Robin' Hood/Heartmender von The_Hidden ================================================================================ Ein sonniger Tag ---------------- Es war ein sonniger Tag in Paris. Der erste Mittwoch seit langem, an dem alles ruhig zu sein schien. Nachdem Chloé sich als Queen Bee doch noch als Heldin auf Zeit erweisen hatte können und sogar eine Party zu ihren Ehren von Marinette organisiert worden war, schien die Feierlaune dennoch noch nicht gänzlich abgeklungen. In der Früh waren einige Lehrer zu Direktor Damocles zu einer außertourlichen Konferenz gerufen worden um zu besprechen, was man tun konnte, um Monsieur le Maires Wunsch zu entsprechen, seine Tochter müsse für ihre Heldentaten und den Verdienst um Paris noch weiter belohnt werden. Gezwungermaßen stimmten die Lehrer zu, das schöne Wetter zu nutzen und den Biologie-Unterricht nach draußen zu verlegen. Ein Besuch der Ménagerie du Jardin würde die gesamte Klasse für ihre Freundlichkeit und ihre Engagement belohnen und vielleicht auch die Ereignisse der letzten Zeit ein wenig verblassen lassen. – Und sie würde Monsieur le Maire zufrieden stellen! Noch wusste aber niemand in der Klasse davon. Wie gewohnt versammelten sich die Schüler und Schülerinnen in der Früh in Madam Bustiers Klassenraum. Die Lehrerin selbst schien allerdings die einzige zu sein, die heute zu spät zu ihrem eigenen Unterricht erscheinen würde, denn selbst 7 Minuten nach dem Läuten gab es immer noch keine Spur von ihr. Nicht, dass dieser Umstand vielen aufgefallen wäre, waren die meisten doch damit beschäftigt Tratsch über die lieben Mitschüler, den Bürgermeister oder auch Lady Bug und Cat Noir auszutauschen. Natürlich kam auch Alya nicht umhin sich rege an gleich mehreren Diskussionsrunden zu dem Thema „Sind die beiden ein Paar?“, „Wer steckt hinter den Masken?“ und „Sie sollten ein Paar sein!“ zu beteiligen, sehr zum Leidwesen ihrer besten Freundin Marinette, die stets versuchte sich die peinliche Berührtheit nicht anmerken zu lassen, wenn es darum ging für wen, wenn nicht Cat Noir, Lady Bugs Herz wohl schlug. Dabei schielte sie nur immer wieder vermeintlich unbemerkt zu ihrem wahren Schwarm hinüber: Adrien. Fröhlich unterhielt er sich mit Nino, worüber spielte eigentlich keine Rolle, denn was auch immer er sagte, er sah dabei einfach nur toll aus! ‚Nein! Konzentrier dich, Marinette!‘, schärfte sie sich selbst in Gedanken ein. Es war schon ohne eine Ablenkung wie seine unglaublich tiefen, grünen Augen schwer genug wo sie nur konnte eine falsche Fährte in den Tratschrunden zu legen, ohne sich dabei aber zu sehr, das heißt zu auffällig, einzumischen! Von all diesem fröhlichen Trubel unbemerkt saß ein Mädchen etwas abseits. Die Braunhaarige saß ganz oben, in der letzten Reihe, beinah schon fast auf der Kante ihres eigenen Platzes. Wie aus der Ferne beobachtete sie das rege Treiben und obwohl sie auch ihre Meinungen zu den zahlreichen Themen hatte, behielt sie sie doch für sich. Warum? Nun, zum einen hatte ihr ihr Vater, ein französischer Diplomat, sehr früh schon beigebracht, dass man nicht über andere Menschen ohne deren Beisein sprach. Zum anderen, fühlte sie sich in der Gegenwart von Menschen meist etwas unwohl, wenngleich sie aber nichts lieber täte als spontan aufzuspringen und zu rufen: „Liebe Freunde! Ich habe heute Geburtstag und ihr seid alle herzlich zu meiner großen Party eingeladen!