Phoenix von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 3: Floating ------------------- Die Kälte des Waldes lässt mich erschaudern, kaum dass ich ihn betreten habe, aber meine Führerin scheint das absolut nicht zu stören. Unbeirrt geht sie voran, wobei ihre Pfoten das Laub, welches den Boden bedeckt, zum Rascheln bringen. Ich weiß nicht wie lange ich ihr folge. Mein Zeitgefühl ist tot, seit ich die Kirche verlassen habe. Ab und an unterbricht das Gezwitscher eines Vogels die Stille, aber wenn dann nicht für lange. Fast, als trauen sie sich nicht, zu singen und ich weiß nicht, ob mich das beunruhigen soll. In jeder anderen Situation hätte ich vermutlich gelacht. Es ist so absurd, was ich hier tue. Andererseits kann Katzen folgen nicht mal halb so gefährlich sein, wie sich zuhause mit Alkohol einschließen. Hoffe ich. Als das Tierchen schließlich stehen bleibt, lasse ich kurz den Blick schweifen - auf den ersten Blick wirkt es, als hätte sie mich zu einer Lichtung geführt. Bei genauem Hinsehen erkenne ich eine Anzahl halb verwitterter und mit Moos bewachsenen Steinen und muss schlucken. Oh. So wie es aussieht, hat sie mich zu einem kleinen Friedhof geführt. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Aber es fasziniert mich. „Hast du auch jemanden verloren?“ Das Kätzchen streicht erneut um meine Beine, schnurrt leise und ich bücke mich um sie erneut zu kraulen. Es ergibt alles keinen Sinn. Als ich aufsehe, weil das Gefühl angestarrt zu werden mich überkommt, erstarre ich erstmal. Am anderen Ende der Lichtung steht eine schwarz gekleidete Frau welche mich kritisch mustert und ich muss schlucken. Vermutlich wäre es das Beste, wenn ich umdrehen und verschwinden würde, aber das kann ich nicht. Ich fühle mich wie festgewachsen. Erst die Katze scheint die seltsame Stimmung zwischen uns aufzulösen, als sie beginnt, schnurrend um die Beine der Frau zu streichen, was diese zum lächeln bringt. Dann sieht sie von der Katze zu mir, sagt etwas in einer Sprache die ich nicht verstehe und bückt sich, um das Tier auf den Arm zu nehmen, welches sich schnurrend an sie schmiegt. Ich muss schmunzeln bei dem Anblick, gehe jedoch automatisch einen Schritt zurück, als die Frau auf mich zukommt. Weil es jedoch zu seltsam wäre, wenn ich jetzt davon rennen würde, bleibe ich schließlich stehen und warte. Als sie schließlich vor mir stehen bleibt, bemerke ich fasziniert, dass sie die gleiche Augenfarbe wie die Katze hat. Einige Momente lang mustert sie mich stumm, dann lächelt sie. „Tourist?“ Ich nicke, während sie zu überlegen scheint. „You speak English?“ Ich nicke erneut und sie wirkt deutlich erleichtert. „Das ist ein ungewöhnlicher Ort für einen Touristen.“ Kurz überlege ich, ob ich lügen soll, dann entscheide ich mich für die Wahrheit. „Eigentlich bin ich nur der Katze gefolgt.“ Jetzt sehen wir beide auf das Tier, welches sich immer noch in ihren Armen befindet und uns unschuldig anblinzelt, bevor sie lachen muss. „Oh ich verstehe…Ja, Kayla ist ziemlich eigensinnig und führt gerne Menschen in die Irre. Die Einheimischen meiden sie, aber zum Glück bin ich mindestens ein Mal am Tag hier. Kann ich ihnen für die Umstände eine Tasse Tee anbieten?“ Ich zögere. An sich sollte ich zurück zum Hotel, andererseits habe ich nichts vor. Das Tanken wird warten können. Und die Stimmung in diesem Wald ist so wahnsinnig friedlich, trotz oder vielleicht gerade wegen dem kleinen Friedhof. Auf Menschen zugehen, ist nicht meins. Smalltalk auch nicht. Du konntest so einfach mit jedem reden den du getroffen hattest, aber ich bin gern für mich. Trotzdem sagt mir eine innere Stimme, dass ich diese Gelegenheit nicht ausschlagen sollte - vielleicht ist es auch einfach die Katze, welche sich Zugang zu meinen Gedanken verschafft hat. Wer weiß das alles schon so genau. „In Ordnung.