich weiß nicht mal wie die Blumen zu meiner rechten heißen, wenn ich nicht in den Weiten meiner Fantasie etwas erfinde, oder im Schutz der Nacht in Mitsukis Laptop nachsehen würde. Von irgendwelchen alchemistischen Zaubersprüchen ganz zu schweigen...     Doch meine Fantasie wird trotzdem unter Bokusenos Worten, sofort angekurbelt wie ein Zahnrad. Das ist meine Natur und meine Stärke!     Meine Fantasie weist mir den Weg, als ich mir einen Moment gebe, ihre stummen Flügel sehe und dann leise murmle: "Ja ich kenne einen magischen Satz, der genau das erfüllt! Ima wa mukashi, oder auch: Es war einmal.~" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)