Wenn die Praiosscheibe wandert von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 2: Die Macht des Frühlingsfeuers ---------------------------------------- Der Tanzplatz der Hexen war ein großes, kreisrundes Plateau, gut versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern. Der heilige Hain wucherte nur so vor sich hin. Die großen Findlinge, auf denen die Eulenschädel platziert werden musste, um Heidruna zu rufen, genauso wie der Platz, auf dem der Haufen für das Feuer aufgeschichtet wurde, waren aber frei von jeglicher Vegetation. Brin war schon einmal hier gewesen. Er wusste sogar von dem Ritual. Letztes Mal war er es gewesen, der Heidruna beschworen hatte. Die oberste Hexe bezeichnete sich selbst als alte Vettel, und das traf auch zu. Dicke Warzen zierten ihr Gesicht, die Augen waren schon milchig weiß, ihr Haar ergraut und schmutzig, wie eine Bettlerin in Ferdok, nur hässlicher. Hinter der Fassade einer alten, gebrechlichen Frau steckte aber eine Hexe mit ungeheuren Kräften. Seldrakon selbst fürchtete sie, oder hatte sie gefürchtet. „Du wirkst angespannt“, riss ihn Alwene aus seinen Gedanken. Brin lehnte mit dem Rücken am meterhohen Felsen, der den Pfad hinaufbegleitete. Vor ihm lag ein Abgrund, aus dem herauf ein reißender Bach zu hören war. Er mochte das Tosen der Stromschnellen, genauso wie auch das Zwitschern der Vögel. In Ferdok gab es so etwas nicht. Dort wurde er jeden Morgen von der schreienden Krämerin geweckt, die ihre Seife feilbot, oder dem Gezeter einer wütenden Hausfrau, weil ihr Gatte wieder einmal betrunken aus dem Silberkrug heimwankte. Hier war es so ruhig, und doch lebendig. „Bist du das nicht?“, fragte der Schwarzhaarige und lächelte dabei aufmunternd. „Natürlich“, antwortete sie und lächelte dabei ebenfalls. „Brauchen die anderen dich nicht?“ „Nein“, schüttelte Alwene den Kopf. „Ich bin sowieso nur im Weg. Außerdem hat Saphira das Kommando an sich gerissen.“ Saphira war die älteste und erfahrenste der vier Hexen. Brin erinnerte sich noch an das Mutelixier, das sie ihm gebraut hatte. Vor seinem Kampf gegen Malgorra auf dem Berg Drakensang war das Fläschchen geköpft worden. Die Unruhe und Angst, die sich in seinen Knochen breitgemacht hatte, war danach verschwunden. Ob er sie nach einem solchen Trank fragen sollte? „Brin?“, schmunzelte die Hexe und klopfte gegen dessen Stirn. „Du bist schon wieder mit den Gedanken woanders.“ „Bin ich das?“ Verwirrt schüttelte er das Haupt. Er schweifte in letzter Zeit öfter mit den Gedanken ab. Sie drifteten zu seinem verstorbenen Freund Ardo. Ob er sich auch für die Hexen eingesetzt hätte? „Bist du“, bekräftigte Alwene nickend. „Liegt es an einem Mädchen?“ Ihre Augen blitzten verschwörerisch bei der Frage. „Nein“, antwortete Brin. „An einem Jungen?“, bohrte sie nach. „Auch nicht“ Der Krieger hob hilflos die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich bin einfach gerade ein wenig neben mir.“ „Möchtest du darüber sprechen?“ Dass Alwene so einfühlsam sein konnte, hatte Brin gar nicht mehr in Erinnerung. Er wusste nur von dem Liebhaber, der sie verschmähte, und zur Strafe in eine Kröte verwandelt worden war. Der arme Danos hatte drei Tage lang sein Dasein als Tier fristen müssen. „Später vielleicht. Ich muss mich konzentrieren“, wiegelte der Schwarzhaarige ab. „Ist gut“, nickte Alwene. Beide sahen nach oben, als ein Falke lautstark kreischte. Das war das Zeichen gewesen. „Los, verschwinde, und beeilt euch“, scheuchte er sie wieder den Pfad hinauf und griff an den Helm an seinem Gürtel. Einen