Einsamkeit von Niomie ================================================================================ Kapitel 1: Die schwarze Tasche ------------------------------ Asamis Blick lag auf der unscheinbaren Sporttasche. Außer dass sie groß war, gab es nichts außergewöhnliches an ihr. Trotzdem starrte der Yakuza sie jetzt schon seit geschlagenen zehn Minuten an ohne sich zu rühren. Nicht einmal eine Zigarette hatte er sich angezündet. Sie war groß und schwer. Er hatte es daran gesehen das Kirishima und Suoh sie gemeinsam hatten reintragen müssen, nachdem jemand sie für ihn im Shion abgegeben hatte. Auf seinen Befehl hin hatten sie die Tasche auf seinen blankpolierten Schreibtisch abgestellt und sich zur Tür zurückgezogen. Wie in Zeitlupe erhob der heimliche Herrscher Tokios sich schließlich und trat auf seinen Schreibtisch zu. Ein genauer Blick zeigte ihm das der Reisverschluss durch ein kleines Schloss geschützt war. Fragend sah er zu Kirishima der sofort zu ihm kam und einen kleinen Schlüssel in seine wartende Hand legte. Es dauerte nur wenige Handgriffe, dann lag das Schloss auf der Tischplatte und Asami konnte den Reisverschluss endlich öffnen. Das erste was er sah, war blondes Haar. Eine Nuance dunkler als gewöhnlich, doch Asami sah auch sofort den Grund dafür. Sie waren nass. Zögernd zog er die Öffnung weiter auseinander. Erkannte noch mehr. Trübe blaue Augen, blutunterlaufen, sahen ihm entgegen. Gebrochen und ohne Leben. Das so vertraute Gesicht in einer Maske der Qual erstarrt. Zögernd strich der Yakuza mit einem Finger über die Haut und zuckte beinahe zusammen als er ihre Kälte spüren konnte. Akihito. Immer mehr sah er wie der zarte Leib zugerichtet war. Es schien keine Stelle zu geben die nicht von blauen Flecken, Striemen oder Prellungen übersäht war. Unsicher ob er es wirklich sehen wollte öffnete Asami die Tasche weiter und hob den schlanken Körper heraus. Der Kopf des Fotografen baumelte ohne jeden halt hin und her, bis er Akihito auf der Tischplatte ablegte. Es war vollkommen still im Raum als er Akihito vorsichtig auf die Seite drehte. Fast so als könnte der Jüngere jetzt noch schmerzen spüren. Im Gegensatz zur malträtierten Vorderseite, war der Rücken makellos. Wenn man von dem gigantischen Tattoo absah. Deutlich konnte man sehen das es frisch war. Doch auch so wusste Asami dass es nicht alt sein konnte, denn als der Fotograf sich vor drei Tagen bei ihm verabschiedet hatte, war es noch nicht da. Über den gesamten Rücken zog sich jetzt ein roter Drachen. Doch es war nicht irgendeiner. Es war der Baishe-Drache. Allerdings nicht so ein einfaches Tattoo wie das, dass Feilong ihm damals aufgezwungen hatte. Dieser musste von einem wahren Meister seines Fachs gestochen worden sein. Denn auch wenn Asami selber keine Tattoos trug, sah er doch wie präzise dieses gestochen worden war. Fast meinte man die einzelnen Schuppen spüren zu können, wenn man Akihito über den Rücken strich. Sanft legte der Yakuza Akihito wieder auf den Rücken. Ein letztes Mal vergrub er seine Hände in diesen weichen Haaren, die er so geliebt hatte. Betrachtete den Körper, den er noch vor drei Tagen unter sich gehabt hatte, schwitzend und so voller Leben. Sah in die Augen, welche jetzt ihres Funkelns beraubt blind in die Leere starrten. Asami wartete. Er wartete darauf das seine Wut die Leere füllte. Wartete darauf das der Schmerz ihn überrannte, ihm den Atem raubte und in die Knie zwang. Doch nichts dergleichen geschah. Er stand noch immer neben seinem Geliebten und starrte auf den geschundenen Körper und fühlte… nichts. Weder Wut noch Trauer machten sich in ihm breit. Noch nicht einmal als er die Lider über den blicklosen Augen schloss geschah irgendetwas mit ihm. Asami kam sich beinahe wie ein unbeteiligter vor, wie er so auf Akihito nieder sah. Er hatte immer gewusst das es ein Risiko war jemanden so nah an sich heranzulassen. Jetzt schien ihn das Schicksal eingeholt zu haben. Der Preis jedoch war anscheinend nicht so hoch wie er gedacht hatte. Dabei wusste er ohne jeden Zweifel das er Akihito geliebt hatte. Nie zuvor hatte er sich so auf einen anderen eingelassen, hatte sich so verletzlich gemacht. Und doch fühlte er gerade nichts. Ein Blick zu Kirishima und Suoh zeigte ihm sofort das seine Männer ihn nicht verstanden. Natürlich war ihnen ihr Chef vertraut, kannten seine kühle Art. Doch das er selbst jetzt nicht reagierte schien sie regelrecht zu bestürzen. Etwas das Asami nur zu gut verstehen konnte, wartete er doch selber auf eine Reaktion von sich selber. Stattdessen war seine Stimme vollkommen ruhig, als er sich an Kirishima wandte. Als wäre es das normalste der Welt schob er sein Jackett ein wenig zur Seite und steckte eine Hand in die Hosentasche um nach seinem Feuerzeug zu suchen. „Nimm Kontakt mit Feilong auf. Sorg dafür das er den nächsten Flieger nach Tokio nimmt. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.“ Unwohl räusperte sich der Sekretär und sah zu Akihito. „Sollen wir Feilong davon unterrichten das Takaba-san…“ Es war ungewöhnlich das seine rechte Hand einen Satz nicht zuende brachte, vor allem da der Fotograf nicht der erste Tote war den er sah. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als der Yakuza sich eine Zigarette anzündete. „Wenn ich will das Feilong etwas weiß, werde ich es ihm selber mitteilen. Du sollst einfach dafür sorgen dass er hier her kommt.“ Nervös richtete der Sekretär seine Brille und verneigte sich dann vor dem Oyabun. „Selbstverständlich Asami-sama.“ Kapitel 2: Erstes Zusammentreffen --------------------------------- Es brodelte in Feilong als er über die Ankunft von Asamis Männern unterrichtet wurde. Ohne jedes Zeichen von Respekt waren sie in sein Hauptquartier eingedrungen und verlangten nach seiner Anwesenheit. Sie verlangten! Langsam, wie um sich selber zu beruhigen strich der Chinese ein letztes Mal über seinen Cheongsam und betrat dann sein eigenes Büro in dem die Männer gewartet hatten. Für einen Moment stockte sein Schritt. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet das der Yakuza ihm zwanzig seiner Schränke schicken würde. Asami hatte besser einen verdammt guten Grund dafür, ansonsten würde er ihn in Grund und Boden stampfen. Elegant ließ sich Feilong auf seinem Stuhl nieder und sah auffordernd zu den Eindringlingen. Schließlich trat einer von ihnen, anscheinend ihr Wortführer vor. „Asami-sama verlangt eure Anwesenheit in Tokio.“ Verärgert zog der Triaden-Führer seine Augenbrauen zusammen. „Er verlangt? Was lässt sie glauben, dass ich dem Folge leisten werde?“ In diesem Moment hasste der Chinese die stoische Miene seines Gegenübers. Zwar war er selber ein Meister darin seine Gefühle hinter einer Maske zu verbergen, doch das der Andere gar nichts durchblicken ließ, verärgerte ihn maßlos. Für einen Moment zog er es in Betracht dem anmaßenden Yakuza die Köpfe seiner Männer zurückzusenden. Bevor die Situation eskalieren konnte, trat ein anderer vor. In der Hand hielt er eine ramponierte Kamera. Entschuldigend verneigte er sich vor dem Triaden-Führer und trat unter dem erbosten Blick ihres Anführers hastig zurück. „Verzeihen sie unser Eindringen, Feilong-sama. Wir handeln auf den direkten Befehl Asami-samas. Dies ist eine Nachricht Kirishima-sans. Er hofft das sie den Ernst dahinter verstehen und sich umgehend auf den Weg nach Tokio machen.“ Die Wut Feilongs verpuffte sofort als er die lädierte Kamera sah. Er erkannte sie sofort. Eine eisige Hand legte sich um sein Herz als er sie vorsichtig in die Hand nahm, um sie näher zu inspizieren. Ein hässlicher Riss zog sich durch die Linse und machte das Gerät unbrauchbar. Mit zitternden Fingern fuhr er durch die tiefe Furche. Was musste nur passiert sein, das Akihito seinen wertvollsten Besitz so zurichtete. Abwesend nickte er den Japanern zu und erhob sich ohne die Kamera loszulassen. „Gehe ich richtig in der Annahme das bereits ein Jet wartet?“ Feilong war müde und hatte Kopfschmerzen. Der überhastete Aufbruch und das eisige Schweigen im Jet hatte nicht gerade zu einer Besserung seiner Laune beigetragen. Es war schon spät gewesen, als er Asamis Männer empfangen hatte. Seine Sorge um Akihito hatte den Chinesen keine Sekunde zur Ruhe kommen lassen. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken als die Limousine vor dem Shion anhielt. Ein letztes Mal strich er über den Cheongsam und glättete ihn, bevor er ausstieg. Mit zusammengekniffenen Augen sah Feilong zum Himmel hoch, der sich bereits rosa zu färben begann. Dann gab er sich einen Ruck und folgte seinen Begleitern in den Club. Er war erleichtert das sie von sich aus an der großen Bar des Shion zurückblieben und ihm nicht weiter zu Asamis Büro folgten. Etwas war anders. Es war ungewöhnlich das Shion leer zu sehen, selbst um diese Uhrzeit, doch irgendwie wusste der Chinese das es nicht daran lag dass er sich unwohl fühlte. Es war eine Erkenntnis die er schon ahnte, aber nicht wahr haben wollte. Zum Glück brauchte er niemanden der ihm den Weg zeigte, denn er wurde zunehmend nervöser je näher er seinem Ziel kam. Immer wieder fand er Möglichkeiten um stehen zu bleiben und an seiner Kleidung herumzuzupfen oder seine Haare zu richten. Trotzdem stand er für sein Geschmack viel zu schnell vor der Tür von Asamis Büro und klopfte an. Die tiefe Stimme des Yakuzas ertönte und bat ihn einzutreten. Wie in Trance drückte der Schwarzhaarige die Klinke nach unten und betrat den Raum der im Halbdunkeln lag. Nur am Rande sah er die Spitze einer Zigarette in einer Ecke aufglühen, dann wurde sein Blick von dem Körper auf dem Schreibtisch gefangen genommen. „Akihito?“ Erschrocken von seiner eigenen zittrigen Stimme machte Feilong einen Schritt auf den Fotografen zu. Doch dieser rührte sich nicht. Noch nie war dem Chinesen Asamis Büro so groß vorgekommen wie in diesem Moment. Es schien ewig zu dauern bis er endlich Akihito erreicht hatte und seine Hand auf die nackte Haut legte. Erschrocken von der Kälte die von dem zarten Körper ausging zuckte er zurück. Verzweifelt rüttelte er leicht an der Schulter des Jüngeren. Mit einer erschreckend endgültigen Geste fiel des Kopf Akihitos auf die Seite und kam mit einem deutlich hörbaren Geräusch auf der Tischplatte auf. Alles um Feilong verschwamm, während er sich verzweifelt an dem ehemals so lebendigen Körper klammerte. Ein Geräusch, welches er nicht von sich kannte, drängte sich durch seine Kehle, und ließ ihn qualvoll aufschluchzen. „Akihito!“ Die Erkenntnis, die schon so lange am Rande seiner Gedanken dagewesen war, kam jetzt mit Wucht durch und ließ den Triaden-Führer in die Knie gehen. Haltlos stürzte er auf den Boden, während weitere schluchzende Laute aus ihm kamen. Die Welt um ihn herum schrumpfte. Es schien nur noch ihn und den toten Körper auf dem Tisch zu geben. Längst verheilt geglaubte Wunden rissen wieder auf und ließen ihn vollkommen allein und hilflos zurück. Doch er war nicht allein. Erschrocken zuckte er zusammen als sich eine Hand auf seinen Rücken legte. Mit tränennassen Augen sah er zu dem Yakuza auf, der bisher vollkommen still in der Ecke gesessen hatte. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte er sein Jackett und auch die einengende Weste abgelegt und trug sein Hemd halbaufgeknöpft. Nur das Halfter war wie immer um seine Schultern geschlungen. Mühsam kam Feilong wieder auf die Beine, während er sich an dem Älteren festhielt. „Wer?“ Das war die einzige Frage die von Belang war. Das Warum war in ihrer Welt so fehl am Platz das es ihm noch nicht einmal in den Sinn kam und das wie beantwortete sich beinahe von selbst, wenn man es nur schaffte lange genug den Blick über Akihitos malträtierten Körper schweifen zu lassen. Er der selber schon so viel Leid verursacht hatte, der einen mehr als verdienten Ruf der Kälte und Unnahbarkeit trug, schauderte, wenn er den Fotografen ansah. Allein ein Blick auf die ehemals so schlanken Finger Akihitos ließen Feilong beinahe würden. Unvorstellbar was der Jüngere in den letzten Stunden seines Lebens hatte erdulden müssen. „Ich dachte das du mir vielleicht die Frage beantworten kannst.“ Die Stimme Asamis war vollkommen ruhig, während er Feilong auf seinen Schreibtisch zuschob. Ohne darauf zu achten ob der Chinese in der Lage war jetzt alleine zu stehen, ließ er ihn los und wandte sich dem Körper Akihitos zu. Unendlich sanft fuhren seine Finger unter den Fotografen und hoben ihn so weit an, dass der Chinese das riesige Tattoo sehen konnte. Feilong hätte nicht geglaubt das er sich noch tauber hätte fühlen können. Doch in diesem Moment wo er den Drachen sah, schien alles in ihm zu sterben. Er brauchte mehrere Anläufe um einen Namen über die Lippen zu bringen, von dem er nicht gedacht hätte dies jemals wieder tun zu müssen. „Yan Tsui.“ Unzufrieden beobachtete Asami wie sich der Chinese ein großes Glas von seinem Whiskey einschenkte. Er konnte es zwar nachvollziehen das der Jüngere mehr oder weniger einen Schock erlitten hatte, nachdem er ihm auf diese Art und Weise Akihito präsentiert hatte, doch allmählich begann der sensible Feilong ihn zu nerven. Denn mehr als den Namen seines Halbbruders hatte dieser bisher nicht von sich gegeben. Gereizt trommelten seine Finger auf der Tischplatte, bis der Triaden-Führer sich endlich wieder herum drehte. Kalte goldene Augen lagen auf dem Chinesen, bis dieser sich räusperte. „Ich gehe davon aus das du die in groben Zügen über meine Familie unterrichtet bist.“ Zustimmend nickte der Japaner und Feilong fuhr mit belegter Stimme fort. „Yan Tsui hat nachdem er unseren Vater erschossen hatte, Hongkong verlassen und ist nach Taiwan gegangen. Das letzte Mal als ich was von ihm gehört habe, war als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde. Anscheinend hatte er es geschafft von den Triaden dort aufgenommen zu werden.“ Asamis Stimme war kalt wie Eis, während er seinen harten Blick keine Sekunde von dem Chinesen löste. „Und weiter?“ „Er hatte sich der Bamboo Union angeschlossen, war er damals doch schon bei Baishe für den Drogenhandel verantwortlich. Kurz darauf verschwand er dann jedoch von meinem Radar und ich hatte angenommen das ein Rivale ihn beseitigt hat.“ Langsam schritt der Yakuza an Feilong vorbei, der dankbar war diesem lastenden Blick nicht länger ausgesetzt zu sein. Immer wieder sah er zu dem reglosen Akihito. Er wollte es nicht, trotzdem wurde er regelrecht von dem Fotografen angezogen. Mühsam biss Feilong die Zähne zusammen und beobachtete stattdessen wie Asami sich jetzt ebenfalls ein Glas einschenkte. „Anscheinend hast du dich geirrt.“ Diese vollkommen ruhige Stimme. Der Triaden-Führer wusste nicht wirklich was ihn gerade an Asami störte, doch dass dieser so vollkommen ruhig, nahezu entspannt war, ging ihm gewaltig gegen den Strich. Ja, sie waren Geschöpfe der Unterwelt, beide hatten sie schon getötet und das mehr als einmal. Trotzdem hatten sie verdammt nochmal Gefühle. Bisher hatte Feilong immer geglaubt das Akihito es irgendwie in das Herz des eiskalten Yakuzas geschafft hatte. Doch so wie dieser gerade reagierte, sah es nicht danach aus. Feilong wusste nicht wie seine Trauer und Müdigkeit so schnell in Wut umschlagen konnte. Doch von einem Moment zum anderen brodelte es gewaltig in ihm. Ohne lange zu zögern, umfasste er sein Glas fester, holte aus und warf es mit aller Kraft nach dem Yakuza. „Wie kannst du es wagen!“ Asami sah im letzten Moment einen Schatten auf sich zufliegen und zuckte zur Seite. Feilong hatte tatsächlich sehr gut gezielt, wäre er nicht ein winziges Stück ausgewichen, hätte er ihn voll am Kopf erwischt. So streifte es ihn nur und zerschellte dann lautstark an der Wand. Whiskey spritzte durch den Raum, sofort machte sich der alkoholische Geruch in der Luft breit. „Es ist dein Liebhaber der dort liegt!“ Anklagend zeigte der Triaden-Führer auf Akihito. „Selbst von einem Mann wie dir hätte ich zumindest etwas Trauer erwartet, doch so wie du gerade handelst ist es Akihitos absolut unwürdig. Du hattest ein Juwel an deiner Seite, etwas wofür andere töten würden. Doch das einzige was dich interessiert ist, ob ich vor so vielen Jahren einen Fehler gemacht habe! Vielleicht habe ich das, doch woher hätte ich das hier wissen sollen?“ Unberührt von diesem Gefühlsausbruch griff Asami nach seinem eigenen Glas. Den Scherben auf dem Boden schenkte er nicht einen Blick, als er wieder zu seinem Sessel zurückging. Allerdings ließ er den unberechenbaren Chinesen dabei keine Sekunde aus den Augen. „Ich denke doch das ich selber darüber entscheide, wen ich an meiner Trauer teilhaben lasse und wen nicht.“ Kühl sah Asami zu dem zornbebenden Triaden-Führer. „Dir würde ein wenig mehr Beherrschung auch gut tun.“ Nur zu gut wusste der Ältere das er den Chinesen gerade mit seiner letzten Bemerkung zum Überkochen bringen würde. Es gelang ihm sogar noch einen Schluck von seinem Whiskey zu trinken, bevor Feilong ihm das komplette Glas aus der Hand trat. Wieder klirrte es, doch diesmal wurde auch Asami erwischt. Schmerzerfüllt stöhnte er auf, als sich ein Knie in seinen Bauch rammte. Eine Hand packte ihn im Nacken und schleuderte den Yakuza zu Boden, jedoch nicht ohne ihm einen weiteren Tritt zu verpassen. Hastig rollte sich Asami zusammen und versuchte halbherzig den Jüngeren abzuwehren. Es dauerte eine ganze Weile, bis Feilong sich verausgabt hatte. Erst jetzt wo der Nebel der Wut sich lichtete, bemerkte auch er das sich der Ältere sich nicht wirklich zur Wehr setzte. „Fühlst du überhaupt irgendwas?“ Keuchend sank der Chinese neben dem Yakuza zu Boden, der sich nicht gerührt hatte, seit Feilong ihn dorthin geschleudert hatte. Mühsam kam Asami auf die Beine, hielt sich aber die schmerzenden Rippen. Der Jüngere hatte tatsächlich nichts von seiner Schlagkraft eingebüßt. Langsam schleppte er sich eher, als das er ging zu seinem Schreibtisch auf dem noch immer Akihito lag. Zärtlich strich er ein letztes Mal durch die blonden Haare die er so geliebt hatte. Feilong war sich nicht wirklich sicher ob er so etwas wie eine Gefühlregung in den goldenen Augen ausmachen konnte. Die Stimme des Yakuzas war auf jeden Fall genauso ruhig wie schon am Anfang ihres Gesprächs. „Wie ich dir schon einmal sagte, es geht dich nichts an.“ Mit diesen Worten brach Asami den Blickkontakt ab und machte sich daran sein Büro zu verlassen. An der Tür blieb er kurz stehen. „Morgen Nachmittag wird eine Autopsie an Akihito stattfinden, wenn du dabei sein willst, wende dich an Kirishima. Er wird dich mit allen Informationen versorgen.“ Feilong machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als er seinen Kopf dem Älteren zuwandte. „Du wirst seinen Tod nicht melden?“ „Nein.“ „Und wie soll es weitergehen? Irgendwann wirst du es offiziell machen müssen. Besonders Akihitos Familie und seine Freunde haben es verdient davon zu erfahren.“ Der Blick des Yakuzas schien vollkommen leer zu sein. Unwillkürlich rann Feilong ein Schauder über den Rücken. „Akihito gehört mir. Ich werde darüber entscheiden, wenn ich es für richtig halte.“ Erst als die Tür deutlich hörbar ins Schloss fiel, wurde dem Chinesen klar das Asami den Raum verlassen hatte. Kapitel 3: Gefühlschaos ----------------------- Müde schloss Asami die Tür vom Penthouse und schlüpfte aus seinen Schuhen, bevor er sie in den kleinen Schrank stellte, direkt neben Akihitos ausgetretene Sneaker. Ohne es recht zu bemerken begannen die Hände des Yakuzas zu zittern. Er bemerkte nicht einmal wie sein Mantel aus seinen Fingern glitt und zu Boden fiel. Sein Blick hing wie gebannt an diesen Schuhen, die der Fotograf jetzt nie wieder tragen würde. Noch immer konnte er den Dreck erkennen, über den Akihito sich vor kurzem noch aufgeregt hatte, war dieser schließlich mit vollkommen durchweichten Füßen nach Hause gekommen, nachdem er in einen heftigen Regenschauer geraten war. Das einzige was damals trocken geblieben war, war diese verdammte Kamera gewesen. Wie auch immer Akihito das geschafft hatte, immerhin war er bis auf die Haut durch gewesen. Das Wasser hatte nur so aus den blonden Haaren getropft. Es hatte beinahe so ausgesehen wie heute. Langsam erhob Asami sich wieder, wollte wie immer seinen Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode legen. Er bemerkte erst jetzt das er ihn fallen gelassen hatte. Überrascht sah er hinter sich und bemerkte auch seinen Mantel der auf dem Boden lag. Im gleichen Moment sah er das Bild, welches an der Wand hing. Es war eines von Akihitos. Ein krächzender Laut kam aus dem Mund des Yakuzas, während er sich langsam rückwärts Richtung Wohnzimmer bewegte. Es sah noch genauso aus wie er es heute Morgen verlassen hatte. Es gab abgesehen von den Bildern an den Wänden nicht wirklich viele Spuren in diesem Raum, die der Fotograf hinterlassen hatte. Doch eine war die riesengroße blaue Wolldecke mit dem Superman-Zeichen darauf. Sie lag noch immer zusammengeknüllt neben der Couch. Bereit, um wieder hervorgeholt zu werden, wenn Akihito mal wieder einen seiner Playstation-Marathons starten sollte. Er liebte es sich auf den dicken weichen Teppich zu fläzen und zusätzlich in die Decke einzuwickeln. Wie oft schon hatte er den Jüngeren mitten in der Nacht auf dem Boden vorgefunden, nur um ihn dann in ihr Schlafzimmer zu tragen. Für einen Sekundenbruchteil bewegten sich die Mundwinkel Asamis nach oben, nur um im nächsten Moment haltlos zu Boden zu stürzen. Das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte, kam jetzt mit der Gewalt einer Naturkatastrophe über ihn. Er würde Akihito nie wieder hier schlafend vorfinden. Nie wieder würde er ihn ins Schlafzimmer tragen. Der Schmerz in seinem Inneren wurde so unerträglich das es ihn regelrecht zu zerreißen schien. Es dauerte, bis Asami begriff das diese vollkommen ungewohnten Laute aus seiner Kehle kamen. Nie zuvor hatte er sich selber Jammern oder gar Weinen hören. Doch jetzt spürte er wie die Tränen ungehemmt über seine Wangen liefen, während seine Kehle sich schmerzhaft bei jedem Laut zusammenzog. Wimmernd griff er nach der Wolldecke und presste seine Nase hinein, konnte noch den Rest von Akihitos Geruch erhaschen, während er die Augen schloss und sich seinem Elend ergab. Erst als jemand an Asamis Schulter rüttelte, erwachte der Yakuza. Ein Stöhnen kam aus seiner Kehle, als er die Augen öffnete und ihn die Sonne unbarmherzig blendete. Die Wolldecke rutschte von seinen Schultern, während er sich mühsam auf die Füße kämpfte. Der letzte Duft Akihitos verflüchtigte sich und ließ den Yakuza kalt und allein zurück. Es dauerte einen Moment bis Asami sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er Kirishima in die Augen sehen konnte. Für einen Moment war er vollkommen verblüfft als er seinem Sekretär Erleichterung ansehen konnte. Doch dann begriff er. Gestern schon hatte der Dunkelhaarige seine Besorgnis nicht verbergen können. Selbst als er ihn zum Penthouse gefahren hatte, war der Leibwächter schon merkwürdig gewesen. Hatte ihn immer vorsichtig von der Seite gemustert, als wäre er eine Bombe die jederzeit hochgehen konnte. Letzten Endes hatte er ja sogar recht gehabt mit dieser Einschätzung. Zu seinem Glück hatte Asami es bis ins Penthouse geschafft, bevor die Trauer einer Lawine gleich über ihm zusammengebrochen war. Noch immer tobte ein unfassbar grausamer Schmerz durch sein Inneres und schien alles auf seinem Weg zu verzehren, doch jetzt gelang es ihm diesen zumindest so weit beiseite zu schieben, das er funktionierte. Dankbar nahm Asami zur Kenntnis wie Kirishima sich abwandte um Kaffee zu kochen und ihm so diskret die Zeit gab die er brauchte um wieder er selbst zu werden. Ohne etwas zu dem Dunkelhaarigen zu sagen, verschwand der Yakuza im Badezimmer um sich zumindest äußerlich für den Tag fertig zu machen. Es dauerte nicht lange bis Asami geduscht und umgezogen in seine Küche kam. Kirishima füllte den Kaffee gerade in einen Thermo-Becher und reichte diesen dann dem Yakuza. Sogar eine Bento-Box stand auf dem Tisch. Fragend hob Asami eine Augenbraue, als sein Blick auf die Box fiel. „Ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen ein Frühstück vorzubereiten Asami-sama, da ich angenommen habe das sie auf keinen Fall zu spät zur Autopsie kommen wollen. Besonders nicht nachdem Feilong Akihitos Körper nicht mehr verlassen hat, seit er heute Morgen eingetroffen ist. Überrascht sah der Yakuza auf die Uhr und bemerkte erst jetzt das es bereits weit nach Mittag war. Was er im ersten Moment für die Morgensonne gehalten hatte, entpuppte sich jetzt schon fast als Abendsonne. Da er seiner Stimme noch immer nicht wirklich traute und sein Hals sich verdächtig kratzig anfühlte, nickte er seinem Sekretär nur zustimmend zu und verließ mit ihm zusammen das Penthouse. Wenn er es noch pünktlich schaffen wollte, würden sie sich jetzt wirklich beeilen müssen. Missbilligend sah Feilong auf, als Asami sprichwörtlich in aller letzter Minute auftauchte. Ihm lag schon ein Spruch auf der Zunge. Doch dann sah er wie Kirishima ihm hastig ein Zeichen gab und den Kopf schüttelte. Erst dann sah er die verdächtig geröteten Augen des Älteren. Zwar sah er ansonsten gepflegt wie immer aus, doch etwas was er nicht wirklich in Worte fassen konnte, schien anders zu sein als Gestern. Bevor er jedoch Asami fragen konnte, betrat der Pathologe den Raum und begrüßte sie mit einer knappen Verbeugung. „Asami-sama. Liu-sama. Wenn ich sie bitten dürfte diese Schutzkleidung und den Atemschutz anzulegen?“ Zwar fragte der Mann, doch es hörte sich eher nach einer Aufforderung an. Schweigend legten die beiden Mafiagrößen die Schutzkleidung an und folgten dann dem Pathologen zu dem eigentlichen Obduktionsraum, in dem Akihito bereits aufgebahrt war. „Wünschen sie nur eine äußere Untersuchung oder eine komplette Autopsie, Asami-sama?“ Der Blick des Yakuzas glitt über den zarten Körper Akihitos, der noch immer von einem Tuch verdeckt wurde, hinweg. „Wenn es ausreicht, würde ich eine äußere Untersuchung vorziehen. Mich interessieren nur die offensichtlichen Verletzungen und die Todesursache. Außerdem will ich wissen wie lange er gelitten hat.“ Unwohl näherte sich der Pathologe der Leiche und zog das Tuch beiseite. Nervös kniff er die Augen zusammen, während sein Blick über den malträtierten Körper glitt. Der nachfolgende Bericht erschütterte Asami mehr als er es jemals zugeben würde. Er wusste nicht wirklich ob es an den Verletzungen Akihitos lag, oder dass er heute noch nichts zu sich genommen. Je länger der Arzt redete um so mehr begann sich die Welt um ihn zu drehen. Den nackten Körper des Fotografen sah er schon seit etlichen Minuten verschwommen, obwohl er direkt neben ihm stand. Nur noch sein eiserner Wille hielt ihn aufrecht und auch dieser begann langsam zu schwinden. Mühsam richtete Asami seine letzte Konzentration auf Feilong der anscheinend gerade fragte wie lange Akihito hatte leiden müssen. Unwohl trat der Pathologe von einem Fuß auf den anderen, während er sich trotz der kühlen Luft Schweißtropfen von der Stirn wischte. „Nun ja, anhand der Verletzungen und das der Tod innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden eingetreten ist, kann ich nur schätzen das er über mehrere Stunden gefoltert wurde. Wie lange genau, weiß ich natürlich nicht. Besonders da wir nur eine äußere Beschau durchführen.“ Zu seiner Überraschung hörte Asami seine Stimme die Feilong ebenfalls antwortete. „Zweiundsiebzig Stunden.