“ …Nur war da keine Party. Noch nicht einmal eine kleine Feier. Niemand wusste, dass heute ihr Geburtstag war und es würde vermutlich auch niemanden interessieren. Vielleicht war es auch besser so, denn so würde Susan vielleicht weniger an das Unglück erinnert, das dieser Tag über ihr Leben und das ihrer Mutter gebracht hatte. Vor neun Jahren, an ihrem sechsten Geburtstag, war ihr Vater mit einer kleinen Maschine auf dem Weg von Nepal zurück nach Frankreich. Er wollte es sich nicht nehmen lassen den Geburtstag seiner Tochter zu feiern, doch noch bevor den nächsten größeren Flughafen erreicht hatte um dort in eine Linienmaschine zu steigen, war sein Flugzeug in ein heftiges Unwetter geraten und von einem mächtigen Blitz getroffen worden. Die Aufzeichnung, sein letztes „Mayday, Mayday!“, war alles, das man Susan und ihrer Mutter noch von ihm hatte überbringen können. – Nein, es war wohl besser diesen Tag nicht zu feiern! „Susan Pierce. Susan?“, riss Madam Bustiers Stimme die Schülerin nun langsam aber doch aus ihren trüben Gedanken. „Ja. Anwesend.“, gab sie halbherzig zurück. „Danke. Dann sind wir ja sogar vollzählig.“, verkündete die Lehrerin. „Wie euch sicher entgangen ist, habe ich mich ein kleines bisschen verspätet. Das liegt daran, dass Direktor Damocles und der Lehrkörper beschlossen haben das schöne Wetter zu nutzen und euch mit einer Exkursion in die Menagerie zu belohnen.“ Kaum hatte Madam Bustier diesen Satz zu Ende gesprochen, brach spontaner Jubel in der Klasse aus. „Ruhe! Ruhe, bitte!“, versuchte die Lehrerin die Aufmerksamkeit der Klasse für einen letzten Rest des Tages noch einmal auf ihre Worte zu lenken, was ohne Zweifel äußerst schwer fallen würde. „Der Eintritt und etwaiges Essen und Getränke sind selbst zu bezahlen!“ – Auch diese Selbstverständlichkeit ließ den Jubel nicht im Geringsten abflauen. „Gut. Nachdem ihr mir sowieso nicht mehr zuhört… Wir treffen uns in zwei Stunden vor den Kassen. Nehmt beim Hinausgehen eine dieser Bestätigungen mit, lasst sie unterschreiben… ach, ihr kennt das ja…“, seufzte die Lehrerin mit einem Schmunzeln, auf die nun niemand mehr wirklich achtete und entließ so die Klasse. Einem reißenden Fluss Konkurrenz machend floss die Masse an Schülern am Lehrertisch vorbei und dem Ausflug entgegen, doch eine Schülerin beeilte sich nicht wie die anderen nach Hause zu kommen. Im Gegenteil, blieb sie vor ihrer Lehrerin stehen wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung, auch wenn ihr in diesem Moment nichts lieber gewesen wäre als es den anderen gleich zu tun! „Entschuldigung, Madam Bustier. Gibt es eine Möglichkeit, dass die Kosten für den Eintritt von der Schule übernommen werden? Ich würde auch weder essen, noch trinken. Es geht nur um den Eintritt.“, erklärte Susan mit peinlich gesenkter Stimme, aber ihre Lehrerin hatte bereits begonnen angedeutet den Kopf zu schütteln als sie sie vor sich bemerkt hatte. „Es tut mir leid, aber die Bedingung für diesen Ausflug war, dass alle Schüler ihren Aufenthalt selbst bezahlen, oder deren Eltern.“ „Aber Madam…“ „Susan, ich weiß, dass ihr nicht viel Geld habt, aber es gilt gleiches Recht für alle!“ - Susan wusste, dass dem nicht so war. Sofort fiel ihr Blick auf Chloé, die mit ihrem Handy in seiner neuen Diamanthülle noch vom All aus zu sehen sein musste! Etwas niedergeschlagen bedankte sie sich dennoch, um dann mit dem Rest des Stroms den Klassenraum zu verlassen. Alle hatten wie selbstverständlich im Vorbeigehen eine der Bestätigungen mitgenommen, auch Marinette und Alya, und ebenso Nino und Adrien. „Ist das nicht perfekt, Alter?“, fragte Nino seinen besten Freund. „Was meinst du?“, fragte Adrien zurück. „Na dieser Tag, das Wetter, und ein Besuch im Zoo!“ „Ja, stimmt. Alya und du, ihr habt euch doch bei einem „Zoobesuch“ verliebt, richtig? Das wird ihr sicher gefallen.“ „Nein, ja, das mein ich auch. Aber eigentlich…“, er stieß ihn mit dem Ellenbogen von der Seite an, „hab ich dich gemeint!“ „Mich?“ „Klar, Alter! Dich und…“ Adrien erkannte worauf das hinauslief. „Nino, Marinette und ich sind nur Freunde.