letzten Blick auf Alwene werfend, wandte er sich um. Der aufsteigende Rauch des Feuers würde die Praioten zu ihnen locken. „Rondra, steh mir bei“, murmelte er und zog das goldene Schwert aus der Scheide. Routiniert befestigte er den dazu passenden Schild am Arm. Durch den Helm war sein Sichtfeld eingeschränkt. Er konnte nur mehr wenig erkennen, genauer genommen nur das, was vor ihm lag. Der Preis für einen nahezu undurchdringlichen Schutz. Zyklopisches Schmiedewerk musste eben auch einen Nachteil haben. Hinter ihm hörte er lauten Singsang. Sie begannen mit der Beschwörung. Das war gut. Nun zählte jede Sekunde. Wenn die alte Heidruna wirklich so mächtig war, dass selbst die Dämonen in den Niederhöllen ob ihres bloßen Namens erzitterten, dann würde ein Sonnenzug wohl kein Problem für die alte Frau sein. Die Minuten verstrichen zäh. Angespannt wartete Brin auf das Eintreffen der ersten Bannstrahler. Er betete inständig, dass da Vanya selbst nicht den Zug anführte. Ein paar Bannstrahler niederzumachen war eine Sache, den Großinquisitor selbst zu töten eine ganz andere. Ihm wurde außerdem zusehends heiß in der Rüstung. Auch wenn sie ihn nahezu unempfindlich gegen Feuer machte, so konnte er die Hitze dennoch spüren, die vom Tanzplatz der Hexen ausging. „Da vorne sind sie!“, rief jemand. Endlich hatte das Warten ein Ende. Brin sollte auch nicht enttäuscht werden. Ein Dutzend Bannstrahler, alle schwer gerüstet, mit der Sonnenscheibe auf der Brust, bahnten sich ihren Weg den Pfad hinauf zu ihm. Als sie ihn bemerkten, stutzte der Haufen ein wenig. „Wer seid Ihr?“, wollte ein junger Mann, jünger als er selbst, wissen. Seine Stimme war herrisch und überheblich. „Nach was sieht es denn aus? Der Hofnarr des Kaisers?“, spottete Brin. „ „Egal wer Ihr seid, tretet beiseite“, fuhr ihn der Kerl grob an. „Wir sind auf einer heiligen Mission.“ „Ich weiß“, antwortete Brin ruhig und machte keine Anstalten beiseitezutreten. „Was ist denn los?“, zeterte eine Frauenstimme im Hintergrund. Die Gruppe wurde von einer blondhaarigen Dame mit zornigem Blick auseinandergetrieben. Sie trug eine rot-weiße Robe, ebenfalls mit der Praiosscheibe auf der Brust. An ihrem Gürtel baumelte ein Rabenschnabel. „Aus dem Weg“, blaffte sie Brin an. „Nein“, sagte dieser ruhig und fest. „Ich sage es nicht noch einmal“, zischte die Frau. „Ich auch nicht.“ „Wenn Ihr nicht sofort beiseitetretet, sehen wir Euch als Freund der Hexen an.“ „Das bin ich dann wohl.“ Brins Stimme begleitete eine Spur von Bedauern. Er wusste, was folgen würde. „Schafft den Ketzer aus dem Weg“, kreischte die Blonde, was die Männer rund um sie herum dazu bewog, zu den Waffen zu greifen. Brin drehte Flammensang mehrmals aus dem Handgelenk heraus und hob entschlossen den Schild an. Er hatte nicht vor, dem Wunsch der Schwester nachzukommen. Mochte Rondra mit ihm sein, genauso wie Hesinde und Satuaria. Der erste Streithammer donnerte auf den Schild des Fendral, geführt von dem vorlauten Mann. Die Wucht des Hammerschlags konnte Brin in seinem Schildarm spüren. Mit dieser plumpen Waffe behinderte er aber seinen Mitstreiter, der einen Zweihänder führte. Die Praioten hatten bis heute nicht gelernt, sich nicht nur auf ihren eifrigen Glauben zu verlassen. Zu blind war ihr Hass auf alles Magische, allen voran den Hexen. Brin drückte den Hammerträger mit seinem Schild zurück und holte mit dem Schwertknauf aus. Dieser sauste in das Gesicht des Gegners. Blut benetzte die goldenen Handschuhe, während der Kopf des Praioten in den Nacken flog. Stöhnend ließ dieser die Waffe fallen und hielt sich die gebrochene Nase. Benommen taumelte er zurück, in die Reihen seiner Kameraden. Dem Bannstrahler mit dem Zweihänder trat Brin einfach die Beine unter den Füßen weg. Keuchend entglitt ihm die Waffe. Der goldene Streiter trat erneut nach und beförderte ihn den Abhang hinab. Das waren zwei, blieben noch gefühlt tausend. „Na los!