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Rescue

hier kann Ihnen keiner helfen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh Gott ich bin so mega nervös!!!
Ich hoffe echt, dass euch das Kapitel gefällt.
Zudem empfehle ich vorher einen Blick in die "Charakter" zu werfen, da ich da u.a. einige Erläuterungen hinterlassen habe.

Doch nun wünsche ich euch viel Spaß. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht so actionreich wird und auch, dass sich der Rettungsdienst hier etwas zurück hält.
Es geht eher darum einen Blick hinter die Fassade der medizinischen Personen zu werfen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bedanke mich herzlich für die vielen Kommentare und den Support. <3

Dieses Kapitel hat mich die letzten Tage beschäftigt. Ich musste es endlich schreiben und habe mich daher ein wenig eingeigelt. Doch nun ist es fertig und ich habe das Gefühl freier atmen zu können. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Türchen Nr. 23 der Adventskalender-Aktion 2020 vom YuKa-Zirkel ;)
Ich bin etwas zu spät, aber immerhin noch im Jahre 2020.

Viel Spaß mit den Chaoten~ Komplett anzeigen

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Teamfähigkeit

Borg – 23:47 Uhr
 

Stille herrschte in den Räumlichkeiten der Außenwache in Borg. Der Aufenthaltsraum war verwaist und nur das Licht der Laterne spendete etwas Helligkeit. Der Dienstcomputer befand sich im Standby und nur bei genauem Hinhören vernahm man das Surren des Lüfters.

Doch es war nur die altbekannte Ruhe vor dem Sturm. Denn eine hölzerne Vibration durchdrang die Nacht.
 

Borg – 23:48 Uhr
 

Borg – 83 – 1 es geht zum Einsatz nach *kchh* Pat *kcchh* Lu *kcch*
 

Im Ruheraum des Rettungssanitäters schlug ein Melder Alarm. Durch die Vibration schlitterte der Pieper über den Holzstuhl. Doch dies war nicht der Grund für die schlechte Übertragung der Einsatzmeldung. Seit jeher war der Empfang in dieser Wache schlecht. Aber in letzter Zeit verstand man einfach gar nichts.

„Verdammte Scheiße….“ Die Bettdecke wurde aufgeschlagen und die Füße dieser Person schlüpften in die Dienstschuhe mit Stahlkappen. Flinke Finger schnürten diese fest. Der weiße Pullover mit der Aufschrift Rettungsdienst wurde übergezogen und die Tür des Ruheraums flog geräuschvoll auf.

Die Schritte des Silberhaarigen durchquerten den Aufenthaltsraum hinaus in den Flur. Vor der Tür zum zweiten Ruheraum blieb er stehen. Kurz schloss Kai die Augen und atmete durch. Wie er seinen Kollegen doch hasste. Ihre letzte, heftige Auseinandersetzung war gerademal einen Monat her und nun zwang ein Einsatz ihn mit diesem Mistkerl als Team zusammen zu arbeiten. Hinzu kam, dass sie aktuell nur einen Alarmempfänger besaßen und Kai hatte somit Weckdienst.

Er hob seine Hand und ließ die Faust kräftig gegen die Tür donnern.

„Brooklyn! Aufstehen, Einsatz!“ blaffte er mit kräftiger Stimme und von der anderen Seite ertönte ein aufgeschrecktes „Ok.“ Mit dem Wissen, dass sein Kollege sich gerade aus dem Bett wuchtete, wand der Silberhaarige sich ab. Sein Weg führte ihn zurück in den Aufenthaltsraum. Er griff nach dem Telefon und betätigte die Kurzwahltaste.
 

“Leitstelle Beycity, wie kann ich Ihnen helfen?“

„Hallo Kane! Du bist also derjenige, der mich nicht schlafen lässt!! Gib mal den Einsatz durch. Hier ist wie immer nix angekommen.“

Am anderen Ende konnte man ein Lachen hören. Kane war einst selbst Notfallsanitäter und auf den Wachen Blade und Borg tätig. Nun aber war er Leitstellendisponent und hatte die Gelegenheit seine alten Kameraden zu ‚schikanieren‘.

“Das mit den Meldern wird sich nie ändern. Ok Kai, hör zu! Es geht nach ***. Angerufen hat eine Frau ***. Ihre 82jährige Mutter hat wohl eine Pneumonie. Heute war der Hausarzt vor Ort und hat auch ein Antibiotikum verordnet.“ Kai kritzelte Notizen auf ein Schmierblatt.

„Und wieso müssen wir dann dorthin, wenn die Lungenentzündung bereits anbehandelt wurde?“

“Tja, Frau *** ist der Meinung, dass der Zustand so nicht mehr tragbar ist.“

„Hmmm…weil das Antibiotikum ja auch sonst Wunder wirkt und man binnen einiger Stunden wieder topfit ist und das selbst mit 82. Einsatznummer?“ In seiner Stimme schwang Sarkasmus.

Kane seufzte mitleidig. Aber was sollte er auch machen. Er saß am Telefon und konnte sich kein Bild von der tatsächlichen Situation machen. “1056“ „Alles klar. Wir sind raus.“ Damit legte Kai auf und erhob sich.

„Was haben wir?“ Brooklyn lehnte einsatzbereit am Türrahmen des Aufenthaltsraumes.

Doch statt einer Erklärung drückte der Silberhaarige dem Anderen nur den Zettel mit den Notizen in die Hand. „Ich warte am Auto.“ Kai schnappte sich seine Jacke und begab sich zur Garage.

Dazu musste er den Flur hinter sich lassen und in den Treppenaufgang der Feuerwehr treten.

Schnellen Schrittes überwand er die Stufen und verließ das Gebäude.
 

Es grenzte schon an sportliche Betätigung, bedachte man den Umstand, dass sie nach Alarmierung über die Melder lediglich zwei Minuten hatten um im Fahrzeug den Status 3 – Fahrzeug im Einsatz zu betätigen und los zu fahren. Dies war bei dieser Außenwache kaum schaffbar. Denn der Weg war einfach zu lang. Aufenthaltsraum, Flur, Treppenhaus, Hof, vorbei an 3 Feuerwehrgaragen, Garagentür zum RTW aufschließen, RTW Stromkabel lösen, Tordrücker betätigen, abwarten bis das Tor oben ist, Fahrzeug nach draußen fahren und erst dann lohnte es sich den Status zu betätigen. Denn in der Garage selbst war es nicht möglich, dass der betätigte Status über die Funkwellen in Beycity auf den Computern der Leitstelle landete. Die Blechgarage war einfach zu gut abgeschirmt.
 

Brooklyn las sich den Notizzettel aufmerksam durch, ehe auch er ins Treppenhaus trat.

Doch er konnte Kai nicht sofort folgen. Denn er musste die Feuerschutztür noch abschließen. Dies war eine Dienstanweisung. Räumlichkeiten der Rettungswachen waren bei Verlassen dieser abzusperren.

Als er schließlich an der Garage ankam, stand der RTW bereits auf den Hof. Er stieg ein, schnallte sich an und nahm sich seine Mappe. „Du kannst losfahren.“ Damit widmete der Orangehaarige sich der Dokumentation. Von dem Schmierblatt übertrug er die Einsatznummer und Einsatzort auf das Protokoll. Auf die Minute genau füllte er auch die Tabelle mit den Zeiten der Alarmierung und Ausfahrt aus. Danach widmete er sich dem Journalblatt. Auch hier musste er die Einsatznummer eintragen, gefolgt vom Datum über den Kilometerstand, ihre Personalnummern und natürlich in der letzten Spalte seine Unterschrift. Im Anschluss nahm er sich noch das MDV Gerät – liebevoll als Tamagotchi bezeichnet – vor. Dieses Gerät hatte Ähnlichkeit mit dem Scanner bei der Post, auf welchem man bei der Annahme eines Pakets unterschreiben musste. Jedoch erfasste dieses Gerät hier einiges an Daten. Neben der Eingabe der Journalnummer vom gleichnamigen Blatt, konnte man die Versicherungskarte auslesen und erhielt somit Patientendaten wie Name, Adresse, Geburtsdatum, Versichertennummer. Dies benötigte die Abrechnungsstelle um die jeweiligen Einsätze bei der jeweiligen Krankenkasse abrechnen zu können.

Jede Fahrt zum Einsatz war ein halber Sekretärjob und es wurde nicht weniger. Sollte das Tamagotchi die Dokumentation einst leichter machen, war dank diesem nur ein weiterer Zettel hinzu gekommen. Denn das Journalblatt diente als Backup für das MDV.
 

Indes hatte Kai das Blaulicht eingeschaltet und folgte dem Navigationsgerät zum Einsatzort. Dabei verzichtete er auf die Sirene. Ampeln waren auf dem Weg nicht zu erwarten und so konnte er sich die Lärmbelästigung durch das Martinshorn sparen.

Blaulichtfahrten waren sowieso nicht ohne. Sie waren stressig, denn man hatte ein 6% höheres Risiko einen Verkehrsunfall zu erleiden und trug in 70% mindestens eine Teilschuld. Aber diese Tatsache war nicht der Grund für die Anspannung. Kais Hände krallten sich förmlich ins Lenkrad. Sein Hass auf seinen Beifahrer wurde sekündlich stärker. Allein Brooklyns Anwesenheit machte ihn rasend und er musste sich zusammenreißen.

„Du hättest da abbiegen müssen.“ Der Silberhaarige wurde aus seinen Gedanken gerissen.

„Was!? Aber *** liegt doch hinter Majestics. Die Brücke drüber und dann rechts.“

„Da irrst du dich. Aber fahr ruhig weiter. Ich kenn noch einen anderen Weg nach ***“

Kai fluchte innerlich. Jetzt war er auch noch auf Brooklyn angewiesen. Das lief ja mal wieder super. Aber der Orangehaarige kannte sich in diesem Gebiet nun mal besser aus. Er wohnte in Borg und kannte somit auch die Wege zu den umliegenden Dörfern.

„Da vorne links und dann hinten am Freibad vorbei.“ Der Sanitäter tat wie ihm geheißen und lenkte den Rettungswagen sicher die schmale Gasse entlang.

Ohne Zeitverlust kamen sie am Einsatzort an und Kai betätigte am Funkhörer die Statustaste Nummer 4 – Ankunft Einsatzort, während Brooklyn die Zeit auf dem Protokoll vermerkte.

Beide zogen sich ihre Handschuhe über und verließen das Fahrzeug. Der Notfallsanitäter öffnete die Schiebetür und bewaffnete sich mit dem Notfallrucksack und seiner Dokumentationsmappe.

Kai, der um das Fahrzeug herum musste, stieg in den RTW und löste das EKG Gerät aus der Wandhalterung. Im Anschluss verschloss er das Fahrzeug und beide betraten das Grundstück.

An der Haustür wurden sie bereits von der Anruferin empfangen.

„Danke, dass sie so schnell gekommen sind!“ Erleichtert über die Ankunft des Rettungsdienstes streckte die Frau den beiden die Hand entgegen. Brooklyn beschleunigte seine Schritte und nahm die Hand der Dame an. „Hallo. Wie können wir denn helfen?“ „Ach bitte folgen Sie mir doch nach oben.“

Sie traten in das alte Haus und wie immer in diesen Bauten führte eine schmale Wendeltreppe in die erste Etage. Gleich im ersten Zimmer links der Treppe befand sich das Schlafzimmer.

Der Orangehaarige folgte der Frau in den Raum. Kai hingegen entschloss sich den Rucksack im Flur abzusetzen. Das Schlafzimmer bot nicht mehr Platz als ein kleines Kämmerchen. Alleine der wuchtige Schrank und das massive Ehebett füllten den Raum komplett aus. Eine weitere Person hatte schlicht keinen Platz mehr. Zudem, da war sich Kai sicher, wollte Brooklyn erst seine Anamnesefragen los werden.

Eben jener wandte sich an die 82jährige Frau im Ehebett. Sie gab Preis, dass sie bereits seit einer Woche über Atemprobleme klagte. Der Hausarzt war heute bzw. mittlerweile am gestrigen Tag zum Hausbesuch. Sie hatte ein Antibiotikum verschrieben bekommen und laut eigener Aussage, dieses auch eingenommen.

„Ok, sehr gut. Darf ich fragen weshalb sie sich entschlossen haben uns zu rufen? Gab es eine Verschlechterung oder haben sie das Antibiotikum nicht vertragen?“ Brooklyn füllte nebenbei sein Protokoll aus.

„Ich habe angerufen, weil meine Mutter mir vorhin im Bad kurz weggeklappt ist. Sie lebt hier alleine und ich war nur zufällig heute hier im Haus. Bereits am Abend habe ich mir Sorgen um sie gemacht, weil es ihr immer noch nicht besser ging und daher hatte ich beschlossen die Nacht hierzubleiben. Aber morgen muss ich wieder auf Arbeit und ich möchte sie wirklich nicht alleine hier lassen.“

Kai seufzte innerlich. Er verstand die Sorge der Frau. Was ihm jedoch nicht begreiflich war, war was manche Leute von Medikamenten erwarteten. Natürlich war die 82jährige ernsthaft krank. Sie hatte definitiv eine Lungenentzündung und ja man konnte daran sterben. Allerdings war die alte Dame ansprechbar und orientiert, hatte bereits eine Antibiotikatherapie begonnen und gehörte nun mal jetzt ins Bett mit ganz viel Flüssigkeit. Genau hier, so vermutete der Silberhaarige, lag auch das Grundproblem. Flüssigkeitsaufnahme war verdammt wichtig und ältere Leute hatten schon im normalen Alltag Schwierigkeiten genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Die alte Dame hatte vermutlich einen leichten Schwächeanfall erlitten, da ihr Körper gegen den Erreger ankämpfte und gleichzeitig ausgetrocknet war. Da konnte einem schon mal der Blutdruck wegsacken.

„Ich denke wir werden Sie mitnehmen.“ Brooklyns Stimme riss Kai aus seinen Überlegungen und er trat in den Türrahmen für weitere Instruktionen.

„Denken Sie, dass Sie es bis zum Auto schaffen wenn mein Kollege und ich Sie stützen?“

War die Anruferin eben noch erleichtert über die Entscheidung des Notfallsanitäters, so entglitten ihr im nächsten Moment die Gesichtszüge. „Aber meine Mutter kann doch nicht bis zu ihrem Auto laufen.“ Da war es wieder. Die Situation, dass Angehörige meinten für die Patienten entscheiden zu müssen. Doch Brooklyn war darin geübt. Mit einem charmanten Lächeln bat er die Frau doch ihre Mutter selbst entscheiden zu lassen. Zudem erläuterte er, dass es nicht möglich war die 82jährige die Wendeltreppe zu zweit runter zu tragen. Gedanklich stimmte der Silberhaarige dem zu. Die alte Dame war relativ adipös. Zwar hätten sie es mit vereinter Muskelkraft geschafft sie per Tragestuhl zu tragen, aber die Wendeltreppe war ein unüberwindbares Hindernis. Sie wären nicht um die Kurven gekommen.

„Ich werde es versuchen.“ Bekundete die Patientin schließlich und den Rettern fiel ein Stein vom Herzen. Denn ansonsten hätte es ein Aufgebot der ortsansässigen Feuerwehr benötigt.

„Gut!“ Anerkennend nickte der Notfallsanitäter der 82jährigen zu. Kai hingegen wandte sich an die Tochter dieser. „Hätten Sie für ihre Mutter einen Bademantel? Zudem bräuchten wir noch die Chipkarte und, wenn vorhanden, den Medikamentenzettel.“ Die Angesprochene nickte und begab sich aus dem engen Zimmer.
 

Den Platz nutzend, trat der Silberhaarige zu seinem Kollegen. Gemeinsam halfen sie der alten Dame an die Bettkante. Sie sollte erst mal sitzen bleiben und ihrem Kreislauf Zeit geben sich anzupassen.

Kai nahm den Bademantel entgegen und steckte die Chipkarte, sowie den Medplan ein. Er half der Frau in ihren Mantel, während Brooklyn sie etwas stützte. Danach hockte sich der Rotäugige vor sie um ihr die Clogs anzuziehen.

Im Anschluss begab sich der Silberhaarige wieder in den Flur, setzte den schweren Notfallrucksack auf und nahm das EKG. Auch Brooklyn und die Patientin traten in den engen Flur.

„Soll ich voraus gehen und vorne absichern?“ wandte Kai seine Frage an seinen Kollegen. Dieser überlegte kurz ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, du hast schon den Rucksack und das EKG. Ich werde vorausgehen und sie abfangen, falls etwas sein sollte.“ Gedanklich prustete der Rotäugige. Als ob Brooklyn sie alleine halten könnte. Aber wer war der Silberhaarige schon, dass er dem großartigen Herrn Notfallsanitäter widersprechen könnte. Denn Ratschläge, sah der Orangehaarige stets als Angriff auf seine Kompetenz. Dabei hätte Kai mit seinem Körper die Frau vorne absichern können und Brooklyn hätte mit seiner freien Hand nach ihr greifen können. Aber bitteschön, nicht seine Verantwortung.

Wie von dem Notfallsanitäter beschlossen, gingen sie die Wendeltreppe nach unten und dann zum RTW. Die alte Dame pumpte ganz schön und japste nach Luft.

Daher sah Kai zu, dass er zügig, dass Fahrzeug entriegelte, den Rucksack ins vorgesehene Fach schob und das EKG in die Halterung steckte. Er löste den seitlichen Bügel der Trage, öffnete die Gurte und stieg wieder aus dem Rettungswagen.

Damit die Patientin leichter einsteigen konnte, aktivierte er noch das kleine Trittbrett, welches unter dem Schweller der Karosserie rausfuhr und somit die Einstieghöhe halbierte.

Keuchend stieg die betagte Frau in den RTW und setzte sich auf die Trage. Brooklyn legte seine Mappe zur Seite und wandte sich an die Patientin. Er legte seine Hände an ihren Rücken und stützte sie, während Kai ihre Beine hochhob und sie somit auf der Trage zum Liegen kam.

„Ich werde Ihnen mal noch einen venösen Zugang legen.“ meinte der Orangehaarige und öffnete eine Schublade um das Zugangsset zu entnehmen.

Der Silberhaarige verdrehte die Augen. Musste sein Kollege denn immer mit den invasiven Maßnahmen beginnen? Er selbst betätigte erst mal den Hebel am Kopfteil der Trage und brachte die alte Dame in eine aufrechte Position, gleich einer Sitzposition. Im Anschluss bedeckte er ihre Beine mit einer blauen Einmaldecke und erst dann ließ er den Notfallsanitäter vorbei.

Brooklyn begann ein Stauband um den rechten Arm der Patientin zu legen und nach einer geeigneten Vene zu suchen. Kai hingegen öffnete eine weitere Schublade, entnahm eine Infusion samt System und legte sich diese bereit. Aus der Schublade, in welchem sich auch das Zugangsset befand, nahm er eine kleine Tasche. Er öffnete diese und bereitete das Blutzuckermessgerät vor.

