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Bauchgefühl

Ein Ass im Bett
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mutig wie ich bin, starte ich einen weiteren Mehrteiler ... allerdings soll es eine Sammlung einzelner Momentaufnahmen aus verschiedenen Jahren werden und damit weniger eine Zusammenhängende Story.
Ich entschuldige mich trotzdem, falls sich hierhin Leser von H-Reunion verirren. Ich habe dieses Projekt nicht vergessen. D: Es ist und bleibt mein Herzblut.

Anstoß für diese Geschichte gaben lady_j und WeißeWölfinLarka, die gerne mehr zu den Hintergründen zu meinem Drabble Dominanz lesen wollten. Ich hoffe, ich kann dem hier gerecht werden. Ein wenig Geduld werdet ihr aber mitbringen müssen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
WeißeWölfinLarka hatte sich etwas mit Yuriys Geburtstag gewünscht. Ich hoffe, ich kann hiermit deinem Wunsch gerecht werden. C:

Das Kapitel sollte eigentlich lustig werden, aber irgendwie hat es am Ende einen anderen Drive bekommen. Na ja. :'D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich spreche an dieser Stelle eine Warnung für Gewaltdarstellung aus, auch wenn sie nicht zu detailliert ist. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel entstammt nicht dem ursprünglichen Plan zu "Bauchgefühl", sondern hat sich ganz spontan eingeschlichen. Hierzu geht der Dank an lady_j, denn ihr letzter Kommentar hat mich auf eine gute Art nachdenklich gestimmt. Das half mir nicht nur beim nächsten Kapitel (das dann hoffentlich bald kommt), sondern führte auch zu diesem kleinen Seitensprung.
Fürs Schreiben ließ ich diesmal im Hintergrund ein Cello Konzert laufen, dass die liebe FreeWolf für mich gefunden hat. Sowieso auch an die ein ganz liebes Danke, weil ich von Saiteninstrumenten echt gar keine Ahnung habe, aber sie mir half, dass ich mich beim Schreiben nicht ganz wie ein Volldepp anstelle. ♥
ich empfehle übrigens reinzuhören. öwö Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So. Das Kapitel, das sich ersehnt wurde, seit dem es etwas komisch zwischen Boris und Yuriy wurde. Auf das ich Erwartungen breche, aber niemanden enttäusche! Das wäre so das best case. :'DD
Yuriy hat sich ziemlich angestellt und Boris hat einfach zu viel Geduld mit Yuriy. Das hat's mir jetzt schwerer gemacht als erwartet. >:/ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorletztes Kapitel!
Ich sehe dem Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Komplett anzeigen

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1994-09-20

Über das Gelände der Einrichtung läutete die Glocke im tiefen Ton und rief zum Appell auf. Die Kinder aus allen Einheiten begaben sich auf den großen Vorhof der Klosterkirche und standen in Reih' und Glied. Hinter der Spitze des Glockenturms tauchte die Sonne den Himmel in Rot zur Abenddämmerung. Das Training war für diesen Tag beendet und während die Ausbilder die Anwesenheit kontrollierte, wurden die Aufgaben verteilt, die bis zum Abendbrot zu erledigen waren.

Yuriy ging mit Boris und zwei anderen Kindern die blechernen Arenen vom Platz tragen, um sie zu polieren und über Nacht im Schuppen zu verstauen. Das Schleppen war mühselig, doch es war eine der angenehmeren Aufgaben, mit der sich die Zeit bis zum Essen gut überbrücken ließ.

Immer zu zweit trugen sie eine Arena und stapelten sie provisorisch.

Mit jedem weiteren Schritt hatte Yuriy das Gefühl, dass sein Magen lauter knurrte. Das Mittagessen hielt nur selten bis zum Abend vor. Doch er wusste, wie er es am besten ignorieren konnte. Das hatte er bereits auf der Straße gelernt.

Sobald alle Arenen im Schuppen standen, schrubbte jeder mit einem Lappen über die Bowl. Dabei verlor Yuriy sich gerne in Gedanken. Er betrachtete die feinen Kerben im Metall und rekonstruierte vor seinem inneren Auge die Laufbahnen der Beyblades und wie die Kollisionen verlaufen waren. So etwas fiel ihm leicht und die Zeit vergaß er darüber.

Die anderen Drei nutzen die Gelegenheit zum Schwatzen, denn die hatten sie nur selten. Yuriy war es einerlei, ob er an solchen Gesprächen teilnahm. Er hatte selten etwas beizutragen und es interessierte ihn nicht. Außerdem war es den anderen Kindern offensichtlich unangenehm, selbst wenn er nur teilnahmslos dabei stand. Für Yuriy war es letztendlich nur wichtig, dass die Arbeit darüber nicht vernachlässigt wurde, sodass sie zeitig zum Abendbrot kamen.

Sie kamen trotz Unterhaltung zügig voran und wurden frühzeitig fertig. Entgegen ihrer Erziehung, liefen sie jedoch nicht gleich zum Hauptgebäude, um sich dort zu melden, sondern blieben im muffigen Schuppen.

Yuriy setzte sich auf einen Sprungkasten und hatte von dort eine gute Sicht durchs Fenster auf den Vorhof. Sollte ein Ausbilder ihre Arbeit kontrollieren wollen, würde es mitbekommen und konnte Bescheid geben.

Es gab nicht viel außer diverser Sport- und Trainingsgeräte, trotzdem fanden die Kinder für sich eine Beschäftigung. Sie teilten den Schuppen in Gebiete auf, die es zu erobern galt. Ihre Ausrüstung bestand dabei aus Besen und Harken. Ihr Abenteuer daraus, durch einen Tunnel zu kriechen, über einen Abhang zu hangeln und zum Schluss auf einem Gebirge zu rasten.

Zwischen dem Sprungkasten, auf dem sie saßen, und Yuriy stand ein Turnbarren. Die letzte Hürde. »Wer es schafft, erobert Schloss und Zarentochter«, entschied einer der Jungs über den Abschluss ihres Abenteuers.

»Meinst du damit Yuriy?«, fragte Boris.

Seine Kumpane unterdrückten ein Prusten und tauschten vielsagende Blicke.

Yuriy behielt den Blick stur aufs Fenster gerichtet, konnte aber in der Spiegelung sehen, wie sie feixten, weil sie glaubten, er bemerke es nicht. Über seine Stirn zogen sich kleine Fältchen ob der unbedarften Frage von Boris, die einen Scherz auf seine Kosten mit sich brachte.

Im nächsten Moment wackelte seine Sitzgelegenheit unter ihm und er kam nicht umhin, nach dem Ursprung zu schauen. Boris, der eben noch bei den geschwätzigen Jungen war, hatte sich neben ihn auf den Kasten geschwungen. Sein Grinsen erinnerte mehr an ein Zähnefletschen und brachte das Kichern zum Verstummen.

Yuriys Mundwinkel zuckte leicht.

Es wurde zum Essen geläutet und das Abenteuer wurde mit Boris als Sieger beendet. Yuriy ging mit ihm vor, während die beiden anderen Jungen wenige Schritte hinter ihnen lagen. Nachdem ihnen der Spaß vergangen war, lagen ihre Blicke stechend auf Boris. Der schien es – im Gegensatz zu Yuriy – nicht zu bemerken oder aber ignorierte es völlig.

»Armselig«, nuschelte einer von ihnen und gewann so doch ihre Aufmerksamkeit.

Boris blieb stehen und wandte sich mit gerunzelter Stirn zu ihm um. »Was?«

Trotz seiner jugendlichen Stimme hörte Yuriy ein Knurren heraus.

Möglichst gelassen zuckte der Junge mit den Schultern und schob seine Hände in die Hosentaschen. »Eine Zarentochter, die keiner will, ist armselig.«

Yuriy war neben Boris stehen geblieben und betrachtete die beiden Jungen mit ihrem hämischen Grinsen. Die Worte galten ihm, auch wenn er nicht verstand, wieso.

Boris schien es ähnlich zu gehen. Seine Augen verengten sich und er straffte die Schultern. »Wer ist armselig?«

Die beiden Jungen wichen einen halben Schritt zurück, bevor der Knabe, der sich bisher ruhig verhalten hatte, eine Antwort wagte: »Der Gewinner ohne Preis und der Preis, den keiner will.«

Dieses Kontra holte aus Yuriy nichts als einen müden Augenaufschlag. Dass sie wegen eines albernen Spiels in ihrer Ehre gekränkt waren und einen Streit inszenierten, zeigte ihm, wie kindisch sie waren.

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich zum Gehen. Immerhin hatte die Glocke bereits einmal geläutet und sie hatten sich in der Haupthalle zu versammeln. Doch Boris hielt ihn am Arm zurück. Irritiert runzelte er die Stirn und blickte über die Schulter zu seinem Freund.

Er dachte, dass Boris‘ Augen eine gräuliche Färbung hatten, aber aus der Nähe betrachtet waren sie doch eher mintgrün. Das Atmen fiel ihm schwer, weil seine Nase platt gedrückt wurde, und bei der Kollision ihrer Lippen schmeckte er Blut.

Dieser Trotzanfall endete abrupt, als Yuriy und Boris an den Krägen voneinander gerissen wurden.

»Was glaubt ihr, was ihr hier treibt?!«, zischte der Ausbilder und obwohl es eine Frage war, wussten alle vier, dass keiner zu Antworten hatte.

Yuriys Nackenhaare stellten sich auf, als er grob von dem Erwachsenen mitgezerrt wurde und die beiden Jungen, mit denen er heute den Dienst teilen musste, sahen ihm und Boris mit aufgerissenen Augen nach.

Das Abendbrot würde für sie ausfallen.

2001-01-10

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

2005-02-08

Auf dem niedrigen Wohnzimmertisch, von dem sie selber mit Sandpapier die Oberfläche abgewetzt hatten, um den Dreck der Vorbesitzer zu entfernen, sammelten sich Krümel von Knabberkram und Ränder von Gläsern und Flaschen. Die Aussicht darauf am nächsten Morgen alles wieder in Ordnung bringen zu müssen, um auf einen unangekündigten Besuch der Betreuer vorbereitet zu sein, ließ Yuriys Augenbraue zucken. Er hatte Boris mit einem frostigen Blick zu verstehen gegeben, was er davon hielt und war sicher, dass sein Freund ihn verstand, aber bewusst ignorierte. Zu einer anderen Zeit wäre ihm das nie passiert. Es ließ Yuriy mit den Zähnen knirschen.

»Das ist ein denkwürdiger Moment«, erklärte Boris mit einem zufriedenen Grinsen und erhielt zustimmendes Nicken von Ivan und Sergeij.

»Den man nicht bei dir feiern konnte, weil …?«, fragte Yuriy und musterte seinen Kameraden von der Seite.

»Dein Geburtstag ist.« Zufrieden über seine Argumentation nahm Boris einen großzügigen Schluck vom Vodka.

Für Yuriy fühlte es sich nach einer willkommenen Ausrede an, die Boris davor bewahrte in seiner eigenen Wohnung im Chaos zu versinken. Allerdings war ihm auch bewusst, dass sein Freund immer viel Wert darauf legte, dass sie wichtige Ereignisse, wie Geburtstage, wenn möglich, gemeinsam verbrachten. Und diesmal kamen gleich diverse Ereignisse zusammen. Ein glücklicher Zufall für Boris.

Die Gruppe stieß an auf die Stellenzusage für Sergeij. Sobald er die Prüfungen an der Milizhochschule bestanden hatte, würde er im öffentlichen Dienst anfangen. Das erste Eigenheim von Boris und Yuriy war ebenfalls ein Grund zum Feiern, auch wenn alles recht provisorisch mit Möbeln vom Sperrmüll eingerichtet war – es erfüllte seinen Zweck und fühlte sich wohnlich an. Zu guter Letzt war es Yuriys Volljährigkeit, doch trotzdem, nachdem er offiziell Alkohol trinken durfte, verzichtete er strickt. Ivan nahm sich gerne seiner überschüssigen Gläser an.

Obwohl Yuriy der Trunkenheit nichts abgewinnen konnte und auch für eine Runde um den Block über längere Zeit von Boris bearbeitet werden musste, lehnte er sich auf dem Sofa zurück in die durchgesessen Polster und beobachtete seine munteren Kameraden, deren Zungen sich durch den Alkohol lösten. Diese drei Kerle waren wohl die einzigen, deren Gesellschaft er in jedem Zustand schätzen würde.

Nachdem sie jahrelang jeden Tag miteinander verbracht hatten, kam es selten dazu, dass sie zu viert beisammen waren. Sergeij hatte ein Zimmer in der Nähe der Hochschule und Ivan war zu einer Verwandten in eine andere Stadt gezogen. Schließlich hatten Boris und er sich auf die Suche nach ihrer ersten eigenen Wohnung gemacht.

Unwillkürlich wanderte Yuriys Blick zu seinem Freund, der lauthals über einen dreckigen Witz von Ivan lachte. Dass sie im gleichen Block auf unterschiedlichen Etagen je eine Wohnung für sich gefunden hatten, war Boris‘ verdienst. Keine Wohnung konnte seinen Ansprüchen genügen. Immer hatte er etwas auszusetzen gefunden. Es wurde zu einer Geduldsprobe für Yuriy, doch zuletzt musste er sich eingestehen, dass es das Beste für sie beide war.

Boris fing seinen Blick auf und blinzelte die Trübheit aus seinen Augen weg. Sein Grinsen erinnerte ihn noch immer an das Blecken von Zähnen, das nur durch die Grübchen in seinen Wangen gemildert wurde. Zumindest war das seine Erklärung dafür, wieso manche Menschen meinten, dass dieses Grinsen sympathisch war.