“ „Na sicher. So wie Alya und ich nur Freunde waren!“, lachte er und zog mit Adrien hinter Marinette und seiner Freundin Alya den Gang Richtung Ausgang hinunter. Der Schatten ------------ Zwei Stunden! Das waren 120 Minuten, in denen die Kinder ihre Eltern um Erlaubnis und etwas Geld bitten würden, viele sich schon den herrlichen Tag ausmalten und einige sogar vor dem Spiegel standen und sich fragten welches Cap sie aufsetzen sollten oder ob ihre beste Freundin Recht hatte, dass es die perfekte Gelegenheit wäre ihrem heimlichen Herzallerliebsten endlich näher zu kommen. Während in Marinette die Aufregung so langsam einem ersten Höhepunkt entgegenstieg und Adrien sinnend in seinem Zimmer saß, auf dem linken Bildschirm ein Bild von Marinette, auf dem rechten einen Screenshot des letzten Berichts über Ladybug, und sich doch die eine Frage nicht beantworten konnte, die sein Herz beschwerte, kam anderorts eine einsame Tochter zu ihrer Mutter nach Hause, nicht um sie die Erlaubnis unterschreiben zu lassen oder um etwas Taschengeld zu bitten, nein, nur um ihr zu sagen, dass ihre Klasse heute früher entlassen worden war. „Schatz, du siehst traurig aus!“, bemerkte ihre Mutter Mary sofort. „Es ist nichts, Mum.“, versuchte Susan noch auszuweichen, aber es würde ihr nicht so leicht gelingen. „Ist es wegen deines Geburtstags?“, fragte Mary vorsichtig nach. Susan blickte auf. „Naja, ehrlich gesagt… ein bisschen. …Aber das ist schon okay. Ich werde in den Park gehen, da ist es auch schön. Um diese Zeit gibt es dort viele große, bunte Schmetterlinge. Vielleicht schreibe ich ein neues Gedicht.“, meinte sie nur, hob sich wieder vom Tisch und verschwand, nur mit ihrem Gedichtbuch und einem Stift durch die Tür der winzigen 2-Zimmer-Wohnung zu verschwinden, noch bevor ihre Mutter sie fragen konnte was ihre Tochter wirklich berührte. Nicht weit von der bescheidenen Wohnung, die das einzige war, das nach dem Tod ihres Ehemanns noch leistbar war, öffnete sich in diesem Moment die große, mechanische Blende eines Rundfensters. In der Dunkelheit stoben unzählige weiße Schmetterlinge auf. Es war Hawkmoth, der die Trauer und den Schmerz eines neuen Ziel für seinen Akuma erkannte. Mit seiner gewohnten Geste lud er ihn mit negativer Energie auf, auf dass er seine Beute verwandle! Auf leisen Schwingen flog der Akuma seinem Ziel entgegen, folgte ihm seinen Weg bis in die letzte Straße vor dem Park. Gleich wäre es soweit!... Susan atmete einmal tief ein. „Was für eine herrliche Luft.“, sagte sie, und mit einem Mal machte der dunkle Akuma kehrt… Mary wusste, manchmal brauchte Susan ihre Ruhe, aber auch wenn heute ihr Geburtstag war, etwas war anders als sonst. Sie kannte ihre Tochter und sie wusste es, wenn sie kurz davor stand zu weinen! – Und heute war sie definitiv kurz davor gewesen! „Was ist es nur?“, fragte sie leise in den Raum hinein während sie noch am Türstock lehnte als ob sie mit beiden Händen an ihm Halt suchte. In Gedanken ging sie alle Möglichkeiten durch, die ihr einfallen wollten, suchte nach einem Grund, nur um im Augenwinkel das Eck des kleinen, weißen Zettels zu bemerken, den das Mädchen schließlich doch noch, ohne echten Grund für sich, in ihren Rucksack gesteckt hatte. Noch etwas unsicher ob sie es wirklich tun sollte, zog sie ihn heraus und las von der Exkursion und ihrer Bedingung. Sie sank zu Boden. „Oh Susan, ausgerechnet an deinem Geburtstag. Alle haben sie einen schönen Tag in diesem dummen Zoo, und du… Du erzählst mir nicht einmal davon, damit ich gar nicht auf die Idee komme, dich zu überreden auch zu gehen! Das ist so unfair! Warum sind es nur immer die anderen, denen das Glück einfach so in den Schoß fällt?!