Shapeless Dreams von Yuugii ([Atem center]) ================================================================================ Kapitel 4: Sein Vermächtnis --------------------------- Der Tod des Pharaos wurde in ganz Kemet betrauert. Der junge Prinz bestieg mit 14 Jahren den Thron und übernahm die Pflichten seines Vaters. Mithilfe seiner Priester und seines Beraters Siamun versuchte er die Stabilität im Land aufrechtzuerhalten, weitere Katastrophen sowie Hungersnöte vorzubeugen und kämpften mithilfe ihrer Ka-Bestien gegen Verbrecher und bestraften diese im königlichen Gericht. Die Versorgung des Volkes war wichtig, doch auch konnten sie den Nilstand nicht vorhersehen, ebenso wenig die Feinde, die in den Schatten lauerten und den Frieden bedrohten. „Mein Pharao, es gibt erneut einen Bürgerkrieg im östlichen Stadtbezirk. Die Menschen der Unterstadt greifen zu den Waffen und versuchen die Tore in den Mittelbezirk zu durchbrechen. Es heißt, dass der Widerstand seine Hände im Spiel haben soll und dass sie den Tempel im Stadtzentrum stürzen und plündern wollen. Wie gedenkt Ihr fortzufahren?“ Der junge Mann auf dem Thron nickte nur und überlegte. Seit zwei Jahren kämpfte er gegen diese Unruhen und versuchte mit aller Macht den hart erkämpften Frieden beizubehalten. Die Unruhen im eigenen Land waren ebenso schwer zurückzuhalten, wie die Krieger aus der Ferne, die Kemet aufgrund ihres Wohlstands und den gesegneten Nil beneideten. Immer wieder kam es zu blutigen Ausschreitungen, die sie mithilfe der Millenniumsartefakte schnell eindämmen und somit weitere unnötige Opfer vermeiden konnten. Trotzdem hatte der 16-Jährige Herrscher große Mühe, das Erbe seines Vaters aufrechtzuerhalten. Frieden war nichts, das man mit Worten allein erreichte. Die Machterhaltung und der Machtausbau waren vonnöten, um sicherzugehen, dass die kleineren Länder um Kemet herum sie nicht mehr attackierten. Um die Treue der Vasallenstaaten zu sichern, hatten sie die Prinzen und Prinzessinnen als Unterpfand in den Königspalast gebracht, wo sie wie Gäste behandelt wurden. Durch diesen Pfand schloss das Königshaus einen Verrat aus und hatte somit die Unterstützung der kleinen Staaten sicher. Der große Krieg gegen die Hethiter war bereits 10 Jahre her und die Aufbauarbeiten in den äußeren Bezirken waren vollständig zum Halt gekommen. Atem hatte den Ausbau der Infrastruktur und die Beförderung von Waren und Gütern Priorität gegeben, um somit weitere Hungersnöte zu vermeiden, doch die armen Bewohner waren mit dieser Entscheidung nicht zufrieden. Sie verlangten Gerechtigkeit und Unterstützung, denn allein waren sie nicht in der Lage ihre Häuser aufzubauen, geschweige denn ihre Familien zu versorgen. Und Atem war sich im Klaren, wie ernst die Lage war und es war nicht so, dass er kein Verständnis oder Mitgefühl für die betroffenen Bürger hatte, doch Kemet war groß und Baustellen gab es überall. Er durfte nicht zulassen, dass die Versorgung zusammenbrach, nur um einzelne Bereiche des Landes wieder aufzubauen. Er hatte mehrmals überlegt, ob sie weitere Sklaven brauchten, um den Wiederaufbau zu unterstützen, doch die Verhandlungen mit den Römern waren immer noch nicht abgeschlossen. Die Handelspartner Kemets befanden sich weit hinter den Landesgrenzen, verborgen hinter den großen göttlichen Meeren und es wäre fatal, ungeduldig zu werden und die Römer zu einer schnellen Entscheidung zu drängen, vor allem da sie die Olivenbäume, Öle, Kräuter und edlen Weinsorten von dort importierten. Sie waren wichtige Partner und Kemet konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen, wenn sie keinen weiteren Überraschungsangriff befürchten