Candlelight von Morgi (Inu no Taishō / Kagome) ================================================================================ Kapitel 10: Sesshoumaru ----------------------- Candlelight - Sesshoumaru - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 14 Sein Sohn war hier? Jetzt?! Mein Herz schrie vor Entsetzen auf, bevor es rabiat an meinen Füßen zerrte und die Stilettos dazu überreden wollte zu fliehen, aber mein Verstand schlug meinen Instinkt einfach nieder und bestand auf Gewissheit. Mein Kopf fuhr zum Eingangsbereich des Restaurants herum - und tatsächlich. Zwischen den dunkel gebeizten Hölzern, an denen schwere Wollmäntel und Garderobenstücke im Wert von mehreren Einfamilienhäusern hingen, fiel Sesshoumaru auf wie ein bunter Hund. Oh Gott, und dieses Mal war der Spruch nicht einmal lustig! Bevor mir ein Heulen aus der Kehle schlüpfen konnte, presste ich meine Fingerknöchel gegen den Mund und versuchte, ihn nicht mit derselben Intensität anzustarren, die an den Nachbartischen aufflammte. Wahrscheinlich hätte ihm der linke Arm fehlen können und die Dämoninnen wären seinem Anblick in Scharen gefolgt. Ein Mann, wie gemacht für die neueste Ausgabe der 'SengokuHealth': Der zweiteilige, maßgeschneiderte Anzug zeigte ein elegantes Schwarz und das Fell floss vor meinen Augen über seine Schulter, bevor es sich neben den handgenähten Lederschuhen kräuselte. Aber der Schein trog! Wusste auch nur eine von seinen Verehrerinnen, dass er seine leere Kaffeetasse grundsätzlich in den Papierkorb fallen ließ, wenn ich sie nicht innerhalb von fünf Minuten von seinem Schreibtisch fischte? Oder dass er lieber seine Kugelschreiber neu sortierte, statt Präsentkörbe und Valentinstagsgeschenke zu öffnen? Nein, woher auch! Es genügte doch, dass er gerade allen den Rücken zudrehte und den Bediensteten vor seiner Nase in Grund und Boden starrte. Wahrscheinlich hatte der arme Kerl ihm bloß einen guten Abend gewünscht oder irgendetwas anderes getan, was Höflichkeit und Manieren so mit sich brachten - aber der Ärger blieb mir im Halse stecken. Von einem Augenblick auf den anderen streckte sich Sesshoumaru, als hätte ich ihm lachend ins Ohr gepustet oder einen Geruch zugewedelt, der alle seine Sinne beleidigte. Scharf glitt sein Blick zur Seite, huschte über hingerissene Youkai hinweg, vorbei an dem Zierspringbrunnen zu meiner Linken - dann erstarrte er. Ich auch. Möglicherweise stand ich auch kurz davor, die Fingernägel in den Saum meines Kleides zu drücken, um das ängstliche Quietschen und den Inhalt meiner Blase für mich zu behalten. Ich hatte ihn einmal zornig erlebt und war auf die Größe eines Flohs zusammengeschrumpft, aber dieses Mal schwappte ein Gefühl über mich hinweg, als hätte er längst seine Klauen an meinen Hals gelegt und das Talent entdeckt, aus der Ferne zuzudrücken. Geistesgegenwärtig riss ich mich von seinem Anblick los und machte dadurch alles noch schlimmer. Isamu, der sein Kinn auf eine Hand gestützt hatte, hob vielsagend eine Augenbraue, ehe er von meinen glühenden Wangen aus abwärts sah. "Ah", raunte er mir dann zu, "ich hatte ganz vergessen, dass mein Sohn auf Menschen nicht allzu einladend wirkt. Lassen Sie sich nicht erschrecken, meine Liebe. Er hat ein bezauberndes, kleines Mädchen adoptiert, das ihn mit Sonnenblumen überhäuft und stets dazu überreden kann, mit einem Kescher kleine Goldfische auf Jahrmärkten zu fangen." Was? Sesshoumaru und ein Papierkescher? "Das haben Sie sich doch ausgedacht!", krächzte ich. Ich