“, brüllte die Praiotin in der Robe und trat einen Schritt zurück, als die nächsten Gegner heranstürmten. In blindem Eifer rannten sie auf Brin zu. Den Schwerthieb des Ersten fing er mit dem Schild ab, den Axthieb des Zweiten mit Flammensang, welches sich in dem Hohlraum zwischen Stiel und Blatt der Waffe verkeilte. Mit einem Ruck wurde die Axt aus der Hand ihres Besitzers gerissen und verschwand im reißenden Bach zu ihren Füßen. Ein Hieb mit der Kante des Schildes, auf den Brustkorb des Schwertträgers, ließ diesen nach Luft ringen. Brin packte beide an den Helmen und schlug sie zusammen, was ein lautes Klirren nach sich zog. Benommen wurden sie den Abhang hinuntergeschubst, und rissen dabei einige ihrer Gefährten zu Boden. Stumm wehrte Brin Gegner um Gegner ab. Gebrochene Nasen, Arme und Beine waren die Folge. Er achtete darauf, keinen der Praioten dauerhaft zu verstümmeln oder gar zu töten. Noch konnte er sich das leisten, noch fürchteten sie ihn. Bald jedoch würde der blinde Eifer jegliche Angst vor dem Streiter der Hesinde wegbrennen. Warum dauerte es so lange, Heidruna zu beschwören? Brin bemerkte jetzt schon die körperliche Anstrengung, die hinter ihm lag. „Dann mache ich es eben selbst, ihr unfähiges Pack“, schnaubte die Schwester und drängte sich nach vorne. Bisher hatte sich ihr Dasein darauf beschränkt, dass sie den Männern Befehle zubrüllte. Wütend riss sie den Rabenschnabel vom Gürtel. „Zeit, dass Ihr im Licht des Praios vergeht, Hexenfreund“, zischte sie und spuckte abfällig vor Brins Stiefel. Brin drehte Flammensang erneut und bewegte sich langsam nach hinten. Die Haltung der Frau, breitbeinig, leicht die Knie gebeugt, zeugte von einer zumindest rudimentären Ausbildung als Kriegerin. Dazu das gefährliche Feuer des blinden Wahnsinns, der Hingabe ihrem Gott gegenüber, welches in ihren Augen brannte. Wie ein Wolf, der sich gleich auf ein Schaf stürzte. „Warina?“, fragte Brin erstaunt, seine Stimme durch den Helm blechern verzogen. Diesen einen Moment der Ablenkung nutzte die Geweihte schamlos aus. Der Rabenschnabel donnerte gegen seinen Knieschutz, was seinen stechenden Schmerz zur Folge hatte. Die spitze Seite der Waffe bohrte sich genau in jene Stelle, an der die Rüstung etwas Haut preisgeben musste, um beweglich zu sein. Brin schrie auf, als die Blondhaarige den Hammer herumdrehte. Sein Bein gab nach und er fiel nach hinten. Wahnsinnig lachend zog die Praiotin den Hammer aus seinem Fleisch und holte erneut aus. Hesindes Streiter riss den Schild des Fendral in die Höhe. Der spitze Waffenkopf ragte über den Schildrand. Seine Kontrahentin nutzte ihr gesamtes Körpergewicht und lehnte sich auf ihn. Nur mit der linken Hand konnte er sie nicht tragen. Langsam aber beständig näherte sich der Wiederhaken dem Sehschlitz, und damit einer der wenigen verwundbaren Stellen in seiner Rüstung. Brin versuchte die Schwerthand unter den Schild zu bringen, als diese am Boden festgenagelt wurde. Der Stiefel der Geweihten drückte ihn nieder und knickte dabei Grashalme um. Nur noch wenige Zentimeter war der Rabenschnabel von seinem rechten Auge entfernt. Ihm musste etwas einfallen, und zwar schnell. „Büßt für das, was Ihr meiner Schwester angetan habt“, schrie die Frau so laut, dass es von der Felswand und er Schlucht widerhallte. Also hatte sich Brin nicht getäuscht. Die Ähnlichkeit zu Warina war kein Zufall gewesen. „Ich habe Warina nicht getötet, das war sie selbst“, presste der Krieger zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Lügen!