You Need Me, I Don't Need You. von Delion- ================================================================================ Kapitel 1: Trash People ----------------------- Gelangweilt saß ich in meiner Arena und las die neuesten Kommentare, die sich unter meinem Selfie befanden. „Ach, was wissen die schon.“ Verständnislos verzog ich mein Gesicht, doch dieses Mal war wirklich immens viel Hate dabei gewesen. »Wieso fotografiert sich ein brauner Kackhaufen in einem Sandsturm?« »Damit sein hässliches Face mit den unterschiedlich großen Augen nicht auffällt«, gab der Nächste als Antwort zum besten. Bei meinem Kumpel Delion war es anders. Der Kerl musste nur sein Frühstück posten und bekam dafür Likes im tausender Bereich. Diese Welt war doch wirklich ungerecht, denn was Unterschied uns schon groß voneinander, außer dieser dämliche Titel als Champ. „Schon wieder am Handy“, kam es von Yarro, der dabei sogar einen neugierigen Blick auf mein Display riskierte. „Schweig, oder ich schmeiß dich aus meiner Arena“, gab ich zähneknirschend zurück und scrollte weiter meine Timeline durch. „Hast du mit Delion schon gesprochen?“ Heute war absolut nicht mein Tag gewesen, denn obwohl Yarro sonst ein ziemlich ruhiger, liebevoller und erträglicher Typ war, so bewies er heute das genaue Gegenteil und zeigte sich von seiner aufdringlichen und unangenehmen Seite. Doch auf diesen lächerlichen Versuch mir Informationen zu entlocken, würde ich im Leben nicht hereinfallen. Ich glich einer eisernen Wand, die er niemals zum Einsturz bringen würde, da brauchte er schon eine bessere Taktik, um mir Hinweise zu entlocken. An mir biss er sich schlimmer die Zähne aus, als an Granit. „Delion hatte mir schon gesagt, dass es um dein sprunghaftes Verhalten beim Dating geht“, lachte er zufrieden und wissentlich, dass er mich gerade nicht nur in die Enge getrieben hatte und mehr wusste, als mir lieb war, sondern mich auch eiskalt erwischt hatte. Meine Mauer aus Granit war in sich zusammengefallen, bevor ich sie überhaupt vollkommen und zu meinem Schutze vor seiner Sensationslust errichten konnte. Schwer schluckend, drehte mich von ihm weg und schob mein orangenes Stirnband zurecht, in der Hoffnung diese minimale Geste, die nur einen Sekundenbruchteil an Zeit bedurfte, würde mir genug Raum verschaffen, damit mir etwas einfiel, was ich ihm antworten konnte. Doch auch einen Wimpernschlag später fiel mir keine Ausrede ein. „Gott bist du neugierig. Das ist schon ekelhaft wie nervtötend du heute bist“. Wie ein Tier, dass von einem Wilderer gejagt wurde, bis kein Weg mehr zur Flucht übrig blieb, stand ich nun mit dem Rücken zur Wand. Dieser gesamte Umstand war so lächerlich, das ich mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen konnte, nicht zuletzt, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er schon längst alles von Delion höchstpersönlich erfahren hatte und nun den Unwissenden vor mir spielte. Für diese Tat würde ich mich an meinem besten Freund noch eigenhändig rächen und es ihm hundertfach, nein tausendfach schlimmer heimzahlen und ihn so leiden lassen, bis er freiwillig den Titel als Champ an mich abtreten würde, nur um seinen Frieden zu bekommen. Allein der Gedanke und die Vorfreude daran, lösten schon minimale Glücksgefühle in mir aus und ließen mich unkontrolliert grinsen. „Spiel hier nicht den Ahnungslosen, denn man merkt die ganze Zeit schon, dass du Bescheid weißt.“ „Ja also....“, begann er, nahm seinen Strohhut vom Kopf ab und begann nervös damit herumzuspielen. „Wusste ich‘s doch, du bist echt ein mieser Schauspieler, aber was juckt‘s mich jetzt noch, wenn die Katze eh aus dem Sack ist“. Dabei funkelte ich ihn bedrohlich an und stopfte mein Handy in die Jackentasche. „Ich bin schwul und habe in letzter Zeit viele Frauen gedatet, weil ich es nicht wahrhaben wollte.