hatte Rin erlebt, aber das überstieg meine kühnsten Fantasien. Wahrscheinlich schlug mein Chef seine Krallen in die Wasserschalen und alles, was aufgespießt daran hängenblieb, behielt er! "Nein", versicherte Isamu mir verschmitzt, "da täuschen Sie sich. Hundedämonen stecken voller Überraschungen, sobald sie jemanden mögen. Aber wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich annehmen, Sie hätten bereits das Vergnügen miteinander gehabt. Nun, seine Freundin sind Sie nicht, sagten Sie? Vielleicht-" Ich konnte sehen, dass ihm noch eine lebensbedrohlichere Erklärung auf den Lippen tanzte - und die musste ich verhindern, ehe sein Sohn das aufschnappte und die letzten Meter überwunden hatte. Was lief der überhaupt auf uns zu? Gab es nicht einhundert andere Tische, die er mit seinen Blicken in Stücke hobeln konnte? Schnell, schnell! Ich brauchte den besten Grund, den ich mir in zwei Atemzügen ausdenken- "Zeitungen!", entfuhr es mir jäh. "Ich habe mein Wissen aus Klatschzeitungen, Isamu! Die beim Friseur!" Oh Gott, wirklich? Das war meine Quelle? Ich schöpfte meine Vorurteile aus Hochglanzfotos und dem angeblich dramatischen Kampf um Liebe, Frauen und Geschäftsabschlüsse, die über Sesshoumaru und Miroku im ganzen Westen breitgetreten wurden? Mein Tischgefährte schien darüber genauso erschüttert zu sein wie ich, allerdings verging der Moment des Schocks in einem leisen, angenehmen Lachen, das er am Ende mit einer Hand fortwischte, ehe ein gewaltiger, düsterer Schatten über uns fiel. "Vater." Das leise Zähneknirschen, das mir an die Ohren drang, bohrte sich wie eine Klinge in mein Herz, aber Isamu schien dafür taub zu sein. Unbekümmert lehnte er sich vor meinen Augen zurück und zeigte sogar seine Fangzähne vor Begeisterung. "Ach, Sesshoumaru, du kommst gerade recht. Darf ich dir meine reizende Gesellschaft heute Abend vorstellen?" Einladend deutete mein Henker, dessen hochgekrempelte Ärmel von Sesshoumaru wie nasses Katzenfell angestarrt wurden, auf mich - und mein Zunge drohte prompt, am Gaumen festzukleben, als unsere Namen fielen. "H-Hallo", würgte ich hervor. Irgendwie hoffte ich, dass Sesshoumaru mir für das freundlichste Wort der letzten Monate ein Kompliment aussprach, aber stattdessen schmälerte er nur seine Augen und betrachtete seinen Vater, als hätte der begonnen, unter seiner Nase Sudoku zu spielen und die Zahlen mit schlechten Scherzen zu ersetzen. Die unheilvolle Glocke des Schweigens, die über unserem Tisch entstand, war kaum auszuhalten. Das Prasseln der Regentropfen dröhnte in meinen Ohren und vermischte sich mit den Lichtern und dem Flüstern der anderen Dämoninnen im Restaurant, während in meinem Magen glühende Kohlenstücke verbrannten. Ich kämpfte mit zusammengebissenen Lippen gegen das Ziehen an und wünschte, man würde mich die nächsten fünfzig Jahre an einem alten Baum zurücklassen. Dann atmete Sesshoumaru neben mir so scharf ein, als stünde er kurz davor, das Tor zur Hölle zu öffnen. "Ein Rendezvous, Vater?" "Du erstaunst mich", hörte ich Isamu mit einem Lächeln sagen, das an Unverschämtheit grenzte. "So neugierig? Warst du nicht derjenige, der heute Abend verabredet ist und seine Geheimnisse pflegt?" Lauernd wanderten seine Klauen über die verzierte Hülle des Feuerzeugs, bevor der Deckel aufschnappte und ich wie von einem Pfeil getroffen zusammenzuckte. "Du weißt davon?" Oh oh. Ich rutschte gegen die Lehne meines Stuhls zurück, während mich ein Blick Sesshoumarus streifte, in dem das 'Woher?' gegen