wollten. Immer wieder kam es zu Konflikten, die eskalierten und stets war es Atems Aufgabe, Lösungen zu finden. Es war nicht immer leicht, dieses Land zusammenzuhalten und als Führer und Gott einen Weg zu ebnen. Atem hatte gelernt, dass er mit Strenge regieren musste, wenn er ernst genommen werden wollte. Sein Vater war zu gutmütig und sanft gewesen und nun glaubte das Volk, dass sie ihm auf der Nase herumtanzen konnten. Als Herrscher Kemets musste er für Ordnung sorgen und er musste Opfer bringen, wenn er das große Ganze schützen wollte. Seine sechs Priester und die Millenniumsartefakte standen ihm bei dieser schwierigen Aufgabe stets zur Seite. Letztendlich waren es die Artefakte, die im Gericht ein Urteil fällten, wodurch ihm als Pharao zumindest ein wenig Arbeit abgenommen wurde. „Ich werde mit drei unser Hohepriester dort hin reiten und den Kämpfen ein Ende bereiten. Als Pharao ist es meine Pflicht für Frieden, Recht und Ordnung zu sorgen.“ „Wen werdet Ihr mitnehmen, Pharao?“, fragte Siamun mit fester Stimme. „Priester Seth, Priester Mahaad und Priester Karim. Sattelt Eure Pferde. Ich erwarte euch am Palasteingang“, sagte er mit fester Stimme und erhob sich von seinem Thron. Sein Vater hatte den Kampf gescheut, doch Atem bewies Mut und Hingabe. So wie seine Vorfahren zuvor war er bereit, mit seinem Fleisch und Blut an vorderster Front zu kämpfen und seinen Priestern den Weg zu ebnen. Aus der Ferne konnte man bereits das Klirren von Waffen und das Schreien von Menschen hören. Atems Herz pochte. Einmal mehr wurde er Zeuge des Versagens des vorherigen Königs, der zu viel Milde hatte walten lassen und nun war es seine Aufgabe den Schaden zu neutralisieren und diese endlosen Raufereien dieser Halbstarken zu beenden. Instinktiv legte er seine Hand auf das Millenniumspuzzle und er beschwor eine Ka-Bestie, die einem Krieger glich. „Keltischer Wächter!“, rief Atem und trieb sein Pferd zu einem schnelleren Tempo an, umklammerte die Zügel und gab seiner Bestie die Anweisung, die streitenden Parteien auseinander zu halten, ohne sie dabei zu verletzen. Seine beiden Priester konnten nur den aufwirbelnden Staub erkennen, als Atem plötzlich davon preschte. „Mein Pharao! Das ist zu gefährlich!“, brüllte Mahaad hinterher, beschwor ebenso schnell wie sein König eine magische Ka-Bestie und beschleunigte sein Pferd, nur um im nächsten Moment von einem breit grinsenden Seth überholt zu werden, der den bevorstehenden Kampf kaum mehr erwarten konnte. Seths Augen funkelten vor Kampfeslust. Mahaad biss die Zähne zusammen. Seth war genauso temperamentvoll wie der Pharao. Sie beide hatten ein großes Ego und waren stets die ersten, die sich ins Kampfgetümmel stürzten, ohne Rücksicht auf Verluste oder gar einen Gedanken daran zu verschwenden, was ein ungeplanter Angriff für Auswirkungen haben konnte. Der Hüter des Millenniumsstabs war loyal und seinem Herrscher treu ergeben, hatte jedoch auch den verdrehten Irrglauben, dass der Zweck jegliche Mittel heiligte und war in dieser Hinsicht rücksichtslos. Somit war es Mahaads Pflicht sicherzugehen, dass keiner der beiden verletzt wurde oder dass sie aufgrund dieser voreiligen Ka-Beschwörung unnötige Provokation bei dem Volk auslösten. Für die meisten Menschen war das plötzliche Erscheinen von Monstern beängstigend. Als Mahaad endlich ankam, war der Pharao bereits von seinem Pferd gestiegen und stand inmitten der Menge an Leuten, predigte Geduld und bat sein Volk um Verständnis. Immer wieder wurde er von einzelnen Bewohnern ausgebuht, sie beleidigten ihren Herrscher und somit auch die Götter. „Ihr wagt es, euren Pharao – den Sohn der Götter – zu beleidigen!?