„Machst du den Zucker?“ ertönte die Stimme des Orangehaarigen, welcher in der Zwischenzeit ein passendes Blutgefäß mit einer Flexüle versehen hatte und nun Blut abnehmen wollte.“ „Ja, hab ich schon vorbereitet.“ Kai nahm die Nadel entgegen und ließ einen Bluttropfen auf den Teststreifen tropfen. Sorgsam entsorgte er die Nadel in den dafür vorgesehenen Behälter.

„7,8“ las er von dem Gerät ab und teilte es dem Orangehaarigen mit.

Im Normalfall hätte der Silberhaarige diesen Wert aufs Protokoll geschrieben, doch bei Brooklyn durfte man jenes nicht anrühren. Es war sein Protokoll und jeder, der etwas auf dieses schrieb begann in dessen Augen Urkundenfälschung. Für den Notfallsanitäter galt, dass nur eine Handschrift dieses Dokument zieren durfte und die anderen hielten sich an diese Marotte.

Daher nutzte Kai seine freie Zeit und begann mit dem Monitoring. Er legte der Frau eine Blutdruckmanschette am linken Arm an, betätigte am Monitor den Knopf für die Blutdruckmessung, stülpte einen Fingerklipp über ihren linken Zeigefinger, welcher Auskunft über den Puls und die Sauerstoffsättigung gab und wartete schließlich auf die Werte. „Blutdruck: 138/80, Puls: 88, Sättigung nur 92%!“

Brooklyn nickte als Zeichen, dass er die Werte verstanden hatte. „2 Liter Sauerstoff.“

Der Silberhaarige wand sich um, entnahm eine Sauerstoffbrille aus dem Sauerstoffgerät und schloss es über ein System an die Sauerstoffflasche an. Anschließend setzte er der Patientin diese fachgerecht auf. Der Orangehaarige überreichte im gleichen Atemzug seinem Kollegen das abgenommene Blut und schloss die vorbereitete Infusion an.
 

„Sichere bitte die Patientin. Ich muss vorne noch was erledigen.“ Damit drückte sich der Notfallsanitäter an Kai vorbei und verließ den Patientenraum des Fahrzeugs. Innerlich knirschte der Silberhaarige mit den Zähnen. Er wusste genau, dass Brooklyn mit der Leitstelle funkte um Infos weiter zugeben, wie dass sie den Patienten im Auto hatten, welches die Zielklinik sein würde und ob die Leitstelle etwas in dieser Klinik anmelden sollte. Im Regelfall übernahm diese Aufgabe der Fahrer des Rettungswagens. Aber auch hier stellte der Notfallsanitäter eine Ausnahme dar. Seine Kollegen waren sich diesbezüglich einig, dass der Orangehaarige wohl davon ausging, dass nur er fachliche Infos korrekt weiter geben konnte.

Doch ein Aufregen brachte nichts und so schloss Kai die Gurte der Trage um die Frau. Einen über die Unterschenkel, einen übers Becken und einen Gurt über den Oberkörper.

„Ich mache die Gurte fest, aber nicht zu straff. Im Prinzip wie bei einem Geschenkpaket.“ Sprach er beruhigend zu der alten Dame und der scherzhafte Vergleich mit einem Paket ließ die Frau lächeln.

„Mein Kollege wird dann während der Fahrt bei Ihnen sitzen.“ Damit wandte Kai sich ab.

Aus seiner Jackentasche zog er den Medikamentenplan der Frau samt Chipkarte. Kurz spielte er mit den Gedanken Brooklyns ‘heilige‘ Mappe aufzuschlagen und den Arzneizettel hinein zu legen. Jedoch würde die Schicht noch mindestens 6 Stunden gehen und eine weitere Auseinandersetzung war nicht klug. Daher besann sich der Silberhaarige und legte das Dokument neben die Mappe.

Die Versicherungskarte legte er ebenfalls neben das Tamagotchi. Bei jedem anderen hätte er die Chipkarte eingelesen und die Datenerfassung beendet.

//Tzz…soll der Arsch das doch selbst machen.//
 

„Die Leitstelle weiß Bescheid. Wir können dann los.“ Brooklyn stieg wieder in den Patientenraum und nahm sich seine Mappe.

„Welche Klinik?“ Kai verließ den RTW und schob mit dem Fuß das kleine Trittbrett wieder unter den Schweller.

„Achso!“ Der Notfallsanitäter wandte sich an den Silberhaarigen. „Die Tochter unserer Patientin möchte, dass wir sie nach Bison ins Klinikum Drop Rock fahren.“ Der Silberhaarige nickte und entledigte sich seiner Handschuhe.

Danach schloss Kai die Seitentür und begab sich nach vorn.

Sein Blick glitt zu dem Funkhörer. //Er hat also sogar Status 7 bereits gedrückt.// Seufzend gab Kai die Adresse der Zielklinik ins Navi ein. Zwar kannte er den Weg, doch mitten in der Nacht sah einfach jede Dorfstraße gleich aus und bis er wieder auf eine bekannte Straße kommen würde, würde es noch etwas dauern. Der Silberhaarige schnallte sich an, öffnete die kleine Scheibe hinter sich, welche die Verbindung zum Patientenraum darstellte und startete den Motor. Ein Blick in den Rückspiegel und er war sich sicher, dass auch sein Kollege angeschnallt war.

Langsam fuhr Kai über die schlechten Straßen. Sein Blick glitt von einem Seitenspiegel zum nächsten.

So bugsierte er den 3,8 tonnenschweren Mercedes durch die engen Gassen.

„Wo fährst du lang?“

„Uaahhh!!“ Kai zuckte erschrocken zusammen. Brooklyn hatte sich abgeschnallt und war aufgestanden. Er steckte seinen orangefarbigen Wuschelkopf durch das kleine Fenster und sah nach vorn.

„Ich fahr nach Navi.“

„Wieso denn das? Du weißt doch wohl wo Bison liegt.“

Der Silberhaarige knurrte. „Ja weiß ich….sobald ich auf eine gescheite Landstraße komme.“

„Ok.“ Das war alles was der Notfallsanitäter dazu zu sagen hatte.

„Setzt dich verdammt nochmal auf deine vier Buchstaben und schnall dich an.“ Blaffte Kai noch und oh Wunder, sein Kollege verzog sich wieder.
 

Mit 20km/h tuckerten sie über einen Feldweg und Kai war kurz davor dieses uralte Navigationsgerät durchs geschlossene Fenster zu pfeffern. Er hasste es orientierungslos in der Dunkelheit durch die Botanik zu schippern. Inständig hoffte er wieder auf eine befestigte Straße zu kommen.

Schließlich kam er an einem alten Busstellenhäuschen an. Dies kam ihn bekannt vor und sein Blick glitt zu dem Navi. Doch dieses hatte seinen Dienst eingestellt bei der vergeblichen Suche nach Empfang. Kai atmete durch, lehnte sich in seinem Sitz zurück und öffnete den Mund.

„HEY BROOKLYN!! HIER GEHT ES DOCH NACH RECHTS ZUR LANDSTRAßE RICHTUNG BORG, ODER?“ rief er nach hinten. Ein kurzes Klicken war zu vernehmen und kurz darauf steckte der Angesprochene wieder seinen Kopf durch das kleine Fenster. Kurz sah sich Brooklyn um. „Ja genau. Hier nach rechts und dann kommst du vorne auf der Landstraße raus.“

Nach dieser Bestätigung betätigte Kai den Schalter fürs Blaulicht und sie fuhren über Borg nach Bison.

Die Fahrt dauerte nochmal 20 Minuten und Kai achtete darauf die Geschwindigkeit dem Zustand der Straße anzupassen. Manch einer würde jetzt meinen, dass 20 Minuten eine halbe Ewigkeit seien. Das stimmte jedoch nur zum Teil. Ja, es kam der Besatzung des Fahrzeuges wie eine Ewigkeit vor, doch es war schlichtweg Alltag in ländlicheren Gefilden. Der Weg zur Klinik wurde einfach immer weiter.
 

In der Fahrzeuggarage am Klinikum Drop Rock angekommen, betätigte der Silberhaarige die Ziffer 8 am Funkhörer – Zielklinik, zog sich erneut Handschuhe an und verließ das Fahrzeug.

Er öffnete die Flügeltüren hinten am RTW.

„Frau *** nehmen Sie bitte ihre Arme auf den Bauch. Nicht, dass Sie versehentlich mit dem Ellenbogen gegen den Schrank schlagen.“ Kai wartete bis die Frau seiner Anweisung folgte, ehe er den Metalltisch, auf welchen die Trage befestigt war, heraus zog. Dabei war zwischen der Trage und einen der Schränke nur eine Zeitungbreit Platz.

Seine Hand glitt rechts am Metalltisch zu einem Schalter. Diesen betätigte er und der Tisch senkte sich etwas herab. Anschließend löste er die Verrieglung der Trage und zog diese von dem Metalltisch.

Dabei achtete er darauf, dass die Beine der Trage auch ausfuhren und sich selbst verriegelten.

Brooklyn stieg an der Seite aus, bepackt mit seiner leuchtend gelben Mappe und dem Gepäck der alten Dame. Zusammen betraten sie die Notaufnahme.

„Hallo! Zugang!!“ rief der Orangehaarige und aus einen der Behandlungsräume streckte ein Rotschopf seinen Kopf. „Wen bringt ihr denn?“

„Wir bringen Frau *** mit Pneumonie. Hat unsere Leitstelle euch nicht informiert?“

Die Krankenschwester kam auf sie zu und nahm das Protokoll und die Versicherungskarte entgegen.

„Nein.“

Theatralisch seufzte Brooklyn. „Ok, dann werde ich in Zukunft mit unserem Diensthandy immer selbst hier anrufen.“ „Könnt ihr machen.“ War alles was die Schwester dazu sagte. „Legt mir die Patientin bitte in Behandlungsraum 3.“ Der Bitte folgend schob Kai die Trage in den Behandlungsraum. Dort angekommen, senkte er die Trage etwas herab und löste die Gurte.

„Frau *** ich helfe Ihnen jetzt sich aufzusetzen und dann machen sie bitte den einen Schritt zu der anderen Trage, ok?“ „Ja.“ „Sehr gut. Zuerst aufrecht hinsetzen und durchatmen. Geht’s?“ Kai stützte die alte Dame mit der Hand am Rücken und ließ sie kurz verweilen.

In der Zwischenzeit legte Brooklyn die Blutröhrchen auf den Tresen in dem Zimmer und nahm sich aus dem Schrank die leeren Röhrchen wieder heraus.

Der Silberhaarige deckte die Frau wieder zu und schloss den Sauerstoff wieder an die Sauerstoffbrille.

„Dann gute Besserung.“ „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ „Gern.“ Kai schenkte der Patientin noch ein knappes Lächeln, ehe er die Trage wieder aufrichtete und mit dieser den Raum verließ. Er schob sie in Richtung Ausgang als ein „Psst! Hey!“ ihn innehalten ließ.

„Hm? Was gibt es?“ „Sag mal ist dein Kollege immer so von sich überzeugt?“ fragte die Krankenschwester ihn flüsternd. „Du hast ja keine Ahnung…“

Sie lächelte mitleidig. „Na dann halt durch.“ „Ja, danke. Unkraut vergeht ja nicht.“ Damit verabschiedete Kai sich von der Schwester mit dem Namensschild ‚Salima‘.

Er trat in die Fahrzeuggarage und zog das Papierlaken von der Trage.

Im Anschluss öffnete er den Schrank im RTW, welcher nah am Tragetisch stand und zog einen verschlossenen Putzeimer mit einer Desinfektionslösung heraus. Er öffnete diesen und entnahm zwei getränkte Einmallappen.

Kai wischte die Trage ab und achtete darauf, auch die Gurte mit der Lösung zu benetzen. Anschließend stieg er in den Patientenraum und desinfizierte die Kabel der Blutdruckmanschette und den Fingerklipp. In geübter Routine, drehte er die Sauerstoffflasche zu und entlüftete das System. Den Müllbeutel zog er aus der Verankerung und knotete ihn zu um ihn in den Container der Klinik zu werfen.

Die Trage überzog er dann mit einem neuen Papierlaken und schob die Trage wieder ins Fahrzeug. Schnell noch eine frische Mülltüte in die Verankerung und die Kabel wieder aufgerollt und schon war die Grundordnung im Rettungswagen wieder hergestellt.

Pünktlich mit dem Schließen der Türen des RTWs, trat Brooklyn in die Fahrzeuggarage.

„Oh, du bist schon fertig?!“ Überrascht sah der Notfallsanitäter zu seinem Kollegen. Kai hatte schon den passenden, bissigen Kommentar auf den Lippen, doch er schluckte ihn runter. Natürlich war er schon fertig – wie immer. Es war doch bekannt, dass man als Sanitäter auf dem Fahrzeug mit dem Aufräumen fertig war, wenn Brooklyn zum RTW kam. Manch anderer Kollege schaffte es sogar noch eine kurze Raucherpause einzulegen. „Lass uns zurück fahren. Ich würde gern versuchen noch ein paar Stündchen an der Matratze zu horchen.“ Schloss Kai den Einsatz für sich ab und der andere tat wie ihm geheißen.
 

Borg – 02:03 Uhr
 

Das Garagentor schloss sich. Kai stieg aus und schnappte sich das Stromkabel. Er stöpselte den RTW wieder an und öffnete mit dem Schüssel das Medikamentenlager.

//Tupfer, Zugang, Flexülenpflaster, Sauerstoffbrille, Infusion, System…// Gedanklich ging der Silberhaarige die Materialien durch, welche sie verbraucht hatten. Routiniert griff er nach dem Equipment und übergab sie am Rettungswagen an seinem Kollegen. Dieser konnte das Zeug ruhig auch mal einräumen.

Gähnend schloss er das Lager wieder ab und wischte mit dem Mopp das Fahrzeug noch einmal durch. Zusammen verließen sie die Garage, liefen an den Unterstellmöglichkeiten der Feuerwehr vorbei, gingen das Treppenhaus in die erste Etage rauf und betraten ihre Wache.

Kai warf den Schlüssel auf die Anbauwand und entledigte sich seiner Jacke während Brooklyn das Protokoll ins Ablagefach legte.

„Bis später…“ sagte der Silberhaarige und die Tür des Ruheraums flog hinter ihm ins Schloss.

Auch der Orangehaarige begab sich in seinen Rückzugsraum.
 

Kai zog seinen Pullover aus und ließ sich auf seiner Schlafstätte nieder. //02:19 Uhr…// Er seufzte und entledigte sich seiner Schuhe, ehe er sich auf seinem Bett breit machte.

Sein Blick war an die Decke gerichtet. //Noch knapp 5 Stunden und dann kommt endlich die Ablösung. Hoffentlich bleibt es jetzt ruhig.// Er schloss die Augen und begann bewusst seine Atmung zu kontrollieren. Mit dieser Technik versuchte er sich selbst etwas herunter zu fahren. Dies tat er in den Nachtschichten oft und es klappte mal mehr und mal weniger gut.
 

Borg – 07:05 Uhr
 

Brooklyn saß am Küchentisch und blätterte in seiner Zeitungsapp, während im TV die Nachrichten liefen. Kai hingegen hatte es sich auf dem alten Sofa bequem gemacht und zockte auf dem Handy Pokémon Go. Er war gerade dabei Geschenke an befreundete Trainer zu schicken, als sich die Türe öffnete.

„Moin zusammen!“ motiviert traten Michael und Goki in den Aufenthaltsraum.

„Moin, moin!“ antwortete Brooklyn und sah den beiden zu wie sie sich ‚häuslich‘ einrichteten.

Das mitgebrachte Essen wurde im Kühlschrank verstaut und die Taschen an die Seite gestellt.

„Und wie war eure Nacht?“ fragte Michael und goss sich Kaffee in die Tasse, welcher von dem Orangehaarigen bereits angesetzt worden war.

„Ein Einsatz…aber halt wieder schön um Mitternacht rum.“ Seufzte Kai und verstaute sein Handy.

„Hm…blöd...“ kommentierte Goki und kramte wiederrum sein Handy aus der Tasche.

„Hey danke fürs Geschenk, Kai!“

"Bitte."

Irritiert sah Brooklyn zwischen den Zweien hin und her.

„Die zocken Pokémon Go und irgendwie muss hier einer dieser Pokestops sein.“ Erklärte Michael, dem die Irritation nicht entgangen war. „Oh..ok.“
 

„Nun gut..ich mach Heim.“ Der Silberhaarige erhob sich. „Also wie gesagt…ein Einsatz, wir haben alles was wir verbraucht haben wieder aufgefüllt und der Tank ist halb voll.“

„Gut alles klar.“ Goki nahm den Fahrzeugschlüssel von Kai entgegen. „Kommst du heute Abend wieder?“

„Nee, danke Goki. Zwei Nachtschichten reichen mir.“ Grinste der Silberhaarige und verließ die Wache in seinen wohlverdienten Feierabend.

Retter sind auch nur Menschen

Der Spagat zwischen Schichtarbeit und Familie war nicht leicht. Man war zu den unmöglichsten Zeiten auf Arbeit, hatte Dienste am Wochenende und auch Feiertage waren keine Garantie für gemütliches Zusammensein daheim, zumindest im Rettungsdienst.

Doch aktuell sah die Lage anders aus. Es herrschte Ausgangssperre und Kontaktverbot. Schulen und Kindergärten waren geschlossen – Corona Ferien.
 

Nach Ferien sah es aber für den Rettungsassistenten Kai nicht aus. Für ihn und seine Familie bedeutete dies Stress pur.

Zwar arbeiteten er und sein Partner in den sogenannten systemrelevanten Berufen und hatten somit Anspruch auf eine Notbetreuung, doch dies wollten sie ihrem zweijährigen Sohn nicht weiter zumuten.

Denn als überraschend übers Wochenende beschlossen wurde, dass montags die Kitas zu bleiben würden, blieb ihnen nichts anderes übrig als ihren Sohn dennoch in die Einrichtung zu schicken. Sie hatten ja Anspruch auf die Notbetreuung.

Doch der kleine Wirbelwind war aus seiner Gruppe der Einzige, welcher anwesend war und eine Gruppenzusammenlegung widersprach den Abstandsbestimmungen.

Am Ende des Tages holten sie ihr Kind ab. Doch anders als sonst, kam der Kleine weinend auf sie zu gerannt, umarmte sie und flehte daheim bleiben zu dürfen.

Alle seine Freunde waren daheim und mit seinen zwei Jahren, verstand er nicht, weshalb nur er in der Kita war.

Daher beschlossen der Silberhaarige und sein Partner, dass ihr gemeinsamer Sohn von nun an zuhause bleiben sollte, sofern sie ihre Dienste aufeinander abgestimmt bekamen.

Dies ging auch die zweite Woche infolge gut. Lediglich die Nerven lagen langsam blank.
 