“ Er konnte sehen wie der Chinese bei dieser Antwort erbleichte. Drei ganze Tage war Akihito verschwunden. Der Yakuza hatte keinerlei Zweifel das sie, wer sie auch immer waren, ihn sofort abgefangen hatten. Zweiundsiebzig Stunden hatte sein Fotograf leiden müssen, hatte darauf gehofft dass er ihn retten kam, wie schon so oft. Doch er hatte versagt. Er sah noch wie Feilong erschrocken die Augen aufriss, dann verschluckte ihn die gnädige Dunkelheit. Haltlos stürzte der Ältere zu Boden. Selbst Kirishima stand zu weit weg um den harten Sturz abzumildern, als Asami ohne Vorwarnung zu Boden ging. Ohne zu Zögern hatte Feilong das Kommando übernommen und dafür gesorgt das Asami ohne gesehen zu werden ins Penthouse zurückgeschickt wurde. Anscheinend war der Ältere doch nicht so gefühlskalt wie er bisher angenommen hatte. Mit dem Bericht des Pathologen hatte er sich in das Büro des Yakuzas im Shion zurückgezogen und überflog zum gefühlt hundertsten Mal die zahlreichen Verletzungen, die von Knochenbrüchen aller Art, Prellungen, vermuteten inneren Blutungen und offenen Wunden alles umfasste was möglich war. Wenn man bedachte das Asami vermutete das der Fotograf dem ganzen zweiundsiebzig Stunden ausgesetzt war, lief Feilong ein Schauder über den Rücken. Er hatte keinerlei Zweifel das sein Bruder hierfür die Verantwortung trug. Die Frage war nur warum er sich Akihito ausgesucht hatte. Wollte er wirklich Asami herausfordern und damit einen Krieg mit Tokio riskieren? Keine Frage Yan Tsui war mächtig geworden, doch auch ihm musste klar sein dass man sich nicht ungestraft mit Asami anlegte. Mit einem Seufzen legte er den Bericht zurück auf den Schreibtisch und sah überrascht auf als es an der Tür klopfte. Nur wenige wussten das er sich hier aufhielt. Kurz zögerte er, doch dann erteilte er die Erlaubnis den Raum zu betreten. Kirishima trat ein und schloss die Tür leise hinter sich. Leicht verneigte er sich vor dem Triaden-Führer. „Asami-sama ist wohlbehalten im Penthouse angekommen. Suoh wurde vor der Tür positioniert falls er noch irgendetwas brauchen sollte.“ Zustimmend nickte Feilong und tippte dann leicht auf den Bericht vor sich. Wenn es den Leibwächter irritierte das der Chinese auf Asamis Platz saß zeigte er es mit keiner Miene. „Ich nehme an, Asami hat dich darüber unterrichtet wen wir hinter dieser Tat vermuten?“ Die einzige Antwort des Sekretärs bestand in einem leichten Nicken, während er seine Brille abnahm um sie zu putzen. „Über welche Möglichkeiten verfügen wir hier um Yan Tsui in Tokio ausfindig zu machen, falls er sich noch hier aufhält?“ Umständlich rückte Kirishima die Brille auf seiner Nase wieder zurecht, bevor er dem Chinesen antwortete. „Ich war bereits so frei alles in die Wege zu leiten. Jeder unserer Männer und jeder der uns noch einen Gefallen schuldet dreht gerade die gesamte Stadt auf links. Wenn sich ihr Bruder noch in Japan aufhält, werden wir ihn finden.“ „Gesamt Japan?“ Missbilligend nahm der Sekretär Haltung an und starrte dem Triaden-Führer in die Augen. „Selbstverständlich Liu-sama. Es ist immerhin nicht irgendwer, der ermordet wurde. Asami-sama wird weder Geld noch Mühe scheuen den Täter zur Strecke zu bringen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über die Lippen Feilongs, bevor er wieder ernst wurde. „Das war kein Angriff Kirishima. Wenn ich euch bitten dürfte Platz zu nehmen?“ Auffordernd zeigte der Chinese zu der gemütlichen Sitzgruppe in der Ecke und erhob sich. Das Glas welches er in der Nacht noch auf Asami geworfen hatte, war bereits beseitigt worden und anstatt des Alkohols lag der angenehme Duft von Putzmittel in der Luft. Zögernd folgte ihm Kirishima und setzte sich schließlich angespannt auf einen der Sessel. Amüsiert beobachtete Feilong wie der Andere etliche Minuten damit verbrachte eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden. Fast konnte man meinen das Kirishima auf einem Nagelbrett sitzen musste, anstatt auf dem sündhaft teuren und mehr als bequemen Sessel. „Jetzt beruhige dich, Kirishima. Ich werde nichts von dir verlangen was Asami schaden könnte.“ Diese Worte schienen den Japaner nicht wirklich zu beruhigen, doch zumindest stellte er sein unruhiges hin und her gerutsche ein. Seufzend nahm Kirishima seine Brille erneut ab und begann sie wieder zu putzen. „Was wollen sie genau wissen, Liu-sama?“ „Ich will genau wissen wie Asami sich verhalten hat, als er Akihito zum ersten Mal gesehen hat und wie er heute Morgen drauf war.“ Ein leises Knacken machte Feilong darauf aufmerksam das gerade eines der geputzten Gläser der Brille zerbrach. Mit äußerster Mühe schaffte Kirishima es seine stoische Miene beizubehalten, als er sich hastig erhob. „Ich denke damit ist unser gemeinsames Gespräch beendet, Liu-sama.“ Mit einer knappen Verbeugung, wollte er sich von dem Chinesen abwenden. Dieser bewunderte die Loyalität von Asamis Männern zu ihrem Oyabun, doch hatte er keine Zeit für solche Spielchen. Immerhin war er auch nicht irgendwer. Der Yakuza mochte einmalig charismatisch sein, doch auch er verfügte über genügend Ausstrahlung. Seine Stimme war fast wie ein Peitschenknall als er den Sekretär anfuhr. „Hinsetzen, Kirishima. Ich habe dich nicht entlassen.“ Wie von selbst sackte der Japaner auf den Sessel zurück und starrte den Chinesen an, der sich jetzt wieder vollkommen entspannt zurücklehnte. „Ich habe vollstes Verständnis dafür das du deinen Boss nicht verrätst. Allerdings fürchte ich das wir nicht die Zeit haben für einen langen und komplizierten Eiertanz. Deshalb werde ich jetzt anfangen dir zu erklären, warum ich dich das gefragt habe und du wirst mit dann die Antworten geben. War das deutlich genug?“ Zögernd nickte Kirishima, beugte sich dann aber zur Seite und griff nach der Flasche mit Asamis Whiskey. Ohne den Triaden-Führer etwas anzubieten, goss er sich einen großen Schluck ein und trank ihn dann auf ex. Er schien bereits zu ahnen das er diesen Raum nicht verlassen würde ohne Feilong seine Fragen zu beantworten. „Der Grund aus dem ich dir diese Fragen gestellt habe ist, der das du Asami mit am längsten kennst. Allen anderen ist er nur als ziemlich kontrollierter und kühler Mensch bekannt. Viele würden ihn wohl als unmenschlich kalt bezeichnen, doch denke ich das wir ihn da besser kennen. Meine Sorge ist jetzt einfach das er nicht in der Lage ist mit diesem Schmerz umzugehen und wenn wir jetzt nicht verdammt schnell reagieren, wird uns hier bald eine ganze Menge um die Ohren fliegen. Deshalb bitte ich dich jetzt mir zu antworten.“ Eine Ewigkeit schien es still im Raum zu sein, bis sich der Japaner endlich räusperte. „Er hat gar nicht reagiert. Asami-sama hat nur auf seinem Stuhl gesessen und hat auf diese verdammte Tasche gestarrt. Und als er sie dann geöffnet hatte, schien er wie immer zu sein. Fast hätte man meinen können jemand Fremdes würde da vor ihm liegen. Er hat ihn zwar vorsichtig angefasst, fast zärtlich, doch das war auch schon alles. Er hat weder echte Trauer, noch so etwas wie Wut gezeigt. Im Gegenteil er schien vollkommen ohne Gefühle zu sein.“ Wieder legte sich Schweigen über sie, während Feilong sich allmählich in seiner Theorie bestätigt sah. Erst als er bemerkte das Kirishima von sich aus nichts mehr sagen würde, hakte er nach. „Und heute Morgen?“ Zweifelnd zuckte der Sekretär mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Verärgert kniff der Triaden-Führer die Augen zusammen, doch bevor er etwas sagen konnte sprach Kirishima schon weiter. „Erst nachdem Asami-sama auf keinen meiner Anrufe reagiert hat, habe ich das Penthouse aufgesucht. Normalerweise hätte er um diese Uhrzeit zumindest in dem Büro dort gesessen um zu arbeiten, doch ich fand ihn auf dem Boden liegend, eingewickelt in Akihitos Decke vor. Er war vollkommen desorientiert und wusste noch nicht einmal wie spät es ist, obwohl er doch selber die Obduktion angeordnet hatte.“ Dankend nickte der Chinese dem Sekretär zu und beobachtete wie dieser Fluchtartig das Büro verließ. Es überraschte ihn nicht wirklich, weder Asamis Reaktion, noch Kirishimas Flucht. Müde fasste er sich an die Stirn und dachte über die gesamte Situation nach. Anscheinend war es nicht genug das Akihito tot war und irgendwo im Dunkeln sein Bruder lauerte. Jetzt musste er sich auch noch um einen Yakuza kümmern der drohte instabil zu werden. Als wenn es nicht jetzt schon kompliziert wäre. Doch ihre Welt verzieh keinen Moment der Schwäche und Akihito zu verlieren hatte für Asami das Potenzial sein Untergang zu werden. Suchend sah der Chinese sich um und bemerkte erst jetzt das Kirishima bei seiner Flucht den Whiskey mitgenommen hatte. Wahrscheinlich war das auch besser so, er würde wirklich alles brauchen was er zur Verfügung hatte um das ganze hier zu regeln. Denn eines stand für ihn vollkommen außer Frage. Yan Tsui würde für Akihitos Tod bezahlen. Orientierungslos schreckte Asami auf und sah sich stirnrunzelnd in dem dunklen Raum um. Sofort erkannte er das es sich um sein Schlafzimmer handelte. Doch konnte er nicht mehr sagen wie er überhaupt hier her gekommen war. Auch konnte er nicht nachvollziehen warum er noch immer seinen Anzug trug, wenn er doch schon in seinem Bett lag. Die Beretta drückte unangenehm gegen seine Schulter, so dass er sich mit einem leisen Ächzen zurück auf den Rücken drehte. Das letzte woran er sich erinnern konnte war der Autopsie-Raum. Die lange Liste mit den Knochenbrüchen kam ihm wieder in den Sinn. Sein Magen begann zu rebellieren. Nur mit Mühe schaffte Asami es ein Würgen zu unterdrücken während er sich von seinem großen Bett erhob. Er brauchte kein Licht zu machen, während er sich durch den Raum bewegte. Die bodentiefen Fenster ließen genug Helligkeit von der Skyline Tokios herein. Beinahe unnatürlich scharf sah er die Klamotten Akihitos, die dieser unordentlich über den Diener geworfen hatte. Eine seiner heiß geliebten Vintage-Jeans lag nachlässig auf dem Boden. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, während er sich weiter bewegte. Erleichtert griff Asami nach dem Türgriff, stolperte dann jedoch über eines der kitschigen Kuscheltiere die der Jüngere so geliebt hatte. Er hatte nicht mehr zählen können wieviele Akihito von ihnen gekauft hatte, nur um ihn mit einem davon zu fotografieren. Der Jüngere hatte einen ganzen Bildschirmschoner mit Fotos davon. Im Nachhinein konnte er nicht mehr sagen was genau mit ihm geschah, als er das Stofftier aufhob. Etwas in seinem Inneren schien zu explodieren. Diesmal war es jedoch keine Trauer, jedenfalls nicht nur. Genau das was ihm in der letzten Nacht jede Kraft gekostet hatte, ließ Asami jetzt wie von der Tarantel gestochen hochfahren. Mit aller Kraft warf er das Kuscheltier gegen die nächste Wand und hörte wie es mit einem lächerlichen Quietschton dort aufkam. Bevor er es überhaupt richtig wahrnahm hatte der Yakuza schon seine Waffe gezogen und schoss auf das rosa Plüschmonster. Doch das reichte ihm nicht. Grenzenlose Wut machte sich in ihm breit und ließ seine Sicht verschwimmen, während er aus dem Schlafzimmer türmte. Unterwegs warf er die Bilder von den Wänden und griff sich alles was er von Akihito finden konnte, nur um es zu Boden zu schmettern und darauf herumzutrampeln. Akihito hatte ihn verlassen. Das war der einzige Gedanke der noch klar vorhanden war. Immer wieder hallte er in dem Geist Asamis wider, während dieser durch das Penthouse tobte und ein wahres Chaos hinterließ. Akihito war fort, dabei sollte er ihn doch bis um Grund der Hölle begleiten. Immer wieder hatte er das dem Kleineren gesagt. Trotzdem hatte dieser jetzt die Dreistigkeit besessen ohne ihn zu gehen. Er ließ ihn hier allein zurück. Allein in der Hölle. Asami hatte immer gewusst das einem Mann wie ihn nichts gutes im Jenseits erwarten konnte. Doch zumindest im Leben wollte er die schönen Seiten genießen. Wenn es fair im Leben zuginge wäre er, Asami, derjenige der jetzt in der Pathologie lag, nicht der unschuldige Akihito. Der Akihito der sich immer zuerst Sorgen um seine Freunde und seine Familie machte. Der sogar geschafft hatte ein Monster wie ihn zu lieben. Schwer atmend blieb Asami stehen und sah sich in dem Raum um der einmal das Wohnzimmer gewesen war. Zum Schluss hatte es ihm nicht einmal mehr gereicht die Bilder herunter zu reißen. Überall flogen Papierschnipsel durch die Luft, Federn von den Kissen die er zerfetzt hatte lagen überall herum und flogen auf, wenn Asami sich bewegte. Die Karaffe mit dem teuren Whiskey lag zerbrochen auf dem Teppich, welcher den Alkohol aufsaugte. Der schwere Aschenbecher hatte eine deutlich sichtbare Delle in der Wand hinterlassen, war aber zumindest heile geblieben. Für Sekunden lichtete sich der Nebel in Asamis Kopf und er sah was er gerade getan hatte. Doch dann fiel sein Blick wieder auf die Wolldecke Akihitos. Im Gegensatz zur letzten Nacht beruhigte sie ihn kein bisschen. Im Gegenteil, sie fachte seine Wut nur noch mehr an und nahm ihm die Luft zum Atmen. Noch während er darüber nachdachte was er jetzt tun sollte, sah er aus den Augenwinkeln wie ein Schatten sich ihm näherte. Noch bevor Suoh wusste wie ihm geschah, flog er schon über die Schulter Asamis und kam unsanft auf dem Teppich auf. Nur einen Sekundenbruchteil später sah er in die Mündung der Beretta, welche der Yakuza auf ihn richtete. Goldene Augen in denen der Wahnsinn zu lodern schien, richteten sich gnadenlos auf ihn. Asami war schon immer furchteinflößend gewesen, war das doch auch ein besonderer Teil seines Charismas. Doch jetzt schien er vollkommen außer Kontrolle zu sein. Ganz langsam ließ Suoh den Kopf zu Boden sinken und entspannte seine Hände, welche er automatisch zu einer Abwehrbewegung erhoben hatte. Er konnte nur hoffen das Asami diese Gesten beruhigen würden, als er langsam die Augen schloss. Es dauerte lange bis er es wagte wieder aufzusehen, doch Asami war fort. Überrascht von seinen eigenen zittrigen Fingern holte der Leibwächter sein Handy aus der Tasche um Kirishima zu kontaktieren. Eigentlich hatte er sich nie viele Gedanken gemacht für wen er da eigentlich arbeitete. Er hatte schon früh einfach angenommen wer er war und hatte dementsprechend gehandelt. Denn auch wenn Asami eiskalt sein konnte und teilweise zur Grausamkeit neigte, so konnte er auch gütig und sehr großzügig sein. Davon war jetzt jedoch nichts mehr in den goldenen Augen zu sehen gewesen. Nichts schien mehr von der Intelligenz und der Kälte übrig zu sein die den Yakuza sonst auszeichnete. Endlich hörte er das Freizeichen in der Leitung und im nächsten Moment hatte er die tiefe Stimme Kirishimas im Ohr. „Wir haben ein Problem.“ Mehr konnte er nicht herausbringen, während der Blick des Leibwächters durch die zerstörte Wohnung wanderte. Er hatte wirklich viel erwartet, doch das hier überstieg seine Erwartungen bei weitem. Besonders die Dinge die Akihito gehört hatten, waren wirklich übel erwischt worden. Von der einstigen Wolldecke lagen nur noch Fetzen herum. Suoh wollte sich gar vorstellen wieviel Kraft man aufwenden musste um eine Decke dermaßen zu zerlegen. Aber auch anderes war vollkommen zerstört worden. Bei jedem Schritt den er tat, knirschte es unter seinen Füßen, während er seine Bestandsaufnahme des Penthouses fortsetzt. Überall lag Glas herum, teilweise weil Vasen und Gläser runtergeschmissen wurden, aber auch von den Bildern die an der Wand gehangen hatten war das Glas zerschmettert worden. Fassungslos schüttelte Suoh den Kopf. Er konnte nur hoffen das Kirishima sich beeilte, denn je mehr Zeit verstrich um so größer wurde die Gefahr für Asami, der vollkommen allein durch Tokio irrte. Normalerweise war das eher eine Gefahr für die Umgebung des Oyabuns, doch diesmal schien dieser nicht er selbst zu sein. Doch selbst wenn sie ihn fanden, was sollten sie mit Asami machen? Ihn einfach einfangen und einsperren hörte sich einfacher an, als es war und kam ihm in diesem Moment unmöglich vor. Die einzige Hoffnung die sie hatten lag jetzt bei Feilong, vielleicht schaffte er es ja an Asami in seinem derzeitigen Zustand heranzukommen. Frustriert schnaubte Suoh auf. Er hatte nie etwas gegen Akihito gehabt, doch war es nicht zum ersten Mal sein Gedanke, das es besser gewesen wäre wenn dieser niemals auf Asami getroffen wäre. Wie auch immer dieser unscheinbare Fotograf es geschafft hatte, in das eiskalte Herz des Oyabuns einzudringen. Jetzt hatten sie das Malheur und ein vollkommen ausgetickter Asami streifte durch die Straßen Tokios. Bewaffnet und vollkommen ohne Verstand. Super. Kapitel 4: Leere ---------------- Zusammen mit Kirishima durchkämmte Feilong gerade die fünfte Spelunke in der jemand behauptet hatte Asami gesehen zu haben. Wütend knirschte der Chinese mit den Zähnen, als erneut jemand wagte ihn zu berühren. Der Dummkopf hatte jedoch Glück, dass sie nicht die Zeit hatten sich um ihn zu kümmern. Der Innenraum der Bar sah auch so schon aus als wäre ein Tsunami hindurchgetobt. Asami war vielleicht nicht mehr hier, doch er hatte deutliche Spuren hinterlassen. Auf dem Boden schien mehr als nur ein Zahn zu liegen und etliche der Hafenarbeiter hatten deutliche Blessuren einer Rauferei im Gesicht. Allmählich zehrte die Müdigkeit an seiner Konzentration und als er auf den Besitzer der Bar zutrat war die Faden seiner Geduld nur noch so kurz wie eine Zündschnur. Er hielt ein Bild Asamis hoch und fragte. „Haben sie diesen Mann gesehen?“ Mit einem breiten Grinsen legte der Angesprochene den Kopf auf die Seite und musterte das Foto. „Und wenn es so wäre? Was bekomme ich für die Information?“ Ohne Vorwarnung griff Feilong zu und zerrte den dürren Kerl an seinem Hals über die Theke. Seine Füße baumelten hilflos in der Luft, während der Triaden-Führer ihn mühelos hoch hielt. „Wie wäre es mit deinem Leben?“ Hastig nickte der Mann und der Chinese ließ ihn los. Hustend rieb er sich seinen Hals, bevor er endlich antwortete. „Der ist vor etwa einer Stunde hier reingekommen. Hat irgendwas gefaselt. Anscheinend ist er mit ein paar Jungs von den Docks aneinander geraten. Ich weiß nicht um was es genau ging. Nur das er was von taiwanesischen und chinesischen Schiffen gesagt hat. Dann brach hier auch schon die Hölle los. Sieh dir doch nur mal meinen Laden an, es wird ewig dauern alles wieder in Ordnung zu bringen. Wer bezahlt mir denn das alles?“ Feilong lächelte nur kalt, bevor er sich herumdrehte um den Raum zu verlassen. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen das Suoh und Kirishima ihm dicht auf folgten und so seinen Rücken abschirmten. Noch immer gereizt schob der Chinese sich die Kapuze seines Hoodies wieder über den Kopf und schob seine Hände so tief es ging in die Tasche über seinen Bauch. Anscheinend holten sie langsam auf. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern bis sie den Yakuza fanden. Immerhin hinterließ er eine nur zu deutliche Spur, der sie mühelos folgen konnten. Allerdings war genau das auch was Feilong Sorgen machte. Bis jetzt hatte niemand Asami erkannt, was eigentlich auch nicht sehr überraschend war, da dieser sich meist im Hintergrund hielt und nur auftrat wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ. Doch irgendwann würde die Glückssträhne des Oyabuns reißen und so wie er sich bis jetzt verausgabt hatte, wäre er dann nicht mehr in der Lage sich effektiv zu schützen. Zumindest schien er planvoller vorzugehen als sie gedacht hatten. Knurrend wies Feilong Kirishima an, die Leute in der Nähe auszufragen in welche Richtung Asami gegangen war. Je eher sie das hier zu einem Ende brachten umso besser. Der Schmerzensschrei des Anderen hörte sich wie Musik in seinen Ohren an. Asami atmete schwer als er seine Faust ein weiteres Mal in dem Gesicht seines Gegners versenkte und ihm anschließend sein Knie in den Magen rammte. Mittlerweile sah er wahrscheinlich selber nicht mehr viel besser aus als die Witzfigur die geglaubt hatte ihn angreifen zu können. Er wusste nicht mehr wirklich die wievielte Spelunke das hier war. Am Anfang war es ihm auch vollkommen egal gewesen wo er gerade war. Hauptsache es gab Ärger. Ob er es bewusst gelenkt hatte oder ob es Zufall war. Asami hatte sich immer weiter zum Hafen vorgearbeitet. Mittlerweile war er in den Docks angekommen wo die Kneipen nur noch von Hafenarbeitern aufgesucht wurden. Immer wieder hatte er nach taiwanesischen Schiffen gefragt, die erst seit kurzem im Hafen lagen. Immerhin gab es nicht viele Orte in Tokio an denen man Akihito vor ihm hatte verstecken. Dazu musste es ein Versteck sein, an dem die Schreie des Fotografen niemand hören konnte und geschrien hatte sein Kleiner. Nur das niemand zu seiner Rettung gekommen war. Unwillig knurrte Asami auf, als er die Gefühlsregung in seinem Inneren spürte. Seine Augen schienen vor Zorn regelrecht zu glühen, während er sich nach einem neuen Gegner umsah. Da war jedoch niemand mehr. Der Letzte lag als mitleiderregendes Häuflein vor ihm auf dem Boden. Genervt beugte Asami sich zu dem Mann hinab und zog ihn an den Haaren hoch. „Wirst du mir jetzt meine Fragen beantworten?“ Wimmernd versuchte der Andere den Griff zu lösen, antwortete jedoch endlich. „Draußen, am hintersten Pier liegt ein Schiff. Keiner von uns hat gesehen das darauf gearbeitet wird. Es wurde weder be- noch entladen.“ Ein zufriedener Laut kam aus Asamis Kehle, welches sich stark an ein Schnurren erinnerte. „Wie heißt es?“ „Ich weiß nicht.“ Ein lauter Schmerzensschrei war zu hören, als der Yakuza seine Beute wild durchschüttelte. Hinter sich konnte er hören wie die Tür sich öffnete und anscheinend mehrere Männer eintraten. Trotzdem ignorierte er diese und sah dem Mann den er noch immer hochhielt ins Gesicht. „Ich will Antworten.“ Panisch schrie der Mann auf, als Asami nach seiner Kehle griff und begann ihm die Luft abzudrücken. „Ich weiß es wirklich nicht, am Rumpf ist kein Name angebracht.“ Ein Grinsen legte sich auf Asamis Lippen, während er sich langsam im Kreis drehte und dabei seine neuen Gegner beobachtete. Er war anscheinend auf der richtigen Spur, warum sonst sollten sie alle Taiwanesen sein? Ohne Vorwarnung griff der Yakuza fester zu, nur um den überraschten Mann im nächsten Moment in die Männer direkt vor sich zu Schleudern. Gleich darauf schien die Hölle loszubrechen, als sich alle sechs Gegner auf einmal auf ihn stürzten. Der Lärm der aus dem Inneren der Spelunke kam, zeigte Feilong dass sie Asami endlich eingeholt hatten. Noch einmal sah er kurz zu Kirishima und Suoh, dann öffnete er die Tür und trat ein. Dabei machte er sich gar nicht erst die Mühe die Kapuze wieder herunter zu streifen, während er dem ersten von Asamis Gegner attackierte. Der Mann bemerkte noch nicht einmal was ihn da getroffen hatte, da sackte er auch schon bewusstlos zu Boden. Dem nächsten rammte der Chinese mit aller Kraft den Ellenbogen in den Hals nur um herumzufahren und einen weiteren mit einem gezielten Tritt gegen sein Kinn zu Boden zu schicken. In der Zwischenzeit waren auch Kirishima und Suoh nicht untätig und schafften es die restlichen beiden Männer auszuschalten. Auch wenn sie normalerweise eher schossen, als sich auch Nahkämpfe einzulassen, musste selbst Feilong eingestehen das die beiden sehr effektiv waren. Jetzt stand nur noch der Mann vor Asami, obwohl stehen wohl das falsche Wort war, wurde er doch nur noch von Asami aufrecht gehalten. Das rote Gesicht seines Gegners nahm langsam eine ungesunde bläuliche Farbe an. „Asami!“ Der Yakuza reagierte nicht auf den Klang von Feilongs Stimme. Sein Blick lag nur auf dem Mann vor sich, der verzweifelt seine Fingernägel in Asamis Hände an seinem Hals vergrub. Er knurrte etwas, was Feilong erst im zweiten Anlauf verstand. „Schiff, wer?“ Jetzt begriff der Chinese. Anscheinend war der Ältere nicht ganz so planlos durch Tokio getobt wie befürchtet. Allerdings würde er so wie er gerade handelte auch keine Antworten bekommen. Sein Gegner rollte mittlerweile nur noch mit den Augen, während seine hektischen Bewegungen immer langsamer wurden. Schließlich beschloss der Triaden-Führer das er genug hatte. „Asami!“ Wieder reagierte der Ältere nicht. Genervt trat Feilong neben den Japaner und setzte ihn mit einem gezielten Schlag gegen seine Schläfe außer Gefecht. Asami hatte dies anscheinend nicht kommen sehen. Er ging wie ein nasser Sack zu Boden, nur sein Kopf wurde gerade noch rechtzeitig von Kirishima abgefangen. Auch der Gegner Asamis stürzte und blieb nach Luft ringend liegen. Langsam ging Feilong zu ihm und kniete sich vor ihm hin. Ruhig griff er in die Haare des Mannes und hob sein Gesicht soweit an, das er ihn ansehen musste. „Von welchem Schiff hat er gesprochen?“ Noch immer keuchend sah der Unbekannte ihn an. „Es ist vollkommen egal ob sie das Schiff finden. Ich habe meine Aufgabe hier erfüllt, Liu-san. Meine Loyalität gehört Yan Tsui-sama und ich werde genau das tun was er mir aufträgt.“ Mit einem unguten Gefühl verengten sich Feilongs Augen. „Und wie lautete dein Befehl?“ „Sie abzulenken, damit sie das wertvollste was sie besitzen, schutzlos zurücklassen. Das Ganze ging einfacher als wir gedacht haben.“ Gurgelnd lachte der Mann auf und besprühte den Chinesen dabei mit seinem Speichel. Das Lachend endete jedoch abrupt, als Feilong ausholte und dem anderen mit Wucht seinen Ellenbogen ins Gesicht schmetterte. Hastig riss der Chinese sein Handy aus der Tasche und wählte eine vertraute Nummer. Mit jedem Tuten wurde er nervöser, wusste er doch das Tao sonst immer sofort an sein Telefon ging wenn er ihn anrief. Gerade als er schon glaubte das niemand mehr rangehen würde, wurde abgehoben. Eine Stimme die er schon lange nicht mehr gehört hatte, begrüßte ihn. „Hallo Fei. Es ist schön von dir zu hören.“ „Yan Tsui.“ Langsam öffnete Asami seine Augen und sah sich in dem fremden Raum um. Zu seiner Überraschung lag er in einem ziemlich großen Bett. Ganz langsam drehte der Yakuza sich auf die Seite und konnte nur mit Mühe ein schmerzhaftes Aufzischen verhindern. Sein gesamter Körper schien eine einzige, riesige Prellung zu sein. Selbst diese vorsichtige Bewegung durchfuhr ihn wie ein Messer. Überrascht hob der Yakuza eine Augenbraue, als es bemerkte das er nicht allein im Bett lag. Zwar mit etwas Abstand, doch immerhin im selben Bett, lag Feilong auf der Seite und hatte dem Älteren den Rücken zugekehrt. Asami setzte sich abrupt auf und starrte auf den Chinesen neben sich. Bevor er diesen Anblick jedoch vollkommen verarbeiten konnte, wurde er von einem Zug um seinen Hals abgelenkt. Ungläubig tastete der Yakuza seinen Hals ab, um den ein festes Halsband aus Leder befestigt war. Eine ebenfalls aus Leder gefertigte Leine führte von seinem Hals zu dem Kopfende des Bettes. Hastig griff Asami nach dem Verschluss, doch er konnte nur ein glattes Schloss ertasten, welches ihm unmöglich machte sich selbst zu befreien. Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf die Leine, die er wenn er sich nicht täuschte mal für Akihito gekauft hatte. Das würde dann auch erklären warum das Halsband so eng um seinen Hals lag. War der Fotograf doch um einiges zierlicher gewesen als der kräftig gebaute Yakuza. „Feilong!“ Zu seinem Leidwesen hörte sich seine Stimme nicht so souverän an, wie er es gewohnt war. Doch zumindest war jetzt auch der Chinese aufgewacht und setzte sich langsam im Bett auf. Missmutig verzog der Jüngere sein Gesicht, während er sich seine langen Haare aus dem Gesicht schob. Den anschließenden Kauderwelsch verstand Asami nur weil er sich denken konnte was Feilong sagen wollte. „Wasnloswasschreistnso?“ Trotzdem kam dem Yakuza nur ein ziemlich geistloses „Häh?“ über die Lippen, bevor er sich fangen konnte. Giftig fuhr er Feilong an. „Was soll das mit der Leine? Hast du jetzt einen Knall? Und warum liegst du überhaupt in meinem Bett?“ Noch immer nicht ganz wach, zog sich der Chinese die Decke bis ans Kinn hoch und gähnte erstmal ausgiebig, bevor er antwortete. „Die Leine war eine Sicherheitsmaßnahme, damit du noch da bist wenn ich aufwache. Wie du sehen kannst hat das ja auch sehr gut funktioniert. Und ob ich einen Knall habe steht derzeit wohl nicht zur Debatte. Das solltest du dich eher mal selber fragen. Weißt du eigentlich wie es im Penthouse aussieht? Wir haben dich mit Sicherheit durch zehn Kneipen und Clubs verfolgen müssen, bevor wir dich endlich eingeholt haben. Auf jeden Fall war nicht ich es der etliche Etablissements zerlegt hat, inklusive der Kundschaft.“ Für einen Moment war es still im Raum. Dann zog Asami wieder prüfend an der Leine die ihn festhielt, obwohl er es besser wusste. Der Anblick brachte Feilong zum Grinsen. „Ich glaube kaum das du die gelöst bekommst, immerhin ist sie aus deinem eigenen Vorrat.“ Gereizt sah der Ältere auf. „Mach mich sofort los!“ „Ich denke nicht daran.“ Diese schnippische Antwort verschlug dem Yakuza tatsächlich die Sprache. Nur mit Mühe konnte er verhindern dem Triaden-Führer mit offenem Mund hinterher zu starren, als dieser die Decke beiseiteschob und aufstand. „Und nur zu deiner Information, ich liege nicht in deinem Bett, du liegst in meinem.