“ Ich könnte schwören, dass Beide mich anlächeln, dann nickt sie mir zu und dreht sich um. Ich folge ihr zu einer kleinen Hütte, tiefer im Wald. Kayla schnurrt genüßlich vor sich hin, offenbar genießt sie es richtig, getragen zu werden und erneut schweifen meine Gedanken zu dir. An damals, als du so betrunken warst, dass ich dich hatte tragen müssen und du dich geweigert hattest, dich huckepack tragen zu lassen mit dem Argument, dass du mein Gesicht sehen willst. Innerhalb von zwei Minuten warst du dann eingeschlafen…Aber ich vergesse nie, wie friedlich du in meinen Armen gewirkt hattest. Die Hütte ist klein, aber durchaus gemütlich eingerichtet und wenig später sitzen wir in der Küche zusammen, jeder von uns mit einer Tasse Tee vor uns, die Katze liegt auf dem Tisch und beobachtet uns. „Entschuldigen Sie, ich hab total vergessen, mich vorzustellen.“ Ich winke ab, während ich an meinem Tee nippe und mich gleichzeitig frage, wie ich in diese Situation geraten bin. „Mein Name ist Aislyn und ich bin hier mit Kayla zusammen die Außenseiterin….“ Sie lacht, aber es erreicht ihre Augen nicht. „Reo.“ Sie schmunzelt, bevor sie den Kopf etwas zur Seite legt und mich erneut aufmerksam mustert. „Du scheinst weit weg von zuhause zu sein, Reo.“ Ich nicke nur und nippe weiter an meinem Tee. Was soll ich dazu denn auch noch groß sagen? „Was führt dich nach Irland?“ Kayla steht auf, streckt sich und klettert auf meinen Schoß, woraufhin ich eine Augenbraue hebe. Oh. Vorsichtig beginne ich das Tierchen zu kraulen, woraufhin sie zufrieden schnurrt und es sich richtig bequem macht. Ohje. Offenbar hat sie mich lieb gewonnen. „Ich habe jemanden verloren…Und er wollte immer mit mir ans Meer.“ Das scheint Aislyn zu amüsieren, aber sie schweigt, während ich weiter rede. „Ich wollte nicht an den Strand fahren, wo lauter glückliche Pärchen sind und man weder vor der Sonne, noch vor Menschen flüchten kann.“ Jetzt nickt sie verständnisvoll und ich trinke einen großen Schluck Tee, lasse die Finger etwas abweisend durch das weiche Fell der Katze gleiten. Sie ist so niedlich. Wie du. Auch wenn du dich nie auf meinen Schoß gesetzt und geschnurrt hast…Ich weiß nicht, wie Aislyn es schafft, aber im Endeffekt habe ich ihr alles erzählt. Was mit dir passiert ist, wie wir uns kennen gelernt haben. Dass ich eine Band in Japan habe. Im Gegenzug hat sie mir erzählt, wieso sie als Außenseiter gilt, zusammen mit der Katze. Aislyns Großvater war es, der in dieses Land kam und sich verliebte. Zuerst in die Landschaft, dann in ihre Großmutter. Er ist auch im Wald beerdigt, einer der Gründe, wieso sie regelmäßig nach den Gräbern dort sieht. Weil ihre Familie jedoch nie wirklich Anschluss in dieser Gemeinde gefunden hat, gilt sie als Außenseiterin. „Vielleicht liegt es auch daran, dass sie denken, dass Kayla und ich Schwestern sind.“, stellt sie lachend fest und auch ich muss schmunzeln. Die Beiden sehen sich so gar nicht ähnlich, wenn man von den fast schon hypnotisierenden, blauen Augen absieht. Doch im Gegensatz zur Katze hat Aislyn lange, schwarze Haare. „Du solltest bei uns bleiben, du passt gut zu uns Exoten.“ Ich hebe knapp eine Augenbraue und sie grinst unschuldig. „Wenn wir dir blaue Kontaktlinsen besorgen, könnte ich behaupten, du wärst mein Bruder…“ Sie zuckt mit den Schultern, während ich sie vollkommen verunsichert ansehe, ob sie das Ernst meint. Ich habe so lange nicht mehr mit Frauen geredet. Vor allem nicht mit so interessanten Frauen. „Schau nicht so erschrocken, Reo, ich werde dich nicht zwingen hier zu bleiben.