“ Ächzend kratzte ich mich am Hinterkopf und überlegte, wie ich ihm meine Lage erklären sollte, denn ich kam mir vor, wie bei einem Striptease, nur das ich statt meinem Körper, meine innersten Gefühle, Ängste und Sorgen zur Schau stellte. „Ich bin nun fünfundzwanzig und war noch nie mit einem Mann zusammen und ich merke immer mehr, das mir etwas fehlt“. „Und deshalb hat Delion dir ein Blinddate besorgt, richtig?“ „Er meinte ich würde es sonst niemals gebacken bekommen, aber was weiß der schon“. Innerlich wusste ich genau was er meinte. Ich lebte lieber in einer Lüge und mit den Jahren verwandelte sich mein selbst eingeredetes Blendwerk in reine Bequemlichkeit und schützte mich davor, mich mit dir selbst auseinander zu setzen, doch Delion sollte wissen, wie schwierig es ist sich zu outen, denn wir teilen immerhin dasselbe Problem. Obwohl ich froh sein sollte, mein erstes Date mit einem Mann zu haben, war ich es auf skurrile Art und Weise nicht. Ich fühlte nichts anderes, als Überforderung, nicht zu bändigende Angst und eine unvorstellbare Nervosität. Das alles gepaart mit dem Umstand, dass ich nicht einmal wusste, wer mein Date überhaupt war, trieb mich fast in den Wahnsinn. Am Abend, als ich mit Yarro, Delion, Kate und Kabu im Restaurant saß, gab es kein anderes Thema, als das ich in zwei Tagen ein Date mit einem Mann haben würde. Als wäre es etwas bizarres, nicht von dieser Welt stammendes und kam somit einer Sensation gleich, über die einfach jeder reden musste, weil es zu Unfassbar war, um es glauben zu können. „Wer ist denn nun mein Date?“, polterte es ungehalten aus mir heraus und grätschte so mitten in die Unterhaltung rein, die unmittelbar geführt wurde. „Roy, muss ich dir erklären, was ein Blinddate ist. Also für so dumm, habe ich selbst dich nicht gehalten, doch mit der Zeit, lernt man ja bekanntlich immer neue Seiten an seinen Freunden kennen, leider auch die schlechten.“, scherzte er mit seinem breiten Champ grinsen, als hätte er einen Sieg über mich errungen. „Was soll denn der Mist jetzt?“ „Wieso heißt es wohl Blinddate?! Hast du irgendeine Ahnung, zumindest eine klitzekleine?!“ „Ja, ja schon kapiert”, murrte ich. “Du sagst du hast es verstanden, aber wirken tust du nicht so.“ Delion hätte sich seine provozierenden Worte sparen können, oder noch besser, gleich an ihnen ersticken können. Wir waren Rivalen und so forderten wir uns nicht nur als Trainer heraus, sondern in jeder anderen sich bietenden Gelegenheit auch. „Wenn ich du wäre, dann würde ich lieber mein Schandmaul halten, oder willst du mit jedem weiteren Spruch riskieren, das ich dein Saubermann Image zerstöre“. Man sah sofort wie sein schadenfrohes Lachen aus dem Gesicht verschwand und zurück blieb eine minimal Schock verzerrte Visage, da er ganz genau wusste, worauf ich anspielte. Zu meinem Pech, fing er sich schneller als erwartet und als sich der Abend dem Ende neigte, glaubte ich eine kaum sichtbare aber nicht zu leugnende Erleichterung zu sehen. Als ich in meiner Wohnung ankam, wich meine Neugierde nicht, denn bisher wusste ich nicht einmal woran ich mein Date erkennen sollte, noch wurden mir irgendwelche Einzelheiten preisgegeben und aus diesem Grund schrieb ich meinem arschigen besten Freund eine Nachricht. »Wie heißt der Typ überhaupt?« »Betys«, erschien die knappe Antwort auf meinem Handy. »Ich weiß, dass ich dir gedroht habe dich zu outen. Gibst du mir deshalb eine Frau?