“ Erste Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln der hilflosen Mutter, die bei aller Liebe meinte doch zu wenig für ihr einziges Kind tun zu können. Die Welt, sie war ohne Gerechtigkeit! Und sie gab stets nur jenen etwas, die ohnehin schon viel hatten! Voller Zorn und Ohnmacht drückte sie das Papier in ihrer Rechten fest zusammen als die salzigen Tränen sich langsam ihren Weg zum Fußboden suchten. So von Susans Mutter unbemerkt, glitt der schwarz-violette Schmetterling durch das nur einen Spalt breit geöffnete Fenster in das Zimmer, doch ließ er sich nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, auf der zusammengeknüllten Erlaubnis nieder, die sie immer noch in ihrer Rechten hielt. Stattdessen war es der Anhänger in Herzform, den sie trug, ein Geschenk ihres seligen Mannes, den er in Besitz nahm. Und dann hörte sie schon seine Stimme: „Robin‘ Hood. Ich bin Hawkmoth. Es ist ein großes Verbrechen an dir und deiner Tochter, dass andere immer mehr haben als ihr! Ich verleihe dir die Macht dir das zu nehmen was euch zusteht und im Gegenzug revanchierst du dich, indem du mir Lady Bugs und Cat Noirs Miraculous bringst!“ „Das klingt nach ausgleichender Gerechtigkeit!“, knurrte die akumatisierte Frau und erhob sich während das schwarze Leuchten ihr nunmehr das Äußere eines Schattens verlieh, kurz bevor sie, im Bruchteil einer Sekunde, einfach verschwand. Crysalis -------- Schwebte man über dem Herz von Paris, man hätte nur Sekunden später aus zahlreichen der nobleren Wohnungen und Häuser überraschte und entsetzte Schreie gehört, denn immer mehr und mehr der wertvollen Habseligkeiten der oberen Gesellschaft verschwanden spurlos. Und das einzige, das die Bestohlenen von ihrem Dieb vielleicht noch erhaschen konnten, war der Eindruck eines lebendigen Schattens, der ihre Schätze berührte, kurz bevor auch sie mit ihm verschwanden. Auch vor der Schärpe des Bürgermeisters machte die Diebin nicht Halt. Mit einer Berührung stahl sie ihm das Amtszeichen direkt von der Brust, ebenso, Augenblicke später, den Lieblingshut seiner Frau, allerdings nur um diesen sofort wieder an seinen Platz zurückzubringen. „Den kannst du behalten. Ihn zu tragen ist Strafe genug!“, rief Robin‘ Hood ehe sie, grausam lachend, wieder verschwand. Doch all diese Diebstähle, sie würden nicht reichen und waren zu weit gestreut um die Aufmerksamkeit der Helden zu erwecken… „Robin‘ Hood, konzentriere dich darauf Ladybug und Cat Noir herauszulocken. Wenn du ihnen ihre Miraculous nicht abnimmst werden sie dich irgendwann stoppen!“ „Ah, dann brauche ich wohl so etwas wie einen Köder! Mal sehen…“ Inzwischen hatte sich die Exkursion bereits in Bewegung gesetzt und in Wirklichkeit auch schon aufgelöst. Frei verteilte sich die Klasse auf dem weitläufigen Gelände. Marinette und Alya hatten zuerst die Affen besucht während Nino und Adrien ganz in der Nähe den Raubkatzen einen Besuch abgestattet hatten, vertieft in allerlei belanglose Gespräche, damit ihre Freunde nur nicht die kleine List bemerkten, die sich das Paar für Marinette und Adrien ausgedacht hatte. Bald schon würden sie die beiden am Gehege der Pfauen zusammenbringen, und vielleicht, mit etwas Glück, im wahrsten Sinn des Wortes! „Hey, da sind ja Nino und Adrien!“, bemerkte Alya gespielt überrascht und deutete auf die Burschen, die in diesem Moment aus der Gegenrichtung auftauchten. Marinette biss die Zähne zusammen. „He-ey! Hallo, Jungs!“, winkte ihnen Alya energisch zu während sie ihrer besten Freundin leise zuflüsterte: „Das ist deine Chance! Lächeln!“ „Äh, hi!“, begrüßte Marinette verlegen wie immer ihren heimlichen Schwarm während er ihr ein warmes Lächeln schenkte. „Toll, dass die Schule uns heute den Nachmittag hier verbringen lässt!