“ Mit diesen Worten stand der Chinese danach auf und verließ den Raum ohne den Yakuza noch eines Blickes zu würdigen. Auf äußerste geladen erwartete Asami die Rückkehr des Jüngeren. Er konnte noch immer nicht wirklich glauben das dieser die Dreistigkeit besessen hatte einfach zu gehen und ihn hier zurückzulassen. Zumindest hatte er jetzt etwas Zeit über die gestrige Nacht nachzudenken. Auch wenn vieles wie in einem Nebel verschwamm, besonders seine Gefühle, welche er jetzt wieder sicher in sich verborgen hatte. Doch sein Instinkt dem er gefolgt war hatte sich als richtig erwiesen. Er musste jetzt unbedingt zu diesem ominösen Schiff im Hafen. Gereizt zerrte der Yakuza an der Leine, die sich jedoch kein Stück rührte. Natürlich nicht, schließlich hatte er sie selber ausgesucht und für Akihito anfertigen lassen, genauso wie das Halsband. Schließlich hatte er ja gewusst wie geschickt sein Fotograf im Entkommen war. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam Feilong endlich zurück. Anscheinend war er im Bad gewesen, denn sein langes Haar glänzte noch feucht, als er sich mit einer Tasse Tee neben Asami auf das Bett setzte. „Wir müssen reden.“ Der Ton des Jüngeren war bei diesen Worten so ernst das der Yakuza unwillkürlich jede Bewegung an der Leine einstellte. Misstrauisch beäugte er Feilong, während dieser seine Tasse in kleinen, wie es schien widerwilligen, Schlucken leerte. „Ich werde dich nicht losmachen, bevor wir ernsthaft gesprochen haben. Die Situation ist noch viel ernster als wir bisher angenommen haben. Was bedeutet das ich keine Zeit habe hinter dir herzulaufen, wenn du meinst mal wieder einen deiner Ausraster haben zu müssen.“ Mürrisch sah Asami den Jüngeren an. „Ich habe keine Ausraster.“ Seufzend stellte Feilong seine Tasse auf den Nachtschrank. „Ich glaube das sieht Suoh etwas anders, nachdem er dir gestern begegnet ist. Niemals hätte ich gedacht dass er sich so ängstlich anhören könnte. Was auch immer du mit ihm angestellt hast, es hat wohl bleibenden Eindruck hinterlassen. Was wohl auch erklären würde, warum du in meinem Bett liegst und nicht in deinem.“ Zum ersten Mal wurde Asami still. Unvermittelt riss Feilong jedoch den Älteren wieder aus seinen Gedanken. „Wie ich dir schon sagte ist die Situation ernster als gedacht. Während ich dir nämlich durch das Nachtleben Tokios gefolgt bin, wurde Tao aus dem Hauptquartier hier entführt.“ „Du hast ihn nicht in Hongkong gelassen?“ „Natürlich nicht. Ich bin davon ausgegangen das er an meiner Seite am sichersten ist. Außerdem war da ja ein gewisser jemand, der mir nicht mitgeteilt hat warum ich kommen sollte.“ Erschöpft schloss Asami kurz die Augen. Erst Akihito und jetzt auch noch Tao. „Lebt er noch?“ „Wenn man davon ausgeht das Akihito tatsächlich drei Tage um sein Leben gekämpft hat, bleiben mir nur noch zwei Tage um nach Taiwan zu kommen.“ „Dir?“ „Ich habe mit Yan Tsui telefoniert, als ich versucht habe Tao zu erreichen. Er fordert zurück was nach seiner Meinung ihm gehört.“ „Baishe.“ „Mich.“ Erschrocken richtete sich Asami auf, vergaß für einen Moment das Leder um seinen Hals und wurde hart zurück auf die Matratze gerissen. Müde lächelte Feilong als er Asamis entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Er fordert seinen Soldaten zurück. Das ich ihm dabei Baishe zu Füßen legen würde ist ein nettes Anhängsel.“ Diesmal setzte Asami sich langsamer auf und achtete genau auf das Ende seiner Bewegungsfreiheit. „Das wirst du ihm aber nicht geben.“ Ein Gesichtsausdruck den der Ältere noch nie auf Feilongs Zügen gesehen hatte, machte sich breit. Alarmiert beugte der Yakuza sich vorzubeugen, kam jedoch nicht weit. Feilong kam ihm entgegen und legte seine Lippen sanft auf die Asamis. „Gibt es etwas was du für Akihito nicht getan hättest?“ Verzweifelt riss der Japaner die Augen auf die er kurz während des Kusses geschlossen hatte. Doch Feilong hatte sich bereits wieder erhoben. An der Tür blieb er noch kurz stehen. „Ich wollte dir wirklich helfen, Asami. Akihito hat nicht nur dir viel bedeutet und ich hätte mit Freuden seinen Mörder beim Sterben zugesehen. Doch jetzt geht es um Tao und vielleicht kann er noch gerettet werden.“ „Feilong!“ Hilflos hatte der Yakuza eine Hand nach dem Jüngeren ausgestreckt. „Tu das nicht, er wird dich vernichten!“ Ein trauriges Lächeln huschte über die Lippen des Chinesen. In diesem Moment wirkte er überhaupt nicht mehr wie der Baishe-Drache. Jegliche Ausstrahlung war ihm abhandengekommen. Er wirkte einfach nur noch geschlagen und unglücklich. „Ich werde versuchen Tao zu befreien und nach Japan zu schicken. Bitte kümmere dich um ihn.“ Damit drehte sich der Chinese in einem eleganten Wirbel aus roter Seide und schwarzen Haaren herum und ging. Asami saß vollkommen still im Bett und lauschte, bis er auch die zweite Tür hören konnte. Anscheinend war er jetzt allein. Sofort begann der Yakuza zu toben und obwohl das gesamte Bett knarrte, gab es doch nicht nach. Erst nachdem er sich vollkommen verausgabt hatte, konnte er wieder Geräusche hören. Zögernd wurde die Tür geöffnet und Kirishima betrat dicht gefolgt von Suoh den Raum. Sofort richtete sich Asami mit einem Knurren auf. „Bindet mich sofort los!“ Nervös nahm Kirishima seine Brille ab und begann sie dermaßen heftig zu putzen, dass der Yakuza meinte dies sogar hören zu können. „Verzeihen sie mir Asami-sama, doch die Anweisungen Liu-samas waren sehr genau was sie betrifft. Sein Befehl ist das wir sie erst in einer Stunde losmachen dürfen.“ Asamis Blick wurde kalt, während er seine Männer musterte. „Sehe ich es richtig das ihr damit nicht mehr meinen Befehlen folgt, sondern denen Feilongs?“ Unwohl wandte sich der Sekretär. „Aasami-sama…“ Knurrend wischte Asami die Antwort beiseite. „Spar dir dein -sama! Ich habe eine einfache Frage gestellt und will jetzt eine einfache Antwort!“ „Es ist keine einfache Frage, Asami.“ Zum ersten Mal mischte sich jetzt Suoh in das Gespräch ein. „Seit wir die Tasche in ihr Büro gebracht haben sind sie nicht mehr sie selbst. Wir haben ihnen Treue geschworen und dazu werden wir auch stehen, auch wenn das bedeutet das wir sie vor sich selber schützen müssen. Wenn das bedeutet den Befehlen eines anderen zu folgen werden wir genau das tun.“ Wütend kniff Asami die Augen zusammen und lehnte sich so weit vor wie die Leine es zuließ. „Die Tasche?“ Seine Stimme war vollkommen ruhig, doch die Temperatur im Raum schien in diesem Moment um mindestens zehn Grad zu fallen. „Sag mir doch was in der Tasche gewesen ist, Suoh. Erkläre mir wer noch er selber ist, wenn er seinen gefolterten und ertränkten geliebten in einer Sporttasche geschickt bekommt.“ Unwohl trat der Leibwächter von einem Bein aufs andere, unterbrach den Blickkontakt jedoch nicht. „Niemand wäre noch er selber,“ gab er zu, „doch die wenigsten zerlegen dabei ihre Wohnung und das halbe Nachtleben Tokios. Wir sind ihnen durch mehr als zehn Kneipen gefolgt, eine sah schlimmer aus als die andere, ganz zu schweigen von den Gästen die noch da waren. Mal davon abgesehen dass sie sich am Anfang gar nichts haben anmerken lassen. Weder Wut, noch Trauer oder sonst irgendetwas.“ Frustriert raufte Suoh sich die Haare. „Normalerweise ruft man die Hinterbliebenen an um ihnen bescheid zu geben, von mir aus auch die Verbündeten um den Mörder zu jagen. Doch sie haben Feilong schon beinahe unter Todesdrohungen heranschaffen lassen.“ Frustriert ließ Asami sich wieder in die Kissen zurücksinken. Er hatte den ehrlichen Worten seines Leibwächters nichts entgegenzusetzen. Schließlich brummte er leise. „Ich habe nicht das halbe Nachtleben Tokios zerlegt, ich hatte eine Spur.“ Zum ersten Mal seit sie den Raum betreten hatten, grinsten die beiden Männer leicht. „Dann sollten sie sich die Läden jetzt mal im Tageslicht ansehen.“ „Ich bin einer Spur bis zum Hafen gefolgt,“ beharrte Asami. Wieder ernst näherte sich Kirishima jetzt seinem Boss. „Das wissen wir. Das von ihnen entdeckte Containerschiff wird gerade untersucht und wir bekommen sofort bescheid sollte etwas gefunden werden.“ Für einen Moment zögerte der Sekretär noch, doch dann griff er mit einem leisen Seufzen in seine Tasche und zog einen kleinen Schlüssel hervor. „Niemand kann ihnen sagen was sie tun oder lassen sollen, Asami-sama. Doch ich bitte sie ihre Aktionen in Zukunft besser zu überdenken, da sie sich selber durchaus großen Schaden zufügen könnten, etwas das Akihito bestimmt nicht gewollt hätte.“ Direkt danach hörte der Yakuza ein leises Klicken und kurz darauf wurde ihm das lederne Halsband abgenommen. Sofort konnte er sehen wie die Anspannung die in den letzten Minuten abgenommen hatte, wieder zunahm. Das konnte er seinen Männern jedoch schwer vorwerfen, war es doch er selber der diese Reaktion hervorgerufen hatte. Langsam rutschte er von dem Bett herunter und streckte sich vorsichtig, trotzdem verzog sich seine Miene schmerzhaft, als Asami erst jetzt bewusst wurde, was er alles hatte in der letzten Nacht einstecken müssen. Seufzend sah er dann zu seinen beiden Leibwächtern, die sich in diesem Moment wohl ziemlich weit weg wünschten. „Als erstes will ich ein Telefon. Die Situation ist gefährlicher als wir bereits angenommen haben. So gern wie ich Akihito rächen möchte, geht es jetzt doch erstmal um die Lebenden. In diesem Fall um Fei und Tao. Kirishima, du wirst alles in die Wege leiten das wir das Land so schnell wie möglich verlassen können. Außerdem will ich alles über dieses Schiff im Hafen wissen. Suoh du informierst dich auf den Straßen. Ich will jedes Gerücht, einfach alles haben was Bezug zu den jetzigen Geschehnissen hat. Außerdem will ich das du Kanou aufsuchst. Die Gefahr für ihn dürfte zwar gering sein, doch möchte ich trotzdem das er gewarnt wird. Wir treffen uns hier in zwei Stunden wieder.“ Mit einem zustimmenden Nicken drehte sich Suoh um verließ den Raum, zwei Stunden waren nicht wirklich viel Zeit und er würde sich beeilen müssen um den Befehlen Asamis nachzukommen. Besonders auf den Besuch bei Kanou freute er sich überhaupt nicht, war dieser doch ein noch kälterer Bastard als sein eigener Boss. Einen Moment lang blieb Kirishima noch neben dem Oyabun stehen, dann zeigte er auf einen kleinen Koffer, der in einer Ecke stand. „Ich habe ihnen alles eingepackt was sie brauchen könnten Asami-sama. Wenn etwas fehlen sollte melden sie sich bitte.“ Dann zog er ein Handy aus seiner Tasche und reichte es dem Anderen. Asami erkannte das es sein eigenes war. Kopfschüttelnd nahm er es entgegen und begann eine Nummer einzugeben. „Ich habe doch gesagt das du das -sama weglassen sollst, Kirishima.“ Unsicher wie er gerade reagieren sollte verneigte sich der Sekretär leicht und verließ dann beinahe fluchtartig den Raum. Unter anderen Umständen hätte der Yakuza über diese Reaktion gegrinst, doch jetzt zeigte es ihm nur wie stark er seine Männer mit seinem Verhalten verunsichert hatte. War es wirklich gerade etwas mehr als zwei Tage her, dass man ihm den toten Akihito geschickt hatte? Irgendwie schien viel mehr Zeit vergangen zu sein. In diesem Moment fühlte der Japaner sich um Jahrzehnte älter, während er dem Freizeichen lauschte. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde endlich abgenommen und eine harte Stimme meldete sich. Asami brauchte etwas, bis er seine plötzlich tauben Lippen dazu bringen konnte etwas zu sagen. Denn es jetzt laut auszusprechen würde es viel wirklicher machen, als es bisher schon war. Er würde eingestehen müssen nicht stark genug gewesen zu sein das ihm wertvollste zu beschützen. „Ich brauche deine Hilfe, Eury.“ Dröhnendes Lachen kam aus dem Hörer und brachte den Yakuza beinahe dazu wieder aufzulegen. „Du rufst nicht wirklich um diese Uhrzeit hier an um mich um Hilfe zu bitten.“ Das Rascheln von Laken waren zu hören als der Russe sich bewegte und Asami wurde klar das er den anderen quasi mitten in der Nacht anrief. Da es keinerlei Möglichkeit gab den nächsten Schlag irgendwie abzumildern oder einfacher zu machen sprach Asami es direkt aus, auch wenn er wusste welchen Schock er Eury damit versetzte. „Akihito ist tot.“ Kapitel 5: Der Russe kommt -------------------------- Beinahe lautlos bewegte sich Yoh über das Deck des riesigen Schiffes. Immer wieder nutzte er die Schatten zwischen den Containern aus um nicht gesehen zu werden. Denn auch wenn anscheinend nichts verladen wurde, waren doch erstaunlich viele Männer anwesend. Mehr als einmal hechtete der ehemalige Leibwächter gerade noch rechtzeitig in eine Nische und entging so einer Entdeckung. So dauerte es eine ganze Weile bis er endlich die Luke erreicht hatte um in das Innere zu gelangen. Tief Luft holend schwang der Japaner sich ins Innere. Er brauchte einen Moment um sich an die Dunkelheit um sich herum zu gewöhnen. Langsam aber gründlich durchsuchte er das komplette Unterdeck bis hin zum Maschinenraum. Er wollte sich gerade abwenden, als er die kleine versteckte Luke ganz hinten sah. Mit einem unguten Gefühl schlich sich der ehemalige Leibwächter zwischen den riesigen Motoren hindurch bis er direkt vor der Luke stand. Das schloss welches an ihr befestigt war, öffnete er ohne Probleme und nur Sekunden später schloss er die Luke hinter sich. Der Raum in dem er jetzt stand war nicht besonders groß. Seine Ausstattung ließ keinerlei Illusionen darüber zu wozu er genutzt wurde. Eine schmale Pritsche mit Lederschlaufen für Hände und Füße stand in der Mitte des Raumes. Die Wände waren voll gehängt mit Folterwerkzeugen aller Art. Die Luft schien sich regelrecht mit dem Geschmack von Kupfer vollgesogen zu haben. Beinahe glaubte der Japaner den Geschmack von Blut auf der Zunge zu haben, während er langsam auf die Pritsche zutrat. Er rieb gedankenverloren über einen roten Fleck der eindeutig Blut gewesen war. Es war jedoch unmöglich zu sagen ob es Akihitos Blut gewesen war, das hier vergossen wurde. Nachdenklich schweifte sein Blick durch den Raum, blieb hier und da an einem der Werkzeuge hängen. Als er jedoch ein weiteres Mal auf die Pritsche ins Auge fasste blieb der Blick des Japaners an einem blonden Haar hängen, welches sich am Kopfende in dem rissigen Holz verfangen hatte. Mit spitzen Fingern zog Yoh an dem Haar und hielt es sich dichter vor die Augen. Akihito. Die Farbe und auch die Länge schienen zu stimmen. Wäre er ein Ermittler würde seine Vermutung natürlich nicht ausreichen. Doch so war es alles was er brauchte um ihn einem Sekundenbruchteil seine Entscheidung zu treffen. Nur kurz sah er sich um und befestigte dann an der Außenwand eine schwarze Haftmiene. Wenn er sich nicht täuschte musste er hier unterhalb der Wasserlinie sein, eine Explosion konnte auf dieser Höhe verheerende Folgen haben. Trotzdem hinterließ er auf seinem Weg nach draußen weitere Mienen. Er musste dafür sorgen das weder Feilong noch Asami diesen Raum jemals zu Gesicht bekamen. Selbst ihm lief noch immer ein Schauder über den Rücken, beinahe glaubte er die verzweifelten Schreie Akihitos hören zu können, als dieser um sein Leben gekämpft hatte. Dabei musste selbst dem Jüngeren klar gewesen sein, dass er in diesem Raum sterben würde. Jeder Quadratzentimeter des Raumes schien die Qualen und die Hoffnungslosigkeit gerade zu auszuatmen. Damit würde jetzt jedoch Schluss sein. Genauso lautlos wie er an Bord gekommen war, verließ Yoh es auch wieder. Obwohl helllichter Tag war, verschmolz er geradezu mit der Dunkelheit der Schatten. Ohne dass es jemand bemerkte lief er über den Pier und verschwand dann zwischen den riesigen Kränen und Containern. Ein bitteres Lächeln lag auf seinen Zügen als er nach der kleinen Fernbedienung griff und auf den Knopf drückte. Eine ohrenbetäubende Explosion zerriss die Stille des Morgens. Erschrockene Rufe und kurz darauf eine gellende Sirene zeigten Yoh das sein Werk bemerkt worden war. Obwohl er zusehen sollte das er hier verschwand, drehte er sich trotzdem noch ein letztes Mal zu dem Containerschiff um. Dies war der Ort an dem Akihito gestorben war, daran hatte er keinen Zweifel. Noch einmal senkte er leicht seinen Kopf, zollte dem Fotografen damit seinen Respekt. Dann schlug er hastig seinen Kragen hoch und sah zu das er hier verschwand, bevor noch jemand bemerkte das sich jemand unbefugt Zutritt verschafft hatte. Im Nachhinein konnte Asami nicht mehr sagen was ihn dazu bewogen hatte mit Eury Wodka zu trinken. Aber es war eindeutig eine seiner blödesten Ideen in den letzten Tagen gewesen. Doch als der Russe nur elf Stunden nachdem sie miteinander telefoniert hatten vor der Tür stand, war ihm klar geworden, dass er nicht wirklich eine Ahnung davon hatte wie man andere tröstete. Besonders nicht wenn der Andere knapp zwei Meter Groß und gefühlt fünfzig Kilo schwerer war als er. Bei einer Frau oder auch jemand zarteren hätte Asami diesen in den Arm nehmen können, doch Eury war weder weiblich, noch zart. Trotzdem hatte der riesige Russe ihn wie einen Teddybären an sich herangezogen und ihn so fest gedrückt das der Yakuza einen Moment lang davon überzeugt war das ihm jede Rippe gebrochen worden war. Ohne auf die Gegenwehr des Japaners zu achten, trug Eury ihn in das Wohnzimmer und ließ ihn dort erst runter als Asami etwas von Wodka sagte. Jetzt hätte er noch aussteigen können. Der Yakuza hätte nur ein Glas bringen können, oder er hätte sich etwas von seinem bevorzugten Whiskey genommen. Doch in diesem Moment traf er die Entscheidung den Wodka mitzutrinken. Bis zu dem Moment als er in seine Küche ging hatte Asami noch nicht einmal gewusst das er welchen im Haus hatte. Wahrscheinlich war es auf Kirishima zurückzuführen das nicht nur der gekühlte Wodka bereitstand, sondern auch ein Zettel daneben lag, dass im Kühlschrank eine Platte mit Häppchen wartete. Stirnrunzelnd griff Asami sich beides und ging zurück zu Eury in sein mittlerweile wieder aufgeräumtes Wohnzimmer. Deutlich konnte er sehen wie der Russe die kahlen Wände musterte aus denen noch immer die Nägel ragten. Zum Glück sagte der Blonde jedoch nichts. Schweigend nahm er das gefüllte Glas entgegen und setzte sich Asami gegenüber. Langsam hob Eury den Arm und wartete geduldig bis der Japaner es ihm gleichtat. „Auf Akihito, der einzige der in der Lage war unsere Herzen zu berühren. Ruhe in Frieden moj salatoj.“ Dann leerte er das Glas in einem Zug und setzte es deutlich hörbar auf den Tisch auf. Sofort folgte Asami dem Beispiel. Die flüssige Hitze brannte sich durch seinen Brustkorb bis hinab in seinen Bauch und gaben ihm eine angenehme Wärme. Ein leises Seufzen kam über die Lippen des Yakuzas, während er Eury dabei beobachtete wie sich dieser ein kleines Häppchen mit Kaviar nahm. „Du solltest auch was essen Asami, dann verträgst du den Wodka besser.“ Unwillig knurrte der Japaner auf, wehrte sich aber nicht als ihm Eury einfach ein Häppchen mit Hering entgegenhielt. „In Russland trinkt man nicht einfach so Wodka, man isst dazu und hält Trinksprüche.“ Seufzend schob sich Asami den Hering in den Mund. „Und warum sollte ich irgendwelche Trinksprüche aufsagen?“ „Weil es für unseren Kleinen ist.“ Dem hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. So hatten sie ein Glas nach dem Anderen geleert, ihre Sprüche waren immer länger und verworrener geworden, bis sie irgendwann wohl einfach einschliefen. Und ganz genau das war das Problem das Asami jetzt gerade hatte. Ein Alptraum, in dem er glaubte zu ersticken weckte den Yakuza. Nur musste er im nächsten Moment feststellen dass dies kein Alptraum war. Noch im Halbschlaf begriff der Japaner das er in seinem Bett lag, doch er war nicht allein. Halb auf ihm lag Eury und hielt ihn Löffelchen-Position an sich gepresst. Das war das eine, was der alkoholvernebelte Verstand des Yakuzas mühsam aufnahm. Das andere wurde ihm erst klar, als er seine Klamotten in einem unordentlichen Haufen auf dem Boden liegen sah. Erst jetzt spürte er das vertraute Gefühl von Haut auf Haut. Ganz langsam versuchte Asami sich aus der Umarmung zu winden, doch der Russe hielt ihn mühelos in Position. Zu allem Überfluss bemerkte der Japaner jetzt das seine Bewegungen nicht ohne Folgen waren. Eine erstaunlich große Erektion presste sich an seinen Hintern und begann sich unangenehm an ihm zu reiben, als der Russe langsam in den Halbschlaf überwechselte. Ein tiefes Stöhnen kam über die Lippen Eurys, als dieser begann seine Hüften nachdrücklicher gegen Asami zu bewegen. Schon fast panisch versuchte sich der Yakuza jetzt aus der Umarmung zu finden. Deutlich konnte er spüren wie sich die erste Flüssigkeit des Größeren an seinem Hintern verteilte, während er sich immer fester gegen ihn presste. Unwillig stöhnte er auf, als Eury den Griff wechselte und jetzt seine Hüften umfasste. Ganz langsam bemerkte der Japaner wie er nachgab und der Blonde in ihn eindrang. Knurrend richtete sich Asami soweit auf wie er konnte und rammte Eury seinen Ellbogen in die Seite. Endlich wachte der Russe aus seinem erstaunlich tiefen Schlaf auf. Der Moment der Erleichterung war jedoch nur kurz, verkrampfte der Blonde sich doch wegen dem Schlag und drang so komplett in den unter ihm liegenden ein. Laut stöhnend schlug Eury die Augen auf und sah in das Gold Asamis, welches ihn mörderisch anfunkelte. Nie hatte der Russe auch nur einen Gedanken daran verschwendet das Bett mit dem Yakuza zu teilen. War dieser doch normalerweise nicht wirklich sein Typ. Zu stark, zu dominant und sich dessen nur zu bewusst. Ihn jetzt jedoch so unter sich zu haben, seine Enge und Hitze zu spüren, war mehr als er es jemals für möglich gehalten hatte. „Runter von mir!“ Die Stimme des Japaners war noch rau vom vielen Alkohol, als dieser sich komplett verspannte und versuchte den Größeren abzuwerfen. Keuchend ging Eury mit der Bewegung mit. Deutlich konnte er die Muskeln Asamis unter seinen Händen arbeiten spüren, während sich der Yakuza dermaßen verengte das er beinahe gekommen wäre. Nur mit Mühe beherrschte der Russe sich, während er sich einen neuen Halt suchte und sich langsam zurückzog. Er hörte das erleichterte Seufzen Asamis, doch im nächsten Moment bewegte er die Hüfte schwungvoll wieder nach vorne und füllte den Yakuza wieder vollkommen aus. Sich immer wieder gegen den sich wehrenden Japaner stemmend, nahm Eury einen immer härter werdenden Takt auf, bis auch Asami sich ein Keuchen nicht mehr verkneifen konnte. Noch immer wehrte er sich mit aller Macht gegen das ungewohnte Gefühl in seinem Inneren. Es war schon sehr lange her, dass Asami es geduldet hatte genommen zu werden. Damals war er Jünger gewesen und der Andere hatte ihn nicht vollkommen dominieren können. Jetzt jedoch hatte er keine andere Wahl. Eury schien jede seiner Bewegungen voraus zu ahnen und ging mit ihm mit. Auch an Kraft war der Russe ihm mehr als ebenbürtig. Gedemütigt knurrte der Yakuza auf, als er eine Hand in seinem Genick spürte die ihn auf die Matratze zwang. Finger gruben sich tief in seine Haut und brachten ihn erneut zum Ächzen, während sich Eury über ihn beugte und seine Zähne in seinem Genick vergrub. Der Takt wurde noch härter und wenn dies überhaupt möglich war, drang der Blonde noch tiefer in ihn ein. Normalerweise liebte Asami die Härte und auch die Geschwindigkeit, doch jetzt als Empfangender war er dem Russen vollkommen ausgeliefert, während dieser seine Finger über den Körper des Yakuzas wandern ließ. Gerade als er hören konnte wie der Atem Eurys unregelmäßiger und tiefer wurde, hielt dieser plötzlich an und zog sich aus dem Japaner zurück. Ohne Mühe bändigte er den sich noch immer wehrenden Schwarzhaarigen und drehte ihn auf den Rücken um dann hastig wieder in die betörende Enge einzutauchen. Genussvoll warf Eury den Kopf in den Nacken, während er sich die Beine Asamis auf die Unterarme legte. „Ich will dir in die Augen sehen wenn du kommst.“ Diese Worte quittierte der Japaner mit einem Blick, der wenn es denn möglich wäre, getötet hätte. Als würde Asami nichts wiegen schob ihn Eury quer über das Bett bis er den Yakuza zwischen sich und dem Kopfende eingeklemmt hatte. Schnell änderte er den Griff und hob den Japaner so an das dieser mit seinem Rücken gegen die Wand lehnte. Jetzt ruhte das gesamte Gewicht Asamis auf seinen Armen und gab ihm somit die komplette Kontrolle über den Schwarzhaarigen. Dieser schien es endlich zu akzeptieren und schlang seine Arme um den breiten Nacken Eurys. Der Russe kniete jetzt auf der Matratze und hielt den Anderen in seinen Armen, während er wieder seinen gewohnten Takt aufnahm. Berauscht von der Enge und auch von der Kraft des Yakuzas schrie der Blonde leise auf, während er sich immer härter in Asami versenkte. Längst nutzte er das Gewicht des Japaners um noch schwungvoller eindringen zu können. Noch nie hatte er jemanden mit dieser Gewalt nehmen können. Selbst Akihito hatte er niemals mit solch purer Aggression genommen. Trotzdem kam kein Laut des Schmerzes über Asamis Lippen. Im Gegenteil, jetzt hatte auch der Yakuza die Augen geschlossen und atmete schwer, während er seine Arme nur unterstützend um ihn geschlungen hatte. Deutlich konnte Eury spüren wie sich die Spannung in seinem Unterleib aufbaute. Schweiß lief ihm über den Rücken, als er sich noch weiter aufrichtete. Hilflos seinen Gefühlen ausgeliefert biss er erneut in die makellose Haut Asamis. Er konnte das Blut auf seinen Lippen schmecken, als Asami auf einmal erschauderte und die Augen aufriss. Mit einem lauten Aufschrei ergoss er sich zwischen sie. Er verengte sich dermaßen um den Russen das dieser nicht mehr in der Lage war nachzustoßen um den köstlichen Schrei des Japaners zu verlängern. Die Kontraktionen um sich herum waren aber auch so stark genug. Mit einem tiefen Stöhnen ließ er Asami von seinem Armen gleiten und presste ihn fest auf seinen Schoß während er sich in langen Schüben in den Yakuza ergoss. Ein Zittern überlief seinen schweißnassen Körper, während er seinen Kopf auf Asamis Schulter legte und sich gegen seinen Hals presste. Fest umschlang er den muskulösen Körper während er noch immer nach Luft schnappte. Für den Moment ließ der Yakuza diese Nähe zu und löste seinen eigenen Griff um den Nacken des Russen nicht. Es dauerte lange bis sie sich endlich wieder regten. Der Schweiß auf ihren Körpern war bereits wieder getrocknet, als Eury sich langsam mit Asami auf seinen Armen erhob und aus dem Bett kletterte. Er brauchte nicht nach dem Badezimmer zu fragen, während er den Japaner mit unter die Dusche trug und sich auch erst dort aus ihm zurückzog. Kaum stand er Japaner wieder auf seinen eigenen Beinen, war deutlich zu sehen wie sich die Wände um ihn herum erneuerten. Die gesamte Körperhaltung Asamis strahlte eine solche Kälte aus, das Eury es vorzog nach ihm zu duschen. Leise vor sich hin fluchend verließ der Yakuza das Badezimmer und zog den Gürtel seines Bademantels enger. Noch immer schmerzten seine unteren Regionen dermaßen, dass es ihm kaum möglich war normal zu laufen. Sogar seine Finger zitterten als er sich eine Zigarette aus der Packung nahm und sie hastig anzündete. Das einzige was ihn beruhigte war, dass niemand sie hatte hören können. Immerhin gehörte das Gebäude ihm. Die beiden Etagen unter dem Penthouse waren zwar eingerichtet und standen zur Benutzung bereit, waren jedoch leer. Vollkommen in Gedanken ging er mit zusammengebissenen Zähnen zur Bar und schenkte sich ein großzügiges Glas seines Whiskeys ein. Dabei fiel sein Blick auf die Wodkaflaschen die auf dem Boden standen. Eine halbvolle Flasche stand noch oben. Mit einem beinahe angeekelten Blick griff Asami danach und warf sie hastig in den Müll. Nie wieder würde er dieses Teufelszeug anrühren. Er war so in Gedanken, dass er heftig zusammenfuhr, als er hinter sich eine bekannte Stimme hörte. „Das nenne ich mal eine sehr originelle Art der Trauerbewältigung.“ So schnell es sein malträtierter Körper zuließ fuhr er herum und starrte den Mann an, der es sich in einem der Sessel bequem gemacht hatte. „Yoh!“ Kapitel 6: Taiwan ----------------- Die Stimmung im Flieger war eisig. Immer wieder musterte Kirishima seinen Boss besorgt. Die Ausstrahlung des Yakuzas schien die Luft beinahe gefrieren zu lassen, während dieser sich nur bewegte um sich eine weitere Zigarette anzuzünden. Trotzdem wirkte er in diesem Augenblick fast wie immer und auf jeden Fall normaler. Das einzige was für den Sekretär nicht ins Bild passen wollte, war das Seidentuch, welches Asami anstatt seiner gewohnten Krawatte trug. Besonders da er den Stoff so hochgebunden hatte, dass es seinen gesamten Hals verdeckte, dabei war es doch gar nicht kalt. Im Gegenteil, es war heute so warm gewesen, dass der Russe sich tatsächlich für ein kurzärmeliges Hemd entschieden hatte. Nicht jedoch Asami. Er trug wie immer einen seiner maßgeschneiderten, dreiteiligen Anzüge. Selbst jetzt im Jet hatte der Yakuza sein Jackett nicht abgelegt, genau so wenig wie er das Tuch gelockert hatte. Als würde er den Blick spüren hob Asami die Augen und sah zu seinem Sekretär, der in diesem Moment mehr als dankbar war, seinem Boss nicht direkt gegenüber zu sitzen. Zwar verzog der Yakuza keine Miene, doch er kannte ihn gut genug um sein Missfallen mehr als deutlich zu spüren. Hastig sah Kirishima auf seine eigenen Hände und konzentrierte sich sofort wieder auf den Laptop vor sich. Aus den Augenwinkeln sah der Sekretär wie Eury grinste, während er ein Glas von seinem Leibwächter entgegennahm. Das war auch so eine Sache. Obwohl er alle Termine für den Oyabun koordinierte hatte er nicht gewusst das der Russe heute Morgen im Penthouse sein würde. Genauso wenig war er von Yohs Anwesenheit eingeweiht worden. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er sogar vermutet das der Blonde bei Asami übernachtet hatte. Das wäre auf jeden Fall eine logische Erklärung, besonders wenn man bedachte das die beiden fast drei Flaschen Wodka leergemacht hatten. Doch allein der Gedanke von Eury und Asami brachte den Japaner dazu sich zu schütteln. Niemals. Wahrscheinlich hatte der Russe nur eine Etage tiefer geschlafen. Sehr wahrscheinlich. Warum hatte dann aber Yoh ein so wissendes Grinsen im Gesicht? Nicht dass der Mann viele Gefühle zeigte. Das was Kirishima als Grinsen identifizierte würden andere wohl als leichtes Zucken des Mundwinkels abtun. Doch es war eindeutig da und verriet dem Sekretär das er etwas wichtiges verpasst hatte. Frustriert konzentrierte Kirishima sich wieder auf seine Arbeit und versuchte weiterhin an Informationen über Yan Tsui zu kommen. Immerhin würde es nicht mehr lange dauern bis der Jet landete. Spätestens dann würde Asami einen vollständigen Bericht von ihm erwarten. Verärgert kniff Asami die Augen zusammen. Natürlich war ihm das breite Grinsen Eurys nicht entgangen. Zu seinem Glück hatte der Russe sich ansonsten allerdings zurückgehalten. Der Yakuza schwor sich, sollte der Blonde auch nur ein Wort über das verlieren was in seinem Schlafzimmer passiert war, dann würde noch nicht einmal mehr die gesamte Macht des Albatof-Kartells ihn noch retten können. Noch immer wusste er nicht wirklich wie er sitzen sollte, strahlte der Schmerz doch bis hoch in seine Hüften und verteilte sich dann gleichmäßig über seinen Rücken. Dazu noch dieses alberne Halstuch, welches er nicht brauchen würde, wenn der bekloppte Russe sich nicht wie ein Blutegel an einem festbeißen würde. Zu seinem Leidwesen hatte er den kräftigen Biss in seinem Genick erst bemerkt als Yoh ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. Deutlich waren die makellosen Zahnreihen Eurys auf seiner Haut zu sehen und würden ihm wohl auch noch die nächsten Tage erhalten bleiben, genauso wie die anderen Male auf seinem Körper. Es kostete Asami all seine Willensstärke um sich zu entspannen. Sein Blick wurde mörderisch, als Eury sich nach vorne beugte um ein Glas mit Wasser zu füllen und es ihm dann zu reichen. Scheinbar kühl neigte er seinen Kopf und dankte dem Russen so für seine Aufmerksamkeit, während er ihn am liebsten in der Luft zerrissen hätte. Deutlich konnte er spüren wie der Blonde es genoss ihn weiter zu reizen. Dabei war er aber so geschickt Asami immer nur bis an die Grenze zu bringen, nicht jedoch darüber. Eines konnte der Yakuza aber nicht leugnen. Das Wasser tat seinem Kopf mehr als gut. Zwar war er Alkohol gewöhnt, doch auch bei ihm hinterließen fast drei Flaschen Wodka Spuren. Bevor seine Gedanken wieder beginnen konnten abzudriften, wandte er sich an den neben ihm sitzenden Yoh. „Kann ich davon ausgehen das du jeden von Feilongs Schritten hast beobachten lassen, seit dieser taiwanesischen Boden betreten hat?“ Zustimmend nickte der ehemalige Leibwächter. „Ich habe eine Suite in demselben Hotel gebucht und genauso wie sie es verlangt haben, wurde ein Treffen mit Huang arrangiert.“ „Wo befindet sich Fei derzeit?“ Etwas unwohl verlagerte der Japaner sein Gewicht, antwortete jedoch sofort. „Es ist mir gelungen ihn bis zu einem Nachtmarkt verfolgen zu lassen. Dort jedoch hat er meine Männer abgeschüttelt und ist verschwunden.“ Seufzend lehnte sich Asami zurück und konnte im letzten Moment ein zusammenzucken verhindern als der Schmerz erneut durch seinen Rücken schoss. „Wie lange ist Fei damit schon deiner Überwachung entkommen?“ „Zwei Stunden. Er hat sich sofort um achtzehn Uhr auf den Weg zum Raohe Nachtmarkt gemacht.“ „Also können wir davon ausgehen das sich der Idiot seit zwei Stunden in den Händen seines Bruders befindet.“ Wütend sah Yoh auf und begegnete dem eisigen Blick des Russen. „Fei ist kein Idiot, er kämpft für jene die ihm an Herzen liegen!“ Höhnisch lachte der Blonde auf. „Wenn er erst seinen Kopf benutzt hätte anstatt zu handeln, hätte er erst seine Verbündeten um sich versammelt und wäre erst dann nach Taiwan gereist.“ Selten hatte Asami solch ein Feuer in den schwarzen Augen Yohs gesehen, als dieser sich jetzt vorbeugte um dem Größeren zu Antworten. „Unter normalen Umständen hätte er dies wahrscheinlich auch getan, doch wie du dich vielleicht erinnerst wurde vor gerade mal drei Tagen ein toter Akihito auf Asamis Türschwelle abgelegt. Fei würde alles dafür tun, damit ihm nicht Tao auf die gleiche Art und Weise geschickt wird.“ Für einen Moment war es vollkommen still im Jet. Dann senkte Eury leicht den Kopf und nickte. Es war das erste Mal das Asami so etwas wie Trauer an dem Russen bemerkte. Hastig wandte der Yakuza den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf Yoh. „Wann wird das Treffen mit Huang sein?“ „Er wird sie noch heute Abend treffen, Asami-sama. Ich konnte ihn von der Dringlichkeit ihres Anliegens überzeugen, so dass er sie direkt nach der Landung empfängt.“ Nachdenklich zog der Yakuza an seiner Zigarette und bemerkte erst jetzt das sie heruntergebrannt war. Hastig drückte er den Stummel im Aschenbecher aus und fischte sofort eine Neue aus der Packung. Bald schon kringelte sich wieder der blaue Qualm durch die Luft und beruhigte seine zum Zerreißen angespannten Nerven. Ohne auf die Männer zu achten die ihn flankierten öffnete Feilong die Tür und betrat den opulenten Raum dahinter. Yan Tsui hatte es schon immer geliebt sich entsprechend in Szene zu setzen. So auch hier. Alles in dem großen Büro war darauf ausgerichtet die Aufmerksamkeit auf den Mann hinter den Schreibtisch zu lenken. Deutlich sah man diesem sein Selbstbewusstsein und auch seine Macht an. Sieben Jahre war es jetzt her das sich die beiden Brüder gesehen hatten und doch kam es Feilong in diesem Moment so vor als sei es erst gestern gewesen. Seine Schritte waren selbstbewusst, während er auf den Schreibtisch zutrat. „Wo ist Tao?“ Unzufrieden schnalzte der Ältere und sah missbilligend auf Feilong. „So respektlos wie eh und je. Das werden wir wohl als erstes in Ordnung bringen müssen. Ich denke Vater war immer viel zu weich mit dir Fei. Doch das werden wir jetzt ändern.“ „Du glaubst nicht wirklich das, dass hier so ablaufen wird wie du es geplant hast, Yan Tsui. Sag wo Tao ist und was du von mir willst.“ Mit einem Lächeln stand Yan Tsui auf und ging um seinen Schreibtisch herum. Feilong konnte es nicht verhindern das er sich sofort verspannte, als der Größere zu ihm kam und eine Hand auf seinen Rücken legte. Widerwillig folgte Feilong seinem Bruder zu einem Kotatsu und setzte sich ihm gegenüber. Der Ältere lächelte zufrieden und griff nach einer kleinen Glocke. Einen kurzen Moment später wurde bereits die Tür geöffnet und ein junges Mädchen trug ein großes Tablett mit frisch aufgebrühten Tee und kleinen Eiertörtchen. Bei ihrem Anblick verzog Feilong unwillkürlich das Gesicht, erinnerte die Kleine in ihrer traditionellen Kleidung ihn doch an zu sehr an Tao, der ihm sonst seinen Tee servierte. Yan Tsui hatte seine Reaktion genau beobachtet und lehnte sich jetzt entspannt in die Kissen in seinen Rücken. Das Mädchen kniete sich vor dem Kotatsu nieder und stellte vorsichtig das schwere Tablett ab. Mit geschickten Bewegungen füllte sie anschließend die Tassen und reichte die erste Yan Tsui bevor sie auch Feilong bediente. Anschließend verneigte sie sich tief vor den beiden Triaden-Führern um dann hastig den Raum zu verlassen. Der liebliche Duft von Jasmin erfüllte den Raum und gab der Szene etwas trügerisch friedliches. Feilong war vom Geschmack positiv überrascht und trank langsam die heiße Flüssigkeit, während er sein Gegenüber nicht aus den Augen ließ. Als es nicht den Anschein machte das Yan Tsui den nächsten Akt in dieser Geschichte würde einleiten wollen, räusperte sich der Jüngere leise. „Tao?“ Wieder lachte der Ältere auf. Langsam ging er Feilong damit dermaßen auf die Nerven, das er ihm am liebsten die Tasse an den Kopf geworfen hätte. Im letzten Moment jedoch beherrschte er sich und trank den letzten Schluck aus. Ohne etwas zu sagen, griff Yan Tsui erneut nach der kleinen Glocke. Wieder mussten sie nicht lange warten bis die Tür zum Büro geöffnet wurde. Diesmal war es jedoch nicht das kleine Mädchen das herein kam. Feilong brauchte einen Moment bis er Tao erkannte. Man hatte den Jungen in hautenge Kleidung gesteckt die gerade so das nötigste bedeckte aber auch nicht wirklich etwas der Fantasie überließ. Die Hose saß so knapp auf seinen Hüften das man das Gefühl hatte sie würde jederzeit herunterrutschen, während das Oberteil gerade mal bis zu seinem Bauchnabel reichte. Die Augen Taos waren dramatisch geschminkt und ließen ihn deutlich älter als seine Acht Jahre wirken, die er in Wirklichkeit war. Deutlich konnte man den Jungen ansehen wie unwohl er sich fühlte in diesem Aufzug Feilong entgegenzutreten. Trotzdem wagte er es auch nicht an der Tür stehen zu bleiben. Zögernd näherte er sich Yan Tsui und verneigte sich tief vor ihm, bevor er Feilong auf dieselbe Art begrüßte. „Tao.“ Unsicher sah der Junge zu dem Älteren und ließ sich von diesem auf den Schoß ziehen. Nur mühsam schaffte Feilong es sein Gesicht vollkommen ausdruckslos zu halten, während er doch am liebsten aufgesprungen wäre um Tao dort weg zu holen. Er hatte nur eine Chance den Jungen zu retten, indem er keinerlei Interesse an ihm zeigte. Leider kannte sein Bruder ihn nur zu gut. Was auch sein Grinsen zeigte, als er durch die dunklen Haare Taos strich. „Gib dir keine Mühe Fei, ich weiß wieviel dir der Junge bedeutet. Die einzige Frage die sich jetzt stellt, ist wieviel du bereit bist zu geben um ihn zu retten.“ Wütend kniff Feilong die Augen zusammen. „Was willst du?“ Nachdenklich kniff der Ältere die Augen zusammen. „Du weißt was ich will, Fei. Ich will dich, deine Treue und deinen Gehorsam. Ich will meinen Soldaten zurück den Asami vor sieben Jahren gestohlen hat.“ Bitter lachte der Jüngere auf. „Und dafür tötest du Akihito und legst ihn mit deinem Zeichen zu seinen Füßen?“ „Du hast dich diesem widerlichen Fotografen hingegeben. Es war mein Recht ihn zu beseitigen.“ „Glaubst du ernsthaft das Asami es einfach hinnehmen wird, dass du seinen Liebhaber tötest?“ Entspannt zog Yan Tsui den zarten Leib Taos näher zu sich heran und strich mit den Fingern über die freiliegende Haut. „Was will Asami gegen die vereinte Macht von der Bamboo Union und Baishe schon ausrichten? Er mag mächtig in Tokio sein, hier ist er nur ein kleiner Fisch in einem Haifischbecken.“ Belustigt beobachtete der Ältere wie sich die Augen Feilongs regelrecht an seinen Fingerspitzen festzusaugen schienen, während er provozierend das ohnehin schon knappe Oberteil etwas nach oben schob. „Du weißt wie du das hier beenden kannst Fei. Gib mir dein Wort und ich werde den Kleinen hier laufen lassen.“ Es wurde still im Raum, während sich die beiden Triaden-Führer anstarrten. Es war schließlich Feilong der den Blick senkte. Tiefer als er es in den letzten sieben Jahren jemals getan hatte, verneigte er sich vor dem Älteren und griff nach der Kanne um diesem Tee einzuschenken. Tao war der erste der die Unterwürfigkeit in dieser Geste erkannte. Hastig wollte er vom Schoß Yan Tsuis herunter rutschen, doch dieser hielt ihn mühelos fest. „Ich will es hören Fei. Wenn nicht, werde ich noch heute Abend dafür sorgen das dein wertvoller Tao mit seiner Ausbildung beginnt.“ Es war nicht nötig das sein Bruder mehr sagte, der Jüngere wusste auch so was er mit Ausbildung meinte. Man musste nur auf das Outfit sehen was Tao trug um die Worte zu verstehen. Hart sah er dem Kleinen in die vor Schreck geweiteten Augen. Langsam schob Feilong die Decke des Kotatsus beiseite und kniete sich im Seiza auf den Boden. Ohne den Blick von Tao zu nehmen neigte er sich nach vorne. Seine Hände kamen auf dem Boden zum Liegen, so das Daumen und Finger ein perfektes Dreieck bildeten. Mit dem Gesicht zu Boden blickend verharrte Feilong etliche Sekunden in dieser Position, bevor er sich wieder erhob, aber im Seiza sitzen blieb. Seine Mimik war ausdruckslos, als er die Worte über die Lippen brachte die Yan Tsui von ihm verlangte. „Ich schwöre euch, Liu-sama, meine ungeteilte Treue. Mein Gehorsam und mein Leben gehören euch.“ Tao schluchzte leise auf, rutschte aber sofort von Yan Tsuis Schoß als dieser ihn endlich losließ. Mit seinem vollen Gewicht warf er sich gegen Feilongs Brust und schlang seine dünnen Ärmchen um seinen Hals. Hastig verbarg Feilong sein Gesicht in den kurzen Haaren Taos. „Hör mir jetzt genau zu, Tao. Du verschwindest sofort von hier. Nimm ein Taxi. Geh ins Hotel Inhouse-Boutique und verlange dort nach der Suite die ich gebucht habe. Dort wird jemand auf dich warten.“ Zittrig schüttelte Tao den Kopf und presste sich noch fester an den Älteren. Feilong konnte den Jungen verstehen, doch er durfte ihm jetzt nicht nachgeben, sonst war alles was er bisher getan hatte, umsonst. Langsam löste er sich von dem Kleineren und schob ihn sanft von sich. „Lauf!“ Für einen Sekundenbruchteil sah es so aus als würde Tao sich widersetzen, doch dann wurde das Gesicht des Jüngeren ernst. So schnell er konnte wirbelte er herum und rannte aus dem Raum. Schweigend sah Feilong ihm nach und lauschte auf das Trampeln kleiner Füße auf Dicken Teppich, während der Junge sich immer weiter entfernte. Jetzt konnte er nur noch darauf hoffen das Yan Tsui sich mit seinem Wort zufrieden gab. Dieser hatte ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht und trat gerade zu dem noch immer im Seiza sitzenden Feilong. Unangenehm wurde sich der Jüngere seiner Lage bewusst, als Yan Tsui so dicht vor ihm stehen blieb das nur noch der Schritt des Älteren sein Blickfeld ausfüllte. Mühsam biss er die Zähne zusammen und starrte stur geradeaus, versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch wieder durchschaute ihn der Ältere. Finger glitten durch das lange dunkle Haar und zwangen den Jüngeren dazu nach oben zu schauen. Sanft strich Yan Tsui über die weichen Lippen Feilongs. „Ich denke es wird mir Spaß machen, deinen Gehorsam zu testen.“ Diesmal schaffte Feilong es nicht seinen brennenden Hass auf den Älteren zu verbergen, während dieser weiterhin provokativ seine Lippen liebkoste. Das sie noch alle lebten, als der Jet endlich landete hielt Kirishima für ein kleines Wunder. Warum auch immer war Asamis Laune immer schlechter geworden, je mehr sich der Russe in das Gespräch von ihm und Yoh eingebracht hatte. Hatte er es anfangs für eine gute Idee gehalten das sich ein weiterer Verbündeter beteiligte, hatte zum Landeanflug nur noch die pure Mordlust in den goldenen Augen Asamis gefunkelt. Ehrlich dankbar dafür, dass gleich mehrere Fahrzeuge auf sie warteten öffnete Kirishima die Tür für seinen Boss und stieg direkt hinter ihm ein. Laut seinem Zeitplan würden sie jetzt direkt zu Huang fahren. Also war das genau der richtige Zeitpunkt dem Yakuza seine Informationen über Yan Tsui mitzuteilen. Abwesend lauschte Asami der Stimme seines Sekretärs, während er seine Zigarette hielt als er würde er sie im nächsten Moment zerquetschen. Am liebsten würde er Eury ins Hotel schicken und ihn dort versauern lassen bis dieser alt und runzlig war. Doch er konnte nicht. Nicht hier in Taiwan. Sollte Feilong sich tatsächlich an seinen Bruder ausgeliefert haben, würde er die Macht des Albatof-Syndikats benötigen wenn er sich sowohl gegen die Bamboo Union und Baishe stellte. Denn an einem hatte er keinen Zweifel. Die Hongkonger Triade würde sich ohne größere Probleme hinter den Älteren der Liu-Söhne stellen und diesen voll und ganz unterstützen. Das wusste natürlich auch Eury und hatte während des ganzen Flugs immer wieder kleine Spitzen gegen ihn hervorgebracht. Zwar wusste nur Yoh damit wirklich etwas anzufangen, doch das reichte völlig. Für den noch immer vor sich hin kochenden Yakuza verging die Fahrt viel zu schnell, als sie nach knapp einer halben Stunden schon wieder ausstiegen. Das Bürogebäude vor dem sie standen war im Vergleich zu den anderen Häusern in der Nachbarschaft nicht besonders auffällig. Besonders nicht da sich auch das Taipeh 101 in Sichtweite befand. Noch einmal atmete Asami tief durch und nickte dann Kirishima zu, der ihm die Tür aufhielt. Mit Eury im Schlepptau betrat er eine verschwenderisch eingerichtete Lobby. Laut hallten ihre Schritte auf dem hellen Marmorboden wider, als sie den Raum in Richtung Rezeption durchquerten. Anscheinend wurden sie bereits erwartet, denn bevor sie die junge Frau hinter dem Tresen ansprechen konnten, lächelte sie bereits und nickte einem Mann zu, der bis dahin auf einem der bequemen Sessel gesessen hatte, die überall im Raum verteilt waren. Dieser erhob sich sofort und verneigte sich tief vor dem Yakuza. „Es ist uns eine Ehre sie in unserem Haus empfangen zu dürfen, Asami-sama. Wenn sie mir bitte folgen würden, Huang-sama erwartet sie bereits.“ Zustimmend nickte der Japaner und folgte mit seiner Begleitung dem Mann zu den Aufzügen. Erst als alle eingestiegen waren, zog er einen Schlüssel hervor und entsperrte so die obersten Stockwerke, die zu den privaten Räumen des Triaden-Führers führten. Schweigend drehte Asami sich herum und blickte durch die Gläserne Wand des Aufzugs auf dir rasch kleiner werdende Lobby. Deutlich konnte er spüren wie Eury direkt hinter ihm stand und jede seiner Bewegungen musterte. Es reizte den Yakuza ungemein den Größeren so dicht hinter sich zu wissen, besonders da seine Hüften noch immer schmerzten. Doch er konnte den Blonden auch verstehen, wusste er dich das dieser keine geschäftlichen Beziehungen zu Huang unterhielt und jetzt versuchte diesen anhand von Asamis Reaktionen einzuschätzen. Mit einem Seufzen drehte er sich herum und sah in die gletscherkalten Augen des Größeren. Nicht zum ersten Mal fragte er sich dabei wie dieser Mann es geschafft hatte, seinen Fotografen an sich zu binden. „Bleib direkt hinter mir, ich werde dich Huang vorstellen. Erweise ihm den Respekt der ihm zusteht, wir werden ihn brauchen.“ Zögernd nickte der Russe und schaffte es tatsächlich hinter dem Yakuza zu bleiben, während sie in ein riesiges Penthouse geführt wurden. Unwillkürlich blieb Eurys Blick an der riesigen Fensterfront hängen. Der Ausblick war es aber auch wirklich wert beachtet zu werden, gab er doch den Blick direkt auf Taipeh 101 frei. Gerade nachts musste der Anblick auf die Stadt atemberaubend sein. Erst als Asami sich leise räusperte bemerkte der Blonde den Mann der sich jetzt erhob und ihnen entgegenkam. Obwohl der Triaden-Führer schon älter war, bewegte er sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze, bevor er sich vor Asami verneigte, was der Jüngere sofort erwiderte. Hastig schielte Eury zu Kirishima und verneigte sich anschließend genauso tief wie dieser. Erleichtert atmete er auf, als Asami sich wieder aufrichtete und Huang zu der großen Sitzecke folgte die am Fenster stand. Wie schon zuvor orientierte sich Eury an Kirishima und hielt sich mit diesem dezent im Hintergrund während sich die beiden Männer setzten. Wie aus dem Nichts erschien ein Junge der nur unwesentlich älter zu sein schien als Tao und verneigte sich respektvoll vor Huang, der sich gerade sein langes Haar nach hinten strich. Beinahe erinnerte er mit dieser Geste an Feilong, auch wenn die Mähne des Älteren länger und auch nicht mehr tiefschwarz war, da sie von dicken grauen Strähnen durchzogen war. Trotzdem war es noch immer dick und reichte dem Mann bis zur Hüfte. Huang sah kaum hin als er Tee für sich und Whiskey für Asami bestellte. Den Jungen schien dies nicht zu stören. Er drehte sich hastig herum um das gewünschte zu holen. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf die Züge des Russen als er das Zucken um den Mundwinkel des Yakuzas sah, als dieser den Whiskey serviert bekam. Anscheinend litt er noch immer unter den Nachwirkungen des Wodkas vom Vortag. „Du hast um dieses Treffen gebeten, Ryuichi. Was kann ich für dich tun, dass du dich nach so vielen Jahren wieder bei mir meldest.“ Die Stimme des Triaden-Führers war ruhig, doch schwang ein Ton in ihr mit, den Eury nicht sofort einordnen konnte. War es Enttäuschung? Lange konnte er jedoch nicht darüber nachdenken, da Asami sofort antwortete. „Ich melde mich recht häufig bei dir Shao-tsen.“ Mit einer wegwerfenden Geste unterbrach der Ältere den Yakuza. „Du weißt was ich meine. Das Geschäftliche ist der einzige Grund weshalb wir in den letzten fünfzehn Jahren telefoniert haben. Also warum wolltest du mich jetzt auf einmal persönlich treffen? Was kann dir, dem großen Asami Ryuichi so wichtig sein das er selber nach Taiwan kommt?“ Vorsichtig nippte der Yakuza an seinem Glas bevor er es wegstellte und nach seinen Zigaretten griff. „Ich gehe davon aus das dir der Name Liu Yan Tsui ein Begriff ist?“ „Natürlich er ist ein Mitglied der Bamboo Union, um genau zu sein ist er ein da ge, oder auch großer Bruder. Warum fragst du nach ihm?“ „Du weißt wer sein Bruder ist?“ Genervt klopfte der Ältere seine Pfeife aus und begann sie neu zu stopfen. „Wir das jetzt ein Ratespiel, Ryuichi? Natürlich weiß ich wer sein Bruder ist, genauso wer sein Vater war. Genauso ist mir bekannt das Feilong hier in Taiwan ist und sich derzeit wahrscheinlich bei seinem Bruder aufhält. Doch was interessiert es dich?“ Stille senkte sich über den Raum, während die beiden Männer rauchten. Asamis Augen verfolgten die Rauchkringel in der Luft, bevor er antwortete. „Es interessiert mich, weil ich Anspruch auf Fei erhebe.“ Hustend legte der Ältere seine Pfeife auf den kleinen Tisch neben sich. Es dauerte eine ganze Weile bis er es schaffte wieder normal zu atmen. „Verstehe ich das richtig, du erhebst Anspruch auf Liu Feilong. Und welches Recht glaubst du an dem Anführer der Baishe-Triade zu haben? Ist er dein Liebhaber?“ Im nächsten Moment schien die Temperatur sich um zehn Grad abzukühlen, während Asamis Augen, die gerade eben noch an flüssiges Gold erinnert hatten vollkommen kalt wurden. „Wohl kaum. Niemand kann den Drachen der Baishe in dieser Weise für sich beanspruchen. In diesem Fall mache ich jedoch das Recht der Familie geltend.“ Seufzend lehnte sich Huang zurück. „Du bist nicht mit Feilong verwand, Ryuichi.“ „Genau so wenig wie Yan Tsui. Dir dürfte bekannt sein das Liu-san ihn damals als einen Freundschaftsdienst bei sich aufnahm um ihn wie einen eigenen Sohn aufzuziehen.“ „Und was sollte dich dazu bringen ihn jetzt zu deiner Familie zu zählen. Meines Wissens hast du niemals Interesse daran gezeigt etwas in dieser Richtung aufzubauen.“ „Akihito.“ Fragend legte der Ältere den Kopf auf die Seite und musterte den dunkelhaarigen Yakuza. „Akihito?“ „Mein… Geliebter.“ Für etliche Sekunden saß Huang vollkommen still da, während er dem Jüngeren vollkommen reglos in die Augen sah. Er schien etwas in der Miene des Anderen zu suchen und als er es nicht fand, schnaubte er unzufrieden auf. „Das ist neu.“ „Nein, das ist vorbei.“ Wieder wurde es still zwischen den beiden Männern, doch diesmal war es Asami der das Schweigen zuerst brach. „Yan Tsui hat Akihito in Tokio ermorden lassen.“ „Hast du irgendwelche Beweise?“ „Brauche ich welche?“ Frustriert warf Huang sich eine schwere Haarsträhne über die Schulter. „Wenn du ihn hier zur Rechenschaft ziehen willst, dann ja. Du bist nicht in Tokio Asami.“ „Das ist mir nur zu bewusst, Shao-tsen. Deshalb bin ich auch nicht allein gekommen.“ Noch immer mit der widerspenstigen Strähne beschäftigt sah der Triaden-Führer nur kurz zu Eury und Kirishima rüber. „Ist jetzt also der Moment gekommen, in dem du mir deinen Begleiter vorstellen wirst? Ich habe mich schon gewundert das du einen Russen in deinem Gefolge hast.“ Beinahe unmerklich nickte Asami und Eury trat hastig vor. Warme braune Augen musterten die Gestalt des Russen und blieben schließlich an seinen gletscherkalten Augen hängen. Der Blonde neigte leicht den Kopf und überließ es Asami ihn vorzustellen. „Mein Begleiter ist Eury Jefimowitsch Albatof, der Erbe des Albatof-Syndikats.“ Huang atmete tief aus. „Der Sohn Jefims also. Komm näher Eury Albatof, erkläre mir warum du hier bist.“ Eurys Mundwinkel zuckten kurz, als der Junge wieder auftauchte um eine Flasche Wodka mit dem dazu passenden Glas auf den Tisch zu stellen. „Mein Grund ist derselbe wie Asamis.“ Gereizt rieb der Ältere sich die Stirn. „Dann erhebst du also auch Anspruch auf Liu Feilong?“ „Wohl kaum. Doch wenn ich den Argumenten Asamis folge, gehört er jetzt wohl auch zu meiner Familie.“ „Verstehe ich das jetzt richtig, du erhebst keinerlei Anspruch auf den jüngeren der Liu-Brüder, trotzdem würdest du ihn zu deiner Familie zählen. Dir dürfte klar sein was das für Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Warum sollte ein Mann der dem Chinesen nicht besonders nahesteht das tun?“ Eury grinste breit, während er nach dem kleinen Glas griff und es geübt auffüllte. „Ich habe genau denselben Grund wie Asami. Akihito.“ Beim Klang dieses Namen verblasste das Grinsen und er leerte das Glas in einem Schluck indem er den Kopf in den Nacken legte und die beißende Flüssigkeit in seine Kehle rinnen ließ. „Ich fordere im Namen des Albatof-Syndikats die Herausgabe von Akihitos Mörder und die sofortige Freilassung Feilongs. Ihnen sollte der Name meines Vaters ein Begriff sein. Die Albatofs sprechen keine leeren Drohungen aus.“ Nachdenklich lehnte sich der Ältere zurück. Dabei suchte er den Blickkontakt mit Asami. „Dieser Akihito muss eine sehr bemerkenswerte Person gewesen sein, wenn sie zwei so unterschiedliche Männer miteinander verbunden hat. Du bist nicht gerade dafür bekannt zu teilen, Asami, noch viel weniger allerdings das du jemanden so nah an dich heran lässt das er für dich zu deiner Familie zählt. Wenn du bereit bist Liu Feilong dazu zu zählen, wer ist dann Eury Albatof für dich?“ Kurz zuckte Asami zusammen, was dem Älteren natürlich nicht entging. Die Stimme des Yakuzas war eisig als er antwortete. „Familie.“ Deutlich konnte man dem Japaner seinen Widerwillen bei diesen Worten ansehen. Amüsiert hob Huang eine Augenbraue, während er zwischen Eury und Asami hin und her sah. „Dann kann ich davon ausgehen das ihr das Bett miteinander teilt?“ Der Blick Asamis wurde mörderisch. Die Zigarette die er gerade eben noch in den Fingern gehalten hatte und die er eigentlich hatte anzünden wollen, fiel zerbröselt zu Boden. Lachend lehnte sich der Triaden-Führer zurück und übertönte so das überraschte Hüsteln Kirishimas. „So würde ich das nicht nennen.“ Ohne auf die Worte Asamis zu achten, wandte sich der Langhaarige an Eury. „Liege ich richtig?“ Eury zögerte nur kurz als Asami seinen Blick todbringend auf ihn richtete. Zwar wusste er das er für die Pläne des Japaners wichtig war, gleichzeitig war ihm aber auch nur zu bewusst das der Yakuza ihn hier und jetzt töten würden, wenn er auch nur ein Wort von der letzten Nacht preisgab. Zu seinem Glück schien der Triaden-Führer auch keine Antwort zu erwarten, allein die Reaktion Asamis verriet ihm alles was er wissen sollte. Amüsiert griff er wieder nach seiner Pfeife und begann sie erneut zu stopfen. „Bei Gelegenheit wirst du mir alles erzählen, Albatof-san. Ich bin gespannt zu hören ob er auch heute noch so schwer unten zu halten ist.“ Etwas silbernes flog an Eury vorbei und verfehlte nur Haarscharf den Älteren. Noch bevor sich die Leibwächter in Bewegung setzen konnten, hatte Huang schon die Hand gehoben und stoppte sie. „Aber, aber. Wer wird denn gleich überreagieren?“ Selten hatte der Russe den Yakuza so wütend gesehen. War Asami doch sonst eher ein Beispiel für Selbstbeherrschung. „Es ist siebzehn Jahre her, Shao-tsen. Warum wühlst du gerade heute die alten Kamelle aus?