« Die Minuten verstrichen, fühlten sich an wie quälende Stunden und mit der zunehmenden Zeit, in der ich keine Antwort erhielt, machte sich in mir mehr und mehr das Gefühl breit, dass Delion mich verarschte. Wieso machte er sonst daraus so so ein Geheimnis und stützte alles auf den lächerlichen Grund, das es ein Blinddate war und er mich deshalb im Ungewissen lassen müsse. Nach einer etlichen Zeit leuchtete mein Display auf und auf dem Bildschirm erschien eine Nachricht von ihm. » Wenn du zu feige bist hinzugehen, dann lass es doch« Eine Antwort bekam er darauf nicht mehr. Dieses komplette Szenario hatte wieder diesen bittersüßen Beigeschmack der sich wie ein Tuch über unsere Freundschaft legte, doch aufgeben würde ich nicht. Welcher Kerl hieß schon Betys, oder hatte sich der Vollidiot vielleicht verschrieben. Er konnte ja nicht einmal kleinste Strecken zurücklegen, ohne sich zu verlaufen. Ihm wäre es auch zuzutrauen, dass ihm das in seiner eigenen Einzimmerwohnung passieren würde und er erst nach Tagen die Haustür finden würde, dachte ich dunkel und gab bei Google den Namen Betys ein, doch vorgeschlagen wurde mir nur Betsy oder Betty. „Wenn er am Ende selbst mein Date ist, dann raste ich aus, diesen hässlichen Namen gibt es ja nicht mal. Wer würde sowas auch stöhnen“. Der nächste Tag verstrich wie im Flug und mein geliebter und zugleich verhasster Freund Delion hatte mir über den Tag eine Nachricht mit Ort, Zeit und Kennzeichen zur Erkennung mitgeteilt. Ich konnte es nicht in Worte fassen, wie sehr ich ihn in diesem Moment lynchen wollte für den Faktor, dass er mich leiden lies. Wenn Delion den Kerl ausgesucht hatte, dann konnte es ja nur eine Niete sein. Ein Trostpreis, den nur ein Verlierer bekam, weil ihn sonst niemand haben wollte. Penibel suchte ich mir mein Outfit zusammen, achtete auf jedes kleine Detail, da überzeugen wollte, doch andauernd verwarf ich es wieder. „Ein Anzug ist zu schick“. Dann zog ich eine kurze Hose heraus und dachte daran, was Yarro mir geraten hatte. »Mit einer kurzen Hose wirkst du wie ein Kind und nicht wie ein Mann« Die Tatsache das er selbst nur kurze Hosen trug, lies er dabei wohl außer acht. Kurz um bekam ich Dating Tipps von einem Kind in kurzen Hosen, dass für seinen Sanftmut gepriesen wurde und mit Wollys spielte. Das konnte ja noch was werden. Am Ende bestand mein Styling aus einer schwarzen Jeans, einem schlichten Pullover und Turnschuhe reichten meiner Meinung nach auch vollkommen aus. Immerhin war es mein erster Schritt in diese mir unbekannte Welt und worauf Homosexuelle standen, wusste ich auch nicht genau. Rosafarbene Rosen, mein Erkennungszeichen hatte ich auch schon besorgt und so ging ich mäßig zurechtgemacht am nächsten Abend zum vereinbarten Restaurant und setzte mich an einen der freien Tisch am Fenster, legte die Blumen gut sichtbar vor mich auf den Tisch, bestellte mir einen Drink und wartete angespannt auf Betys. Doch als er schon eine Stunde über der Zeit war und ich gerade bereit war zu gehen und mein Getränk geleert hatte, sah ich wie sich mir jemand näherte. Mein Blick haftete an dieser Person und ihrem grausamen Erscheinungsbild fest. Denn obwohl ihr Gesicht verdammt hübsch war, so war der pinke Mantel eine Zumutung für meine Augen. „Bist du Betys?“ Zur Begrüßung stand ich auf und reichte ihr die Hand, denn wenn ich mir bei einer Sache sicher war, dann das vor mir eine Frau mit null Prozent Stilempfinden stand. „Sorry, ich habe den Bus verpasst“, lächelte sie süßlich wie Honig und setzte sich einfach auf den freien Platz vor mir. „Nicht wild“, entkam es mir knapp und in einem gleichgültigen Ton, denn sie musste ja nicht wissen, dass ich laut im Restaurant geflucht und mich über sie beschwert hatte. „Ach wirklich, das wirkte aber eben ganz anders“. Und wieder schwang in ihren Tonfall dieser Hauch von Zuckerguss mit und ihr aufgesetztes Lächeln dazu, machte die Farce einfach perfekt. Auf eine befremdliche, unerklärliche Art, wirkte sie dabei sogar verdammt niedlich. „Was meinst du damit“. Ihre Worte irritierten mich und mir schossen unzählige Fragen in den Kopf, doch wurden wir von einem Kellner gestört der die Bestellung aufnehmen wollte. „Dasselbe wie eben?