»Jetzt in unserer eigenen Bude können wir endlich selbst über unseren Besuch bestimmen.«

Yuriy lupfte eine Augenbraue, unterließ jedoch einen Hinweis darauf, dass seine Selbstbestimmung über Besuch in genau diesem Moment aktiv untergraben wurde. Das Zucken im Mundwinkel seines Freundes verriet ihm, dass er dabei bestimmte Vorstellungen hatte.

Er griff nach der offenen Flasche und schenkte Yuriy ein, bevor er bedeutungsschwer das Wort an ihn richtete. »Wird Zeit, dass wir für dich wen finden, der dein Bett wärmt.« Mit einem leichten Stoß seines Ellbogens reichte er ihm das Glas.

Yuriy nahm es entgegen, um es in der gleichen Bewegung an Ivan weiterzugeben. Der hob es zum Toast, den Yuriy mit seinem Glas Wasser erwiderte und in Ruhe einen Schluck trank, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte. »Ich hatte nicht geplant, mir einen Hund anzuschaffen.«

Wie erwartet, quittierte Boris die Bemerkung mit einem Augenrollen. »Ich dachte an weniger haarig und dafür mehr kurvig«, konkretisierte er sein Anliegen.

Yuriy spürte die Blicke von Ivan und Sergeij auf sich ruhen, ließ sich dies aber nicht anmerken und blinzelte langsam. Er tat Boris nicht den Gefallen, zu verstehen, und Boris tat ihm nicht den Gefallen, nachzugeben.

Ein Brummen vibrierte in Boris‘ Kehle, als er sich bequem auf dem Sofa drehte, um sich seinem Freund zuzuwenden. Seinen freien Arm legte er locker über die Lehne, während er mit dem Glas in der Hand den Zeigefinger gegen Yuriys Brust tippte. »Du kannst doch nicht als alte Jungfer sterben wollen.«

Warum nicht?, dachte Yuriy bei sich, aber sagte es nicht. Ihm war bewusst, dass sein Gegenüber ihn ungläubig ansehen würde, wenn er sagte, dass er sich wenig für Sex begeistern konnte. Wie er Boris kannte, würde ihn das zu einem Loblied auf den Beischlaf beflügeln, also blieb er lieber still.

Sein Schweigen nahm Boris zum Anlass weiterzusprechen. »Maria hat da ein paar echt süße Freundinnen, von denen ich mir sicher bin, dass-«

»Boris.« Yuriy betrachtete seinen Freund eingehend, sah das enthusiastische Leuchten in seinen Augen, das einen Plan visualisierte, von dem er kein Teil sein wollte. Mit einem gedehnten Atemzug befeuchtete er seine Lippen. »Du solltest dich auf deine eigene Beziehung konzentrieren, damit die einmal nicht in einem Desaster endet.«

Die romantischen Verwirrungen seiner Kameraden hatten Yuriy nie interessiert. Bei Ivan und Sergeij bekam er auffallend wenig mit und könnte nicht sagen, ob sie derweil jemanden im Herzen trugen. Bei Boris war es allerdings anders. Hier war sein Interesse zwar ebenso gering, doch Boris‘ ungeschicktes Händchen führte mit einer erstaunlichen Zielsicherheit zu einem Schauspiel großer Emotionen, das niemand ignorieren konnte, der mit ihm unter einem Dach lebte.

Derartige Verwicklungen gehörten nicht zu den Dingen, die Yuriy in seinem Leben anstrebte.

Ein Ausdruck von Empörung zeichnete sich auf Boris‘ Gesicht ab, doch bevor er zu einer Rechtfertigung ansetzen konnte, wurde er von Ivans hämischen Kichern abgelenkt. »Er hat recht«, gluckste Ivan und leerte sein Glas. »Man könnte meinen, du nimmst ein Teeniedrama als Vorlage für dein Liebesleben.«

»So schlimm ist es nun auch nicht«, schaltete sich Sergeij ein und sprang Boris zur Seite. »Jelena war wirklich ein nettes Mädchen.«

»Oh ja, sie konnte einem wirklich sehr nett ihren Willen aufzwingen. Unausstehlich wurde sie erst, wenn sie ihn nicht bekommen hat. Bin immer noch beeindruckt, dass du ihr im Schlaf nicht den Hals umgedreht hast.« Anerkennend hob Ivan das leere Glas in Boris Richtung. Dann begann er zu grübeln. »Wie hieß noch mal die, die du über Nacht eingeschleust hast und sich morgens im Bad verbarrikadiert hat?«

»Irina …«, brummte Boris mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Ivan ließ ein weiteres Glucksen verlauten. »Stimmt. Die entgleisten Gesichter von Veselov und Smirnov waren filmreif!«

Diesmal blieb Sergeij ruhig und Boris ertrug den Spott auf seine Kosten mit einem vollen Glas Vodka. Obwohl Ivan schon länger bei seinen Verwandten lebte, hatte er genug mitbekommen, um Anekdoten wie diese aufzufrischen.

Yuriy fragte sich, welche wichtigen Informationen Ivan dafür vergessen hatte.

»Du trinkst eindeutig nicht genug, wenn du so viel schwätzen kannst«, meinte Boris schließlich, als Ivan dabei war, sich an Lena zu erinnern, und schenkte seinem Kameraden mit gebleckten Zähnen nach.

Yuriy lehnte sich auf dem Sofa zurück und fühlte sich in seinen Ansichten bestätigt. Mit einem Blick auf Boris, der sich ihm wieder zuwandte, nachdem er Ivan vorläufig zum Schweigen gebracht hatte, ahnte er, dass er noch nicht raus aus dem Thema war.

»Also selbst wenn es ein bisschen chaotisch war-«

»Ein bisschen«, echote Yuriy und hob eine Augenbraue.

Boris quittierte die Unterbrechung mit einem Knurren. »Auch wenn es am Ende chaotisch war, würde ich es wieder tun.«

Die Ansichten seines Freundes brachten ihn dazu, die Stirn in Falten zu legen. Das Warum lag ihm auf der Zunge, doch er ließ sie unausgesprochen. Er musste nicht jede Sichtweise von Boris hinterfragen, nur weil er sie nicht teilte. Mit einem Schluck von seinem Wasser schluckte er die Frage herunter und erklärte das Thema für sich als beendet.

Mit ihrer nächsten Runde begann Sergeij von den bevorstehenden Prüfungen zu erzählen und wie die Vorbereitungen und das Training liefen. Yuriy rechnete es ihm hoch an, dass er sich trotz der hohen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, sich die Zeit nahm für ihre Zusammenkunft.

Ivan berichtete von seinen jüngeren Cousinen, die es laut seiner Aussage faustdick hinter den Ohren hatten, und Yuriy fiel es schwer, sich vorzustellen, wie jemand sein mochte, den Ivan als verschlagen deklarierte und ob es sich dabei um das Ergebnis seines Einflusses handelte.

Je länger der Abend ging, desto leerer wurde der Vorrat, den Boris herangetragen hatte. Sie stießen gemeinsam zum letzten Mal in dieser Nacht an, dann machte Yuriy sich auf, um das Lager für seine Gäste aufzuschlagen.

Ivan genügten Decke und Kissen mit denen er sich in der Ecke zwischen Stehlampe und Geigenfeige zu einem Knäul zusammenzurollen, während Sergeij sich mit dem Wohnzimmerteppich begnügte, da seine langen Glieder über den Rand des Sofas hinaus ragen würden. Als hätte Boris sich den Schlafplatz auf dem Sofa in einem harten Kampf verdient streckte er die Arme und bettete sie auf der Rückenlehne.

Theoretisch hatte er den kürzesten Heimweg, doch auch wenn er nur ein Stockwerk drüber wohnte, stand es für Yuriy nicht zur Debatte, dass auch nur einer seiner Kameraden heimgeschickt wurde. Er warf jedem Decken und Kissen zu und nahm erneut Platz auf dem Sofa.

Mit der einkehrenden Ruhe entspannten sich Yuriys Glieder und er sank langsam zurück in die Polster. Die Präsenz seiner Kameraden und die Stille wirkten beruhigend auf ihn und für einen Augenblick schloss er die Augen, um den Moment in Gänze zu genießen.

»Pennst du auch hier?« Boris‘ Stimme war ruhiger und dunkler als zuvor, als wollte er die fragile Atmosphäre nicht zerstören.

Kurz dachte Yuriy über die Antwort nach. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich auf engem Raum zusammenraufen. Schlussendlich schüttelte er sachte den Kopf. »Ich gehe gleich nach nebenan.«

Boris ließ ein Brummen verlauten.

Yuriys Blick ging durch den Raum, sah Ivan, dessen Blick an die Decke geheftet war, als gäbe es dort ein Geheimnis zu entschlüsseln, und Sergeij, der die Arme bereits über die Augen legte und morgen sicherlich das eine Glas zu viel bereute, und den Tisch voll mit Krümeln und Rändern von Gläsern und leeren Flaschen, die dicht beieinanderstanden. Aber das war etwas, worum er sich morgen früh kümmern wollte.

»Yura?«

Mit einem Blinzeln lag sein Blick auf Boris neben sich, der gerade zum Fenster hinaus schaute.

»Ich muss mir keine Sorgen um dich machen, oder?«

Yuriy spürte ein Ziehen an seinen Mundwinkeln. Die Worte seines Freundes waren aufrichtig, weshalb er das aufkommende Amüsement ignorierte. »Wieso solltest du das?«

Boris wandte sich ihm zu und hatte die Augenbrauen zusammengezogen, als dachte er über eine schwierige Gleichung nach. »Jetzt mal ehrlich; wurdest du überhaupt schon mal geküsst?«

Ein wenig überraschte es Yuriy, dass Boris dieses Thema erneut aufgriff, jedoch dieses Mal ohne jeden Schelm im Nacken. Die Ernsthaftigkeit hinter dieser Frage, löste den Abwehrmechanismus. Fremde gingen diese Dinge nichts an, aber mit Boris hatte er schon immer alles teilen dürfen. Seine Antwort hielt sich schlicht. »Ja.«

Boris‘ Stirn glättete sich und seine Augen weiteten sich ein Stück, dass ihm wieder dieses Mintgrün auffiel. »Echt?«

Diesmal missglückte es Yuriy, sich zu beherrschen, und ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. »Von dir«, ergänzte er seine Aussage, um dem Gedächtnis seines Freundes auszuhelfen.

Der Überraschung folgte Unglaube. Mit gesenkten Blick begannen seine Augen hin und her zu huschen. In ihm arbeitete es. Mühsam versuchte er, die verlorene Erinnerung hervorzuholen. »Wann soll das- oh!« Boris sah zu ihm auf, die Augen riesig, fast manisch. »Das ist deine einzige Kusserfahrung?«

»So sieht es aus«, schloss Yuriy mit absoluter Gelassenheit und unterstrich dies mit einem Schulterzucken.

»Fuck.« Die Stimme von Boris wurde rau.

Yuriy musterte sein Gesicht und meinte darin Reue zu lesen, was für ihn keinen Sinn ergab und ihn irritierte.

»Das war richtig scheiße.«

»Stimmt.« Ihm wurde klar, dass Boris an die Folgen dachte, die dieser kindische Trotz damals mit sich gezogen hatte, doch es lag soweit zurück, dass Yuriy dieser Sache keine Bedeutung mehr beimessen wollte. »Du hast mir fast eine Kopfnuss gegeben und unsere Zähne haben sich berührt«, betonte er kritisch.

Der vorangegangenen Reue folgte ein ungläubiges Blinzeln, wie er es selten bei Boris beobachten durfte. Er öffnete den Mund, als wollte er darauf etwas erwidern, doch schloss er ihn gleich wieder, ohne einen Ton zu sagen. Es verging ein stiller Augenblick, der nur von Ivans leisen Schnarchen gestört wurde, bis schließlich die Grübchen in Boris‘ Wangen hervortraten. »Das kann ich so nicht stehen lassen.«

Yuriy begriff nicht sofort, doch als Boris sich zu ihm vorbeugte, seine Augen ihn fixierten wie Beute und er so dicht vor ihm innehielt, dass er seinen Atem auf der Haut spürte, verstand er, welcher Unsinn ihm durch den Kopf ging.

Abwartend erwiderte er den Blick, schlug die Augen nieder und war erstaunt darüber, wie sanft sich diese rauen Lippen auf seine legen konnten. Boris strich mit dem Daumen über die Kontur seines Unterkiefers, zog ihn mit der Hand in seinem Nacken näher an sich heran und übte einen angenehmen Druck auf ihn aus, dass Yuriy unbewusst den Atem anhielt. Ihm kam es vor, als passten sich ihre Lippen einander an. Zwischen kurzen Atemzügen konnte er den Alkohol schmecken, von dem er sich nun fragte, ob Boris vielleicht ein Glas zu viel hatte. Er legte eine Hand auf die Brust seines Freundes und spürte, wie sein Herz heftig dagegen schlug.

Yuriy kam es wie eine Ewigkeit vor, in der Boris an ihm heftete, bevor er langsam wieder etwas Raum zwischen sie brauchte. Seine Lippen fühlten sich geschwollen an und er unterdrückte den Drang, sich mit dem Arm drüber zu wischen.