“ „Vielleicht weil du mich so selten besuchst, Ryuichi. Ich bin eben neugierig.“ Ein sadistischer Zug legte sich um Asamis Mundwinkel, als er sich langsam nach vorne beugte und dem Anderen direkt in die Augen sah. „Wenn du so neugierig bist, kann ich dir vielleicht helfen und dir den Russen für eine Nacht überlassen, Shao-tsen. Ich bin mir sicher das würde all deine Fragen sehr effektiv beantworten. Allerdings solltest du bedenken das du mir damals schon kaum gewachsen warst, glaubst du wirklich du schaffst es einem Albatof stand zu halten?“ Das blass werdende Gesicht des Älteren war Asami Antwort genug, als er sich wieder zurücklehnte und sich endlich eine Zigarette anzündete. Kapitel 7: Gefangen ------------------- Eury folgte dem Gespräch der beiden nur noch mit einem Ohr. Asami tat ja gerade so als wäre er ein wahrgewordener Alptraum im Bett. Er konnte den Japaner zwar bis zu einem gewissen Grad verstehen, doch seine körperliche Nähe jetzt als Drohung zu missbrauchen ging dem Russen gewaltig gegen den Strich, ebenso die Reaktion des Langhaarigen. Dankbar sah Eury auf, als der Junge wieder neben ihm aufgetaucht war und ihm eine kleine Platte mit verschiedenen Häppchen entgegenhielt. Mit einem Nicken nahm er ihm die Häppchen ab und bediente sich auch gleich. Sofort verschwand der Junge wieder, was Eury langsam neugierig machte, wie er das so schnell hinbekam. Immerhin konnte sich der Kleine ja schlecht in Luft auflösen. Er musste schon mehrmals angesprochen worden sein, bevor Eury es schaffte sich wieder auf die beiden Männer neben sich zu konzentrieren. Unwillig knurrte der Russe auf, als er Asamis vorwurfsvollen Blick bemerkte. „Was willst du Asami? Glaubst du wirklich ich werde brav neben dir sitzen bleiben, während du so tust als wäre es die größte Strafe der Welt mit mir das Bett zu teilen?“ Der Ältere räusperte sich, doch Eury ignorierte ihn völlig. „Denkst du etwa das es für Akihito anders gewesen ist? Auch ihn hast du nie gefragt und trotzdem ist er immer wieder zu dir zurückgekehrt.“ Das Lächeln des Japaners glich jetzt vielmehr einem Zähne blecken, als er antwortete. „Selbst dir dürfte aufgefallen sein das Akihito einmalig gewesen ist.“ Die Wut in seinem Inneren verpuffte so schnell wie sie gekommen war. Müde blinzelte er in die feurigen goldenen Augen, die bis in das Innerste seiner Seele zu sehen schienen. „Moj salatoj war einzigartig, damit hast du Recht. Doch tu nicht so als hätte es dir mit mir gar nicht gefallen. Denk daran, ich habe dich gefühlt und gehört.“ Das Gesicht Asamis verzog sich als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Ich denke darüber sollten wir ein anderes Mal sprechen, vorzugsweise wenn wir unter uns sind. Jetzt schlage ich vor das du dich wieder auf unser eigentliches Anliegen zurück kommen. Oder hast du Feilong und Yan Tsui vergessen?“ Das hatte Eury für den Moment tatsächlich. Allerdings würde er das Asami gegenüber niemals zugeben. Nur mühsam gelang es ihm seinen Blick von dem Yakuza zu lösen. Das der Ältere dabei selbstgefällig grinste machte es auch nicht wirklich einfacher. Zumindest war der Japaner gnädig genug ihn ins Gespräch jetzt miteinzubeziehen. „Shao-tsen wollte uns gerade seine Entscheidung in Hinsicht auf Yan Tsui mitteilen.“ Sofort lag die volle Aufmerksamkeit des Russen auf dem Langhaarigen, der gerade an seinem Tee nippte, bevor er die Tasse geräuschvoll auf den Tisch zurückstellte. „Ich weiß was du von mit erwartest, Ryuichi. Doch du weißt selber das ich es dir nicht so einfach geben kann. Yan Tsui ist immerhin ein da ge. Außerdem ist dir bekannt wie die Bamboo Union aufgebaut ist. Selbst wenn ich wollte, kann ich ihn dir nicht einfach ausliefern.“ „Das habe ich auch nicht erwartet. Was du jedoch tun kannst, ist wegzusehen, während wir tätig werden.“ Seufzend schloss der Langhaarige seine Augen. „Ryuichi, er ist ein da ge.“ „Und ich bin ein Oyabun, außerdem sitzt direkt neben mir der zukünftige Patriarch des Albatof-Syndikats. Sag mir jetzt nicht das dir die Entscheidung da schwer fällt. Gerade die Organisation der Bamboo Union macht es dir möglich so zu handeln wie ich es fordere.“ „Und genau da ist das Problem, du forderst anstatt zu bitten. Was bekomme ich für deine Forderung?“ „Was willst du?“ „Du weißt was ich will, das was ich schon immer von dir wollte.“ Jetzt war es an dem Yakuza die Augen genervt zu schließen. „Das kann nicht wirklich dein Ernst sein. Es ist siebzehn Jahre her und schon damals hattest du, wie du selber zugegeben hast, Probleme mit mir mitzuhalten.“ „Ist der Chinese es dir nicht wert?“ Nur das leichte zusammenzucken des Yakuzas zeigte das Huang den einzigen Punkt getroffen hatte, mit dem er Asami bekommen konnte. Jede Entspannung war aus dem Japaner gewichen und er saß jetzt kerzengerade in seinem Sessel. „Nur eine Nacht und ich werde nicht nur wegsehen, sondern dich auch noch mit allen Informationen versorgen über die ich verfüge. Dir dürfte klar sein wie wertvoll ein solches Wissen hier ist, was sind dagegen ein paar Stunden mit mir.“ Eurys Blick lag auf dem Yakuza. Keine Regung des Älteren entging ihm. Hatte er dem Gespräch erst amüsiert zugehört, so bemerkte er jetzt wie sich Wut in ihm ansammelte. Es wurde auch nicht besser als er den Ursprung dieser Gefühlsregung fand. Eifersucht. Sich selber darüber im klaren wie dumm dieses Gefühl war, beobachtete er wie Asami sich vorbeugte. In diesem Moment wurde ihm klar was der Japaner gleich sagen würde und auch das er das nicht zulassen würde. Vielleicht würde er niemals wieder mit diesem Mann schlafen, doch mit einem Anderen würde er ihn auf jeden Fall nicht teilen. Auf eine sehr merkwürdige Art gehörte Asami jetzt ihm. Wenn er von jemandem genommen wurde, dann nur von ihm. Niemals würde er diesen Anblick oder auch die verletzlichen Geräusche die der Japaner in diesem Moment von sich gab teilen. Mit einem Knurren schob der Blonde Asami zurück in seinen Sessel. „Ich glaube da muss ich sie enttäuschen Huang-san. Wenn sie auf dieses Geschäft bestehen werden sie wohl mit mir vorlieb nehmen müssen.“ Der harte Blick des Russen versenkte sich in den braunen Augen des Älteren, während er mit spitzen Fingern nach dem Tuch um Asamis Tuch griff und dieses entfernte. Deutlich war jetzt der tiefe Biss zu sehen, den Eury auf der vorher makellosen Haut hinterlassen hatte. Es wurde so still im Raum, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen gehört hätte. Fassungslos starrte Huang auf die Zahnabdrücke. Nachdem das Tuch vollkommen entfernt war, konnte man jetzt auch die restlichen Spuren sehen die der Russe hinterlassen hatte. Schluckend glitt der Blick des Älteren über das Genick des Yakuzas auf dem mehr als deutlich ein großer Handabdruck zu sehen war. Eury genoss diesen Moment, würde es diesen doch in dieser Form so nie wieder geben. Doch Asami einmal so vorzuführen, ihn als sein markiert zu haben, fühlte sich besser an als er es für möglich gehalten hätte. Die Reaktion Huangs machte es nur noch besser. Provozierend strich der Blonde über die Male die von ihm stammten. „Sollen wir dann gleich ins Schlafzimmer überwechseln oder willst du dich vorher noch frisch machen?“ Feilong saß in der großen Bibliothek und blätterte abgelenkt durch eines der Bücher. Er konnte noch nicht einmal sagen was er da gerade gelesen hatte. Seit er Tao fortgeschickt hatte, war er nicht mehr wirklich in der Lage gewesen sich zu konzentrieren. Zu seinem Glück wurde das aber auch nicht von ihm verlangt, schließlich war es ja nicht so das Yan Tsui ihn mit irgendeiner Aufgabe betrauen wollte. Er würde nicht länger der Anführer der Baishe-Triade sein, er war nur noch ein Aushängeschild. Besitz. Sein Bruder hatte tatsächlich die einzige Schwachstelle gefunden die ihn dazu bringen würde, sich kampflos zu ergeben. Es war Feilong ein Rätsel wie der Ältere von dem Jungen erfahren hatte. Es war für einen Mann in seiner Position nicht ungewöhnlich das er sich von einem Jungen bedienen ließ. Der Chinese hatte immer darauf geachtet das Tao nicht zu oft in der Öffentlichkeit zusehen gewesen war. Trotzdem hatte Yan Tsui von ihm gewusst, was nur bedeuten konnte das es in seinem Innersten Kreis einen Verräter gab. Überrascht hob Feilong den Kopf als ohne Vorwarnung die schwere Tür aufgerissen wurde und sie lautstark gegen die Wand krachte. Noch bevor er begriffen hatte was geschah, flog er schon aus dem Sessel und landete auf dem Boden. Eine Seite seines Gesichts pochte unangenehm und wurde heiß. Abwesend wischte sich der Langhaarige das Blut von seinen aufgesprungenen Lippen, während er sich langsam wieder aufrichtete. „Was macht der verdammte Japaner hier?“ Ein Lachen kam über die Lippen Feilongs. „Das fragst du mich? Du hast seinen Liebhaber ermordet.“ Ein weiterer Schlag schickte den Jüngeren zu Boden, härter diesmal. Schmerzerfüllt stöhnte er wieder auf, blieb jetzt aber liegen. Wie eine Raubkatze ihre Beute umkreiste der Ältere den am Boden liegenden und beobachtete jede seiner Reaktionen. „Er hat einen Russen bei sich.“ Eury. Es konnte nur der Ältere der Albatof-Brüder sein. Mühsam richtete sich Feilong langsam wieder auf, darauf bedacht seinen Bruder nicht weiter zu reizen. „Und was sollte mir das sagen?“ „Tu nicht so unschuldig, Fei. Welche Gefälligkeiten hast du diesen Männern erwiesen das sie für dich hierher kommen?“ Direkt vor ihm hatte sich Yan Tsui hingekniet und strich zärtlich über die rote Wange des Jüngeren. „Sag mir was du getan hast, Fei.“ Unwirsch entzog sich der Langhaarige der Berührung. „Ich habe niemals etwas in dieser Richtung getan, Yan Tsui. Du solltest eher bedenken was du getan hast.“ Wütend verengten sich die Augen des Älteren und er schnappte unsanft nach dem Kinn Feilongs. Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in die empfindliche Haut. „Und was sollte ich getan haben um die Aufmerksamkeit des Russen auf mich zu lenken?“ „Genau dasselbe was du Asami angetan hast. Du hast seinen Liebhaber ermordet.“ Falten bildeten sich auf der sonst glatten Stirn, während er langsam das Kinn Feilongs höher zwang. „Und wer sollte das gewesen sein?“ Der Jüngere ächzte leise, als sein Genick unangenehm überdehnt wurde. „Akihito.“ Der Druck auf sein Kinn verschwand, nur damit er im nächsten Moment wieder zu Boden geschleudert wurde. Doch diesmal nahm Feilong den Schlag nicht mehr einfach so hin. Ohne lange darüber nachzudenken, stützte er sich mit den Händen ab bevor er aufkam und trat dem Älteren kräftig vor die Brust. Dieser hatte nicht damit gerechnet und kam fluchend ein gutes Stück entfernt von Feilong auf. Allerdings war er leider kein schwacher Gegner. Schneller als dem Jüngeren lieb sein konnte kam er wieder auf die Füße und warf sich sofort auf den Kleineren. Die gesamte Luft wurde Feilong aus den Lungen gepresst als der schwere Körper Yan Tsuis auf ihm landete. Noch bevor er sich davon erholt hatte, konnte er spüren wie der Ältere ihn auf den Bauch drehte und seine Arme auf dem Rücken fixierte. „Lass mich nur eines klar stellen, Fei. Solltest du so etwas noch einmal versuchen werde ich deinen wertvollen Tao hierher bringen und ihn vor deinen Augen zum Schreien bringen, bis er um seinen Tod bettelt und das werde ich so oft wiederholen bis nichts mehr von dem Kleinen übrig ist.“ Stöhnend versuchte Feilong sich von seinem Bruder zu befreien, doch dieser hielt ihn mühelos in seinem Griff. „Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“ Es dauerte, doch endlich nickte der Jüngere. Erleichtert spürte er wie sich der stahlharte Griff um seine Handgelenke löste und der Größere sich ein Stück von ihm entfernte. Zwar nicht weit, doch es reichte um sich aufzusetzen. Wie um Schutz zu suchen zog Feilong seine Knie dicht an den Körper und schlang seine Arme um sie. „Und jetzt beantworte mir meine Frage. Was macht ein verdammter Russe hier in Taiwan?“ Es dauerte bis Feilong antwortete, er hatte sein Gesicht zwischen den Knien vergraben und sah nicht auf. „Ich schätze das es sich um Eury Albatof, dem Sohn Jefim, handelt. Er dürfte genauso viel Grund haben wie Asami, dich zu töten. Du weißt nicht was Akihito diesem Eisklotz bedeutet hat, Bruder. In dem Moment indem du den Kleinen angefasst hattest, hast du dir das Albatof-Syndikat zum Feind gemacht. Jefim wird sich in dieser Sache voll und ganz hinter den Erben des Syndikats stellen. Selbst dir dürfte klar sein das du diesem Druck nicht stand halten kannst. Albatof und Asami sind ernstzunehmende Gegner.“ Die Hand in seinen Haaren erschreckte den Jüngeren weit mehr, als die Schläge zuvor. Die Stimme Yan Tsuis war zärtlich, während seine Fingerspitzen das Genick Feilongs entlangfuhren. „Und jetzt sag mir was dich mit den beiden Männern verbindet. Hast du dich ihnen hingegeben?“ Leicht schüttelte der Chinese den Kopf. „Nein. Unsere Verbindung zueinander war Akihito. Nur er war dazu in der Lage.“ Langsam hob Feilong den Kopf und sah dem Älteren voll ins Gesicht. „Ich habe dir gesagt das du einen Fehler gemacht hast, als du Akihito ermorden liest. Mit ihm als Geisel hättest du alles von Asami bekommen können, doch mit seinem letzten Atemzug hast du ihn dir endgültig zum Feind gemacht. Die Bamboo Union ist nicht stark genug um sowohl Asami als auch Albatof stand zu halten.“ Die Finger lagen noch immer federleicht im Genick des Jüngeren und schienen abwesend Muster auf die Haut zu malen. „Du magst recht haben das die Bamboo Union allein nicht stark genug ist. Doch zusammen mit Baishe sieht das ganze schon wieder anders aus. Deshalb habe ich gestern schon nach deinen Vertrauten rufen lassen. Wenn sie hier eintreffen wirst du ganz offiziell die Führung an mich abtreten.“ Vor Schreck blieb Feilong die Luft weg. Er hatte gewusst das es so kommen würde. Es war immer schon das Ziel Yan Tsuis gewesen die Führung über Baishe zu erlangen. Doch dass er so schnell handeln würde, damit hatte er nicht gerechnet. „Bis sie hier sind wirst du mir alles über Asami und Albatof erzählen. Du könntest damit anfangen was genau dich mit diesen Männern verbindet.“ Resigniert schloss Feilong die Augen als die Hand in seinem Genick langsam den Stoff beiseiteschob um an die Haut darunter zu kommen. Vorsichtig nippte Asami an seinem heißen Tee, während er den Geräuschen aus dem Nebenzimmer lauschte. Er wusste gerade nicht wirklich ob er amüsiert oder verärgert sein sollte. Es war erst drei Tage her das Akihito ermordet wurde und der Russe hatte nichts anderes zu tun als von einem Bett in das nächste zu springen. Ein Schrei ertönte und brachte den Yakuza dazu seine Tasse so hart aufzusetzen das er sie beinahe zerbrochen hätte. Mit einem wütenden Schnauben erhob er sich und ging zu der Wand von der sein Feuerzeug abgeprallt war, als er es nach Huang geschmissen hatte. Er wollte sich gerade eine Zigarette anzünden als es leise an der Tür klopfte. Unwillig knurrend erteilte Asami die Erlaubnis einzutreten. Der kleine Diener Huangs huschte herein und verneigte sich tief vor dem Älteren. „In der Lobby befindet sich ein Herr, der darauf beharrt mit ihnen sprechen zu müssen Asami-sama.“ Überrascht hob sich eine von Asamis Augenbrauen. „Hat der Herr auch einen Namen?“ „Verzeiht Asami-sama, den hat er nicht genannt, allerdings wusste er sowohl von ihrer wie auch von Albatof-samas Anwesenheit hier.“ Frustriert schnaubte der Yakuza. Er war extra nur mit wenig Begleitung gereist um nicht weiter aufzufallen, daher sollte es eigentlich noch nicht einmal bekannt sein das er Tokio verlassen hatte. „Kannst du ihn dann zumindest beschreiben?“ Verlegen sah der Junge auf und sah dem Älteren kurz in die goldenen Augen. „Ich habe ihn wirklich nur ganz kurz gesehen, Asami-sama. Doch ich denke das er größer war als sie, außerdem waren seine Haare genauso hell wie die von Albatof-sama.“ Asami wusste sofort wen der Junge da gerade beschrieben hatte. „Bitte bringe ihn und seine Begleitung hier her.“ Unsicher trat der Diener einen Schritt zurück. „Das kann ich nicht, Huang-sama hat mir verboten jemanden in seine privaten Räume zu lassen, wenn er nicht da ist.“ „Ich bin in seinen privaten Gemächern und wünsche das du meinen Besuch zu mir bringst. Ich denke nicht das dein Herr begeistert, wäre wenn du Michel Albatof abweisen würdest.“ Noch immer nervös kaute der Jüngere auf seiner Unterlippe. Eine Angewohnheit die Asami bisher nur von Akihito kannte. Aus Gründen die dem Yakuza vollkommen fremd waren, strich er dem Jungen die dunklen Haare aus dem Gesicht bis dieser ihn endlich wieder ansah. Warme braune, schon fast rote Augen sahen in das flüssige Gold des Yakuzas. „Ansonsten werde ich dafür sorgen das er weiß, dass ich die volle Verantwortung dafür übernehme. Zögernd nickte der Kleinere und verneigte sich dann vor dem Oyabun. „Wie sie wünschen, Asami-sama.“ Deutlich konnte man den Zweifel in den Augen des Kindes sehen, trotzdem drehte er sich gehorsam zur Tür um Asamis Befehl auszuführen. Der Japaner brauchte nicht lange zu warten. Anscheinend hatte der Kleine sofort gehandelt, denn er tauchte nach nicht einmal fünf Minuten mit Michel in der Tür auf. Der Russe legte sofort den Kopf schief als er die Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte. Doch anstatt sein übliches Grinsen aufzusetzen, blickte der Blonde besorgt zur geschlossenen Tür. „Wie lange ist er schon da drin?“ Michel musste keinen Namen nennen, damit Asami wusste wen er meinte. Der zuckte nur mit den Achseln. „Eine Stunde, vielleicht etwas länger.“ Der Russe nickte nur und setzte sich dann dem Yakuza gegenüber. Der Junge stand noch einen Moment bewegungslos im Raum, bevor er sich hastig zurückzog und die beiden Männer alleinließ. Asami fiel dabei auf wie er immer wieder nervös zu der verschlossenen Schlafzimmertür blickte. Er hatte dabei einen Gesichtsausdruck, der dem Yakuza nicht wirklich gefiel. Wieder musste er sich fragen was ihn ein einfacher Diener überhaupt kümmerte. Der Junge war nichts Besonderes, Huang hatte schließlich mehrere von ihnen die ihm dienten. Trotzdem überraschte sich Asami selbst als er den Jüngeren noch einmal zu sich rief. „Wie ist dein Name?“ Verlegen senkte der Diener seine Augen die den Yakuza immer mehr faszinierten, je häufiger er sie sah. „Mein Name ist Anjing, Asami-sama.“ Sanft griff der Japaner nach dem zarten Kinn und zwang so den Jungen ihm ins Gesicht zu sehen. Wieder versenkte sich der Blick aus den fast roten Augen in dem Gold des Yakuzas. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Älteren. „Du kannst gehen, Anjing, wir werden deinen Herren in Empfang nehmen, wenn er aus dem Schlafzimmer kommt. Er wird deine Dienste heute nicht mehr benötigen.“ Genau in diesem Moment erscholl wieder ein lauter Schrei und Anjing zuckte zusammen. Erleichtert nickte er dem Älteren zu und verließ dann hastig den Raum. Asami war sich des Blickes vom Russen nur zu bewusst, als er sich vorbeugte um nach einer neuen Zigarette zu greifen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, spürte er auf einmal Michels Finger an seinem Hals. Gegen seinen Willen zuckte der Yakuza zurück und richtete sich hastig wieder auf. Da Eury den Krawattenschal mitgenommen hatte, konnte der Jüngere deutlich die Spuren auf Asamis Körper sehen die sein Bruder auf diesem zurückgelassen hatte. Zum Glück fragte Michel ihn nichts, während sein Blick an dem deutlich sichtbaren Biss hängen blieb. Außerdem war Asami in diesem Moment mehr als dankbar dafür, dass alle Leibwächter vor der Tür warteten. Er hätte es nicht ertragen erneut dem Blick Kirishimas begegnen zu müssen. „Sei ihm nicht böse.“ Der Yakuza hatte vieles erwartet, doch nicht diesen Satz. Fragend sah er seinen Gegenüber an, während es ihm endlich gelang sich eine Zigarette zwischen die Lippen zu stecken und sie anzuzünden. „Er war schon immer furchtbar darin seine Gefühle zuzulassen.“ Schnaubend zog Asami an der Zigarette. „Asami, er trauert genauso wie du. Vielleicht sogar noch etwas mehr. Du wirst niemals ganz verstehen können was es für einen Mann wie Eury bedeutet überhaupt Gefühle zuzulassen. Natürlich würde er es niemals zugeben, doch Akihito hat etwas in ihm berührt und ihn dadurch verändert. Eury wird immerhin nicht umsonst als Eisblock bezeichnet. Mit diesem Verlust jetzt ist er einfach überfordert und versucht diesen durch irgendetwas zu kompensieren. Sein Verstand ist gerade dabei es zu verarbeiten, doch er selber ist einfach noch nicht bereit loszulassen.“ Still saß der Yakuza in seinem Sessel und lauschte den Ausführungen des Jüngeren. Er hatte Michel noch nie so ernst gesehen. Natürlich hatte er mit dem Jüngeren der Albatof-Brüder bisher auch kaum etwas zu tun gehabt und war diesem nur die wenigen Male begegnet wenn dieser sich gerade mit Feilong getroffen hatte. Dieser Gedanke lenkte ihn endlich von dem tiefen Stöhnen ab, das eindeutig von dem Russen stammte. „Was machst du hier? Meines Wissens solltest du dich entweder in Sankt Petersburg oder Macau aufhalten.“ Das Lächeln tauchte wieder auf den vollen Lippen des Blonden auf, als dieser sich nach vorne beugte um sich an Asamis Zigarettenschachtel zu bedienen. „Fei hat mich hier her bestellt. Zwar hat er mir keinen Grund genannt, doch als er mir das Hotel mitteilte wo ich ihn treffen sollte, wusste ich das etwas nicht stimmen konnte. Leider muss ich gestehen das meine Informanden in Japan nicht ganz so gut sind wie ich geglaubt habe. Ich erfuhr erst von Eury von Akihitos Ermordung. Hätte ich es früher gewusst, hätte ich mich sofort mit euch getroffen. So habe ich natürlich im Hotel gewartet und konnte dadurch aber Tao in Empfang nehmen.“ Bei diesen Worten richtete sich Asami kerzengerade auf. „Tao? Yan Tsui hat ihn gehen lassen?“ Das Lächeln auf den Lippen des Blonden wurde dünn, während sein sonst so warmer Blick vollkommen erkaltete. „Fei hat sein Wort gehalten und sich gegen den Jungen eingetauscht. Anscheinend hat er seinem Bruder sowohl Treue als auch Gehorsam zugesichert.“ Noch bevor Michel zuende gesprochen hatte, war Asami bereits aufgestanden und steuerte jetzt die Schlafzimmertür an. Ohne sich darum zu kümmern, wo er da gerade reinplatzte, riss er die Tür auf und trat ein. Das Rauschen von Wasser war zu hören, doch den Yakuza kümmerte nur das kleine Häuflein das unter etlichen Decken begraben lag. Gegen seinen Willen stahl sich ein Lächeln in seine Mundwinkel. Ihn hatte der Russe unter die Dusche getragen. Etwas was er diesmal ganz eindeutig als unnötig erachtet hatte. Huangs Atem kam noch immer unregelmäßig und er wusste anscheinend nicht wirklich wie er sich annähernd schmerzfrei hinlegen konnte. Für Rücksicht hatte der Yakuza jedoch keine Zeit. Er hatte keinen Zweifel das die Worte Michels wahr waren. Sie würden jetzt schnell handeln müssen, wenn sie nicht der vereinten Macht von der Bamboo Union und Baishe gegenüber stehen wollten. Er strich sachte über die schweißnasse Stirn des Älteren, bis dieser endlich die Augen öffnete. „Du hast deine Bezahlung bekommen, jetzt steh zu deinem Wort, Shao-tsen.“ Müde erhob der Triaden-Führer sich, ließ es sogar zu dass der Jüngere ihn stützte. Mittlerweile war auch Eury aus der Dusche gekommen. Nur mit einem Handtuch um die Hüften musterte er den Yakuza, der den Älteren ins Wohnzimmer zurückführte. Asami sah nur kurz über die Schulter zu dem Blonden. „Zieh dir was an, wir gehen auf die Jagd.“ Ein breites Grinsen erschien auf Eurys Gesicht, als er nach seinen Sachen griff um den anderen beiden in den größeren Raum zu folgen. Sex und Jagd, was brauchte ein Mann mehr? Kapitel 8: Verwirrung --------------------- Feilong kniete zu Füßen des Anderen und hasste sich dafür. Doch er konnte nicht mehr. Jeder Millimeter seines Körpers schmerzte. Nicht das Yan Tsui schon bis zum äußersten gegangen war. Das bewahrte er sich noch auf. Anscheinend wollte er den Jüngeren erst brechen. Der Chinese hatte sich immer für eine starke Persönlichkeit gehalten, doch jetzt fragte er sich wie lange sein Geist dem noch standhalten würde. Wieder fuhr die Hand über seine nackte Haut und schickte neue Wellen des Ekels über seinen Körper. Nur mit Mühe gelang es ihm vollkommen still sitzen zu bleiben, hatte er in den letzten Stunden doch nur zu genau gelernt was es hieß Yan Tsuis Missfallen hervor zu rufen. Natürlich durchschaute der Ältere seinen inneren Kampf. Provozierend strich er über den entblößten Oberkörper des Jüngeren und reizte dabei die empfindsamen Brustwarzen. Diesmal konnte Feilong sich nicht beherrschen und zuckte zurück. Gespielt bedauernd griff Yan Tsui in das lange Haar des Jüngeren und zog ihn zu sich hoch. „Fei, ich habe wirklich geglaubt das wir das endlich hinter uns haben.“ Ein klägliches Wimmern kam über Feilongs Lippen, als sich die Fingernägel des Älteren tief in die empfindliche Haut gruben. Vergeblich versuchte er sich aus dem gnadenlosen Griff zu befreien. „Ich habe ja immer gesagt das Vater dir zu viel hat durchgehen lassen. Doch das werde ich jetzt ändern. Ich werde dir ein für alle Mal Gehorsam beibringen. Du bist mein Soldat! Du gehörst mir!“ Bei diesen Worten drehte sich Feilong unwillkürlich der Magen um. Schon immer hatte er seinen Bruder in dieser Hinsicht als nicht normal angesehen, hatte es aber nicht weiter beachtet. Anscheinend rächte sich das jetzt. „Du bist nicht Vater!“ „Und du bist nicht sein Sohn!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und schmerzte mehr als Feilong zuzugeben bereit war. Doch dieses Gefühl sperrte er tief in seinem Herzen ein, als er mit aller Verachtung die er aufbringen konnte, dem Älteren ins Gesicht sah. „Und doch hat er mich anerkannt, bevor er an der Kugel starb die du ihm verpasst hast.“ Es wurde still im Raum. Feilongs Augen schienen regelrecht zu glühen, während er sich von den Händen seines Bruders löste und mühsam auf die Beine kam. „Du wagst es…“ Kühl sah der Jüngere auf den anderen herab. „Was wage ich? Dich einen Mörder zu nennen? Das ist ja wohl ein Titel dem du mehr als jeder andere verdient hast.“ Knurrend erhob sich jetzt auch der Ältere und näherte sich ihm. „Vorsicht, Fei!“ „Vatermörder!“ Er legte all seine Verachtung und Wut in dieses Wort, während er es seinem Bruder regelrecht ins Gesicht spukte. Mit einem unbeherrschten Aufschrei sprang Yan Tsui nach vorne, bekam den wendigen Chinesen an seinen langen Haaren zu packen und riss ihn brutal zu Boden. Ein schmerzhaftes Lächeln lag auf den Lippen Feilongs, als er den Fuß spürte der in seinem ungeschützten Rücken aufkam. Schließlich war es ja nicht so, als hätte er diese Reaktion nicht kommen sehen. Hastig drehte er sich weg und blockte den nächsten Tritt, musste dann jedoch einen Schlag gegen seine Schläfe hinnehmen. Schon bald wusste er nicht mehr wie viele Tritte und Schläge er abgewehrt hatte. Mittlerweile stand auch Yan Tsui nicht mehr auf den Beinen. Doch hatte er es geschafft sein deutlich höheres Gewicht gegen Feilong einzusetzen und nagelte ihn regelrecht auf dem Boden fest. Hilflos zappelte der Langhaarige noch einen Augenblick in dem gnadenlosen Griff, bis er seine sinnlose Gegenwehr aufgab. Erst in diesem Moment wurde ihm seine Lage wirklich bewusst, lag er doch nur noch mit seiner Hose bekleidet unter dem Älteren. Nur zu deutlich konnte er die Erektion des Anderen an seinem Hintern spüren, während er zur Bewegungslosigkeit verdammt da lag. Mühsam versuchte Feilong seinem Atem unter Kontrolle zu bringen, während sich Yan Tsui aufreizend auf ihm zu bewegen begann. Noch einmal versuchte er sich aufzubäumen um den Anderen abzuwerfen, wurde jedoch mühelos in Position gehalten. Ein gequältes Ächzen kam über seine Lippen, als Yan Tsui nach dem Bund der Hose griff und sie nach unten schob. Resigniert schloss er die Augen, während sich kalte Finger über seine entblößte Haut bewegten. Es war ja schließlich nicht so, als hätte er es nicht kommen sehen. Trotzdem übertraf die Wirklichkeit alle Erwartungen. Qualvoll schrie Feilong auf und verbarg sein Gesicht so gut es ging in dem weichen Teppich, während er vergeblich versuchte die Bewegungen auf und in sich zu ignorieren. In Gedanken feuerte Asami den älteren Triaden-Führer an, sich doch endlich schneller zu bewegen. Es schien ewig zu dauern bis dieser es endlich geschafft hatte sich anzuziehen. Schließlich gab der Yakuza seiner Ungeduld soweit nach das er sogar dem Anderen dabei half in seinem Cheongsam zu kommen. Immerhin hatte er ja selber dafür gesorgt, dass der junge Diener Huangs nicht verfügbar war. Eine Unruhe hatte von dem Japaner Besitz ergriffen, die er sich selber nicht erklären konnte. Sie wurde so stark, dass sogar Eury sie bemerkte. Fragend sah der Russe ihn an. Asami hatte keine Lust sich zu erklären und griff stattdessen nach seinem Krawattenschal und band ihn sich wieder sorgfältig um. Dann griff er ungeduldig nach dem älteren Triaden-Führer und zog ihn hinter sich her zur Tür. Dabei ignorierte er gekonnt das schmerzerfüllte Stöhnen, sowie das Humpeln des Anderen. „Könnten wir uns bitte endlich beeilen, Shao-tsen? Du hast deine Bezahlung erhalten, jetzt erwarte ich das du deinen Teil der Abmachung einlöst.