“, kreischte die Geweihte. Brin suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser misslichen Lage. Sein Leben geblendet fortzuführen, was noch eher gnädig war, im Vergleich zu dem, was ihm in der Obhut der Praioten blühte, war nicht sonderlich appetitlich. Sein Bein schmerzte höllisch. Das Gras darunter war bereits blutverschmiert. Dabei kam ihm eine Idee. Wenn er den Abstand richtig schätzte, mehr als die Rabenschnabelspitze konnte Brin nämlich nicht erkennen, dann stand die Praiotin so, dass ihr freies Bein zwischen seinen eigenen positioniert sein musste. Es war einen Versuch wert. Innerlich zählte der Streiter der Hesinde bis drei, bevor er mit einer großen Kraftanstrengung die Knie anhob. Der Schmerz raubte ihm fast die Sinne. Wahrscheinlich hatte der Rabenschnabel eine Arterie verletzt. Er hatte aber nur einen Versuch. Mit aller Macht versuchte Brin den Schmerz auszublenden. Die Augen geschlossen, schlug er beide Knie gegeneinander. Ihm wurde übel, als das verletzte Bein auf Widerstand traf. Seine Aktion brachte aber den gewünschten Erfolg. Schlagartig ließ der Druck auf den Schild nach. Das war seine Chance! Der Gepanzerte riss seinen Schwertarm unter dem Stiefel der Kontrahentin hervor und brachte sie endgültig zu Fall. Mühsam rappelte er sich auf, sorgsam darauf achtend, dass er das angeschlagene Bein nicht zu sehr belastete. Die Praiotin lag vor ihm, das rechte Bein seltsam verdreht. Es war wohl gebrochen. Der Rabenschnabel lag neben ihr, in Griffweite. Ihre Augen wurden immer größer, als Brin auf sie zu humpelte. „Los, tötet ihn!“ Tatsächlich folgten die nächsten Bannstrahler ihrem Befehl. Bevor er auch nur in die Nähe der Geweihten kam, wurde Brin schon wieder zurückgedrängt. Das Parieren fiel ihm sichtlich schwer, zumal seine Gegner vorwiegend auf das verwundete Knie zielten. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn, rann über Augen und Nase, vernebelte ihm die Sicht. Für jeden Gegner, den er zurückschlug, standen zwei Neue bereit. Dazu die Schwester Warinas, die die Meute noch aufstachelte. Er verlor an Boden, und es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis sie ihn niederringen würden. Wo blieb Heidruna? Mittlerweile hatten drei Kämpfer nebeneinander Platz. Alle drei waren Hünen, bewaffnet mit Streithammer, Streitaxt und Anderthalber. Alle drei ließen ihre Waffen auf Brins Schild niedersausen. Mit einem hässlichen Knacken gab das verletzte Knie nach, und Brin fiel schreiend zu Boden. „Zeit zu sterben, du Hund“, grinste der Hammerträger und riss seine Waffe über den Kopf. „In der Tat“, tönte eine Stimme, lauter als das Tosen des Baches, lauter als das Gekreische der Praiotin, selbst lauter als das Treiben der Gauklerschar vor dem Hesindetempel in Ferdok. Verdutzt ließ der Bannstrahler seine Waffe sinken. „Ihr lästerlichen Frevler betretet zum zweiten Mal den geweihten Boden Satuarias. Zum zweiten Mal macht ihr Jagd auf ihre Töchter. Zum zweiten Mal rückt der Sonnenzug aus. Zum zweiten Mal unter einem falschen Anführer.“ Die Stimme war kalt, voller Abscheu und ohne jegliches Mitgefühl. Brin kannte diese Stimme. Es war lange her, dass er sie das letzte Mal gehört hatte. „Du versuchst es also wieder, Heidruna.