Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Wie jeden Montagnachmittag saß Seto Kaiba an seinem Schreibtisch und ging die Bilanzen der letzten Woche durch. Eigentlich hatte er dafür weniger Zeit, doch von anderen die Aufgaben abgenommen zu bekommen, passte nicht zu dem jungen Firmenchef. Selbst wenn, er konnte es bestimmt nicht lassen, selbst noch einmal drüber zu gehen. Nachdem er die Aktienkurse durchflogen und Geschäftsbriefe unterzeichnet hatte, ließ er seinen Chef der Abteilung für Duellanalyse und -statistiken heranzitieren. Der Gesichtsausdruck seines Angestellten war typisch für diejenigen, die ihrem Feierabend entgegenblickten und einen letzten Besuch bei ihrem Chef zu tätigen hatten. Seine Stirn lag in Falten, die Lippen zuckten leicht, während sich die Augen darum bemühten, nicht auf die Digitaluhr am Handgelenk zu starren. Der linke Fuß begann sich wippend zu bewegen, was Seto Kaiba überhaupt nicht leiden konnte und mit seinem eiskalten Blick zum Ausdruck brachte. "Ihr Bericht, Senjin", forderte der junge Firmenchef, während er auf seinen Rechner blickte und sein E-Mail-Postfach durchging, dass sich mit sinnlosen Müll zugestaut hatte. "Nun", räusperte sch Angesprochener und sah auf das Blatt Papier, das er mitgebracht hatte und mit seinen zittrigen Fingern leichte Knicke an den Rändern verursachte, "es läuft alles zu unserer Zufriedenheit, Herr Kaiba. Die Anzahl der Hobbyduellanten ist in diesem Jahr um fast zwanzig Prozent gestiegen. Die Rabattaktion für die DuelDiscs wird auch sehr gut aufgenommen. Die ersten Geschäfte fordern schon wieder eine Neulieferung. Ich denke, bis zur nächsten Veröffentlichung werden wir den Jahresumsatz wie gewünscht um drei Prozent aufgewertet haben." Gut. Wenn alles weiter nach Plan verliefe, würde er vor Beginn der internationalen Battles sein neues Duellsystem präsentieren und damit ein weiteres Stück Geschichte schreiben. Dafür war es entscheidend die derzeitigen Technologien vor Release der neuen DuellDisc weitestgehend abzuverkaufen - und welches Ereignis eignete sich besser dazu als der Worldcup. Es gab noch viele Träger der ersten und zweiten Duellgeneration. Diese sahen den Worldcup gerne als Gelegenheit, ihr altes Modell gegen das aktuelle einzutauschen, in der Hoffnung, damit bei den Battle-City-Turnieren zu punkten. Schließlich gab es viele junge Leute, die noch ernsthaft an gleiche Chancen für alle glaubten. So als wäre es tatsächlich möglich, als Hobbyduellant an die Spitze der Weltrangliste zu gelangen. Das Fernsehen macht diese Kinder heutzutage nur noch weich in der Birne Mit dem Zeigefinger scrollte Seto Kaiba die Betreffzeilen herunter. Viele seiner Mails waren für ihn nichts weiter als Spam - überflüssige Informationen und Nachrichten, für die der CEO der Kaiba Corporation nicht die Zeit hatte. Manchmal fragte er sich, was in den Köpfen derjenigen vorging, die scheinbar genug Freizeit während ihrer Arbeit besaßen, diese sinnlosen Mails abzuschicken. "Sprechen Sie weiter", entgegnete er und öffnete ein weiteres Fenster auf seinen Bildschirm, dass die Umsatzzahlen der letzten zwei Jahre als Kreisdiagramme erschienen. "Unsere Duellanten schlagen sich ebenfalls erwartungsgemäß gut. Yohishiko * befindet sich derzeit in den Top fünfzig der Chartliste. Und Saito und Hanabate kurbeln wie immer den Merchandise auf Kaiba-Land an. Ihre Duelle verlaufen wie die letzten zwei Jahre. Nicht unbedingt nennenswert aber pasabel." Dafür werden sie schließlich bezahlt. Seine beiden Spieler der zweiten und dritten Profiliga hatte er speziell für seinen Themenpark angeheuert. Quasi als Vorzeigemodelle seiner Technologien. Außerhalb des Worldcups traten