“ Nur mit Mühe schaffte des Huang wieder annähernd würdevoll aufzutreten, als Asami die Tür öffnete und den Älteren auf den Flur schob. Sofort schlossen sich ihnen schweigend vier Leibwächter an. „Ich habe dir zugesagt das ich nicht eingreifen werde, wenn du hier in Taiwan Jagd auf Yan Tsui machen würdest, Ryuichi. Von einer persönlichen Einmischung war niemals die Rede.“ Schnaubend drehte sich der Japaner zu seinem Begleiter um. „Das war die Vereinbarung mit mir im Bett. Du hattest allerdings den Russen und das immerhin für ganze drei Stunden. Ich denke das ich deshalb durchaus im Recht bin den Preis etwas zu erhöhen. Doch mach dir keine Sorgen, ich erwarte nicht das du persönlich gegen Yan Tsui eingreifst. Du wirst uns lediglich in sein Haus bringen. Schließlich wissen wir ja von Tao wo er sich derzeit aufhält.“ Unwohl bewegte sich Huang im Griff Asamis. „Willst du damit etwa andeuten das der Russe mehr wert ist als du, Ryuichi?“ Zufrieden damit wie der Yakuza zusammenzuckte, löste der Ältere den Griff um seinen Oberarm und drückte auf den Knopf für den Aufzug. „Das habe ich nie gesagt, doch du musst selber zugeben das du mehr bekommen hast, als du erwartest hattest.“ Dem konnte der Langhaarige nur zustimmen und nickte schweigend. Eury hatte in der Tat… mehr zu bieten, in jeglicher Hinsicht. Das würde er jedoch niemals laut aussprechen. Besonders nicht, nachdem er das wissende Grinsen im Gesicht des Russen sah. Während Huang in die Kabine trat sah er den Yakuza fragend an. „Soll ich uns ankündigen, oder willst du Yan Tsui einen Überraschungsbesuch abstatten?“ „Kündige uns an.“ Eury lief bei diesen Worten ein wohliger Schauder über den Rücken. Kam ihm der Yakuza jetzt doch eher wie eine Raubkatze auf der Jagd vor. In diesem Moment verstand der Russe wie Asami sich sein Imperium aufgebaut hatte. Wie gern hätte er jetzt seine Finger in dem dunklen Haar vergraben und den Älteren an sich herangezogen. Allein bei dem Gedanken diese unbändige Kraft unter sich zu spüren, kam ein leises Stöhnen über die Lippen. Welches gleich im nächsten Moment ein überraschtes Ächzen wurde, als Michel ihm mit voller Wucht den Ellbogen in den Bauch rammte. Zwar schaffte er es den größten Teil der Wucht abzufangen, in dem er seine Muskulatur anspannte, doch trotzdem tat es weh. Ein Knurren kam über die Lippen des Russen, als er den belustigten Blick Asamis bemerkte. „Dann lass uns den Chinesen nach Hause holen.“ Zustimmend nickte der Yakuza und folgte dem älteren Triaden-Führer zu den bereitstehenden Fahrzeugen. Zusammengekrümmt lag Feilong auf dem Boden. Er hatte sich nicht mehr bewegt seit sich Yan Tsui endlich erhoben hatte. Dass er vollkommen nackt war, störte ihn nicht im geringsten. Er bemerkte es noch nicht einmal. Deutlich konnte er das Geräusch von rauschendem Wasser wahrnehmen. Erleichtert schloss Feilong einen Moment die Augen. Er war tatsächlich allein. Der Augenblick war jedoch nur kurz. Schon wurde das Wasser abgestellt und kurz darauf betrat der Ältere, nur mit einem Handtuch um die Hüften den Raum. Kalt sah er auf den Jüngeren herab und trat ihm leicht in die Seite. „Steh auf, du machst den Teppich schmutzig.“ Resigniert stöhnte Feilong auf und erhob sich mühsam. Für einen Moment fühlten sich seine Beine so weich an, dass er befürchtete gleich wieder zu Boden zu gehen. Doch dann straffte er sich und wankte erschöpft in das Badezimmer. Warme, feuchte Luft umfing ihn und nahm dem Chinesen für einen Moment die Möglichkeit zum Atmen. Nur langsam schaffte er es wieder Luft zu holen und sich unter die Dusche zu schleppen. Das heiße Wasser entspannte langsam die verkrampften Muskeln. Mit gerümpfter Nase griff Feilong nach dem Shampoo und schnupperte vorsichtig daran. Natürlich war es Yan Tsuis. Doch welche Wahl hatte er schon? Entweder er benutzte dieses Shampoo oder er roch weiterhin seinen Peiniger auf seiner Haut. Ein leiser Fluch kam über die Lippen des Chinesen während er seine Haare einschäumte. Der penetrante Geruch seines Bruders lag jetzt in der Luft und brannte sich in seine Schleimhäute ein. Es wurde erst wieder besser, als er das Wasser einschaltete und der Schaum im Abfluss verschwand. Ein letztes Mal drückte Feilong sich das Wasser aus den Haaren, bis er sich endlich entschließen konnte die trügerische Sicherheit der Dusche zu verlassen. Er hatte gerade erst einen Schritt gemacht, als er auch schon gegen ein Handtuch lief, das ihm entgegen gehalten wurde. Erschrocken riss der Langhaarige die Augen auf und versuchte wieder zurückzuweichen als er Yan Tsui erkannte. Im nächsten Moment wurde er sich der Erbärmlichkeit einer solchen Bewegung bewusst und blieb einfach stehen wo er war. Anscheinend war sein Bruder guter Laune, denn er kam mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen näher und begann den Jüngeren vorsichtig abzutrocknen. Überrascht verzogen sich die Mundwinkel Feilongs, während er den Älteren bei seinem Tun beobachtete. Er gehorchte jedoch sofort als sich eine nur zu vertraute Hand auf seine Schulter legte und ihn zu einem kleinen Stuhl vor dem Spiegel dirigierte. Es war so vertraut, nicht wegen der dem was sie zuvor geteilt hatten, sondern vielmehr weil es Feilong an ihre gemeinsame Kindheit erinnerte. Ihr Vater hatte das lange Haar des Jüngeren schon immer sehr geliebt und hatte auch Yan Tsui, der seine immer kurz getragen hatte, früh gezeigt wie man sie richtig pflegte. Er beschloss diesen kostbaren, und zweifellos kurzen Moment, zu genießen während sich die Finger des Älteren durch seine Haare arbeiteten und grob Knötchen entfernten. Während sich Yan Tsui vollkommen auf die Massage der Kopfhaut konzentrierte sprach er den Jüngeren leise an. „Wir könnten eine solch schöne Zeit haben, Bruder.“ Es klackte leise, als der Ältere die Flasche mit dem Haaröl öffnete und kurz darauf hatte Feilong den Geruch des hochwertigen Öls in der Nase. Ein wohliges Stöhnen kam über seine Lippen, während Yan Tsui es gleichmäßig in seinen Haaren verteilte und die Massage fortsetzte. Dieser Moment war so unwirklich das Feilong einen Augenblick das Gefühl hatte sich zu verlieren. Er war wieder ein Kind. Alles um ihn herum verschwamm. Grenzenlose Sicherheit umgab ihn und machte es ihm möglich auch Yan Tsui mit anderen Augen zu sehen. Er sah wie die Liebe ihres Vaters einen Keil zwischen sie trieb. Erkannte wie auch der Ältere nach der Bestätigung seines Vaters lechzte, und diese nicht bekam. Noch bevor er wusste was er tat, griff Feilong nach der Hand seines Bruders und legte leicht seine Lippen auf die weiche Haut. Deutlich konnte er spüren wie sich der Andere einen Moment lang verspannte, doch dann nachgab. Ein Seufzen kam über die Lippen des Jüngeren, als er den so vertrauten Körper in seinem Rücken spürte. Wie oft hatten sie als Kinder so da gestanden? So voller Vertrauen und Naivität? Noch immer lag eine Hand in dem dicken schwarzen Haar und massierte weich die Kopfhaut. Feilong schloss die Augen und ließ seinen Kopf langsam nach hinten sinken, bis er von Yan Tsui aufgehalten wurde. Er hatte nicht einen Moment lang daran gezweifelt aufgefangen zu werden. Wärme drang durch die Kleidung des Älteren und ging jetzt auf Feilong über. „Bruder.“ Der kostbare Moment endete jäh, als das Telefon des Älteren klingelte. Sofort wurde der Blick Yan Tsuis wieder hart und man konnte deutlich sehen wie er sich wieder verschloss. Seufzend senkte Feilong den Kopf und griff nach dem Föhn um seine Haare zu trocknen, während der Ältere den Raum verließ um zu telefonieren. Es dauerte eine ganze Weile bis Yan Tsui wiederkam. Der Jüngere hatte den Föhn schon lange wieder weggelegt und sich wieder angezogen, als er wiederkam. Es war für den Chinesen keine Überraschung die ihm mittlerweile nur zu vertraute Wut in den Augen seines Bruders zu sehen. Der Augenblick den sie miteinander geteilt hatten war, so schön er auch gewesen war, vorbei. Nur kurz verspannte Feilong sich, als der Ältere nach seinem Hals griff, doch dann hob er seine Haare an und erleichterte dem Anderen es so das breite Lederhalsband anzubringen. Er wich noch nicht einmal zurück als Yan Tsui eine Kette daran befestigte um ihn hinter sich her zu ziehen. „Wir haben Besuch.“ Feilong musste nicht fragen, wer gekommen war. Es gab nur einen der in der Lage war seinen Bruder in dermaßen schlechte Laune zu versetzen. Trotzdem war er leicht überrascht als er in den Raum gezerrt wurde und nicht nur Asami, sondern auch Eury und Michel erblickte. Ein ihm Unbekannter hatte neben dem Yakuza Platz genommen und erhob sich als einziger um Yan Tsui respektvoll zu begrüßen. An der Art und tiefe der Verbeugung erkannte der Chinese das der Fremde seinen Bruder als gleichgestellten sah. Daher schloss er darauf das der Ältere ebenfalls ein Triaden-Führer, wahrscheinlich ein da ge, war. „Was verschafft mir die Ehre deiner Anwesenheit, Huang-san?“ Die Stimme Yan Tsuis was kalt wie Eis, als er zusammen mit Feilong den Sessel gegenüber der drei Männer anstrebte. Rüde riss er dabei an der Leine und zwang den Jüngeren so, sich ihm zu Füßen auf den Boden zu setzen. Bevor Feilong den Kopf senkte, sah er wie sich Asamis Augen wütend verengten. Doch noch sagte der Yakuza nichts. „Verzeih mir das wir dich so in deinem Haus überfallen, Liu-san. Doch mein junger Freund hier hatte ein sehr dringliches Anliegen.“ Mit einem kühlen Blick musterte Yan Tsui den Japaner. „Und welches Anliegen könnte ihn in mein Haus führen? Ich wüsste nichts was mich mit diesem Mann verbindet.“ Diesmal war es Asami der Antwortete. Seine Stimme stand der des Triaden-Führers in Sachen Frostigkeit in nichts nach. „Familie.“ Stille legte sich über den Raum. Unwillkürlich hatte Feilong bei dem Wort die Luft angehalten. Seine Gedanken überschlugen sich. Noch während er darüber nachdachte wie der Yakuza dies gemeint haben konnte, brach Yan Tsui in Gelächter aus. „Das soll die Rechtfertigung für das Eindringen in mein Hoheitsgebiet sein? Ich habe dich immer für einen erschreckend klugen Mann gehalten, Asami. Doch das ist einfach nur erbärmlich.“ Im Gegensatz zum Jüngeren lachte der Yakuza nicht. Er hatte keine Sekunde den Blick von dem auf dem Boden knieenden Feilong genommen. Dieser meinte regelrecht spüren zu können wie Augen des Älteren über seine Haut strichen. Er konnte es nicht verhindern das er sich in diesem Moment mehr als unwohl fühlte, war er sich der offensichtlichen Male auf seiner Haut doch nur zu bewusst. „Erbärmlich? Ist es das wirklich? Sag mir wer mehr Recht auf Feilong hat. Wir, die wir uns als seine Familie bezeichnen und dafür einstehen oder du, der ihn als seinen Bruder beansprucht und das Bett mit ihm teilt.“ In diesem Moment hätte man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören können. Keiner regte sich, fast schien es, als würden alle Anwesenden die Luft anhalten. Das charakterische Knistern einer Zigarette durchbrach schließlich die Stille, bevor Asami weiter sprach. „Oder meine ich vielleicht die Familie die du ermordet hast? Du wusstest wer Akihito war, unter wessen Schutz er stand. Trotzdem hast du deine Männer zu mir geschickt und ihn dir geholt. Sag mir jetzt noch einmal, wen du für intelligent hälst.“ Unwillig knurrte Yan Tsui bei dieser Beleidung auf. „Wenn er unter deinem Schutz stand, kann dieser nicht viel Wert sein, vielleicht lässt du ja langsam nach, alter Mann.“ Nur die Hand Eurys, die sich auf die Schulter Asamis legte, verhinderte das der Yakuza jetzt gleich nach seiner Waffe griff. „Yan Tsui, nicht.“ Überrascht sah der Ältere zu Feilong der seinen Kopf erhoben und seine Hand bittend auf sein Knie gelegt hatte. Unwirsch fegte er die Finger die ihn berührten beiseite und stieß den Jüngeren zurück. Schmerzerfüllt stöhnte Feilong auf, als er rüde zu Boden ging. Der wütende Blick seines Bruders bohrte sich in seine Augen, so dass er es kein weiteres Mal wagte ihn zu berühren. Die Kette straffte sich und übte einen unangenehmen Druck auf seinen Hals aus. Instinktiv versuchte der Chinese zurückzuweichen, konnte es jedoch nicht, so dass er nur seine Hände in dem dicken Teppich vergrub. Feilong war nur zu bewusst das er den Mann vor sich hassen sollte. Allein das was er ihm gerade erst angetan hatte, sollte ausreichen es zu tun. Doch er konnte es nicht. Auch als er sich an die übel zugerichtete Leiche Akihitos erinnerte, daran wie lange der Kleine hatte leiden müssen, wanderten seine Gedanken immer wieder zu dem fragilen Moment im Badezimmer zurück. Yan Tsui hatte unaussprechliches getan. Doch das hatten sie alle. Keiner der im Raum Anwesenden war in dieser Hinsicht unschuldig. Sie alle hatten schon selber getötet oder Morde in Auftrag gegeben. Wenn man mal von seiner persönlichen Beziehung zu Akihito absah, war auch das nur ein Mord von vielen. Selbst die Folter an sich war für keinen von ihnen ungewöhnlich. Was war es also, was drei Mafiagrößen dazu brachte diesen Tod anders zu bewerten? Ein trauriges Lächeln huschte über die Lippen des Chinesen. Es war eine Sache die so unschuldig und rein war, dass Männer wie er sie eigentlich gar nicht wirklich kannten, da sie schon früh lernten ihre Herzen zu verschließen. Wo andere befreit waren und sich ihr hingeben konnten, bedeutete es in ihrer Welt doch nur Schmerz und Verlust. Genau wie es ja jetzt auch geschehen war. Wie konnte etwas so natürliches wie Liebe nur für solche Konsequenzen verantwortlich sein? Und jetzt war es auch wieder die Liebe, die ihn veranlasste sich erneut aufzurichten und den Schmerz in seinem Unterleib zu ignorieren. Bewusst schirmte er dabei den Älteren mit seinem Körper ab und nahm so dem vor Wut bebenden Yakuza ein freies Schussfeld. Denn in einem machte sich Feilong keinerlei Illusionen. Er selber mochte gerade verwirrt sein, Asami war es bestimmt nicht. Der Japaner würde keine Sekunde zögern den Mörder Akihitos umzubringen. Und wenn der Yakuza es nicht tat, würde Eury es zu Ende bringen. In diesem Moment wurde Feilong klar das etwas nicht stimmte. Niemals würde Asami nur vorbei kommen um zu verhandeln, nicht mit dem Mörder Akihitos. Das der Yakuza jetzt wieder so ruhig in seinem Sessel saß musste einen bestimmten Grund haben. Zitternd ergriff er erneut die Hand seines Bruders und sah ihm erschrocken in die dunklen Augen, während seine Gedanken weiter rasten. Er sollte diesen Mann vor sich hassen. Er sollte ihn persönlich töten für das was er ihm angetan hatte. Doch ihm ging nur der Gedanke durch den Kopf das er gerade zum letzten Mal die lebendige Hand seines Bruders zwischen seinen Fingern spürte. Wie konnte er ihn auch hassen? Hatte er ihm doch einst das wertvollste Geschenk gemacht das er besaß. Yan Tsui mochte nicht wissen wer Tao war, doch Feilong hatte es auf den ersten Blick gesehen, war der Junge seinem Vater doch wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie konnte er den Vater seines über alles geliebten Taos hassen, war dieser doch ein Teil von ihm. Flehend sah er zu dem Älteren auf, während er darauf wartete das die Welt untergehen würde. Kapitel 9: Untergang -------------------- Die Sekunden schien zähflüssig wie Honig zu sein, während Feilong wartete. Unnatürlich intensiv spürte er die Blicke der drei Männer in seinem Rücken. Die es anscheinend nicht fassen konnten das er den Älteren vor ihnen beschützte. Doch es war ihm egal. Er wusste das er Yan Tsui verlieren würde. Diesmal hatte dieser sich mit den Falschen angelegt und würde den furchtbaren Preis für sein Vergehen zahlen müssen. Wenn Feilong wirklich ehrlich zu sich war, so war dieser Preis schon lange fällig. Immerhin hatte der Ältere ihren Vater erschossen. Der Jüngere wusste all das und konnte doch nicht anders. Geräusche die von Schüssen herzurühren schienen wurden immer lauter. Laute Rufe und Schreie kamen immer näher. Fragend sah Yan Tsui von Feilong zu Asami. Seine eben noch gezeigte Großspurigkeit war wie weggeblasen. Auf Asamis Lippen zeigte sich jetzt ein sadistisches Grinsen. „Hast du wirklich geglaubt ich würde nur hier her kommen um zu reden?“ Feilongs Lippen fühlten sich taub an, während er zu den Männern auf den Sesseln rüber sah. Sein Blick glitt über die anwesenden Leibwächter, während ihm dämmerte was ihm im ersten Moment entgangen war. „Wo sind Yoh, Suoh und Kirishima?“ Die drei wichtigsten Männer nach den Mafiagrößen waren nicht da. Feilong wusste was das bedeutete, wollte es jedoch nicht glauben. Goldene Augen richteten sich unerbittlich auf ihn. Hatte der Chinese ihn damals in der Kneipe schon für wahnsinnig vor Trauer gehalten, so wurde er jetzt eines besseren belehrt. Das Gold des Älteren schien regelrecht zu glühen, als er antwortete. „Dir dürfte der Aufbau der Bamboo Union recht vertraut sein. Anders als bei uns reicht es nicht einfach einen da ge umzubringen um eine Division auszulöschen. Aus diesem Grund habe ich meine Männer ausgesandt um jede einzelne Gruppierung die auch nur im entferntesten mit Yan Tsui zu tun hat, auszulöschen.“ Deutlich konnte der Chinese spüren wie sein Bruder sich verspannte. Die Informationen zusammen mit den Geräuschen vor der Tür zeigten ihm nur zu deutlich den Untergang des Imperiums, welches er in den letzten sieben Jahren aufgebaut hatte. Die Stimme Feilongs war tonlos, als er weiter fragte. „Wieviele deiner Männer hast du hier?“ „Alle.“ Wieder war es still im Raum, während man den Kampfgeräuschen lauschen konnte. Hilflos sah Feilong zu dem Älteren rauf, der seine Finger fest um die Kette in seiner Hand geschlungen hatte. Nun wurde auch Yan Tsui bewusst, welcher Übermacht er vor sich hatte. Asami hatte diesmal wirklich alles aufgeboten was in seiner Macht stand. Er hatte jeden einzelnen seiner Männer nach Taiwan geschafft um dieses in Brand zu stecken. Sein eigenes Territorium ließ er somit vollkommen ungeschützt zurück. Es polterte laut auf dem Flur und wieder hörte man Männer schreien. „Dann ist es vorbei.“ Die Stimme Yan Tsuis war unnatürlich ruhig, während er den Mann musterte der alles vernichtete, was er sich aufgebaut hatte. „Nein.“ Diesmal war es Eury der antwortete. Noch immer saß der Russe vollkommen ruhig neben Asami. Seine Hand lag wie selbstverständlich auf der Schulter des Japaners und er schien keinen Grund zu sehen sie wegzunehmen. Doch was Feilong am meisten überraschte was, das Asami diese Berührung duldete. „Nein?“ „Denkst du wirklich das wir dir einen einfachen Tod gewähren? Akihito hat drei Tage gelitten. Drei Tage hat er um sein Leben gekämpft. Es ist nur fair wenn du seinen Schmerz nachempfindest, auch wenn es bei dir länger dauern wird. Sehr viel länger und deutlich mehr Schmerzen.“ Feilongs Finger zitterten, als er nach der Hand seines Bruders griff. Ganz langsam erhob er sich und nahm so Yan Tsui den Blick auf die drei Mafiagrößen vor ihm. Ohne auf die Männer in seinem Rücken zu achten, strich er sanft mit der freien Hand durch das weiche Haar des Älteren, welches er auch an seinen Sohn vererbt hatte. Es sah beinahe so aus als würde er seinen Bruder küssen wollen, als er sich nach vorne beugte bis seine Lippen die Ohrmuschel des Anderen berührten. „Es wird niemals vorbei sein, Yan. Du wirst in deinem Sohn weiter leben und er wird ein besserer Mann werden als wir beide zusammen es jemals gewesen sind.“ Die Stimme Feilongs war so leise das selbst der Ältere ihn nur mit Mühe verstehen konnte. Der Chinese konnte die Überraschung seines Bruders mehr als deutlich spüren, lagen ihre Hände doch noch immer aufeinander. Er musste keinen Namen nennen. Yan Tsui erkannte sofort wen der Jüngere meinte. Noch während er versuchte seine Überraschung zu verbergen, drehte Feilong sich zu Asami herum. Die Kette an seinem Hals klirrte leise als sie sich straffte und den Jüngeren in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte. Der Chinese hatte das Gefühl die Zeit würde still stehen als er in die goldenen Augen des Älteren blickte. Äußerlich mochte Asami wieder vollkommen ruhig sein, doch seine Augen verrieten die Gefühle die in ihm tobten. Nur zu deutlich sah Feilong wie er seinen Bruder in Stücke reißen wollte für das was er ihm angetan hatte. Das Zerstören seines Imperiums war da nur der erste Schritt. Im Bruchteil einer Sekunde traf der Triaden-Führer seine Entscheidung. Leicht neigte er seinen Kopf vor dem Yakuza und auch vor dem Älteren der beiden Russen. „Es tut mir leid niisan.“ Asami war der Erste der die Worte des Chinesen begriff, doch er saß zu weit weg und auch wenn er direkt neben ihm gestanden hätte, hätte er es nicht mehr verhindern können. In dem Moment in dem Feilong die Worte ausgesprochen hatte, wurden seine Augen hart. Bevor einer der Anwesenden reagieren konnte war Feilong hinter seinen Bruder getreten und umfasste sein Genick. Ein Schuss löste sich und überraschte alle, während der Triaden-Führer sich nur einmal kurz anspannte. Ein hässliches Knacken war zu hören, dann sank der Kopf Yan Tsuis auf die Seite, nur noch gehalten von Feilongs Armen. Die Kette löste sich aus der Hand des Älteren und fiel klirrend zu Boden. Mit einem tiefen Knurren in der Kehle erhob Eury sich. „Feilong!“ Er war gerade einen Schritt auf den Chinesen zugetreten, als dieser den Kopf hob. Glühender Hass sah ihm entgegen. Nur zu deutlich war zu sehen das niemand in diesem Moment an ihn herankommen würde. Seine Arme lagen noch immer um den Hals Yan Tsuis als er den Russen vor sich musterte. Der Hass der in den Adern Feilongs tobte konnte es mühelos mit der Wut Eurys aufnehmen. Ohne sich von seinem Bruder zu lösen, schrie er die Männer vor sich an. „Raus!“ „Fei.“ Die Stimme Michels war leise fast bittend, doch sie erreichte den bebenden Mann nicht. Langsam löste sich der Chinese von dem Toten und richtete sich wieder voll auf. Noch bevor Eury wusste wie ihm geschah, war Feilong schon nach vorne geschossen und trat dem deutlich schwereren Russen mit aller Kraft direkt unter die Rippen. Normalerweise konnte jemand wie Feilong dem deutlich schwereren und größeren Eury nicht wirklich gefährlich werden, weshalb der Russe den Tritt ohne Gegenwehr entgegennahm. Womit er nicht gerechnet hatte, war das der Chinese mit aller Kraft den Solar Plexus attackieren würde. Ohne Vorwarnung ging der Blonde zu Boden. Für etliche Sekunden hatte der Russe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, während er sich durch die unerträglichen Schmerzen hilflos auf dem Boden krümmte. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen wie Michel zu ihm stürzte und es gerade noch verhindern konnte selber angegriffen zu werden. Gerade als er glaubte wieder Luft zu bekommen, landete Feilong den nächsten Tritt in seine Seite. Er hatte anscheinend gut gezielt, denn wieder raste ein unglaublicher Schmerz durch Eurys Körper und ließ ihn laut aufschreien. Genau in diesem Moment tauchte Asami in seinem Blickfeld auf. Ohne sich um die Gegenwehr des Chinesen zu kümmern steckte er etliche Treffer ein, bevor es ihm gelang seine Arme um ihn zu schlingen. Für einen Moment sah es so aus, als würde Feilong sich nicht beruhigen lassen, doch dann sank der Jüngere an der Brust des Yakuzas zusammen. Laute die eher an ein verletztes Tier erinnerten hallten durch den Raum und ließen den Russen immer wieder zusammen zucken. Dankbar ließ er sich schließlich von Michel auf die Beine helfen und zur Tür führen. Erst jetzt bemerkte der Russe das Huang bereits den Raum verlassen hatte. Überrascht sah der Russe sich um. Sein Bruder schien zu ahnen was er fragen wollte, denn er kam seiner Frage zuvor. „Huang ist schon vor etlichen Minuten raus und wir sollten auch langsam verschwinden.“ Überrascht bemerkte Eury das flackern von Polizeiblaulicht, während er auf seinen Bruder gestützt den Raum verließ. Er hatte nicht wirklich ein Bedürfnis auf die örtlichen Behörden zu treffen, wusste er doch keine Erklärung für das vollkommen verwüstete Anwesen und die zahlreichen Leichen. Dabei war es auch nicht hilfreich das den ganzen Abend schon Nachrichten von etlichen Anschlägen bekannt geworden waren. Eury warf einen letzten Blick auf Asami, der noch immer Feilong in seinen Armen hielt, gab dann jedoch seinem Bruder nach und hastete nach draußen, weg von den Sirenen. Für Asami schien die Zeit still zu stehen. Noch immer hielt er den Jüngeren in seinen Armen, während an ihnen vorbei Polizeibeamte den Raum stürmten. Huang schien Wort zu halten, denn niemand kümmerte sich um die beiden Männer die mitten im Raum standen. Jeder von ihnen war gerade gefangen in seinen Gefühlen und auch wenn sie sich gegenseitig hielten, trennten sie Welten. Alles in Asami schien sich, in dem Moment wo Yan Tsuis Genick brach, in Asche zu verwandeln. Zum ersten Mal seit Tagen hatte er kein Ziel mehr. Seine Rache der er sein Leben gewidmet hatte, gab es nicht mehr. Sie war ihm genommen worden. Nie wieder würde er den Schmerzenslauten des Mannes lauschen der ihm das Wertvollste genommen hatte. Niemals würde er Akihito rächen können. Das machte ihm nur noch deutlicher klar, dass der Fotograf endgültig fort war. Selbst wenn er Yan Tsui mit seinen eigenen Händen getötet hätte, wäre Akihito nicht mehr da. Niemals wieder würde er in diese blauen Augen sehen, in denen ein Feuer brannte das noch nicht einmal er hatte ersticken können. Nach allem was dem Kleinen widerfahren war, hatte er tatsächlich geglaubt es gäbe nichts mehr was ihn und Akihito trennen könnte. Doch eines gab es immer. Den Tod. Es dauerte bis Asami es schaffte dem Jüngeren in seinen Armen in die Augen zu sehen. Grenzenlose Einsamkeit sah ihm entgegen und spiegelte in diesem Augenblick nur zu gut seine eigenen Gefühle. Eine Hand legte sich auf die Schulter des Yakuzas. Nur leicht wandte Asami den Kopf und sah zu seinem Sekretär. „Wir sollten gehen, Asami-sama.