Das Leben ist wie ein Garten am Bahndamm von DieLadi ================================================================================ Kapitel 6: Arbeit ----------------- Er schlenderte mit Felix durch den Baumarkt und sie suchten sorgfältig aus, was sie brauchten. Zuerst einmal Bretter und Regalhalterungen. Solche, die man an der Wand anbringen konnte. Dazu die passenden Schrauben und Dübel. Stark und vor allem lastenfest. Dachbalken. Leim. Stabile Ketten und Laufrollen. Ein Rankspalier. Mit vollgepacktem Wagen schoben sie zur Kasse, bezahlten den ganzen Spaß und machten sich daran, alles im Auto zu verstauen. „Wir fangen heute schon mal an“, sagte Jako. „Nachher schmeißen wir den Grill an und machen uns einen schönen Abend und morgen nach dem Frühstück geht es richtig los.“ Felix nickte. Sie hatten beschlossen, dass er heute Nacht bei Jako übernachten würde, um morgen früh direkt durchstarten zu können. „Ja“, sagte er, „Und morgen Nachmittag, wenn wir schon recht weit gekommen sind, fahren wir noch mal los und besorgen den ganzen Rest.“ Gesagt getan. Zuerst einmal räumten sie ihr ganzes Material in den Flur der Wohnung. Dann räumten sie die Terrasse auf. Der Tisch und der Gartenstuhl aus billigem Plastikmaterial, die darauf standen, kamen in den Keller. Sie fegten sie richtig sauber und stellten schon einmal den Grill zurecht.. Dann machten sie im Wohnzimmer Platz, schoben die Möbel an die Seite, deckten sie mit Folie ab und legten auch den Boden mit Arbeitsfolie aus. Und während später Gemüsepäckchen, Folienkartoffeln und Tofuspieße auf dem Grill brutzelten und Brot, Tsatsiki und Rotwein auf einer Picknickdecke auf dem Boden der Terrasse ausgebreitet waren, begann Jako, Felix genau zu erzählen, was er wo hin haben wollte. „Also. An die Hauswand, neben der Tür zum Wohnzimmer, kommen Regale, und zwar zwei Ebenen. Eine direkt über dem Boden, die zweite etwa auf Martis Brusthöhe. Da kommen Pflücksalate rein. Paprika und Chili vielleicht. Rechts stellen wir das Rankspalier hin. Da pflanzen wir Wein in großen Pflanztöpfen, der kann sich daran entlang ranken. An die Brüstung der Terrasse hängen wir ebenfalls Pflanzkästen für die ganzen Küchenkräuter und auf den Boden der Terrasse kommen grosse und kleine Pflanzkübel, mit Tomaten, Erdbeerpflanzen, Zucchini ... was uns so alles einfällt. Und dann ...“ Und er zog eine Zeichnung hervor, auf der er mit den genauen Massen eine Konstruktion skizziert hatte, „... bauen wir mit den Dachbalken das hier. Siehst du, mit den Laufrollen und Ketten kann man Töpfe daran aufhängen und raufziehen bzw. runterlassen. Da kann Hängeobst rein. Beeren. Tomaten. So etwas halt.“ Felix nickte. Er war an er Planung beteiligt gewesen, wusste das also alles schon, aber dennoch begeisterte es ihn, Jako so enthusiastisch davon schwärmen zu hören. Es würde eine Menge Arbeit kosten aber am Ende würde es richtig schön werden. Und Marti, wenn er nach Hause zurückkommen würde, der würde mit Sicherheit Augen machen. Sie ließen es es sich schmecken, stießen auf ihre Freundschaft an, auf Marti und darauf, dass sie alles schaffen würden. Es wurde ein schöner Abend und sie genossen es beide sehr. Am nächsten Tag war es richtig heiß. Sie standen schon früh auf, es war kaum sieben Uhr, als sie beide schon bei Kaffee und frischen Brötchen in der Küche saßen. Kurz darauf machten sie sich an die Arbeit. Sie nahmen genau Maß und sägten die Bretter zurecht. Sie bohrten Dübellöcher und verankerten die Regalhalterungen und die Balkenkonstruktion. Sie befestigten die Bretter und das Rankspalier und als sie mit allem fertig waren, war es schon Nachmittag und sie hatte mächtig Hunger. Also machten sie einen Abstecher zu Falafelbude, bevor sie im Baumarkt die nächste Fuhre holten und im Auto nach Hause schafften. Diesmal waren es all die Pflanzkästen und Pflanztöpfe, die sie brauchten. Außerdem ein paar Säcke Pflanzerde. Dann kamen Rattanmöbel mit: ein kleines Tischchen und vier Stühle, von denen drei erst einmal im Keller gelagert werden würden. Außerdem kaufte Jako noch ein kleines Gartenwerkzeug: Hacke, Schaufel und Harke, in Spielzeuggröße, aber stabil und für das damit arbeiten ausgelegt. Und eine Gießkanne natürlich, die gehörte auch dazu. Die letzte Fahrt des Tages war dann in eine Gärtnerei am Stadtrand. Hier hatte Jako im Vorfeld schon Ausschau gehalten, und wusste daher ziemlich genau, was er alles haben wollte. Deswegen ging es relativ schnell, bis sie alles zusammen hatten. Sie stellten die Sachen erst einmal auf der Terrasse ab und beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Sie bestellten sich Pizza und machten es sich auf dem Boden im Wohnzimmer gemütlich. Am Sonntag frühstückten sie wieder gemeinsam und dann begann der letzte Teil der Arbeiten. Sie pflanzten alles zurecht, düngten es, gossen es ... Es war wieder ein ordentlicher Batzen Arbeit, aber als sie fertig waren, sah das ganze prachtvoll aus. Schließlich klopfte Felix sich Dreck aus den Händen und sagte: „Jako, du solltest dich mal langsam duschen gehen, wenn du rechtzeitig am Bahnhof sein willst, um Marti abzuholen!“ Jako schaute auf die Uhr. „Hoppla, du hast recht!“ Er blickte etwas hilflos auf die ungefegte Terrasse und die noch immer herumliegende Folie. „Na los“, sagte Felix, „ab mit dir. Ich räum den Rest hier auf und ziehe dann die Tür hinter mir zu.“ „Danke“, sagte Jako und umarmte seinen Freund , während er schnell unter die Dusche sprang und sich anschließend etwas sauberes anzog. Dann sauste er los in Richtung U-Bahn. Eine halbe Stunde später stand er mit einem Helfer von der Bahnhofsmission auf dem Bahnsteig und wartete auf den Zug. Gleich würde Marti wieder bei ihm sein. Ungeduldig wippte er auf den Fußballen auf und ab. Er war aufgeregt und freute sich einfach auf seinen Schatz, aber auch auf dessen Reaktion. Ob er sich freuen würde? Oder ob er ihm einfach einen Vogel zeigen würde? Oder gar sauer sein würde, weil es ja dann klar wäre, dass Jako ihn ein bisschen beschwindelt hatte, denn er hatte ja keineswegs an dem Uniprojekt gearbeitet? Ach Quatsch. Jedenfalls war Jako richtig hibbelig, so dass der junge Mann neben ihm amüsiert schmunzelte. Schließlich ertönte die Ansage aus den Lautsprechern, schnarrend und schwer verständlich, und dann sauste der Zug in den Bahnhof ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)