Der Zweijährige forderte viel von Kai. Beinahe im 10 Minuten Takt wechselten sie die Spiele. Erst einmal eine Rennstrecke mit Schienen bauen und dann die kleinen Autos die Rampe runter rasen lassen – Spaß pur für den Kleinen. Dann die Kiste mit den Tieren hervor gekramt, ausgeschüttet und Tiger & Co. schön um die Rennstrecke trapiert. Als nächstes waren die Bausteine dran. Türme bauen, glanzvolle Architektur. Doch dann kam Gou-zilla und stieß sie Freude strahlend um. Das Ganze ließ sich ein paar Mal wiederholen, ehe es langweilig wurde. Also schnappte sich der Silberhaarige ein Kissen und warf es den Knirps kaltblütig gegen den Kopf. Überrascht landete dieser auf dem Hosenboden und blinzelte seinen Papi an. Keine Sekunde später blitzten die blauen Augen kämpferisch auf. Dies bedeutete Krieg! Gou sprang auf, schnappte sich das Kissen und versuchte mit all seiner Kraft seinen Vater mit dem Federteil zu treffen. Leider flog es nicht sonderlich weit und blieb vor dessen Füßen liegen. Kurz herrschte Stille und man konnte beobachten wie der Kleine das Ergebnis seines Wurfes einschätzte. Langsam bildete sich eine Schmollschnute. Zeit zu bocken. Denn die Trotzphase hatte vor ein paar Wochen erst begonnen. Doch Kai wusste wie er seinem Sohn die Enttäuschung ersparte. „Oh nein, eine Bombe!!“ rief er und versteckte sich hinter der Rennbahn. Lachend lief der kleine Wirbelwind um die Rennbahn und versteckte sich ebenfalls – vergessen war die Schmach der Niederlage.
 

„Papiiiii, ich will tanzen.“ Natürlich wollte der Kleine das. Immer wenn es hieß Aufräumen, dann wollte Gou lieber etwas anderes unternehmen. „Na gut, aber erst wenn du mir hilfst deine Tiere wieder einzuräumen.“ Der Kleine stampfte mit dem Fuß. „Ich will aber lieber tanzen.“

„Tja, aber Papi kann dir keine Lieder an machen, wenn er hier alleine aufräumen muss. Wenn du mir hilfst, dann können wir tanzen.“ Er musste schmunzeln. Etwas widerwillig warf der Zweijährige die Tiere mit in die Box. Den Sturkopf hatte er definitiv von dem Silberhaarigen.

Zusammen räumten sie ihr Chaos wieder auf und Kai achtete penibel darauf, dass alles an den richtigen Ort kam. In Sachen Ordnung ließ er nämlich nicht mit sich verhandeln.

„Papi kann ich jetzt Kinderlieder gucken?“ Angesprochener richtete sich auf. „Gucken? Nein. Maximal hören.“ „Ich will Kinderlieder hören.“ Mit großen Augen sah Gou zu seinem Vater auf. Dieser schmunzelte erneut. „Wie sagt man?“ Die großen Kinderaugen wurden noch eine Spur größer und die kleinen Hände des Zweijährigen wurden zu Fäusten. Diese schlug er leicht zusammen, ähnlich einem Klatschen. „Bitte, bitte Kinderlieder.“

„Okay, dann komm mit in die Küche. Papi muss nämlich nebenbei das Mittagessen machen.“

Sie gingen beide in die Küche und Kai zog sein Handy aus der Hosentasche. Mit geübten Fingern, spielte er die Playlist ab, die er für seinen Sohn erstellt hatte und während Probier’s mal mit Gemütlichkeit aus dem Dschungelbuch ertönte, fragte Kai sich insgeheim, ob die Kinderlieder ihn eigentlich verarschten. Denn nun stand er in dem Raum der Wohnung, den er hasste.

Sein Partner war eigentlich fürs Kochen zuständig, denn er selbst war eine Niete. Dass er nun nebenbei auf seinen Wirbelwind achtgeben musste, machte es nicht besser. Doch der Kleine tänzelte zufrieden zu der Musik.
 

Kai rührte den Kartoffelbrei zusammen, kippte das Gemüse aus der Dose in einen Topf und erwärmte diesen. Aus dem Kühlschrank holte er noch die selbstgemachten Bouletten, die sein Mann am Vortag in weiser Voraussicht bereits für sie gemacht hatte. Auch diese wurden nochmal kurz erhitzt.

„Guck mal Papi, ich bin ein Drehwurm.“ Der Silberhaarige warf einen Blick über die Schulter. Sein Sohn nahm Schwung und drehte sich um die eigene Achse. Natürlich verlor, der Drehwurm seine Balance und drohte Bekanntschaft mit dem Kühlschrank zu machen. Hakuna Matata trällerte es aus seinem Handy und Kai hechtete zu Gou. Er konnte ihn gerade noch abfangen. „Vorsicht, du Räuber.“ Er hockte sich vor den Knirps. „Hilfst du mir lieber den Tisch zudecken?“ „Ja!“ kam es sofort von dem Kleinen. Gedanklich musste Kai der Kita hier ein Lob aussprechen. Denn Gou hatte gern ‚Tischdienst‘ und dies machte der Erwachsene sich zu Nutze.

Er gab seinem Sohn nach einander und immer einzeln Löffel, Gabel und Messer. Stolz brachte der Kleine diese ins Wohnzimmer an den Esstisch.

„Prima, Großer.“ Lobte Kai ihn und stellte ihre Teller mit dem Essen dazu. Er hob Gou auf den Stuhl und band ihm das Lätzchen um. „Guten Appetit.“ „Danke, gleichfalls, Papi.“

Sie aßen stumm. Lediglich Gous Schmatzen war zu hören. Doch dies störte den Silberhaarigen nicht. Für ihn war es noch nicht an der Zeit, den Kleinen dahingehend zu belehren.

„Nach dem Essen gehen wir noch kurz raus.“

„Warum?“ fragend sah Gou auf und schob sich den Löffel mit Kartoffelbrei in den Mund.

„Weil ich noch die Wäsche aufhängen muss.“

„Warum?“ fragend neigte der Kleine den Kopf und da war es wieder, das Warum – Spiel.

„Ganz einfach. Du und dein Papa, ihr macht euch ziemlich oft dreckig.“

„Aber Papa ist doch auf Arbeit und da bin ich traurig.“

Kai seufzte. Ja er war auch traurig, dass sein Partner auf Arbeit war. Aber anders als sein Sohn fehlte ihm schlichtweg die Unterstützung bei der Aufsichtspflicht.

„Ich weiß, meine Maus. Hilfst du mir beim Wäsche aufhängen?“

„Will aber lieber Dinos spielen.“ Leicht schmollend sah der Kleine ihn an.

„Ok, dann nehmen wir die zwei Dinos mit raus.“

„Nein!“

„Doch!“
 

Der kleine Gou hatte natürlich keine Chance als Sieger dieser Diskussion hervor zu gehen. Denn Kai war sturer und so waren sie beide nun hinter der Wohnung, auf einer kleinen eingezäunten Wiese. Zwischen drei Bäumen, hatten sie Wäscheleinen gespannt und eben jene bestückte der Silberhaarige mit der frischen Wäsche. Gou hingegen stiefelte mit seinen zwei Dinos etwas weiter weg und ließ sich ins Gras plumpsen. „Grr…ich laufe jetzt durchs Gras!!“ rief er und ließ den schwarzen Dino durchs Gras springen, während der Rote auf seinem Schoß liegen blieb.
 

Kai kam gut voran und nach jedem Wäschestück, das seinen Weg auf die Leine gefunden hatte, warf er einen Blick zu seinem Sohn. Doch irgendetwas war nach dem 10. Mal anders.

Hatte der Kleine bis eben noch mit den Dinos gespielt und den Oberkörper bewegt, so saß er jetzt völlig ruhig mit dem Rücken zu seinem Vater.

„Gou?“ Es kam keine Reaktion und Kai hielt inne.

„Gou, was machst du?“ rief der Silberhaarige etwas lauter und mit Nachdruck.

Erschrocken fuhr der Kleine herum und sah zu seinem Papa. Kais Augen verengten sich zu Schlitzen, denn er musste gegen die Sonne anblinzeln. Was war das da am Kinn von Gou? Sein Blick schweifte die Umgebung seines Kindes ab und was er da sah, gefiel ihm nicht.

Noch die Boxer in der Hand, die er aufhängen wollte, war er mit wenigen Schritten bei seinem Sohn.

Er hockte sich vor diesen und wischte ihm übers Kinn. „Mund auf.“ Befahl er etwas barsch und Gou wusste instinktiv, dass er keine Widerrede geben sollte. Der Kleine öffnete den Mund und Kai pfriemelte kleine blaue Kullern aus dem Mund seinen Sohns.

//Scheiße!// fluchte er innerlich. „Warum hast du das gemacht?! Mensch, Gou! Du weißt doch, dass du nicht einfach Zeug in den Mund nehmen sollst.“ „Aber ich hatte Hunger.“ Kam es quengelnd aus dem kleinen Mund. „Ja klar… du weißt gar nicht was Hunger ist. Es gab grade erst Mittag.“ Kai richtete sich auf und stemmte die Hände in die Seiten. „Wie viele hast du gegessen?“ Sein Ton war durchaus scharf und hart. Doch innerlich lief sogar regelrecht Amok. „Eine..“ bekam er zur Antwort und das machte es nicht besser. Kai schnappte sich seinen Sohn, sowie die Dinos und verfrachtete alles unter die Wäscheleine. „Sitzen bleiben.“ Kam es harsch aus seinem Mund. Er zog sein Handy raus und versuchte die Blume zu googeln. Allerdings kam er damit nicht sehr weit. Für ihn waren alle Pflanzen irgendwie Unkraut und er beschäftigte sich nicht damit. Dies wurde ihm grade zum Verhängnis. Angespannt überlegte er, was er bei einem Einsatz auf Arbeit machen würde. Allerdings kam ihm nur der Giftnotruf in den Sinn.

War das zu übertrieben? Kai war sich definitiv unschlüssig. Er seufzte und strich sich gestresst durch die Haare. Sein Blick glitt zu seinem Sohn, der seinen Blick aus traurigen Augen erwiderte. Denn der kleine Gou wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte.

Kai hockte sich wieder zu seinem Sohn.

„Mensch, Maus…du weißt doch, dass du nur bei Oma im Garten die Himbeeren essen darfst. Aber doch nicht hier von der Wiese.“ Schuldbewusst senkte der Kleine den Kopf und Kai wurde weich bei diesem Anblick. Er legte seine Hand sanft auf den Kopf des Zweijährigen. „Papi macht sich doch nur Sorgen. Versprich mir, dass du das nicht wieder machst.“ Seine Finger glitten zärtlich durch den Wuschelkopf, der dem seinen so ähnlich war. „Ja, Papi. Ich mach’s nicht mehr.“ Kai nickte und löste sich von seinem Sohn. Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und fotografierte eine der Blumen.

Mit geschickten Fingern öffnete er im Anschluss WhatsApp und schickte seinem Partner das Foto.
 

12:24

Kai: *Foto mit einer Pflanze, lilafarbene Blüte*

Kai: Weißt du was das für eine Pflanze ist?
 

Angespannt starrte er auf sein Display. Erst erschien ein graues Häkchen, dann ein zweites.

//Man, jetzt lies es schon!!!// Kais Griff um sein Handy wurde fester. Doch augenscheinlich war sein Partner gerade nicht in der Lage seine Nachricht abzurufen.

„Scheiße!“ fluchte er. „Das sagen wir nicht, Papi!“ ermahnte ihn da sein Zweijähriger. Wäre die Situation eine andere, dann hätte Kai sicherlich darüber geschmunzelt. Doch ihm war keineswegs danach. Krampfhaft überlegte er, an wen er sich richten sollte. Giftnotruf? Schön und gut…aber er konnte nicht sagen WAS sein Sohn da gegessen hatte. Dieser hatte es ja für eine Beere gehalten. Aber es war definitiv die Blüte einer Blume. Kai starrte auf sein Handy, als plötzlich das Icon von Telegram aufploppte.

Sofort öffnete Kai das Foto in seiner Galerie und schickte es an die Support Group. Sie waren ihm stets eine Hilfe, wenn er Fragen zu seinem geliebten Fandom hatte oder mal bei seinem Hobby, dem Schreiben, nicht weiter kam. Warum also, sollten sie hier nicht auch helfen können?
 

12:34

Kai: *Foto mit der lila Blume*

Weiß jemand wie die Blume heißt?
 

12:34

M: Knollenknöterisch? :D

M: Wart ich hab ein Buch darüber.
 

Kai atmete erleichtert auf. Allein, dass er sofort eine Rückantwort bekam beruhigte ihn.

Dennoch wartete er angespannt auf weitere Nachricht. Er hoffte, nein betete, dass die Group ihm helfen konnte. Sein Sohn hingegen, nahm die Anspannung gar nicht wahr. Denn dieser hatte einen Stock gefunden und wollte die frische Wäsche gleich mal ausklopfen.

Der Silberhaarige war kurz vorm explodieren. „Hey!“ rief er und Gou zuckte zusammen. „Nicht an die frische Wäsche.“

„Warum?“

Kai zwang sich zur Ruhe. „Weil der Stock schmutzig ist und die Wäsche sauber.“
 

12:35

J: Ist das nicht ne Hyazinthe?
 

12:35

Kai: Bitte sag mir, dass die nicht giftig ist.

Kai: *schreiendes Smiley*
 

12:35

J: Wenn’s ne Hyazinthe ist stinkt sie nur beim blühen.

J: M sag mal was.
 

12:35

M: Ich suche noch. Das Buch ist dick.
 

Der Silberhaarige lief auf und ab. Er hatte das Gefühl, dass die Zeit stehen blieb, während er sich wie ein Durazell-Häschen vorkam. Aufmerksam ging er die folgenden Nachrichten durch, klickte den erhaltenen Link an und überflog die Seite nach Hinweisen.

Und dann kam der Hinweis.
 

12:38

M: tatsächlich Hyazinthe

M: …verschlucken größerer Mengen Blüten oder Blätter kann vor allem bei Kindern echte Probleme verursachen. Sorgen Sie dafür, dass kleine Kinder die Pflanze nicht in die Finger bekommen.
 

12:39

Kai: *4x schreiendes Smiley*
 

Er fühlte sich mies. Wie konnte ihm das nur passieren. Ihm…der sonst immer die Augen verdrehte, wenn andere behaupteten, dass sie nur kurz nicht aufgepasst hätten. Doch nun hatte auch er kurz nicht aufgepasst. Kais Blick glitt zu seinem Sohn, der noch immer versuchte die Wäsche zu berühren – ohne Stock.

Sein Handy vibrierte erneut und er sah einen weiteren Link.
 

12:39

Kai: Ich dreh durch
 

12:39

M: Warum?
 

12:39

J: Hat dein Sohn was verschluckt?
 

Ja hatte er und Kai versuchte über Google selbst noch weitere Informationen zu bekommen.

Er kam sich erbärmlich vor. Wofür die medizinische Ausbildung, wenn er hier gerade versagte.

Lag es tatsächlich daran, dass er hier selbst betroffen war? Er wusste es nicht und so wechselte er wieder zu Telegram
 

12:40

Kai: Fingerkuppen groß
 

12:40

M: und auch runtergeschluckt?
 

12:40

J: Ich denke, das war noch nicht zu viel. Beobachten und Wasser geben, oder?
 

12:41

M: Du kannst auch zur Sicherheit den Hausarzt oder die Giftnotrufzentrale anrufen.
 

Der Silberhaarige tippte eine Antwort, während er weiter grübelte.

An den Hausarzt würde er um die Zeit nicht ran kommen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die Telefonnummer für die Giftnotrufzentrale raus zu suchen.

„Gou? Komm wir gehen wieder rein.“ Er wartete auf den Kleinen und zusammen begaben sie sich zurück in ihre Wohnung.

Die Schuhe zogen sie im Treppenhaus aus und in der Wohnung folgten Jacke, Mütze, Halstuch und Hose. „Häng deine Sachen bitte an den Haken.“ „Ja, Papi!“ Der kleine Wirbelwind wuselte in sein Zimmer. Kai hingegen schnappte sich das Glas seines Sohnes und füllte es mit Wasser.

Anschließend begab er sich ins Kinderzimmer. Schmunzelnd beobachte er, wie der Zweijährige mit der Jacke kämpfte, die einfach nicht hängen bleiben wollte.

„Warte, Maus ich helf dir.“ Der Silberhaarige kniete sich hin, tauschte Jacke gegen Glas „Trink das bitte.“ Und verstaute die bunte Jacke. Er wartete bis das Glas leer war und erhob sich.

„So mal sehen, was die mir jetzt sagen können.“ Murmelte Kai, wählte die Notrufnummer und „Muss mal.“ legte wieder auf. Er sah seinen Sohn mit einem Blick aus ‚Ernsthaft? Ausgerechnet jetzt!?‘ und aufrichtiger Besorgnis an. Zeigte die Blüte jetzt schon Wirkung?

Der Silberhaarige schnappte sich seinen Sohn und setzte ihn auf die Toilette. „Ich möchte ein Buch.“ Natürlich wollte Gou ein Buch. Er ‚las‘ immer Bücher auf dem WC und somit dauerten die Sitzungen eine kleine Ewigkeit. Doch Kai war es recht. „Papi du musst raus gehen. Gleich stinkert es.“

„Ist gut. Du rufst mich wenn du fertig bist, ja?“ „Jahaa~“

Damit verließ er das Bad ohne die Türe zu schließen und begab sich in den Flur. Erneut wählten seine Finger die Nummer und er wartete.
 

„…der nächste freie Mitarbeiter steht Ihnen gleich zur Verfügung.“ Unruhig tippelte er mit dem linken Fuß auf dem Boden.

„Giftnotrufzentrale, Sie sprechen mit Frau ***“

„Ja hallo, Hiwatari. Ich hätte da eine Frage. Mein Sohn hat die Blüte einer Traubenhyazinthe verschluckt und ähm ja…“ Wie sollte er den Satz beenden? Dass er nicht aufgepasst hatte? Gott, wie er sich gerade selbst verfluchen könnte.

„Wie alt ist Ihr Sohn denn?“

„2 Jahre.“

„Machen Sie sich keine Sorgen. Bei einer Blüte ist das unbedenklich. Meine Kinder haben früher auch damit gespielt und sie ‚gekocht‘.“ Der Silberhaarige vernahm ein warmes Lachen am anderen Ende der Leitung und überraschender Weise löste es den Kloß in seiner Kehle.

„Muss ich etwas beachten?“

„Es kann sein, dass er vielleicht ein bisschen Bauchschmerzen bekommt. Aber ich denke nicht, dass das bei einer kleinen Blüte passieren wird.“

„Okay, vielen Dank.“

„Gern geschehen. Einen schönen Tag noch.“

„Ja.“ Damit legten sie auf.

Kai atmete durch und stockte. Er warf einen Blick über seine Schulter und begab sich zum Bad.

„Gou, das stinkt ja übel!!“

Der Kleine sah von seinem Buch auf und grinste seinen Vater zuckersüß an.

„Ich hab gekackt!“

„Ja das rieche ich.“ Mit einer Hand nahm er seinen Sohn von der Porzellanschüssel, während er mit der anderen Hand das Fenster ankippte.