“, fragte er, doch erstaunlicherweise sah er dabei nicht mich an, sondern Sie. „Können sie uns kurz alleine lassen?!“ Als der ältere Mann verschwand, wand ich mein Wort sofort an Betys. „Was bist du für ne miese Tussi, dass du mich dumm eine Stunde warten lässt, obwohl dein Arsch die ganze auf einem der Stühle hier parkt“. „Variante eins, ich habe dich nicht entdeckt oder Variante zwei, ich wollte wissen ob du kommst und dich abchecken, ob du mir überhaupt gefällst“. Alles in mir hoffte, nein wünschte sich das sie nicht so eine miese Bitch sei, doch tief in mir kannte ich die ernüchternde Antwort bereits. „Warum sollte ich jetzt noch bleiben?“ Dabei sah ich ihr tief in die Augen und sie erwiderte den Blickkontakt. „Nun ja, wir könnten schnell bestellen, aufessen und zu Dir gehen. Dort haben wir dann heißen Sex und ich tue was du willst, als Wiedergutmachung. Ich gehöre nur Dir allein“. Schwer schluckend, lies ich ihre Worte und den damit verbundenen Vorschlag auf mich wirken, doch wer würde bei so einem Angebot schon Nein sagen und wegen einer Stunde Wartezeit auf Sex verzichten. Zugegeben hätte ich heute gerne mit einem Mann geschlafen, doch deshalb würde ich diese Gelegenheit sicher nicht versäumen. „Du wirst dann alles tun, was ich will!“ Es war keine Frage, es war ein Gebot, ein Deal dem sie besser Nachkommen sollte und sich daran halten sollte, denn immerhin war es ihre Idee gewesen. Ein kurzes Nicken, mehr bekam ich als Zustimmung nicht, doch war es ausreichend. Ich würde mit ihr meine Fantasien ausleben und da sie auf Spielchen stand, wäre ein Rollenspiel im Bett doch perfekt. „Nur um etwas klarzustellen“, begann sie, beugte sich dabei leicht nach vorn und stützte sich auf ihren Ellenbogen ab, die auf dem Tisch ruhten. „Man sagt ja Dumm fickt gut und du musst ein Ass im Bett sein, denn du hältst mich die ganze Zeit für eine Frau, doch ich bin ein Mann.“, lachte er und versteckte seinen Hohn nicht einmal. „Welcher Kerl trägt schon Pink, ist Mega klein und frisiert sich die Haare mit einem Lockenstab“, feixte ich zurück. „Die sind nicht...“, doch er brach den Satz ab, doch ich wusste was er sagen wollte. „Die sind nicht gestylt“, lachte ich laut drauf los. „Das ist aber eine männliche Frisur, meine Oma hat dieselbe, aber dir steht sie besser“. Ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus, schnappte nach Luft, wischte mir vereinzelte Tränen aus dem Gesicht und manchmal zeigte ich auf ihn und schrie unter Luftnot nur das Wort Haare. Nachdem ich mich beruhigt hatte, bestellten wir unser Essen und aßen stillschweigend, da mein Lachanfall und die Sprüche noch wie ein schwerer Schleier über uns hingen. „So schlimm sind deine Haare nicht“, gab ich beschwichtigend zu und sofort fixierten mich seine lilafarben Augen. „Ich weiß, als müsstest du mir das sagen.“ Doch auch wenn seine Tonlage etwas eingebildetes hatte so spiegelte sich die Verletztheit in seinen Augen wieder und war nicht zu dementieren. Betys war ein Rätsel für mich, doch überkam mich immer mehr das Gefühl das er wie die Büchse der Pandora war. Öffnete man die Büchse, so brachte sie Unheil über die Welt und lies man ihn in sein Herz, so verdarb er einen. Nach dem Dessert unterhielten wir uns noch zwanglos und das über mehrere Stunden hinweg. Wir lernten den jeweils anderen besser kennen und so erfuhr ich von seiner Zeit im Heim und das er Delion durch Rose dem Ligapräsidenten kennengelernt hatte. Ich erzählte ihm hingegen von meiner Familie, das wir wenig Geld hatten und ich durch meinen Job als Arenaleiter meine Familie unterstütze, denn überraschenderweise verdiente man nicht gerade schlecht, auch wenn es besser bezahlte Jobs gab. Noch zu Beginn des Dates konnte ich ihn nicht wirklich ausstehen, doch nachdem ich ihn näher kennengelernt