Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 8: Erklärungsnot ------------------------ Erklärungsnot „Nun, wie willst du es anstellen?“, fragte Sesshomaru mich, als wir eine halbe Stunde später in seinem Auto saßen und in die Stadt fuhren. Ich lenkte meinen Blick kurz zum Dayokai, welcher seine Erkennungsmale wieder unterdrückt hielt. So sah er wieder aus, wie jeder andere. Nur die silbernen Haare waren in dieser Nuance ungewöhnlich. Ebenso das strahlende Gold, welches Sesshomaru hinter seiner Sonnenbrille versteckte. „Ich hoffe darauf, das, das heute Abend gut verläuft und ich ihn vielleicht öfter sehen kann“, erklärte ich meine ersten Schritte. „Vielleicht, erinnert er sich ja auch etwas wieder?“ „Das werden wir sehen. Du solltest deinen Mut nicht verlieren, wenn es nicht so läuft. Etwas Zeit, wird es brauchen“, machte er eine ernüchternde Ansage und brachte mich zum Schweigen. Wir sollte ich es nur schaffen? Ich hatte bereits zwei Jahre vergeudet. In Inuyashas Lebenszeit, sogar schon 500 Jahre. Ich wollte einfach nicht noch mehr Zeit verlieren. Doch Sesshomaru hatte recht. Diese ganze Sache, würde nicht von heute, auf morgen funktionieren. Das hatte es ja schon damals nicht. „Ist es dieses Haus?“, riss mich die Stimme meines Verbündeten, aus den Gedanken und ich bemerkte die Einfahrt, zu meiner kleinen Wohnung. „Ja“, antwortete ich und Sesshomaru parkte direkt vor dem Eingang. „Komm“, bat ich ihn herein und er zog kurz die Augenbrauen hinauf, stieg dann aber aus und folgt mir zur Tür. Geschwind schloss ich auf und trat in den winzigen Vorraum, den ich meine Garderobe nannte, streifte meine Schuhe ab und nahm die kleine Stufe in den Flur. An diesen grenzte die kleine Küche und mein Wohnbereich. Die beiden anderen Türen, führten ins Bad und in mein Schlafzimmer. „Gemütlich“, betitelte Sesshomaru, zog die Sonnenbrille ab, schob diese in sein Hemd und streifte den Parker ab, welchen ich ihm abnahm und aufhängte. Danach entledigte er sich seiner blankgeputzten Schuhe und trat mir hinterher, als ich ihn in die Küche führte. „Es ist klein, aber reicht für mich alleine. Magst du einen Tee?“, fragte ich höflich und Sesshomaru sah sich weiter um, als er nebenbei antwortete: „Tee ist gut. Zucker, bitte.“ Schmunzelnd musterte ich ihn und schaltete den Wasserkocher an. „Sieh dich ruhig um“, bot ich an und bekam seinen Blick geschenkt. „Das werde ich, wenn du duschst. Schließlich hast du ja auch mein Haus, unter die Lupe genommen.“, erwiderte er sein Wissen und ich schämte mich urplötzlich dafür. „Entschuldige. Ich konnte ja nicht mehr weg.“ „Warum eigentlich?“, wollte er wissen und ließ sich auf einem meiner Küchenstühle nieder, welche wie Barhocker, an die küchenzeile grenzten. „Ich wollte es dir ja erklären, aber du hast mich nicht ausreden lassen“, zog ich ihn auf und brachte ihn zum Räuspern. Der Wasserkocher klickte und ich hob ihn aus der Fassung. „Wenn ich an gepiepst werde, habe ich keine Zeit, um zu reden. Mein Beruf verlangt viel ab.“, erklärte er. „Das kann ich mir denken. Ging denn alles gut?“, fragte ich und schenkte, in zwei Tassen, das heiße Wasser ein. „Was denkst du denn?“, hörte ich ihn schnauben und rührte das Teepulver ins Wasser ein, nahm die Tasse anschließend in die Hände und drehte mich zu Sesshomaru, um ihm seine zu reichen. Danach schob ich das Zuckergläschen zu ihm und reichte ihm einen Löffel. „Verzeih. Natürlich wird alles gut gegangen sein.