“, meinte Adrien. Marinette nickte nur. „Ja, und wahrscheinlich haben wir das nur Marinette zu verdanken!“, eröffnete Alya. „Stimmt, sie hat schließlich die Party für Chloé organisiert! Das ist Monsieur le Maire bestimmt aufgefallen!“, stimmte ihr Nino zu. „Ach… das war doch nichts. Außerdem hätte es keine Party gegeben, ohne dass Chloé sich dieses eine Mal wirklich von ihrer guten Seite gezeigt hätte!“, winkte Marinette ab, aber auch Adrien stimmte den beiden zu. „Chloés Taten waren zwar der Anlass, aber du hast erst die Idee gehabt. Und sie umgesetzt. Und das alles im Alleingang!“ „Naja, ein bisschen haben wir schon geholfen!“, zwinkerte Alya, bevor Nino sie an der Hand nahm und meinte: „Komm, ich muss dir noch was zeigen!“ Ihre schon leicht gesunkene Nervosität wieder ansteigen fühlend blickte Marinette auf das Paar, das winkend und erstaunlich schnell Richtung Wolfsgehege verschwand. „Habt viel Spaß, ihr beiden!“, rief Alya zum Abschied. Marinette wandte sich zu Adrien. – Vielleicht hatte ihre beste Freundin ja doch Recht? Warum also sollte sie die Gelegenheit nicht nutzen?! „Danke.“, sagte sie. „Ich hab es gern gemacht.“ „Vielleicht sollten wir für dich ja auch einmal eine Party organisieren.“, schmunzelte Adrien, locker auf das Geländer gelehnt. Marinette errötete leicht. „W-wirklich? Würdest du… ich meine, findest du?“ „Nein! Wer würde schon für dich eine Party geben? Und warum?“, kam in diesem Moment Chloés quietschende Stimme samt Anhang in Form ihrer besten Assistentin Sabrina zwischen Gebüsch und Kinderrutsche hervor. „Nein, warte! Wenn du Paris gerettet hast, schick mir ‘ne SMS, dann versprech‘ ich dir, lass ich Sabrina eine Party für dich organisieren!“ „Chloé, das ist nicht besonders nett nachdem, was Marinette und die anderen für dich getan haben!“ „Nett?“, fragte die Tochter des Bürgermeisters hämisch. „Weißt du was nett wäre, Adrien Cherie? Ein Selfie von dir und mir, gleich hier vor den Pfauen!“, ereiferte sie sich und schon war Marinette zur Seite gedrängt und die Pose eingenommen. Sie streckte gerade ihre Selfie-Hand samt diamantbesetztem Handy in die Luft, als plötzlich der Schatten eines nahen Baums zum Leben erwachte und der Göre ihr wunderbares Handy, samt ihrer neuen, heiß geliebten Diamanthülle entriss! „Hey! Gibt das sofort zurück!“, rief die Bestohlene, doch der Schatten summte nur ein amüsiertes „M-mm“ und ließ es vor sich tanzend in der Luft schweben. „Ich… muss schnell… telefonieren!“, meinte Marinette und ließ Adrien einfach am Geländer des Geheges stehen, was ihr in diesem Moment ganz und gar nicht leicht gefallen war, und auch er hätte den Moment zu gern noch genutzt, aber es war Zeit! Sobald sie beide außer Sicht der anderen waren, verwandelten sie sich um die Szene erneut zu betreten. „Ah, da sind ja meine nächsten Opfer!“, rief ihnen Robin‘ Hood bereits entgegen. „Okay, was auch immer du bist, man nimmt anderen nicht ihr Spielzeug weg!“, gab Cat Noir zurück, worauf Chloe sofort „Spielzeug?!“, erwiderte, doch weder Schurkin noch Helden beachteten ihren Zwischenruf. „Diamanten sind ohnehin altmodisch, und diese hier dazu noch unecht!“, rief der Schatten und warf das Telefon zurück in Chloés Hände, die es sofort wie einen Geliebten in die Arme schloss und für den Moment verdrängte was sie gerade über seine funkelnden Steine gehört hatte. „Das war leicht…“, meinte Ladybug als in diesem Moment der Schatten verschwand um einen Wimpernschlag später seine kalten Finger an Cat Noirs Ring zu legen. „Ja, gut so, Robin‘ Hood! Bring mir ihre Miraculous! Sie haben keine Chance gegen dich!“, triumphierte Hawkmoth in seiner sicheren Festung, während Ladybug ihren Gefährten gerade noch mit einem schnellen Zug an ihrem Yoyo aus den Fängen des Schattens ziehen konnte. „Zwei gegen einen, das ist nicht gerade fair!