Das Leben ist wie ein Garten am Bahndamm von DieLadi ================================================================================ Kapitel 5: Freundschaft ----------------------- Felix hatte wie immer ein offenes Ohr für seinen besten Freund Jako. Und Felix hatte, auch wie immer, gleich noch ein paar tolle Ideen. Sie setzten sich zusammen und schmiedeten Pläne, und schon nach kurzer Zeit hatten sie ziemlich genau festgelegt, was sie tatsächlich tun würden und was sie dafür benötigen würden. Als der Freitag Nachmittag gekommen war, wo Marti ohne Jako nach Salzgitter fahren sollte, brachte Jako seinen Schatz zum Bahnhof. „Und du kannst wirklich nicht mitkommen?“, fragte Marti noch einmal und sah ein wenig bedrückt aus. „Neh, du. Ich muss echt ne Menge machen für das Uni-Projekt. Das schaffe ich sonst nicht. Aber es sind doch nur zwei Tage, Sonntag Nachmittag hol ich dich hier wieder ab, ja?“ „Mmmhh“, machte Marti, der das verstand, aber trotzdem nicht begeistert war. Jako fühlte sich schlecht, da er Marti ja ein klein wenig anschwindelte. Aber wenn Marti das Ergebnis sehen würde, dann würde er sicher begeistert sein. Hoffte er. Der Zug rollte ein, und eine freundliche Dame von der Bahnhofsmission kümmerte sich um das herunterlassen der Rampe zum barrierefreien Abteil und half Marti in den Zug, während Jako sein Gepäck hineintrug. Schnell gab er ihm noch einen Kuss und sprang dann zurück auf den Bahnsteig, bevor sich die Türen des Zuges schlossen. Sie winkten sich noch zu, als der Zug anrollte, und kurze Zeit später war er auch schon in der Ferne verschwunden. Jako seufzte sehnsüchtig. Dann schüttelte er sich, nahm sein Handy und rief Felix an. „Felix? Martis Zug ist unterwegs.“ „Gut“, antwortete Jakos bester Freund. „Ich stehe draußen vor dem Bahnhof. Mit dem Fewjarmobil.“ Jako trat aus dem Bahnhof und wandte sich dem Kurzzeitparkplatz zu. Dort stand es auch schon, das Fewjarmobil, das Fahrzeug, das er gemeinsam mit Felix besaß, und das ihnen treue Dienste geleistet hatte für alle möglichen Aktionen, ihre gemeinsame Band Fewjar betreffend. Dieses Bandprojekt war im Moment dabei, richtig Fahrt aufzunehmen und sie hatten auch schon Musikvideos gedreht, die ebenfalls recht erfolgreich waren. Man kannte und schätzte sie inzwischen auf YouTube, wo auch Marti seine Nische gefunden hatte. „Hallo Jako“, sagte Felix, als Jako sich schnaufend auf den Beifahrersitz plumpsen ließ. Sie umarmten sich kurz. „Sollen wir los?“ „Ja“, antwortete Jako. „Lass uns keine Zeit verlieren.“ „Und du hast alles ausgemessen?“ „Ja, Felix, hab ich. Als Marti zur Therapie war. Er hat nichts davon mitbekommen.“ Felix startete den Wagen und sie fuhren los. Er lenkte das Mobil sicher und ruhig durch den Berliner Freitagnachmittagverkehr, wofür Jako ihn tatsächlich bewunderte. Felix ließ sich einfach nicht aus er Ruhe bringen. Aber es gab noch vieles anderes, wofür Jako ihn bewunderte. Felix war ein unfassbar guter Freund. Er war immer da, wenn man ihn brauchte, hatte immer ein offenes Ohr. Eine ganze Zeit hatten Jako und er zusammen in einer WG gelebt, bis Jako in Marti seine große Liebe gefunden und schließlich mit ihm zusammen gezogen war. Felix lebte noch immer dort; inzwischen war André in das freigewordene Zimmer eingezogen. André kannten sie beide auch noch aus ihrer Kinderzeit in Süddeutschland, und Felix hatte sich gefreut, als der auf der Suche nach einem Zimmer in Berlin seinen alten Kumpel Felix angerufen hatte. Felix war aber nicht nur immer für alle da, er konnte auch so viel. Neben der Musik, die er mit Jako gemeinsam machte, kochte Felix göttlich und lud regelmäßig den Freundeskreis in die WG ein, um neue Gerichte auszuprobieren. Und Felix war ein überaus geschickter Handwerker. Nun, Jako war da auch nicht ganz unbeholfen. Aber Felix hatte einfach einen Fundus an Wissen und Können, der nicht nur Jako immer wieder verblüffte und beeindruckte. Froh ließ Jako seinen Blick zu seinem Bandkollegen wandern. Er war dankbar, nicht nur einen wunderbaren Mann wie Marti gefunden zu haben, sondern darüber hinaus auch einen so großartigen besten Freund zu haben. Es gab doch nichts wertvolleres auf der Welt, als Menschen, die einem so nahestehen und so für einen da sind. „Ich bin gespannt, ob es ihm gefallen wird“, sagte Jako mit weicher Zärtlichkeit in der Stimme. Felix schaute zu ihm herüber. „Du liebst ihn wirklich sehr, oder?“ „Ja, das tue ich.“ Felix nickte verstehend. Er selber hatte noch nicht die Frau fürs Leben gefunden. Ab das würde sicher noch kommen. Manches konnte man eben nicht erzwingen. „Er tut dir gut“, sagte er und lächelte Jako an. „Seit du ihn hast, bist du einerseits ruhiger geworden. Andererseits aber auch, nun wie soll ich sagen, irgendwie geerdeter. Du warst schon immer so ein ätherischer Tagträumer. Und als damals die Sache mit deinem Vater passiert ist, da hatte ich das Gefühl, das reißt dir deine ... Engelsflügel aus und schmettert dich auf den harten Boden der Realität.“ Jakos Gesicht war pures Erstaunen. „Aber Marti sorgt irgendwie dafür, dass du irgendwie so ... elfengleich bleiben kannst und trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht. Er macht dich ernsthafter, ohne dich in dem, was du bist, tatsächlich zu verändern. Oder gar zu brechen.“ Jako schnappte nach Luft. So tief hatte Felix noch nie ausgedrückt, wie er ihn, Jako, empfand. „Bist du sicher, dass du nicht aus Versehen Philosophie statt Musik studierst?“, fragte Jako mit einem etwas schrägen Lächeln. Felix lachte. „Ne, du, ich bin so, dafür brauch ich kein Studium.“ Nun lachte auch Jako, aber tief in sich drin fühlte er eine angenehme Wärme. Schließlich waren sie am Ziel. Felix lenkte den Wagen in eine der Parkbuchten. Dann lachte er wieder und sagte: „Ist schon komisch, dass irgendwie alles, was wir Fewjars so auf die Beine stellen, erst mal mit dem Besuch eines Baumarktes beginnt, oder?“ Jako stimmte erneut in sein Lachen mit ein, während sein Blick auf das Logo des Marktes fiel: Eine grinsende Schraube und die Bezeichnung „SBB - Selber bauen bringt's!“ Es war ein gutes Gefühl das er empfand. Gemeinsam mit dem besten Freund etwas für den Liebsten zu tun. Ja, das Leben war doch irgendwie schon schön. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)