Candlelight von Morgi (Inu no Taishō / Kagome) ================================================================================ Kapitel 16: Jaken V ------------------- Candlelight - Jaken V - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 22 Darauf gab es nur eine Antwort, die mir prickelnd wie eine Brausetablette auf der Zunge zerging. Ich hatte sie schon einmal unter eine Prüfungsfrage an meiner Oberschule setzen wollen und flüsterte sie diebisch: "Das verrate ich Ihnen nicht." "Ich verstehe. Vielleicht an einem anderen Tag", neckte er mich. "Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich bin ein geduldiger Mann und mache keinen Hehl aus meinem Interesse an Ihnen." Ja – und dummerweise bescherte mir dieses Zugeständnis schon wieder weiche Knie. Meine Reaktion auf ihn war der Grund, weshalb ich es damals in meiner Schuluniform gelassen hatte, mein Schicksal mit dieser Frechheit herauszufordern. Meine Vergangenheit hatte die Angewohnheit, mir mit der Wucht einer Hellebarde auf die Füße zu fallen. Verflucht. Sollte es mich trösten, dass sich meine cremefarbenen Träger nicht auch noch unter dem Mantel verabschiedeten, weil mir sein Blick unter die Haut ging? Atme, Kagome. Was du nicht aussprichst, kann deine Situation nicht beeinflussen. Eisern biss ich mich an der Vorstellung fest, der Sommelier hätte mir die Frage nach meinen Grenzen mit dem Feingefühl eines Hammers entgegen gekrächzt, aber es half nichts. Gar nichts! Hingerissen sah ich an Isamu empor, während die Zeit an den versiegelten Bodenplatten kratzte. Je länger ich der Kontur seines Kiefers folgte, desto kräftiger klopfte mein Herz. Es war zum Verrücktwerden! Erst ließ mich meine Magen-Darm-Grippe im Stich, um Sango von der Schippe zu springen, nun tat mir seine Lungenentzündung dasselbe an. "Haben Sie keine Angst davor, dass ich Ihre Geduld testen und Sie die nächsten fünfzig Jahre anschweigen könnte?" "Sie wollen mich ein halbes Jahrhundert lang nur dafür treffen?" Wie kam er denn– Oh nein. Nein! "Auf gar keinen Fall. Nur dafür? Das ist lächerlich", erwiderte ich, bis ich über seine bedächtig empor wandernde Augenbraue stolperte und meiner Antwort auf den Zahn fühlte. Es kostete mich mehr Zeit, als ich vor uns beiden zugeben wollte, dann begriff ich. Oh Gott. "V-Vergessen Sie einfach, was ich gesagt habe." "Später. Gerade bewundere ich Ihr Geschick, dieses Gespräch nicht langweilig werden zu lassen. Täusche ich mich oder flirten Sie ebenfalls?" Nein, das tat ich nicht! Oder doch? Meine Nasenflügel bebten, bis ich mir wie eine aufgeblähte Himmelslaterne vorkam. Mein Bauchgefühl blieb bei dem zweiten Gedanken hängen, sodass ich es erschüttert vorzog, auf den Stilettos zu tänzeln und die aufziehende, nasse Kälte von meiner linken Wade zu verscheuchen, indem ich mit den Riemchen des anderen Schuhs darüber rieb. Als ich wieder aufrecht stand, musterte er mich immer noch ernst und warm, bis er sich zu einem Lächeln hinreißen ließ. "Ich verstehe. Nun, es gibt unangenehmere Situationen. Sie stehen hier, und ich neben Ihnen im Regen. Uns trennt ein einziger Schritt, Kagome." "Drei Schritte", flüsterte ich trotzig zurück. "Drei auf Ihren Absätzen, ja. Vier, wenn Sie mich vorher noch an der Nase herumführen und aus dem Tritt bringen wollen." Entspannt richtete er seine Aufmerksamkeit auf den wellenförmigen Volant des Markisentuchs über meinen Kopf, während ich beim unaufhörlichen Prasseln des Wolkenbruchs das Gefühl nicht loswurde, sogar diese Höflichkeit als anziehend zu empfinden. Verdammt. Natürlich stimmte das – und ich errötete bei der Vorstellung, dass er mir zutraute, ihn trotz seines Naturells in den Grundfesten erschüttern zu können. Womit stand unsichtbar