“ Der Oyabun nickte nur leicht und bemerkte in diesem Moment wie die Hände des Chinesen herabsanken und das Gewicht in seinen Armen zunahm. In der Annahme das der Jüngere eingeschlafen sei, sah er auf ihn herab und bemerkte erst jetzt das Blut, welches sich zu ihren Füßen gesammelt hatte. Anscheinend hatte der Schuss, dem er keine weitere Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen, ein Ziel getroffen. Noch während sich seine Gedanken überschlugen, sah er wie einer der Ermittler auf den Toten im Sessel zutrat. Erst in diesem Moment sah er die Waffe die Yan Tsui in seiner freien Hand gehalten hatte. Diese hatte sich anscheinend gelöst, als Feilong ihm das Genick gebrochen hatte. Ein leiser Fluch kam über Asamis Lippen. Er hielt es für ausgeschlossen das der Chinese den Treffer nicht bemerkt hatte. Trotzdem hatte der Jüngere nichts gesagt oder unternommen. Ohne Mühe hob er den leichteren Chinesen auf seine Arme und verließ zusammen mit Kirishima das Anwesen, vor welchem bereits Suoh mit der Limousine wartete. Anders als geplant würden sie jetzt allerdings nicht sofort zum Flughafen fahren, sondern in die nächste Notaufnahme. Kapitel 10: Danach ------------------ Es war vollkommen still um den Chinesen als er sich zwischen den Gräbern bewegte. Nur das leise auftreten seiner Füße auf Stein war zu hören. Endlich war er vor dem neuen Grabstein angelangt und verneigte sich respektvoll vor ihm, bevor er die Räucherstäbchen erneuerte und frische Kerzen aufstellte. Ohne auf den harten Boden oder den leichten Nieselregen zu achten ließ Feilong sich auf die Knie fallen um Zwiesprache mit dem Verstorbenen zu halten. Er hatte Yan Tsui vor sechs Monaten von Taiwan nach Hongkong überführen lassen um ihm in seiner Heimat eine würdige Beerdigung zukommen zu lassen. Denn egal was der Ältere auch getan hatte, er gehörte zur Familie. Und wie es jetzt aussah war dieser Grabstein auch alles was er noch an Familie hatte. Tao war vor vier Monaten aus Hongkong abgereist. Direkt nachdem Feilong ihm erklärt hatte wer sein Vater gewesen war. Seitdem ging der Jüngere weder ans Telefon wenn er anrief, noch öffnete er die Briefe die er schickte. Das einzige was den Triaden-Führer beruhigte, war das der Junge sich eine Schule ausgesucht hatte die im Machtbereich des Albatof-Syndikats lag. Niemand dort würde es wagen sich an Tao zu vergreifen, hatte sich doch Jefim persönlich hinter den Jungen gestellt und der Patriarch war trotz seines Alters noch immer ein furchterregender Gegner. Was auch immer der Jüngere an Russland fand, immerhin hätte er sich jede Schule auf der ganzen Welt aussuchen können. Doch irgendwie war er auch dankbar dafür das es nicht Tokio geworden war. Der Niesel wurde immer dichter, und mittlerweile war der Chinese bis auf die Haut durchnässt. Trotzdem erhob er sich nicht, während er seine Gedanken schweifen ließ. Vor seinen Augen tauchten die besseren Tage auf, als sie noch Kinder waren. Bevor sie zu Gegnern wurden und sich unaussprechliches gegenseitig antaten. Nicht weit von ihm entfernt war das Grab seines Vaters, doch dort ging Feilong nie hin, auch wenn er den Mann noch immer innig liebte, so konnte er sich einfach nicht überwinden dort die Räucherstäbchen zu erneuern und seinen Respekt zu zeigen. Nicht nachdem er dessen einzigen leiblichen Sohn getötet hatte. Erst nach einer Ewigkeit erhob sich der Triaden-Führer schwerfällig und verneigte sich ein letztes Mal vor dem Stein. Wasser lief ihm die langen Haare herab, während sich sein Cheongsam schon völlig mit der Feuchtigkeit vollgesogen hatte. Müde strich er sich die Haare aus dem Gesicht und machte sich auf den Rückweg zu seiner Limousine. Noch immer schmerzte die Schusswunde und brachte ihn dazu leicht zu humpeln. Verärgert verzog Feilong das Gesicht, konnte jedoch nicht verhindern das er immer wieder leicht zusammenzuckte wenn er seinen Fuß aufsetzte. Hätte Asami nicht so schnell reagiert und ihn in die nächste Notaufnahme gebracht, wären jetzt zwei Steine hier aufgestellt worden, anstatt nur einer. Er hatte bereits eine beträchtliche Menge Blut verloren als der Yakuza in buchstäblicher letzter Minute mit ihm auf seinen Armen im Krankenhaus aufgetaucht war. An die anschließende Zeit konnte sich der Chinese kaum noch erinnern. Nur das Asami die Tage nicht einmal von seiner Seite gewichen war, auch das dieser mit ihm gesprochen hatte. Viel gesprochen. Doch die Worte waren nur so an ihm vorbeigerauscht. Nicht einmal hatte er ihnen Beachtung geschenkt. Viel zu gefangen war Feilong in seinem eigenen Schmerz. Er hatte nicht gerettet werden wollen. Was erwartete ihn jetzt auch noch im Leben? Es gab niemanden mehr, hatte er sich vorher schon einsam gefühlt, so war er es jetzt endgültig. Ohne zurückzusehen stieg Feilong in den Wagen und ließ sich zum Baishe Hauptquartier zurückbringen. Entspannt setzte sich Eury dem Yakuza gegenüber in den Sessel. Es überraschte ihn nicht im geringsten Asami in seinem Wohnzimmer sitzen zu sehen, immerhin kam das mittlerweile mindestens einmal im Monat vor. Egal wo sich der Ältere sich gerade aufhielt er schaffte es immer auf dem Rückweg über Sankt Petersburg zu fliegen. Allmählich hatten sich auch die russischen Leibwächter an den japanischen Yakuza gewöhnt und ließen ihn ohne Schwierigkeiten in Eurys Villa kommen. Der Blonde lächelte leicht, als er von Alexei einen frisch aufgebrühten Tee entgegennahm. Mit einem Seufzen lehnte er sich in das weiche Polster zurück. „Deinem Gesichtsausdruck nach hat er deine Anrufe wieder nicht entgegen genommen.“ Der Russe musste keinen Namen nennen, Asami wusste auch so wen er meinte. Müde strich Asami sich mit einer Hand durchs Gesicht. Deutlich konnte der Jüngere sehen wie erschöpft der Japaner war. Ließ er sich diesen Umstand sonst nicht anmerken, hatte er doch damit angefangen sich in der Gegenwart Eurys offener zu zeigen. Was jedoch nicht hieß das sie sich noch einmal so nahe gekommen waren wie im Penthouse. „Egal was ich unternehme, er nimmt weder meine Anrufe entgegen, noch ist er bereit mich persönlich zu empfangen.“ „Tröste dich. Feilong empfängt noch nicht einmal Michel. Der Chinese ist in den letzten Monaten zum Geist geworden. Niemand hat ihn gesehen oder gesprochen, weder geschäftliches noch privates.“ Seufzend griff Asami nach seinen Zigaretten, steckte sich eine zwischen die Lippen und zündete sie an. Er atmete den beruhigend Qualm tief in seine Lungen bevor er antwortete. „Nichtsdestotrotz ist er nach Hongkong zurückgekehrt. Er muss die Geschäfte wieder aufgenommen haben, selbst wenn er nicht selber in Erscheinung tritt. Man hätte es auf den Straßen Hongkongs bemerkt, wenn er aufgehört hätte. Außerdem hat mein Informant durchgegeben das er noch immer einmal in der Woche zum Friedhof fährt.“ Dunkel lachte der Russe auf. „Heißt dein Informant zufällig Yoh?“ „Und wenn?“ Abrupt wechselte der Blonde das Thema. „Und wie siehts bei dir aus?“ Abwertend schnaubte der Japaner und schlug die Beine übereinander. „Wie du siehst verstecke ich mich nicht.“ „Nein,“ stimmte der Jüngere zu. „Du läufst weg.“ Kaum merklich zuckte Asami zusammen, doch Eury hatte genug Zeit mit dem Älteren verbracht um es zu erkennen. „Wie lange ist es her das du zwei Wochen am Stück in Tokio warst?“ „Es ist nicht von Belang wie lange ich dort bin. Meine Geschäfte führen mich derzeit über den gesamten Erdball.“ Ein dünnes Lächeln legte sich auf Eurys Lippen während er seine leere Teetasse auf den Tisch stellte. Er schüttelte nur leicht den Kopf um Alexei zu signalisieren das dieser seine Tasse nicht nachzufüllen brauchte. „Korrigiere mich wenn ich falsch liege, Ryuichi. Doch bist es nicht du der über seine Geschäfte bestimmt?“ Leicht verzog sich das ebenmäßige Gesicht Asamis als habe er Zahnschmerzen, doch dann antwortete er ehrlich. „Es fühlt sich leer ohne ihn an.“ Mühsam atmete Eury aus, wie immer wenn ihre Gespräche auf Akihito kamen. „Das tut es,“ stimmte er dem Anderen ohne zu zögern zu. „Trotzdem ist das kein Grund aufzugeben, das hätte er nicht gewollt.“ Knurrend stellte der Yakuza seine Tasse auf den Tisch und griff nach der nächsten Zigarette, während er die andere im Aschenbecher ausdrückte. „Und wie stellst du dir das vor?“ Nicht zum ersten Mal waren sie an diesem Punkt angelangt. Diesmal jedoch lehnte sich der Blonde nicht ohne eine Antwort zu geben zurück. Stattdessen nickte er Alexei zu, der daraufhin den Raum verließ. „Dir dürfte bekannt sein, dass ich letzte Woche geschäftlich in Taiwan zu tun hatte.“ Asami sah nur kurz von seinem Feuerzeug auf, bevor er antwortete. „So nennt man das jetzt also. Wenn sich meine Quellen nicht täuschen warst du dann wohl geschäftlich in Shao-tsens Schlafzimmer.“ Ein Grinsen lag in den Mundwinkeln Eurys als er den säuerlichen Gesichtsausdruck des Yakuzas bemerkte. „Da du mir nicht mehr zur Verfügung stehst muss ich mich eben wo anders umsehen. Doch Shao-tsen war so zuvorkommend mir ein Geschenk für dich mitzugeben. Er hing erstaunlicherweise sehr dran und ich musste ziemlich nachdrücklich darum bitten.“ Wieder verzog sich das Gesicht des Yakuzas, konnte er sich doch sehr gut vorstellen was der Russe unter nachdrücklich bitten verstand. „Und warum glaubst du das ich ein Geschenk haben möchte? Vor allem eines aus Taiwan?“ Es klopfte leise an der Tür und nach einem Augenblick betrat Alexei den Raum. Asami achtete nicht auf den Leibwächter, während er den Blonden vor sich fixierte. „Wärst du ein anderer, hätte ich in Erwägung gezogen dir einen Hund zu schenken. Mein Vater hat eine sehr exzellente Zucht von Barsois. Meine Familie züchtet diese Hunderasse schon seit Generationen und wir sind sehr stolz darauf das wir sogar einige Nachfahren aus der Zucht des Zaren unser Eigen nennen können. Allerdings kommst du mir nicht unbedingt wie ein Hundeliebhaber vor, weshalb ich dir etwas anderes mitgebracht habe um dein Heim wieder mit Leben zu füllen.“ Unwillkürlich standen Asami die Haare zu Berge, wusste er doch das Huang Don-Sphynx züchtete. „Du hast mir jetzt aber nicht wirklich eines dieser haarlosen Viecher mitgebracht?“ ächzte der Yakuza. Jetzt ehrlich lachend winkte der Russe in Richtung seines Leibwächters und eine kleine Gestalt trat unsicher nach vorne. Nervöse rot-braune Augen richteten sich auf Asami, während sich der Junge tief vor dem Japaner verbeugte. „Anjing!“ Überrascht hatte sich der Yakuza nach vorne gebeugt und starrte jetzt auf den Jungen. Fast ein Jahr war es jetzt her das er den Jüngeren in Taiwan gesehen hatte und er hätte lügen müssen wenn er behauptet hätte nicht einmal an ihn gedacht zu haben. Doch den Jungen aus Taiwan zu holen, daran hatte er nie gedacht. Leicht fassungslos sah er dem Russen in die kalten Augen. „Das kann nicht dein Ernst sein, weißt du wie alt er ist?“ Entspannt hatte sich Eury zurückgelehnt. „Er ist neun. Aber ich habe ihn dir auch nicht geholt damit er dir dein Bett wärmt, wir wissen beide dass du nicht auf Kinder stehst.“ „Warum hast du ihn dann geholt?“ „Sieh ihm in die Augen.“ Genervt winkte Asami den Jungen zu sich ran. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf die Lippen des Yakuzas als er die Nervosität Anjings bemerkte, als dieser von einem Fuß auf den anderen trat. Trotzdem tat er das was Eury ihm gesagt hatte. Er brauchte einen Moment bis er es erkannte. Es war beinahe begraben unter Furcht und gehorsam, doch dann sah er es. Einen Funken, der wenn er ihn nur hegen und pflegen würde, leicht wieder zu einem Feuer werden konnte. Ein Feuer das er schon einmal so geliebt hatte. Langsam um den Jüngeren nicht zu erschrecken griff der Yakuza nach seinem Kinn und hob es leicht an. Natürlich verspannte sich Anjing trotzdem, blieb aber gehorsam direkt vor dem Älteren stehen und trat schließlich sogar zwischen seine Beine als Asami ihn zu sich heranzog. Fasziniert beobachtete der Yakuza das Flackern in den roten Augen. „Wie hast du es bemerkt?“ „Erst gar nicht. Ich habe aber dein Interesse an dem Jungen bemerkt als wir das erste Mal in Taiwan waren. Deshalb hielt ich es für eine gute Idee ihn dir zu schenken.“ „Mir zu schenken?“ Es kam nicht oft vor das Asami nicht wusste was er sagen sollte, doch in diesem Moment sah er so ratlos aus, das Eury nicht an sich halten konnte. Ein vollkommen befreites Lachen hallte durch den Raum und brachte den Yakuza zurück. „Und was soll ich mit ihm anfangen?“ Schulterzuckend lehnte sich der Russe zurück. „Was immer du möchtest, ich hielt es allerdings für angebracht ihn von Shao-tsen wegzubringen, wenn du verstehst was ich meine.“ Asami verstand sofort, war Anjing mit seinen neun Jahren bald alt genug um auf den Straßen angeboten zu werden. Gerade mit den ungewöhnlichen Augen, würde er auf dem Markt einen guten Preis einbringen. Nachdenklich musterte er das Kind vor sich und registrierte die Unsicherheit des Jüngeren. „Kirishima!“ Sofort öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer und der Sekretär betrat den Raum. „Bitte nimm Anjing mit. Ich möchte das du den Jungen keinen Moment aus den Augen lässt.“ Ohne irgendeinen Anflug von Überraschung zu zeigen, verneigte sich Kirishima vor seinen Boss und verließ zusammen mit dem Kind das Zimmer. Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen des Yakuzas als er auf den schmalen Rücken Anjings sah. „Wenn du schon dabei bist Kirishima, sei doch so gut und geh gleich mit Anjing einkaufen. Er braucht eine komplette Garderobe und sei bitte auch so gut und statte ihm mit einem vernünftigen Smartphone aus. Falls er Interesse an einem Hobby haben sollte, besorge auch dafür alles was er benötigen sollte.“ Unter dem amüsierten Gelächter des Russen zog der Sekretär die Schultern hoch und schloss hastig die Tür hinter sich. „Also nimmst du dein Geschenk an?“ Kaum waren die beiden weg, sank der Yakuza in sich zusammen. Müde strich er sich über die Augen. „Natürlich nehme ich ihn an. Immerhin ist er jetzt schon hier.“ Unbeeindruckt zuckte Eury mit den Achseln. „Ich könnte ihn auch einfach wieder zurückschicken.“ „Das kann nicht dein Ernst sein.“ Wieder zuckte der Russe mit den Achseln. „Warum nicht? Er wäre nicht der erste, der für das Syndikat auf diese Art arbeitet.“ Da war sie wieder, die Eiseskälte die diesen Mann zu durchdringen schien. Trotzdem störte sich Asami nicht daran, hatte er doch täglich mit solchen Menschen zu tun. „Es wäre mir neu das, dass Albatof-Syndikat mit Kindern handelt.“ „Das ist nichts neues, allerdings schicken wir sie nicht in die Bordelle bevor sie siebzehn sind.“ Seufzend schloss der Yakuza die Augen. „Du weißt das ich nicht mit Kindern handle und ich deshalb auch nicht auf dem Laufenden bin was diesen Geschäftszweig angeht.“ „Wir sollten dieses Thema beenden.“ Dankbar nahm Asami die ruhige Stimme zur Kenntnis und nickte sofort. Er wollte dieses Thema wirklich nicht weiter vertiefen. Mittlerweile spürte der Japaner die Müdigkeit immer stärker, was auch Eury zu bemerken schien. „Wir sollten den Abend wohl einfach ausklingen lassen.“ Zustimmend nickte der Yakuza und erhob sich langsam aus dem Sessel. Der Japaner musste sich nicht mehr zu einem der Gästezimmer führen lassen, er hatte ein eigenes. Trotzdem verharrte er zögernd an der Tür. Fragend hob Eury eine Augenbraue, war er diese unsichere Handlung von dem Yakuza nicht gewöhnt. Als Asami jedoch einfach so stehen blieb, erhob sich der Russe seufzend und blieb hinter dem Älteren stehen. „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“ Ein Achselzucken, das genauso untypisch für den Yakuza war, beantwortete die Frage. Erneut seufzte Eury, bevor er nach den Schultern des Japaners griff und diesen in sein eigenes Schlafzimmer dirigierte. „Und da sagen alle ich bin ein Gefühlslegasteniker.“ Kapitel 11: Familie ------------------- Es fühlte sich merkwürdig für Asami an, als er die Tür zum Penthouse öffnete und Anjing zum ersten Mal sein persönliches Reich zeigte. Der Junge hatte bisher noch kein Wort an den Yakuza gerichtet und auch jetzt stand er respektvoll hinter dem Älteren und wartete dessen Erlaubnis ab, die Wohnung betreten zu dürfen. Mit einem leisen Ächzen schoben sich Suoh und Kirishima an ihnen vorbei und brachten die Einkäufe hinein. Erst als sie im Wohnzimmer standen, sahen sie ihren Boss etwas ratlos an, wussten sie doch nicht wirklich wo sie die vielen Taschen abstellen sollten. Mit einer Handbewegung signalisierte Asami ihnen das sie einfach alles dort stehen lassen sollten wo sie gerade standen. Hastig verneigten sich die beiden und verließen kurz darauf die Wohnung. Zögernd folgte Anjing dem Yakuza und sah sich interessiert in seinem neuen Zuhause um. Asami der gerade die Küche ansteuerte um sich als erstes einen großen Whiskey einzuschenken wurde in diesem Moment zum ersten Mal klar, dass er nicht die geringste Ahnung von Kindern hatte. Akihito war zwar jünger als er gewesen, doch immerhin alt genug um sich in allen Belangen selber zu versorgen. Wie das jetzt mit Anjing funktionieren sollte, wusste er nicht wirklich. Am liebsten hätte er jetzt den Russen verflucht. Ein Hund wäre für ihn vielleicht doch die bessere Wahl gewesen. Als er sich dann jedoch im Geiste sah wie er mit einer dieser Plastiktüten die Hinterlassenschaften des Hundes aufsammelte, bildete sich sofort eine Gänsehaut auf seinen Armen und der mehr als doppelte Whiskey verschwand in einem Schluck. Nein, einen Hund wollte er doch lieber nicht. Das löste jedoch noch immer nicht das Problem das sich mit rot-braunen Augen neugierig umsah. Widerwillig stellte Asami den Whiskey zurück an seinen Platz. „Du sprichst Japanisch?“ Zögernd nickte der Jüngere und versuchte dem Blick aus den strengen goldenen Augen auszuweichen. „Huang-sama hat sehr viel Wert auf meine Allgemeinbildung gelegt. Er war davon überzeugt dass dies eine sehr gute Wertanlage ist.“ „Aha.“ Innerlich fasste Asami sich für diese geistreiche Bemerkung an den Kopf. Ausgerechnet er, der König der Tokioer Unterwelt, stellte sich hier gerade dämlicher an als ein Fünfjähriger. Selbst Anjing sah ihm jetzt skeptisch ins Gesicht. „Asami-sama?“ „Ja?“ Heute war wohl der Tag der eloquenten Antworten. Zumindest hatte er diesmal ein echtes Wort hinbekommen, aber was noch nicht war, konnte ja noch werden, immerhin hatte der Junge seine Frage noch nicht gestellt. „Was mache ich hier? Ich möchte wirklich nicht undankbar erscheinen und mir gefallen die Sachen, die Kirishima-san mit mir ausgesucht hat, sehr gut. Doch verstehe ich nicht wirklich warum Albatof-sama mich aus Taiwan geholt hat, damit ich sie hier her begleite. Soweit ich verstanden habe, handeln sie nicht mit Menschen und haben auch sonst kein Interesse an meinem Körper, was wollen sie dann also von mir?“ „Ähm.“ In diesem Moment wünschte sich der sonst so beherrschte Yakuza ein Loch im Fußboden. Normalerweise waren seine Worte wie Waffen, mühelos schaffte er jedes Gespräch zu dominieren und in die Richtung zu lenken die er wollte. Doch jetzt im Angesicht eines Neunjährigen wusste er nicht was er sagen sollte. Vielleicht sollte er das nächste Mal erst mit dem Jüngeren reden und dann Whiskey trinken. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Yakuzas, als Anjing den Kopf auf die Seite legte und ihn mit gekrauster Nase misstrauisch beobachtete. „Kann es sein das sie überhaupt nicht wissen was sie mit mir anfangen sollen?“ „Ich denke wir sollten uns einmal kurz das Penthouse ansehen und dann werden wir uns unterhalten.“ Erleichtert diesmal zumindest einen vollständigen Satz rausgebracht zu haben, drehte sich der Ältere herum und zeigte Anjing den Rest der Wohnung. Ohne noch einmal aus dem Takt zu kommen erklärte er ihm alles zum Büro, Schlafzimmer und Badezimmer. Erst vor dem ehemaligen Gästezimmer, als würde er jemals Gäste in seiner Wohnung übernachten lassen, stockte er. Es kostete Asami überraschend viel Überwindung die Tür zu öffnen. Reglos verharrte er auf der Türschwelle und starrte in den Raum, in dem sich in den letzten zwölf Monaten nichts verändert hatte. Auch als der Jüngere neugierig an ihm vorbeitrat um sich besser Umsehen zu können, sagte er nichts. Anjing schien genügend Feingefühl zu besitzen, nichts zu berühren, während er sich langsam durch das Zimmer bewegte. Vor einem gläsernen Schrank mit teuer aussehenden Kameras blieb er schließlich stehen und drehte sich zu Asami herum. Dieser bekam nicht wirklich mit wie der Jüngere den Raum betrat. Sein Blick war an dem überladenen Schreibtisch hängen geblieben, auf dem etliche Papiere, Fotos und kitschige Figuren aufgetürmt lagen. Komplettiert wurde das Ganze mit Kamerazubehör und etwas das verdächtig nach den Lieblingsschokoriegeln des Jüngeren aussah. Der Yakuza konnte spüren wie der Anblick ihm die Luft abschnürte. In diesem Moment erkannte er das der Russe recht hatte. Während dieser sich auf seine ganz eigene, und ziemlich merkwürdige, Art seiner Trauer gestellt hatte, war er vor ihr geflüchtet, hatte sich in Arbeit vergraben. Erschrocken zuckte er zusammen als sich eine kleine Hand in die seine schob. Scheue rot-braune Augen sahen zu ihm auf. „Asami-sama?“ Nur mit Mühe schaffte der Ältere es seinen Blick von dem Zimmer zu lösen. Akihito. Wieder wurde es enger in seiner Brust, während der Schmerz noch genauso präsent war wie vor einem Jahr. In diesem Augenblick realisierte der Yakuza das dieser Schmerz vielleicht niemals verschwinden würde. Was jedoch nicht hieß das er noch länger vor ihm fliehen konnte. Sanft, um den Jüngeren nicht unnötig hart zurückzuweisen, löste er die kleine Hand von sich und drehte sich ohne etwas zu sagen in Richtung Küche um. Zu seiner Überraschung war Anjing schon vor ihm da und hielt ihm ein gefülltes Whiskey-Glas entgegen. Ohne zu zögern legte der Japaner den Kopf in den Nacken und leerte das Glas in einem Zug. Sofort war der Junge an seiner Seite und füllte das Glas erneut. Er bekam kaum mit wie ihn zarte Hände in Richtung der Couch dirigierten und ihn anschließend mit einer Wolldecke zudeckten. Das einzige was Asami noch registrierte war das gefüllte Glas in seiner Hand und die erschreckende Stille die ihn umgab. Mit zitternden Fingern fuhr er das rote S auf der Decke nach. Im Geiste sah er wieder wie der Jüngere auf dem dicken Teppich lag und wild fluchte während seine Finger hektisch auf dem Controller herumhackten. Den zarten Körper verführerisch unter der Decke versteckt. Wie oft hatte er über diese Angewohnheit den Kopf geschüttelt, wie oft hatte er Akihito getadelt und ihn gebeten leiser zu sein? Zu oft, wie er jetzt erkannte. Zum Schluss hatte sich der Kleinere nur noch zum Spielen hier her gelegt, wenn er selber nicht Zuhause war. Ein neues Glas wurde ihm gereicht, ohne dass er bemerkt hätte das es schon wieder leer gewesen war. Ein unglaublicher Schmerz zerriss ihm die Brust, während ein Laut aus seiner Kehle kam, den er nicht von sich kannte. Nicht kennen wollte. Trotzdem war er da, genauso wie die Nässe auf seinen Wangen. Beides ließ sich nicht stoppen, im Gegenteil es wurde immer mehr. Hilflos verkrampften sich die Hände Asamis in der weichen Decke, als er sie anhob um noch einmal den Geruch des Fotografen einzuatmen. Nur noch einmal wollte er ihn riechen, ihn spüren, einmal über die weiche Haut fahren. Doch da war nichts mehr. Das einzige was er wahrnahm war der Geruch von Waschpulver. Kein Akihito. Nie wieder. Aus dem flehenden Noch einmal wurde mit grausamer Endgültigkeit ein Nie wieder. Nie wieder würde er in diese blauen Augen mit ihrem ganz eigenen Feuer sehen. Nie wieder würde er über die warme Haut Akihitos fahren. Nie wieder würde er die erregenden Geräusche des Jüngeren hören wenn er in diesen eindrang. Immer wieder hämmerten diese zwei Worte durch seinen Verstand und verdrängten alles andere. Zum ersten Mal seit er in die Tasche gesehen hatte, gestatte es Asami sich seinen Gefühlen wirklich nachzugeben. Er wandelte die Trauer diesmal nicht in Wut um, hatte noch nicht einmal die Kraft dazu. Diesmal blieb er vollkommen still sitzen und litt. Nahm vollkommen bewusst den Verlust wahr, der sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Er bemerkte nicht wie oft sein Glas aufgefüllt wurde, oder dass ihm angezündete Zigaretten gereicht wurden. Zu gefangen in seinen Gefühlen ließ er es einfach zu ohne es wirklich wahrzunehmen. Zum ersten Mal ließ er es zu das seine Welt zerbrach und ihn vollkommen schutzlos und allein zurückließ. Stöhnend griff sich Asami an den Kopf. Mit unsicheren Fingern versuchte er sich die schmerzenden Schläfen zu massieren. Allerdings gab er das schnell auf, als diese kleine Bewegung ausreichte das Hämmern in seinem Kopf noch zu verstärken. So langsam wie es ihm möglich war drehte sich der Yakuza auf die Seite. Erleichtert schmiegte er seine Wange in das kühle Kissen und genoss das angenehme Gefühl auf der Haut. Zu seiner Überraschung war noch jemand mit ihm in dem Raum. Da die andere Bettseite leer war, hatte er angenommen allein zu sein. Doch auf dem dicken Teppich direkt vor dem Bett lag Anjing eingerollt in eine dünne Decke und schlief. Asami brauchte einen Moment bis er verstand was er da gerade sah. Gleichzeitig versuchte er sich daran zu erinnern wo der Junge gewesen war, während er getrauert hatte. Erst jetzt fiel dem Yakuza sein erstaunlicherweise immer gefülltes Glas und auch die neuen Zigaretten auf. Er konnte sich nicht daran erinnern auch nur einmal Whiskey nachgeschenkt zu haben, doch sein Brummschädel sprach eine mehr als deutliche Sprache. Auch wusste Asami nicht mehr wie er in sein Schlafzimmer gekommen war. Und selbst wenn er es aus eigenem Antrieb hier her geschafft hatte, niemals hätte er es in seinem Zustand geschafft sich einen Schlafanzug aus dem Schrank zu holen und diesen anzuziehen. Mal davon abgesehen das er sonst auch keinen trug. Doch er hatte ganz eindeutig einen Schlafanzug an. Anscheinend hatte er irgendein Geräusch gemacht, denn es dauerte keine zehn Sekunden bis Anjing hochschoss und verlegen seine Decke zwischen seinen Fingern zusammendrückte. „Asami-sama!“ Noch während der Yakuza mühsam versuchte den tauben Lappen, der einmal seine Zunge gewesen war, in seinem Mund zu bewegen, hatte der Junge schon hastig das Schlafzimmer verlassen. Stirnrunzelnd sah Asami dem Kind hinterher. Wage erinnerte er sich daran, dass er eigentlich noch hatte mit Anjing reden wollen. Doch dann verschwamm alles in einem dichten Alkoholdunst und er konnte nicht mehr wirklich sagen ob sie jetzt geredet hatten oder nicht. Hatte er vielleicht etwas gesagt, was den Jungen verschreckt hatte? Noch während er darüber nachdachte tauchte der Jüngere bereits wieder auf, in der einen Hand ein Glas Wasser, in der anderen eine Kopfschmerztablette. Asami nahm beides dankbar entgegen und trank das Glas in großen Schlucken aus. Wieder verschwand der Junge, doch diesmal folgte ihm der Yakuza nach einem kurzen Moment. Zu seiner Überraschung war Anjing nicht vor ihm geflohen. Im Gegenteil, der Jüngere war nur in die Küche gegangen um seine Vorbereitungen für das Frühstück fortzusetzen. Wortlos lehnte sich der Ältere gegen den Tresen und beobachtete wie der Junge gekonnt an der Pfanne stand und gerade das Dashi maki tamago zusammenrollte um es vorsichtig auf ein bereitstehendes Brettchen zu legen und dort in kleine Portionen zu schneiden. Zusammen mit dem Tamago kake gohan, stellte er das Omelett und verschiedenes eingelegtes Gemüse auf den Tisch. Schüchtern sah Anjing zu dem Yakuza auf, bevor er nach der Kanne griff und frischen Tee in die Tasse vor dem Älteren goss. „Ihr Frühstück, Asami-sama.“ Obwohl der Magen Asamis eindeutig der Meinung war, noch keine Nahrung zu brauchen, setzte sich der Yakuza und ließ sich von dem Jüngeren von allem etwas auf seinen Teller legen. „Was ist mit dir?“ Unsicher wich Anjing ein Stück zurück. „Mit mir?“ „Was frühstückst du?“ „Ich bin mir sicher, dass ausreichend übrig bleiben wird, Asami-sama.“ Stirnrunzelnd hob Asami eine Augenbraue als er auf den Kleineren herab sah. „Ich möchte aber dass du dich zu mir setzt, um mit mir zusammen zu frühstücken.“ Deutlich konnte der Yakuza die Verunsicherung des Jungen sehen, als dieser sich herumdrehte um sich ebenfalls einen Teller aus dem Schrank zu holen. Anschließend stand Anjing unschlüssig neben Asami, wie als würde er jetzt nicht wissen wie es weiter ging. „Setz dich.“ Langsam, beinahe als würde er annehmen das die weiche Oberfläche des Sitzes im letzten Moment Stacheln bekommen, glitt der Jüngere auf den Stuhl. Dabei hielten die kleinen Hände noch immer krampfhaft den Teller fest. Seufzend löste Asami die verkrampften Finger und stellte den Teller auf den Tisch, nur um Anjing anschließend ebenfalls etwas von dem Essen aufzufüllen. Da der Junge keine Tasse mitgebracht hatte, schob der Yakuza ihm seine zu. „Asami-sama, was machen sie da?“ „Warum fragst du mich das so oft Anjing? Ich möchte mit dir zusammen frühstücken und mich mit dir unterhalten.“ Verlegen senkte der Junge den Kopf, während er zögernd nach seinen Stäbchen griff. „Entschuldigen sie, Asami-sama.“ Nicht wirklich hungrig nahm jetzt auch Asami seine Stäbchen in die Hand. Noch immer war er sich nicht wirklich sicher wie sein Magen auf etwas essbares reagieren würde. Trotzdem nahm er sich etwas von dem Omelett und probierte es. Anjings Augen leuchteten regelrecht als der Yakuza meinte. „Das ist sehr lecker.“ Der Rest des Frühstücks verlief schweigend, bis der Jüngere sich daran machen wollte den Tisch abzudecken. Hastig griff der Ältere nach dem Kind und schob es zurück auf seinen Stuhl. Als sich die großen rot-braunen Augen auf ihn richteten, wurde dem Yakuza wieder klar woran sein Gespräch gestern Abend gescheitert war. Er hatte einfach keine Ahnung von Kindern, sie hatten ihn nie interessiert. Noch während er überlegte wie er ein Gespräch anfangen solle, ohne sich genauso zu blamieren wie gestern, spürte er auf einmal eine kleine Hand auf seinem Arm. Anscheinend war es nicht das erste Mal das Anjing ihn ansprach. „Asami-sama?“ Überrascht sah er das er den Jüngeren noch immer fest hielt. Um seine Verlegenheit zu überspielen, räusperte sich der Yakuza und ließ das Kind los. So schwer konnte es schließlich nicht sein, sonst hatte er es doch auch mit ganz anderen Kalibern zu tun. „Wir sollten reden. Das allererste ist die Anrede.“ Nervös schluckte Anjing und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Asami-sa…“ „Mein Name ist Ryuichi, und ich möchte das du ihn benutzt.