Der Blick von Boris war forschend als suche er in Yuriys Gesicht nach einer Antwort auf eine Frage, die sie beide noch nicht kannten. Schließlich zeigte sich ein süffisantes Grinsen. »Und?«

Yuriy schätze sich glücklich, dass er nicht zu den redseligsten Genossen gehörte, denn so fiel es Boris nicht auf, dass seine stupide Frage ihm für einen Moment die Sprache verschlug. Unwillkürlich befeuchtete er seine Lippen. »Immerhin kein Schleudertrauma«, antwortete er trocken.

Boris fiel das Grinsen aus dem Gesicht und er quittierte die blöde Antwort auf eine ebenso blöde Frage mit einem Schlag gegen Yuriys Schulter. Das war für ihn das Zeichen, sich schlafen zu legen und er wünschte seinem Freund eine gute Nacht, bevor er aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer ging und sich für die Nachtruhe umzog.

Innerlich schüttelte er den Kopf, als er das eben Geschehene noch einmal Revue passieren ließ. Boris hatte die absurdesten Einfälle, wenn ihm niemand Einhalt gebot, aber was sagte es über ihn aus, wenn er ihn gewähren ließ? Er legte die Hand auf seine Brust und fühlte seinen Herzschlag. Ruhig und beständig und kein Vergleich zu den wilden Schlägen in Boris‘ Brust.

Mit einem tiefen Atemzug schloss er diese Frage unbeantwortet und legte sich ins Bett. Am Morgen würde er früh aufstehen und ohne Rücksicht auf seine Kameraden das Wohnzimmer wieder herrichten.

2006-12-31

Der Plan für den Abend hatte anders ausgesehen.

Yuriy machte die abendliche Runde mit Lyca und hütete mit ihr die Wohnung, während Boris, Ivan und Sergeij in einer nahe gelegenen Bar vorglühten. Bevor es null Uhr wurde, wollten sie zurück sein, sodass sie zu Neujahr gemeinsam vom Balkon das Feuerwerk beobachten konnten. Es war für die junge Hündin das erste Silvester, das sie bei Boris verbrachte, weshalb er sie ungern alleine ließ. Gleichzeitig hatte er seine Kameraden nicht enttäuschen wollen, indem er die Kneipentour absagte. So war für Yuriy der logische Schluss, Lyca zu übernehmen - zumal die Hündin sich bereits in den letzten Monaten als angenehme Gesellschaft herausgestellt hatte.

Er hatte seine Kameraden an Boris' Wohnungstür verabschiedet, machte das Stroganoff vom Vortag in der Mikrowelle warm und verbrachte den Abend zusammen mit Lyca auf dem Sofa vor dem Fernseher, während er mit der einen Hand in seinem Buch umblätterte und die andere meditativ über Lycas Kopf strich. Er genoss die Ruhe, solange sie anhalten sollte. Wenn seine drei Kameraden spät am Abend wiederkämen, war abzusehen, dass es weit lebhafter zugehen würde. Darauf war er mental eingestellt.

Letztendlich kam es sehr viel früher zum Ende seiner Ruhe, als er erwartet hatte. Gegen halb elf klingelte sein Handy. Auf dem Display erkannte er Ivans Nummer und nahm den Anruf entgegen. Es kam selten vor, dass Ivan anrief. Lieber schrieb er Textnachrichten, was Yuriy begrüßte - auch, dass er nicht auf jede Nachricht eine Antwort erwartete. Sein Nacken prickelte, noch bevor er sich am Handy meldete.

»Komm her! Boris läuft Amok und wir-«

Den Rest des Satzes bekam Yuriy nicht mehr mit. Lyca reckte den Kopf und spitze die Ohren, als ihr Sitter hochschnellte, die Wohnung in großen Schritten durchquerte und sich im Vorbeigehen Boris' Parker griff, bevor die Wohnungstür hinter ihm zuknallte. Er hasste es, dass er seine Aufgabe vernachlässigte, doch es galt in diesem Augenblick Prioritäten zu setzen.

Seine drei Kameraden hatten in einer Bar bei ihnen im Viertel vorglühen wollen. Er begleitete sie nur selten, kannte aber den Weg und war mit einem Sprint in zehn Minuten dort. Vor dem Lokal befand sich eine Traube Menschen, aus der Sergeij herausragte. Yuriy steuerte direkt auf ihn zu, schob sich forsch an Schaulustigen vorbei und sah, wie Boris auf einen zweiten Kerl einschlug, während der erste bereits benommen am Boden lag. Die Knöchel an seiner Hand glänzten rot.

Sergeij bemerkte ihn erst, als er direkt neben ihm stand. »Wir müssen schleunigst weg«, erklärte er eindringlich.

Yuriy nickte, beobachtete Boris, der wie von Sinnen einen Schlag nach dem nächsten setzte. Boris hatte schon immer viel Kraft und mit seinem Boxtraining wusste er diese gezielt einzusetzen, doch in diesem Augenblick ließen sich keine überlegten Treffer erkennen. Es war willkürliche Zerstörungswut, mit der er rohhaft zuschlug.

Sergeij hatte die nötige Kraft und Ausbildung, um Boris festzuhalten, aber um ihn aufzuhalten, brauchte es Yuriy. In einem günstigen Moment ging er zwischen die Prügelnden und machte sich vor allem für Boris bemerkbar, indem er ihn am Kragen packte und seinen Blick fixierte.

Als der ihn erkannte, hielt er lange genug in seiner Bewegung inne, dass Sergeij ihn mit festem Griff packen konnte. Inbrünstig stieß er einen Wutschrei aus, versuchte aber nicht, sich zu befreien, wie er es noch vor wenigen Minuten getan hätte. Den Typen am Boden schenkte er keine weitere Beachtung.

»Weg hier!«, zischte Ivan zu ihrer Rechten und lotste sie aus der Menschenansammlung heraus und über Nebenstraßen zurück zu ihrem Block.

Es gab niemanden, der ihnen folgte, trotzdem hielten sie nicht an und blickten nicht zurück. Erst als die Haustür hinter ihnen ins Schloss fiel, konnte Yuriy seine Kameraden aufatmen hören. Er selbst atmete ruhig, trotzdem fühlte er den kalten Schweiß seinen Rücken hinunterlaufen. Sein Blick ruhte auf Boris und er bemerkte, dass sich die Anspannung aus dessen Körper gelöst hatte. Mit einem Nicken gab er Sergeij die Versicherung dafür, ihn wieder loslassen zu können. Schlaff kam Boris auf seinen Beinen zum Stehen und schwankte gefährlich, dass Sergeij ihn vorsorglich an den Schultern fasste.

»Die Treppen schaffst du selber?«, fragte Yuriy mit forschendem Blick.

»'Türlich«, nuschelte Boris ihm grimmig entgegen und ging wie zur Demonstration die Treppen hinauf zu seiner Wohnung.

Yuriy konnte die Blicke von Sergeij und Ivan auf sich spüren, die eine gewisse Ratlosigkeit ausstrahlten. Sie waren alle nicht zum ersten Mal in dieser Situation und glaubten auch nicht, dass es das letzte Mal sein würde. Ohne sich an sie zu wenden, folgte er Boris hoch. Erst auf seinem Stockwerk machte er halt. »Ihr wisst, wo alles steht?«, fragte er pro forma.

Sergeij holte die Wohnungsschlüssel aus seinen Hosentaschen und gab den für Boris' Wohnung an Yuriy weiter. »Wenn was ist, gib' Bescheid.«

Er nickte und ging einen Stock höher, auf dem Boris bereits vor seiner Wohnung auf ihn wartete. Die Stirn hatte er gegen die Tür gelehnt und von innen war ein Kratzen zu hören. Das Schloss klickte auf und Lyca bewegte sich in dem schmalen Flur um die eigene Achse, bevor sie auf Yuriys Anweisung hin in ihr Körbchen verschwand. Seinen Freund dirigierte er hingegen ins Badezimmer und setzte ihn auf dem Klo ab.

Er ging vor ihm auf die Knie und begutachtete die blutverschmierten Hände. An seiner Linken waren die Fingerknöchel aufgeplatzt und das Weiß von Knochen war zu erkennen. Das sah er nicht zum ersten Mal und so ging er wie gewohnt in die anliegende Küche und holte aus dem Kühlfach eine Packung Eis, um die er ein Handtuch wickelte. Zurück im Bad reichte er den provisorischen Behelf an Boris und setzte sich neben ihn auf den Rand der Badewanne. Im Raum breitete sich Stille aus, während sie darauf warteten, dass die Blutung stoppte.

»Hast du keine Fragen?« Boris‘ Stimme war rau. Er wagte nicht, aufzuschauen und konzentriert sich auf das Bündel Eis auf seinen Wunden.

»War denn diesmal etwas anders?«, entgegnete Yuriy ohne eine Miene zu verziehen.

Es bedurfte keiner Antwort, doch nun da Boris‘ Blick klarer wurde, schien er das Bedürfnis zu verspüren sich mitzuteilen. »Ich hab nicht zu viel getrunken«, stellte er mit gefestigter Stimme klar, ohne dass Yuriy ihm einen Vorwurf gemacht hätte. »Das kannst du Vanja und Seryoga fragen.«

»Das muss ich nicht.«

Boris kannte seine Einstellung zu Alkohol und welche Hintergründe es hatte. Und Yuriy kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass es nicht am Kontrollverlust durch Alkohol lag, dass er wie ein Berserker auf einen Gegner losging. Es war ein Resultat ihrer Vergangenheit und Boris lernte noch, damit umzugehen.

Boris hob den Kopf und sah Yuriy direkt an. Ob ihm noch etwas auf der Seele lag oder er einfach vom Alkohol gedrängt war, sich mitzuteilen, konnte er nicht einschätzen. Schlussendlich beließ es Boris dabei und schwieg erneut.

Als sie beide übereinkamen, dass die Blutung an seiner Hand zurückging, holte Yuriy die Panthenolcreme und Bandagen. Er legte wie schon dutzende Male zuvor den Verband um Boris‘ Hand und erwischte sich dabei, wie er darüber nachdachte, ob er etwas hätte verhindern können, wenn er dabei gewesen wäre. Wütend über diesen sinnlosen Gedankengang zogen sich seine Augenbrauen zusammen und Boris gab mit einem zischenden Laut zu verstehen, dass er den Verband etwas zu schroff festzog.

Als Yuriy das Ende des Verbands sicherte, bemerkte er, wie sich in Boris Schultern Spannung bildete und musterte ihn mit gerunzelter Stirn.

»Kannst du mal nach Lyca sehen?«, bat ihn sein Freund mit einem schmalen Lächeln.

»Ich denke, ihr wird es gut gehen.« Die Sorge um die Hündin erschien ihm in diesem Augenblick absurd.

Boris blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, das Lächeln gequält. »Ja, aber - könntest du bitte gehen? Ich glaube, ich muss kotzen.«

Es gab nicht viel, durch das sich Yuriy Ivanov überrumpelt wurde, doch diese Information ließ ihn erst die Augen weiten und anschließend die Nase rümpfen. Steif erhob er sich und verließ das Bad nicht ohne die Türe hinter sich zu schließen. Davon wollte er nichts mitbekommen.

Als er ins Wohnzimmer kam, erhob Lyca sich aus ihrem Körbchen und trabte ihm entgegen. Yuriy ahnte, dass sich das Mädchen um ihren Menschen sorgte, und schätze diese Eigenschaft an ihr sehr. Er strich durch das dichte Fell und kraulte sie hinter den Ohren, bis sich ihr ganzer Körper schüttelte, weil sie mit ihrem Schwanz wedelte.

Es dauerte, bis sich die Badezimmertür hinter ihm wieder öffnete. Lyca lief an Yuriy vorbei zu Boris hin, der vor ihr in die Hocke ging. Die Begeisterung, mit der sie über sein Gesicht leckte, bescherte ihm ein Lachen, das in einem herzhaften Gähnen mündete. »Bis Neujahr schaff ich nicht mehr.« Er strich sich mit der Hand durchs Gesicht, versteckte ein weiteres Gähnen und wirkte insgesamt furchtbar abgekämpft.

Yuriy nickte ergeben. Nach dieser ungeplanten Aktion wollte er auch lieber ins Bett. Das neue Jahr konnten sie auch noch morgen früh begrüßen.

»Pennst du bei mir?«, fragte Boris und sah aus großen Augen zu ihm auf.

Darüber hatte sich Yuriy bisher keine Gedanken gemacht. Eine Etage tiefer war seine eigene Wohnung mit seinem eigenen Bett. Sergeij und Ivan hatten sich sicherlich im Wohnzimmer einquartiert. Doch die Art wie Boris ihn ansah, ließ ihn bei der Antwort zögern.

»Ich meine; pennst du bei mir?«, wiederholte er seine Frage und zog seine Stirn in Falten.

Yuriy haderte nur kurz. Wenn Boris ihn so fragte, gab es eigentlich nur eine Antwort für ihn. Vorher musste er jedoch eins geklärt haben. »Hast du eben die Zähne geputzt?«

Die Frage ließ ihm mit den Augen rollen. »Sicher!«

»Gut.«

Sie machten sich nebeneinander für die Nachtruhe fertig. Yuriy holte sich aus dem Kleiderschrank von Boris ein Shirt zum Schlafen, um sich anschließend im Bad Gesicht und Zähne zu waschen. Derweil füllte Boris den Wassernapf und warf die dreckigen Klamotten in die Wäschetonne im Schlafzimmer, um sich nur in Shorts ins Bett zu schmeißen.