“, sprudelte es ungehalten aus Priester Seth und er richtete seine Stab in Richtung der Menschenmenge. Sofort hörte man panisches Geschrei und einige der bis eben so vorlauten und mutigen Männer machten große Schritte rückwärts. Atem hob die Hand, wies seinen Priester mit dieser Geste dazu an, sich zu beruhigen und fixierte erneut die Menge vor sich. Säbel, Dolche, Äxte und Speere lagen am Boden verteilt und als Atem näher kam spürte er die Feindseligkeit in der Luft, die ihn zu erdrücken versuchte. „Gebt mir Zeit die Wunden des Krieges zu versorgen. Ich werde alles dafür tun, um unser geliebtes Kemet im alten Glanz erstrahlen zu lassen, doch dafür sind Opfer vonnöten. Bitte versteht, dass der Wiederaufbau nicht überall gleich schnell verläuft und dass wir weitere Konflikte mit anderen Großmächten vermeiden müssen, um weiterhin den Status als Weltmacht erhalten zu können. Wenn ich meine Augen nur noch auf die kleinen Stadtbezirke richte, wird der Tag schon bald kommen, an dem wir uns erneut einem Krieg stellen müssen“, begann Atem und bewies Haltung während seiner Rede, ging dann jedoch demütig auf die Knie. Mahaad und Seth kamen dem jungen Herrscher näher und wollten ihn davon abhalten, doch es war bereits zu spät. Der Herrscher verneigte sich vor seinem Volk und flehte um Gnade. Getuschel war zu vernehmen. Das Volk war unsicher, wie es reagieren sollte. Dass sich der Sohn der Götter vor seinem Volk verneigte und sich in den Dreck warf, war alles andere als normal und zeugte von der Wahrheit seiner Worte. „Ich bin der Dorfälteste, Apir. Pharao Atem... bitte erhebt Euch. Niemand verlangt von Euch, Euren Stolz als Sohn der Götter wegzuwerfen. Eurer Name bedeutet Großer Gott und als solcher ist es Eure Aufgabe über Allem zu stehen. Die jungen Menschen in diesem Dorf sind verzweifelt, denn selbst unsere Wasserquelle ist versiegt.“ Atem erhob sich augenblicklich und sah den Mann vor sich mit großen, fragenden Augen an. „Seit wann? Warum habt ihr keinen Gesandten geschickt? Hätte ich davon gewusst, hätte ich auf der Stelle einen Architekten geschickt, um die Wasserversorgung zu sichern.“ „Der Weg in die Hauptstadt ist beschwerlich. Eine Gruppe an Räubern plündern nicht nur die Gräber der Pharaonen, sondern bedrohen Frauen und Kinder und unser Leben.“ Seth kam dem Mann näher und verlangte mehr Informationen. „Mahaad“, begann Atem und drehte sich zu diesem um, betrachtete ihn mit festen und stolzen Blick, öffnete dann seinen Mund erneut und sprach weiter. „Ihr seid ein großartiger und äußerst fähiger Magier. Ich nehme an, dass Ihr in der Lage seid, die Aquädukte zu reparieren und die Wasserversorgung zu sichern?“ Seine Worte waren wie eine Frage formuliert, doch Atem ließ nur eine Antwort zu. Es gab nur eine richtige Antwort. Mahaad nickte ergeben und ließ sich von dem Dorfältesten zur Quelle des Problems führen, während Atem und Seth mit den Dorfbewohnern weitere Gespräche führten und die Situation zu entschärfen versuchten. Es dauerte mehrere Stunden ehe Mahaad sämtliche Wasserlinien repariert hatte und sie den Rückweg antreten konnten. Atem schwang sich auf sein Pferd. Die Sonne befand sich bereits am Horizont und tauchte das heilige Land Kemet in ein warmes Orange. Schon bald würde die Nacht hereinbrechen und ein neuer Tag würde beginnen, so auch die Reise des jungen Herrschers, der sich den Problemen seines Landes stellen musste und keine Sekunde untätig blieb. Durch die Gespräche mit den Bewohnern hatte er viele wichtige Informationen erhalten, doch nur ein Name hämmerte in seinem Kopf wie ein Echo wider: Bakura. [Kapitel 5] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)