“ Die Augen des Jungen wurden so groß das der Ältere einen Moment lang befürchtete sie würden ihm einfach aus dem Kopf fallen. Doch dann fing sich das Kind wieder und sah den Anderen misstrauisch an. „Welches Suffix soll ich dazu verwenden?“ „Gar keins.“ Ganz langsam schob sich der Kleinere auf seinem Stuhl nach hinten, bereit bei der allerkleinsten Bedrohung aufzuspringen und zu fliehen. „Warum?“ Seufzend griff sich der Yakuza an die Stirn. Das Gespräch wurde tatsächlich genauso anstrengend wie er befürchtet hatte. Natürlich hatte er sich denken können, dass Anjing nicht einfach freudstrahlend darauf eingehen würde. Nicht bei der Vorgeschichte des Kindes. Immerhin war er nicht einfach so zum Diener Huangs geworden, er war sein Besitz gewesen. Er mochte zwar erst neun Jahre alt sein, doch auch ein Kind in diesem Alter begriff recht schnell das es ihm Leben nichts umsonst gab. Am allerwenigsten die Freiheit. Nachdenklich starrte Asami auf die Tischplatte. Wenn er so darüber nachdachte war der Preis dafür das der Jüngere hier saß tatsächlich sehr hoch gewesen. Immerhin hatte er Akihito verlieren müssen um nach Taiwan zu reisen und dort Anjing kennenzulernen. Ein Leben für ein Leben. Zynisch verzogen sich die Lippen des Yakuzas, während er in die ungewöhnlich rötlich gefärbten Augen des Jungen sah. „Weil man sich in einer Familie so anspricht.“ Im nächsten Moment klapperte es, als Anjing so hastig aufsprang das der Stuhl zu Boden fiel. Asami sah nur noch wie der schwarze Haarschopf im Badezimmer verschwand, dann wurde auch schon die Tür abgeschlossen. Nachdenklich starrte Asami den Jüngeren an, der ihm gegenüber im Jet saß. Ihr erstes Gespräch, bei dem er es tatsächlich geschafft hatte in ganzen Sätzen zu reden, war jetzt vier Wochen her. Vier sehr anstrengenden Wochen. Der Yakuza hatte in dieser Zeit eine Menge über Kinder gelernt und er hatte gelernt das Anjing kein normales Kind war. Er konnte es noch immer nicht fassen das er sich sogar dazu hatte überreden lassen, sich mit Someya Shinobu zu treffen. Bis jetzt wusste er nicht ob dies ein Scherz von Kanou gewesen war, oder ob dieser seinen Ratschlag wirklich ernst gemeint hatte. Das Buch das sie ihm mitgegeben hatte, war auf jeden Fall sofort in den Müll gewandert. Der Yakuza hatte noch nicht einmal einen Blick hineingeworfen. Der Titel hatte schon vollkommen ausgereicht. Wie man sich um kleine Tiere kümmert!! Nur der Gedanke an dieses Buch brachte Asami dazu die Zigarette, die er sich eigentlich hatte anzünden wollen, zu zerbröseln. Was er jedoch nicht leugnen konnte war, das Someya sehr gut mit Kindern umgehen konnte. Wann immer er Anjing erlaubte die Okama-Bar aufzusuchen, strahlte der Junge. Doch auch er hatte langsam Fortschritte gemacht. Es hatte etwa eine Woche gedauert bis der Jüngere endlich bereit war mit im Bett zu schlafen und nicht mehr auf dem Teppich davor. Sein eigenes Zimmer war bereits in Arbeit. Jetzt gerade waren die Handwerker dabei eine neue Wand einzuziehen, nachdem sie sein Büro verkleinert hatten um den benötigten Platz zu schaffen. Für Asami hatte es außer Frage gestanden, dafür Akihitos Zimmer herzugeben. Er mochte vielleicht in seiner Trauerbewältigung weiter gekommen sein, doch so weit war er dann doch noch nicht und würde es womöglich auch nie sein. Ansonsten war der Junge ein sehr angenehmer Mitbewohner, was wahrscheinlich an seiner bisherigen Erziehung lag. Konnte sich der Yakuza doch nicht wirklich vorstellen das normale Neunjährige sich derart für den Haushalt interessierten. Allerdings konnte er nicht leugnen dass es ihm gefiel, wenn er morgens aufwachte und Anjing bereits das Frühstück vorbereitet hatte. Mittlerweile war es auch schon zu einem Ritual geworden das sowohl Kirishima als auch Suoh mit ihnen frühstückten. Hatten die beiden Leibwächter den Jungen erst misstrauisch aufgenommen, so akzeptierten sie ihn mittlerweile voll als Asamis Begleitung. Selbst ins Shion hatte Anjing ihn schon begleitet und bei wichtigen offiziellen, also legalen, Geschäften den Tee serviert. Es hatte den Yakuza nicht wirklich überrascht das der Junge hervorragenden Tee kochen konnte. Auch jetzt gerade zeigte ihm der Jüngere das er kein normales Kind war. Kirishima hatte für Anjing ein Smartphone besorgt auf dem neben einer Tracking-App angeblich auch die angesagtesten Spiele installiert waren. Doch im Gegensatz zu Suoh benutzte der Junge keines von ihnen. Er war eifrig dabei etwas zu schreiben was für Asami verdächtig nach einem Essensplan und einer Einkaufsliste aussah. Seufzend lehnte sich der Yakuza zurück und nahm sich eine neue Zigarette um diese dann auch wirklich anzuzünden. Natürlich kontrollierte er auch die Internetseiten die Anjing aufsuchte. Hatte er zuerst angenommen dieser würde seine neu gewonnene Freiheit dazu benutzen sich jetzt alles anzusehen was ihm bisher verwehrt gewesen war, so war er eines besseren belehrt worden. War er erst überrascht, als er auf Seiten wie Ernährung zum Muskelaufbau gestoßen war, war er zum Ende seiner Recherche regelrecht sprachlos gewesen. Denn erst da hatte er bemerkt das Anjing diese Seiten nicht aufgesucht hatte, weil er sich für die Themen persönlich interessierte. Denn da dieser nicht rauchte, war er mit Sicherheit nicht auf eine Ernährung angewiesen die angeblich das Krebsrisiko senkte. Zumindest verstand der Yakuza jetzt warum er die Tage zum ersten Mal in seinem Leben hatte Grünkohl essen müssen und auch weshalb der Jüngere das Obst anscheinend der Farbe nach aussuchte und Kirishima, der für sie einkaufen ging, damit regelmäßig in den Wahnsinn trieb. Vielleicht hatten sie beide das Konzept einer Familie noch nicht richtig verstanden, doch sie arbeiteten dran und Asami hatte keinen Zweifel daran das Akihito sich über ihn köstlich amüsiert hätte. Immerhin war er der König der Tokioer Unterwelt. Es gab kaum etwas was ihn aus der Fassung brachte. Und doch war er in den einfachsten Momenten mit Anjing überfordert, obwohl dieser es ihm mehr als leicht machte. Doch Vertrauen war etwas, das einem Asami Ryuichi mehr als schwer fiel. Doch genau das war es warum sie jetzt im Jet saßen. Der Yakuza hatte sich nie Gedanken um eine Familie gemacht, zumindest nicht bis er Akihito getroffen hatte. Dieser einzigartige Mafiamagnet hatte es nicht nur geschafft seine Aufmerksamkeit zu erregen, sondern auch die gleich zwei anderer Männer und hatte sie so miteinander verbunden. Anscheinend auch über seinen Tod hinaus, was der Japaner mehr als nur erstaunlich fand. Immerhin hatte er mit dem Russen zu Lebzeiten des Fotografen kaum ein Wort gewechselt und es mehr als nur widerwillig geduldet das Akihito das Bett mit ihm geteilt hatte. Besonders wenn er danach die Striemen auf der hellen Haut gesehen hatte, hätte er Eury am liebsten über den Haufen geschossen. Nur die Reaktion Akihitos hatte ihn immer von diesem Schritt abgehalten, konnte er doch nicht wirklich verstehen was dieser in dem Eisklotz von Russen sah. Mit Feilong war es ähnlich gewesen. Diesen kannte er zwar deutlich länger und auch besser, doch auch dieser hatte das Bett mit Akihito geteilt. Mehrfach. Was auch immer Akihito an sich gehabt hatte, er hatte es mühelos geschafft den Älteren für sich zu gewinnen. Der Baishe-Drache war sogar so weit gegangen den Fotografen unter seinen Schutz zu stellen. Asami verstand noch immer nicht wie aus dieser Feindschaft, so etwas wie Akzeptanz und dann auch noch eine schwierige Freundschaft hatte werden können. Eine Freundschaft die ihn dazu gebracht hatte den Jüngeren als Familie zu bezeichnen um ihn retten zu können. Dabei hatte er noch nie jemanden außer Akihito gerettet und dabei auch noch versagt. Doch jetzt waren die Nachrichten aus Hongkong so besorgniserregend das er keine andere Wahl hatte, als dort hin zu reisen. Nach einem letzten Blick auf Anjing der gerade begeistert Rezepte durchsah, nahm Asami seinen eigenen Bericht vom Tisch auf und begann zu lesen. Natürlich hatte er bemerkt das etwas anders war in Hongkong, doch erst der Anruf von Eury hatte ihn veranlasst zu handeln. Anscheinend hatte der Russe schon viel früher reagiert als er. Er hatte mittlerweile eine nicht unbeträchtliche Anzahl seiner Leute auf den Straßen der Stadt und sorgte da auf seine ganz eigene Art für Ruhe. Gefährliche Gerüchte hatten begonnen ihre Runde zu machen. Gerüchte über den Drachen der Baishe, die für die zurückhaltende Gesellschaft der Chinesen, ungewöhnlich waren und sehr schnell zu einem Todesurteil werden konnten. Anscheinend hatte Feilong sich zurückgezogen. Niemand hatte den Triaden-Führer mehr gesehen. Asami hatte sich daran gewöhnt das der Jüngere nicht ans Telefon ging wenn er ihn anrief, doch als er jetzt hörte das auch Tao ihn nicht mehr erreichen konnte hatte er begonnen sich sorgen zu machen. Denn wenn ihre Welt eines nicht verzieh dann war es Schwäche. Und genau das wurde vermutet wenn man von einem Tag auf den anderen seine Geschäfte ruhen ließ und sich nicht mehr meldete. Es war kalt, während sich Feilong seinen Weg zwischen den Gräbern suchte. Weiße Atemwolken bildeten sich vor seinen Lippen, während er sein Haar nach hinten strich. Wieder hatte er seine Jacke vergessen, doch es störte ihn nicht, zeigte ihm die Kälte doch das er noch lebte. Kurz vor Yan-Tsuis Grab blieb der Chinese wie angewurzelt stehen. Gewohnheitsmäßig war sein Blick zu dem Grab seines Vaters gewandert, als er dort einen ihm fremden Jungen niederknien sah um die mitgebrachten Räucherstäbchen zu entzünden. Er war von diesem Anblick so gefangen, dass er den Yakuza erst bemerkte als dieser direkt hinter ihm stand. Warme Arme legten sich um den schmaleren Körper und zogen ihn an den hinter ihm stehenden. Überrascht keuchte er auf als er die Wärme des anderen spürte. „Asami.“ Er konnte den Atem des Yakuzas in seinem Nacken spüren, während dieser das dichte, schwarze Haar beiseiteschob und einen leichten Kuss auf die weiche Haut setzte. „Du schreibst nicht, du rufst nicht zurück und kommst mich nicht besuchen. Was soll ich nur mit dir machen?“ Gereizt schob der Chinese den Arm des Älteren beiseite und befreite sich so aus der Umarmung. „Lass das!“ zischte der Jüngere wütend und trat einen Schritt zurück. Asami ließ sich von dieser Zurückweisung nicht stören. Langsam trat er auf den Grabstein Yan-Tsuis zu und betrachtete die Schriftzeichen. Abschätzig trat er mit dem Fuß gegen den Stein und warf dabei die abgebrannten Räucherstäbchen um. „Warum trauerst du um ihn?“ Ohne es zu wollen wurde der Blick Feilongs wieder von dem Jungen angezogen der noch immer vor dem Stein seines Vaters kniete. „Gehört er zu dir?“ Zustimmend nickte Asami und schnippte einmal mit den Fingern. Das Kind schien nur auf dieses Geräusch gewartet zu haben, denn er erhob sich sofort und drehte sich, nachdem er sich noch einmal ehrerbietig vor dem Stein verneigt hatte, zu dem Yakuza um. Selbst auf diese Entfernung konnte Feilong die ungewöhnliche Augenfarbe des Jüngeren erkennen, als dieser Asami abwartend ansah. „Auto.“ Ohne ein Wort zu sagen, nickte das Kind und machte sich hastig auf den Weg den Friedhof zu verlassen. „Wer ist er?“ Nicht eine Minute hatte der Chinese den Jungen aus den Augen gelassen, während dieser sich seinen Weg zwischen den Gräbern hindurch bahnte. „Familie.“ Für einen Sekundenbruchteil stockte Feilong der Atem, dann drehte er sich zu dem Älteren herum um diesem in die Augen zu sehen. Unaufgefordert fuhr der Japaner fort zu sprechen. „Sein Name ist Asami Anjing.“ Die Lippen des Jüngeren zitterten während er den Namen lautlos nachsprach. Bevor er es wirklich begriff, war der Yakuza einen Schritt nach vorne getreten. Wieder schlangen sich starke Arme um ihn und pressten ihn so fest gegen den Älteren, das sein Kopf auf der Schulter Asamis zu liegen kam. Fest krallte sich eine Hand in seine Haare und zwang ihn dazu in dieser Position zu verharren. „Warum trauerst du am Grab eines Mannes der unsere Familie angegriffen hat?“ Unsicher fanden die Hände Feilongs Halt in dem Mantel des Yakuzas. „Unsere Familie?“ Asami ließ es zu das der Chinese seinen Kopf hob um ihm in die goldenen Augen sehen zu können. Genau wie damals sah der Japaner eine solche Zerbrechlichkeit in den Augen des sonst so selbstbewussten Triaden-Führers, dass es ihm den Atem zu rauben drohte. Trotzdem lächelte, während er die Tränen die sich in den Augenwinkeln des Jüngeren bildeten wegwischte. Jeden Moment rechnete er damit das sich der Chinese von ihm losreißen würde, schließlich kannte er das Temperament Feilongs. Allerdings brach er den aufkommenden Widerstand genau so schnell wie aufgekommen war. „Glaubst du denn wirklich das unser Kleiner dir nichts hinterlassen hat?“ Sofort konnte der Asami spüren wie Feilongs Knie weich wurden. Anscheinend hatte er genau die richtigen Worte gefunden, denn der Chinese riss sich nicht von ihm los. Im Gegenteil, er schlang einen Arm um Asamis Hüfte und presste sich ihm noch fester entgegen. Zusammen mit dem Jüngeren verließ der Yakuza den Friedhof ohne noch einmal zu den Grabsteinen zurückzusehen. Kapitel 12: Heilung ------------------- Stöhnend reckte sich Feilong dem Anderen entgegen, während dieser bewundernd seine Hände über die helle Haut gleiten ließ. Die faszinierende Kombination von Weichheit und Kraft raubte Michel immer wieder den Atem. Diese makellose Haut berühren zu dürfen, während sich der Chinese sich ihm völlig ergab. Zärtlich strich der Russe über die weiche Haut am Schlüsselbein, während seine Lippen sich langsam am Hals runter arbeiteten und den Chinesen erneut zum Stöhnen brachten. Erregt drückte Feilong den Rücken durch um dem Russen noch näher zu kommen. Mit einem Lächeln schlang der Blonde seine Arme um die schmale Taille des Anderen und zog ihn noch weiter zu sich hoch. Er genoss den ganz eigenen Geruch Feilongs, während er mit seiner Zunge in den dargebotenen Bauchnabel eintauchte. Deutlich konnte er spüren wie sich die Muskulatur am Rücken Feilongs zusammenzog und dieser laut aufkeuchte. Ohne seinen Griff zu lockern zog er ihn noch näher zu sich heran, fuhr mit der Nase über die weiche Haut und inhalierte den Duft Feilongs. Ganz sanft setzte er den Anderen auf seinen Schoß, während er seine Lippen fest auf den Mund des Dunkelhaarigen presste. Sofort öffnete Feilong diesen und genoss die dominante Zunge die in ihn eindrang. Fest presste der Chinese seine Oberschenkel gegen die Hüften des Russen und bewegte verführerisch sein Becken. Diesmal war es Michel der ein Keuchen nicht unterdrücken konnte, während seine Hände verlangend über den muskulösen Rücken glitten. Obwohl es nur kurz war, spürte er nur zu deutlich wie Feilong zusammenzuckte, als er über den Hintern des Chinesen strich. Als wäre nichts gewesen ließ er seine Hände sofort wieder nach oben wandern. Das Lächeln war von seinen Lippen verschwunden, auch wenn er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Natürlich blieb seine Reaktion Feilong nicht verborgen. Mit einem Seufzen das alles andere als erregt klang ließ er sich auf den Schoß des Russen sinken und löste seine Schenkel von den Hüften. Beinahe als wäre er ein Kind verbarg er sein Gesicht an der breiten Brust vor sich. Der Vorhang seiner langen Haare verbarg seinen Gesichtsausdruck. Doch Michel brauchte diesen auch nicht um zu sehen wie Feilong sich gerade fühlte. Hatte er diesen doch lange genug studiert um ihn lesen zu können, selbst wenn der nichts von seinen Gefühlen preisgeben wollte. „Fei.“ Die Stimme des Blonden war so sanft wie seine Berührungen und brachten den Langhaarigen dazu aufzusehen. „Es tut mir leid.“ Mit diesen Worten wollte Feilong sich erheben, doch noch immer lagen die Arme des Russen um seine Hüften und hinderten ihn daran. Ohne sich um die schwache Gegenwehr zu kümmern, hauchte Michel Küsse auf die weiße Haut am Hals des Chinesen. „Was ist los, Fei?“ Seufzend ergab dieser sich und reckte seinen Kopf ein wenig nach oben um ihm mehr Raum zu geben. „Ich kann dir nicht mehr geben was du willst.“ Michel ließ diesen Satz erstmal auf sich wirken, während er weiterhin die helle Haut liebkoste. „Das einzige was ich jemals gewollt habe, bist du Fei.“ Unsicher musterte der Langhaarige den Mann vor sich, bevor er ihn sanft von sich drückte. Diesmal ließ der Russe es zu das dieser von seinem Schoß rutschte. Allerdings ließ er Feilong nicht los, so dass er noch immer von den Armen umschlungen war. Seufzend lehnte der Chinese sich gegen die Schulter Michels. „Du wolltest mich in deinem Bett, Michel.“ „Unter anderem, doch eigentlich wollte ich die komplett zu meinem machen. Allerdings musste ich während meiner Jagd auf dich erkennen, dass niemand den Baishe-Drachen vollkommen besitzen kann.“ Abwesend strich Feilong über die ausgeprägte Bauchmuskulatur des Russen. „Du hast schon immer zu viel in mir gesehen. Doch ich kann mich dir nicht anbieten, Michel. Nicht mehr. Du hast besseres verdient.“ Ungläubig starrte der Blonde auf den in seinen Augen perfekten Körper vor sich. „Nichts ist besser als du für mich.“ Sofort spürte der Russe das er anscheinend das Falsche gesagt hatte, den sofort verspannte sich Feilong und versuchte erneut Abstand zwischen sie zu bekommen. „Fei?“ Seufzend sah der Angesprochene in die sonst so fröhlich funkelnden Augen des Blonden, die ihn jetzt besorgt musterten. „Bitte lass mich los, Michel.“ „Erst wenn du mir erklärst warum.“ Unwohl rutschte der Triaden-Führer hin und her. „Ich bin es nicht mehr wert.“ Michel hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit diesem Satz. Einen ganzen Moment lang starrte er den Chinesen sprachlos an. „Nicht mehr wert?“ Unsicher ließ Feilong seinen Blick quer durch den Raum wandern. Er sah alles an, nur nicht den Mann vor sich, dessen Blick ihn aufmerksam musterte. Ganz langsam ließ Michel eine Hand über die schlanken Hüften des Chinesen gleiten. Zärtlich strich er über den Hintern und wanderte tiefer. Wie er es sich gedacht hatte, verkrampfte Feilong sich sofort, je tiefer er kam. Als er seine Finger schließlich über den Muskelring legte, keuchte der Langhaarige auf und verspannte sich vollkommen. In Gedanken ging Michel das letzte Jahr durch. Zwar hatte er schon lange nicht mehr das Bett mit dem Baishe-Drachen geteilt, doch er wusste mit Sicherheit das dieser auch niemand anderen an sich heran gelassen hatte. Das ließ nur einen Schluss zu. „Yan-Tsui?“ Das Nicken des Anderen war nicht wirklich nötig, denn bei der Nennung des Namens lief ein Beben über den Körper Feilongs. Nur mit Mühe konnte sich Michel beherrschen nicht mit den Zähnen zu knirschen. Stattdessen strich er behutsam mit einer Hand über die seidigen, schwarzen Haare. Es fiel ihm schwer sich in Feilong hineinzuversetzen, doch wusste er wieviel dem Chinesen seine Familie immer bedeutet hatte. Und auch wenn sie nicht wirklich miteinander verwandt gewesen waren, hatte Feilong Yan-Tsui ihn doch immer als seinen großen Bruder gesehen. Gerade von diesem Gewalt zu erfahren und so erniedrigt zu werden musste ihn traumatisiert haben. Geistesabwesend begann Michel seine Finger in beruhigenden, kreisenden Mustern über den verkrampften Muskelring zu bewegen. Nur mühsam schaffte er es seine Wut die mit der Nennung dieses Namens durch seine Adern tobte zu bändigen und soweit zu unterdrücken, dass Feilong sie nicht bemerkte. So sanft wie er konnte griff er in die seidigen Haare des Chinesen und drehte seinen Kopf so, dass er seine Lippen auf den Mund des Anderen pressen konnte. Nur zögerlich ging Feilong auf diese Liebkosung ein, unterbrach den Kuss aber schnell wieder. „Fei.“ Unsicher sah der Dunkelhaarige in das warme Blau seines Gegenübers. Er wappnete sich gegen die Ablehnung die in seinen Augen jetzt mit Sicherheit sichtbar sein würde. Doch der warme Blick Michels hatte sich nicht verändert. Noch immer hatte der Russe seine Hand in dem dichten Haar des Chinesen verhakt und hielt diesen dicht bei sich. Zärtlich fuhren die Finger ein weiteres Mal über den verkrampften Muskel. Diesmal jedoch beließ er es nicht dabei und drang ein kleines Stück in den Anderen ein. „Du bist noch immer genauso schön wie vorher und das Beste was ich mir vorstellen kann.“ Michel hauchte diese Worte nur an den Hals Feilongs, doch dieser hörte alles. Stöhnend bog er den Rücken durch, während sich die Finger immer tiefer in ihn bewegten. Weitere Worte verließen den Mund des Russen. Worte die Feilong nicht verstand da Michel sie in seiner Muttersprache aussprach, doch dem tiefen beruhigenden Ton nach waren es Koseworte. Noch bevor der Chinese begriff, entspannte er sich, während ein zweiter Finger dem ersten folgte und begann ihn zu dehnen. Nicht einen Moment unterbrach Michel sein beruhigendes Murmeln, als er sein Gewicht nach vorne verlagerte, bis er den Langhaarigen mit dem Rücken auf die Matratze drückte. Der Chinese keuchte abgehackt, während die Bewegungen in ihm immer stärker wurden. Hilflos umklammerte er das breite Genick Michels und ließ es zu das dieser die Führung übernahm. Die Finger verschwanden und ließen Feilong einen Moment leer und kalt zurück, doch bevor er reagieren konnte, spürte er wie sich der Russe in Position brachte und sich bestimmt gegen seinen Eingang drückte. Wimmernd presste er sich ihm entgegen und konnte spüren wie dieser langsam in ihn eindrang. „Sag es mir noch einmal!“ forderte der Chinese keuchend, während er Michel vollkommen in sich aufnahm. Dieser lächelte mühsam beherrscht. Die enge Hitze Feilongs umgab ihn und drohte ihm den Verstand zu rauben, doch er schaffte es dem Anderen zu antworten, bevor er sich in der geschmolzenen Hitze verlor. „Du bist das wertvollste und schönste was ich jemals gesehen habe.“ Ein lautes Stöhnen war die einzige Antwort die Feilong zustande brachte. Starke Arme legten sich um die Hüften des Chinesen und führten ihn immer wieder gegen den Blonden, während dieser einen harten Takt vorgab. War es sonst Feilong der ihre Spielchen dominierte, selbst wenn er sich nehmen ließ, so unterwarf er sich diesmal völlig. Michel konnte sich gar nicht satt sehen an dem Mann unter sich. Der Chinese lag stöhnend vor ihm, die langen Haare einem Schleier gleich um seinen Körper verteilt, während Schweißtropfen über die makellose Haut liefen. Immer schneller bewegte Michel sich, bis es ihm endlich gelang den einen Punkt zu treffen. Sofort wurde er mit einem gellenden Schrei belohnt. Unter größter Anstrengung zog sich der Blonde aus Feilong zurück und drehte diesen auf den Bauch. Sofort drang er wieder ein und bewegte sich hart in der Enge. Keuchend schaffte es der Chinese sein Becken soweit zu heben, dass er seine Beine unter sich ziehen konnte, so dass er jetzt vor dem Russen kniete. Dieser griff in das seidige Haar und zog daran bis Feilong den Kopf in den Nacken legte. Wieder wurde der Takt schneller, bis nur noch das Klatschen von Haut auf Haut zu hören war. Immer tiefer drang er in den Chinesen ein, genoss es das Muskelspiel der ausgeprägten Rückenmuskulatur und verlor sich dabei beinahe in der engen Hitze. Wieder traf er den sensiblen Punkt und brachte den Anderen damit zum Schreien. Michel liebte dieses Geräusch und wollte es immer wieder hören, doch zu seiner Enttäuschung stöhnte Feilong nach fünf Minuten nur noch. Immer mehr konnte der Russe spüren wie sich sein Orgasmus aufbaute, die Spannung die sich in seinem Inneren aufbaute war kaum noch auszuhalten während er schon fast glaubte Sterne vor seinen Augen zu sehen. Feilong schien es nicht anders zu gehen. Nur noch abgehackte Wortfetzen und Stöhnen kam aus seinem Mund, während er sich den Bewegungen in seinem Inneren vollkommen ergab. In diesem Moment gab es weder Vergangenheit noch Zukunft. Es gab nur noch ihn und Michel. Beinahe hoffte er das dieser Augenblick Ewig anhalten würde, doch dann kam er mit einem letzten Aufschrei und fiel kraftlos nach vorne. Michel folgte dieser Bewegung geschickt ohne aus dem Takt zu kommen. Nach wenigen Stößen folgte er Feilong und ergoss sich in diesem. Keuchend sackte er über dem Chinesen zusammen und begrub diesen unter sich. Zärtlich küsste er den Nacken und versenkte seine Nase in dem schwarzen Haar. Da der Andere keine Anstalten machte sich zu befreien, blieb Michel einfach liegen und liebkoste ihn weiter. Erst nach etlichen Minuten war er wieder in der Lage etwas zu sagen. „Glaub nie wieder das du wertlos bis Liu Feilong.“ Müde lachte Feilong auf und konnte dabei spüren das sich der Russe noch immer in ihm befand. „Du glaubst doch nicht das Sex dabei helfen kann?“ Jetzt musste auch der Blonde lachen und der Chinese genoss das angenehme Vibrieren an seinem Rücken und in sich. „Es ist doch zumindest einen Versuch wert, meinst du nicht?“ „Du hörst dich an wie Asami.“ Gedankenverloren setzte Michel einen letzten Kuss auf die weiche Haut, bevor er sich auf seine Unterarme stützte und so etwas von seinem Gewicht von Feilong nahm. „Vielleicht habe ich ja mit ihm geredet.“ Noch bevor der Andere seine Gedanken sammeln konnte, fing er wieder an sich vorsichtig in ihm zu bewegen. Ein langegezogenes Stöhnen kam über Feilongs Lippen. Es kostete ihn alles an Beherrschung um sich weiter auf das Gespräch zu konzentrieren, während er Michel in seinem Inneren spüren konnte, der immer wieder seinen sensiblen Punkt reizte. „Asami hat dir also gesagt du sollst in mein Bett kommen?“ Wieder lachte der Russe dunkel auf, während er seine Hüften fest gegen den festen Hintern Feilongs presste. „So wortwörtlich hat er das nicht gesagt, doch er meinte das ich dir meine Aufmerksamkeit schenken sollte, da es dir in letzter Zeit nicht gut ging.“ „Und dann bist du davon ausgegangen das nur Sex damit gemeint sein könnte?“ Wortlos zuckte Michel mit den Schultern und auch wenn er es nicht aussprach, kannte Feilong die Antwort. Immerhin sprachen sie hier von Asami. „Warum hast du überhaupt mit dem Japaner gesprochen?“ „Familie.“ Stöhnend wölbte der Chinese den Rücken und kam dem anderen jetzt entgegen, bestimmte so selber das Tempo und die Tiefe. „Jetzt fang du nicht auch noch damit an.“ „Es ist ja nicht so als hätte ich da wirklich ein Mitsprachrecht gehabt. Was auch immer die beiden alten Männer sich dabei gedacht haben, sie haben ohne mich zu fragen entschieden.“ Feilong ächzte, als Michel genau diesen Moment wählte um hart in ihn zu stoßen. „Alte Männer? Michel ist gerade mal zwei Jahre älter als du und Jünger als Asami.“ Über diesen Einwand ging der Russe wortlos hinweg und versenkte sich wieder tief in Feilong. „Also akzeptierst du es?“ „Was?“ „Das sich deine Familie um dich kümmert.“ „Habe ich denn eine Wahl?“ „Nein, aber du kannst auch nicht leugnen das du dich jetzt gerade besser fühlst.“ Michel war so abgelenkt das er nicht mitbekommen hatte wie Feilong seine Arme unter sich gebracht hatte und sein Gewicht verlagerte. Trotz des nicht gerade geringen Gewichts des Russen gelang es dem unten Liegenden sich mit ihm zu drehen so dass er jetzt oben war. Dann setzte er ihr Gespräch fort. Leise gab er zu. „Ich fühle mich etwas besser.“ Die Antwort brachte den Blonden erneut zum Lachen. Zärtlich fuhren seine Hände über den Rücken des Chinesen und halfen ihm dann in seinen Takt zu finden. Keuchend winkelte Feilong seine Beine an und stütze sich auf den muskulösen Oberschenkeln des Anderen ab. Dieser Anblick ließ Michel laut aufstöhnen, konnte er jetzt doch genau sehen wie er immer wieder in Feilong eindrang und sich komplett in diesem versenkte. Allein von diesem Anblick hatte er das Gefühl gleich kommen zu müssen. Seine Stimme war nur noch ein schwer beherrschtes Ächzen. „Nur etwas besser? Kann es sein das du schlimmer als der Yakuza bist?“ Er konnte es nicht sehen, doch in diesem Moment hatte er das Gefühl Feilong müsste grinsen wie eine Katze die mit ihrer Beute spielt. „Möchtest du denn nicht das es mir besser geht?“ Darauf gab es nur eine Antwort. Seine Finger fest in die makellose Haut an Feilongs Hüften vergrabend um diesen noch härter auf sich zu pressen, antwortete er. „Immerhin haben wir noch die ganze Nacht Zeit und wenn das nicht reicht auch alle darauf folgenden Nächte.“ Laut stöhnend warf Feilong den Kopf in den Nacken, während er den Mann unter sich immer erbarmungsloser ritt. Schon konnte er spüren wie sich ein weiterer Höhepunkt anbahnte. Seine Worte waren kaum noch zu verstehen, doch zauberten sie ein Lächeln auf Michels Lippen. „Und auch die Tage.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)