Einsamkeit von Niomie ================================================================================ Kapitel 1: Die schwarze Tasche ------------------------------ Asamis Blick lag auf der unscheinbaren Sporttasche. Außer dass sie groß war, gab es nichts außergewöhnliches an ihr. Trotzdem starrte der Yakuza sie jetzt schon seit geschlagenen zehn Minuten an ohne sich zu rühren. Nicht einmal eine Zigarette hatte er sich angezündet. Sie war groß und schwer. Er hatte es daran gesehen das Kirishima und Suoh sie gemeinsam hatten reintragen müssen, nachdem jemand sie für ihn im Shion abgegeben hatte. Auf seinen Befehl hin hatten sie die Tasche auf seinen blankpolierten Schreibtisch abgestellt und sich zur Tür zurückgezogen. Wie in Zeitlupe erhob der heimliche Herrscher Tokios sich schließlich und trat auf seinen Schreibtisch zu. Ein genauer Blick zeigte ihm das der Reisverschluss durch ein kleines Schloss geschützt war. Fragend sah er zu Kirishima der sofort zu ihm kam und einen kleinen Schlüssel in seine wartende Hand legte. Es dauerte nur wenige Handgriffe, dann lag das Schloss auf der Tischplatte und Asami konnte den Reisverschluss endlich öffnen. Das erste was er sah, war blondes Haar. Eine Nuance dunkler als gewöhnlich, doch Asami sah auch sofort den Grund dafür. Sie waren nass. Zögernd zog er die Öffnung weiter auseinander. Erkannte noch mehr. Trübe blaue Augen, blutunterlaufen, sahen ihm entgegen. Gebrochen und ohne Leben. Das so vertraute Gesicht in einer Maske der Qual erstarrt. Zögernd strich der Yakuza mit einem Finger über die Haut und zuckte beinahe zusammen als er ihre Kälte spüren konnte. Akihito. Immer mehr sah er wie der zarte Leib zugerichtet war. Es schien keine Stelle zu geben die nicht von blauen Flecken, Striemen oder Prellungen übersäht war. Unsicher ob er es wirklich sehen wollte öffnete Asami die Tasche weiter und hob den schlanken Körper heraus. Der Kopf des Fotografen baumelte ohne jeden halt hin und her, bis er Akihito auf der Tischplatte ablegte. Es war vollkommen still im Raum als er Akihito vorsichtig auf die Seite drehte. Fast so als könnte der Jüngere jetzt noch schmerzen spüren. Im Gegensatz zur malträtierten Vorderseite, war der Rücken makellos. Wenn man von dem gigantischen Tattoo absah. Deutlich konnte man sehen das es frisch war. Doch auch so wusste Asami dass es nicht alt sein konnte, denn als der Fotograf sich vor drei Tagen bei ihm verabschiedet hatte, war es noch nicht da. Über den gesamten Rücken zog sich jetzt ein roter Drachen. Doch es war nicht irgendeiner. Es war der Baishe-Drache. Allerdings nicht so ein einfaches Tattoo wie das, dass Feilong ihm damals aufgezwungen hatte. Dieser musste von einem wahren Meister seines Fachs gestochen worden sein. Denn auch wenn Asami selber keine Tattoos trug, sah er doch wie präzise dieses gestochen worden war. Fast meinte man die einzelnen Schuppen spüren zu können, wenn man Akihito über den Rücken strich. Sanft legte der Yakuza Akihito wieder auf den Rücken. Ein letztes Mal vergrub er seine Hände in diesen weichen Haaren, die er so geliebt hatte. Betrachtete den Körper, den er noch vor drei Tagen unter sich gehabt hatte, schwitzend und so voller Leben. Sah in die Augen, welche jetzt ihres Funkelns beraubt blind in die Leere starrten. Asami wartete. Er wartete darauf das seine Wut die Leere füllte. Wartete darauf das der Schmerz ihn überrannte, ihm den Atem raubte und in die Knie zwang. Doch nichts dergleichen geschah. Er stand noch immer neben seinem Geliebten und starrte auf den geschundenen Körper und fühlte… nichts. Weder Wut noch Trauer machten sich in ihm breit. Noch nicht einmal als er die Lider über den blicklosen Augen schloss geschah irgendetwas mit ihm. Asami kam sich beinahe wie ein unbeteiligter vor, wie er so auf Akihito nieder sah. Er hatte immer gewusst das es ein Risiko war jemanden so nah an sich heranzulassen. Jetzt schien ihn das Schicksal eingeholt zu haben. Der Preis jedoch war anscheinend nicht so hoch wie er gedacht hatte. Dabei wusste er ohne jeden Zweifel das er Akihito geliebt hatte. Nie zuvor hatte er sich so auf einen anderen eingelassen, hatte sich so verletzlich gemacht. Und doch fühlte er gerade nichts. Ein Blick zu Kirishima und Suoh zeigte ihm sofort das seine Männer ihn nicht verstanden. Natürlich war ihnen ihr Chef vertraut, kannten seine kühle Art. Doch das er selbst jetzt nicht reagierte schien sie regelrecht zu bestürzen. Etwas das Asami nur zu gut verstehen konnte, wartete er doch selber auf eine Reaktion von sich selber. Stattdessen war seine Stimme vollkommen ruhig, als er sich an Kirishima wandte. Als wäre es das normalste der Welt schob er sein Jackett ein wenig zur Seite und steckte eine Hand in die Hosentasche um nach seinem Feuerzeug zu suchen. „Nimm Kontakt mit Feilong auf. Sorg dafür das er den nächsten Flieger nach Tokio nimmt. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.“ Unwohl räusperte sich der Sekretär und sah zu Akihito. „Sollen wir Feilong davon unterrichten das Takaba-san…“ Es war ungewöhnlich das seine rechte Hand einen Satz nicht zuende brachte, vor allem da der Fotograf nicht der erste Tote war den er sah. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als der Yakuza sich eine Zigarette anzündete. „Wenn ich will das Feilong etwas weiß, werde ich es ihm selber mitteilen. Du sollst einfach dafür sorgen dass er hier her kommt.“ Nervös richtete der Sekretär seine Brille und verneigte sich dann vor dem Oyabun. „Selbstverständlich Asami-sama.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)