Yuriy bemerkte einen leichten Duft von Minze, als Boris sich nicht einfach neben ihn legte, sondern halb auf ihn drauf und zufrieden seufzte. Das Gewicht auf seiner Brust war ihm so vertraut wie das Ziehen einer Reißleine, obwohl es schon eine Weile her war, dass sie so beieinanderlagen. Langsam fielen ihm die Augen zu und als um Mitternacht das neue Jahr eingeläutet wurde, schliefen beide tief und entspannt.

2007-01-01

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

2007-03-11

Die Fenster seiner Wohnung waren zum Westen hin ausgerichtet, sodass die weißen Wände jeden Tag von der untergehenden Sonne in leuchtendes Rot getaucht wurden. Inzwischen war der Abend so weit vorangeschritten, dass die spärlichen Sonnenstrahlen nicht mehr genügten, um die Zimmer auszuleuchten. Für gewöhnlich schaltete Yuriy die Stehlampe neben seinem Sofa ein, um in Ruhe sein Buch weiterzulesen. Dieses Mal war es ihm kaum bewusst, dass er im hinteren Teil seines Wohnzimmers bereits im Dunkeln saß.

Seine Lider waren gesenkt und er blickte wie in Trance auf die Saiten seines Cellos. Die dunklen Töne vibrierten in seinem Brustkorb und zogen ihn in die Komposition von Dvořák hinein. Zwischen seinen Brauen bildete sich eine tiefe Falte der Unzufriedenheit darüber, dass ihm die Läufe nicht so schnell von der Hand gingen, wie er es von sich erwartete.

Seit seinen Jahren in der Abtei spielte er. Wie beim Beybladen hatte er stets nach Perfektion gestrebt und war in der Zeit nach der Abtei bis er sich selbstständig ein Cello kaufte ruhelos gewesen. Zu Beginn waren Betreuer und Therapeuten seiner Obsession gegenüber skeptisch und befürchteten Rückfälle in alte Muster. Es fiel ihnen schwer zu begreifen, dass es aus dieser Zeit etwas geben sollte, dass es zu bewahren galt. Die Bedenken verstummten ihm gegenüber als sie ihn spielen sahen.

Ein dumpfes Poltern führte dazu, dass er beim nächsten Lagenwechsel daneben griff. Yuriy blinzelte, bemerkte die Finsternis in seinem Zimmer, doch sah trotzdem davon ab, das Licht einzuschalten. Um aufzustehen, müsste er das Cello zur Seite legen. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, legte er den Bogen an die Saiten und überlegte, ob er von vorne beginnen sollte.

Erneut hörte er ein Knarzen, schloss die Augen und spielte weiter. Seine Finger drückten krampfhaft auf die Saiten, während die Töne unsauber klangen. Missbilligend verzog er den Mund. Tief in sich wusste er, dass er Musik nicht erzwingen konnte, selbst wenn er diese Phrase sonst mit einem Augenverdrehen als romantisch abtat. Mit einem Schnauben blies Yuriy sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und führte beharrlich den Bogen. Wenn er spielte, schaffte er es, seinen Kopf zu leeren.

Während einer kurzen Pause drang eine weibliche Stimme mit verzückten Lauten an sein Bewusstsein und er rutschte mit dem Bogen ab. Zischend stieß er die Luft zwischen den Zähnen aus und fluchte innerlich über die dünnen Wände.

Noch ein drittes Mal setzte Yuriy den Bogen an die Saiten, verharrte in dieser Position, ohne zu spielen, und wartete. Seine Wirbelsäule fühlte sich auf seinem Rücken an wie eine glühende Naht. Die Hitze konzentrierte sich in seinem Nacken und erschwerte es ihm, sich auf die Noten und Griffe zu konzentrieren.

Es war Yuriy ein Rätsel. Sie lebten schon zwei Jahre in diesem Block und es war nicht das erste Mal, dass er Fetzen davon mitbekam, was Boris über ihm so trieb. Die Tatsache, dass er sich an kein konkretes Mal erinnern konnte, zeigte ihm, wie leicht es ihm bisher gefallen war, diese irrelevanten Dinge auszublenden, wenn er gerade ein Buch las oder am Cello spielte.

Yuriy hob den Kopf zum Fenster und bemerkte dabei, wie steif sein Nacken inzwischen war. Seine Schultern waren vollkommen verspannt. Das Brennen in seinem Nacken verblasste, er senkte den Blick auf die Saiten und spielte. Die Klänge füllten seine Brust und betäubten das Ziehen in seinem Bauch.

2007-05-25

Nachdem er den Vormittag dazu genutzt hatte, dem Staub in seiner Wohnung den Kampf anzusagen, ließ Yuriy den Nachmittag an seinem Schreibtisch mit Kaffee und T-Konten ausklingen. Die Spitze seines Stiftes schwebte dicht über den Zahlenwerten in der Gewinn- und Verlustrechnung. Gerade als er den Jahresüberschuss auf das Eigenkapital übertragen wollte, schrillte seine Türklingel und ließ ihn zusammenzucken. In seiner erstarrten Haltung fühlte er wie sein Herz kräftig pumpte und atmete konzentriert, um es wieder auf ein gemäßigtes Tempo zu reduzieren.

Es kümmerte ihn wenig, wer vor der Tür stand. Allerdings wusste er auch, dass es nur Boris sein konnte und ihm zu öffnen widerstrebte ihm. Sein Herz hatte sich beruhigt, da ertönte die Klingel erneut und hörte nicht mehr auf. Erbarmungslos drückte Boris die Schelle durch und demonstrierte damit seinen unerschütterlichen Starrsinn.

Für gewöhnlich war Yuriy damit nicht zu beeindrucken, aber die Klingel schrillte wirklich grässlich in seinen Ohren und sollte er das nur eine Minute länger ertragen müssen, rechnete er mit einem Tinnitus. Also erhob er sich von seinem Schreibtischstuhl, ging in den Flur und öffnete unter Widerwillen die Wohnungstür. Davor – wie bereits erwartet – Boris, der endlich den Finger von der Klingel nahm.

»Hat ganz schön gedauert«, bemerkte der ungebetene Besuch mit gebleckten Zähnen und selbstsicherem Grinsen.

Yuriys Augenbraue zuckte. »Was glaubst du wohl, woran das liegt?«

Boris hob die Schultern und ließ sie dann entspannt fallen. Seine Lippen blieben zu einem Lächeln geformt. »Du warst sicher über irgendwelchem Unikram am Grübeln – und hast noch nichts gegessen, oder?«

Statt einer Antwort blinzelte Yuriy ihm stumm entgegen.

»War klar«, schloss sein Freund und schob sich an ihm vorbei in die Wohnung. »Ich auch nicht. Lass uns zusammen essen.« Wie zum Beweis dafür, dass er sich nicht bloß bei Yuriy durchschnorren wollte, hielt er demonstrativ drei Kartoffeln und eine Zwiebel hoch, während er zur Küche durchging.

Yuriy sah ihm nach, die Augenbrauen tief zusammengezogen. Mit einem gedehnten Seufzen schloss er die Wohnungstür und massierte sich die Nasenwurzel, um möglichen Kopfschmerzen vorzubeugen. Er hatte es den Tag über wirklich vernachlässigt, etwas zu essen. Widerwillig folgte er Boris in die Küche und sah vom Türrahmen aus dabei zu, wie sein Freund Töpfe und Geschirr aus den Schränken zusammensammelte.

»Schälst du die Kartoffeln?«

»Wenn wir dann schneller fertig sind«, murrte Yuriy ihm entgegen und setzte sich mit Topf und Schäler an den Küchentisch. Er spürte Boris‘ Blick auf sich, doch ignorierte ihn und begann die Schale in langen Streifen von den Kartoffeln zu schälen.

»Wie ich dich kenne, bist du noch bevor das Wochenende um ist mit dem Unikram durch, also stress dich nicht so.« Boris nahm die Packung Pfifferlinge aus dem Kühlschrank, die sie zuletzt auf dem Markt gekauft hatten und begann diese zu schneiden.

In seiner Vermutung hatte sein Freund wohl Recht, aber es änderte für Yuriy nichts daran, dass er alsbald wieder seine Ruhe wollte. »Disziplin bedeutet, sich nicht auf Erfolgen auszuruhen.« Er ließ die letzte Kartoffel in das Wasser fallen und stand auf, um den Topf auf den Herd zu stellen.

Seine Küche war nicht sonderlich groß und so stand er Schulter an Schulter mit Boris, während der das Messer still hielt und ihn anschaute. »Wenn du die Einstellung weiter fährst, landest du noch frühzeitig im Grab«, meinte er trocken.

Yuriy hatte das Gefühl, eine bittere Note herauszuhören. Mit einem Schritt zurück lehnte er sich an den Fensterrahmen und behielt den Blick auf dem Topf, der langsam von unten erhitzt wurde. »Dann hätte ich in jedem Fall endlich Ruhe.«

Als er den Blick hob, sah er direkt in Boris‘ Gesicht, wie er die Brauen tief zusammenzog, den Kiefer angespannt. In seinen Augen blitzte Zorn auf. »Dein scheiß Ernst?«, presste er hervor, darum bemüht, die Stimme ruhig zu halten, doch trotzdem lag ein Beben darin. »Welcher Film läuft denn aktuell bei dir, dass du meinst, lockere Sprüche übers Sterben zu reißen?«

Yuriy verschränkte die Arme und betrachtete seinen Freund mit gerunzelter Stirn. Das Maß an Selbstbeherrschung beeindruckte ihn, doch er war nicht gewillt, eine Antwort auf die Frage zu formulieren.

Damit gab er Boris Raum, sich in Rage zu reden. »Seit etwa drei Wochen benimmst du dich wie ein Vollarsch. Wir sehen uns kaum, weil du dich hier in deiner Festung verkriechst und wenn wir uns sehen, kommen nur blöde Sprüche. Das ist nicht mehr mit Unistress zu entschuldigen. Also, was ist dein scheiß Problem?«

»Nichts. Ich brauche halt nicht ständig irgendwelche Leute um mich herum«, erwiderte Yuriy kühl.

Boris schnaubte und verzog seine Lippen zu einem zynischen Lächeln. »Sicher, der starke Yuriy Alexandrovič Ivanov braucht nichts und niemanden! Der regelt alles ganz alleine.« Er strich sich durch das kurze aschblonde Haar und rollte die Augen zur Decke. »Dich müsste mal jemand richtig durchbürsten, damit du auf dein Leben klar kommst.« Als ihm das letzte Wort über die Lippen kam, hielt er kurz inne, bevor er Yuriy mit weit aufgerissenen Augen ansah.

»Raus«, befahl Yuriy ihm schneidend.

»Nein.« Er konnte nicht so schnell sprechen wie Yuriy ihn an der Schulter packte und zur Tür drängte. Ein Stuhl kam ins Straucheln, als Boris versuchte, danach zu greifen, doch er fand keinen Halt und wurde weiter bis zur Küchentür geschoben. Im Rahmen hielt er sich fest und stemmte seinen Körper gegen Yuriy. »Ich werde nicht gehen!«, beharrte sein Freund und blickte ihm stur entgegen.

In einem Anschwung von Frustration zischte Yuriy ihn an, stemmte nochmal all seine Kraft gegen ihn, doch schaffte es nicht, Boris auch nur einen Zentimeter weiter zu bewegen. »Weißt du, nicht jeder ist so notorisch schwanzgesteuert wie du. Nicht alle Probleme lassen sich mit Sex lösen!«

Kurz blinzelte Boris ihm entgegen, bevor er seine Augenbrauen wieder tief zusammenzog. »Probleme lösen sich aber auch nicht, wenn man sie in sich reinfrisst und seine schlechte Laune an anderen auslässt!«, schmetterte er ihm entgegen. »Oder willst du wirklich ganz allein sein? Dann mach weiter so!«

Yuriy hielt inne. Tief in sich wusste er, dass diese Vorhersage keinen Wahrheitsgehalt hatte. Er könnte einen Mord begehen und Boris, Sergeij und Ivan stünden nach wie vor hinter ihm. Trotzdem spürte er ein Brodeln in seinem Bauch und den Drang danach zu widersprechen. »Nein, will ich nicht.«

Der Druck auf Boris wurde schwächer und seine Schultern entspannten sich. »Was willst du dann?«

Das war die Frage, der sich Yuriy seit drei Wochen – aber eigentlich schon länger – versuchte zu entziehen. Natürlich war es Boris, der ihm diese nun stellte, nachdem er sie gekonnt in sich selbst ignoriert hatte.

Er wollte Ruhe. Ruhe von sich selbst. Sich nicht mehr von einem Prickeln im Nacken oder einem Ziehen im Bauch stören lassen. Seine Gedanken sollten geordnet auf ein Ziel gerichtet sein und nicht diffus zu Momenten abschweifen, die er nicht verstand – weil er sich nicht mit ihnen beschäftigen wollte.

Und immer, wenn Yuriy die Ruhe verlor, war da Boris. Und das war tröstend wie beunruhigend zugleich.

Er ließ von seinem Freund ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick war gesenkt und die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Das Brodeln in seinem Bauch war zu einem Klumpen verkommen, der sich tief in die Magengrube setzte. Schließlich sah er auf. »Dich.«

Boris sah ihn an ohne den Ärger, der sich eben noch auf seiner Stirn abgezeichnet hatte. Seine Brust hob sich mit einem tiefen Atemzug. Dann ließ er die Schultern sinken. »Ich bin doch hier.«

Yuriy war sich nicht sicher, was er erwartet hatte. Seine Schultern entspannten sich und der Klumpen in seinem Magen brach auf und ließ Hitze in ihm hochjagen, die seinen Hals bis zu den Ohren hinauf kroch.