“ Lachend steht sie auf um uns Tee nachzuschenken und ich werfe einen Blick aus dem Fenster - wie lange bin ich überhaupt schon hier? „Aber wenn du magst, würde ich dir gerne noch etwas zeigen bevor ich dich ins Hotel zurück begleite.“ Ich werfe einen Blick auf die immer noch schnurrende Katze auf meinem Schoß und zucke mit den Schultern. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich es eilig habe oder wüsste, wohin ich sonst gehen sollte. Nachdem wir unseren Tee ausgetrunken haben, hebe ich Kayla hoch - was diese offenbar als Aufforderung versteht und aus meinen Armen auf meine Schultern springt um es sich dort erneut bequem zu machen. „Sie mag dich, Reo.“ Ich zwinge mich zu einem Lächeln, während ich bereits die Jungs lachen höre. Von einer Katze um den Finger gewickelt…Das darf auch nie jemand erfahren. Wirklich nicht. Denn sonst würde ich morden müssen. Mit Aislyn verlasse ich schließlich ihre Hütte und lasse mich durch den Wald führen. Vielleicht ist das alles auch nur ein Traum? Ich bin mir sehr unsicher, nachdem sich alles nicht mehr real anfühlt. Ob das am Tee liegt? Oder daran, dass mir eine Katze ins Ohr schnurrt, die ich eigentlich gar nicht kenne und noch nie im Leben gesehen habe? Ein paar Vögel singen immer noch ein fröhliches Lied und ich nehme einen tiefen Atemzug. Die Luft hier ist so viel besser als in Japan. So viel frischer. Vielleicht sollte ich wirklich hier bleiben…Wäre das so schlimm? Auch wenn ich vermisst werden würde, es ist mein Leben und hier könnte ich mir eine neue Zukunft aufbauen. Nochmal von vorne anfangen, als wäre nie etwas passiert. Gleichzeitig spüre ich einen Stich im Herzen als meine Gedanken wieder zu dir wandern. Es wäre unfair, mein Leben lang davon zu laufen. Und vermutlich würden die Jungs irgendwann doch auf die Idee kommen, mich zu suchen. Je tiefer wir in den Wald gehen, desto stiller wird es wieder um uns herum, selbst Kayla schweigt, auch wenn sie immer noch bequem auf meinen Schultern liegt. Aislyn summt zwar noch leise vor sich hin, aber es erscheint so wahnsinnig weit weg, als wäre sie gar kein Teil dieser Welt, sondern nur ein Besucher. Nach einer gefühlten Ewigkeit, bleiben wir stehen und ein eiskalter Schauer läuft über meinen Rücken. Wir stehen am Rande eines kleinen Sees, dessen Oberfläche so glatt wirkt, dass ich meine Reflexion so deutlich wie in einem Spiegel wahr nehmen kann. Rund um den See blühen bunte Blumen, was dem ganzen einen sehr unrealistischen Charakter verleiht. Es scheint wie ein ins Leben gerufene Gemälde vor mir zu liegen und ich muss schlucken - ist es das, was Aislyn mir unbedingt zeigen wollte? Sie schweigt, betrachtet das Wasser und ich werde langsam unsicher. In Märchen ist das immer der Teil, in dem unangenehme Dinge passieren und ein merkwürdiges Gefühl überfällt mich. War es doch keine gute Idee, ihr zu folgen? „Ich nenne ihn den See der Erinnerungen.“ Ihre leise Stimme reißt mich aus den Gedanken und ich runzle die Stirn, was für ein merkwürdiger Name. „Es heißt, man sieht darin die Menschen, die man geliebt hat, wenn man sich nur lang genug konzentriert. Aber vermutlich muss man daran glauben.