hatte war mein Interesse geweckt worden. Betys hatte mit der Zeit seine arrogante, überhebliche und großkotzige Seite abgelegt und eine nette, ruhige, liebevolle und zum Teil verletzliche kam zum Vorschein. "Sollen wir langsam gehen?" "Gerne, ich geh schon mal vor", lächelte er nur diesmal erwiderte ich es sogar und verlor mich kurz in seinen hübschen Augen, bevor ich den Kellner zu unserem Tisch kommen lies. Als ich nun auch das Lokal verließ und zu ihm gehen wollte, war von der Kröte keine Spur zu sehen. Ich schaute mich nach ihm um, lief um das Gebäude herum, auch wenn es unlogisch war, dass er dort stehen würde, doch die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Während ich überall nach ihm Ausschau hielt bereute ich den Abend, das ich ihn am Ende genossen und gelacht hatte. Ich verfluchte selbst diesen minimalen Aspekt, dass ich seine lilafarbenen Augen so liebte. „Hätte ich mir doch bloß die kurze Hose angezogen“ Es war für einen Sommertag verdammt heiß gewesen und ich Idiot hatte versucht vor diesem Wichser Eindruck zu schinden, nun ja mehr oder weniger, doch meine Enttäuschung überschattete alles und so lief ich mies gelaunt nach Hause und kaufte mir unterwegs ein Eis. Würde ich diesem Bastard noch einmal begegnen, dann wüsste ich nicht was ich zuerst mit ihm anstellte. Ihn zerreißen wie Konfetti, ihn ins Elend führen, bis er um Vergebung bettelte oder ihm einfach sein hübsches Gesicht demolieren, bis es mich nicht mehr in seinen Bann zog. ~ sechs Monate später~ Der süße Duft von Karamell, Glühwein, Bratäpfeln, Orangen und dem frischen Tannenduft schossen mir sofort in die Nase, als wir gemeinsam den Weihnachtsmarkt betraten. Zuerst schoss ich ein Selfie von mir und anschließend eines mit Delion zusammen. Ich liebte diese Jahreszeit und blieb nur zu gern an den Ständen hängen und sah mir ihre Auslage an, mit den handgefertigten Figuren, Glasanhängern und die wunderschön gestalteten Weihnachtsdörfer. „Du benimmst dich wie Sania“, scherzte Yarro und ein Blick verriet mir, dass sie genauso begeistert war, wie ich und wohl am liebsten auch jeden einzelnen Stand leergekauft hätte. Nach einiger Zeit schlenderten wir zu einer Bude, kauften uns einen Glühwein und etwas zu essen. Die Auswahl war gigantisch, doch ich blieb bei einer Currywurst mit Pommes während Delion die typischen Reibekuchen mit Apfelmus verschlang und Kabu jeden mit dem Gestank eines Bratfischs im Brötchen nervte. „Hey, ich habe noch jemanden eingeladen“, ertönte Delions Stimme durch die belebten Straßen und mir schwante Übles. „Wehe Dir Delion, ich warne dich“. Doch als Antwort bekam ich nur sein charakteristisch breites Grinsen. „Ich habe dir die Wochen davor schon gesagt, das ich Betys nicht Wiedersehen will, außer du willst riskieren das dein linker Gnomfreund auf die Fresse bekommt, dann hol ihn gerne her“. „Stell dich nicht so an und lass ihn kommen. Du kannst dir wenigstens anhören, was er zu sagen hat“, ermahnte mich Kate und nun war mir klar, wieso wir direkt neben dem größten Weihnachtsbaum auf dem Platz standen. Damit die Zecke ihre Beute besser fand und uns mit ihrem honigsüßen Lächeln einfacher in ihre Falle locken konnte. Bei Delion hatte der Kerl wohl vollen Erfolg, so wie sich der Trottel für einen falschen Bastard wie ihn einsetzte. Flüchtig wich mein Zorn und auf eine seltsame Weise und schaffte Raum für die bittere und schmerzhafte Emotion Eifersucht. Meine Gedanken überschlugen sich und ich malte mir Szenarien aus, in denen die beiden miteinander schliefen, sich küssten und er nicht wegen mir hier war. Meine Finger glitten zu beiden Seiten unter mein Stirnband und zogen es nach hinten ab. Es war zum verrückt werden und meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht und das nur durch meine eigenen malträtierenden Gedanken. Als ich mich umdrehte und zu Kabu sah, stand er da und begrüßte ihn mit einem Händedruck. Wie falsch diese Schlange doch war und doch schaffte er es in meinen Garten Eden, meinen Freundeskreis und wurde liebevoll empfangen, als würde nur ich ihr falsches Gesicht hinter dem Lächeln erkennen und sonst niemand. „Hey Roy“, kam es ungewohnt und zugleich vertraut von ihm. „Hey, hast du dich hier eingezeckt und verschwindest irgendwann spurlos?