Boris hob eine Braue und in seinen Mundwinkeln zuckte ein Grinsen.

Es ließ Yuriy mit den Augen rollen, bevor er sich von seinem Freund abwandte und zurück an den Herd ging. Inzwischen stiegen kleine Blasen aus dem kochenden Wasser auf und Boris schnitt die letzten Pfifferlinge, bevor er sie zusammen mit den kleingeschnittenen Zwiebeln in einer Pfanne anbriet.

In Yuriy kehrte Ruhe ein.

2009-10-13

Yuriy lief die Treppen zum zweiten Stock hinauf, dicht gefolgt von Lycas tapsigen Schritten. Vor der Wohnungstür von ihrem Partner wartete sie geduldig darauf, dass Yuriy die Schlüssel aus seiner Jackentasche hervorholte und aufschloss. Sie traten in die Wohnung ein. Yuriy voran, Lyca gleich an seinen Beinen vorbei. Ihr Weg führte sie als erstes zum Sofa, während Yuriy die Küche aufsuchte und den Wassernapf frisch auffüllte. Erst dann folgte er der Hündin, die neben dem Sofa saß, auf dem Boris lag.

Sein Gesicht war zur Lehne gedreht, ein Arm irgendwie um seinen Kopf geschlungen, der andere zu Lyca ausgestreckt, um eins ihrer Ohren liebevoll zu kneten. Als er damit fertig war, verschwand sie zur Küche, um nach dem langen Spaziergang anständig zu hydrieren.

Yuriy war positiv überrascht, dass Boris es vom Bett bis zum Sofa geschafft hatte, auch wenn er dort weiter herumlag und auf den ersten Blick nichts Sinnvolles zustande brachte. »Willst du nicht mal duschen gehen?«, schlug er vor, um Boris überhaupt zu irgendetwas zu bewegen.

Er war seit Anfang der Woche krankgeschrieben und morgen würde er zum Arzt müssen, um seinem Chef ein Attest vorzuweisen. Problem bei der Sache war, das Boris überhaupt nicht krank war. Zumindest nach Yuriys Einschätzung und selbst wenn er kein Arzt war, vermutete er, dass der ihm recht geben würde.

Boris brummte ihm nur unverständlich entgegen, was er von dem Vorschlag hielt und schob sich noch ein Stück weiter an die Rückenlehne des Sofas heran, dass Yuriy glaubte, er wolle mit dieser verschmelzen.

Mit einem gedehnten Atemzug ließ er die Schultern sinken. »Gut, dann komme ich später wieder und mache mit Lyca die Abendrunde«, informierte er und wartete auf eine Reaktion.

Es dauerte, bis eine Regung durch Boris ging und er sich aus seiner Sofaritze heraus drehte, um Yuriy über die Schulter hinweg anzusehen. Sein Arm verbarg immer noch Teile seines Gesichts, trotzdem erkannte Yuriy tiefe Augenringe und gerötete Augen. Obwohl er schwer aus dem Bett kam, schlief er nicht erholt.

»Du siehst scheiße aus«, stellte Yuriy fest.

Boris‘ Mundwinkel zuckten müde. Mehr holte es nicht aus ihm raus.

In der ganzen Zeit, die sie sich schon kannten, war es nicht das erste Mal, dass Yuriy miterlebte, wie Boris eine Trennung verarbeitete. Unausgeglichen wie er nun einmal war, bedeutete das stets große Gefühlsausbrüche, die sich nicht selten mit Wut vermengten. Aber diesmal fürchtete Yuriy, dass es anders war. Das letzte Mal hatte er Boris auf eine ähnliche Weise apathisch erlebt, als sie noch in der Abtei waren. Damals war der Grund jahrelange Manipulation und Drogen – kein gebrochenes Herz.

Yuriy konnte auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen, die ihm in dieser Situation halfen, mit seinem Freund umzugehen.

Mit einem Schnauben machte er seinem Unmut Luft. »Hast du schon gegessen?«

Boris wich seinem Blick aus. Also nein.

»Du musst essen«, meinte er.

»Keinen Hunger«, murmelte Boris gegen seinen Arm, dass Yuriy es fast nicht verstanden hatte.

Lyca kehrte aus der Küche zurück, lief an Yuriy vorbei ans Sofa heran und sah ihren Partner abwartend an. Mit einem Klopfen auf die Polster gab Boris ihr die Erlaubnis und sie sprang aufs Sofa. Es war Yuriy ein Rätsel, wie dieser nicht gerade kleine Akita-Inu-Husky-Mix mit Boris zusammen auf die Sitzfläche passen wollte, aber sie schaffte es, sich zwischen ihn und die Rückenlehne zu quetschen und halb auf seiner Brust zu liegen.

Boris legte eine Hand auf ihren Kopf und kraulte ihre Ohren. Diesmal bekam er sogar ein Lächeln zustande.

Dünne Fältchen bildeten sich zwischen Yuriys Augenbrauen, bevor er sich schlussendlich dagegen entschied zu gehen und sich neben Boris auf das Sofa fallen ließ. Er hatte für den Tag ohnehin keine Pläne.

Lyca spitze die Ohren und Boris warf ihm einen irritierten Blick zu. »Was ist denn jetzt?«

Darauf konnte Yuriy ihm keine Antwort geben, da sein Plan bisher nicht weiter reichte, weshalb er mit den Schultern zuckte. »Wir bestellen, sobald du Hunger hast«, entschied er spontan.

Boris starrte ihn an, ohne etwas zu sagen, bis er von Lyca abgelenkt wurde, die mit ihrer Pfote auf seine Brust klopfte. Sie reckte ihm die Schnauze entgegen und er nahm sie in beide Hände, knetete ihr dickes Fell und kraulte ihren Hals, sodass ihr Schwanz beständig gegen das Sofa klopfte. »Mein Mädchen«, murmelte er. Ohne davon abzulassen sie zu kraulen, legte er den Kopf in den Nacken und schaute Yuriy an.

Dass Boris nichts sagte und bloß schaute, ließ ihn die Stirn runzeln. »Du benimmst dich sonderbar.«

»Du auch.«

Dem konnte er nicht widersprechen. Für ihn fühlte sich das alles an, als liefe er über dünnes Eis – aber er würde nicht einbrechen. Er legte die Hand an Boris‘ Schulter und zwang ihn mit Nachdruck dazu, ein Stück Platz zu machen, sodass sich Yuriy bis zur Rückenlehne heranschieben konnte und Boris den Kopf an ihn lehnen musste.

Langsam kam das Mienenspiel seines Freundes zurück und mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte er ihn von unten. »Was wird denn das?«

»Es ist bequemer und du bekommst keinen steifen Nacken«, erklärte Yuriy sachlich.

»Hast du Lack gesoffen?«

Yuriy spürte in sich das Bedürfnis aufkommen, Boris mit einem Kissen zu ersticken, rang dieses aber mit viel Selbstbeherrschung nieder und atmete tief durch. Es wäre besser gewesen, wäre er einfach gegangen und zur Abendrunde mit Lyca wiedergekommen. »Nein.«

Ohne weiter darauf einzugehen, angelte Boris nach der Fernbedienung, zappte unmotiviert durch die Kanäle, bevor er irgendetwas, das sie beide nicht interessierte, laufen ließ. Die Beschallung half über die Grabesstille hinweg, die wieder zwischen ihnen einkehrte. Zwischenzeitlich forderte Lyca etwas Aufmerksamkeit für sich ein, doch sonst blieb es ein ruhiger Nachmittag.

Ein Gemisch aus Langeweile und Ratlosigkeit verleitete Yuriy dazu, mit seinen Fingern durch Boris‘ kurzes struppiges Haar zu streichen, während sein Blick glasig auf den Fernseher gerichtet war. Er blinzelte, als Boris ihn in seinem Tun unterbrach und ihre Finger ineinander verschränkte.

Boris sah ihn nicht an, sondern weiter zum Fernseher. Reglos lagen ihre beiden Hände ineinander verwoben auf seiner Brust. »Dich und Lyca. Mehr brauche ich nicht.«

Seine Worte hinterließen in Yuriys Magen ein nervöses Kribbeln. Sein Blick ruhte auf seinem Freund, auf ihren Händen und er presste die Lippen zusammen, um nicht zu sagen, was er dachte: Das stimmt nicht.

So wichtig sie füreinander waren und so sehr sie einander brauchten, wusste Yuriy zu genau, dass er für Boris nicht das sein konnte, was Tatjana war. Weil Yuriy nicht so war. Weil Boris nicht so war.

Er hob die freie Hand und begann wieder damit, durch sein Haar zu streichen. »Sehen wir mal, was die Zukunft bringt.«

2012-08-13

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bei den Namen von Yuriy und Boris habe ich ganz unverschämt bei lady_j geklaut. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht krumm. (/)u()

Ansonsten ... der Einstieg ist etwas bedrückend, aber es ist nicht geplant, dass es so bleibt.
Ich hoffe, ihr hattet trotzdem soweit eure Freude am Lesen. :'> Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So! Hier also Boris' und Yuriys zweiter Kuss.
Ich bin eigentlich immer sehr zaghaft darin Küsse zu beschreiben, aber irgendwie, wenn es nicht super romantisch/erotisch sein muss, baut sich bei mir weniger Druck auf. Ich hoffe, er liest sich nicht zu awkward, lol.
Aye und falls sich jemand dafür interessiert, habe ich hier den Grundriss von Yuriys Wohnung.

Anm.:
1) Yuriy und Boris leben nicht zusammen, aber immer entweder im gleichen Block oder in der gleichen Straße, sodass sie nie länger als fünf Minuten zueinander brauchen.
2) Boris' Liebesleben ist ein Desaster, aber er bleibt Optimist.
3) Sergeij besucht eine Miliz Hochschule.
4) Ivan zieht zu Verwandten, die zwei Töchter haben, die für ihn zu Schwestern werden.
5) Yuriy trinkt nicht. Nie. Ivan übernimmt seinen Part kameradschaftlich und verträgt, zur Überraschung aller, am meisten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sind dieses und das nächste Kapitel eins, aber da ich mich für Datierungen als Kapiteltitel entschieden habe, sind sie gesplittet. Vorteil: Ich kann diesen Teil jetzt schon hochladen. :3 Für diejenigen, die - so wie ich! - Spaß an Grundrissen haben, habe ich hier den von Boris' Wohnung. C:

Anm.:
1) Als Resultat aus seiner Zeit in der Abtei, kann Boris schlecht mit Wut umgehen und hat massiv Aggressionsprobleme, die durch Kleinigkeiten ausgelöst werden können. Er kompensiert durch Boxtraining, das ihn gleichzeitig gefährlicher macht. :O
2) Lyca ist ein Akita Inu Husky Mix.
3) Ivan chattet lieber als zu telefonieren.
4) Yuriy hat nicht viel Ausdauer zum Antworten auf SMS.
5) Yuriy ist und bleibt Alpha-Lauch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel in denen Yuriy alleine ist, bleiben recht kurz un knackig. Ich hoffe, es ist alles nicht zu subtil oder abstrakt. Lieben Dank an alle Leser, dass sie sich die Arbeit machen, über mein Geschreibsel nachzudenken, um zu verstehen. Ich weiß, dass ich euch viel abverlange. ♥

Anm.:
1) Für den Schein lernten alle Kinder in der Abtei ein Musikinstrument (oder durften malen).
2) Yuriy spielt Cello - gerne. Wäre er romantischer Natur, das Cello wäre seine erste Liebe.

PS: Ich las das erste Mal Yuriy an einem Cello spielen in Saitenspiel und kann es mir seit dem nicht mehr wegdenken. ♥

PPS: Ich muss an dieser stelle noch verewigen, was der wundervolle Kommentar von FreeWolf zu diesem Kapitel war: "Ich liebe es, dass deine Rückenschmerzen es bis zu Yuriy geschafft haben".

Geteiltes Leid ist halbes leid oder so, gell? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat soweit Spaß gemacht! C: So langsam bewegen wir uns auf die Zielgerade zu. Es sind noch zwei weitere Kapitel geplant. Dieses habe ich etwas früher beendet als ursprünglich geplant. Dafür hat sich der Inhalt aber auch zur anfänglichen Planung stark verändert.

Anm.:
1) Yuriy studiert an der Finanzakademie und hat sich ein Stipendium erarbeitet.
2) Boris besitzt zwar einen Zweitschlüssel zu Yuriys Wohnung, aber er klingelt immer, weil Yuriy das so möchte. Ausnahme ist es, wenn Yuriy ihn bittet, zu ihm runter zu kommen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich stelle mir Boris sehr gerne als jemanden vor, der sich bei Emotionen in extremen bewegt. Apathie ist dabei etwas, dass ungewöhnlich für ihn ist. :') Leider habe ich es nicht geschafft viel von Tatjana zu erzählen, aber eigentlich mag ich sie ganz gerne. Also in meinem Kopf ist sie ganz cool. Ich werde mal schauen, dass ich ihr in Zukunft mal eine Gelegenheit gebe zu strahlen.