“, flüsterte Robin‘ Hood, nur um erneut zu verschwinden. „Wo ist sie… er… es hin?“, fragte Ladybug verwirrt. „Es ist wie ein Schatten. Ich fürchte wo immer es Schatten gibt, kann dieser Schatten auch auftauchen.“, versuchte Cat Noir eine Erklärung zu finden. „Aber hier gibt es überall Bäume, Tiere und Pavillons! Aber vielleicht hilft uns ja das! – Glücksbringer!“ Doch auf Ladybugs Ruf erschein diesmal nur ein Paar Handschellen. „Handschellen? Was soll ich denn mit denen? Diesen Schatten verhaften?“ „Ich bin sicher, du findest die Lösung, Milady.“, sprach Cat Noir ihr Mut zu, kurz bevor aus dem Schatten eines Zierstrauchs eine Hand fuhr, die ihn am Bein in die Luft zu heben versuchte. Mit einem Rad wollte er sich aus der Umklammerung lösen. Ladybug erkannte ihre Chance und hechtete in mit den offenen Handschellen in seine Richtung und „Klack!“, schnappten sie zu. „Was?“, kreischte der Schatten um augenblicklich von Cat Noir abzulassen. „Du wagst es mir Handschellen anzulegen wie einem Verbrecher?“ „Nur vorübergehend, bis ich weiß wo dein Akuma sitzt!“ „Ich bin Robin‘ Hood! Ich bin Gerechtigkeit!“, rief der Schatten voll Zorn und ehe sie sich versah, fand sich Ladybug nicht mehr in der Menagerie – der Schatten hatte sie mit sich genommen! In eines der Becken des Aquarium de Paris! Erst dort löste Robin‘ Hood sich aus den Fesseln um sofort zu Cat Noir zurückzukehren. „Wo ist Ladybug? Was hast du mit ihr gemacht!?“, rief dieser als er versuchte den unberührbaren Gegner mit seinem Stab zu treffen. „Oh, du willst zu deiner Komplizin?“, fragte Robin‘ Hood. „Bring-mich-zu-ihr!“ „Wie du willst!“, und schon hatte sie ihn am Handgelenk gepackt und auf die andere Seite des verschlossenen Beckens gebracht. Dorthin wo eine Menge entsetzter Pariser beobachten mussten wie ihrer großen Heldin langsam der Atem schwand! „Milady! Nein!“, rief Cat Noir, sofort gefolgt von „Kataklysmus!“ Mit einem lauten Knall barst das bruchsichere Glas und eine Flut von Wasser warf dem Helden seine Angebetete in die Arme. Gemeinsam wurden sie zu Boden geschleudert und Cat Noir versuchte das Wasser aus ihrer Lunge zu pumpen ohne die schattenhaften Finger zu bemerken, die während dieser jähen Momente seinen Ring an sich nahmen. „Ja-haha, gut gemacht, Robin‘ Hood!“, rief Hawkmoth, ungewahr, dass der Bursche, den er durch die Augen seiner Schurkin nur von hinten sehen konnte, in Wahrheit sein eigener Sohn war. „Jetzt musst du nur noch Ladybugs Ohrstecker holen. Dann kann sich niemand mehr der absoluten Gerechtigkeit in den Weg stellen!“ „Niemand, sagst du?“, fragte Robin‘ Hood ihren vermeintlichen Meister. Etwas stimmte nicht, das konnte Hawkmoth fühlen. Robin‘ Hood stand einfach nur da und betrachtete das bewusstlose Mädchen und den Burschen, der verzweifelt versuchte ihr Leben zu retten. „Du kannst mich aufhalten. Du kannst mir alles nehmen, wenn ich dir erst ihre Ohrringe und den Ring gegeben habe.“ „Das war unsere Abmachung! Und du wirst dich daran halten!“, rief ihr Hawkmoth in Gedanken entgegen. Er wollte schon den ersten, bitteren Schmerz als kleine Warnung auf den Weg schicken als er sich plötzlich zurückverwandelte. „Was? Nuuruu!“ Doch es war nicht der unter seinem Willen versklavte Kwami, an dem es lag, sondern das beherzte Zugreifen des Schattens zu seiner Rechten, der in diesem Augenblick sein Miraculous von seiner Brust abzog und spurlos mit ihm verschwand. „Nein!“, hallte Gabriel Agrestes Ruf durch die unterirdische Kammer während das kleine Schmuckstück samt Schatulle anderswo, in einem kleinen Park erschien. Fast hätte Susan es auch übersehen, doch das blasse Gelb des darauf klebenden Zettels hatte sie aufmerksam gemacht. „Happy Birthday.