sie in seinen Themenparks auf und dienten zur Unterhaltung der Themenparkbesucher, sowie der Vermarktung seiner Produkte. Für Kaiba waren sie nichts weiter als Spielfiguren, die für den Zeitvertreib auf Kaiba-Land mit verantwortlich waren. Mehr brauchten sie nicht zu sein. Dass sie in den letzten zwei Jahren ihre Plätze bei den Worldcups verbessern konnten, hatten sie nur ihrer täglichen Routine zu verantworten. Ursprünglich war es vorgesehen, nur Yoshihiko * als Teilnehmer der Kaiba Corporation vorzustellen. Seto Kaiba hatte ihn eigens dafür angeheuert, dass er seine Firma auf einer gute Position vertreten sollte. Er war auch der einzige, der tatsächlich das Potential dazu haben könnte, unter die diesjährigen Top drei zu gelangen. Da störte es den jungen Firmenchef auch nicht, dass sich der Regionalfinalist gerne einmal aufspielte und seine Klappe zu weit aufriss. Solange er seinen Job machte, konnte er für Kaiba auch der größte Vollarsch der Welt sein. Schließlich hatte er sonst mit dem selbstgefälligen Duellanten nichts zu schaffen. "Sorgen Sie dafür, dass * auf genügend Bildschirmen zu sehen ist. Wenn alles nach Plan läuft wird er in die Rooftop-Battles kommen, da können wir es nicht verpassen, ihn vorher entsprechend vorzustellen. Erinnern Sie ihn daran, dass die Leute keine aufgeblasenen Überflieger mögen. Er soll sich bis zur nächsten Runde zusammenreißen und sich mit den richtigen Gegnern duellieren, dass die Presse ein gelungenes Foto schießen kann." "Ich werde es zur Konferenz am Mittwoch erwähnen." "Wäre das dann alles?", Kaiba tippte dabei ein paar Zahlen in seinen Rechner, während sein Angestellter den Zettel überflog. "Oh ja", begann Senjin zu lächeln, " es gäbe noch ein paar erfreuliche Nachrichten aus der Amateurliga. Unsere Duellantin hat einen neuen Rekord aufgestellt. Sechzig Punkte in vier Tagen mit einer Erfolgsquote von hundert Prozent." Kaiba hörte auf zu tippen und blickte seinen Chefanalysten von der Seite an. Dieser sprach ungehindert weiter: "Vierzig Duelle. So viele hat in dieser Zeit noch keiner Bestritten. Wenn auch noch kein nennenswerter Name unter den Gegnern gefallen ist. Da will scheinbar jemand seinen Battle-City-Bonus abkassieren. Typisch für die Amateurliga - rennen jeder Pennymünze hinterher." "Wohl kaum", entgegnete Kaiba und hatte derweil die Personalakte von Rin Yamamori auf dem Bildschirm geöffnet. Hier hatte er sämtliche Daten zur Person und ihren bisherigen Werdegang. Die junge Frau war einundzwanzig, ein Meter zweiundsiebzig groß und hatte Blutgruppe B. Es gab keine Vorekrankungen und keine nennenswerten Un- oder Vorfälle. Zwei Bilder hafteten an der rechten Seite. Das erste stammte aus ihrer ersten Bewerbung von vor zwei Jahren. Sie musste gerade die Schule beendet und eine Art Sammelaktion in Sachen Bewerbung abgeliefert haben. Zumindest schrie das beigelegte Foto danach - ein standardisiertes Bild, mit leicht geneigtem Kopf und einem falschen Lächeln. Das aktuelle Bewerbungsfoto war da schon anders. Auf diesem blickte sie weniger freundlich und aufgeschlossen. Leichte Provokation lag in ihrem Lächeln, die Augen waren stärker betont und verrieten das Feuer, das in ihnen versteckt war. Zumindest während eines Duells. Bei der Duellsimulation hatte die junge Frau weniger eingeschüchtert gewirkt wie noch Minuten zuvor. Rin Yamamori. Sie war auf keinen Fall eine typische Duellantin der Amateurliga. Auf diesem Level spielte die verzweifelte Rige von DuelMonsters. Junge Duellanten, die nichts zu verlieren hatten. Deren Existenz von Siegen abhing, da ihnen sonst nichts blieb. Spieler, die einen schlechten Abschluss besaßen (wenn sie überhaupt einen hatten) und