Anm.:
1) Yuriy fehlt jegliche Begabung für emotionalen Support bei Liebeskummer - but he try. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (46)
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Von:  esperluette
2021-05-16T14:23:22+00:00 16.05.2021 16:23
Vorab, ich finde deinen Ansatz und Fokus für diese Geschichte spannend! Ich habe die Thematik der Spektren um ehrlich zu sein erst durch ein paar Geschichten hier auf dem Schirm und entdecke gern andere Bilder, was v. a. Yuriy angeht (meine Vorstellung von ihm ist weniger ace, wenn ich das benennen sollte ^^°). Ich finde es großartig in welcher detaillierten Weise du das für Yuriy und Boris auslotest und finde die Umsetzung super gelungen. Jetzt hoffe ich, ich bin nicht all over the place und hoffe ich kann meiner Liebe für das hier irgendwie kohärent Ausdruck verleihen!

Ich liebe den Aufbau mit den Zeitsprüngen!

Ich mag auch sehr den Ton sehr den dein Erzählstil hat. Es fühlt sich nichts überdramatisiert an, sondern ruhig, real und sehr passend.

Im tiefsten Inneren hänge ich immer noch an (Post-)Abbey-fics, habe ich früher mit Vorliebe gelesen. Die Atmosphäre, die du im Abtei-Teil aufbaust ist toll; also in aller Beklemmung und Bedrohlichkeit, die Beziehung die sich darin gestaltet nachvollziehbar für mich.

Der Kontrast Yuriy – Boris aber auch das was die beiden bindet kommt schon in Kapitel 1 durch und ich finde die Subtilität, die sich irgendwie durch das Ganze zieht, gebrochen von den Momenten der Nähe, faszinierend.

Auch die Stimmung, die sich durch alle Teile zieht, ist wunderschön. Ich finde du fängst den leisen Neubeginn für die Jungs toll ein, die schwierigen Momente genau wie die Leichtigkeit; den Wandel, der sich durch die neuen Lebenswege ergibt und die kontinuierliche Gravitation zueinander. Weil, ich will auch unbedingt, dass sie sich gegenseitig haben, egal was kommt.

Die kleinen Details (wie z. B. Morsezechen) finde ich alle sehr liebevoll durchdacht, teilweise überraschend (das Cello, der Hund) und machen die Charaktere, die du den Jungs bzw. der Gruppe gibst, schön aus.

Besonders Yuriys struggle ist oft ein bisschen heartbreaking T_T (im positiven Sinn, wenn das Sinn macht?).
Boris finde ich in seiner Freiheit und Unbedingtheit tolltolltoll! Ich mag das etwas Rohere an ihm und dass er genau damit die Gruppe zusammen „zwingt“. Sein heartbreak wiederum ist auch ein schönes Element für die Geschichte.

Ich mag so viele Momente:
Yuriy gesteht, dass Boris sein erster Kuss war, der will es nochmal versuchen. Yuriys Reaktion ist so bezeichnend für sein Thema hier.

Silvester/Neujahr und alles was an closeness aber auch Beiläufigkeit darin ist <3

»Hast du keine Fragen?« Boris‘ Stimme war rau. Er wagte nicht, aufzuschauen und konzentriert sich auf das Bündel Eis auf seinen Wunden.
»War denn diesmal etwas anders?«, entgegnete Yuriy ohne eine Miene zu verziehen.

Die Konfrontation beim Kartoffeln schälen und Yuriys nächstes Geständnis und seine Ruhe!

Der Abschluss ist in Sachen Beziehungsebene eine runde Sache und die Nähe gefällt mir wieder sehr! Ich bin nicht so huge on smut, weiß auch nie was ich dazu sagen soll, finde aber den Teil wirklich gut zu lesen!

Also, am Ende bleibt nur noch DANKE für diese wirklich schöne Geschichte zu sagen :)
Antwort von: Norrsken
31.12.2021 23:05
Es ist überhaupt nicht Schlimm, in diesem Spektren-Thema nicht tief drin zu sein. Es freut mich, dass du der Sache gegenüber aufgeschlossen bist. :)
Mit meiner AroAce Sicht auf Yuriy habe ich das Gefühl insgesamt relativ allein zu sein. Wobei ich ihm ja auch ein gewisses Lustempfinden zuspreche. Ich wollte seine Facetten auf jeden Fall einmal ausloten und finde es schön, dass es interessant zu verfolgen war. Ich fand es auch sehr interessant zu schreiben.

In dem Mikrokosmos in dem ich mich mit Yuriy bewege, fiel es mir erstaunlich einfach kleine Details einfließen zu lassen. Selbst lese ich das total gerne, verliere es aber in großen Projekten öfter mal aus den Augen. Umso stolzer bin ich, dass es hier gut geklappt hat.
Dass dir die Situationen der einzelnen Kapitel nie überdramatisch vorkamen, macht mich sehr stolz. Manchmal beschleicht mich die Angst, die Dynamik oder Spannung in einer Szene zu verlieren, weil ich selbst bei einer fiktiven Handlung ein reales Gefühl simulieren mag. Wenn das Sinn ergibt? Damit fühl ich mich einfach komfortabler. Wenn das positiv aufgenommen wird, macht mich das sehr glücklich! :3

Yuriy und Boris sind mir als Konstellation sehr ans Herz gewachsen. Ich mag die beiden wirklich gar nicht mehr ohne einander sehen, auch wenn ich für Boris noch ein paar andere Pläne habe. :) Heh.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:04:38+00:00 22.06.2020 15:04
Haaaaa~ch!
Ich mag es sehr, wie unvermittelt man hier in eine Möbelaktion geworfen wird. Besonders, wenn man schon erahnen kann, dass Yuriy sich Haustiere holen möchte, und zwar die kleinen Süßen! :D (Headcanon Yuriy als Rattenpapa mehr als accepted! Und Boris kann auch instafame werden, nicht nur mit Kais Katzen XD)

Ich bin sehr gespannt, wo mich das letzte Kapitel hinführen wird. Ich erwarte immer noch irgendei-ne Art Auflösung des ersten Adultkapitels.

Boris‘ Neugier auf Yuriys Skizzen und Materiallisten find ich sehr lieb. Ich denke, er will sich auf je-den Fall einbringen und hilft beim Gestalten des Geheges. Nebenbei, wie viele Rattenkinder kriegt denn der Rattenpapa? :D

Mhm, und es ist spannend und faszinierend zugleich, dass Yuriy offenbar doch auch Verlangen empfindet? Ich kenne mich mit dem Thema „Ace sein“ nicht so aus, und wahrscheinlich gibt es viele Abstufungen und Nuancen. Was mir einfach auffällt, ist, wieder diese Distanz zu sich und seinen sowohl körperlichen als auch.. na ja, schon personenfixierten, maybe slightly romantischer Natur herrührender Verlangens. Ich feiere auch dabei ein bisschen den Sprung von „ich hab geschwitzt – muss duschen – ich will Boris Aufmerksamkeit“ – da schließt sich doch ein „ausziehen“ an, oder? ODER?

Wow. Just Wow. Und du hast nur 2 Adultkapitel in deiner Galerie? Und die sind hier?
Oida, ich wische mir imaginären Schweiß von der Stirn, so heiß ist das?! SMUUUUUUUUUUUUUT!
Wobei ich mich dennoch die ganze Zeit gefragt hab, wie da jetzt plötzlich dieser Umschwung kam? Es ist ja nun doch fast so, dass bei Yuriy ein Schalter umgelegt wurde. (Weil es Boris allein ist, bei dem er „schwach“ wird?)
Oh und es ist so ein guter Smut… meine Hände sind feucht und ich hab vergessen zu atmen? Ein bisschen. Sie haben ja sogar Kinky Foreplay mit nem Plug! Und Boris hat ein Zungenpiercing! Se-xy!!?!
So gierig ich deinen großartigen Smut verschlungen habe, so verwirrt bin ich aber auch, weil … ir-gendwie fehlt mir ein gewisser Übergang zu dem Rest der Geschichte? Ich mein, in dem letzten Kapitel hatte Yuriy wirklich noch Zweifel, weil er Boris nicht Tatjanas Vorzüge bieten konnte, und jetzt hier?
Und es scheint ja auch nicht das erste mal zu sein (Verweis auf den Streit von abgerissenen Knöp-fen), dass sie wild übereinander herfallen.
Ich finde übrigens, dass sich eine Entwicklung von Yuriys „Sicht auf Sex“ während des Aktes heraus-lesen lässt. Waren die Masturbationsszene und das Ereignis von Neujahr noch recht losgelöst von seinem Verlangen (die von mir als „Diskrepanz“ beschriebene Unterscheidung von Körperlichem und geistigen Verlangen? Wollust vs. Rationalität?), fühlt sich das Lesen des Aktes hier anders an. Noch immer ist Yuriy auf die Empfindungen fokussiert, aber es ist „mehr Boris“ in ihm, an ihm, in seinen Gedanken, und ich persönlich habe das Gefühl, dass ihm dieses körperliche Verlangen nicht mehr so unangenehm ist und Yuriy es nicht länger „schnell über sich bringen“ will, sondern Gefallen daran gefunden hat?

Hach, und jetzt, das Ende.
Mir fehlt tatsächlich so eine Art… Auflösung? Bzw. nicht hier im Kapitel, aber.. die Kapitel vorher waren von Konflikten geprägt, die beide miteinander hatten, und versteh mich nicht falsch ich bin übelst froh, dass sie sich SO GUT verstehen, aberirgendwie… mir fehlt dennoch ein gewisser Weg-weiser? Übergang? Im Vorfeld.
Aber du hast Recht. Das Ende ist sehr versöhnlich, und ich finde nicht, dass er reflektieren musste. (Oder doch? Als Epilog? NNnnnnggh…. )



PS: ich sehe grade, diese FF ist eine Sidestory zu „Sehnsucht“ – ist das eine neue FF, die du noch hochlädst (Mai?), oder … weil wenn ich drauf klicke, dann führt der Link nirgends hin!



EDIT:
BURSTSEXUEL! ARHG Ich Trottel, jetzt erklärt sich Vieles, und hätte ich Yuriys Pride Ergän-zung früher gelesen, hätte ich mich eher daran erinnert, was ich vorher schon wusste und wäre nicht verwirrt gewesen. ^^ Sorrrey! :-*
(Das ändert aber nichts daran, dass es mich dennoch irritiert, dass sie nicht über ihre Sa-che an Neujahr geredet haben…. ABER ich bin sehr froh über ein Happy End. Also… es ist zwar offen, aber es ist trotzdem happy. :D)

Antwort von: Norrsken
31.12.2021 22:55
Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh, dass du dir den Autorenkommentar nicht zuvor durchgelesen hast und auch meine Randbemerkung über Yuriys Label nicht mehr präsent war. Deine Texteindrücke, ohne die Hintergrundinfos, haben mir sehr geholfen.
Da sich Yuriy in meiner Vorstellung nicht klar labelt kann ich dem Leser nur seine Handlungen bieten. Und da ich ihn definitiv nicht als vollständig ohne Lustempfinden sehe, war der Ace-Aspekt nicht unbedingt so eindeutig.
Die Worte, mit denen du sein Verhalten umschrieben hast, passen für mich sehr gut zu dem, was ich darstellen wollte. Das freut mich sehr.

Dass ich dir nicht die Aussprache bieten konnte, die du dir erhofft hast, tut mir leid. Ich möchte es gerne über „Sehnsucht“ noch einmal versuchen aufzugreifen. Leider habe ich immer noch nicht den Plan für „Sehnsucht“ und taste mich voran.
Um dich nicht noch einmal zu enttäuschen, muss ich aber vorweg sagen, dass es wohl auch dort keine klare eindeutige Aussprache geben wird. Allerdings ist Boris vom Typ her anders und seine Sicht auf die Dinge könnte helfen.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:04:20+00:00 22.06.2020 15:04
GANZE 5!!!! FUCKING MONATE sind vergangen! Wenn es immer noch kein klärendes Sprach ge-geben hat… was ist passiert, warum ist nichts passiert?! Ohhhhh!

Ich liebe den Hund. So sehr. Und die Art und Weise, wie Yuriy sich auch um ihn kümmert, ist … Herz in Flammen!

Und, uh-oh, Boris ist krank? Ich bin sehr gespannt, wie das weiter geht, warum, was hat er?
Ich muss zugeben, am Anfang dachte ich ja, es wäre ein mega-Kater, bis du die Krankschreibung erwähnt hast.
aBer omg, es ist eine Trennung. Doch wohl nicht von dem Frauen… äh, „Ton“ aus dem Märzkapitel? Und wenn eine Trennung DAS mit Boris machen kann… ich finde die Beschreibung und die damit verbundene Bedeutung krass und treffend, dass Boris große Gefühlsausbrüche hat (in jeglicher Richtung, denk ich. Er ist für mich auch immer Praktiker, und große Gefühle, wenn auch in meinem Kopf mehr Wut und Aggression, passen gut zu Boris.)
Ich finde es aber sehr schön, dass du zum vorigen Kapitel einen Bogen schlägst, indem es jetzt Yuriy ist, der sich auch um Boris leibliches Wohl sorgt, und es jetzt Boris ist, der noch nicht gegessen hat.

Okay, hier ist eine Szene, bei der ich nicht nachvollziehen kann, wer was spricht, ich mach einfach mal die Anfangsbuchstaben davor, und du sagst, ob es stimmt? Denn Ein Satz ergibt darin nicht viel Sinn für mich, wenn ich dem folge:
>> B: »Du benimmst dich sonderbar.«
Y: »Du auch.«
B: Dem konnte er nicht widersprechen. B: Für ihn fühlte sich das alles an, als liefe er über dünnes Eis – aber er würde nicht einbrechen.<<
Der letzte Satz mit dem Eis passt aber eher vom Inhalt her zu Yuriy? Oder verstehe ich da etwas nicht richtig?