//Na vielleicht ist die Blüte ja gleich mit raus, wobei das ja eh nicht so schnell geht.//

Der Silberhaarige wischte seinem Sohn den Po ab und betätigte die Spülung.

„So..alles ausziehen bis auf das Hemdchen, dann Windel um und ab zum Mittagschlaf.“

„Oh neeeiiiiinnn!“ rief sein Kleiner und rannte mit runtergelassener Strumpfhose aus dem Bad.

„Also echt..“ Kai stemmte die Hände in die Seiten.
 

12:47

M: Es ist dein Kind und du machst dir Sorgen. Besser einmal mehr anrufen, als zu wenig.“
 

12:51

Kai: Ist ungiftig. Kann lediglich Bauchschmerzen machen. Alter ich brauch nen Schnaps.
 

Damit gab er erst einmal Entwarnung in der Support Group und bedanke sich bei ihnen.

Denn ohne sie hätte er nicht mal gewusst um welche Blume es sich gehandelt hatte. Und ohne dieses Wissen, seiner Meinung nach, hätte er dort gar nicht bei der Giftnotrufzentrale anrufen können.

Der Silberhaarige fing seinen Wirbelwind ein und brachte ihn ins Bett.
 

Als dieser schlief, ließ sich Kai auf dem Sofa nieder und legte die Füße hoch. Er angelte nach seinem Handy und entdeckte eine neue What‘sApp Nachricht.
 

13:01

Yuriy: Traubenhyazinthe
 

13:14

Kai: Dein Sohn hat eine gegessen
 

13:15

Yuriy: Bei großen Mengen kann er Bauschmerzen bekommen, aber sonst nicht giftig.

Wie viel hat er gegessen?
 

Kai verzog das Gesicht. War das sein ernst!? Hätte der Idiot nicht gleich antworten können!?

Boah der Silberhaarige könnte gerade durchs Handy springen. All der Stress und sein Mann wusste alle Antworten.
 

13:16

Kai: *schmollendes Smiley*

Kai: Das hättest du mir ja auch mal eher schreiben können.
 

13:16

Yuriy: Entschuldige.

Yuriy: *lächelndes Smiley mit Wassertropfen an der Seite*
 

13:16

Kai: Ja der Giftnotruf hat es auch getan.
 

13:17

Yuriy: Du hättest mich auch anrufen können.

Yuriy: Haben die das gleiche gesagt?
 

13:19

Kai: Ich wusste nicht, ob du im Einsatz bist.

Kai: Ja
 

13:30

Yuriy: Giftnotruf, so so…
 

Wie er seinen Mann doch manchmal auf den Mond schießen könnte. Er sah das breite Grinsen regelrecht vor sich. Dies hier war definitiv Yuriys Rache.

In ihrer Beziehung war es sonst der Rotschopf, der bei Verletzungen und Chaos bezüglich ihres Sohnes in Panik verfiel, während der Silberhaarige stets Ruhe vermittelte. Dass es in dieser Situation genau anders herum war, schien den Notfallsanitäter, welcher ganz weit weg auf der Wache Blade hockte, sehr zu amüsieren.
 

13:59

Kai: Morgen geh ich auf Arbeit und du kannst dich hier zu Hause mit deinem Fachwissen austoben!!
 

14:05

Yuriy: Ich liebe euch, meine Mäuse

Dämonen der Vergangenheit

- 31. August 2012 –
 

Es war gerade mal halb 8 und dennoch brannte die Sonne bereits auf der Haut.

Der Sommer lag in seinen letzten Zügen, doch die Urlaubssaison war noch im vollen Gange.

Beinahe täglich hagelte es Dienstplan Updates. Zwar gab es einen festen Jahresdienstplan und die Urlaubsplanung war bis Dezember des Vorjahres abgeschlossen, doch es gab ja neben den ganz normalen Krankmeldungen auch noch die Schönwetterkranken.

Sämtliche Mitarbeiter aus der Ausfallreserve waren aufgebraucht. Wenn sich jetzt noch jemand krank meldete, dann musste irgendein armer Tropf auf sein Frei verzichten und auf Arbeit antanzen.

Doch der Silberhaarige hatte weder frei, noch besagte Ausfallreserve. Nein - sein Dienst stand schon seit Mitte Juli fest. Er hatte Tagschicht auf dem RTW der Wache Blade. An sich nichts Neues. Er machte seit einen halben Jahr, im Kreisverband Beyblade, Schichten auf dieser Wache. Doch es gab da einen kleinen, aber feinen Unterschied zu sonst.

Heute musste er sich mit dem Beifahrersitz begnügen. Wie er zu dieser – in seinen Augen – zweifelhaften Ehre kam? Nun sein eigentlicher Teampartner Yuuya hatte regulär, wie im Schichtrhythmus vorgesehen, Tagschicht auf dem NEF – RK Blade 82-1. Dies bedeute für den Halbrussen wiederrum, dass er als eingestellter Rettungssanitäter sich im Innendienst befand und somit von seinem Chef eingetaktet werden konnte, wie es diesem beliebte. Ein Glücksfall für Daitenji. Denn so konnte er Kai, welcher ja eigentlich Rettungsassistent war, auch als diesen einsetzen.

Das dieser eben jene Position hasste, blendete der alte Mann gerne aus. Zudem, und auch das war dem Rettungsdienstleiter bewusst, war Kai erst seit knapp 9 Monaten im Kreisverband Beyblade tätig. Der Silberhaarige würde daher die Schicht nicht mit einem anderen Kollegen tauschen, was wiederrum die erschwerte Dienstplan-Planung nicht noch mehr belastete.
 

„Hey, Hiwatari!“ Kai, welcher gerade auf der kleinen Holzbank vor der Waschgarage seinen Kaffee genoss, sah auf.

„Wir beide wieder, heh?“ Er nickte stumm.

„Kommt in letzter Zeit öfters vor, dass wir zusammen Dienst schieben.“ Grübelte sein Gegenüber.

„Das liegt daran, dass Sergej den halben Sommer im Urlaub ist.“

„Ja, das ist jedes Jahr so. Kannst dich schon mal dran gewöhnen.“

//Na klasse!// dachte der Silberhaarige.

„Fahrzeug schon gecheckt?“ ermittelte der Grauhaarige und sah auf Kai herab.

„Nein noch nicht. Gib mir noch 5 Minuten für meinen Kaffee.“ Der Größere schnalzte mit der Zunge.

„Na schön. Ich fang schon mal an.“ Damit wandte sich Boris ab und begab sich in die Fahrzeughalle des RTWs. Kai sah ihm hinterher und seufzte. Das konnte ja heiter werden. Dabei hatte er eigentlich nichts gegen den Sanitäter. Aber ihn beschlich das Gefühl, dass Boris ihn nicht leiden konnte. So auf der Wache und wenn es nicht um die Arbeit ging, kamen sie miteinander aus. Doch im Einsatz hatte der Silberhaarige den Eindruck, dass der Andere nicht damit klar kam, dass Kai a) der höher Qualifizierte und somit weisungsberechtigt und b) dann auch noch jünger war. Ständig fuhr der Grünäugige ihm über den Mund oder spielte sich selbst als Chef auf. Das war bis jetzt immer so und würde sich wohl auch nicht ändern. Daher machte Kai sich Letzteres auch zu Nutzen und überließ dem Älteren die Kommunikation mit den Patienten. Solange der Silberhaarige es mit der Situation vereinbaren konnte, war es ihm gleich, dass er nicht die Anamnese durchführte.

‚Maulfaul‘ war er schon immer.
 

Rechts an seinem Gürtel begann es zu vibrieren und der Silberhaarige warf einen Blick auf den Funkmeldeempfänger.
 

Blade – 83 – 1 es geht zum Einsatz nach Blade, Kreiselstraße 26! Patient gestürzt - Kopfplatzwunde
 

„Tja…so viel zum Thema Kaffee genießen…“ Der Silberhaarige stellte seine Tasse neben sich, band sich die Arbeitsschuhe zu und stieg schließlich zu Boris in den Rettungswagen.
 

Genau wie erwartet, verlief der Vormittag ziemlich stressig. Es hagelte Einsätze, Boris zeigte sich von seiner besten Seite – nicht. Denn er spielte sich wahrlich als Rettungsgott vor den Patienten auf und belehrte Kai nach Abschluss der jeweiligen Einsätze. Doch dieser schwieg sich darüber aus.

Der Silberhaarige seufzte und das mulmige Gefühl in seinem Magen wurde auch nicht weniger. Wenn das so weiter ginge, würde er wohl noch ein Magengeschwür von dem psychischen Druck bekommen, welchen er sich zugegebenermaßen selbst machte.

//Genau aus dem Grund will ich nur als Sanitäter fahren.// Doch er konnte einfach nicht aus seiner Haut und so hoffte er inständig, dass er bei den Patienten alles richtig gemacht hatte und machen würde.

Allerdings erhoffte er sich insgeheim jetzt eine kleine Pause. Es war gerade mal 10 nach 10 und sie hatten schon 4 Einsätze.

Er konnte immerhin von Glück reden, dass Boris sich jedes Mal um die Wiederauffüllung des RTWs kümmerte und er selbst Zeit hatte die Datenerfassung im ‚Tamagotchi‘ zu beenden.

„Hier dein kalter Kaffee.“ Der Ältere hielt dem Silberhaarigen seine Tasse von der Holzbank entgegen.

„Kalter Kaffee soll zwar schön machen...“ Kai glitt aus dem Sonderfahrzeug. „…aber nein danke.“ Damit nahm er die Tasse entgegen und goss den Inhalt in das Waschbecken neben dem Rettungswagen.

„Ich hoffe, dass wir heute keinen Rekord aufstellen, was die Anzahl an Einsätzen angeht.“ Boris verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. Schwach lächelnd massierte Kai sich den Nacken. „Wirklich scharf auf einen Rekord bin ich ja auch nicht. Wenn es nach mir ginge, könnte jetzt ruhig die Ablösung kommen, aber es sind noch 8 Stunden und bei meinem Glück...“
 

Blade – 82 – 1 und 83 – 1 es geht zum Einsatz nach Metal 22, 63jährige Patientin, vermutliche Hypoglykämie.
 

Kai stöhnte und beendete seinen Satz. „…geht das heute den ganzen Tag so weiter.“

Boris lächelte gequält. „Aber hey…immerhin mal mit NEF! Die faulen Säcke können ja auch mal was machen.“ Damit schwangen sie sich wieder in den RTW.

Kai betätigte die Ziffer 3 – Einsatz – auf dem Funkhörer, schnallte sich an und öffnete einen neuen Transportbericht im ‚Tamagotchi‘.

Per Fernbedienung öffnete sich das Rolltor und Boris fuhr aus der Garage. Er lehnte sich vor und betätigte die Fernbedienung erneut, damit sich das Tor wieder schloss.

Mit Zeige- und Mittelfinger schaltete er das Blaulicht samt Martinshorn an und fuhr aus der Einfahrt.

„Wer ist eigentlich heute NEF Fahrer?“ erkundigte sich der Ältere bei seinem Kollegen.

„Yuuya und Doc ist, zumindest laut Plan, Romero.“

„Ah ok. Na dann sollten wir den Einsatz ja ziemlich zügig abgehakt haben.“

„Denk ich auch und da es sich um eine Unterzuckerung handelt, ist dem ja schnell entgegen gewirkt.“ Kai schrieb die Alarmzeit für beide Fahrzeuge aufs Protokoll, sowie ihre eigene Ausfahrtszeit.

„Ja und wenn wir zuerst da sind, kannst du ja ‘ne Flexüle legen und schon mal Glukose spritzen.“ Der Silberhaarige hielt kurz inne. Ihm gefiel Boris Betonung des du nicht und zur Bestätigung seines Verdachtes knirschte sein Sanitäter auch leicht mit den Zähnen.

Innerlich seufzte Kai erneut. Es war genau dieses Verhalten, was ihn daran hinderte super gern mit dem Anderen zu arbeiten.

//Ich kann auch nichts dafür, dass du kein Rettungsassistent bist…//

Doch er verkniff sich einen Kommentar und ließ Boris Aussage so stehen. Er schrieb stumm weiter. Sie würden schätzungsweise 10 Minuten bis zum Einsatzort benötigen. Da konnte er getrost schon mal die Daten wie Arztnummer, Statistik und Diagnose ins MDV eingeben.
 

Derweil manövrierte der Grauhaarige das Sonderfahrzeug sicher durch die Mal mehr und mal weniger haltenden Fahrzeuge. Er fuhr in den Kreisverkehr ein, setzte den Blinker und fuhr an der dritten Ausfahrt wieder heraus. Boris kannte den Weg nach Metal auswendig. Die Hausnummer würden sie, seiner Meinung nach, auch ohne Navi finden.

Die vor ihnen liegende Straße war weites gehend gerade. Boris beschleunigte den RTW auf 70km/h, obwohl sie noch Innerorts waren.

Kai fügte gerade die Diagnose ‚Diabetes‘ in die Statistik ein.

„SCHEIßE, WAS MACHT DENN-“ Doch er kam nicht einmal dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Der Silberhaarige wollte gerade aufsehen um den Auslöser für Boris Ausbruch zu erspähen, als ein heftiger Knall an seinem Trommelfell riss. Gewaltige Kräfte wirkten auf Kais Körper ein und er ließ das MDV fallen. Er kniff die Augen zusammen und reflexartig legte der Silberhaarige seine Hände um seinen Nacken.
 

Keuchend schreckte der Silberhaarige hoch. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr seine linke Schulter und reflexartig schloss seine rechte Hand sich schützend um diese.

Neben ihm raschelte es, doch Kai nahm es gar nicht wahr. Sein Atem ging Stoßweise und seine Gedanken rasten wirr.

„Kai?“ Der Angesprochene zuckte zusammen. Sein Partner hatte sich aufgesetzt und sah ihn besorgt an.

„Kai, was ist los?“

„Ni..nichts…nur ein schlechter Traum…“ murmelte dieser sich die Schulter reibend. Der stechende Schmerz wollte nicht nachlassen.

„Oh bitte…ich seh‘ genau, dass es nicht nur ein schlechter Traum war.“ Der Silberhaarige konnte es zwar aufgrund der Dunkelheit nicht sehen, doch er war sich sicher, dass der Rothaarige dabei mit den Augen rollte. Kai atmete hörbar aus.

„Ich hab von dem Unfall geträumt.“ Yuriys Gesichtszüge wurden ernst.

„Von dem Unfall zusammen mit Boris?“ Der Halbrusse nickte, während zwei starke Arme ihn an sich zogen. Yuriy löste Kais rechte Hand von dessen Schulter und begann diese sanft zu massieren.

Eine Weile schwiegen sie und mit der Zeit löste sich die muskuläre Anspannung in Kais Schulter – der Schmerz ließ nach.

„Willst du mir nicht davon erzählen?“

„Du kennst doch die Story…“

„Ich kenne die Erzählungen von der Wache. Aber dieser Unfall war vor meiner Zeit.“

Der Halbrusse seufzte.

„Vielleicht hilft es dir darüber zu reden.“

„Traumabewältigung oder wie!?“

„Wenn du es so nennen willst.“

„Wir sind nicht im Dienst.“

DAS ist mir durchaus bewusst. Immerhin liegen wir halb nackt nebeneinander in unserem Bett.“

Kai schnaubte. „DU liegst nur in Boxershorts im Bett. Ich hab `ne lange Hose und ein ärmelloses Shirt an.“

„Was ich – wie gestern Abend bereits erwähnt – definitiv too much finde, aber dir war ja nicht nach ficken.“

„Was zum Fick!?“ entrüstet drehte der Silberhaarige den Kopf zu den Umrissen, die ihn weiterhin umarmten.

„Ja eben nicht…aber lenk nicht ab.“ Kai boxte seinem Partner halbherzig in die Seite.

„Urh…argh…getroffen…“ Yuriy ließ sich zurück ins Kissen fallen und entlockte dem Jüngeren ein sanftes Lächeln.

Er legte sich zu seinem Mann.

„Also was willst du wissen?“ Kai bettete seinen Kopf in der Armbeuge des Rotschopfes und dieser zog ihn an sich. Der Silberhaarige genoss die Körperwärme des anderen, welche so viel Geborgenheit ausstrahlte.

„Alles!“ raunte Yuriy und konnte sich einen lockenden Unterton nicht verkneifen.

„Hör auf! Du bekommst meine Seele nicht.“ Der Rothaarige lachte und eben jenes Lachen liebte der Halbrusse über alles.
 

„Na schön…“ ergab Kai sich und begann Yuriy von seinem Tag mit Boris zu erzählen, welcher die beiden verändert hatte.
 

„Ich war damals knapp 9 Monate auf der Wache. Boris und ich waren jetzt kein sonderlich gutes Team…“

„Manchmal glaub ich, dass du nicht sehr gesellschaftsfähig bist.“ Sanft strichen Yuriys Finger über Kais Unterarm, der ihn aufgrund der Aussage leicht angrummelte.

„Das weiß ich selbst, aber ich glaube Boris hatte damals echt ein Hierarchie Problem.“

„Gut…das wiederrum könnte stimmen.“ Kai nickte mit Nachdruck.

„Jedenfalls war dieser Unfall ziemlich heftig. Ich war gerade mit dem Tamagotchi beschäftigt, als Boris brüllte und ich deswegen aufsah. Doch wirklich etwas sehen konnte ich nicht. Denn wie ich aufsah, knallte es. Das Geräusch von berstendem Metall werde ich nie wieder vergessen. Ich muss das MDV dabei fallen gelassen haben, denn ich legte meine Hände um meinen Hals.“

„Warum?“

„Ich glaube ich wollte meine Halswirbelsäule schützen. Es passierte ganz instinktiv.“ Kai zuckte leicht mit den Schultern. „Das Unfallgeschehen zog sich eine gefühlte Ewigkeit. Es knallte mehrfach. Wir wurden richtig durchgeschüttelt und irgendwann…irgendwann war dann einfach Stille. Ich öffnete die Augen und überall war ‚Nebel‘ in der Fahrerkabine. Zudem stank es, als würde etwas schmoren. Boris stöhnte neben mir und sprach mich dann an, ob alles in Ordnung sei. Erst da nahm ich meine Arme wieder runter. Ich sah nach unten zu meinen Beinen und bewegte erst einmal vorsichtig meine Zehen im Schuh. Als das schließlich reibungslos funktionierte, bejahte ich Boris Frage und sah ihn an. Ich fragte ihn, ob bei ihm alles ok sei. Er nickte ebenfalls, rieb sich aber kurz über die Rippen. Rückblickend betrachtet kann ich aber sagen, dass ich durchaus einen leichten Piepton auf den Ohren hatte. Ich vermute, dass dieser kurzzeitiger Tinitus auf den ausgelösten Airbag zurückzuführen ist.“

„Das ist echt heftig.“ Wisperte Yuriy und hielt seinen Mann weiterhin im Arm.