“, stand darauf, in der Schrift ihrer Mutter. „Wie kommt das denn hierher? Mum?“, fragte sie in die Umgebung, doch niemand antwortete. Sollte sie es wirklich öffnen? Sie hatten doch nicht einmal das Geld um sich einen Zoobesuch zu leisten! ‚Und wenn es noch von Papa ist?‘, überlegte das Mädchen und beschloss das Geschenk nun doch zu öffnen. Kaum hatte sie den oberen Teil der Schatulle vorsichtig angehoben, ging für einen kurzen Moment ein intensives Strahlen von seinem Inneren aus. In einer Sphäre aus Licht erschien ein kleines, blass-violettes Wesen mit einer Spirale auf dem Kopf gezeichnet. „Was bist du?“, fragte Susan überrascht und das Wesen antwortete: „Ich bin Nuuruu. Was ich bin ist im Moment nicht so wichtig, aber deiner Mutter ist etwas Schreckliches widerfahren und nur du kannst ihr und den Menschen in Paris noch helfen!“ „Ich?“, fragte Susan ungläubig. „Was kann ich denn schon tun?“ „Sag einfach: Nuuruu, verwandle mich!“ „Nuuruu? Verwandle mich?“ Alles auf Anfang ---------------- Zur selben Zeit lag Ladybug in den Armen des zurückverwandelten Adrien, aber mehr noch, scheinbar in ihren letzten Momenten. „Nein! Milady! Das darf nicht sein!“, rief Adrien mit Tränen der Ohnmacht in den Augen, doch keiner seiner Versuche sein geliebtes Wesen wiederzubeleben wollte gelingen. Und so bemerkte er auch nicht den wunderschönen, in hellem Blau glitzernden Akuma, der sich vom nahen Durchgang her näherte um im Augenblick seiner Entdeckung auf dem Freundschaftsarmband zu landen, das Marinette ihm geschenkt hatte. „Armes Herz, ich bin Crysalis.“, hörte er mit einem Mal eine sanfte, weibliche Stimme in seinen Gedanken. „Ich spüre deine Verzweiflung und deine Angst um den Menschen, den du liebst. Ich verleihe dir die Gabe der Heilung, sodass du sie ins Leben zurückbringen und ihr wie auch dein Herz heilen kannst. Nimmst du meine Hilfe an?“ Adrien sah nicht auf, sein Blick war einzig und allein auf Ladybug fixiert. Er nickte. „Was immer ich tun muss, tue ich.“ Und kaum waren seine Worte ausgesprochen ging ein helles Strahlen von ihm aus. – Adrien hatte sich verwandelt, aber nicht in einen weiteren Schurken, sondern in Heartmender, einen Helden, der mit nur einer Berührung die, die er liebte, retten konnte. Er legte seine Linke an ihren Kopf und es begann schon zu wirken, das leichte Gleißen, das nun auch von ihr ausging. Und gerade in dem Moment als Ladybug die Augen aufschlug, als sei sie gerade erst aus einem langen Schlaf erwacht, erkannte sie… Cat Noir? Oder war es doch ein akumatisierter Adrien? – Sie konnte es in diesem Moment beim besten Willen nicht sagen! Ein leises Biepen zeigte den beiden jedenfalls an, dass auch sie sich bald zurückverwandeln würde. „Wer bist du…?“, fragte Ladybug noch etwas schlaftrunken als aus dem Schatten einer nahen Säule Robin‘ Hood ein letztes Mal angriff um ihre Ohrringe zu holen, jetzt da sie beide abgelenkt waren, doch obwohl er in diesem Moment nicht Cat Noir war, sondern Heartmender, vielleicht aber auch gerade deswegen, war Adriens Reflex so blitzschnell, dass er nur mit seiner Rechten die Angreiferin über sich und Ladybug hinwegwarf. Aber er hatte noch mehr getan! Seine Berührung, auch bei Robin‘ Hood schien sie eine Heilung ausgelöst zu haben. Eine Heilung im Herzen, denn sowie der Schatten auf dem Boden aufkam, verwandelte er sich zurück in die liebende Mutter, die sie in Wirklichkeit war, denn der Akuma hatte nun keine negativen Gefühle mehr, an denen er anhaften konnte. Vor vielen Augen flog er davon während nun auch der letzte schwarze Punkt der Ohrringe verschwand und auch Ladybug sich zurückverwandelte. „Marinette?“, fragte Adrien, leicht überrascht. „Oh nein!“, wollte seine Freundin noch sagen, doch stattdessen nickte sie nur leicht. „Jetzt weißt du wer ich wirklich bin.