Hach. Ja, den fehlenden Support bzw. nein. Er versucht ja zu helfen, ihm fehlt es an emotional Ran-ge und … ja, Erfahrung? Expertise? Weil er sowas ja nie erfahren hat.
Seinen Gedanken in Kursiv „Das stimmt nicht“ finde ich sehr stark, denn es drückt das sexuelle Ver-langen aus, das Boris hat, was Yuriy ihm nicht geben kann? Will?
Aber sie sind sehr soft miteinander und das finde ich schön. Besonders, da Yuriy ihn krault und Boris Lyca krault – eine Kraulkette! :D Spaß beiseite, es ist sehr sanft und ruhig, auch wenn auch Awk-wardness dabei ist. Diese Unbeholfenheit allerdings passt sehr gut für die Situation. Und ich denke, Boris ist auch dankbar, dass Yuriy da ist, auch wenn seine Worte anderes zur Schau stellen.

Anyway, SIE HABEN IMMER NCOH NICHT (vor dem Angesicht der Leser!!!!!) ÜBER NEUJAHR GERE-DET!!!!
Ich mein, das ist doch merkwürdig? Oder hat Boris das einfach ad acta gelegt?

Ach ja, und >> »Hast du Lack gesoffen?«<< Werde ich jetzt in meine persönliche Liste an Sätzen fügen, für abstruse Situationen und Schnapsideen ! :D

Antwort von: Norrsken
19.12.2020 23:22
Haach, es tut mir so leid, dass ich dich so frustriere. :'DDD

Im deutschen Dub zu Beyblade wurde über Boris gesagt, dass sie ihn dahin konditioniert haben, keine Gefühle mehr zu haben. Das brachte mich zu der Überlegung, dass Boris viel Erfahrung dahingehend fehlt, mit Emotionen umzugehen. Nicht nur auf Wut und Aggression begrenzt. Gerade bei Wut und Aggression denk ich mir sogar eher, dass er das freiwillig zulässt, weil er mit diesen Emotionen am vertrautesten ist. 🤔
Na ja. Ob jede Trennung in seinem Leben ihn in so ein Loch stürzt, bezweifel ich (zumal die Jungs sich in der Vergangenheit ja auch schon über seine Liebschaften amüsiert haben), aber bei dieser einen Dame auf jeden Fall. Hach ja. Ich muss sie wirklich bald mal vorstellen ...

Vielen Dank für den Hinweis bei dem Dialog! Da war tatsächlich ein Absatzfehler drin! :O Den habe ich nach deinem Kommentar gleich korrigiert.

Ich weiß, dass durch meinen Fokus in dieser Story dieser Eindruck entsteht, dass Yuriys Gedanke "das stimmt nicht" auf das sexuelle Verlangen bezogen sind. Aber tatsächlich ist das sogar etwas weitreichender gemeint. :D Da ich weiß, dass du meinen Kommentar in den Steckbriefen gelesen hast, sag ich hier jetzt mal ganz frei, dass damit auch seine Agamy gemeint ist.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:04:03+00:00 22.06.2020 15:04
Vorweg: … Ich glaube ich habe schon einmal viele, viele Kommentare geschrieben / angefangen, aber sie waren weg? (in meinem Sammeldokument für deine Geschichte Bauchgefühl) Denn auf der Animexx-Seite hab ich ein Lesezeichen bei diesem Kapitel entdeckt! Hmpf, irgendwie ärgert mich das! (also dass die Kommentare scheinbar weg sind!) ^^°

Es sind ja schon wieder zwei, fast drei Monate vergangen! Get your shit together, red boy!
Bitte, bitte, löse auf, ob es jetzt endlich eine Aussprache gibt, oh Nor!

T-Konten? WZF :D
Ist das Arbeit oder macht Yuriy das privat? Und wenn es Arbeit ist, macht er Homeoffice? [Edit: Achso, Studium. Verstehe ^^°]

Okay, Boris kommt vorbei, Boris kümmert sich… und er bringt ganze drei Kartoffeln mit. WAS ZUM FICK; was will er damit? Für zwei Personen? OMG
Ich dachte, er wedelt mit dem Flyer für Pizza bestellen oder so. XD Drei Kartoffeln … UND eine Zwiebel…
Abgesehen davon: Warum ist Yuriy so maulig! Drei Kartoffeln sind ein super Friedensangebot! Für welchen Kartoffelkrieg auch immer!

Ich finde den Umschwung von carefree Boris zu angepisster Boris sehr gut. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass er da langsam sauer wird. Vor allem, wenn Yuriy da so locker blöd spricht – das wird auf Dauer für jeden anstrengend. Sollte Boris auch noch so eine Engelsgeduld haben, wie du sie im Vorwort ihm zugesprochen hast – ist nicht cool, diese Sprüche bei der Vorgeschichte gut auf-zufassen, dauerhaft.
Aber dann… kommt die Rage-Rede und krass, ja, plappern vor Denken, das ist auch ein treffender, passender Boris-Move. Der Satz ging definitiv unter die Gürtellinie, auch wenn er nur halb so vulgär ausgedrückt war, wie man es von einem (unserem?) Boris erwarten konnte. Yuriys schneidende, agressive Antwort darauf sehr real, sehr authentisch, sehr verständlich.
Aber offensichtlich haben sie ja seit Anfang des Jahres noch nicht darüber gesprochen, was über-haupt los ist. Ich finde auch Yuriys Spruch über „irgendwelche Leute“, die er nicht um sich braucht, ziemlich unfair gegenüber seinem besten(?) Freund? Boris ist nicht irgendwer? A lesser man would be hurt.

Aber so wirbelig und schnell wie die Wut hochgekocht ist, so schnell geht sie auch wieder. Diese Dynamik ist super spannend. Ich bin sehr fasziniert von der Innensicht Yuriys, die du uns gibst. Die ganzen Metaphern über das Kochen (und honestly, irgendwie könnte ich jetzt auch versuchen zu analysieren, was das kochende Wasser in Verbindung mit dem Brodeln in Yuriys Innern zu tun hat, aber… ich bin faul? Aber man könnte es ggf. irgendwie verknüpfen?) und dann die Beschreibung über Klumpen, die schwer wiegen… Das alles lässt mich sehr mit Yuriy mitfühlen.
Andererseits hab ich ihn auch boxen wollen und innerlich geschrien „DU BIST EIN HORNOCHSE, was MACHST duuuuuu!“
Yuriys Antwort auf die Frage, was er will, war ziemlich plötzlich – und deeskalierend. Ebenso wie Boris‘ leicht… ja wie soll ich sagen… unbeholfene, aber sehr ehrliche und unwütende Erwiderung? Mhm.
Da ist trotz allem das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Und zu deinem Headcaon 2) „Boris besitzt zwar einen Zweitschlüssel zu Yuriys Wohnung, aber er klingelt immer, weil Yuriy das so möchte. Ausnahme ist es, wenn Yuriy ihn bittet, zu ihm runter zu kommen.“ Finde ich sehr gut. Grenzen, ja, aber auch Vertrauen, und falls es mal nötig wird, könnte Boris reinschneien, wenn er sich Sorgen macht. Ich hoffe, Yuriy hat auch von Boris Wohnung einen Zweitschlüssel? Gibt es dafür Regeln?

Antwort von: Norrsken
19.12.2020 22:56
Deinen Ärger, dass die Kommentare anscheinend einfach weg sind, verstehe ich! D: Sowas ist kacke. Das hatte ich zuletzt mit einem ehemaligen Projekt. Dachte ich hab die Datei mit der Planung gefunden und dann war die leer. Hnn!

Ich mag deine Aussage "Drei Kartoffeln sind ein super Friedensangebot! Für welchen Kartoffelkrieg auch immer!" total gerne. xD Kannte ich nicht, beschreibt Boris in diesem Augenblick aber ganz wunderbar. Und nein, gibt keine Pizza. hier wird noch schön selbst gekocht! Mit drei Kartoffeln und einer Zwiebel .... den Rest hat Yuriy schon da.

Es ist sehr beruhigend zu hören, dass Boris' Umschwung soweit passt. Klar ist Yuriy sehr maulig, aber es ist trotzdem ein starker Wechsel und ich war unsicher, ob es nicht zu abrupt ist. Aber Boris ist halt irgendwie auch so? Von 0 auf 180 in unter 3 Sekunden. Brumm brumm.
Die Engelsgeduld von Boris zeigt sich vllt auch einfach in den Monaten die Seit Silvester ins Land streichen. BD
Aber ja, sein Spruch ging unter die Gürtellinie. Gut, sind wir uns da einig. uwu Auch beim schneller Plappern wie Denken und Boris.
Aber du hast Recht. Er drückt sich nicht wirklich vulgär aus. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. 🤔 Dabei hab ich sogar das "durchbürsten" ergänzt, weil er sich vorher noch eloquenter ausgedrückt hat, was super weird war in der Szene. Hmmm.
Das Yuriy unfair zu Boris ist, weiß der sicher, aber ich glaube, er ist sich auch bewusst, dass seine mauligen Sprüche Boris zwar nicht gefallen, aber nicht so krass unter die Gürtellinie gehen. Also er sticht absichtlich, aber es soll nicht viel bluten. So war mein Gedanke zumindest.

Ich bin selbst ja ein absoluter Analphabet wenn es um Textanalysen geht und bin dann total fasziniert, wenn Leute mich auf Sprachbilder und Symboliken (oder so) in meinen Texten aufmerksam machen. :'DDD Da könnt ich stunden zuhören und fühl mich fast wie ein richtig krasser Autor. Denn ehrlich gesagt, ich schreib und denk mir selten was dabei...

ich stelle mir beide nicht so endlos gut mit Worten vor, deshalb war es für mich auch klar, dass der Streit nicht in Wortgefechte ausufern wird. Tatsächlich mag ich es unheimlich gerne, dass Yuriy quasi jeden Wind aus den Segeln nimmt, obwohl er nur eine ganz wortkarge Antwort gibt. Und ja, bei Boris ist dann auch die Luft raus haha.

Natürlich hat auch Yuriy einen Zweitschlüssel für Boris' Wohnung. uwu Allerdings stört es Boris wenig, wenn Yuriy ohne zu klingeln reinkommt. Macht Yuriy aber nicht. xD
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:03:28+00:00 22.06.2020 15:03
Ich bin deiner Einladung gefolgt und habe beim Lesen das Cello Konzert gehört. (Nun, ok, ich woll-te, aber es hat mich doch eher abgelenkt als dass ich mich auf deine Worte konzentrieren konnte, also ha b ich es VORM Lesen gehört, um in Stimmung zu kommen – denn scheinbar passiert ja ir-gendwas mit dem Cello =) als es sanfter wird, gings dann auch besser mit dem Lesen. Und du hast nicht zu wenig versprochen – es passt wirklich sehr gut zu diesem Kapitel!)

Ich mag diese kleinen Impressionen, wie die Erwähnung von konzentrierten Falten in Yuriys Gesicht beim Spielen. (das hat Wolfi bei „Zum Anbeißen“ auch so gut hingekriegt!) Ebenso so Kleinigkeiten wie nervige Haarsträhnen, die weggepustet werden müssen. : )

Als es polterte, wusste ich gleich, dass es Boris sein musste. Aber ich habe gedacht, dass der … Mö-bel verrückt oder anderes dummes Zeug macht, was fallen lässt, so was. Aber spätestens bei jauchzenden Frauentönen wurd mir klar, was er da wohl „treibt“.
Die Frage ist – und das wissen wir ja jetzt nicht, weil wir nur Yuriys Innenleben kennen, ob Boris das aus Frustration macht, weil er Yuriy irgendwie nicht haben kann, oder um ihm absichtlich eifersüch-tig zu machen?
Letzteres scheint ja auch zu funktionieren, also… irgendwie. Denn es wurmt Yuriy offensichtlich, da er nicht so recht spielen mag, rauskommt, und allein die Hitze, die in ihm aufsteigt und seine ganze Verspannung, das spricht Bände für seine unausgeglichene Gefühlslage über das, was in der Woh-nung über ihm abgeht.

Es frustriert mich übrigens, dass so viel Zeit zum letzten Kapitel vergangen ist. Also… hat es eine Aussprache gegeben? Ich bin versucht zu behaupten, dass nicht, denn sonst hätte Boris sich keine Frau angelacht? Bzw. es würde Yuriy nicht so nahe gehen? Fast drei Monate nach dem letzten Kon-takt zwischen beiden – mir fehlt da was, ich muss MEHR wissen! MEHR!

Wunderbare Sätze
• Seine Wirbelsäule fühlte sich auf seinem Rücken an wie eine glühende Naht.

Abschließend möchte ich noch anmerken, - auch weil du es im Nachwort selbst ansprichst - dass du zwar kurze Kapitel schreibst, aber die sehr auf dem Punkt liegen? „Bauchgefühl“ ist wirklich eine Geschichte, bei der man sagen kann: „In der Kürze steckt die Würze“ :)
Ach und du hast dieses Kapitel geschrieben, als du von Rückenschmerzen geplagt warst? VOR dei-ner neuen Matratze? Ich find’s gut, lass die Charaktere mitleiden, dann tut’s dir selbst nur noch halb so weh. >:)
Ach ja, und das Headcanon, dass alle Abteischüler ein Instrument können müssen, zur Tarnung, Yes, ich bin sehr dafür und voll dabei. (Saitenspiel ist der Hit, schön, dass du das auch so klasse fan-dest und die Cello-Idee für Yuriy übernommen hast. Ich kann mir auch kein besseres Instrument für ihn vorstellen.)