„Ja und ich muss zugeben, dass ich völlig hilflos in der Situation war. Boris hingegen war echt souverän. Er nahm damals den Funkhörer und funkte die Leitstelle an. Als diese unseren Funk annahm, sagte Boris wortwörtlich ‚Wir brauchen Hilfe. Wir hatten einen Unfall‘. Kurz darauf, hatte unser Doc – Romero gefunkt, dass er gleich bei uns wäre.“

„Du weißt das noch ziemlich gut, hm?“ Kai nickte. Natürlich wusste er das noch so genau. Dieser Unfall hatte sich eingebrannt und er konnte ihn wie einen Film vor seinem geistigen Auge abrufen.

„Boris und ich lehnten in unseren Sitzen, als auf meiner Seite plötzlich die Türe aufgerissen wurde. Das Stimmengewirr von den Passanten und anderen Verkehrsteilnehmern brach auf uns herein. Sie fragten uns ob wir in Ordnung wären. Ich glaube ich habe damals genickt. Eine der Passantinnen gab mir eine kleine 0,5l Flasche Mineralwasser, welche ich auch dankend annahm. Blöderweise muss sie die beim Laufen zu uns geschüttelt haben und die ersten 100ml verteilten sich über meiner Hose.“

„Autsch…“

„Genau. Ich war auch total begeistert. Dennoch hatte ich nicht den Elan mich in irgendeiner Weise darüber aufzuregen. Ich habe einen Schluck getrunken – du glaubst gar nicht wie trocken mein Mund unbewusster Weise war - und danach nahm ich meine Umgebung wieder ein Stück mehr wahr.

Draußen schrie eine Frau die ganze Zeit ‚Mein Auto! Mein Auto!‘. Boris murmelte damals leise, dass sie die Klappe halten solle und ich stimmte ihm gedanklich zu. Er beugte sich dann zu unserem Diensthandy und rief Daitenji an.

Wäre es eine andere Situation, dann hätte ich damals sicher gelacht. Er sagte, dass der RTW – damals gerade mal 3 Monate alt - Schrott wäre und legte ohne weitere Info auf. Das Gesicht von unserem Rettungsdienstleiter hätte ich zu gern gesehen.“

„Wow! Ich könnte mir vorstellen, dass er total geschockt das Handy sinken ließ und vor sich hin gestarrt hat.“

„So in etwa habe ich mir das auch vorgestellt.“ Kai rieb sich die Nasenwurzel.
 

„Was passierte dann?“

„Ich reichte Boris die kleine Flasche und er trank auch etwas. Dann übertönte die Sirene von unserem NEF den Lärm der Frau. Yuuya kam mit dem Rettungsrucksack auf der Schulter zu mir und unser Notarzt öffnete die Türe bei Boris. Sie waren beide echt blass und wir fragten sie, ob mit ihnen alles in Ordnung ist, aber-“

„Moment!“ Yuriy richtete sich etwas auf und sah den Silberhaarigen irritiert an. „Ihr beide hattet den Unfall und fragt eure ankommenden Kollegen, ob bei denen alles ok ist?“

„Ähm, ja.“ Kai schmunzelte. Denn tatsächlich klang es ziemlich verrückt. „Wir hatten ja das Ausmaß des Crashs noch nicht gesehen. Romero ließ uns auch erst einmal nicht aussteigen. Er untersuchte uns, machte den Bodycheck - ob wir alles bewegen konnten, nirgends Schmerzen hatten und als Yuuya dann noch unseren Blutdruck und Puls gemessen hatte und diese dann auch soweit im Rahmen waren, durften wir auch endlich aussteigen. Ich kann dir sagen, dass ich mega weiche Knie hatte. Daher habe ich mich dann gleich auf die Bordsteinkante gesetzt und die Füße ausgestreckt. Ich glaube das Zusammenspiel zwischen meinem Kreislauf und dem abflauenden Adrenalin war nicht das Beste.

Übrigens war in der Zwischenzeit auch die Polizei angekommen. Der Beamte sperrte die Straße ab und wollte mich dann zum Geschehen befragen. Aber wirklich eine Auskunft konnte ich ihm nicht geben. Ich hatte ja auf das MDV gesehen, daher habe ich ihn an Boris verwiesen.

Zeitgleich mit der Polizei muss auch die Feuerwehr angekommen sein. Ich sah den Kameraden der Feuerwehr eine Weile zu, ehe ich mich aufrichtete. Ich lief an der Beifahrerseite des RTW vorbei, umrundete ihn und erblickte dann den kleinen Skoda Fabia.“
 

Yuriy schluckte. „Wie war denn das Ausmaß des Schadens? Du meintest ja, dass selbst Yuuya und Romero blass ausgesehen hatten.“ Der Halbrusse sah seinen Partner eine Weile schweigend an, ehe er sich einen Ruck gab.

„Ein Trümmerfeld auf einer Länge von ca. 100m.“ Geräuschvoll zog der Rothaarige die Luft ein.

„Frontalcrash - die Unfallgeschwindigkeit betrug ca. 120km/h. Wir hatten ja ca. 70km/h auf dem Tacho und wenn die Frau vorschriftsmäßig 50 drauf hatte, dann sind wir so gesehen mit den 120km/h gegen die Wand gekracht.“

„Scheiße…umso beachtlicher, dass du hier neben mir sitzt. Aber jetzt mal von der Berechnung zur Realität. Weißt du was genau passiert ist?“ Knapp nickte der Silberhaarige.

„Als Boris schrie, hatte der Beifahrer der Skodafahrerin ins Lenkrad gegriffen und sie kamen auf unsere Fahrbahn. Der Skoda traf unseren RTW am linken Kotflügel. Dabei hatte dieses ‘Miniauto‘ so dermaßen viel Wucht, dass es unser Fahrzeug aushebelte. Die linke Radaufhängung verschob sich und mit dem Reifen der rechten Seite prallten wir gegen den Bordstein. Die Fahrzeuge verkeilten sich und durch die jeweiligen Geschwindigkeiten wirkten rabiate Kräfte. Der rechte, vordere Reifen riss ab und wir schrammten an einem Baum vorbei. Zum Glück rasierte dieser nur etwas Lack auf der Beifahrerseite ab. Nichts desto trotz, diese kleinere Kollision reichte aus, um den RTW wieder auf die Straße zu drücken, sodass wir dann wenigstens wieder auf unserer Fahrbahn waren. Allerdings habe ich das bei dem Aufprall nicht so wirklich mitbekommen. Wir haben das danach eher ermittelt. Denn ich hatte die Augen beim Unfall geschlossen und ich kann dir sagen, dass sich die Sekunden wie in einer Zeitlupe anfühlten.“
 

Der Rothaarige vergrub sein Gesicht in Kais Haaren und hielt ihn weiter fest.

„Ihr solltet nach Metal?“ murmelte er in die silberne Haarpracht.

„Ja.“

„Kommt da nicht etwas weiter diese Senke? Die, welche einer Achterbahn gleicht und es im Magen kribbelt bei 100km/h?“

„Wäre der Crash dort gewesen…“

„Sprich nicht weiter.“ Yuriy schloss die Augen und versuchte das Bild eines zerstörten Rettungswagens mitsamt blutüberströmten Insassen zu verdrängen. Er atmete Kais Duft ein.

„Was war mit der Frau und dem Typ, der ihr ins Lenkrad gegriffen hat?“

„Romero hatte sich um die Frau gekümmert. Sie wollte keine medizinische Behandlung und es schien ihr gut zu gehen. Ich glaube ihr Hauptproblem drehte sich um ihr Fahrzeug. Freilich wird sie auch eine Prellmarke auf dem Brustkorb gehabt haben. Die wird nun mal vom Gurt hinterlassen, aber ihr Adrenalin war wohl hoch genug.“

„Und der Typ? Was war mit dem? Wieso hat der eigentlich der Frau ins Lenkrad gegriffen?“

Kai schnaubte abfällig.

„Der Wichser hatte sich verpisst. Zagart – so sein Name, war Romero bekannt. Der Typ hatte wohl psychische Probleme und die Frau wollte ihn nach Dynasty ins PPB bringen. Tja, und als er unser Blaulicht gesehen hat sind wohl ein paar Sicherungen durchgebrannt.“

„Oh, man…“

„Ja.“
 

„Erzähl bitte weiter.“

„Romero hatte die Leitstelle informiert. Somit übernahm die Besatzung von Borg unseren Einsatz.“

„Ach stimmt…ich hatte schon völlig vergessen, dass ihr ja zu einer Hypoglykämie unterwegs wart.“

„Keine Sorge, laut Rei war das dort auch kein Unterzucker. Sondern einfach nur `ne Omi, die zu schnell aufgestanden war und dadurch war ihr schwindlig.“

Yuriy verzog das Gesicht. „Also hätte dieser ganze Einsatz gar nicht sein müssen?“

Kai antwortete jedoch nicht. Er konnte nicht beurteilen, ob dieser Einsatz sinnlos war im Bezug auf die ältere Dame.

„Romero hatte dann den RTW aus Saint Shields bestellt. Die haben nicht schlecht geschaut. Kollegen fährt man in der Regel ja eher selten. Wir hätten sogar jeder einen RTW bekommen können. Doch Boris und ich wollten gar nicht so einen großen Aufriss machen. Daher stiegen wir beide in den anderen Rettungswagen und ließen uns BBA fahren. Die Leitstelle hatte uns natürlich telefonisch dort angemeldet und dementsprechend kamen die Schwestern auf uns zu gestürmt. Boris kam ins 2. Sprechzimmer und ich ins 1. Der dortige Unfallchirurg untersuchte mich – auf meinem Brustbein begann sich ein hübscher Bluterguss vom Gurt auszubreiten - und stellte mir natürlich einen Haufen Fragen. Ich wurde zum Röntgen geschickt und durfte noch eine Urinprobe abgeben.“

„Wieso das?“

„Die Urinprobe?“

„Ja.“

„Um zu testen, ob Blut im Urin ist.“

„Achso, bezüglich innere Verletzungen.“

„Genau. Ach und einen Ultraschall vom Bauch wurde auch noch gemacht. Soweit war bei mir aber alles in Ordnung. Im Anschluss sahen Boris und ich uns wieder auf dem Flur der Notaufnahme.

Wir gingen in das kleine Aufnahmezimmer und warteten auf unsere Befunde.“

„War mit Boris alles in Ordnung?“

„Er hatte ähnliche Diagnosen wie ich. Hochrasantstrauma, HWS Distorsion, Prellung durch den Gurt am Sternum. Einziger Unterschied war, dass er sich noch die Rippen geprellt hatte.“

„Durchs Lenkrad?“

„Vermutlich.“

„Und was ist mit deiner Schulter?“

„Das hat sich erst die nächsten Tage entwickelt bzw. gezeigt. Der Unfallchirurg war irritiert, dass ich Schmerzen in der linken Schulter hatte. Da ich Beifahrer war, ist er davon ausgegangen, dass mir die Rechte schmerzen müsste. Denn der Gurt hat diese ruckartig nach hinten gezogen. Doch ich vermute, dass genau dieser Halt durch den Gurt mir links gefehlt hat und da ich die Arme um meinen Nacken gelegt hatte…“

„…hat dieser Zusammenstoß sich stärker auf die linke Schulter ausgewirkt.“

„Du sagst es.“
 

Behutsam strich Yuriy über die linke Schulter seines Partners. Seine Fingerspitzen berührten zaghaft die 3 kleinen Narben.

„Wann wurde sie dann operiert?“

„Am 11. September 2013.“

Verwirrt sahen die eisblauen Augen zu Kai.

„Wieso erst über ein Jahr später?“

„Weil der Unfallchirurg die Schmerzen erst konservativ mit Schmerzmittel und Physiotherapie behandeln wollte. Aber nachdem ich mich über ein Jahr damit gequält habe, hatte ich die Schnauze voll.“

„Verständlich. Aber du hast doch nach wie vor immer mal wieder Schmerzen, wieso?“

„Keine Ahnung. Die OP fand ja auch nur statt, da nach dem MRT im Raum stand, dass meine Bizepssehne einen Riss hat.“

„Warum klingt das jetzt nach einem ‚aber‘?“

Der Silberhaarige holte tief Luft.

Aber als sie meine Schulter operierten, fanden sie keinen Riss. Dafür war aber der Schleimbeutel entzündet. Eigentlich ist der ja dafür da, dass das Gelenk sich geschmeidig bewegt. Tja, aber den entzündeten Schleimbeutel haben sie dann entfernt.“

„Ja aber, wenn der raus ist…was ist dann mit der ‚Geschmeidigkeit‘!?“

„Frag mich nicht. Ich bin kein Arzt. Ich vermute, dass ich einfach deswegen öfters mal Schmerzen habe, weil eben dieser Beutel fehlt…keine Ahnung…ob sich neuer bildet…vermutlich nicht.“

Der Ältere überlegte einen Moment. Nein er konnte darauf auch keine Antwort geben.

Dies waren Fachfragen, die ihr gemeinsames Wissen überstieg.

„Jedenfalls musste ich auch zum Gutachten.“

„Wieso?“

„Na, die Berufsgenossenschaft, welche die Behandlungen finanziell tragen musste, wollte einen abschließenden Bericht.“ Kais Tonlage wurde schneidend kalt und Yuriy sah ihn abwartend an.

„Hast du gewusst, das Schmerzen subjektiv sind und somit nicht genau eingestuft werden können!?“

Den Rotschopf schien der Blitz zu treffen. Seine Augen weiteten sich und er sah seinen Partner sprachlos an.

„Heißt das…“

„…es gibt keine abschließende Diagnose. Ich muss also mehr oder weniger damit leben. Ich versuche es also als Wetterfühligkeit oder Überanstrengung abzuharken.“

„Das ist doch Schwachsinn.“ Knurrte Yuriy. In ihm stieg das Gefühl auf, diesem Rindvieh den Kopf abzureißen. Nur weil dieser Idiot der Frau ins Lenkrad gegriffen hatte.

„Hat dieser Spinner wenigstens eine satte Strafe bekommen?“ Anders als erwartet, begann Kai zu lachen. Doch es war ein erzwungenes Lachen.

„Boris und ich haben dafür gesorgt, dass der überhaupt so schnell in Polizeigewahrsam gelandet ist.“

„Wie das?“ überrascht lagen die eisblauen Augen auf dem Silberhaarigen.

„Na ja, wir waren doch in dem Aufnahmezimmer und mein Blick fiel auf die dort liegenden Versicherungskarten. Auf einer davon, stand: ‚Zagart‘. Ich schob sie Boris zu und ich schwöre, dass ich ihn noch nie so schnell aufstehen habe sehen. Er pfiff nach einer der Schwestern und fragte sie, was dieser Patient für Symptome hätte. Das konnte sie uns nicht sagen, denn der Patient saß noch im Wartebereich. Daraufhin sahen Boris und ich uns nur an. Ich kann dir sagen, dass wir definitiv die gleichen Gedanken hatten. Ich klärte die Schwester über unseren Verdacht auf und Boris nahm das Stationstelefon der Notaufnahme und rief bei unserer Leitstelle an. Diese schickten einen Streifenwagen zu uns. Unterdessen bat ich die Schwester, sofern möglich, eines der Behandlungszimmer frei zu machen und den Typ dorthin zu bringen und ihn zu beschäftigen bis die Polizei eintreffen würde.“

„Hat es denn geklappt?“

„Noch während wir halfen ein Zimmer frei zu räumen, klingelte es an der Tür zur Notaufnahme. Ein weiterer Patient berichtete, dass ein Mann im Wartezimmer sei und sich stöhnend die Brust halten würde.“

„Zagart…“ wieder glich Yuriys Stimme einem Knurren.

„Bingo! Nur hatte der keinen Herzinfarkt, wie er dem anderen Patient und dann der Krankenschwester weiß machen wollte. Er hatte, wie wir, eine ordentliche Prellmarke am Brustbein und da jeder anders auf Schmerzen reagierte und er definitiv zur Weichei-Sorte gehörte…na ja.. Die Schwester nahm ihn rein und brachte ihn ins Behandlungszimmer. Kurz darauf marschierten auch 4 Polizisten durch den Flur der Notaufnahme. Ich muss gestehen, dass ich so etwas wie Genugtuung empfand.“

„Berechtigter Weise. Ich hätte dem was antun können.“

„Selbstjustiz ist nicht so gern gesehen.“

„Ja, ja…schon klar.“

„Jedenfalls hatte der so dermaßen einen an der Klatsche, dass er sicher unzurechnungsfähig war.“

„Ernsthaft?“

„Ich denke schon. Daitenji holte uns gerade von der Notaufnahme ab, als Zagart – mit Handschellen am Bett fixiert und unter Polizeibegleitung – im Bett zum Röntgen gefahren wurde. Er sah uns an und ich bin mir sicher, dass er eins und eins zusammen gezählt hat, und grinste uns dreckig an.“
 

Der Rotschopf sah seinen Mann geschockt an. „Ist nicht wahr!?“ „Doch.“ Das war etwas zu viel für Yuriy. Eiskalte Wut brannte in seinem Magen. Er musste aufstehen. Am liebsten würde er etwas zerstören. Aber er musste sich beherrschen. Ihr kleiner Sohn schlief nebenan und das sollte auch so bleiben.

Kai setzte sich auf und seine Augen lagen auf seinem Partner, welcher weiterhin unruhig vor ihrem Bett auf und ab lief.

„Beruhig dich wieder.“

„Das kann ich nicht! Dieses Arschloch!!!! Wie kannst du da nur so ruhig bleiben?“ Lauter als beabsichtigt kamen Yuriy die Worte über die Lippen.

„Ssshh! Gou schläft nebenan und ich bin auch nur äußerlich ruhig. Mich beschäftigt das Ganze auch nach über 7 Jahren noch.“

„Ich könnte den Typen umbringen…“ Yuriy blieb stehen und stemmte die Hände in die Seiten. Er legte den Kopf in den Nacken.

„Glaub mir…dasselbe hat Boris damals auch gesagt. Aber er war klug genug, das erst zu sagen, als Zagart samt Polizei weg war.“

Der Rothaarige schloss seine Augen und blies in einem langen Atemzug die Luft aus seinen Lungen. Seine Körperspannung ließ etwas nach und schließlich hatte er sich wieder soweit im Griff, dass er zurück zu Kai unter die Bettdecke glitt.

Dankbar schmiegte sich der Jüngere wieder an ihn. Dem Silberhaarigen war nach seiner Erzählung kalt. Die Erinnerung daran, breitete sich wie eine Lawine in seinem Körper aus. Einzig Yuriys angenehme Körperwärme verschaffte ihm Linderung.
 

„Danke, dass du es mir erzählt hast.“ Wisperte Yuriy nach einer Weile.

„Danke, dass du dir die Geschichte mitten in der Nacht angehört hast.“

„Gern.“

"Immerhin hatte dieser Unfall etwas positives." seufzte Kai ins Kissen.

"Ach ja? Na, da bin ich jetzt aber gespannt."

Der Silberhaarige lächelte amüsiert.

"Boris und ich...wir verstehen uns blendend. Kein Hierarchie Problem mehr und ich schieb unglaublich gern mit ihm Dienste."

Der Rothaarige schmunzelte. Es freute ihn aufrichtig, dass sein partner dem Ganzen etwas positives abgewinnen konnte.