“, sagte ich geschwollen und dachte mir >Angeber<. „Nun“, begann er und löffelte sich den Zucker in seine Tasse. „Warum, bist du bei mir geblieben?“ Er konnte es wohl nicht lassen, zu fragen. Ob er es einfach gewohnt war, jede noch so kleine Information zu erfahren, egal wie er daran gelangte? „Ich kann nicht fahren“, gestand ich und nahm einen Schluck Tee. Seine Augen weiteten sich und er musterte noch einmal meine Erscheinung. „Du bist doch alt genug, zum Fahren. Wieso hast du keinen Führerschein?“, fragte er ungläubig und ich seufzte, während ich mich auf die Theke lehnte. „Nicht jeder, verdient Geld, um damit um sich zu werfen.“ „Ich habe nie mit Geld umhergeworfen. Ich bin doch kein Rapper aus den Neunzigern“, brummte er und tat gekränkt. „Naja egal.“, schmunzelte ich und sah zur Uhr. Es war noch nicht mal ganz Mittag. „Ich sollte meinen Chef, vielleicht mal kurz anrufen.“ „Tue das. Ich warte und schaue mir deine Wohnung an“, sagte er verheißungsvoll und lächelte dabei schelmisch. Dieser Yokai hätte einen Pfeil verdient, so dachte ich, stand auf und ging in mein Schlafzimmer. Beim vorbei gehen, nahm ich meine Handtasche mit und holte aus dieser nun, mein Smartphone heraus. Ich hatte die ganze Zeit nicht mehr darauf geschaut und musste feststellen, das meine Mutter, ebenso meine Klassenkameradinnen, versucht hatten mich zu erreichen. Auch mein Chef hatte mir eine Nachricht hinterlassen, auf der er mir mitteilte, das ich für eine Woche frei hatte. Sollte sich die Wunde bis dahin nicht bessern, sollte ich mich melden. Okay, dies war also abgearbeitet und so schnappte ich mir, etwas Kleidung zum Wechseln und ging aus meinem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer entdeckte ich Sesshomaru, welche vor einer Wand mit Fotos stand und eines ganz genau betrachtete. Ich wusste genau, was darauf zu sehen sah und lächelte selig. „Das du damals einen Fotoapparat mitgenommen hast, ist mir nie in den Sinn gekommen. Naja wie auch?“, redete der Dayokai und ich kicherte kurz. „Gibt es viele Dinge, die du damals auch schon gerne gehabt hättest?“, fragte ich und trat auf ihn zu, um ebenso das Bild zu betrachten. Es war ein Foto auf dem alle abgebildet waren. Kaede, Sango und Miroku, Shippo und Kirara, ebenso Inuyasha und ich. „Medizinische Dinge, hätte ich damals gerne gehabt, ebenso mein Wissen von heute. Dann hätte ich einige Leben retten können, die mir lieb waren.“ Seine Stimme klang so traurig, tief und voller Gedanken an Menschen, die er geliebt hatte. Einen Menschen, wie ich wusste, denn deren Bild stand bei ihm zuhause, vor dem kleinen Altar. „Ich bin mir sicher, das sie dir niemals, einen Vorwurf gemacht hat“, versuchte ich seine gedämpfte Stimmung zu heben. „Da könntest du recht haben“, tat er es ab und sah zu mir. „Wolltest du nicht duschen gehen?“ „Oh. Ja, das mache ich jetzt schnell. Nimm dir was du willst, fühl dich wie zuhause“, bat ich und wieder schaffte ich es, mit meinen Worten, seinen Kampfgeist zu entfachen. „Was ich will, also?