Antwort von: Norrsken
19.12.2020 22:38
Ich bin gerade etwas froh, dass ich das Cello Stück verlinkt habe, denn ich hatte es nicht gespeichert. Hff.
Es ist ein sehr einnehmendes Stück, da kann ich verstehen, dass du es dir beim Lesen nicht die ganze Zeit anhören konntest. Es freut mich aber sehr, dass es dir passend erscheint! :D Das Lob geht natürlich an den Finder FreeWolf.

Kleine Impressionen sind total mein Ding. :) Also ich denk beim Schreiben leider zu selten dran, aber ich liebe es, diese aufzunehmen. Natürlich muss die erzählende Figur auch passen. Yuriy ist da ja zum Glück sehr dankbar mit seiner Detailverliebtheit.

Also ... ich denke nicht, das Eifersucht die richtige Beschreibung ist, wieso Yuriy sich daran stört, dass er das mitbekommt. Letztendlich ist Sexualität bis hierhin ein Thema mit dem er sich nicht gerne beschäftigt. Es fällt nur immer schwerer dem Thema aus dem Weg zu gehen?
Dass es Boris ist, ist fix auch ein Ding dabei.

Wenn es eine Aussprache gegeben hätte, hätte ich sie geschrieben. xD So ein Ereignis lasse ich nicht aus, wenn es stattgefunden hätte. Das wäre aus technischer Sicht ein sehr schlechter Zug beim Schreiben. Also es tut mir leid für den Frust, aber ja. Die Jungs reden nicht. xD

Die Headcanon dieses Kapitels sind alle bei lady_j abgekupfert. Sie war eindeutig eine sehr treibende Kraft für dieses Kapitel.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-06-22T13:03:10+00:00 22.06.2020 15:03
Also, ich hab ja schon einen *hust* kleinen eloquenten Kommentar hinterlassen, den möchte ich kurz erweitern.

Nach den vielen horny Yuriys und Borisses ist Ace Yuriy sehr erfrischend. Und damit mein ich ein-fach nur, dass es spannend ist, diese von dir beschriebene Diskrepanz zwischen dem horny Körper und dem nicht-horny Geist in Yuriy zu lesen. Und ich finde es sehr bezeichnend, dass Boris‘ pure Existenz (zugegeben, in seinem Bett!) dafür sorgt, dass Yuriys Körper UND Geist von ihm einge-nommen sind. Wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. (Ich möchte betonen, dass ich den Verweis auf Boris Duftnote sehr mag.) Außerdem gebe ich Jay Recht: Das Ankuscheln an Boris zeigt Geborgen- und Sicherheit.

Ich glaub, wir hatten im Chat schon einmal die Thematik der Übergriffigkeit thematisiert. Ich glaube, das kann man so und so lesen. Ich hab es nicht als übergriffig empfunden, weil, wie ich glaub ich schon ausgeführt hatte, Boris schon auf Yuriy achtet. Außerdem wirkt alles sehr sanft und behut-sam und Boris tastet sich heran. Ich habe das Gefühl bekommen, dass er aufhören würde, wenn Yuriy das nicht wollte. Boris testet, was geht und was nicht, und für Yuriy geht viel, und – wie du ja in der Antwort auf Jays Kommentar auch sagst, er führt Boris mit der Hand.

Insgesamt finde ich deinen Smut gleichermaßen grazil und erotisch wie auch manuell-mechanisch. Diese Gegensätze passen sehr gut in die Situation, weil Yuriy sein Selbst ja irgendwie immer schon vom Sexuellen losgelöst hat, auch seine Masturbation war da eher „ich machs jetzt halt, damit mein Körper Ruhe gibt.“
Und das gefällt mir, weil das Yuriys Selbst in dieser Geschichte sehr zum Ausdruck bringt.

Der abrupte Aufbruch von Yuriy zeugt von seiner Verwirrt- und Zerrissenheit. Wie gut, dass er mit dem Hund gehen und seine Gedanken … nun, sie kommen ja nicht wirklich zur Ruhe oder Ordnung, aber er konnte etwas besser atmen?

Ich finde es dann sehr lieb, wie Boris locker in der Küche steht und normal auf Yuriy reagiert. Gleichzeitig möchte ich mich Jay anschließen und fragen: Was geht wohl in Boris vor? Ich hoffe, diese Frage wird in den nächsten Kapiteln geklärt / angerissen.
Und Yuriy zieht sich da ja jetzt doch sehr schnell und leicht aus der Affaire, indem er duschen geht. Auch wenn dieser Ausweg von Boris geebnet wurde. „Keiner Konfrontation aus dem Weg gehen“ – nun, so ganz kann ich ihm das nicht glauben.

Wunderbare Sätze
• Die immer wieder ausbleibende Erlösung kratzte an seinem letzten bisschen klaren Ver-stand.

Antwort von: Norrsken
19.12.2020 21:35
Oh Mann. :l Das mit dem Antworten hat jetzt doch hart lange gedauert. Das tut mir leid.
Aber ganz vielen lieben dank! Ich habe jeden deiner langen Kommentare mit viel Begeisterung gelesen. :3

Es freut mich, dass du auch mit Ace Yuriy deinen Spaß hast nach all den Horny Yuriys. B3 und ja, Boris ist auch sehr einnehmend. Das kann ich mir gar nicht anders vorstellen. Du?

Ich danke dir auch sehr für deinen Zuspruch bzgl der Übergriffigkeit! Es ist insgesamt wirklich sehr heikel, weil Yuriy mit sich selbst nicht im Reinen ist, wo man sich wohl eher mehr Rücksicht wünscht und man erst weiter geht, wenn er andere sich ganz sicher ist. Also das wäre so das Ideal, denke ich. Leider schätze ich Boris an der Stelle etwas unsensibler ein, allerdings wie du so schön beschreibst, war es auch mein Gedanke, dass Boris austestet und jederzeit stoppt, wenn Yuriy wirklich blocken würde und wäre es nur ein kleines "nein". :3

Dass der Smut ein wenig erotisch ist, macht mich stolz. Ich kann mich selbst immer besser am mechanischen Teil orientieren - also beim Schreiben! lol - (und da ist Yuriy ein dankbarer Charakter meinerseits), aber natürlich will ich keine Anleitung schreiben.

Boris holt Yuriy am Ende sehr ab, das ich selbst ganz Stolz auf seine emotionale Reife bin. Den du hast Recht. Letztendlich kann Yuriy sich wundervoll aus der Konfrontation rauswinden. Ich denke, er hätte sie durchgestanden, wenn er letztendlich gemusst hätte, aber so ist es für ihn definitiv komfortabler. Ich bin mir auch nicht sicher, wie das ausgegangen wäre ...
Aber immerhin ist er nicht einfach für den Rest des Tages oder eine ganze Woche weggeblieben, um sich zu drücken! XD

Bei deinem wunderbaren Satz, bin ich bis heute am Überlegen, ob ich niht "letzten Rest klaren Verstand" statt "lestzten bisschen klaren Verstand" schreiben soll.
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-05-22T16:48:02+00:00 22.05.2020 18:48
Als es mit der Abtei anfing dachte ich das das ein recht hartes Kapitel wird aber du hast hier so herrlich darüber geschrieben dass sie ja doch nur Kinder sind!
Nur yuryi sticht da heraus mit seiner Art. Wie er sich auf die Kratzer in der Bowl konzentriert, dann einfach den Aufpasser für die andern macht. Irgendwie bin ich mir nicht sicher ob er die andern doch mag oder bloß keinen Ärger abbekommen will. Besonders gefällt mir dieser absatzt:
" Dieses Kontra holte aus Yuriy nichts als einen müden Augenaufschlag. Dass sie wegen eines albernen Spiels in ihrer Ehre gekränkt waren und einen Streit inszenierten, zeigte ihm, wie kindisch sie waren."
Im grude denkt er wie ein erwachsener. Arbeiten damit man was zu essen bekommt und ein Dach über den Kopf hat!

Wo wir beim Thema Kinder sind.... Gerade noch gespielt und dann küsst er ihn einfach so?? O.o wie alt sind sie jz?? Das hat mich jz doch etwas überrascht aber ich finde es soooo schön wie du es beschreibst! Die beiden passen auf diese Art so gut zusammen!
Ich freu mich aufs weiter lesen!
Antwort von: Norrsken
19.12.2020 20:18
Ich bin von der Abtei auch nur sehr sehr dramatische und unschöne Stories gewöhnt, aber weil mir das zu unrealistisch dramatisch ist, wollte ich es ein wenig auflockern? xD Also klar, es wird nicht Disneyland sein, aber bis zu einem gewissen Grad ein Leben ermöglichen.
Außerdem dachte ich mir, da Yuriy und Boris sich schon auf der Straße rumgeschlagen haben, muss die Abtei eine Verbesserung ihrer Lebensumstände sein, wieso sonst sollten sie da bleiben? 🤔
Wie du Yuriys Denken beschreibst, trifft sehr gut, wie ich es mir auch dachte. Und das mit gerade einmal sieben Jahren (um dir die Frage auch schnell zu beantworten ;3).
Von richtigem Küssen würde ich hier nicht unbedingt reden. Eher von knutschen. :D

Auf jeden Fall danke für deinen Kommentar. ♥
Von:  LittleLionHead
2020-05-04T10:50:29+00:00 04.05.2020 12:50
Oh, hier fehlt ja noch was. Sorry!
Das Trennungsthema kommt für mich auch überraschend, aber es ist gut! Diese Unsicherheit, die Yuriy hier zeigt, kommt sehr authentisch rüber - es passt einfach mega zu "deinem" Yuriy. Dass er trotzdem alles gibt zeigt wie eng die Verbindung zwischen ihm und Boris ist.
Antwort von: Norrsken
19.12.2020 23:04
Da ich wenig aus dem Leben von Boris erzähle, ist die Thematik mit der Trennung wohl sehr Kontextlos... aber für das, was ich zeigen wollte - nämlich Yuriys Abstand zu dem Thema - war es eine passende Szene. Es freut mich, dass dir Yuriy dabei sehr authentisch rüberkommt! Und ja, Boris ist im selbstverständlich arg wichtig. ♥
Von:  LittleLionHead
2020-05-04T10:47:11+00:00 04.05.2020 12:47
Ich mag dieses Kapitel sehr. Ich finde du hast die Vertrautheit, die zwischen den beiden herrscht, sehr gut hinbekommen. Es wirkt beinahe routiniert, als hätten sie ihre Rituale, die durchlaufen werden müssen um auf beiden Seiten sicher sein zu können dass der nächste Schritt in Ordnung ist. Sehr schön!
Nach diesem Kapitel habe ich mir außerdem deine Anmerkungen bei den Charas durchgelesen. Die Entscheidung, deine Gedanken mit uns zu teilen, sie aber ein bisschen zu verstecken um sie niemanden aufzudrängen feiere ich sehr. Ich habe dieses Insight sehr genossen, und ich muss sagen dass du deine Intention sehr, sehr gut umgesetzt hast. Insgesamt ist es einfach eine tolle Geschichte, für die du dir richtig Gedanken gemacht hast. Toll! ❤️
Antwort von: Norrsken
25.12.2020 21:45
Lieben Dank für deinen Kommentar!
Wenn die beiden sehr vertraut rüberkamen, bin ich sehr froh, weil das war so ziemlich das, was ich mir diesem Kapitel hinbekommen wollte. X3
Auch danke für das Lob zu dme Autorenkommentar. Natürlich möchte ich Lesern ihre eigene Gedanken lassen. Aber weil gerade das Thema Ace noch relativ unbekannt ist, dachte ich, es wäre für diejenigen interessant, um sich damit zu beschäftigen.
Deine Worte machen mich insgesamt sehr glücklich. (/)u(\)
Von:  Mitternachtsblick
2020-05-03T15:47:08+00:00 03.05.2020 17:47
ARGH <3
Gerade nach dem grauenhaften Roman, den ich gelesen habe, war dieser Storyabschluss eine absolute Wohltat. In den drei Jahren zwischen diesem Kapitel und dem letzten dürfte ja einiges passiert sein, sie dürften da einige Sachen beredet und miteinander ausgemacht haben und das merkt man auch. Sowohl Boris als auch Yuriy - besonders aber Yuriy - wirken deutlich gefestigter in sich und dem, was sie wollen. Und der Sex war einfach süß?! Das ist vielleicht das falsche Wort, aber man hat halt so gut gespürt, dass sie sich wirklich inside and out kennen und einander vertrauen und das war einfach schön. Außerdem viel Liebe für Yuriy als Rattenpapa und die Szene, wo sie beide den Schrank die Treppen raufschleppen. <3 Danke für diese Story, ich habe sie wirklich sehr gern und jedes Kapitel mit Vergnügen gelesen!
Antwort von: Norrsken
25.12.2020 21:40
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Schön, dass ich dir eine Freude machen konnte. Ein wenig bin ich stolz, dass es sich besser liest, als das was du zuvor gelesen hast, auch wenn es so klang, als wäre das nicht schwer. X'D
In den drei Jahren haben die beiden Jungs ihre Zeit gehabt, sich weiter zu probieren. Nachdem der erste Knoten mal durch war, konnte man das mal angehen. uwu
Es war mir ganz wichtig zu zeigen, dass die beiden sehr aufeinander abgestimmt sind. Wenn das einigermaßen rüberkam, bin ich glücklich. 💕
Und Yuriy muss mehr Rattenpapa sein. X33


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