"Dann hatte die 'Geschichte' ja noch ein glückliches Ende."
 

„Aber komm nicht auf den Gedanken, dass ich dir jetzt jede Nacht Horrorgeschichten erzähle.“

In Momenten wie diesen fragte der Rothaarige sich, wie es Kai nur schaffte, so etwas raus zu hauen.

Dieser trockene Humor mit einer Spur von Selbstironie. Gott er liebte diesen Mann in seinen Armen über alles und er war froh, dass dieser diesen Unfall überlebt hatte.

Immerhin wären sie sich sonst nie begegnet. Den kurzen Stich - bei diesem Gedanken – ignorierend, schmiegte sich der Ältere an seinen Partner und atmete erneut dessen Geruch ein.

„Ich liebe dich, Kai.“

„Ich dich auch…ich dich auch.“

Schneeballschlacht

Blade – 16:53 Uhr
 

Väterchen Frost hatte die Welt in Schnee gehüllt und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, stiefelten Kinder mit ihren Schlitten durch die weiße Pracht. Sie sausten den schneebedeckten Hang hinunter oder schlitterten mit atemberaubendem Tempo auf Autoabdeckplanen zu dritt oder zu viert den Rodelberg hinab.

Von der Rettungswache nebenan hatte man einen 1A-Blick auf das lustige Treiben – wenn man denn dazu kam diesem eine Weile beizuwohnen.
 

Die heutige Tagschicht schoben Yuriy, als Notfallsanitäter und Kai, welcher sich in dieser Konstellation nur allzu gern zurücklehnte und als Rettungssanitäter fungierte.

Sie waren gerade von ihrem 5. Einsatz zurückgekehrt - natürlich alles Fahrten die witterungsbedingt notwendig geworden waren.

Eine einzelne Schneeflocke hatte die Macht die Menschheit wahrlich ins Chaos stürzen.

Nun gut, dies mag durchaus übertrieben wirken, doch hin und wieder fragten sich die Retter: Warum!?

Warum musste die betagte Dame bei Wintereinbruch auch zur Kaufhalle, gestützt auf ihren Rollator, welcher freilich keine Winterbereifung besaß?

Nein, es war nicht der Wocheneinkauf, der sie nach draußen trieb. Sie war bereits vor zwei Tagen – bei schönstem Sonnenschein an einem kalten (schneefreien) Wintertag einkaufen. Es war das Sonderangebot für Heizdecken. Oh, sie hatte definitiv schon 5 Stück dieser Sorte, wie sie Yuriy auf der Fahrt ins Krankenhaus erzählte, aber eben nicht jene in der Farbe Mocca.

Oder warum musste der ältere Herr ausgerechnet bei überfrorenen Wegen nochmal zur Garage tippeln, wo er doch und das zum Glück, gar nicht vor hatte mit seinem PKW zu fahren?

Die Antwort darauf blieb er den beiden jedoch schuldig. Denn der gebrochene Oberschenkelhals des 81jährigen hatte ihm so erhebliche Schmerzen beschert, dass der Notarzt in kurzerhand sedierte.
 

„Hier dein Kaffee – noch heiß.“ Der Silberhaarige reichte Yuriy eine dampfende Tasse. Dankbar nahm der Rotschopf das Getränk entgegen und nippte daran. Genüsslich ließ er sich die koffeinhaltige und vor allem wärmende Flüssigkeit auf der Zunge zerfließen.

Kais Blick fiel indes auf den Rodelberg gegenüber. „Na hoffentlich ziehen sich die Knirpse keine Verletzungen zu. Am Abend vor Weihnachten kommt das nicht so gut an.“ Er schmunzelte bei den Gedanken an völlig entnervte Eltern und gönnte sich ebenfalls einen Schluck aus seiner Tasse.

„Och, vielleicht bringt der Weihnachtsmann dann ja noch ein paar Trostgeschenke zusätzlich.“ Grinsend sah Yuriy den Jüngeren über den Rand seiner Kaffeetasse an. Doch von seinem Partner erntete er nur einen skeptischen Blick.

„Was denn?“

„Na ja, wenn du hysterisch im Kreis laufen willst, dann rufe ich jetzt augenblicklich meine Mutter an.“

„Wieso? Was sollte Misaki schon anstellen, damit ich SO reagiere? “ fragend glitt eine rote Augenbraue nach oben.

„Ich werde ihr sagen, dass du Trostgeschenke an Gou verteilen willst. Ergo würde ich sie anweisen, dass sie unseren Sohn vom Schlitten werfen soll, damit er sich beim Rodeln den Arm gebricht -

sofern sie auch auf einer Rodelpiste unterwegs sind.“

Grummelnd „…ja klar, als ob sie das tun würde…“ wand sich der Ältere wieder den bunten Treiben auf dem Hügel gegenüber zu.
 

Blade – 17:55 Uhr
 

Blade – 83 – 1 es geht zum Einsatz nach Borg. Hausarzt Einweisung. Hypertonus seit einer Woche!
 

„Ernsthaft!?“ Genervt knallte Yuriy seine Kaffeetasse auf die Fensterinnenbank, während Kai einfach nur resigniert den Alarm auf seinem Einsatzpager quittierte.

„War doch klar, dass sowas kurz vor Feierabend noch rein kommt.“ Kais restlicher Kaffee fand seinen Weg in den Abfluss.

„Ja, aber ausgerechnet nach Borg!?“ beinahe klagend, schloss der Rothaarige das Fenster.

„Tja, mir stellt sich eher die Frage, ob Sergej und Boris mal wieder mit dem RTW in Beycity rumtingeln, anstatt in ihrem Gebiet zu retten.“ Der Silberhaarige angelte nach dem Schlüssel des RTWs.

„Bei der Leitstelle ist das gar nicht so abwegig.“ Sie verließen den Aufenthaltsraum, liefen die Treppen hinunter und schlossen die Eingangstür hinter sich ab.

Glücklicherweise hatte die Stadt ihren Hof am Morgen geräumt und gestreut. Denn zu Schichtbeginn lagen noch gut 15cm Neuschnee und der Weg zur Fahrzeuggarage glich einer Eisbahn.

Doch nun konnten sie zügig ihr Einsatzfahrzeug in Betrieb nehmen.

Yuriy betätigte – Status 3 – Einsatz entgegengenommen – auf dem Funkhörer und begann mit der Dokumentation der Alarmzeit, Einsatznummer und –grund.

Kai hingegen aktivierte das Blaulicht und grüßte die Kinder, welche sich mit freudig glitzerenden Augen auf dem Hügel versammelt hatten und ihnen aufgeregt zuwinkten. Für die kleinen Knirpse waren sie Superhelden.
 

Das blaue Licht des Rettungswagens war in der Dunkelheit gut zu sehen. Das Signal der Sirene hallte über die vom Schnee verwehte Landstraße. Kai fuhr, den winterlichen Gegebenheiten angepasst. Oberstes Ziel war unversehrt anzukommen. Denn was nütze es dem Patienten, wenn die Retter mit Vollspeed unterwegs waren, aber am Ende dann verunglückten?! Richtig – gar nichts.

Yuriy ließ den Blick immer wieder nach rechts und nach links gleiten. Er wollte den Silberhaarigen unterstützen. „Augenscheinlich haben wir eine Sorge weniger. Weit und breit keine Rehe zu sehen.“

„Na zum Glück. Auf einen Wildunfall hab ich reichlich wenig Lust.“

Der Rotschopf lehnte sich entspannt zurück. „Och komm schon. So ein schöner Rehbraten für morgen zum Fest!?“ er grinste.

„Ha ha, sehr witzig“ sagte Kai angespannt und grummelte vor sich hin. Die Straße war kaum noch zu erkennen. Lediglich die Leitpfosten ließen noch erahnen, wo die Asphaltdecke sein sollte.

Der Wind hatte auf den Feldern ordentlich für Schneeverwirbelungen gesorgt und die Schutzzäune regelrecht nieder gedrückt.
 

Sie fuhren gerade die Serpentinen entlang, als um eine der scharfen Kurven ein kleines Fahrzeug schlitterte. Ob der Fahrer zu schnell war oder nicht, die Situation war für den Silberhaarigen einfach zu bekannt. Die beiden Retter fluchten und Kai bremste so scharf, dass Yuriy sich an der Armatur abstützten musste.

„Können die Leute nicht einfach daheim bleiben!!!“ fauchte der Jüngere und wich dem entgegenkommenden Auto aus.

Der Rettungswagen schlitterte um einen Leitpfosten, verließ die verschneite Straße und blieb schließlich in einer Schneewehe stecken.

„So eine verfickte Scheiße!!!“ Wütend deaktivierte Kai das Blaulicht und die Sirene, während der Rotschopf den Warnblinker aktivierte.

„Alles ok bei dir?“ ermittelte der Ältere und erhielt ein entnervtes Nicken.

„Gut, dann lass uns mal sehen, ob wir hier wieder raus kommen.“ Der Rotschopf schnallte sich ab und ließ sein Fenster runter. Kai schaltete die Rundumbeleuchtung des Fahrzeuges ein und startete den Motor neu. Er versuchte das 4 Tonnen schwere Fahrzeug aus der Wehe zu bugsieren.

„Kannst du vergessen.“ Yuriy beugte sich weit aus dem Fenster. „Das hintere Trittbrett liegt auf und die Vorderräder graben sich immer tiefer in den Schnee.“ Er lehnte sich wieder in den Sitz und schloss das Fenster.

„Mit anderen Worten: Wir stecken fest.“ War Kais Fazit, als er zum Funkhörer griff.
 

Leitstelle Beycity für Rotkreuz Blade 83-1
 

Hier Leitstelle Beycity. Sprechen Sie, Blade 83-1
 

Blade 83-1 ist von der Straße abgekommen – keine Verletzten, aber wir stecken fest und benötigen Unterstützung.
 

Leitstelle Beycity verstanden. Frage nach Standort?
 

Yuriy und Kai sahen sich fragend an. „Tja, gute Frage.“ Sie zuckten mit den Schultern.

Der Rotschopf wand den Kopf und spähte nach draußen. Er kniff die Augen etwas zusammen. „Wirklich viel kann ich nicht erkennen.“

„Ja bei mir sieht es ähnlich aus.“ Bestätigte Kai.
 

Blade 83-1 konnten Sie aufnehmen?

„Gib mal den Funkhörer.“ Der Silberhaarige überließ den Funk Yuriy.

Blade 83-1 hat verstanden. Erkunden kurz die Lage.
 

Leitstelle Beycity verstanden, Ende.
 

Kai sah seinen Teampartner an. „Was hast du jetzt vor?“

„Ich erkunde mal die Gegend.“

„Bist du noch ganz dicht!? Rundum ist es dunkel und ich weiß nicht ob dir irgendein Wildtier Auskünfte erteilt.“ Yuriy stöhnte.

„Ich liebe ja deinen Sarkasmus, aber grade im Moment…“ Sie sahen einander an. Dies war wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt um zu streiten.

„Ok, welche Optionen haben wir?“ Fragend sah der Silberhaarige zu dem Älteren.

„Hm, also wenn zum nächsten Dorf laufen keine Option ist, dann vielleicht zu dem Letzten, durch welches wir gefahren sind?“ Kai verzog das Gesicht. „Yura, das wäre doch dasselbe.“

Der Russe seufzte, doch dann fiel sein Blick auf das Navi.

„Schalt, bitte den Motor wieder ein.“

„Wieso? Ist dir kalt?“ Dennoch kam der Sanitäter der Aufforderung nach.

„So schnell nicht, keine Sorge.“ Der Ältere wühlte in der Ablage nach dem Diensthandy.

„Hab’s!“ rief er schließlich triumphierend und schaltete es ein. Mit geübten Fingern wischte er durch das Menü und startete das gesuchte Programm.

Kai lehnte sich etwas zu Yuriy. „Ah, gute Idee!“ nickte er anerkennend und der Notfallsanitäter grinste siegreich. Er hatte Google Maps geöffnet und damit ihren Standort ermittelt, welchen er augenblicklich über Funk an die Leitstelle weiter gab.
 

Leitstelle Beycity verstanden. Wir schicken euch Unterstützung – Ende.
 

Kurz darauf konnten die beiden über Funk die Alarmierung des RTWs Bison vernehmen.

„Die Leitstelle hätte gleich Bison schicken sollen.“

„Ach, Kai…“ Yuriy seufzte. „..du weißt doch, dass unsere Leitstelle nicht so gern ‚fremde‘ Landkreise mit einbezieht.“

„Ist mir egal. Hätten die gleich den RTW geschickt, würden wir nicht hier fest sitzen und…“ Kai sah auf seine Uhr. „…wären schon auf dem Weg zu Gou.“

„Ich weiß, aber Gou ist bei Misaki gut aufgehoben. Genießen wir einfach die Zweisamkeit.“

„Zweisamkeit!? Wir stecken im Schnee fest und es ist arschkalt!“ Daraufhin öffnete der Rothaarige die Beifahrertür.

Kalter Wind strömte in die Fahrerkabine und noch bevor der Jüngere seine Einwände aussprechen konnte, war der Rotschopf schon aus dem RTW geglitten.

„Hey, wo willst du hin?“ Die Türe klappte zu und der Silberhaarige erhielt keine Antwort – er stöhnte genervt. „Warte gefälligst.“

Kai öffnete die Fahrertür und glitt ebenfalls aus dem RTW. Knirschend gab der Schnee unter seinen Arbeitsschuhen nach.
 

KLATSCH

Wie ein Reh im Scheinwerferlicht, blieb der Halbrusse stehen. Seine roten Augen glitten zu der Innenseite der Scheibe.

Drohend langsam rutschte eine weiße Halbkugel an dieser herab. „Was zum Fick!?“

„Achtung!“ Die Stimme seines Partners riss den Silberhaarigen aus seinen Gedanken.

Er sah in dessen Richtung und seine Augen weiteten sich entsetzt. „Wage es ja nicht!“ Doch der Rotschopf grinste nur und holte aus.

Gerade noch rechtzeitig, mit einem beherzten Hechtsprung, duckte sich Kai unter dem nächsten Schneeball hinweg. Er strauchelte und nur mit Müh‘ und Not blieb er auf den Beinen.

„ALTER!!!“ brüllte der Jüngere dem Anderen entgegen. „Wie alt bist du!? Ich hätte mich beinahe auf die Fress-“

KLATSCH

Eisige Kälte breitete sich auf der Haut des Silberhaarigen aus. Der 3. Schneeball hatte gesessen, den Halbrussen mitten im Gesicht getroffen und nun lief ihm das geschmolzene Wasser in den Kragen seiner Jacke.

„Ups...“ murmelte Yuriy und kratze sich am Hinterkopf. „Sorry, der sollte eigentlich deinen Oberkörper treffen. Da habe ich wohl falsch kalkuliert. Du bist aber auch ganz schön in den Schnee gesunken.“Mit dieser Aussage machte der Rothaarige es nicht wirklich besser.
 

Doch Kai wischte sich in aller Seelenruhe den Schnee aus dem Gesicht, ehe er sich wortlos abwand.

„Ach, komm schon!“ rief Yuriy. „Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt. Das war doch nur Spaß, Mann!“ Er kam näher – definitiv ein Fehler.

Denn Kai hatte die weiße Halbkugel von der Scheibe gesammelt, sie kurz in seinen Händen wieder in Form gedrückt und….

KLATSCH versenkte sie mit einer gewaltigen Portion Genugtuung in der Visage seines Freundes.

Irritiert und überrumpelt blinzelten ihm die eisblauen Augen entgegen.

„Was denn? Ist doch nur Spaß.“ Äffte Kai ihn nach.
 

______________ keine 2 Minuten später _____________
 

Eine ‚brutale‘ Schlacht war zwischen ihnen entbrannt. Yuriy presste sich mit den Rücken an die seitliche Schiebetür des RTWs. Stoßweise glitt der Atem ihm über die Lippen, denn sie schenkten sich nichts und nur die Karosserie des Einsatzfahrzeuges bot Schutz bei diesem Krieg.

Vorsichtig tastete er sich in Richtung Heck. Der Rotschopf würde den nächsten Schneeball abwarten und dann – ja dann, würde er Kai mit einem erneuten Treffer ins Gesicht besiegen.

Das Rücklicht hatte er bereits erreicht. Noch einmal atmete er durch, bevor er hervor sprang.

„Triffst mich nicht~“ rief der Ältere übermütig und prompt kam ein Schneeball als Reaktion seitens des Silberhaarigen. Jedoch hatte der Russe damit gerechnet und war blitzschnell wieder hinter dem Fahrzeug verschwunden.

//1…2…3// zählte Yuriy gedanklich ab und sprang erneut hervor. Wenn seine Rechnung aufging, dann würde sein Partner in diesem Moment einen neuen Schneeball formen und war ergo noch unbewaffnet.
 

Zügig überwand er die Distanz und rannte am Heck vorbei zur anderen Seite des RTWs.

Yuriy holte aus und hatte seinen Siegessatz schon auf der Zunge. Doch was war das!?

Von dem Jüngeren fehlte jede Spur. Wo war er hin?

Der Rotschopf sah sich um, schritt vorsichtig durch den Schnee zur Fahrerkabine. War sein Partner zurück in den RTW gestiegen? Zögernd lugte er durchs Fenster. Aber auch hier war der Silberhaarige nicht.

„Kai?“ fragend hallte Yuriys Stimme in die Dunkelheit.

//Wo steckt der nur!?// Etwas ratlos sah der Notfallsanitäter sich um. Er umrundete ihr Fahrzeug zweimal. Aber der Sanitäter blieb verschwunden und in der Ferne konnte er nichts erkennen. Yuriy ging zurück zur Fahrerseite und stieg ein. Seine Finger glitten über die Mittelkonsole und betätigten die Schalter für die Rundumleuchten. Anschließend verließ der Rothaarige den RTW wieder.

Nochmals umrundete er den Rettungswagen.

„KAI!!!!“ rief er erneut. „KAI, WO BIST DU!?“ Aber wie schon davor – keine Antwort.

Lediglich in der Ferne konnte er nun das Blitzen von Blaulicht ausmachen. Vermutlich die nahende Feuerwehr, welche zu ihrer eigenen Rettung anrückte und wenn nicht, dann vermutlich ein weiteres Rettungsmittel, das einen Einsatz hatte. Am Ende war es Yuriy egal. Denn was ihn viel mehr beschäftigte war die Frage, wo der Jüngere abgeblieben war. Ihm wurde mulmig.

„Bin ich jetzt in einen dieser schlechten Horrorfilme, oder was!?“ leicht genervt stemmte der Russe die Hände in die Seiten.
 

Und als hätte Yuriy mit diesen Worten das Unheil selbst herauf beschworen, erhob sich der Wind und fauchte. Dünne Schneeverwehungen flogen über das Feld, auf welchem sie festsaßen und was war das für ein Geräusch!?

Der Rotschopf lauschte. Es klang, als würde etwas den Schnee unter sich zusammen quetschen.