“, sagte sie, „Aber ich weiß immer noch nicht wer du bi…“, aber just in diesem Moment wurde auch Heartmender wieder zu Adrien. „Ich danke dir, Heartmender. Du hast nicht nur die gerettet, für die dein eigenes Herz schlägt. Auch das Herz einer dir völlig Fremden hast du geheilt.“, verabschiedete sich Crysalis von ihrem Getreuen als sie den dunklen Akuma bereits am Horizont herannahen sah. Auf ihrer Hand ließ er sich nieder. „Keine Sorge, mein kleiner Schmetterling. Deine dunklen Zeiten sind jetzt vorbei. Du musst nicht mehr böse sein.“, lächelte sie dem geflügelten Boten zu als sie ihre andere Hand über ihm schloss und alle negative Energie aus ihm bannte. Als einer der vielen weißen Schmetterlinge stieg er wieder in den Himmel auf. Damit endet unsere Geschichte aber noch nicht, denn eine Sache lag noch unausgesprochen zwischen dem Mädchen mit den dunkelblauen Haaren und dem Burschen, der sie gerettet hatte, aber unmöglich so schnell im Aquarium gewesen sein konnte… „Adrien, wie bist so schnell…“ „Robin‘ Hood dachte, sie kommt am einfachsten an meinen Ring, wenn ich abgelenkt bin.“ „An deinen Ring? Aber das bedeutet ja…“ Adrien nickte. „Und ich gestehe, ich bin froh, dass du endlich weißt wer ich bin, Milady.“ „Es tut mir leid!“, drang es in diesem Moment aus einer der hinteren Ecken des Raumes. Susans Mutter war es, die sich, von einem Besucher des Aquariums gestützt, aufrichtete und nun zu ihnen kam. „Das alles tut mir so leid! Ich wollte doch niemanden verletzten!“ „Keine Sorge.“, lächelte Marinette. „Uns geht es gut, und mein Miraculous wird das alles im Nu wieder in Ordnung bringen!“ Sie stand auf, gab der erschöpften Tikki ein Macaron, und wollte sich verwandeln als sie plötzlich Adriens Hand spürte. Sie hielt Inne. „Ladybug, Marinette, bist du sicher, dass du das dieses Mal tun solltest?“ „Natürlich! Wir müssen die Schäden, die durch Hawkmoths Taten verursacht wurden, rückgängig machen!“ „Aber ich denke, er hat das Schmetterlings-Miraculous nicht mehr.“ „Dein Freund hat Recht.“, bestätigte Susans Mutter. „Ich kann mich zwar kaum an etwas erinnern, das ich getan habe als ich unter der Kontrolle des Akumas stand, aber ich weiß noch, dass ich Hawkmoth seine Brosche gestohlen habe.“ „Aber wenn Hawkmoth sein Miraculous nicht mehr hat…“ „Ich kann mich leider nicht erinnern wohin ich es gebracht habe.“, gab die Frau mittleren Alters beschämt zu. „Wir wissen vielleicht nicht wer es hat, aber ohne sie, ohne ihre Hilfe, hätte ich dich nicht retten können.“ „Adrien, wir können uns nicht darauf verlassen, dass sein neuer Besitzer nur gute Absichten hat. Und denk nur an all die Menschen, denen etwas Wertvolles gestohlen wurde!“ „Aber wenn du dich jetzt verwandelst und alles wieder in seinen normalen Zustand zurückversetzt, dann nimmst du doch auch jemandem etwas, das ihm unglaublich viel bedeutet…“ „Adrien…“ „Ich weiß, meine Bitte ist dieses eine Mal vielleicht egoistisch, aber bitte tue es nicht. Ich will nicht vergessen wer du bist.“ „Das will ich auch nicht!“, Marinette legte für Adrien überraschend spontan ihre Arme um ihn. „…Das will ich auch nicht.“ Dann aber, kurz bevor ihre Lippen sich berühren konnten, ließ sie wieder von ihm ab und mit Schwere in der Stimme erklärte sie: „Aber es muss sein. Denk nur an all die anderen Menschen.“ „Du hast Recht.“, lenkte nun auch Adrien ein. „Wir sind Helden. Wir sind hier um andere zu beschützen. Und wenn es uns bestimmt ist, und davon gehe ich aus, werden wir uns erinnern!“ Marinette wusste diese Geste zu schätzen und nickte entschlossen. „Bereit, Marinette?“, fragte Tikki. „Ich bin bereit!“, gab Ladybug zurück. „Tikki, verwandle mich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)