zwischen uns. Himmel! Das war nicht der passende Moment, um an seine hochgekrempelten Ärmel bei Tisch und die Wirkung auf meine glühende Haut zu denken. Nein, nein, nein! Aus! Am liebsten hätte ich mir mit den Händen über die Wangen gerieben, damit sich mein Verstand mit etwas anderem beschäftigen konnte als seinen leger vor der Brust verschränkten Armen oder dem Regen auf seinem Gesicht. "Sie bleiben also wegen Ihrer Familie in der Stadt", rettete ich mich auf harmloseren Grund und Boden, während das diffuse Licht von Nebelscheinwerfern an uns vorbeizog. Ein Wagen, dann ein zweiter. Bald folgte dem Strom ein Taxi. "Eine gute Ablenkung, finde ich." "In der Tat. Sie ist mehr als annehmbar." Mit einem entwaffnend ehrlichen Blick sah er zu mir herunter, ehe ihn wieder die Laternen und Zierbüsche vereinnahmten, welche den Bürgersteig von der Straße trennten. Zwanzig Meter entfernt, vielleicht weniger, aber dann vertiefte er doch sein Lächeln. "Meine Söhne sind nicht das einzige Hindernis für einen Neuanfang auf dem Land – meine Grenze, falls Sie so möchten." Ich spitzte meine Lippen, aber weigerte mich hartnäckig, seinen Unterton zu bewerten. Das Kribbeln auf meinen Fingerknöcheln war schwierig genug zu beherrschen. "Welches Hindernis gibt es noch?" "Meine Enkelin ist eines." Oh? "Ich habe sie vor Sesshoumaru erwähnt, falls Sie sich erinnern", erklärte er mir, als wüsste ich nicht mehr, wie er die Eleganz meines Chefs beim vorgeschlagenen Sonntagstee zu viert wie ein Daunenkissen zerpflückt hatte. "Rin war in den letzten Jahren die wichtigste Dame in meinem Leben. Wenn ich sie beschreiben müsste ..." Er schnalzte mit der Zunge, während der Schalk sichtbar gegen ein Gefühl antrat, das ich nicht zu deuten vermochte. Wehmut? Bedauern? "Denken Sie an eine Wiese, auf der Wildblumen und Bienen idyllisch leben, ehe ihre Hände hindurchfegen und alles aufscheuchen. Ich passe gern auf sie auf, und genieße ihre Besuche oder sie an meinen freien Tagen auf Jahrmärkte zu begleiten. Sie müssen wissen, Sesshoumaru ist nicht der Einzige, der einen Papierkescher halten kann." "Es bereitet Ihnen Freude." "Ja, über die Maße." Mein Herz schmiegte sich völlig unvernünftig an die Art, wie er die Stimme über dieses Detail dämpfte. Im Gegensatz zu seinem Sohn, der in der Antarktis seinen Zweitwohnsitz ausbaute, wirkte er wie jemand, der lieber einzeln die Manschettenknöpfe aus einem Ententeich fischte, statt das kleine Mädchen allein hineinspringen zu lassen. Oh, großartig. Wenn das so weiterging, sprang ich bald ohne Widerworte hinterher, um ihn an Land zu ziehen. Als er das Kinn hob, erwischte er mich dennoch unverhofft: "Begleiten Sie mich, Kagome?" "Was? Wann?" "Jetzt." "Jetzt?!" Hörte er sich gerade reden? Und wohin überhaupt? Zum Teich? Nein, Quatsch. Er war ein Hundedämon, und die konnten nach wie vor keine Gedanken lesen. Also, wovon sprach er? Von der Vorhölle, die hinter mir goldverbrämt funkelte? Sah ich für ihn aus wie eine Frau, die einen Platz in der ersten Reihe einforderte, während er sich gegen meinen Eisklotz von Chef behauptete? Große Güte. "Das ist wirklich verlockend, aber nein. Nein, danke." Ich wollte den Tag noch nicht auf dem Friedhof ausklingen lassen, solange ich mich hier draußen sicher fühlte. "Wie bedauerlich." Er bewegte seinen Kopf nur wenige Millimeter im Schatten der Nacht, aber es genügte, um mich seinem Blick folgen zu lassen. Warum klang er auf einmal, als hätte ich ihm eine Flucht statt einer Einladung verdorben? Dann sah ich es. Nein. Ihn! An der Straßenecke, die den Häuserschluchten im Schein einer Laterne ausgeliefert war, zogen Windböen herrisch an einem braunen Mantel. Ich erkannte die Konturen eines Rückens, den dunklen