“ „ Auf dem riesigen Weihnachtsmarkt ist das leichter als damals im Restaurant.“ Für diesen Satz hätte ich ihm am liebsten die Gurgel umgedreht und da mein Zorn dadurch seinen Höhepunkt erreicht hatte und am überschäumen war, schnellte ich auf ihn zu, warf ihn durch die Wucht zu Boden und drückte ihn auf die kalten Steine. „Was fällt dir nach allem ein. Du bist einfach nur ein feiger Hund.“ Dumpf nahm ich war, wie die anderen mich warnten und mich zum aufhören bewegen wollten, doch in diesem Moment gab es nur mich und ihn und alles, was zwischen uns stand. „Ich hatte Panik“. Seine Worte klangen leise, fast geflüstert und als wären sie nur für meine Ohren bestimmt. Dabei hatte er seinen Kopf zur Seite gelegt, würdigte mich keines Blickes und biss sich leicht auf die Unterlippe, als würden ihn diese drei Worte alle Kraft abverlangen die er besaß. Ich stand auf, hielt ihm meine Hand entgegen und zu meiner Verwunderung ergriff er sie, lies sich hochziehen und ich schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. „Sollen wir in Ruhe reden?“ „Ja können wir tun“. Auch diesmal klang seine Antwort verdammt ruhig und so ließen wir die anderen hinter uns und drängten uns gemeinsam durch die Massen, quetschten uns an Ständen vorbei und so griff ich nach seiner Hand, um ihn nicht zu verlieren und legte den restlichen Weg bis zu einem Café händchenhaltend zurück. Dort angekommen suchten wir uns eine ruhige Ecke und tranken heißen Kakao. „Du weißt ja, dass ich in einem Waisenhaus großgeworden bin und von Rose adoptiert wurde. Mir fällt es schwer Leute an mich heranzulassen und bei dir habe ich es getan. Wir hatten stundenlang geredet und meine aufgebaute Fassade fiel in sich zusammen und nur die verletzliche blieb übrig“. „Lässt du deshalb gerne das arrogante Arschloch raushängen?“ „Ehm nein, ich habe so einen charmanten Charakter“. „Schatz du verwechselst das Wort charmant mit nervtötend“, spottete ich. Seine Worte erklärten sein komplett belastendes Verhalten und wieso er mich damals auch eine Stunde von der Bar aus beobachtet hatte, nachdem er sich geöffnet hatte und warum er am Ende geflohen war. Nach einer Stunde trafen wir die anderen wieder und erneut hielt ich seine Hand in meiner. „Ihr gebt ein komisches Paar ab“, grummelte Kabu der Pokémon Veteran. „Halt die Fresse“, tönte es synchron aus Betys und meinem Mund. Ich war 1,92 und er 1,60, doch was war schon dabei und nur weil ich dunkele und er sehr helle Haut hatte, war das für mich kein Grund. Nach dem Weihnachtsmarkt trafen er und ich uns regelmäßig und begannen eine Beziehung. Delion lachte oft, ich hätte den anstrengendsten Mann auf der Welt und in der Galaxie bekommen und widersprechen konnte ich ihm nicht. Er war eine Zicke durch und durch und wir gerieten selbst als Paar noch oft aneinander. So schmiss er mich aus meiner eigenen Wohnung und löschte alle meine online Profile, weil ich Flirt-Kommentare bekam. Als könnte ich etwas dafür, doch meistens vertrugen wir uns nach einem Streit mit Sex und ich entlud meinen Ärger ungehemmt an ihm, bis sein Körper voller blauer Flecke war. Dies war mein erstes Weihnachten, dass ich mit einem Mann an meiner Seite verbrachte und seitdem er bei mir war, verschwand das Gefühl in mir, dass mir etwas fehlte und er öffnete sich und vertraute mehr, auch wenn er dies nur bei tat, doch auf mehr kommt es nicht an. ~Ende~ Rückblick 03.06 am Tag ihres ersten Dates. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus und ich verteufelte mich selbst. Ich war ein kompletter Idiot und teilte diesem muskulösen, hübschen und charmanten Mann Teile aus meinem Leben und Gefühlen mit, die ich sonst nur mit mir alleine ausmachte. Gierig und geräuschvoll trank ich mein Glas Wasser leer und einiges tropfte an meinen Mundwinkels hinab. Schwer atmend vor Panik sah ich dem Sonnyboy vor mir dabei zu, wie er sein Portemonnaie hervorzog und durch eine minimale Handbewegung den Kellner zu uns zitierte. Betys handle, tue etwas, dachte ich, doch fiel mir vor Nervosität nichts ein. Ich glich einem Wrack, auch wenn es nur ein nervliches war, doch würde man die Titanic auf dem Meeresgrund schneller wieder zum laufen bringen, als mich. „Ich geh schon mal vor“. Bei meinen Worten sabberte ich leicht und es landete direkt vor mir und ich legte meine Hand drüber. Das war widerlich, nass und nicht gerade wenig, doch schoss mir in diesem Moment mein Versprechen in den Kopf und dies machte die Lage in der ich mich befand noch unerträglicher. Wieso nur hatte ich ihm eine heiße und unvergessliche Nacht verprochen, warum war ich nur so dumm. Jeder wusste doch, wie gut Dunkelhäutige bestückt waren. Der Kerl würde mir doch im wahrsten Sinne den Arsch aufreißen und ich Idiot hatte regelrecht noch darum gebeten, obwohl ich vorher noch nie Sex hatte. Wackelig auf den Beinen, marschierte ich aus dem Laden und lief dabei noch gegen eine Tischkante, die mich genau im Schritt traf. Grell quiekte ich auf, da ich an meiner empfindsamsten Stelle getroffen wurde und einige der Gäste kicherten hinter vorgehaltener Hand. „Autsch, Autsch“. Ich griff mit Zeige und Mittelfinger in ein Glas von einer Frau, zog die Eiswürfel heraus, die sich darin befanden und stopfte sie mir kurzerhand in meiner Shorts. Roy, der im hinteren Bereich saß, bekam davon nichts mit, doch die Blicke der anderen hafteten auf mir und meiner zugegeben peinlichen Aktion. „Noch nie einen Mann gesehen, der sich die Eier verletzt hat“. Mein Ausbruch verschlimmerte das Gelächter nur und gerade in diesem Moment schoss mir in den Kopf, was Rose damit meinte, ich würde manchmal unüberlegt reagieren. Als ich den Laden gerade hinter mir gelassen hatte, versuchte ich gegen den Schmerz anzurennen und war schneller aus der Puste als ein dreijähriger. Mit einem schnellen und mir meine ganze kraftabverlangenden Sprint, war ich auf der anderen Straßenseite und schon verließ mein Date ebenfalls das Gebäude. Als hätte ich mich in Zeitlupe wie ein Faultier bewegt. So schnell ich konnte sprang ich in einen opulenten Busch, doch zu meinem Leidwesen war er voller Dornen, die mir mein Gesicht zerkratzten, in meinen Fingern stecken blieben und zurückblieb der pochende Schmerz. Aus meiner liegenden Position sah ich auf in den Himmel und zu den Rosen, die sich über mir erstreckten und prächtig und wunderschön blühten. Ich hatte es vollkommen vermasselt und die Rufe von Roy nach mir, machten es nicht gerade besser. Als ich mir sicher war, dass er weg war, stand ich schmerzerfüllt aus dem Busch auf und erneut schnitten die kleinen Stacheln meine Haut auf. Meine Haare sahen aus, wie die eines geplatzten Huhns, mein Gesicht wurde von vielen kleinen und mal stärkeren Schrammen geziert und als ich gerade bereit war, mein sicheres Horrorversteck komplett zu verlassen, bemerkte ich die Blicke der Passanten, ähnlich wie im Lokal. „Hast du es da drin mit einem Tier getrieben?“, spottete der erste. „Ich glaube er hat sein Revier verteidigt oder wollte die Beute nicht teilen“. Wütend verließ ich das Szenario, lies mich von meinem Ziehvater Rose abholen und war froh, als ich endlich Zuhause war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)