Vielleicht war er ja doch in einem Splatter gefangen – Verrückte gab es auch hier und vielleicht lag Kai irgendwo im Wald und-

Yuriy schüttelte den Kopf um die aufkommenden Gedanken und Bilder zu vertreiben.

Doch das Geräusch wurde immer lauter. Der Russe wich zurück und lehnte sich mit den Rücken an den Rettungswagen.

„KAI, LASS DIE SPIELCHEN UND KOMM RAUS!“ brüllte er nochmals in der Hoffnung, endlich ein Lebenszeichen von dem Sanitäter zu bekommen, als ihn plötzlich etwas an den Knöcheln packte.

Wie vom Blitz getroffen schnellte sein Blick nach unten. Er konnte nur noch die filigranen Finger erkennen, die an seinen Beinen rissen, ehe er mit dem Gesicht voran – der Länge nach im Schnee landete.

„…ch b..in..d..ch..m!!“

Ächzend drehte der Rotschopf sich um und wischte sich mit einer Handbewegung den Schnee aus dem Gesicht.
 

Schallendes Gelächter ertönte unterhalb des RTWs und langsam kroch der Silberhaarige unter diesem hervor.

„Ich hab dich‘ leider‘ nicht verstanden, Yura.“ Grinste Kai, während er sich aufrichtete und den Schnee von der Dienstkleidung abklopfte.

Anschließend zog er seinen Partner ebenfalls auf die Beine.

„Ich sagte: Ich bring dich um!“ murrte Yuriy und entfernte die weißen Schneemassen aus seinen Haaren und von seiner Kleidung.

Der Silberhaarige grinste. „Ach komm…war doch witzig…“

„Hahaha…selten SO gelacht.“
 

Scheinwerferlicht umhüllte sie und die beiden wandten sich ihrer nahenden Rettung zu.

Die Feuerwehr hatte es endlich zu ihnen geschafft und augenscheinlich kam die große Drehleiter wesentlich besser mit der Witterung klar. Die beiden Rettungsdienstler konnten ihren ersehnten Feierabend bereits riechen.

Doch die Freude währte nicht lange. Als die Türe des roten Fahrzeugs sich öffnete, wehte langes silberfarbenes Haar und beim Anblick dessen, entglitten Kais Gesichtszüge.

„Ganz ruhig, ja?“ wisperte Yuriy vorsorglich und trat einen halben Schritt vor Kai.

„Wen haben wir denn da!? Na, habt ihr Blinzen vom Rettungsdienst euch verfahren?“ Garlands Blick glitt an Yuriy vorbei zu dem Halbrussen. Sein Grinsen wurde breiter. „Ah, ich sehe schon…nicht vorhandene Fahrkünste und ein mieser Orientierungssinn!“

„Den mach ich kalt.“ Zischte Kai bedrohlich, schob die Ärmel seiner Jacke hoch und marschierte auf sein Gegenüber zu. Allerdings kam er nur eine knappe Armlänge weit. Denn wohlwissend, dass es wohl Tote geben würde, ergriff Yuriy seinen Hitzkopf am Kragen und hielt ihn fest. Gedanklich atmete er jedoch ebenfalls tief durch. Es gab Feuerwehrleute mit denen sie Hand in Hand arbeiten konnten, sich blind vertrauten. Tja und dann gab es dann noch den Langhaarigen dort.

Mit strengem, aber professionellem Ton, richtete sich der Rothaarige an Garland.

„Du liegst wie immer falsch, denn wir wurden abgedrängt. Jedoch tut dies jetzt nichts zur Sache. Verrate mir lieber, warum ihr über 45 Minuten bis hierher brauchtet. Hat euch der Helm das Hirn abgeschnürt, sodass der Sauerstoffmangel euch lahmarschiger als Zombies macht?“ Der Langhaarige schnappte nach Luft, kam aber nicht zu Wort. „Ach schon gut. Wir wissen ja: Helm auf – Hirn aus, ist euer Motto. Dennoch könntest du deine Kameraden so langsam anweisen, dass sie sich mal drehen und endlich unser Fahrzeug auf die Straße ziehen.“

Mit diesen Worten wandte sich Yuriy ab, legte einen Arm um Kai und schob ihn sanft, aber bestimmt zurück zum RTW.

Sie stiegen ein und überließen alles andere den Kameraden der Feuerwehr.

„Wie ich diesen eingebildeten Schnösel hasse!!!“ brach es aus Kai heraus, als sie wieder in der Fahrerkabine saßen.

„Ich weiß.“ Seufzte Yuriy und klappte die Blende herunter. „Dabei ist mir schleierhaft, was das jedes Mal zwischen euch ist.“ Er zupfte an seiner Frisur, doch es war hoffnungslos. Der Schnee hatte das Haarspray aus seiner Frisur gespült, welche nun so langsam in sich zusammen fiel.

„Der ist einfach so ein Angeber-Typ. Ein Schnösel, der denkt er wäre der King. Ja, seine Tätigkeit ist ehrenamtlich und sowas respektiere ich, aber seine Art –aargh!!!! Auf sowas reagiere ich allergisch.“ Kais Finger massakrierten das Leder des Lenkrades.

„Vielleicht steht er einfach nur heimlich auf dich und versucht dir zu imponieren?“ warf der Russe ein und klappte die Blende in ihre ursprüngliche Position zurück.

„WAS!?“ stieß der Jüngere entsetzt aus. Zeitgleich ruckte ihr Fahrzeug weiter nach hinten. Anscheinend hatte die Feuerwehr begonnen sie zurück auf die Straße zu ziehen.

„Würde doch seinen Gockelauftritt, welchen er jedes Mal an den Tag legt, sobald du dabei bist erklären.“

Sprachlos sah der Silberhaarige seinen Nebenmann an.

//3…2…1…// zählte Yuriy gedanklich und zeigte wie ein Dirigent auf Kai, welcher just in diesem Moment sich erneut aufregte.

„Dieser Lackaffe!!! Ist es schon zu spät, mir vom Weihnachtsmann zu wünschen, dass der von der Oberfläche verschwindet!?“ Der Notfallsanitäter prustete. „Jetzt wirst du aber kindisch! Vom Weihnachtsmann wünschen…“ Yuriy sah in den Seitenspiegel. „Oh, hey! Wir sind wieder auf der Straße und…“ er grinste wölfisch. „..dein Lackaffe kommt.“ Durch Kais Körper ging ein Ruck und die Nackenhaare stellten sich ihm auf. Sein Blick glitt in seinen Seitenspiegel. „Er ist nicht mein Lackaffe.“ Der Silberhaarige sah zu seinem Partner. „Ich hab ja dich.“ Der Ältere verzog den Mund zu einer Schmollschnute. Jedoch nicht lange, denn das diebische Lächeln Kais ließ ihn stutzen.

„Was…ähm…hast du vor.“ Fragte er daher irritiert.

„Warts ab.“ Der Sanitäter startete den Motor und ließ das Fenster herunter. Er beugte sich raus und sah zu den Langhaarigen.

„Hey Garland…“ Kai spielte mit dem Gas. „…danke für die Hilfe und…“ er ging leicht von der Kupplung. „…frohe Weihnachten!!“ Der Silberhaarige trat das Gaspedal voll durch. Die Räder des Rettungswagens quietschten und drehten durch bis sie Gripp bekamen.

Yuriy und Kai beobachteten in ihren Seitenspiegeln wie eine Welle an Schnee aufgewirbelt wurde und den Feuerwehrmann mit voller Wucht traf. Die Schneemassen rissen Garland zu Boden und sein Fluchen brachte die beiden zu Lachen.

Der Sanitäter schloss das Fenster wieder und lenkte das Fahrzeug zurück zur Wache. Sein Beifahrer lehnte sich entspannt zurück und atmete durch. „Ok, mit dem Move eben hast du definitiv die Schneeballschlacht gewonnen.“

„Danke!“ Grinste Kai. „Dieser Schachzug war mir auch ein persönliches Vergnügen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank fürs Lesen.
Ich würde mich wahnsinnig über Feedback freuen, da ich gern wüsste ob meine Erläuterungen ausreichend und verständlich sind.

Ich möchte mich auch nochmal bei der Support Group bedanken. *verneig*
Ihr habt mich ermutigt, dies hier zu schreiben und online zu stellen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist wirklich sehr persönlich und ich möchte mich bei den beteiligten Personen nochmals bedanken.
(Auch wenn ich euch nicht gefragt habe, ob ich eure Antworten verwenden darf, so hoffe ich, dass es ok ist.)

Mein Highlight war, dass ihr Gou kennen lernen durftet. Er ist in diesem Kapitel 2 Jahre und 10 Monate alt.
Zudem ist er der Sohn von Yuriy und Kai. Zwar kommt er äußerlich sehr nach Kai, hat aber die Augen von Yura. <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen dank fürs Lesen und um jetzt wieder positiver zu werden:
Es gibt jetzt Kapitelbilder!!!!

Wenn ihr einen Blick in den "Charakter" Reiter werft, dann erwarten euch Titelbilder zu den einzelnen Kapiteln. Diese Idee kam mir, bei der (versuchten) Nötigung der Support Group, als ich ein (nicht sooo seriöses Bild meiner Beine auf der Ablage des Fahrzeugs) Bild von mir auf Arbeit gepostet hatte.
Dieses sollte ich gegen das Titelbild austauschen. ^^"

Übrigens hatte ich ENDLICH die Gelegenheit den kleinen Insider "Was zum Fick" einzubauen.

Begriffe:

Hypoglykämie - Unterzucker
Hochrasantztrauma - bezeichnet die Verletzungen (Traumata) aufgrund der Einwirkung hoher Werte kinetischer Energie auf den menschlichen Körper.

HWS Distorsion - Schleudertrauma der HalsWirbelSäule
Sternum - Brustbein
MRT Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe keine Ahnung, warum es zwischendurch ein bisschen in Richtung Horror ging XD
Dennoch bin ich vorsichtig optimistisch, dass es euch vielleicht gefallen haben könnte. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  WeißeWölfinLarka
2021-01-06T20:25:54+00:00 06.01.2021 21:25
Eine Frage vorweg: Basiert die Geschichte auf wahren Begebenheiten oder war das diesmal größtenteils eigene Fantasie? Also die Frage ist: ist die Schneeballschlacht "wirklich" passiert?

Ich möchte schon zu Beginn sagen, dass mir der Einstieg mit der Metapher "Väterchen Frost" für den Winter gefällt :)
Es ist sehr authentisch, wie über das Wetter geschimpft wird - aus Retterperspektive. Ich habe ein bisschen über die Oma mit dem Rollator und den Opa und seinen Garagengang geschmunzelt. Ziemlich nachvollziehbar und echt :)

Ich mag auch die Interaktion am Anfang zwischen Kai und Yuriy. Diese Heimeligkeit ("HIer, dein Kaffee"), dieser Alltagseinblick gefällt mir.
Und du hast Misaki miteingebaut, Yay!

Spannend war die Fahrt nach Borg, was gar nicht ihr Einsatzgebiet war. Das Ausrutschen auf der Straße hat mich erschrocken. Es war sowohl amüsant aber auch ein wenig düster, wie Kai und Yuriy mit dem kleinen Unfall umgingen. Ich hatte anfangs etwas Angst, dass es so dunkel wird, wie in dem Traumakapitel zuvor.
Die Idee mit dem Standort schicken ist sehr schlau!

Yuriy ist so tot - dass er Kai so ins Gesicht trifft. Aua. Aber an Yuriys Stelle hätte ich - allem Schock zum Trotz - sehr gelacht ... und vermutlich auch wie er die Retourkutsche abbekommen.
Für mich ist trotzdem eine gewisse Distanz zwischen Yuriy und Kai, aber das bin vermutlich nur ich. Vermutlich empfinde ich den Begriff "Alter" in diesem Zusammenhang distanziert für Liebende oder weil sie sich ein bisschen angiften - aber das liegt wohl daran, dass ich im Schmusemodus durch Türchen 24 bin^^°
ABer ach, mein Herz geht auf bei diesem kindischen "Triffst mich nicht" omg XD
Aber gleich dazu kommt ein mulmiges Gefühl, weil Kai plötzlich weg ist - ich denke noch, dass Kai ihn vermutlich nur verarscht - aber weil du im Autorenkommentar was angedeutet hast, habe ich Angst, dass Kai in einer Schneeverwehung versunken ist :(
OH Gott, WAS DENKST DU DIR HÄnde aus dem Schnee, mein erster Gedanke in so einer Siutation wäre ich schreiend weggelaufen. Zombies! OH Gott - ich hab was ganz anderes gedacht, ich dachte Kai war eingebuddelt und war eingesperrt und er spuckt diese Töne aus. Zack, verlesen. Man, bin ich erschrocken.

Garlands Auftritt mit Wind in seinem schlehenwei´ßen Haar - hab ich gelacht XD Ich bin sehr gespannt, welchen Grund der Groll von Kai gegen Garland ist. (FAlls du das in vorigen Kapiteln schon getan hast, dann verzeih, ich hab das wieder vergessen!!)
Ich habe mich sehr amüsiert über die Art und Weise, wie Kai wegen Garland an die Decke geht, umso mehr, als Yu einfach vermutet, Garland könnte auf ihn stehen XD
Aber das Ende war schon en wenig diabolisch, wenn das kein schlechtes Licht auf die beiden wirft, auch wenn es nur gegen Garland war, aber wenn er ehrenamtlich arbeitet, und Feuerwehren ja (nach amerikanischem Vorbild zumindest) immer kameradschaftlich zusammen halten... ich hoffe nicht, dass das irgendwie böses Backlash gibt für Yuriy und Kai :(
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
01.02.2021 14:54
Larka, vielen VIELEN Dank für dein Kommi.
Ich war so niedergeschlagen, dass es lange kein Kommi gab.
Fragen wie: "Ist es so mies?!" oder: "Soll ich es wieder entfernen" schwirrten durch meinen Kopf. Doch du hast mich gerettet. :)

Also die Geschichte basiert teilweise auf wahren Gegebenheiten. Die lustigen, patientenorientierten Sequenzen gibt es durchaus. Der Rest allerdings war doch eher erfunden.
Sehr gefreut habe ich mich über dein Lob zum Anfang der FF. Bei mir steht und fällt sehr viel mit dem Anfang. Wenn der nicht ordentlich ist, läuft die ganze Fic nicht. Daher Dankeschön für das Lob. *~*
Die Szene mit dem Kaffee gefällt mir ebenfalls sehr. Ich habe sie aus meinem Arbeitsalltag übernommen. Denn mein Lieblingskollege und ich reichen den uns gegenseitig auch sehr gern. In meinen Augen schafft das tatsächlich eine tolle friedliche Atmosphäre.

Ohhhh...ok..
Also ich muss gestehen, dass ich meinem Mann gegenüber auch oft mal die Bezeichnung: "Alter" verwende. ^^"
Wahrscheinlich ist das für mich so normal, dass ich mir dabei keine Gedanken gemacht habe, wie das für andere wirken könnte.
Aber ich kann dir versichern, dass ich meinen Mann liebe und ihn dennoch manchmal mit dem Ausruf: "Alter, dein ernst!?" oder ähnlichen bewerfe.

Der Zwist zwischen Kai und Garland...ähm...ich muss mir noch nen Grund überlegen!! XD
Aber ich habe einfach jemanden gebraucht, den Kai nicht sehr sympathisch findet. An sich bieten sich da ja so einige Charaktere an...aber joa...dank unserer kleinen Support Group bin ich ein bisschen auf Garland getriggert und nein, die beiden bekommen wegen ihrem diabolischen Abgang keinen Ärger - ich schwöre~
Von:  kylara_hiku_Lamore
2021-01-01T20:06:12+00:00 01.01.2021 21:06
Sehr mitreißen das ganze auch wenn ich zwischen Traum und Realität nicht gleich den Übergang mitbekommen hab.
Wie du schreibst...sorry es hat mich an mich selbst erinnert Sowas läßt ein nicht los, es beschäftigt einen immer wieder...
Ich kann mit Kai gut mitfühlen.

Yuriy und Kai sind ja so süß!! Das blauäugige reubtier! :-) und ich weiß zwar nicht warum aber diese "was zum fick" bringt mich bei euren Storys echt zum lachen! Es vermittelt mir so eine Art Zusammengehörigkeit von euch!
Und da war noch so eine coole kleinichkeit die mir ein schmunzeln auf die Lippen gezaubert hat! : "Boris Pfiff nach einer Schwester!!" XD alter weiberheld!!! Aja und schön das sie sich am Ende doch noch verstehen!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
02.01.2021 09:25
Ich freue mich riesig über deine Kommis und natürlich das, dass Kapitel dir gefallen hat...obwohl es so düster stellenweise ist.
Der Übergang zwischen Traum und Realität war bewusst so gewählt. Sehr schön, dass es geklappt hat.

Das "Was zum Fick" ist tatsächlich ein kleiner Insider. Genau wie das Seelenfresser Ding in Bezug auf Yuriy. XD
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-31T22:38:48+00:00 31.12.2020 23:38
Also ich muss mich miternachtsblick anschließen du bist am Zahn der Zeit und ja das könnte mal historysch werden. XD
Kai als Papa macht sich ja wirklich gut und der Moment mit der Bombe war ja einfach zu süß. Im Allgemeinen vermittelt es sehr viel Herzlichkeit! Wobei ich auch mal kurz einen Herzinfarkt hatte! Das eben mal nicht hinsen endet gerne im Chaos!
Dass Kai der ja eigendlich der ist der normalerweise die Ruhe bewährt doch mal etwas Panik zaubert mir ein schmunzeln ins Gesicht.
Ihr habt eine support gruppe?? Dass du die eingebaut hast finde ich super, das gibt den ganzen was besonderes.

Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
31.12.2020 23:52
🤣
Dankeschön. Bei all den Corona hoffe ich jedoch nicht zu fixiert darauf geschrieben zu haben.
Ja die Support Group gibt es wirklich und sie ist mir mega wichtig.
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-29T19:55:45+00:00 29.12.2020 20:55
Ich fand es toll mal einen Einblick in diese Welt zu bekommen ich hatte leider schon öfter die Rettung im Haus und da werden Minuten zu Stunden.... Aber dass da soviel Kleinkram dranhängt wusste ich nicht. Oder dass eine Leitstelle mal nicht so gut ausgestattet ist. (mir ist klar dass das nicht immer der fall ist aber so sollte es nicht sein) die Rettung braucht gute 30 Minuten zu uns. Im Vergleich der Tierarzt nur 10 aber der steigt einfach ins Auto und saust auch ohne Blaulicht wie ein irrer über die Landstraßen. Und es ist sogut wie der gleiche Weg!
Ich finde die Charaktere die du gewählt hast interessant. Brooklyn passt perfekt in diese Rolle. Kai kann ich mir hingegen nur schwer in so einem sozialen Beruf vorstellen!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
29.12.2020 21:08
Vielen lieben Dank für dein Kommi.
Ich kann nur sagen, dass es sicher furchtbar ist zu warten bis Hilfe kommt.
Manchmal dauert es auch noch länger wenn der eigentliche Rettungswagen, der für das Gebiet zuständig ist, bereits im Einsatz ist und dann eben der nächste Standort übernimmt.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:01:27+00:00 22.06.2020 15:01
Vorwort zum Kommentar:
Wie du vllt weißt, schreibe ich parallel zum lesen, meistens. Das ist auch hier der Fall. Ich schreibe stumpf auf, was mir ein- bzw. auffällt. Du erfährst sozusagen „live“ meine Leseeindrücke, beinahe ungefiltert, also falls sie irgendwie blöd rüber kommen… ich relativiere mich oft^^

Bei dir ist Kai auch Halbrusse! Liebä!
Ich muss zuggeben, ich war so in meiner Li-la-laune-Welt, dass ich es fast als Beleidigung aufgefasst habe, dass Boris Kai nicht leiden kann? xD Aber so muss das wohl sein, es kann ja nicht immer und überall friedlich zugehen.
Ich bin wieder sehr froh über die Angabgen in der Charakterliste zu den einzelen Stationen, denn ich bin schon wieder überfordert, wer wo jetzt arbeitet und was Blade und Borg ist. (Borg ist die Station, wo alles so ein bissi… alt ist, oder?)