eine Übeltäterin ausgetauscht wurde: Mich. Nicht doch! Ich hatte keine Ahnung! Ehrlich nicht! Nur, weil er mich ständig mit seiner Sekretärin verwechselte, durchsuchte ich bestimmt nicht seinen Terminkalender. Woher hätte ich es wissen sollen? Okay, okay. Da war eine kleine Andeutung gewesen, als Isamu mich zum allerersten Mal zu seiner Schwiegertochter küren wollte, aber ich hatte ihn nicht einmal ausreden lassen! Sah ich so lebensmüde aus, um mich danach mit ihm über die Verabredungen meines Chefs zu unterhalten? Nein! Ich wollte bereits wie ein aufgespießter Frosch kreischen, als sich Isamu zufrieden eine Staubflocke von der Schulter zupfte und abwartete, bis diese das Ende seiner gelockerten Krawatte passiert hatte. "Dein Sekretär hat es mir verraten." Was? Jaken? So verrückt konnte der doch nicht ... würde er nicht ... oder? Mir wurde ganz heiß vor Schreck, während ich mir vorstellte, wie der aufgeblasenste Mitarbeiter der 'Taishou Holdings Corp.' im Morgengrauen aus dem dreiundzwanzigsten Stock geworfen wurde. Es gab nur eines, das Sesshoumaru noch mehr als schlecht gewischte Böden verabscheute, auf denen sein Fell entlang gleiten musste: Wichtigtuer und Plaudertaschen. Ha! Wenn ich jetzt eingeworfen hätte, dass ich mich neulich in der Kaffeeküche darüber aufgeregt hatte, weshalb er stets die Lippen kräuselte, bevor er meinen Namen zischte- Oh. Er sah von Isamu zu mir, während die Luft bedrohlich aus seinen Lungen wich und ein Geräusch erzeugte, das wie der Blasebalg eines Schmiedes klang. Die Gänsehaut, die sich prompt auf meinen Unterarmen ausbreitete, kostete ihn ein Knurren und eine widerwillige Frage: "Wünschst du unsere Gesellschaft, Vater?" Nein. Komm schon! Sag nein. Bitte, bitte sag nein! Meine Fingernägel krallten sich in das Polster des Stuhls, während ich mich zusammenriss, um mit meinem Mund keine Gebete quer über den Tisch zu schicken. Wahrscheinlich erweckte ich trotzdem den Eindruck, als würde ich ihn mit winzigen Papierzettelchen bekleben und läutern wollen: Isamu stockte für einen Moment, dann neigte er interessiert den Kopf in meine Richtung und schenkte mir ein warmes Blinzeln. "Ich denke", erfüllte er all meine Hoffnungen, "dafür ist es noch zu früh, mein Sohn. Ich weiß es allerdings zu schätzen, dass du an unseren Tisch gekommen bist." Nachdrücklich faltete Isamu die Hände - und ich hatte das Gefühl, dass er das Feuerzeug zwischen seinen Fingern wie einen Trumpf im Ärmel behandelte. Geduldig drehte er es von links nach rechts, bevor er das gesträubte Fell Sesshoumarus betrachtete, das zu meiner Überraschung schlagartig glatt und elegant wie ein Aal gedieh. Wow. Nicht nur, dass ich mir sicher war, dass es physikalische Gesetze gab, die das verbaten, mein Chef benahm sich seit geschlagenen fünf Minuten wie ein handzahmer Welpe. Gut, das musste ich korrigieren: Wie ein grimmiger, mordlüsterner, handzahmer Welpe, aber allmählich wurde mir klar, warum es ihm zuwider gewesen war, dass sein Vater meine Bekanntschaft schloss. Wer mochte es schon, wenn die Putzfrau einen Verbündeten gewann? Mein Mundwinkel begann zu zucken, als mir hinter Sesshoumarus Schulter eine weitere Bewegung ins Auge stach. Der Angestellte stürzte soeben auf eine Dame zu, die ihren Mantel derart lasziv abstreifte, als wolle sie mit blankem Oberkörper aus einem Fluss steigen. Ich hatte mir Dämoninnen bisher immer als kühle Frauen vorgestellt, aber diese trug ihre giftgrünen Ohrringe ebenso dekadent wie die Schmuckfedern in