“ Auch diese Stimme kannte der junge Krieger. Der Sonnenzug rückte auseinander, stand Spalier für einen Mann, hochgewachsen, mit mächtigem Bart, weißhaarig und gekleidet in eine Kluft, wie es sie nur einmal in Aventurien gab. „Ehre dem Großinquisitor“, riefen die Männer einstimmig und reckten die Waffen in die Höhe, während Amando Laconda da Vanya langsam und bedächtig auf Brin zukam. Sein faltiges Gesicht wirkte streng. Er hatte die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. „Ihr solltet Euch schämen, Streiter der Hesinde. Ein Hexenpack zu beschützen.“ Der Großinquistor starrte enttäuscht auf den goldgepanzerten Kämpfer hinab. „Hättet Ihr nur eine solche Hingabe für Praios gezeigt, mein Kind, Euch wäre eine glorreiche Zukunft beschieden gewesen.“ Da Vanya klang bedauernd. Mit einem Handzeichen bedeutete er den Männern ihre Waffen erneut zu heben, was sie auch taten. Brin schloss die Augen und legte den Kopf zur Seite. „Genug!“, rief die Stimme und augenblicklich wurden die drei Henker, einschließlich des Großinquisitors, von Ranken, welche aus dem Boden schnellten, umschlungen. Panisch zerrten die Männer an den Gewächsen, die sich dabei aber nur umso fester um sie schlangen. Einzig da Vanya wirkte nicht verunsichert, im Gegenteil: Er lachte höhnisch. „Ist das alles was du zu bieten hast, Heidruna?“, feixte er. Brin wagte es die Augen zu öffnen und konnte die alte Frau erblicken, die über ihm stand. Gebeugt vom Alter, hässlich, warzig, schmutzig. Ihre Kleidung war dunkel, die trüben Augen auf den Großinquisitor gerichtet. Mit einer einzigen Bewegung der knorrigen, dürren Hand, schlangen sich die Ranken noch enger um die Praioten. Vom Fuße des Abhangs war ein Tosen zu hören, genauso wie lautes Knarzen, Wolfsgeheul und Bärengebrüll. „Dieses Mal bin ich vorbereitet, Seldrakon“, krächzte die Alte und legte die Hände ineinander. Seldrakon? Brin reckte den Kopf ein wenig in die Höhe und konnte erkennen, was Heidruna meinte. Anstelle des Großinquisitors und der Bannstrahler standen da ein riesiger, humanoider Echsenmensch und geschminkte, kahle Fanatiker, knapp bekleidet mit einer grünen Toga. Wortlos formte der Mantra’ke den Zauber in seiner rechten Pranke. Gleißend ergoss sich der der Fulminictus Donnerkeil über Heidruna, prallte aber an einer unsichtbaren Barriere ab, die die alte Frau umgab. „Nun bin ich wohl dran“, kicherte die Vettel und hob ihrerseits die Hände gen Himmel. Brin dachte zuerst, dass es Feuer regnete, aber bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es sich dabei um die Äste des Scheiterhaufens vom Frühjahrsfeuer handeln musste. Nur, dass diese Äste mit jeder Sekunde größer wurden, bis sie die Ausmaße von Baumstämmen angenommen hatten. Krachend pflügten sie eine Schneise in die Reihe der Praioten, die entsetzt das Weite suchten. „Unmöglich!“, pfauchte der Mantra'ke und formte den nächsten Zauber. Dazu kam er aber nicht mehr, denn ein Baum landete zielgenau auf dem Punkt, an dem er gefesselt war. Fast schon wie ein Donnerschlag bohrte sich das brennende Holz in die Erde und begrub das Echsenwesen darunter. „Alter schlägt wohl Torheit“, kicherte Heidruna amüsiert. Mit einer weiteren Handbewegung, dieses Mal aber deutlich sanfter, wurde Brin magisch in die Höhe gehoben und schwebte hinter ihr her. Das Letzte was er sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war der Haufen des Frühjahrsfeuers, der sich langsam aber sicher wieder zusammensetzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)