Hut. Der Mann in der Größe einer Kröte hob gerade zu zetern an, als hätte er jemandem einen Stock auf die Füße geschlagen und erwartete allen Ernstes eine Dankeschön dafür. Ihm gegenüber wartete am Bordstein ein Taxi mit laufendem Motor, die Scheibe heruntergekurbelt, der Fahrer ebenfalls wild gestikulierend – und obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, wurde ich noch blasser als am gesamten Abend zuvor. Auch ohne die herüberwehenden Stimmfetzen hätte ich ihn erkannt. Jaken. Himmel, was tat der denn hier?! Gab es keine Überstunden, die er an sich reißen konnte? Er war der einzige Sekretär, der mit seinem Klemmbrett und einem eifersüchtigen Blick fast auf Sesshoumarus Pelzen spazieren ging, um den Vorgesetzten abwechselnd mit Lobesworten zu umschmeicheln oder den Versagern der Firma, die den Locher zu sanft betätigten, die Kündigung anzudrohen. Natürlich konnte er das nicht durchsetzen, weil er dazu die Unterschrift beider Geschäftsführer benötigte, aber diesen Teil der Firmenpolitik vertrauten die Angestellten einander nur flüsternd in der Kaffeeküche an. Was für eine Pechsträhne suchte mich heute bitteschön heim? Wenn der sich jetzt umdrehte! Entsetzt wirbelte ich auf den Spitzen meiner Stilettos herum, dann war ich so schnell dem Schutz der Markise entflohen und stand bei Isamu im Regen, dass sogar er überrascht zu mir sah. Was denn? Hatte er noch nie eine Frau gesehen, die ihm förmlich in die Arme sprang? Leider konnte ich ihm mein widersprüchliches Verhalten nicht erklären. Es ging ihn nichts an, dass ich zu Beginn meiner Putzfrauenkarriere die Gelegenheit verpasst hatte, mir todmüde Streichhölzer zwischen die Lider zu klemmen und an meinem Wischmopp hinabgerutscht war, um mit einem Schwall dunkler Brühe und Lehmklumpen im Gesicht wieder zu den Lebenden zurückzukehren. Bevor ich den Schmutz auf dem glänzenden Eichenparkett verfluchen konnte, lernte Jaken fliegen und sich in Schwüre darüber zu ergehen, dass ich mein kleines Warnschild vorher aufzustellen hätte und es eines nicht allzu fernen Tages bitter bereuen würde. Es gab keinen Grund, das nicht meiner Wiedergeburt im nächsten Leben aufzubürden! "Warum –", griff ich nach dem erstbesten Strohhalm, der mir im Sturzregen in den Sinn kam, "– gehen wir nicht woanders hin? Wie wäre es mit einem Spaziergang?" "Jetzt?" Wollte er mich mit diesem Gesichtsausdruck ärgern? Er war derjenige, der vermutlich sogar einen zweiköpfigen Drachen begeistert in die Arme schloss, obwohl der ihn von zwei Seiten beißen konnte. Dass er über mein selbstbewusstes, "Ja, natürlich jetzt. Ich sollte Sie doch begleiten", erneut zu lächeln begann, würde ich ihm später ruinieren. Ich hatte meine Handtasche und den Mantel, welcher mein cremefarbenes Kleid abschirmte, bereits an mich gedrückt und lief in die entgegengesetzte Richtung Jakens los. Die Pfützen unter meinen Absätzen spritzten rebellisch in die Höhe. Ich schaffte elf Schritte, die er in weniger als drei wieder einholte. "Wohin möchten Sie?", fragte er in ehrlichem Interesse neben mir. "Oh, glauben Sie mir, das ist mir gerade herzlich egal." Dieser Stadtteil lag schon im Tageslicht außerhalb meines Budgets und bei der Dämonendichte wollte ich nach Einbruch der Dämmerung in Zukunft noch weniger von ihm wissen. "Ich folge einfach dem Rat meines Glückskekses und mache mir diese unabänderliche Situation zum Freund – nur an einem anderen Ort. Trocken, ruhig, suchen Sie sich etwas aus." "Gern. Lassen Sie mich Ihnen vorher noch meinen Mantel geben." - - - - - - - Der moderne, treue Hund von heute gibt sein letztes Fell, äh, Hemd. Mantel! Ob wir in Kapitel #17, "Myouga", erfahren, wohin es geht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)