keine Jobperspektiven. Diese Leute wurden zu Duellanten, denen einziges Ziel es war, aus jedem Sieg etwas Gewinn herauskratzen zu können. Zu diesen Leuten zählte Rin Yamamori nicht. Aus ihren Zeugnissen war abzulesen, dass sie zu den besten ihres Jahrganges zählte. Sie war eine Einserschülerin gewesen, von der ersten bis zur Abschlussklasse an der Spitze ihres Jahrganges hervorgegangen. Sie beherrschte neben Japanisch drei weitere Sprachen, hatte in der Kindheit Klavier gespielt und besaß den zweiten Dan im Kendo. Nach der Schule hatte sie an einer Vorprüfung zum Medizinstudium teilgenommen und bestanden. Warum sie den Plan nicht weiterverfolgt hatte und stattdessen sich durch sämtliche niederen Berufsbranchen gehangelt hatte, konnte sich der junge Firmenchef nicht erklären. Eines konnte sich Seto Kaiba jedoch sicher sein: Sie beherrschte DuellMonsters soweit, dass sie ihn auf Amataueniveau nicht blamierte. Dass sie mit solchem Ehrgeiz an die Sache heranging, nahm er als willkommenen Bonus an, der sich für sein Geschäft nur positiv auswirken konnte. Mit der Maus öffnete er weitere Informationen zu der jungen Duellantin. Sobald jemand bei ihm angestellt war, wurde derjenige genauestens unter die Lupe genommen. Er wollte sich keine Wanzen ins Haus holen, die seine Firma in ein schlechtes Licht rücken könnten. Mit seinen Möglichkeiten holte er sämtliche Informationen, die ihn jede Person wie ein offenes Buch präsentierten. So konnte er sehen, dass Rin Yamamori zusammen mit ihrer emigrierten Freundin aus Schulzeiten zusammenwohnte und nur wenig Kontakt in den sozialen Medien pflegte, wodurch sie schwieriger zu durchleuchten, aber es kein Ding der Unmöglichkeit war. Aus ihrer Akte war zu lesen, dass ihre Eltern gewöhnliche Leute der Arbeiterschicht waren. Ihr Vater hatte sogar eine relativ gute Position in einer privaten Versicherungsfirma. Noch ein Grund mehr, dass Seto Kaiba die junge Frau nicht auf dieselbe Stufe stellte wie die anderen heruntergekommenen Duellanten, die aus zerrütteten Familienverhältnissen stammten und nichts mit normalen zwischenmenschlichen Beziehungen zu schaffen hatten. Die junge Frau hatte eine saubere Akte; ohne Skandale, möglichen Gerüchten oder sonstigen heiklen Geschichten. Es gab nicht einmal peinliche Bilder, die in der heutigen Zeit schon einmal schnell ins Netz gelangen konnten. Alles spielte auf eine einfache junge Frau hin, die ihr Leben eines Tages in einem kleinen Haus zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Liebe und all diesem langweiligen Quatsch verbringen würde. Einzig ihre Duellstatistik wich von dem gewöhnlichen, wenn auch überdurchschnittlich gutem Lebenslauf ab. Anhand ihrer abgespeicherten Daten konnte Seto Kaiba die Liste der Duellgegner der letzten vier Tage einsehen, sowie ihre Spielstandorte. Ihre Routen waren unterschiedlich, wenn sie auch hauptsächlich im Norden unterwegs war, schien die junge Frau jeden Tag einen anderen Weg zu nehmen. Ihre Arbeitszeiten konnten sich sehen lassen. Bereits sieben Uhr gab es erste Aufzeichnungen von der jungen Frau, die letzten fanden nicht vor Mitternacht statt. Wenn sie in diesem Tempo weitermachte, könnte sie Ende der Woche von der Amateur in die Profiliga aufsteigen. Vorausgesetzt sie fand in der kurzen Zeitspanne noch genügend Spieler zum Duellieren. "Informieren Sie mich, wenn Rin Yamamori ihren Rangaufstiefg schaffen sollte", damit schloss er die Personalakte und kümmerten sich weiter um seine Geschäfte, "bis dahin konzentrieren Sie sich auf unseren Favoriten und kurbeln Sie seine Vermarktung an. Um den Rest kümmern wir uns, wenn es von Wert ist." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)