ihrem Haar - bis mich das dunkle Knurren zu meiner Rechten daran erinnerte, dass es an Lebensmüdigkeit grenzte, meine Aufmerksamkeit aufzuteilen. "Äußerst neugierig", zischte Sesshoumaru mir zu. Ja, du mich auch! "Sie ist eben hübsch", verteidigte ich mich, während ich mit den Schulterblättern wieder an die geschnitzte Lehne meines Stuhls stieß und das Nicken des einzigen Hundedämons, der mich nicht kopfüber im Zierspringbrunnen ertränken wollte, wie Nektar aufsog. "Das ist sie tatsächlich, mein Sohn." "Nun, Kagura ist auch nicht meine Putzfrau." Wie bitte?! "Ein eigenartiger Vergleich", erwiderte Isamu nachdenklich, ehe er die Stirn runzelte und mich damit um die Gelegenheit prellte, in Sesshoumarus Pelz unauffällig kleine Löcher zu brennen. "Möchtest du nicht zu ihr gehen und sie begrüßen?" "Nein." "Nun, in diesem Fall", schlug mein Gegenüber frohen Mutes an, während er das Feuerzeug neben die Glückskeksbanderole ablegte und sich noch im Aufstehen den Kragen seines Hemdes zurechtzog, "werde ich mir für einen Moment meine Schwiegertochter aus der Nähe ansehen. Kagome, Sie erlauben? Eine solche Gelegenheit darf ich nicht vergeuden. Ich begrüße den Gedanken an einen weiteren Welpen in meinem Leben sehr und hoffe, mein Sohn hat diese Chance nicht bereits für das nächste Jahrtausend verdorben." Was? "Sie lassen mich allein?" Mit meinem Chef? "Nun, ich nahm an, Sie wollten ohnehin gehen", dachte er laut nach und schien mir weismachen zu wollen, dass die vor Überraschung geweiteten, goldenen Augen nicht purem Schalk entsprangen. "Aber ich bin entzückt zu hören, dass Sie mich vermissen werden. Ich komme später auf diesen Teil unseres Gesprächs zurück. Geben Sie mir einen Moment. Sesshoumaru?" "Vater." Der Jüngere der Geschäftsführer neigte angespannt den Kopf und hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich mir sicher gewesen, dass er die Wachsbeschichtung des Bodens mit jeder einzelnen Kante zerbeißen wollte. Kaum, dass Isamu aus unserem Dunstkreis gewichen war und sich mit einem freundlichen Lächeln an den Nachbartischen vorbeischob, begannen jedoch die Pflanzen zu knistern. Die Blätter hoben sich unter einem dünnen Luftzug, die Erde kroch in Klumpen über die Wurzeln und den Tonrand der Blumentöpfe - dann fuhr innerhalb eines Wimpernschlags eine Hand auf meinen Tisch nieder. Das Aftershave, das sich in meine Sinne grub, war jedoch nur halb so beunruhigend wie Sesshoumarus glühend rote Augen, die eine Elle vor meinem Gesicht meine Knochen zersplittern wollten. Oh Gott. Sie waren tatsächlich rot! Feuerrot! Ich hatte mir an dem Tag, als ich mich allein in seinem Büro mit einem Eimer Schmutzbrühe wähnte und die ersten drei Zeilen seines nach Bergamotten riechenden Liebesbriefes mit den Worten 'Dafür ist der sowieso viel zu verklemmt' kommentieren musste, geschworen, das alles sei nur Einbildung gewesen. Jetzt wünschte ich mich in die Fänge eines Dämons wie Ryukotsusei, der Sangos Verwandtschaft nur ruiniert, statt mit einem Blick in Streifen geschnitten hatte. "J-ja?", hauchte ich, bevor mir sein eisiges Flüstern den Atem nahm. "Halten Sie sich etwa für witzig, Higurashi? Sie treffen nach Feierabend meinen Vater? Ich hoffe für Sie, dass es nicht das ist, was mir seine Antwort weismachen wollte. Hören Sie auf zu stottern und erklären Sie sich gefälligst. Sie haben drei Sätze!" - - - - - - - Herrje, was fällt einem dazu noch ein? Erfahrt es in Kapitel #11, "Kagura"! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)