“ Aislyn zuckt mit den Schultern, lacht trocken auf und ich fühle mich automatisch schlecht, dass ich Angst vor ihr hatte. Offenbar wollte sie mich nur aufmuntern. Und Tiere fühlen sich doch bei bösen Menschen nicht wohl, oder? „Ich dachte, es könnte dir helfen. Nach allem, was du mir erzählt hast…“ Langsam trete ich einen Schritt näher und zucke zusammen, als ich mein Gesicht nach so vielen Wochen wieder so deutlich wahrnehmen kann. Meine Augen erscheinen so müde und ausdruckslos, wie ich sie noch nie gesehen habe. Dank den Augenringen und den eingefallenen Wangenknochen erinnere ich mich selbst mehr an einen Zombie, als an einen Menschen. Und meine Gesichtsfarbe hilft dabei auch nicht weiter. Ich hatte nie gedacht, dass ich so blass werden kann, ohne hohen Blutverlust zu erleiden. Je länger ich in den See starre, desto kälter wird mir und schließlich bin ich überzeugt, dass ich statt der Katze, dich im Wasser wahrnehmen kann. Wie du dich über meine Schulter beugst, mich angrinst und dann lachend die Augen verdrehst, als ich die Hand nach dir ausstrecke. Oh Yusuke…Meine Beine geben schneller nach, als ich es begreifen kann und ich merke nicht mal, dass die Katze verstört von meinen Schultern springt und sich hinter Aislyn versteckt. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass der Tee Halluzinogene enthielt. Denn das hier ist absolut nicht möglich. Aber es ist mir egal. Dich wieder so klar vor mir zu sehen, fühlt sich zwar an wie ein Schlag in den Magen, jedoch zeigt es mir auch, welchen Weg ich jetzt einschlagen muss. Auch wenn es mir nicht gefällt. Eine Woche später verlasse ich schweren Herzens das Flugzeug und schließe für einen Moment die Augen. Es ist ungewohnt, wieder in Japan zu sein und fühlt sich komplett falsch an. Ich hätte Aislyns Angebot annehmen sollen, bei ihr zu wohnen. Nach meinem Zusammenbruch im Wald, hatte sie mich ins Hotel zurück gebracht und dort hatte ich mich in den Schlaf geweint. Die nächsten drei Tage hatte ich versucht, wieder mit mir selbst in Einklang zu kommen, zwei Tage hintereinander hatte ich sogar Aislyn und Kayla besucht, Bilder von der Katze gemacht und zugelassen, dass Aislyn einen Schutzzauber für mich wirkt. Wir haben Handynummern ausgetauscht und ich habe ihr versprochen, dass ich mich bei ihr melden werde. Vor allem, dass ich auch zurück komme um sie zu besuchen. Während ich auf meinen Koffer warte, beginnen meine Gedanken erneut zu kreisen und ich frage mich, wieso ich die Jungs überhaupt angerufen habe. Es war ein Fehler, wird mir bewusst, je länger ich warte. Asanao wird mich umbringen. Vielleicht nicht gerade im Flughafengebäude, aber ganz sicher außerhalb. Seufzend massiere ich meine Schläfen, starre für einige Sekunden auf das Gepäckband, bis mir bewusst wird, dass mein Koffer gerade an mir vorbei gefahren ist und ich mich beeile, diesen noch einzuholen und vom Band zu zerren, bevor er wieder verschwindet. Das war knapp. Mit meinem Koffer habe ich allerdings keine Ausrede mehr um mich zu verstecken und werfe noch einen Blick aufs Handy, bevor ich mich wieder in Bewegung setze. Allerdings komme ich gerade so aus dem Sicherheitsbereich heraus, bevor ich meinen Namen höre und heftig zusammen zucke. Im nächsten Moment wirft sich jemand in meine Arme und ich erstarre komplett, vergrabe das Gesicht einfach nur in seinen Haaren und ziehe ihn eng an mich heran. Dein Geruch umhüllt mich komplett, vernebelt für einen Moment meine kompletten Sinne, bis mir wieder bewusst wird, dass ich nicht dich in den Armen halte, sondern Akinori. Offenbar hat er zu deinem Duschgel gewechselt, seit ich in Irland war. Allerdings ändert diese Erkenntnis nicht viel an meinem plötzlich viel zu schnell schlagenden Herzen und die Schuldgefühle überrennen mich so schnell, dass mir ganz schwindlig wird. Meine Finger graben sich tiefer in Akinoris Jacke und als er erschrocken aufsieht, treffen sich unsere Blicke