“, grinse er zweideutig und ich nahm die Beine in die Hand, um in mein Bad zu springen. Ich musste wirklich lernen, mich gezielter auszudrücken. So duschte ich ausgiebig und dennoch nicht zu lang. Ich wollte ja nicht, das Sesshomaru zu lange allein warten musste. Doch als ich das Wasser abschaltete und aus der Wanne stieg, hörte ich ihn sprechen. Ob er wohl telefonierte? Eilig trocknete ich mich ab und begutachtete die Wunde an meinem Arm. Ich hatte den Verband abgenommen, weil es kaum schmerzte und nun sah ich, die verkrusteten Stellen. Ob Sesshomaru wohl verlangen würde, diese wieder zu verbinden? „Wir sollten auf Kagome warten“, hörte ich Sesshomarus Stimme, als ich gerade aus meinem Badezimmer kam und meine Haare mit einer Sprange zusammenfasste. Wieso wollte er auf mich warten?, dachte ich und verzog die Augenbrauen. Aber als ich die Stimme derjenigen hörte, für die diese Antwort gedachte war, rutschte mir fast, die Seele aus dem Leib. Sofort blieb ich stehen, war wie erstarrt und blickte in Sesshomarus Augen, welche ich von meinem Standpunkt erhaschen konnte. Seine Gesprächspartnerin saß mit dem Rücken zu mir und drehte, nachdem sie seinen Blick zu mir bemerkt hatte, ihren Oberkörper herum, in meiner Richtung. „Oh, hallo Kagome!“, begrüßte mich die Frau vor mir. Ihre kurzen, lockigen, braunen Haare legten sich wie immer perfekt um ihre zierlichen Ohren. Ihr Lächeln war engelsgleich und immerzu darauf bedacht, mir nur liebevolle Worte zuzusprechen. „Mama“, begrüßte ich und schaffte es, die letzten Schritte zur Couch zu gehen. „Was machst du denn hier?“ Meine Mutter hatte ihre Beine überschlagen. Der knielange Rock lag glatt auf ihren Beinen und sie verschränkte die Arme, welche in warmen Strick einer Jacke gehüllt waren. „Na, ich wollte mal sehen, wo du dich herumtreibst. Die Schule hat mich angerufen, ebenso deine Freundinnen und dein Chef. Dieser teilte mir auch mit, das du eine schwere Verletzung hast, wie ich ja nun sehe“, tadelte sie mich, während ihrer Erklärung. „Und dann öffnet mir auch noch, so ein hübscher Mann die Tür.“, jauchzte sie fast schon ungläubig und sah mir tief in die Augen. „Wir müssen über einiges reden!“ Welches Kind, hörte diesen Satz schon gerne von seiner Mutter? Aber in Anbetracht der Anklagepunkte, die vor mir lagen, hoffte ich inständig darauf, diese Angelegenheit nicht näher erklären zu müssen. Sesshomaru musterte uns und schien fast schon amüsiert. „Ich hatte einen Unfall mit Öl.“, fing ich an zu Beichten und zeigte meiner Mama meinen Unterarm. Sofort ertastetet sie diesen und musterte die Wunde. „Oh, Kagome! Ich wusste gleich, das dieser Job nichts für dich ist. Du hast dir damit zu viel aufgebürdet!“ „Mama, ist schon gut. Sesshomaru hat mir im Krankenhaus sofort geholfen.“, erläuterte ich und zeigte auf meinen Retter. „Er ist Arzt und hatte zufällig Dienst.“ „Achso? Woher kennst du ihn denn?“, fing das Kreuzverhör an, zudem ich meine Mutter höchstpersönlich gelenkt hatte. Sehr gut gemacht, Kagome, rügte ich mich selbst. „Ich bin ein alter Bekannter.“, betitelte Sesshomaru sich selbst und nahm dafür meine Antwort, welche ich auch seiner Mutter genannt hatte. „Na, dafür sieht das, für mich ja nicht aus. Nun gut. Den Rest kannst du mir ja mal unter vier Augen berichten“, sagte meine Mutter und zwinkerte so übertrieben provokant, das ich genau wusste: Mama hatte etwas falsch verstanden. Meine Mutter stand auf und machte sich auf den Weg. „Aber vergiss deine Schule nicht! Morgen denke ich mir keine Ausrede mehr, für dich aus“, rief sie mir zu, als sie die Tür ergriff und hinausschlüpfte. „Oh, Kami!