Ich feier ja sehr den Namen „Kreiselstraße“, du willst es aber auch mit der Beyblade-Assoziation auf die Spitze treiben, oder? :D

Hrrrr… muskulöse Brust… Sorry, was?! XD

Mensch die Armen, so ein Stress, die tun mir richtig Leid. Vor allem, weil Boris auf dem Wagen ein Arsch ist? Und Kai genervt ist und das alles runterschluckt? (ich möchte ja mal wissen, ob Yuriy und Boris auch Einsätze haben und ob Boris sich mit Yuriy besser versteht?
Dieser unterschwellige Neid Boris‘ Kai gegenüber ist… anstrengend. Mensch.

Woooah, okay krass. Da kommt ein Unfall und du machst da den übelsten Cliffhanger! Ich hab bei dem Übergang erst nicht gecheckt, dass Kai aus einem Traum aufwacht, ich dachte, Partner wäre auf Boris bezogen. Die Diskussion im Bett über die Traumabewältigung ist einerseits sweet und lustig, andererseits hart (was Kai wohl am Abend vorher für Yuriy nicht sein wollte… …. Sorry ._.)
Ach. Und der Seelendiebwitz! JA! XD #SeelenfresserYuriy XD
Aber Kai scheint ja jetzt willens, weiter zu erzählen. Ich bin gespannt.
(Wird mein Herz es ertragen?) Es ist auf jeden Fall spannend! Vor allem, dass Kai physische Schmerzen von dem Albtraum hat.

Ich finde es bezeichnend, dass Kais Erzählung so … schablonenhaft wirkt? Für mich ist die Art und Weise, wie Kai in der wörtlichen Rede spricht, eher etwas für einen Erzähltext. Es klingt nach Berichtform. Und dadurch wirkt es sehr so, dass Kai sich zwar erinnert, aber die Erinnerung so neben sich stellt, um sich zu distanzieren. (Diesen ersten Eindruck hatte ich zumindest in dem Abschnitt von „Das Unfallgeschehen … Airbag zurückzuführen ist.“)
Als Kai dann danach Boris lobt, ist seine Erzählweise wieder eher wie in einem Gespräch. Auch weil Yuriy jetzt Fragen stellt, fühlt es sich mehr dialogisch und lebendiger an.
Dennoch kommt dann wieder die Phase des Erzählens seitens Kai. Ich finde, als literarischen Kniff hättest du vielleicht besser eine Rückblende einfügen können, nachdem Kai fragt, was Yuriy wissen möchte. Denn die Erzählung in der Gegenwart wirkt etwas… na ja steif… ? Damit meine ich nicht den Inhalt, aber die Art der Darstellung. Weil seine wörtliche Rede eher wie ein Erzählertext wirkt und nicht wie jemand, der diese emotionalen Erlebnisse einer ihm nahestehenden Person erzählt.
Aber das mit der Rückblende ist vor allem meine persönliche Präferenz. Du hast dir ja etwas dabei gedacht, dass Kai es in Dialogform für Yuriy erzählt.
[Ich weiß, dass du hier z. T. sehr persönliche Eindrücke verarbeitest; das hattest du ja mal angemerkt. Und deshalb möchte ich dir sagen, dass ich das bei allem, was ich hier kommentiere, im Hinterkopf habe.]
Je mehr ich aber auch die Unterhaltung lese, desto fragiler wird meine diesbezügliche Einschätzung. Nicht alle Sprechteile von Kai sind so distanziert-erzählerisch. Außerdem kann ich auch gute Gründe nennen, warum diese Distanz auch wichtig ist. Es war ein sehr traumatisches Erlebnis, dieser Unfall, und ich denke, dass Kai auch aus dem Grund diese Berichtform als Erzählform wählt. Und ich mag es auch sehr, dass Yuriy ungläubige Einwürfe macht. Ich schätze, das ist auch der Grund, warum du bei der Dialogform bleiben wolltest? (Auch wenn man das bei Rückblenden auch machen kann, aber wie gesagt: persönliche Präferenz)
Auf den Unfall selbst komm ich kaum klar. Mir ist wirklich eine Gänsehaut überkommen. Wirklich gruselig. Und die Vorstellung, dass, wenn der Unfall in der Senkung passiert wäre… Yuriys „sprich nicht weiter“ ist so authentisch und spricht einfach Bände.

Mir fällt übrigens auf, dass Yuriy genau die Fragen stellt, die jeder stellen würde, der sich nicht so gut mit Medizin auskennt. (Also Laien wie ich.) Auf der einen Seite finde ich das sehr gut, weil durch das Gespräch dann alles erklärt wird. Auf der anderen Seite frage ich mich zwei Dinge: 1. Müsste Yuriy die Fragen nicht selbst beantworten können, weil er selbst Notfallsanitäter ist? 2. Oder fragt Yuriy diese Dinge, weil das zur Traumabewältigung gehört?

Über die Subjektivität von Schmerzen war ich sehr wütend. Das hat doch sicher wieder Auswirkungen – nicht nur auf Diagnosen, sondern auch auf Bezahlung von MAßnahmne, oder?
Ich ärgere mich über diese Bürokratie!

Und – ja ich sage es: WASZUMFICK bitte, warum grinst dieser Verrückte Zagart Kai und Boris an? Als hätte ers drauf angelegt? Uff… Kein Wunder, dass Yuriy wütend aus dem Bett springt und etwas zerstören will.
Und sehr viel Liebe für Yuriy, der Kai im Bett wieder wärmt! ♥

Hach. Ich bin aufgewühlt. Ich glaube, ich muss jetzt auch etwas zerstören! (oder was mit Zucker lesen, viel Zucker…)

Aber wie Yuriy schon sagte, immerhin verstehen sich Boris und Kai seitdem. Ich hatte mich auch schon sehr gewundert, weil die ersten Kapitel eher auf eine Freundschaft der beiden bzw. Wenigstens Vertragen hingedeutet hatten. (Und nur Brooklyn der Buhmann war ^^)


Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
09.07.2020 09:42
HOLY SHIT, LARKA!!!

Deine Kommis sind Liebe pur!!! Allein wie ausführlich sie sind und eben, dass du in Echtzeit kommentierst...also ich weiß immer an genau welcher Stelle du bist und das ist wirklich fantastisch.

Sorry, dass ich dich aus deiner Li-La-Laune gerissen habe. ^^"
Aber ich gelobe Besserung was Boris und Kai betrifft. Mittlerweile sind sie ein gutes Team ;)
Ich freue mich auch, dass du die Charaliste so nutzt. Da weiß ich, dass der Aufwand damals nicht umsonst war und ja Wache Borg war die etwas ältere bezüglich Ausstattung / Technik. d^_^

^^" Ich werde das so beibehalten...denk ich. Straßennamen werden immer etwas mit Beyblade zu tun haben....oder alle Patienten wohnen in der Kreiselstraße XD - mal sehen.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht habe, wie Yuriy und Boris sich verstehen. *grübel*
Aber, da Yura erst nach diesem Unfall zum Team stieß...werden sie sich sicher verstehen.

Die Art und Weise wie ich über diesen Unfall schreiben wollte, war tatsächlich sehr schwierig. Ich habe das Kapitel sehr oft umgeschrieben und diese Version war schließlich die, mit der ich leben konnte. Geplant war, dass er es etwas distanziert erklärt, da er es nicht noch näher an sich lassen wollte, als schon der Traum...
Tut mir leid, wenn ich dir damit etwas Schwierigkeiten bereitet habe.

Zu deinen Fragen...woah...jetzt bringst du mich ins Schwitzen... ^^"
Ja Yura ist NFS...und die Gesprächsform, diente tatsächlich um Dinge verständlicher für "Laien" zu machen. Ich würde Yuriys Fragen jetzt einfach darauf zurück führen, dass es ihn hier nicht beruflich getroffen hat...sondern privat. ^^"

Tatsächlich hat diese Subjektivität Auswirkung. Allerdings kann ich dir jetzt nicht den genauen Begriff dafür nennen. Es gibt von der Versicherung doch so Einstufungen...wo man dann ...aargh wieso komm ich nicht auf das Wort...man..."Prozente" angerechnet bekommt....die sich finanziell rechnen.
Ich bekomme heute noch Briefe, wo ich immer und immer wieder schreiben muss, ob ich noch Probleme habe und ob ich deswegen in Behandlung bin...bla...bla...
Probleme immer wieder...Behandlung nö...weil...wird ja h nix gemacht.
Bürokratie - sucks.

Danke dir für das ausführliche Feedback.
Ich habe mich riesiiiiiig gefreut.
Von:  LittleLionHead
2020-05-28T12:14:16+00:00 28.05.2020 14:14
Ich habe nach wie vor das Gefühl dass du hier eine sehr persönliche Geschichte erzählst. Diese Verschachtelung von Traum, Erzählung und Erinnerung gefällt mir. Du hast es super hinbekommen dass es spannend, aber nicht unübersichtlich wird. So ein Unfall ist heftig. Dass man davon Narben behält, die nicht nur den Körper betreffen, macht Sinn. Ich mag das Kapitel sehr! Danke dafür. ❤️
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
09.07.2020 09:20
Persönlich war dieses Kapitel definitiv.
Umso mehr, bin ich erleichtert, dass die Verschachtelung bei dir gut ankam. Denn ich habe mich doch etwas schwer damit getan und musste das Kapitel mehrmals umschreiben.

Vielen Dank für dein Lob <3
Von:  Marron
2020-05-26T19:30:00+00:00 26.05.2020 21:30
Ich bin erstmal erschlagen von dem Kapitel.
Im Ernst, da ist so viel drin, dass ich gar nicht weiß, was ich zuerst sagen soll. Ich fange einfach mal bei Boris und Kai in der Traumsequenz an. Das ist mir als erstes aufgefallen.

Das Verhalten von Boris hier kommt mir so bekannt vor. Du glaubst es nicht - so ist mein Kollege echt auch. Immer muss er sich aufspielen und so tun, als wäre sein Alter der Grund, weshalb er immer Recht hätte.
Echt, ich kann Kais Verhalten hier so gut nachvollziehen. Ich habe damals auch irgendwann beschlossen, das zu ignorieren. (Mein Kollege und ich sind, so gesehen, im selben Rang, aber er meint immer, er wäre besser. Und wenn ich ihn machen lasse, setzt er sich von allein in die Nesseln - er lernt es aber auch nie -.-)
Und da Kai ja etwas mundfaul ist, wie du sehr treffend schreibst, passt es wunderbar zu ihm, dass er Boris machen lässt. Nicht alles muss in einen Machtkampf ausarten, finde ich.

Ich muss gestehen, ich habe nicht sonderlich darüber nachgedacht, was dann kommen könnte. Umso erschrockener war ich dann, als es vom Traum aus zu Kais Schilderung der Sache ging. Ich glaube, an Yuriys Stelle hätte ich auch nicht ruhig bleiben können. Glaub mir, das eine Mal mit einem Kind und einem Konfrontationskurs mit dem Tischkicker hat mir gereicht. Mehr muss nicht sein... -.-

Aber ich denke auch, dass reden da sehr weiterhilft. Ich persönlich rede da eher sogar öfters über die Dinge, die mich beschäftigen. Und die Nummer damit, dass Kai und Boris ihre Kollegen fragen, obwohl sie eigentlich den Unfall hatten - das habe ich auch mal gemacht. War zwar kein Unfall, sondern eine Narkose, die noch nachwirkte, aber war auch meine erste Frage. Ob's demjenigen gut ginge, der neben mir saß. Ich habe damals ziemlich verwirrte Gesichter gesehen, ich kann mir hier also auch diese Reaktionen recht gut vorstellen.

Joah, ich finde es einerseits genial, wie du Zagart eingebaut hast. Andererseits wäre mir immer noch mulmig, wenn ein nicht zurechnungsfähiger Mann mich so angrinsen würde. Ich glaube, ich würde mich regelmäßig versichern, dass der weggesperrt ist, sonst würde ich beim neuerlichen Erinnern etwas nervös.

Ich finde die Interaktion zwischen Yuriy und Kai zuckersüß! Und auch sher realistisch. Es passt zu Kai, seine Gefühle mit Sarkasmus irgendwie unter Kontrolle zu kriegen. Davon will ich mehr lesen!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
09.07.2020 09:18
Wow, danke für deinen Hammer Kommentar und ich bin froh, dass es dich nicht tatsächlich erschlagen hat, denn sonst hätte ich wohl ein ziemliches Problem. ^^"

Jaaa "Boris" konnte schon Assi sein und es freut mich, dass sein Charakter doch sehr realistisch rüber kam, sodass du deinen Kollegen wiedererkennen konntest.
Das zeigt mir aber auch, dass es solche Typen tatsächlich überall gibt. Doch ich kann sagen, dass sich "Boris" hier wirklich gebessert hat.

Reden hilft tatsächlich, selbst wenn man eigentlich nicht der Typ dafür ist und Kai ist definitiv nicht der Typ dafür. Allein seine Maulfaulheit steht ihm da eigentlich im Weg. Doch Yuriy weiß mittlerweile ganz gut, wie er ihn dazu bekommt.

Ich danke dir wirklich für dein tolles Feedback und bemühe mich, deinen Erwartungen gerecht zu werden.
Von:  Mitternachtsblick
2020-05-26T17:20:31+00:00 26.05.2020 19:20
Extra Liebe für das Einbringen von „Was zum Fick“ und der Anspielung auf die seelenfressenden Rothaarigen ❤️ Ansonsten huiuiui, dieses Kapitel hatte es echt in sich. Ich mochte den Aufbau davon - dass es sich zuerst liest wie ein normaler Erzähltext und dann rauskommt, dass es ein Traum war, der aber wiederum eine Erinnerung war, deren Ende dann von Kai im Dialog erzählt wird. Aber der ganze Unfall war echt beklemmend. Ich kann verstehen, dass ihn das auch nach sieben Jahren noch beschäftigt und Yuriy allein vom Zuhören schon aufregt. Die beiden waren übrigens Zucker zusammen. ❤️ Und ich finde es wieder fantastisch, wie natürlich sich die ganzen fachlichen Begriffe lesen, ohne dass man sich davon erschlagen fühlt. Danke dir für dieses tolle Kapitel!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
09.07.2020 09:09
Es freut mich, dass dir der Aufbau gefallen hat.
Denn mit diesem habe ich sehr, sehr viele Probleme gehabt. Ich weiß gar nicht mehr wie oft ich dieses Kapitel umgeschrieben habe.
Aber am Ende gefiel mir eben jene Version am besten.

Yuriy war in diesem Kapitel Kais Halt und es ist schön, dass sie so Zucker rüber gekommen sind.
Denn irgendwie hat der Rotschopf hier seine eigene Dynamik entwickelt...dieser Schuft. ^^"
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-04-17T19:29:14+00:00 17.04.2020 21:29
"Das ist ja furchtbar!" rufe ich und lache und meine damit, wie glorios-glorreich-grandios dieses Kapitel ist.
Ich musste wirklich sehr lachen, als ich unsere Antworten wieder erkannt habe - ich fühle mich sogar geehrt, dass du in dieser Form eine Hommage an die Supportgroup gerichtet hast.
Es ist sehr niedlich zu lesen, wie Kai ein wenig überreagiert - und sich dann über seinen Mann ärgert, der alles zu wissen schien und sich köstlich über Kais Hilflosigkeit amüsiert. (Aber M hat schon Recht, wenns die eigenen Kinder sind, reagiert man anders als in seinem professionellen Umfeld... ;) )
Ich mag es sehr, wie du den Alltag mit einem Zweijährigen hier widerspiegels. Ich war erstaunt, wie gut Gou schon reden kann. Ist das so? (Oh Mann, die Kacki-Geschichte, "Es stinkert gleich", ich hab so herzhaft gelacht und konnte mir gut vorstellen, WIE es gerochen hat. So authentisch!)
Und ich finde es mutig, dass dieses Kapitel so persönlich ist. (und es war völlig ok für mich, dass du die Antworten benutzt hast.)
Danke für dieses herzliche Kapitel!
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
17.04.2020 21:42
Ich danke dir 😘😘😘
Und ich freue mich, dass ich dich zum Lachen gebracht habe.

"Gou" kann tatsächlich so gut quatschen.
Sein realistisches Vorbild quasselt unheimlich gut und verwendet oft Begriffe wo ich selbst denke: Holy Shit woher?!
Apropos Shit...ähm...jaaa...die Kacki Story war ebenfalls 1:1 ;)

Ich MUSSTE einfach eine Homepage einfügen. Mit ganz viel Liebe!!
Von:  lady_j
2020-04-06T16:32:36+00:00 06.04.2020 18:32
Es hat Spaß gemacht, Kai mal als Daddy zu lesen (davon gibt es viel zu wenig tbh). Es hat mich voll erstaunt, wie gut er diesen Job macht xD (Ja, ich traue ihm da nicht so viel zu, tbh, weil er ja doch sehr eigen ist). Und ich habe so vieles wiedererkannt! Bis hin zu den Originalzitaten :'D (Du hättest uns ruhig in Max und Rei verwandeln können, dann wären wir sogar irgendwie Canon).
Beste aber ungelogen Yuriy zum Schluss. Der hat gut reden, hängt den ganzen Tag auf der Wache während Kai Panik schiebt. Typisch, echt. Ich würde sagen, er hat sich ein paar extra Schichten mit Kind verdient....
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
06.04.2020 18:54
🤣🤣🤣
Ich stell mir Kai (ungeachtet, dass er hier meine Rolle einnimmt) tatsächlich als guten Vater vor. 😅
Einfach weil er es nicht do gut hatte.
Mich freut es wirklich, dass er so gut als Papa ankommt.
Ich habe tatsächlich überlegt, euch BB Charas zuzuordnen. Doch ich hatte dann Bedenken, dass ihr mit der jeweiligen Zuteilung nicht einverstanden sein könntet 🙈

Und oh ja...Yuriy hat echt gut reden...
Ich bin gespannt ob er jemals in die Verlegenheit kommt, auch ordentlich Papaschichten zu bekommen


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