für einen Moment und ich bin versucht, ihn zu küssen, weil es sich anfühlt, als würde es mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Du hast mich damals auch so angesehen. Jedes Mal, wenn du mir gesagt hattest, wie sehr du mich liebst. Ich muss den Blick abwenden und bin wahnsinnig dankbar, dass Hazuki und Asanao dann zu uns aufgeschlossen haben, gibt mir das doch Gelegenheit, Akinori von mir zu schieben und tief durchzuatmen. Asanao wirkt, als ob er noch überlegt, mir eine reinzuhauen, weswegen ich umso erleichterter bin, dass Hazuki mich ebenfalls kurz in seine Arme zieht um mich zu umarmen. Er riecht nach Zigaretten und Aftershave - wie immer - und meine Mundwinkel zucken leicht amüsiert nach oben. Vielleicht wirkt der Tee von Aislyn ja immer noch oder ich werde einfach wahnsinnig. „Endlich. Wir waren echt kurz davor, nach Irland zu fliegen und dich zu suchen, Reo.“ Ich zucke mit den Schultern, während ich etwas den Blick schweifen lasse. In Irland war es so viel ruhiger, hier fühle ich mich mit einem Schlag von viel zu vielen Menschen überfallen. „Weit wärt ihr nicht gekommen, gibt zu viele gute Plätze zum Angeln.“ Jetzt bin ich mir mehr als sicher, dass Asanao mich zu gerne schlagen würde, aber er zieht mich stattdessen an sich, dass er mich umarmen kann und ich lasse das auch noch über mich ergehen. Es ist besser, als an den Haaren irgendwohin geschleift zu werden. Zum Glück verlassen wir danach das Gebäude und ich lasse mich seufzend auf den Beifahrersitz von Hazukis Auto sinken, lehne den Kopf an die kühle Scheibe. Ich kann förmlich spüren, dass Akinori mich mit Fragen überfallen will, aber er schweigt die ganze Fahrt über und ich beginne vor mich hin zu dösen. In meinem Halbschlaf bin ich mir sicher, dass ich deine Stimme höre, die mich neckisch aufzieht, wegen unserem Bassisten und als wir bei Hazuki angekommen sind, haben sich die Schuldgefühle so tief in meine Eingeweide gefressen, dass ich mich in der Wohnung direkt entschuldige um mich im Bad einzusperren und zu übergeben. Was ist nur in mich gefahren? Und vor allem - wieso? Warum jetzt? Zu viele Fragen, keine vernünftigen Antworten und als ich eine gefühlte Ewigkeit später aus dem Badezimmer stolpere, nachdem ich mir mit einer der Gästezahnbürsten die Zähne geputzt habe, fühle ich mich so erschöpft, wie selten zuvor. Ich wusste doch, dass mir Japan nicht gut tut. Nur kann ich jetzt schlecht erneut fliehen. Müde nehme ich auf Hazukis Sofa Platz - vielleicht sollte ich anfangen, nach einer neuen Wohnung zu suchen. Aber bisher konnte ich es nicht über mich bringen. Jedes Mal musste ich an dich denken, an dein glückliches Gesicht, als wir unsere gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Daran, dass du dich in unserem Schlafzimmer lachend im Kreis gedreht und mich dann am Kragen gepackt und geküsst hattest, bevor du mir ein leises ‚Ich glaube, wir müssen den Raum als Erstes einweihen.‘, entgegen geraunt hattest. Die Erinnerung daran verursacht mir immer noch Gänsehaut und ich beiße mir so hart auf die Unterlippe, dass ich zusammen zucke, als ich die Haut durchbreche und Blut schmecken kann. Die anderen Drei scheinen unsicher zu sein, wie sie mit mir umgehen sollen und ich kann es ihnen nicht verdenken. Immerhin, bei dem, was sie momentan wissen, könnte ich jeden Moment aufspringen und aus dem Haus rennen, aber dafür bin ich viel zu müde. Akinori ist es, der das Schweigen bricht, als er den Kopf auf meine Schulter sinken lässt und ein leises „Wir haben dich vermisst, Reo.“, murmelt. Hosted by Animexx e.V. 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