“, stöhnte ich leise und verbarg meinen Blick in meiner Handfläche. Noch peinlicher konnte es gar nicht werden. Obwohl, die Sache mit dem Handtuch, war noch immer, die Nummer eins, der Hitliste. „Zeig mir deinen Arm“, hörte ich Sesshomarus raunen hinter mir. Er war ebenso wie ich aufgestanden, neigte sein Haupt zu mir hinab und hatte seine Hand dargeboten, sie zu ergreifen. Ich gehorchte auf seine Bitte, legte meine Hand in seine und streckte meinen Arm leicht, damit er die Wunde begutachten konnte. „Etwas Creme noch, Verband wäre vielleicht auch noch einmal angebracht“, nuschelte er und hob dann seinen Blick. „Hast du Material da?“ Sofort nickte ich und spürte wie mein Herz schneller schlug, als ich den Druck seiner Hand spürte. Sie war so weich und warm. Doch er entließ mich, damit ich meinen Verbandskoffer, aus dem Bad holen konnte. Es war der selbige, den ich damals immer mit in die Vergangenheit genommen hatte. So viele Verletzungen, hatte ich damit behandelt. Er war ein treuer Helfer in jedem Gefecht gewesen. Melancholie breitete sich in meinem Herzen aus, doch ich ging zurück und gab Sesshomaru den Koffer. „Daran klebt der Geruch von damaligen Zeiten“, hauchte er erstaunt und nahm den Koffer näher an sein Gesicht. Tief atmete er ein, schloss dabei die Augen und seine Male krabbelten auf seine Wangen und Stirn. Sesshomaru bemerkte meine Beobachtung und senkte den Koffer. „Entschuldige. Manchmal überkommt auch mich, die Erinnerung an damals.“, entschuldigte er sich für etwas, was ich nur zu gut nachempfinden konnte. „Schon gut“, lächelte ich und setze mich auf die Couch. Sesshomaru behandelte meine Wunde erneut und musterte am Ende meine Kleidung. „Du solltest etwas Schickeres wählen, für das Essen heute Abend“, bat er unterschwellig und ich sah auf das rosafarbene Sommerkleid, über dem ich eine weiße Jacke, aus feinem Strick trug. „Meinst du, es könnte ihm nicht gefallen?“, stellte ich meine Wahl in Frage. Damals hatte es Inuyasha nie interessiert, was ich trug. Es war ihm, glaube ich, schlichtweg egal gewesen. „Das ist es nicht“, bemerkte Sesshomaru und verschloss den Verband wieder, mit der kleinen Spange. „Wir gehen in ein nobles Restaurant. Dort ist etwas Etikette angesagt.“ „Ich dachte, wir kochen bei dir ein paar Ramen“, gestand ich meine fehlerhafte Einschätzung. Goldene Augen schmunzelten mir amüsiert zu. „Ich koche nur wenig und Inuyasha kann lediglich Heilmittel brauen, bei denen es nicht auf den Geschmack ankommt. Wir gehen immer aus. Heute ins Nobu“, erklärte er und mir blieb die Luft weg. Dieses Restaurant war eines der nobelsten in ganz Tokio. „Aber das ist doch sehr teuer. Ich glaube nicht, das ich euch da begleiten kann“, versuchte ich meine finanzielle Lage zu umschreiben. „Keine Sorge. Ich lade auch dich ein“, versicherte der silberhaarige vor mir und verschloss den Koffer. Mit lächelnden Augen, legte er ihn auf den kleinen Couchtisch vor uns. „Nein, das musst du nicht. Ich will nicht, das du mich auch noch einlädst!“, bat ich und ging in Gedanken mein Erspartes durch. „Miko, mach dir da keine Gedanken.“, brummte er und wirkte genervt. „Aber!“ „Nichts, aber!“, ging er sofort dazwischen und sah mich ernst an. „Wir haben schließlich eine gemeinsame Mission, oder irre ich mich da?“ Mit großen Augen sah ich ihn an, zog meine Hand an meine Brust und nickte. „Du hast recht. Aber ich werde es dir zurückzahlen.“ „Du bist unverbesserlich, kleine Miko“, schnaubte er mit einem Schmunzeln und sah mir dabei in die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)